Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 4. Oktober 2023
71@71 (gelistet)
nnier | 04. Oktober 2023 | Topic Musiq
Wer in den letzten zehn Jahren mal hier vorbeigeschaut hat, weiß ja, womit ich mich beschäftigt habe. Andere Interessen habe ich im Grunde nicht mehr; und nun, da sich nach dem Abschluss eine gewisse Leere auftun will, inventarisiere und verlinke ich noch kurz die 71 Songs (post-Beatles) von Paul McCartney, die ich anlässlich seines 71. Geburtstages im Jahre 2013 innerhalb eines Jahres vorstellen wollte.

Ich wurde dabei immer langsamer: Nach einem Jahr waren immerhin 24 Stücke besprochen, nach fünf Jahren hatte ich mich bis Platz 5 vorangearbeitet, weitere fünf Jahre benötigte ich dann für die letzten vier Titel.

Die besprochenen Lieder sind im Durchschnitt aus dem Jahr 1987 bei einer Standardabweichung von 12 Jahren und einem Median von 1984, Minimalwert 1970, Maximalwert 2013 (Letzteres, weil ich nur Stücke berücksichtigen wollte, die zu Beginn der Artikelserie schon existierten, wovon ich einmal knapp abgewichen bin.)

Der Zahn der Zeit nagt nicht nur an mir, sondern auch an diesem Blog, deshalb fehlt in den Beiträgen leider das eine oder andere ursprünglich eingebundene und inzwischen depublizierte Video. Ich vermisse vor allem den italienischen Amateur mit der Halskrause, der den Song "About You" (#37) ganz wunderbar vertont hatte, und hoffe, es geht ihm inzwischen besser!

Natürlich hat Paul unterdessen weiter schöne Musik veröffentlicht, und nachdem ich zwischenzeitlich den Wings noch mal eine Chance gegeben habe, frage ich mich, ob die nicht doch etwas unterrepräsentiert sind. Insgesamt kann ich mit der Liste aber leben, wie sie ist, und hier ist sie nun, und wenn auch nur als Referenz für mich selbst.

#71: Back On My Feet (1987)

#70: Looking For You (1997)
#69: Back In the Sunshine Again (2001)
#68: Stranglehold (1986)
#67: Feet In The Clouds (2007)
#66: Keep Under Cover (1983)
#65: That Would Be Something (1970)
#64: Through Our Love (1983)
#63: Try Not To Cry (1999)
#62: Old Siam Sir (1979)
#61: Long Leather Coat (1993)

#60: Kicked Around No More (1993)
#59&58: Be What You See (Link) / Dress me Up As A Robber (1982)
#57: Heaven On a Sunday (1997)
#56: Scared (2013)
#55: Simple As That (1986)
#54: Getting Closer (1979)
#53: Once Upon A Long Ago (1987)
#52: Biker Like An Icon (1993)
#51: Peace In The Neighbourhood (1993)

#50: Nobody Knows (1980)
#49: Ou est le soleil? (12" Extended Remix) (1989)
#48: Monkberry Moon Delight (1971)
#47: We All Stand Together (1984)
#46: Letting Go (1975)
#45: Celtic Stomp (1993)
#44: Sun Is Shining (2008)
#43: No More Lonely Nights (1984)
#42: Secret Friend (1980)
#41: A Certain Softness (2005)

#40: Nineteen Hundred And Eighty Five (1973)
#39: Ever Present Past (2007)
#38: Arrow Through Me (1979)
#37: About You (2001)
#36: I Want To Come Home (2009)
#35: Mrs. Vandebilt (1973)
#34: Pipes of Peace (1983)
#33: Every Night (1970)
#32: Goodnight Tonight (1979)
#31: Figure Of Eight (1989)

#30: Another Day (1971)
#29: My Soul (2008)
#28: Dance Tonight (2007)
#27: Coming Up (1980)
#26: Honey Hush (1999)
#25: Too Many People (1971)
#24: From a Lover to a Friend (2001)
#23: Calico Skies (1997)
#22: Tug of War (1982)
#21: Tres Conejos / Not For Ourselves (1991)

#20: Let Me Roll It (1973)
#19: Take It Away (1982)
#18: Souvenir (1997)
#17: Temporary Secretary (1980)
#16: Rinse The Raindrops (2001)
#15: Riding To Vanity Fair (2005)
#14: Band on the Run (1973)
#13: Deliver Your Children (1978)
#12: Live and Let Die (1973)
#11: Here Today (1982)

#10: Oo You (1970)
#09: Ram On (1971)
#08: Lonely Road (2001)
#07: Maybe I'm Amazed (1970)
#06: So Glad To See You Here (1979)
#05: Jet (1973)
#04: Comfort of Love (2005)
#03: Darkroom (1980)
#02: Oh Woman, Oh Why (1971)
#01: Great Day (1997)

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Sonntag, 18. Juni 2023
Happy 81
nnier | 18. Juni 2023 | Topic Musiq
Yes we're going to a party party
Yes we're going to a party party
Yes we're going to a party party


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Sonntag, 11. Juni 2023
71@71:#01
nnier | 11. Juni 2023 | Topic Musiq
- Sie hatten um einen Termin zwischendurch gebeten, das wirkte durchaus dringend auf mich

- Es ist ja auch nur noch eine Woche!

- …?

- Na, bis er 81 wird!

- Bis wer einund- … aaah, sicher, der hat im Juni Geburtstag, das erwähnten Sie schon

- Am 18.!

- Ja, mhm, er hat also am 18. Juni Geburtstag, auch dieses Jahr, wenn ich das so sagen darf … ist es denn ein besonderer, so ein runder Geburtstag? Ah, ich ahne es! Er wird 90, richtig?

- 81! 81! Der runde war letzes Jahr, das habe ich doch erzählt. Dass er da 80 geworden ist und wie ich mich über diese Fotos mit den grauen Bartstoppeln gefreut habe und wie er heimlich hinterm Hotel raucht, obwohl er schon seit Jahren behauptet, er hätte aufgehört

- Mhm, mhm … ja, ich erinnere mich, das war auch sehr eindrücklich für mich, wie Sie sagten, dass dieser George … Lemon, nicht, dass der nur 50 geworden ist

- John. John war das, und er ist mit 40 erschossen worden, und Paul ist letztes Jahr 80 geworden, mithin doppelt so alt

- Richtig, richtig … er ist also letztes Jahr 80 geworden, da wird er nun also bald 81, was macht das mit Ihnen?

- Na das ist ja nicht einfach so eine Zahl! Das ist für mich, weil ich doch vor 10 Jahren angefangen habe mit dieser Liste, und da dachte ich noch, das schaffe ich in einem Jahr, he he, total lächerlich, dachte ich noch so: 71 Songs, weil er halt 71 geworden ist, und im Schnitt wäre das ein Song alle fünf Tage, dass das gehen würde, dachte ich so, und hab dann ja auch mit "71@71", also diesem Titel, diesem Serientitel, mir quasi selbst … [atmet hörbar aus]

- Ja, das haben wir in den letzten Jahren, da haben Sie doch, da waren wir ja schon an dem Punkt, dass Sie gesagt haben, so, das mache ich ja für mich selbst, so, nicht für andere, nicht wahr, bin niemandem verpflichtet, und dass Sie sich ja ganz frei auch jederzeit neu entscheiden können, ist ja nicht in Stein gemeißelt, waren, glaube ich, Ihre Worte damals …?

- Klar, ich hab mir dann ja … Zeit gelassen und alles … und man kommt eh kaum noch zum Bloggen, ist auch schade irgendwie, ist auf ne Art selbstverstärkend: Man macht es nicht mehr und da sind keine Leute mehr und dann macht man es nicht mehr, weil keine Leute mehr da sind, und dann sind keine Leute mehr da, weil keiner mehr bloggt, das ist schon ein bisschen schade … war eine schöne Zeit damals … jetzt ist halt mehr die moderne Häppchengesellschaft, geht auch viel einfacher direkt mit dem Smartphone, zack, ein halber Gedanke – raus damit! Zack, ein lustiges Foto – raus damit, habe ich ja erzählt, ist ähnlich wie dieses Twitter …

- Mastur-, Master-, Sie haben davon erzählt

- Mastodon heißt das, sind echt ganz nett da alle, macht auch Spaß, aber es ist halt mehr Instant, hier ein Like und da ein Boost und zack, nächstes Thema, also mir macht das auch Spaß und alles, aber das mit dem Bloggen damals … na, ich hätte jedenfalls trotzdem nicht gedacht, dass es ZEHN Jahre werden, also das war in meinem Hinterkopf schon immer die ab-so-lu-te Höchstgrenze, wo ich noch dachte, das ist dann die endgültige rote Linie, das ist immerhin Faktor zehn, also sorry … und nun ist es in einer Woche soweit … was soll ich nur machen … hat auch mit Selbstachtung zu tun …

- Sie machen sich Gedanken, weil Sie nicht so weit mit Ihrem Projekt, nenn ich es jetzt mal, gekommen sind, wie Sie gerne … wieviele Lieder fehlen Ihnen denn noch?

- Nur eins, das letz-

- [Sehr leise] Nur eins?

- Ja, ich habe

- ES FEHLT IHNEN NUR NOCH EIN LIED? UND SIE MACHEN HIER SO EINEN AUFRISS?

- Ich wollte eigentlich

- ICH KRIEG DIE KRISE. SEIT JAHREN SPRECHEN WIR HIER ÜBER NICHTS ANDERES: McCARTHY DIES! McCARTHY DAS! UND JETZT MACHEN SIE EINEN EXTRATERMIN, WEIL IHNEN EIN! LIED! VON! IHRER! LISTE! FEHLT! ICH SAGE EXTRA PATIENTEN AB, DIE HABEN ERNSTHAFTE - ACH, WAS REDE ICH!

- Ich dachte

- AUFM SACK GEHT DAS EINEN!

- Es ist nur, weil

- WEIL McCARTHY DIES! WEIL McCARTHY DAS! JAHREIN, JAHRAUS HÖRE ICH MIR DAS AN! ICH SAGS MAL DEUTLICH: ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN! GROW UP! GET A LIFE! [Schnauft hörbar durch]

- Tut mir leid … Sie haben wohl recht … ist wahrscheinlich wirklich … ich kann sonst auch nächstes Mal …

- NIX DA. SITZENBLEIBEN! JETZT WILL ICH ES AUCH WISSEN. WELCHES IST DAS LETZTE LIED VON IHRER ACH SO WICHTIGEN LISTE? WAS HABEN SIE AUF NUMMER EINS? DA SIND SICHER NE MENGE LEUTE TOTAL GESPANNT DRAUF! [Schnaubt höhnisch]

- Also das ist jetzt nicht in dem Sinne die Nummer eins wie bei so einer Hitparade … im Sinne von, der größte Kracher kommt zum Schluss … ich habe eher, wie wenn man so die Essenz, aber das ist schwer zu erklären

- DARAN SOLL ES NICHT LIEGEN! WIR HABEN NE MENGE ZEIT! LASSEN SIE HÖREN!

- Also das ist so ein Lied, kaum jemand wird es kennen, und das hat es mir ja auch so schwer gemacht, damit die Serie abzuschließen, weil dann alle denken

- ALLE DENKEN! WER SIND DENN "ALLE"? WIE VIELE LESER HABEN SIE DENN NOCH? ODER LESERINNEN, MUSS MAN JA HEUTE SAGEN? [Schnaubt verächtlich]

- Ich bin nicht ganz sicher … eine hat früher manchmal komm-

- "EINE" SAGT ER! SEHR GUT! MUSS ICH NACHHER MEINER FRAU ERZÄHLEN, DIE LACHT SICH SCHLAPP! ALSO - WAS DENKEN "ALLE"? RAUS DAMIT!

- Na, so, dass am Ende was besonders … Beeindruckendes kommt, ein Kracher, ein großer Hit, wo dann alle sagen: Wau, das ist mal wirklich ein gutes Lied

- NA WO GEHOBELT WIRD, FALLEN SPÄNE! TRAU, SCHAU, WEM! NACHTIGALL, ICK HÖR DIR TRAPSEN! MORGENSTUND HAT GOLD IM MUND! DIE SPANNUNG STEIGT: WIRD ER MICH NOCH ERHELLEN? DARF ICH WOHL WEITER IN SEIN INNERSTES VORDRINGEN UND HÖFLICH FRAGEN, AUF WELCHES LIED DIE WELT NUN 10 JAHRE GEWARTET HAT? TROMMELWIRBEL! TUSCH! NUN ABER! JETZT, UNVERZÜGLICH!

- Es ist Great Day

- GREAT DAY?

- Ja, das ist so ein

- AUF PLATZ EINS IHRER IN 10 JAHREN KURATIERTEN LISTE STEHT ALSO DER ABSCHLIESSENDE SONG AUS DEM 97ER ALBUM FLAMING PIE, DEN ER SCHON IN DEN 70ERN KOMPONIERT UND DANN IM SEPTEMBER 1992 IN DER GLEICHEN SESSION MIT GEORGE MARTIN AUFGENOMMEN HAT, DER AUCH "CALICO SKIES" VOM SELBEN ALBUM (DAS IN IHRER LISTE IMMERHIN AUF PLATZ 23 GEKOMMEN IST) SOWIE DAS ERST 2020 VERÖFFENTLICHTE "WHEN WINTER COMES" ENTSTAMMEN? DIESES LIED HABEN SIE AUF PLATZ EINS?

- Äh ... ja, weil, obwohl

- Interessante Wahl. Wäre ich nicht drauf gekommen. Aber das Lied hat was, muss ich zugeben. Wie sagten Sie vorhin … Quintessenz? Interessant, interessant …

- Es ist so viel von ihm drin. Die einleitenden Akkorde auf der akustischen Gitarre, und überhaupt, dass es sozusagen purer McCartney ist … sich selbst live mit der akustischen Gitarre begleitend … und dann diese Stimme, die mag ich für mein Leben gerne, damals ist er noch in die Höhen gekommen, und es ist was Wehmütiges dabei, trotz der positiven Lyrics, sind vielleicht ein paar Mollakkorde dazwischen oder so, ist vielleicht auch überinterpretiert jetzt von mir, aber es löst so eine nostalgische Sehnsucht nach den 70ern aus, als er das Lied seinen Kindern vorgespielt hat, und manchmal auch vielleicht, dass ich mir wünsche, ich hätte dabeisein können, einmal nur … weil er mir auch als Mensch so …

- Und Linda begleitet ihn


- Genau! Ganz dezent singt sie manchmal mit, und das klingt sogar schön, also muss man hier wirklich sagen: "sogar," weil ich das manchmal auch nicht so gut finde

- Aber er hat sie geliebt und wollte sie mit dabeihaben

- Ja, und das ist natürlich auch total sympathisch auf ne Art … in einer Zeit, als die ganzen Rockstars einen auf Wild Life (he he) gemacht haben, so Sex&Drugs, und er geht mit Familie und Kindern auf Tour und pfeift auf die ganzen Kommentare … so uncool, dass es schon wieder cool ist

- Und dann ist sie ja auch krank geworden

- Ja, bald nach Flaming Pie ist sie gestorben … ich war echt traurig an dem Tag … und Paul hat jahrelang gelitten, das sah man richtig auf den Fotos … aber 1992, als sie das aufgenommen haben, wussten sie das wohl alle noch nicht

- Ist jedenfalls wirklich ein schönes Lied

- Nicht wahr? Und so beiläufig. Er kann ja auch massiv durchproduzierte Sachen, kann er ja auch sehr gut, und bei diesem Lied freut mich aber gerade diese dahingeschrummte Gitarre mit den Saitengeräuschen beim Umgreifen, und wie er da auf irgendeinem Kofferdeckel trommelt oder so, und diese kurze, improvisierte Stelle ohne Worte, wo er nur so … [singt:] "Woohooohoohoooo, ooohooohooohooo yeah … gonna be a great day"

- [Stimmt ein:] "… gonna be a great day!" Ja, und auch das Ende ist schön

- Genau! Das wollte ich noch sagen! Dieser Ausklang mit der letzten hohen Gitarrennote: So simpel, und gleichzeitig einfach perfekt. Ich finde halt das ganze Lied so … Paul auf den Punkt gebracht irgendwie, und es macht mich tief drinnen einfach umfassend … glücklich, ihn ... singen zu hören ... so wie kaum etwas anderes [räuspert sich] … ich kann das gar nicht richtig ausdrücken [reibt sich den Augenwinkel] ... Entschuldigung …

- Das verstehe ich. Das kann ich gut verstehen.

- …

- Tut mir übrigens leid, wenn ich vorhin …

- …

- Also wenn ich da ein wenig aus der Rolle sozusagen

- …

- Aber Sie müssen verstehen, ich habe manchmal auch solche und solche Tage

- …

- Und mir erschien das über die Jahre manchmal ein wenig

- …

- Also andere Pat-, andere Klienten sprechen manchmal auch jahrelang über ein Thema, das für sie sehr zentral ist

- …

- Und das ist auch völlig OK so

- …

- Mir schien es nur zwischendurch, dass Sie

- …

- Ich war manchmal nicht sicher, ob das sozusagen echt ist

- …

- Also ob Sie vielleicht auch tiefer liegende Dinge dadurch vermeiden, niemand kann ja ernsthaft immer nur diese eine Sache

- …

- Also wenn jemand quasi 10 Jahre, wenn es da immer und immer wieder um die Lieder von diesem Paul McCarthy … äh … da auf dem Tisch sind Taschentücher …

- …

- Also das ist halt schwer vorstellbar, dass das jemand sooo emotional und in der Tiefe … nehmen Sie noch ein Taschentuch ... was ist denn ... also ich wollte jetzt nicht ... äh

- …

- Ich wollte Sie auf keinen Fall … das ist mir jetzt … warten Sie, ich habe noch eine neue Packung da hinten

- …

- Ähm, aber immerhin haben Sie es jetzt geschafft

- …

- Also mit Ihrer Liste. Nummer eins ist also Great Day. Von Paul McCarthy. Ist doch irgendwie auch ein schöner, versöhnlicher Abschluss, finden Sie nicht!

- …

- Ähm, wir sind über die Zeit, wollen wir es für heute dabei belassen? Und fürs nächste Mal, Themenvorschlag, weil's mich schon immer interessiert hat: Wie war eigentlich das Verhältnis zu Ihrer Mutter?

- McCartney. McCartney heißt der.



---
Platz 1: Great Day (1997)

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Samstag, 18. Juni 2022
Awe, Gratitude, Love.
nnier | 18. Juni 2022 | Topic Musiq
If I could find the words
(McCartney, Caesar Rock)

Na ja, ich werde sie nicht ausgerechnet heute finden. Jemand hat das auch längst getan (nochmals danke für den Hinweis):
Here, I want to say why I think Paul McCartney is still underrated, as an artist and as a man, and why there are really only three justifiable emotions to feel about him: awe, gratitude, and love.
Diesen Artikel habe ich gestern noch einmal gelesen, und es stimmt alles. Man begreift es trotzdem nicht:
Monday, June 14, 1965. The Beatles didn't get to Abbey Road until the afternoon. They set about recording three Paul songs, starting with I've Just Seen a Face [...]. They get it right after six takes, and move on to I'm Down, a bluesy screamer in the style of Little Richard. After seven takes, it's done. The session ends, the Beatles disperse before returning in the evening, when Paul records a ballad called Yesterday, in two takes. [...]. By 10pm he and Jane Asher are at a bar on Cromwell Rd.
Wie machst du weiter, wenn das plötzlich vorbei ist, mit 28 Jahren oder mit 38, mit 78? Rekorde sammeln, den eigenen Status festnageln, den so lange grotesk unterschätzten Anteil am Werk der Band herausstellen: Das war ihm nicht egal, und wer will es ihm verdenken.

Trotzdem ist es vollkommen gleichgültig, ob jemand in fünf oder sechs Jahrzehnten irgendwas auf Nummer 1 hatte, oder wer am meisten Platten verkauft hat. Vor Jahren gab es mal einen Auftritt im Rahmen einer dieser Plastik-Castingshows, da quillt es aus dem Bildschirm: "700 MILLION ALBUM SALES", als würde das neben Eminem oder Mariah Carey (jeweils ca. 200 Millionen) irgendwas aussagen.

Mich macht es täglich froh, dass er weitergemacht hat. Und dass er weitermacht. Nehmen wir meinen Ohrwurm der letzten Tage: Caesar Rock, einen völlig unscheinbaren Song aus dem sowieso nicht gerade bedeutenden Album Egypt Station von 2018. Den hatte ich fast vergessen, neulich schob er sich seitlich in mein Bewusstsein, und ich freue mich seit Tagen daran.



Nehmen wir Bogey Music von 1980 ("one bit of McCartney II that not even the nuttiest Macca fan has attempted to reassess", [Q]): Mir hat das schon an vielen Tagen ein Lächeln aufs verhärmte Gesicht gezaubert, gleich morgens, wenn noch alles Mist ist.



Und vielleicht ist das seine größte Leistung: Im richtigen Moment auf die ganze Historie und den eigenen Status zu pfeifen. Den nächsten Song schreiben. Ausprobieren. Weitermachen.

---
We're gonna have a good time
Happy birthday to you

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Sonntag, 1. August 2021
71@71:#02
nnier | 01. August 2021 | Topic Musiq


Abb. 1: Waren wir alle bein Infen gewesen, dann schön Mädelsabend.

Wer so etwas auf der B-Seite seiner ersten Single versteckt, muss sich natürlich über nichts wundern. Für mich sind die 70er mit den Wings tatsächlich die am wenigsten begeisternde Epoche aus McCartneys Schaffen. Jahrelang verstaubten die CDs im Regal, ich hatte sie mir für ruhigere Momente, etwa eine Pandemie, aufgespart, um noch mal systematisch alles anzuhören. Jemand brachte mich neulich auf die Idee, das jetzt mal zu tun. Und wie bestimmt schon mal gesagt - ich mag von McCartney sogar die Sachen, die ich nicht so mag.

Trotzdem ist da natürlich zu viel Nettes, Belangloses, auch Kitschiges, teilweise geradezu provozierend Selbstgenügsames (Silly Love Songs, Warm and Beautiful), das lässt sich retrospektiv alles gut anhören und einordnen, aber man versteht auch die damalige Ungeduld der Fans und Kritiker bis hin zur Verzweiflung (wenn auch nicht die Bösartigkeit). Muzak, ganz so weit musste John das nicht herholen.

Dann wieder blitzt sein Talent auf wie in diesem fantastischen Rocker. Vollkommen entspannt instrumentiert, ungewohnt bluesig, grandios gesungen (wie sein Gesang insgesamt nicht genug gewürdigt wird), ich kann gar nicht fassen, dass der so ein Nischendasein führt mit seinem antreibenden Bass, der cool slidenden Gitarre, den peitschenden Drums. Aber was weiß ich schon, vielleicht liegt's an Linda.

Platz 2: Oh Woman, Oh Why (1971)

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Freitag, 18. Juni 2021
Happy 79
nnier | 18. Juni 2021 | Topic Musiq
I would like you to dance (Birthday)
Take a cha-cha-cha-chance (Birthday)
I would like you to dance (Birthday)
Oh dance!
Dance!

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Montag, 26. April 2021
Massive Imagine
nnier | 26. April 2021 | Topic Musiq
Sie werden sich erinnern: Einmal nach dem Ende der guten Popmusik kam doch noch was, das war in den 90ern. Wunderschön mollgestimmt sang Tracey Thorn bei Everything But the Girl und Massive Attack. Auch wenn das vor computerkalt gesampelter Kulisse geschah, sprach es mich an, und so lauschte ich für einen Moment noch mal derselben Musik wie der Rest meiner Kohorte, kaufte Vorgänger- und Remixalbum und noch irgendwas von Portishead. Bald staubten die Sachen trotzdem ein, manchmal dachte ich noch dran, beließ sie aber in ihrer Zeitkapsel.

McCartney III Imagined hat mich beim ersten Durchhören angestrengt; man kennt ja all die Remix-Elemente - Echo-Effekte, Drumloops, Handclaps - und oft sind die Stücke zu lang und walzen ihre eine Idee aus, das kann man auch dem von mir kürzlich angepriesenen Beck-Stück nachsagen, mit dem das Album beginnt. Gleich im Anschluss Tiktokpop, in dem alle 20 Sekunden ein neuer Reiz gesetzt werden muss - nicht mein Fall. Noch zweidrei Lieder, die mich nicht vom Hocker reißen, dann aber wird es interessant: Das im Original womöglich doch etwas schlichte Seize the Day wird von einer gewissen Phoebe Bridgers aufs Angenehmste nach Moll gezogen und gewinnt eindeutig an Tiefe. Herrn EOB kenne ich auch nicht, er bringt mich aber zum Grinsen, wenn er einfach den Distortion-Regler hochreißt und das Lied ansonsten so belässt. Dann kommt jemand und legt schön verstimmte Piano-Akkorde und einen sommerleichten Beat unter das hinreißende When Winter Comes, und dieses geht daran keineswegs kaputt: Man kann ja überhaupt nicht fassen, dass er ein solches Juwel 25 Jahre liegenlassen hat, und für mein Empfinden werden die schöne Melodie und der anrührende Gesang von den hinzugefügten Spuren hervorgehoben statt begraben, auch wenn ich vorher überzeugt war, dass die schlichte Originalform (Gesang mit akustischer Gitarre) die einzig passende wäre.

Zentrum des originalen Albums ist ein Brocken namens Deep Deep Feeling. Wenn den zum Abschluss des neuen Albums jemand schreddert und die Häcksel in den Trichter einer Massive-Attack-Maschine einfüllt, kommt ein Zwölfminüter heraus:



[Jetzt noch was mit Dekonstruktion, Soundästhetik, Rauschen!, Lo-Fi-Elemente vs. hymnisches Pathos und der ganze Riemen]

[Und eine qualifizierte Beurteilung würde ich schon noch erwarten, "geiler Song" ist n büschen dünne]

["Mach ich morgen!?"]

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Donnerstag, 1. April 2021
Mal kurz was anderes zwischendurch
nnier | 01. April 2021 | Topic Musiq
Mitte der 80er war es im Prinzip vorbei mit der Popmusik, das ist ja klar. Wenn trotzdem noch mal etwas Gutes kam, hatte es immer einen Retrotouch, so auch beim Cool Kid der 90er, Beck, von dem man später irritierendes Scientology-Zeug mitbekam. Einige Jahre nach Erscheinen, ich segle ja gerne im Windschatten hinterher, stolperte ich also über das Lied, von dem sie alle gesprochen hatten, Loser, ich fand das Slackertum ja etwas Plakativ, aber dann klangen hinten schon ein paar indische Gi- oder Sitarrenklänge, nicht so schlecht, und nach dem Sprechgesang tatsächlich ein anständiger Refrain: Sooooy - uhun perdedor - I'm a loser, baybeee, so why don't you kill me. Sag ich doch, plakativ, und ich sag mal: 1966, -67, Sounds of Paint it Black von George Harrison, dann vor allem aber:

Na na na nananana, nananana, hey Jude
(repeat X number of times, fade)


- ist doch offensichtlich, bis zur Metrik, singen Sie doch mal parallel, Sooooy - uhun perdedor - nananana, sehen Sie! Und ich bin ja leicht zufriedenzustellen, kommt doch entspannt rüber, kann man doch hören, ist ja nichts Neues, ist doch trotzdem nett!

Kommt jetzt, kaum ein paar Monate nach Erscheinen des Originals, McCartney III noch mal als Cover- und Remixalbum heraus, heißt es: Alte Bekannte und neue Stars, gut, denkt man: Billy Joel wahrscheinlich und irgendwelche Kids von TikTok, das Marketing redet da garantiert mit - und, ja, die zweite Vermutung stimmt leider, aber die erste ist falsch, kein Joe Walsh und kein Brian Wilson, aber immerhin, einen Namen kenne ich doch: Beck.

Jetzt hatte ich erst kürzlich eine Debatte über das Für und Wider der Falsettstimme, und man einigte sich, dass diese auf den letzen McCartney-Alben nicht unbedingt immer nur zum Vorteil der Songs eingesetzt wurde, auch wenn das im fortgeschrittenen achten Lebensjahrzehnt seine stimmtechnischen Gründe haben mag.



Und dann passt plötzlich alles, da remixt der komische Scientologe einen Song, dass man sich wie in den 80ern fühlt, als man 10,95 DM für eine Maxisingle zu Montanus tragen durfte, um sich zu Hause den Remix auf der B-Seite anzuhören. Toll, auch klanglich wie damals, und besonders der Teil mit dem Falsett fängt mich ein. Just saying.

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Samstag, 12. Dezember 2020
71@71:#03
nnier | 12. Dezember 2020 | Topic Musiq
- Jetzt sind ja sozusagen noch drei Stücke offen auf Ihrer Liste

- "Sozusagen" ist gut

- Es sind also noch drei Stücke offen, und wir sind haben uns gefragt, ob Sie vielleicht so etwas wie ein vorläufiges Fazit

- Ach na ja, wenn es etwas gibt, das mir dadurch noch mal bewusst geworden ist, dann das mit den Heimstudiosachen. Also der hat ja schon früh ohne die anderen, und ich meine jetzt nicht Yesterday, da sind noch die Streicher, sondern auf dem Weißen Album so was wie Why Don't We Do It in the Road? - gut, da ist noch Ringo an den Drums, aber Paul hätte genausogut selber, hat er ja auch bei Back in the USSR, und es klingt bei Why Don't We Do It in the Road? für mich fast mehr nach ihm als nach Ringo. Es gibt ja diese reinen Solonummern wie Blackbird, John hat sowas auch z.B. bei Julia, aber diese Art meine ich nicht, wenn einer nur mit akustischer Gitarre oder meinetwegen noch Streichern, sondern ich meine Sachen wie Wild Honey Pie z.B., wo wir gerade beim Weißen Album sind. Das Lied hat mich als Kind übrigens echt genervt, aber nur mal als Beispiel, das ist sozusagen ein "Band"-Stück, das er aber alleine, Spur für Spur, und da kommt für mich der geniale Musiker durch, weil ich finde, dass die Sachen trotzdem so nach Band klingen. Obwohl er da gerade nicht ausgefeilt arrangiert und sicher keine seiner Weltklassemelodien rauswirft, er hat ja mit Bands und Produzenten wirklich Un-glaub-li-ches, bloß dass ich tatsächlich diese ganz einfachen, weil da auch der Spaß am Heimstudio und am Unperfekten. Und das ist für mich das Tolle am ersten Soloalbum und dann halt 1980 noch mal mit McCartney II. Zehn Jahre Abstand, manche haben damals gesagt: Er hat sich erschreckend wenig weiterentwickelt, da sage ich: Gott sei Dank! Inzwischen gab es ja Synthesizer, man muss bloß mal hören, was Alan Parsons und solche Leute da schon in den 70ern klanglich rausgeholt haben, dagegen sind die dünnen und verrauschten Sounds auf McCartney II natürlich lächerlich. Und ich sage: Zum Glück sind sie so dünn und verrauscht! Man stelle sich vor, das wäre so ein voller und cleaner Sound, ich habe ja nun überhaupt nichts gegen die frühen 80er, da hat jemand wie, sagen wir, Howard Jones alleine vor sich hingefrickelt und mit seinem DX7 Melodie, Fläche, fette Basslinie und wahrscheinlich auch noch synthetische Drums, hat er einen perfekten Klang, also das würde zu den Liedern auf McCartney II einfach nicht passen. Schon dieses normale Schlagzeug, einfach mit dem Mikrofon aufgenommen, und das hört man halt auch. Da fragt man sich schon, wie das heute klänge, es ist ja 50 Jahre her seit dem ersten Soloalbum und 40 seit McCartney II, eigentlich schade, dass es nur diese beiden geblieben sind, wäre ja eine schöne Serie gewesen, so alle 10 Jahre, aber darauf haben die Fans dann doch vergeblich gewartet. Bloß wie das dann klänge, heute, wo jeder mit seinem Telefon in einer Qualität, von der man damals nur träumen - und da frage ich mich schon, ob dieses Hingeworfene, Skizzenhafte, gerade nicht Perfekte, ob das für ihn überhaupt noch möglich - na ja, wir werden es nicht mehr erfahren, eine McCartney III sozusagen, he he, also interessant wäre es schon. So was wie Darkroom, Sie werden das nicht kennen: Erst legt er die einfache Melodie vor, spielt verhalltes Zeug mit dem dünnen Synthesizer, die Basslinie natürlich super, und wie er dann aber beim Gesang immer mehr Quatsch, im Falsett, come-a-come-along, co-co-co-co-co-co-co-co-co-co-co-come on, oh, come on!, als wäre er ganz für sich, alleine unter der Dusche. Oder bekifft. Das war doch Ihre Frage!?

Platz 3: Darkroom (1980)

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Sonntag, 6. September 2020
71@71:#04
nnier | 06. September 2020 | Topic Musiq
Man weist in meiner Gegenwart penetrant darauf hin, dass ja "immerhin schon 2020" sei. Ach! Als würde ich das nicht ständig bei meiner Arbeit zu hören kriegen, erst letztens wieder: Ist ja nun schon 2020, wird der BER jetzt irgendwann fertig, die Einrichtung sieht schon so retro aus. Ja, was weiß denn ich! Bin ich Jesus? Kann ich in die Zukunft sehen!? Pff, Projektleiter, pff. Baut ihr mal einen Flughafen!

Man fragt sich zwischendurch auch mal nach dem Sinn des Ganzen. Ihr nicht, schon klar: Arbeiten, schlafen, dazwischen essen und fernsehen. Wacht mal auf, Leute! Wenn ich in den Sternenhimmel schaue oder ganz tief in einen Brunnen, wenn ich nachts unbeleuchtet auf der falschen Straßenseite fahre und erst im letzten Moment nach rechts ziehe - da kommen mir manchmal ganz andere Fragen. Ist das alles, wofür ich hier bin. Ist da sonst nichts. Wozu noch ein Flughafen, Deutschland ist doch auch schön. Oder: Interessiert das die Leute wirklich, welches dein viertliebstes Lied von Paul McCartney ist.

Also ich hab mir einen Garten angeschafft, kleine Scholle, und erst mal umgegraben. Kartoffeln, Mangold, Squashy, Kürbisse - wie bitte, ach, Squashy oder auch Gem Squash, das ist so zwischen Kürbis und Zucchini, wird wohl in Südafrika viel gegessen und das sind Riesendinger, die du grün erntest und bei der Lagerung verfärben sie sich mit der Zeit orange. Kannst du im Prinzip wie Kürbis oder Zucchini verarbeiten, so als Auflauf zum Beispiel oder püriert in einer Suppe, musst halt gut würzen, so viel Eigengeschmack wie ein Hokkaido z.B. hat der Squash jetzt nicht, aber eine interessante Konsistenz. Kartoffeln konnte ich mir nie vorstellen, aber die Belana ist schon super, und dann hab ich noch die Blaue Anneliese ausprobiert, nicht nur wegen der Farbe: Als Backofenkartoffel sagenhaft gut! Kann sein, weil's die eigenen sind, dass man sagt: Die schmeckt aber noch mal besser als die vom Markt - Autosuggestion in dem Sinn - aber ist am Ende ja egal, warum es einem so gut schmeckt, Hauptsache, dass es einem so gut schmeckt! Was ist dagegen z.B. ein Flughafen, ich mein die Frage ernst: Muss man vielleicht selbst erlebt haben, aber ich seh das wirklich so inzwischen.

Jetzt McCartney - ich habe die Fotos mit den grauen Haaren gesehen, finde ich super, dass er das jetzt so hat rauswachsen lassen, hab mir persönlich ja fest vorgenommen, gar nicht erst zu färben, aber das soll jeder machen, wie er will. Ich mag ihn ja vor allem wegen seiner Musik, aber dann ist er auch noch so sympathisch, hat kaum je etwas Dummes gesagt in all der Zeit, muss man auch erst mal schaffen in roundabout 60 Jahren öffentlichem Leben. Und wenn man drauf gestoßen wird, muss man auch noch zugeben, dass er oft ganz schön coole Klamotten trägt. Mit reicht ja mein Gärtnerhut zu Latzhose und Gummistiefeln. Und da gibt's doch auch so ein Foto von ihm auf seiner Farm in Schottland, meine ich.

Platz 4, was soll ich sagen, es wird jetzt nicht origineller, vielleicht komme ich deswegen auch so langsam voran, weil ich diesen Erwartungsdruck spüre, wie bei dem Flughafen, also nicht nur, dass er fertig wird, sondern auch, dass er irgendwie besonders toll wird. Und ich mag halt die einfachen Stücke, habe ja nie behauptet, hier nach irgendwelchen objektiven Kriterien die Liste der größten Hits zu präsentieren, das können andere gerne tun, ich wollte ja immer nur meine 71 liebsten Stücke aus seiner Zeit nach den Beatles vorstellen. 71 - ach, das war, weil er damals gerade 71 Jahre alt geworden war, und da dachte ich noch, ein Jahr reicht locker, deswegen der Titel "71@71".

Ich habe hin und her überlegt, ob das Platz 4 oder Platz 3 ist, jetzt ist es die 4 geworden, und es ist ein Stück von 2005, das er komplett alleine aufgenommen hat. Ich mag diese Beiläufigkeit, es ist kein wahnsinnig originelles Stück Musik, und trotzdem macht es mich augenblicklich glücklich, das meine ich ernst! Kann der blödeste Tag bei der Arbeit gewesen sein, ich mache das Lied an, ich kriege sofort gute Laune. Ich freue mich über den Start, der einen mit seiner Gegentaktung gleich mal aufs Glatteis führt; über die einfachen Rock-Akkorde auf der Gitarre; die Kopfstimme ("oohoo-oohoo, oohoo-oohoo!") mittendrin, sogar den etwas geisterhaften Chor am Schluss, der dann ja nicht ausgeblendet wird, sondern schön zu Ende tickert.

Oh, und die Lyrics!

There once was a time when I thought if I had a house, I'd be happy
There once was a time when I thought if I had a car, I'd be made
One by one I achieved my ambitions
But it didn't feel like I wanted to feel
Didn't feel like I wanted it to feel
I didn't feel like I wanted to feel


Denkt mal drüber nach! Morgen bleib ich zu Hause.

Platz 4: Comfort of Love (2005)

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