Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Freitag, 19. März 2010
Vier Spuren
nnier | 19. März 2010 | Topic Musiq
Es rührt mich an, diesen distinguierten älteren Briten hinter seinen Reglern zu sehen, z.B. die Sekunden ab 0:19 oder die ab 4:05 oder hier ab 1:00. Man kann seine Rolle nicht hoch genug einschätzen, bitte machen Sie sich klar, dass das Album komplett mit Vierspurtechnik aufgenommen wurde.

Schauen Sie sich das Lächeln an: "And John counts in by saying 'sugarplum fairy, sugarplum fairy'" (ab 1:59).

"Even in this early take, he has a voice that sends shivers down your spine." (ab 2:30). Ja.



Es wäre albern von mir, noch mal dieses Album zu preisen, das ich erst jahrelang von einer Kaufcassette in polyphonem Mono hörte, bevor ich die Schallplatte erwarb und Ende der 80er schließlich auch die CD. Und egal von welchem Tonträger, das Werk klang* für mich immer wie aus der Zeit gefallen - d.h. trotz der avantgardistischen Elemente nostalgisch und verstaubt.



Dieser Staub ist nun weggepustet. Ich habe die Mono-Box erworben. Und es will psychisch erst mal verarbeitet werden, wenn man plötzlich die einzelnen Instrumente so klar und differenziert hört, als habe man die Gehörgänge frisch ausgespült bekommen, man muss erst mal damit zurechtkommen, wie fragil Ringo plötzlich klingt und wie klar sich Pauls Stimme von dem Harfenbrei abhebt. Und dazu bemerkt man freudig die (schon auf den ursprünglichen Veröffentlichungen bestehenden) kleinen Unterschiede zwischen Mono- und Stereoabmischungen, von denen man immer mal gehört oder gelesen hat.



Ich war skeptisch, nicht nur der Geschäftemacherei wegen, sondern auch, weil ich befürchtete, man werde das alte Material künstlich aufhübschen und an moderne Hörgewohnheiten anpassen. Das ist nach meiner Einschätzung nicht passiert. Statt dessen lausche ich hingerissen jeder Bassnote - und sollten Sie in den nächsten Tagen nichts von mir hören, dann wissen Sie, warum.



--
*Hier bezieht sich "klang" auf den Klang, denn neben den Dampforgeln und der ganzen Nostalgopsychedelia bewirkte bei mir auch der irgendwie verwischte Sound den Eindruck, das ganze Album komme aus weiter Ferne.

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Freitag, 5. März 2010
Going somevegemite
nnier | 05. März 2010 | Topic Musiq
Doesn't it feel good to be alive
When you're going somewhere
Going somewhere
Ach, Mensch. Der Himmel war urplötzlich blau und die Sonne strahlte mir entgegen, ich fuhr mit dem Auto durch die Gegend, grad vorhin, drückte dann gleich auf "Wiederholen" und lauschte also wieder mal begeistert dem stets etwas nervös klingenden und überkippenden Gesang von Colin Hay, begleitet von nichts als einer akustischen Gitarre. Das Lied kenne ich überhaupt nur, weil es auf einer schönen Mix-CD enthalten ist, die mir vor ein paar Jahren jemand zusammengestellt hat, der über einen ausgezeichneten Musikgeschmack verfügt. Und ich war damals überrascht, dass Colin Hay so gute Musik macht - nicht, dass ich etwas gegen ihn oder seine alte Band gehabt hätte, aber man hatte sich trotz der originellen Vokabeln doch irgendwann in den 80ern zwangsläufig sattgehört an Buying bread from a man in Brussels / He was six-foot-four and full of muscles .

Dann verdunkelte sich der Himmel. Ich gab beim großen Videoportal die Suchbegriffe ein und fand nicht die Originalversion, sondern lediglich ein paar Live-Filmchen. Aber die Gitarre, die ist da doch zu reduziert, da werden die Akkorde ja bloß langsam geschrammelt, dabei muss doch auch die Gitarre so nervös sein und wie soll ich Ihnen denn nun zeigen, wie das eigentlich klingt? Etwa mit diesem 25-Sekunden-Schnipsel (oben rechts)?

Und der Himmel wurde noch dunkler, und ich suchte herum und fand auf Colin Hays Internetseite ein "Statement", das mich stutzig machte:
I am as we speak, wading through the 60 page document of his ruling. Clearly, I've had better days.
Und dann ahnt man plötzlich etwas, und es beginnt zu schneien, und man findet im großen Videoportal plötzlich ganz andere Dinge:



60% der Einnahmen aus dem Welthit, so heißt es nun, müssen nach diesem Gerichtsurteil an den klagenden Rechteinhaber gezahlt werden. Für das augenzwinkernde Zitat eines alten Kinderliedes.
Clock strikes eight up on a Monday
Got to bed half past five
Can't remember Saturday or Sunday
But life is grand

Doesn't it feel good to be alive
To laugh until the tears roll from your eyes
I'll drink to your health from five miles high
And I'm going somewhere
Going somewhere
Going somewhere
Going somewhere

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Mittwoch, 24. Februar 2010
Die Rückkehr
nnier | 24. Februar 2010 | Topic Musiq
Wenn ich manchmal die Vergangenheit verkläre und mich an die 80er erinnere, musikalisch, und dann sage: Ja, das war schon toll damals, dann ist das eine enorme Verdrängungsleistung. Ich weiß genau, wie ich gelitten habe, wenn ich im Urlaub auf dem Rücksitz des Audi 100 saß und vorne, in dem Cassettenradio (mit AutoReverse!) zum x-ten Mal das TDK-Band wendete. Vom Regen (Michael Jackson: Bad) kam ich dann nämlich in die Traufe (Whitney Houston: Whitney).

Ich habe mal erwähnt, dass ich eigentlich nichts gegen Frauen habe. Allerdings gibt es diese Hochleistungsmusik, das, was manche eine "tolle Stimme" nennen, das Gedröhne, die Fünfoktavenleistungsschau, hinterlegt von "funkiger" und nach den neuesten Standards produzierter Popgebrauchsware, die in mir unmittelbar massive Fluchtinstinkte auslöst. Ich habe mich damals gewehrt, indem ich darauf bestand, jedes vierte Mal (denn ich war mit drei Mitreisenden unterwegs) meine Cassette einzulegen, auf der sich zum einen die schlechteste Soloplatte von Steve Hackett (Cured von 1981) befand, Hackett, der ja ein guter Gitarrist ist, aber wenn er meint, dass er Popmusik machen und auch noch selber singen muss, dann wird's ganz schlimm, und auf der anderen Seite hatte ich die schwergängigsten, sperrigsten und garantiert refrainlosen Zehnminutenwerke aus der Frühzeit von Yes versammelt. Ich konnte mich dann ein wenig erholen und an den grünlichen Gesichtern der Mitfahrer weiden. Aber kaum ging es mir wieder gut, wurde ich angeschrien:

WHOOOAAAA I WANNA DANCE WITH SOMEBODY! I WANNA FELL THE HEAT WITH SOMEBODY! YEAAAAH I WANNA DANCE WITH SOMEBODY! WITH SOMEBODY WHO LOVES ME!

Das Grauen, das ich dabei empfand, konnte einige Jahre darauf tatsächlich noch gesteigert werden. Denn es gab ein Stück aus diesem Film mit diesem Schauspieler. Und nach verhaltenem Beginn tut sich irgendwann das Tor zur Hölle auf:

AND IIIIIIIIIIIII-EEE-IIIIIII WILL ALWAYYYYS LOVE YOUUUUUUUU-OOOOHH WILL ALWAYS LOVE YOUUUUU-OOOH.

Es reißt mir sämtliche Nägel ab.

Als nach langer Pause nun ihre Rückkehr verkündet wurde, befürchtete ich das Schlimmste. Aber, und das sage ich ausdrücklich ohne Häme: Die Frau wird mir plötzlich sympathisch. Nicht mehr der Frontalangriff aufs Ohr, man höre nur mal das dünne Stimmchen, aus der unerträglichen Ms. Perfect ist doch tatsächlich ein Mensch geworden, und irgendwie klingt dieses schreckliche Lied plötzlich interessant, vor allem die Minute ab 2:30.

Und dieser Urlaub da, in Frankreich damals - der ist eine Geschichte für sich.

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Dienstag, 19. Januar 2010
Adult Contemporary
nnier | 19. Januar 2010 | Topic Musiq
Es ist etwas viel in letzter Zeit, ich weiß. Und sie veröffentlichen eben meist die Balladen. Ähm.

Auf dem Konzert in Hamburg kündigte er es als "Live-Weltpremiere" an, in Köln war es dann die Nominierung zu den Golden Globes, die er erwähnte, als er das "Lied zum neuen Robert-De-Niro-Film" ansagte, man applaudierte brav, und ich fragte mich, ob ihn so etwas wirklich interessiert. Er macht dazu oft recht zweideutige Gesichter und Gesten, es könnte einerseits heißen, dass er stolz auf diese alberne Nominerung ist, es könnte andererseits heißen, wisst ihr, ich war bei den Beatles und jetzt kommen sie mir mit einer Golden-Globe-Nominierung!

Auch wenn er das alte Rockkonzertritual "Everybody say 'ooooooh'! Everybody say 'yeaaaaah'!" bringt, weiß man nie, ob man sich verarscht fühlen soll. Ein komisches Grinsen zur Begleitband, eine wegwerfende Handbewegung, es gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsmomenten auf den Konzerten. Wobei ich mal nebenbei einen Tipp an alle englischsprachigen Musiker loswerden muss: Die Deutschen verstehen viel weniger Englisch, als ihr denkt!

Nehmen wir mal Köln 2003. Auch damals war das Publikum am ersten Abend wesentlich lahmer als am zweiten, an dem also deutlich mehr Stimmung im Saal war, was die Musiker auch bemerkten. Und so kam es, dass einer der der Gitarristen zwischen zwei Liedern ans Mikrophon trat und sprach: "It seems to me that you're a bit louder than the audience yesterday" (pfeif freu jubel gröhl) "So ... let's hear it!" (Schweigen). Es folgte ein vielsagender Blick zwischen Hilfsmusiker und Meister, welcher deutlich hörbar sprach: "Nice try!"

Infobox for the english speaking: "Let's hear it" is not a well-known expression in Germany. You might try "Everybody say 'ooooooh!'" but only if you really mean it beacuse otherwise I feel uncomfortable.

Ein anderer, wirklich seltsamer Moment war Anfang 1990. In der Wembley Arena stand er vor den zurückhaltenden Londonern und glaubte, er müsse Eindruck schinden, indem er auf "some really big people in the audience" hinwies, es war wirklich kaum zu glauben: "There's Phil Collins, Peter Gabriel and Bob Geldorf!"

Das schmerzte und ist wohl nur aus der Zeit heraus zu erklären. Denn hinter ihm und uns allen lagen die 80er.

Jetzt also das "Lied zum neuen Robert-De-Niro-Film", ich weiß auch nicht, ist das jetzt ein Qualitätskriterium, ich schätze den Schauspieler durchaus, es ist nur - wenn nun ein Emporkömmling, sagen wir: Robbie Williams, stolz darauf wäre oder so täte, als sei er stolz darauf, ein Lied "im neuen Robert-De-Niro-Film" unterzubringen, und dann soll der eben auch stolz auf eine Goldene-Kugeln-Nominierung sein, oder so tun, als sei er stolz darauf, in diesem Fall ist das aber doch ein wenig ... unter Wert, oder?

Das Lied selbst riss mich im Konzert nicht vom Hocker, es klang ein wenig wie Hall & Oates oder jedenfalls so, wie sich ein Lied zum belanglosen Familienfilm mit nicht zuviel Tiefgang aus dem Hause Disney eben anhört.

Die coolen Leute bringen zum Thema Golden Globes etwas von den ausgefransten Rändern. Ich hingegen präsentiere Ihnen etwas, das ich hassen würde, wenn es von Sting oder Elton John wäre.



Let's hear it!

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Donnerstag, 14. Januar 2010
Kennt mich ja keiner hier
nnier | 14. Januar 2010 | Topic Musiq
Die Beatles haben mir heute geschrieben, und nachdem ich ja zum Glück vorbereitet war, las ich den Brief mit Interesse, und es geht um eine neue Platte von Ringo.

Lassen wir mal das ganze Gerede weg. Ringo ist kein Sänger und seine Musik ist meist wenig aufregend. So geht dann auch das Lied los. Hm, jah, jah, so, so, die Strophe, nun ja, hm, und jetzt der Refrain.

Der Refrain.

Es muss mal jemand was mit meinem Hirn gemacht haben, irgendwie eine spezielle Verdrahtung eingelötet haben, vom Ohr ins limbische System, anders kann ich mir das nicht erklären, sagen Sie doch mal was! Da werden diese Endorphine ausgeschüttet, die sind an einen bestimmten akustischen Fingerabdruck gekoppelt, es ist bestimmt eine ganz schwülstige und pathetische Melodie, los, sagen Sie schon, aber wissen Sie was, ich bin sowieso gerade nicht zu Hause, und hier kennt mich keiner, haha, und ich höre schon zum 20. Mal dieses Lied, ja, weil jemand im Refrain mitsingt, so unglaublich, ach, das verstehen Sie sowieso nicht, aber himmelherrgottnochmal, sowas aber auch, was der dann doch wieder daraus macht!

Ringo findet das übrigens auch, hat er geschrieben:
So I played him this other track and Paul said, "Give me the headphones. Give me a pair of cans". And he went to the mike and he just invented that part where he follows on my vocal. That was all Paul McCartney, and there could be nothing better. He makes it bigger and he makes it fuller. It makes the song like a conversation between us, and that was Paul's idea to do his part one beat behind me.
"One Beat behind me", das sind so die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Und nun hören Sie's oder lassen Sie's, ich muss das Fenster vom Hotelzimmer aufreißen, damit es auch alle hören, bis ganz da drüben, nämlich mich kennt hier keiner!

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Dienstag, 22. Dezember 2009
Kapri Sepfini
nnier | 22. Dezember 2009 | Topic Musiq
Wir werdön niemalls ssurückkehren da'in
Wo du miesch gesagt: Iesch liebe diesch
Wir werdön niemals ssurückkehren da'in
Wie die andörön Jahrö
Wir werdön niemalls ssurückkehren da'in
'eute abend iest niesch nötiesch
Wir werdön niemals ssurückkehren da'in
Wie die andörön Jahrö

Capri, das iest vorbei
Und ssu sagön das iest die Stadt meinör erstön Liebö
Capri, das iest vorbei
Iesch glaubö niescht, dass iesch norr einmal ssurückkehren werde da'in

Wir werdön niemalls ssurückkehren da'in
Wo du miesch gesagt: Iesch liebe diesch
Wir werdön niemalls ssurückkehren da'in
Wie die andörön Jahrö
Manschmal würde iesch gern
Ssu dir sagön fangön wir norr einmal an
Aber iesch verlier den Mutt
Wiessönd dass du nein sagön wierst

Capri, das iest vorbei
Und ssu sagön das iest die Stadt meinör erstön Liebö
Capri, das iest vorbei
Iesch glaubö niescht, dass iesch norr einmal ssurückkehren werde da'in

Wir werdön niemalls ssurückkehren
Abbör iesch werdö miesch erinnörn
An das erstö Rendez-Vous
Das du mir gegebön 'ast
Wir werdön niemalls ssurückkehren
Wie die andörön Jahrö
Wir werdön niemalls ssurückkehren
Niemalls mehr
Niemalls mehr.
Bei diesem Lied handelt es sich um eine meiner allerfrühesten musikalischen Erinnerungen. Sie ist eng verknüpft mit dem faszinierenden Spulentonbandgerät von Uher, das ich, obschon die Technik nicht unkompliziert war, bald blind zu bedienen wusste. Mein Lieblingstonband begann mit diesem Lied. Von dem ich natürlich kein Wort verstand. Und doch riefen schon die eröffnenden Töne der Bassgitarre in mir die Empfindung großer Einsamkeit hervor. Und wie verzweifelt diese Stimme klang! Jemand, der sich gerade noch beherrschen kann, der gegen den traurigen Hintergrundchor ansingt, gegen die scheppernden Gitarrenakkorde, und dem beim letzten "Plus jamais" doch die Stimme wegbricht. Eigentlich hätte es keinen Text gebraucht.

Ich habe dieses Lied bestimmt 30 Jahre nicht gehört, aber die rein phonetische Erinnerung half mir, als ich mal kurz Französisch konnte, dabei, den Sinn im nachhinein zu erfassen, und erst jetzt kam ich auf die Idee, in den unendlichen Weiten mal danach zu suchen. Ich erfuhr nicht nur, dass der Interpret Hervé Villard heißt ("Gekennzeichnet durch ein künstlerischer Leiter er 1965 speichert seine erste fünfundvierzig Tricks: 'Capri ist Schluss.'") und dass ich den Text ganz gut verstanden hatte. Sondern ich fand auch dieses beeindruckende Video. Und erinnerte mich an jeden Ton.

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Dienstag, 8. Dezember 2009
Well it's a drag, isn't it
nnier | 08. Dezember 2009 | Topic Musiq
Es muss mein Unterbewusstes sein, das mich heute so oft an diese Szene denken ließ:



Nicht gerade sympathisch, oder? Man steckt sich nicht unbedingt ein Kaugummi in den Mund und redet im beiläufigen Tonfall darüber, dass man sich heute im Studio irgendwelches Zeug angehört habe, ja, und klar, man habe die Nachricht heute früh irgendwann gehört, und, was solle man sagen, blöde Sache, also, bis dann.

Vielleicht tut man so etwas, wenn es einem herzlich egal ist. Vielleicht tut man so etwas, wenn es einem viel zu nahe geht. Ich weiß es nicht.

Es gibt da jedenfalls diese Szene, woher sie stammt, weiß ich nicht, es muss in einem Rundfunkstudio sein, in den frühen 80ern.



(Übrigens ist das wirklich ein schönes Lied von John.)

Und es gibt da diesen Auftritt von vor zwei Jahren.



Es ist heute genau 29 Jahre her. Das ist mir gerade eben aufgefallen.

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Mittwoch, 2. Dezember 2009
Das ewige Dilemma
nnier | 02. Dezember 2009 | Topic Musiq
Well, we thought about it a bit but it’s people walking out that I’m worried about!
Neben all dem Unsinn hat sich auch mal wieder jemand informiert und ein paar Gedanken gemacht:
Paul McCartney wird unterschätzt. Das mag erstaunlich klingen bei einem Musiker, der als erfolgreichster und berühmtester Komponist der Popgeschichte gilt [...]
McCartney ging in den 70er Jahren verkrampf mit der Bürde um, einer der zwei kreativen Köpfe in der besten Band der Welt gewesen zu sein. Bei Konzerten seiner Band Wings lehnte er es ab, Titel aus der großen alten Zeit zu spielen. Er war erst Ende 20 und wollte seine jeweils aktuelle Musik gewürdigt wissen. [...]
Erst allmählich akzeptierte McCartney, dass er die Schatten von John, Ringo und George nicht würde abschütteln können. [...]
Neben dem Kerngeschäft unterhält Sir Paul unbehelligt von der Öffentlichkeit eine Werkstatt, in der künstlerisch ambitionierte, klassische wie populäre Musik entsteht. [...]
Man darf sich McCartney also als glücklichen Künstler vorstellen, als Teil der musikalischen Gegenwart. Auf der Bühne repräsentiert er indes die alte Schule. [...]
"Museumsdirektor des Pop" ist dieser Artikel überschrieben. Und in der Tat gibt es diese Entwicklung seit den '89er-Konzerten, als man noch fassungslos dastand und erst mal begreifen musste, dass der Mann da wirklich auf der Bühne stand, als man einfach einige Songs am Anfang brauchte, um sich wieder in den Griff zu kriegen, bis dann ein erstes Beatles-Stück gespielt wurde (insgesamt waren es auch da schon ca. 50%). Bei der nächsten großen Tour, 1993, wurde direkt mit Drive My Car begonnen und der Beatles-Anteil hatte sich noch erhöht, bis hin zu den 3/4, die 2003/2004 gegeben wurden, so dass man übersättigt wie nach den Weihnachtstagen herauskam. Es geht dabei beileibe nicht nur um den Qualitätsunterschied zwischen Beatles- und Solomaterial, den es, insgesamt gesehen, natürlich doch gibt. Sondern eben auch um das Verhältnis von Bekanntem und weniger Bekanntem, von Früh- und Spätwerk, und es war für mich z.B. 2004 in Leipzig ein trauriger Moment, als das unglaublich schöne For No One einfach so unterging. Vielleicht sollte Paul sich mal mit einem guten Koch über Menüfolgen unterhalten.

Denn dass auch im Solowerk Perlen zu finden sind, damit nerve ich die geschätzte Leserschaft ja regelmäßig. Es wäre halt schön, wenn auch der Meister selber ein wenig mehr Zutrauen zu seinem Werk hätte. Und zu seinem Publikum. Das nicht nur auf Letitbeyesterdayheyjude wartet.

Ob U2 "mithalten können" - wen interessiert so ein Mist? Was die Fans wohl "hören wollen" - ja, bist du denn Joe Cocker?

(Herrje, und wie ich mich dann doch wieder freue auf heute abend, gute 20 Jahre danach ...)

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Samstag, 21. November 2009
Manchmal muss es richtig krachen
nnier | 21. November 2009 | Topic Musiq
Die Handlung ist schnell erzählt. Man sieht am Ende des Horizonts einen Typ, der unendlich langsam auf die Kamera zukommt. Es dauert ewig, bis er endlich da ist und neugierig in die Kamera blickt. Dann schnellt plötzlich hinter der Kamera eine Faust hervor und schlägt ihm direkt ins Gesicht.

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Dienstag, 13. Oktober 2009
Es ist wohl die Jahreszeit
nnier | 13. Oktober 2009 | Topic Musiq


Ich bin ja ziemlich einfach gestrickt, und wenn ich mir jahrelang ein Lied aufgespart habe, obwohl es im Internet ja immer alles überall gibt, und ich höre das dann zum ersten Mal, und ich bin dann ganz ergriffen und höre es gleich noch sechs-, siebenmal, und ich bin dann ganz fassungslos, dass es so etwas nicht mal aufs Album geschafft hat, sondern gerade mal auf die B-Seite einer ohnehin komplett unbeachteten Single, und mal wieder darüber nachdenke, dass es gerade bei seinen Solowerken eben nicht die Hits sind, die mir besonders viel bedeuten, sondern solche kleinen Nebenprodukte, und dass mich die gealterte Stimme noch mal ganz besonders berührt, und wenn mich der Herbst dann so richtig erwischen will,
We were lying down in the shade
I remember the love we made
We were lying down on the bed
I remember the tears we shared

We were laughing too, we were sad
I remember the fun we had
We were crying loud with the pain
We will never be here again
dann suche ich einfach gleich noch ein Lied raus, das ich mir aufgespart habe und das es gerade mal auf die B-Seite einer ohnehin komplett unbeachteten Single geschafft hat, und dann ist das so ein hingerotztes und eigentlich gar nicht originelles Lied, wahrscheinlich an einem Vormittag geschrieben und am Abend eingespielt, wozu braucht man eigentlich andere Musiker, spielt er eben alles alleine, die Akkorde sind ja eh klar, und die Rockgitarre weiß genau, was sie zu tun hat, und mit etwas Kopfstimme "oohoo - oohoo, oohoo - oohoo" dem Klavier gefolgt (ab 2:18), danke!, dann weiß ich, dass ich morgen fröhlich und beschwingt wieder aufstehen kann.
There once was a time when I thought if I had a house, I'd be happy
There once was a time when I thought if I had a car, I'd be made

One by one I achieved my ambitions
But it didn't feel like I wanted to feel
It didn't feel like I wanted it to feel
I didn't feel like I wanted to feel

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