Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
71@71:#55
nnier | 16. Januar 2014 | Topic Musiq
Keine Macht den Doofen!

Das T-Shirt musste ich mir kaufen, damals in den 80ern. Zwar war ich keiner von den coolen Kiffern, die da im Schulhof an der Ecke standen und wie Heroinabhängige aussehen wollten. Aber Keine Macht den Drogen! war dann doch zu sehr Kohl und ZDF, das stand in einer Linie, die über Ein Herz für Kinder und Gib AIDS keine Chance bis hin zu Du bist Deutschland führen sollte, und so etwas kitzelt extrem den Brechmuskel. Jeder bräsige Sportler hielt da den gedopten Kopf in die Kamera und sagte: Drogge nix gutt, gesund isse besser.

Da muss es irgendwann ein "Anti-Heroin-Album" gegeben haben, für das ein übriggebliebenes Lied verwendet wurde; auf dem eigenen Album hatte es jedenfalls keinen Platz gefunden. Und da kommt Familienvater Paul und singt schön mainstreamig: It's as simple as that / Would you rather be alive or dead - also, Kinder, nehmt keine Drogen, widersteht dem Gruppenzwang, bleibt lieber gesund: Wann je hat so ein Pädagogenpop eigentlich jemanden erreicht? Und wie war das noch mit Lucy* und Leutnant Pfeffer?

And if you love your life / Everybody will love you too.

Es stimmt ja alles nicht: Liebe ist nicht alles, was du brauchst. Und am Ende kriegt nicht jeder soviel Liebe, wie er gibt. Und es ist auch nicht so einfach: Willst du lieber lebendig oder tot sein? Zum Glück! Und da will ich gar nicht vom poetischen Potential des Drogenrauschs anfangen. Aber ganz so unterkomplex ist das Leben nun auch nicht, und so muss auch ich mit der kognitiven Dissonanz leben, dieses Stück als glattes Propaganda­häppchen zu betrachten und es trotzdem zu mögen. Da werden offenste Türen eingerannt, das ist ungefähr so, wie sich als Promi "für Tiere" oder "für Kinder" einzusetzen - und genauso glatt klingt es auch mit diesen braven Hintergrundchören: Sing mit Heino!

Aber der Mann kann einfach nicht gegen sein Genie, der haut eine Pop-Perle raus und merkt es nicht mal. So einfach ist das.

Platz 55: Simple As That (1986)

--
*Ja, ja.

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reuter, Montag, 20. Januar 2014, 20:34
War mir ganz entgangen, dieses Anti-Heroin-Album und auch dieses kleine Lied. Sie haben recht: zunächst mal ist es nichts besonderes, klingt nett und harmlos, aber man hört den McCartney genau raus und weiß: da geht noch was, der hat's drauf. Und wir sind wie immer gespannt auf den nächsten Geniestreich, und der wird kommen.

Übrigens, keine Macht den Doofen:

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reuter, Montag, 20. Januar 2014, 20:41
Hier geht's weiter: Die Band Rausch in den 90ern, in Köln eine Legende, und deren Nachfolgerband Cowboys on Dope, die gibt's immer noch und macht Musik und Parties, und ist immer noch, äh, on dope.

http://www.youtube.com/watch?v=kL3M8dIZ7fA

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nnier, Montag, 20. Januar 2014, 21:35
Das geht mir mit manchem Titel so, dem ich in den 80ern rather achselzuckend begegnet bin: Damals aus dem Handgelenk geschüttelt und halt was für die B-Seite, hat es diese ganz speziellen Momente. Mal abgesehen davon, wie jung seine Stimme noch klang: Es ist gar nicht der Refrain, der mich mitnimmt (Simple as that / Rather be alive or dead), es ist die Bridge, und zwar an dieser Stelle: And if you love your life / Everybody will love you too.

(Ich bin ja gar nicht so ein Freund von ausgestelltem Kiffertum, bloß dass ausgestellt "gesunder" Lifestyle mich noch wesentlich stärker peinigt.)

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reuter, Montag, 20. Januar 2014, 22:29
Ja, weiß genau, was Sie meinen. Diese Stelle hat die gewisse Leichtigkeit, Lebenslust, den Übermut und Optimismus, das gewisse Extra und den Kick. Und außerdem hat er recht damit, so simpel es auch sein mag.

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