Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 1. Dezember 2009
Darum gib acht auf deine Heimat (Wo die alten Wälder rauschen)
nnier | 01. Dezember 2009 | Topic Brainphuq
Stellen wir uns mal vor, es käme jemand angelaufen, so einer aus dem Marketing, und der sei ganz aufgeregt, und der sage: DÖDL will was mit uns machen!

Nur mal angenommen. Also die berühmte Ladenkette DÖDL, die es in echt ja gar nicht gibt, habe sich gemeldet, und die seien ganz versessen darauf, nach Bahnfahrkarten nun auch Konzerttickets zum unschlagbar günstigen Preis anzubieten.

Hm, würde man dann wahrscheinlich erst mal fragen, hm, wie soll das denn nach deren Meinung funktionieren? Denn bei den Zugtickets sei das doch einfach so ein Heft gewesen, blanko, man habe doch einfach vor Fahrtantritt seine Strecke eingetragen, und meinen die etwa ...? Ja - genau, würde dann der Marketingmensch sagen, so in der Art wollen die das auch, nur halt mit Konzerten. Man sei bei DÖDL im übrigen bereits in Verhandlungen mit diversen deutschen Top-Acts. Und das solle wirklich eine ganz große Nummer werden, 50 Konzerte, die ganz großen Hallen, das sei auch praktisch alles schon organisiert, und über den Preis!, über den Preis!, da bekomme man die Hallen schon irgendwie voll.

Sei denn folgendes denkbar, das müsse doch gehen, früge der Marketingmann, also: Die Kunden kaufen bei DÖDL diese Blanko-Tickets, kaufen die wie Hulle, rechnen wir mal kurz aus: 50 mal eine große Halle, vorsichtig geschätzt: 500000 bis 1 mio. Besucher, und dann rufen sie an, und dann sagen sie, in welches Konzert sie denn eigentlich gehen wollen, und dann muss das eben irgendwieTM gemacht werden, das müsse doch gehen?

Hm, würde man dann vermutlich sagen, so stelle ich es mir zumindest vor: Wie man da denn die Auslastung steuern wolle, Angebot und Nachfrage würden doch nicht zwangsläufig zueinanderfinden, da seien doch einerseits die 50 gebuchten Hallentermine und andererseits potentielle 1 mio. Besucher, die sich nicht unbedingt genau so zurechtrütteln, wie es zu den Orten und Terminen passe?

Gut, all das ist rein hypothetischer Quatsch und wahrscheinlich auch eine zu absurde Idee, als dass tatsächlich jemand auf sie käme. Aber tun wir einfach mal so. Die Gedahanken sind frei.

Zähneknirschend wären also, nehmen wir nun mal an, Softwareprogramme umgeschrieben und Geschäftsprozesse angepasst worden, denn das schiere Volumen der erwarteten Ticketmassen und darüber hinaus der interessante Kooperationspartner DÖDL wären in meiner Phantasie Grund genug für einige Entscheider, die absurde Idee umzusetzen.

Käme dann irgendwann die Nachricht, wer der deutsche Top-Act sei, für dessen 50 Konzerte man die billigen DÖDL-Tickets (40.- im Doppelpack) zuhauf an den Mann zu bringen plane, kratzte man sich womöglich kurz am Kopf und überschlüge das Kundenpotential für blonde Barden, mit denen man schon in den 70ern im Fernsehen gesungen hat, aber bevor man richtig nachdenken könnte, käme dann eine große Pressekonferenz, auf der eben jener Barde seine vollkommen überraschende Bühnenrückkehr verkünden täte, diese sei ja ein ganz "dickes Ding", würde er grinsen, und das mit DÖDL, das passe wie die Faust aufs Auge, und da habe er die Journalisten jetzt wohl echt mal überrascht, und übrigens gebe es bei diesen Megakonzerten auch noch was mit Charity und so Kindern, so krebskranken Kindern, denen man Wünsche erfüllen werde, oh!, würde man da doch denken, oh!, der geht auf Nummer sicher, der will die Hallen wirklich füllen!

Man würde dann vermutlich nach drei, vier Wochen mal vorsichtig nachfragen: Wie viele Blankotickets seien denn inzwischen so verkauft? Keine Ahnung, das sagt uns DÖDL nicht, wäre wahrscheinlich die Antwort, aber angerufen, mit Wunschtermin und -ort, um blanko- in reales Ticket umzuwandeln, angerufen haben bisher ein paar hundert Kunden, es seien "jeden Tag ein paar". Und, so würde der Kollege nebenbei womöglich anmerken, ich war neulich selber mal bei DÖDL, man sieht da gar nichts, keine Werbung oder so, aber als ich gefragt habe, und als ich darauf bestanden habe, und als ich nicht lockergelassen habe, da hat die Frau irgendwo hinten nachgesehen und gesagt, ja, stimmt, diese Tickets, die haben wir.

Als regelmäßiger Leser der Knallpresse bekäme man dann wohl auch mit, dass der Barde einige Monate später noch nachlegen würde: Es laufe alles super, und um die Fans noch glücklicher zu machen, kämen sogar noch weitere Top-Acts dazu, einer sogar aus den USA, das Lied kennen Sie bestimmt, es geht so: Hmm-hm-hmmm-hm-hmmm-hmmm, und dann noch die eine Schlagersängerin, wissen Sie doch, kennen Sie doch, die Schwester von dieser anderen, die hatte doch in den 70ern mal so einen halben Hit! Ja, dächte man, das ist dann wirklich schön für die mehreren hundert Zuhörer, die vermutlich ziemlich gleichmäßig auf 50 Hallen verteilt wären, allerdings stellt sich auf Dauer doch auch die Frage der Finan -

aber schon läse man voller Schrecken die Schlagzeile der großen Zeitung: Zusammenbruch, Mist!, war alles so schön geplant - und dann bricht der Barde zusammen. Und wäre so gerne auf Tournee gegangen! Welch ein Unglück.

Man läse dann wohl auch ziemlich sicher so Geschichten wie: Der Amerikaner sei ganz schön enttäuscht und wolle sein zugesagtes Geld, und man habe ihm so viel versprochen und nichts eingehalten, und irgendwann kämen dann bestimmt auch solche Meldungen wie: Die Versicherung sei gar nicht so scharf darauf, den gesamten Ausfall finanziell zu tragen, ich meine: 50 Hallenmieten und die ganzen Mitarbeiter und Vorschüsse, das wären bestimmt ein paar Millionen Verlust, und dann würden die am Ende noch anfangen, das anzuzweifeln mit dem Zusammenbruch und so.

Aber andererseits ist diese ausgedachte Geschichte dermaßen blöd, dass ich Sie damit jetzt lieber mal damit in Ruhe lasse, denn da draußen, da wartet die Realität, komm in meinen Wigwam, Polenmädchen!

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