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nnier | 14. Juli 2024 | Topic Margaretha
Anlässlich zweier freundlicher Verlinkungen, die gerade einige neue Gäste hereinspülen, ersetze ich die veraltete "Über"-Seite aus Anfangstagen - falls jemanden interessiert, was das hier ist.
Es gab mal eine Zeit, in der gebloggt wurde. Gerne erinnere ich mich daran. Ich war spät dran, 2008, aber das ist normal für mich. Einige Jahre war es noch recht lebendig im Bloggerdorf, dann verebbte alles, und ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass die meisten inzwischen zu Twitter weitergezogen waren.
Das übersprang ich, schaute immer seltener hier vorbei, vergaß zwischendurch mein Passwort - freute mich aber alle paar Monate, dass es doch noch Leute gab, die hier oder anderswo weiterbloggten, und ganz gelegentlich schrieb ich auch noch etwas. Wenn mir etwas einfällt, kann das heute noch vorkommen.
Schauen Sie sich gerne um, ich verlinke für erste Eindrücke beispielhaft:
- 71@71, eine kleine Serie über die Musik eines Herrn, der mir etwas bedeutet
- Barfuß zum Nordpol, ein Reisebericht
- Was über Socken
- Erinnerungen an Personen
Seit einem Weilchen spiele ich mit ein paar Schnipseln auch bei Mastodon mit. Aber eigentlich erfahren Sie schon im Erstgespräch alles über mich.
(Ach, und einmal durfte ich in der FAZ bloggen, woraus sich eine interessante Diskussion ergab. Leider sind die Kommentare nicht erhalten. Aber so was gab's tatsächlich, damals, Blogs in Zeitungen!)
Es gab mal eine Zeit, in der gebloggt wurde. Gerne erinnere ich mich daran. Ich war spät dran, 2008, aber das ist normal für mich. Einige Jahre war es noch recht lebendig im Bloggerdorf, dann verebbte alles, und ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass die meisten inzwischen zu Twitter weitergezogen waren.
Das übersprang ich, schaute immer seltener hier vorbei, vergaß zwischendurch mein Passwort - freute mich aber alle paar Monate, dass es doch noch Leute gab, die hier oder anderswo weiterbloggten, und ganz gelegentlich schrieb ich auch noch etwas. Wenn mir etwas einfällt, kann das heute noch vorkommen.
Schauen Sie sich gerne um, ich verlinke für erste Eindrücke beispielhaft:
- 71@71, eine kleine Serie über die Musik eines Herrn, der mir etwas bedeutet
- Barfuß zum Nordpol, ein Reisebericht
- Was über Socken
- Erinnerungen an Personen
Seit einem Weilchen spiele ich mit ein paar Schnipseln auch bei Mastodon mit. Aber eigentlich erfahren Sie schon im Erstgespräch alles über mich.
(Ach, und einmal durfte ich in der FAZ bloggen, woraus sich eine interessante Diskussion ergab. Leider sind die Kommentare nicht erhalten. Aber so was gab's tatsächlich, damals, Blogs in Zeitungen!)
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Als ich ein Kind war, hast du mit mir Spatzen gefangen. Der Vogelkäfig ohne Boden, der Holzstab, die Körner, die lange Schnur: So aufregend konnte das Leben sein, die Spatzen im Käfig waren langweilig, wir ließen sie schnell wieder frei, aber das Fangen!
Einmal bautest du mir eine Schaukel aus dem, was gerade da war: Irgendein Brett, ein paar alte Kabel. Ich schaukelte gerne am großen Kirschbaum. Noch toller war, dass du einfach so eine Schaukel bauen konntest.
Hundert wolltest du werden, hast du in den letzten Jahren oft gesagt: Weil dir zweimal zehn Jahre genommen wurden, so hast du erklärt, erst Krieg und Gefangenschaft, dann die Pflege deiner Frau nach ihrem Schlaganfall.
In der Gefangenschaft habt ihr euch Radios gebaut, die keinen Strom brauchten: Eine Rasierklinge, eine Bleistiftmine, das hat mich endlos fasziniert und ich habe gebettelt, dass wir zusammen auch eins bauen. Es hat dann nur gerauscht, doch für mich war es ein Wunder.
Als du aus der Gefangenschaft zurückkamst, lebtest du in einem Dachgeschoss. In Frankreich hattest du das Tischlern gelernt, und als Mietzahlung bautest du den Eigentümern ein Fenster. "Es ist noch da, ich könnte es dir zeigen", sagtest du 50 Jahre später, und ich hätte es gerne gesehen.
Mäuse hat es da oben gegeben, sie kamen durch die Ritzen, da hast du Konservendosen aufgeschnitten und flachgeklopft auf den Boden genagelt.
Als Bergmann hast du Deputatkohle bekommen und Kernseife. Ein Rest lag noch in der Garage, als wir das Haus ausräumten.
Oma hatte zehn Geschwister, und ihr wart die einzigen, die irgendwann ein eigenes Haus hatten. Oben am Hang, ein abschüssiges Grundstück, die Siedlung der Bergleute. 80 Pfennig der Quadratmeter. Ein eigenes Gemüsebeet, am Anfang Hühner, später ein Taubenhaus, das ich bestimmt mal erben würde, dachte ich als Kind.
Nach der Arbeit im Bergwerk also ausschachten und Fundament gießen, dafür Kies aus dem Fluss holen und mit der Schubkarre den Berg hochschieben, zusammen mit einem Schwager, der im Steinbruch arbeitete.
In dem kleinen Haus wohnten neben- und nacheinander alle möglichen Verwandten, und später fanden darin und im Garten die großen Familienfeiern statt, irgendein runder Geburtstag war immer. Die Musik hast du selbst gespielt, mit deiner Ziehharmonika. (Zerrwanst, Quetschkommode).
Und plötzlich maltest du mit Ölfarben, ich erinnere mich an die sechs oder acht aufgehängten Bilder. Auf einem stand jemand am Fluss und angelte, und ich stellte mir immer vor, dass du das bist. "Das war nur ein Jahr", erfuhr ich auf der Beerdigung, "wir haben ihn immer ermuntert, weiterzumalen, aber er hat es nie wieder gemacht."
Die letzten Jahre, im Altenheim, waren für dich nur vorübergehend. Oft sagtest du, jetzt geht es aber bald nach Hause. Und dass du demnächst Geburtstag hast und hundert wirst.
Mit dem Sprechen wurde es schwierig, und einmal, als ich nach langer Pause wieder zu Besuch war, hieß es, er erkennt uns nicht mehr und verwechselt vieles. Wie ich mich gefreut habe, als ich ins Zimmer kam, und du sagtest auf Anhieb meinen Namen!
Manchmal saß man dann einfach da, hat nicht viel geredet, hat auch nicht mehr viel verstanden, und plötzlich sagtest du klar und deutlich: Also das mit dem Fenster, das gefällt mir nicht!
Es hatte Luftzug gegeben, und Kälte konntest du nicht leiden. Bei uns war dir schnell zu kalt, in eurem Haus hattet ihr endlich eine Ölheizung, ich erinnere mich an den Geruch und wie du über die Tanks und den Brenner ganz genau Bescheid wusstest.
Für die Handwerker warst du kein angenehmer Kunde, standest daneben, schautest genau zu und stelltest viele Fragen. In der Kunststofffirma nannten die Kollegen dich "Vati", wurde mir erzählt, nicht veralbernd, sondern aus Respekt.
Aus Frankreich hattest du Stoff mitgebracht und dir zwei Anzüge genäht. "So einen Feinen hast du", haben die Freundinnen zu Oma gesagt, oder die Schwestern.
Urlaube habt ihr gemacht, sobald ihr konntet, und uns jeden Tag gründlich nacherzählt. Du hast gerne fotografiert und mir später deine Praktica geschenkt, auch die hatte einen ganz besonderen Geruch in ihrer Lederhülle, und drei Schraubobjektive.
Man konnte bei gutem Wetter mit dem Fernglas vom Balkon bis zum Herkules gucken. Den Anbau mit dem Balkon hast du selbst gemauert. Im Spieleschrank Reversi, Roulette, Fang-den-Hut.
Es war einer meiner letzten Besuche, da sagtest du noch mal, dass du ja bald Geburtstag hättest, den hundertsten. Ich habe dir vom Spatzenfangen erzählt, und du hast mit mir gelacht.
Vor ein paar Monaten war ich zuletzt an deinem Grab, du bist 98 Jahre alt geworden. Aber innendrin, für dich selbst, hast du die 100 geschafft, das hat mich gefreut.
Einmal bautest du mir eine Schaukel aus dem, was gerade da war: Irgendein Brett, ein paar alte Kabel. Ich schaukelte gerne am großen Kirschbaum. Noch toller war, dass du einfach so eine Schaukel bauen konntest.
Hundert wolltest du werden, hast du in den letzten Jahren oft gesagt: Weil dir zweimal zehn Jahre genommen wurden, so hast du erklärt, erst Krieg und Gefangenschaft, dann die Pflege deiner Frau nach ihrem Schlaganfall.
In der Gefangenschaft habt ihr euch Radios gebaut, die keinen Strom brauchten: Eine Rasierklinge, eine Bleistiftmine, das hat mich endlos fasziniert und ich habe gebettelt, dass wir zusammen auch eins bauen. Es hat dann nur gerauscht, doch für mich war es ein Wunder.
Als du aus der Gefangenschaft zurückkamst, lebtest du in einem Dachgeschoss. In Frankreich hattest du das Tischlern gelernt, und als Mietzahlung bautest du den Eigentümern ein Fenster. "Es ist noch da, ich könnte es dir zeigen", sagtest du 50 Jahre später, und ich hätte es gerne gesehen.
Mäuse hat es da oben gegeben, sie kamen durch die Ritzen, da hast du Konservendosen aufgeschnitten und flachgeklopft auf den Boden genagelt.
Als Bergmann hast du Deputatkohle bekommen und Kernseife. Ein Rest lag noch in der Garage, als wir das Haus ausräumten.
Oma hatte zehn Geschwister, und ihr wart die einzigen, die irgendwann ein eigenes Haus hatten. Oben am Hang, ein abschüssiges Grundstück, die Siedlung der Bergleute. 80 Pfennig der Quadratmeter. Ein eigenes Gemüsebeet, am Anfang Hühner, später ein Taubenhaus, das ich bestimmt mal erben würde, dachte ich als Kind.
Nach der Arbeit im Bergwerk also ausschachten und Fundament gießen, dafür Kies aus dem Fluss holen und mit der Schubkarre den Berg hochschieben, zusammen mit einem Schwager, der im Steinbruch arbeitete.
In dem kleinen Haus wohnten neben- und nacheinander alle möglichen Verwandten, und später fanden darin und im Garten die großen Familienfeiern statt, irgendein runder Geburtstag war immer. Die Musik hast du selbst gespielt, mit deiner Ziehharmonika. (Zerrwanst, Quetschkommode).
Und plötzlich maltest du mit Ölfarben, ich erinnere mich an die sechs oder acht aufgehängten Bilder. Auf einem stand jemand am Fluss und angelte, und ich stellte mir immer vor, dass du das bist. "Das war nur ein Jahr", erfuhr ich auf der Beerdigung, "wir haben ihn immer ermuntert, weiterzumalen, aber er hat es nie wieder gemacht."
Die letzten Jahre, im Altenheim, waren für dich nur vorübergehend. Oft sagtest du, jetzt geht es aber bald nach Hause. Und dass du demnächst Geburtstag hast und hundert wirst.
Mit dem Sprechen wurde es schwierig, und einmal, als ich nach langer Pause wieder zu Besuch war, hieß es, er erkennt uns nicht mehr und verwechselt vieles. Wie ich mich gefreut habe, als ich ins Zimmer kam, und du sagtest auf Anhieb meinen Namen!
Manchmal saß man dann einfach da, hat nicht viel geredet, hat auch nicht mehr viel verstanden, und plötzlich sagtest du klar und deutlich: Also das mit dem Fenster, das gefällt mir nicht!
Es hatte Luftzug gegeben, und Kälte konntest du nicht leiden. Bei uns war dir schnell zu kalt, in eurem Haus hattet ihr endlich eine Ölheizung, ich erinnere mich an den Geruch und wie du über die Tanks und den Brenner ganz genau Bescheid wusstest.
Für die Handwerker warst du kein angenehmer Kunde, standest daneben, schautest genau zu und stelltest viele Fragen. In der Kunststofffirma nannten die Kollegen dich "Vati", wurde mir erzählt, nicht veralbernd, sondern aus Respekt.
Aus Frankreich hattest du Stoff mitgebracht und dir zwei Anzüge genäht. "So einen Feinen hast du", haben die Freundinnen zu Oma gesagt, oder die Schwestern.
Urlaube habt ihr gemacht, sobald ihr konntet, und uns jeden Tag gründlich nacherzählt. Du hast gerne fotografiert und mir später deine Praktica geschenkt, auch die hatte einen ganz besonderen Geruch in ihrer Lederhülle, und drei Schraubobjektive.
Man konnte bei gutem Wetter mit dem Fernglas vom Balkon bis zum Herkules gucken. Den Anbau mit dem Balkon hast du selbst gemauert. Im Spieleschrank Reversi, Roulette, Fang-den-Hut.
Es war einer meiner letzten Besuche, da sagtest du noch mal, dass du ja bald Geburtstag hättest, den hundertsten. Ich habe dir vom Spatzenfangen erzählt, und du hast mit mir gelacht.
Vor ein paar Monaten war ich zuletzt an deinem Grab, du bist 98 Jahre alt geworden. Aber innendrin, für dich selbst, hast du die 100 geschafft, das hat mich gefreut.
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