Paul McCartney ist 71 Jahre alt, und selbst wenn er mittlerweile Staub furzt, ist er der grösste Songwriter unserer Zeit. Nicht mal John Lennons Fotze, der Adelstitel oder eine einbeinige Wahnsinnige konnten ihn stoppen – er hat‘s allen gezeigt. Und tut es heute noch. [Q]
So kann man das sehen, bloß bin ich gar nicht im Fotzekotzemodus, denn es gibt da dieses melancholische Lied auf dem sowieso immer besser werdenden neuen Album. Es ist der Hidden Track auf der CD, also ein nicht gelisteter Titel nach einer Pause, und inzwischen freue ich mich auf diesen am meisten.
Es ist keine Hymne und kein Schlager, da wird keine Lady Madonna gehämmert und kein Hey-Jude-Opus begonnen, sondern still und bescheiden ohne jeden Rhythmuswechsel mäandert. So viel wird inzwischen über seine Stimme geschimpft, gerade in Fankreisen: Hier möchte ich mal wieder keine andere hören.
I remember the first time we met, mit diesen Akkorden knackt er mich, das ist ein ganz wunderbares Stück Spätwerk.
Und zum Glück habe ich noch eine Lücke in meiner Liste gefunden!
Platz 56: Scared (2013)
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
... vielleicht größten noch lebenden Musikgenies ... Schöpfer von zu Tränen rührenden Klassikern ... sich nur noch herumquälen sehe wie ein Insekt, das im Sterben liegt ... neben der Stimme schon seit vielen, vielen Jahren die Melodien und die Einfälle ausgegangen ... wirkt mittlerweile wie eine Karikatur seiner selbst, wie sein eigener Opa ... einer meiner größten Helden sich selbst zum Berufsjugendlichen, zum Egon Krenz der Popmusik degradiert ... mittlerweile jeder musikalischen Substanz entbehrt ... tatenlos zusehen, wie sich dieser einst zum Niederknien wundervolle Musiker immer und immer mehr zum Klops macht ... all das mittelmäßige und völlig beliebige Gedudel und Gefistel der letzten Jahre ... feige "Produzenten", die einem Halbgott erlauben, sich selbst dermaßen hemmungslos zu demontieren ... [Quelle*]
Wenn ich mich recht erinnere, soll Freddie Mercury in seinen letzten Monaten noch fleißig Lieder und Fragmente im Studio eingesungen haben, aus denen posthum massenhaft neue Veröffentlichungen gebastelt wurden. Salvador Dalí hat angeblich hunderte leerer Blätter auf Vorrat signiert und lebte ab.
Als Jugendlicher habe ich mich gefragt, ob künftige Technik irgendwann komplette Sänger simulieren kann, so wie Synthesizer Instrumente: Alles nur eine Frage der Auflösung und Rechenleistung, und die Fortschritte beim Sampling und der computergesteuerten Sprachausgabe zeigen ja, dass das nur noch eine Frage der Zeit ist. Also wird man aus all den Tonspuren jede beliebige Silbe und alle benötigten Daten destillieren, um den säuselnden und den rockenden McCartney und all die anderen Nuancen mit ein wenig Studiotechnik auf ewig digital weiterleben und beliebige Stücke singen zu lassen.
Mir kam all das wieder in den Kopf, als ich mir das neue Album jetzt doch schon gekauft habe: Das klang erst mal wie aus der Retorte, etwas Gedudel und kaum memorierbare Melodien, dafür elektronisches Füll- und Blendwerk. Und selbst wenn die akustische Gitarre erklang, musste ich denken: Ha, jetzt hat der Produzent die Pub-Singer-Stimme verwendet und absichtlich die Regler auf unscharf gestellt.
In der zweiten Hälfte des Albums geht es oft sehr in Richtung Fireman, McCartneys Nebenprojekt, von dem der Lack des Interessanten (Huch! Mit Elektronik!) nach wenigen Jahren doch weitgehend ab ist. Und es sind vor allem diese Stücke, die sich schon jetzt dated anhören. Man nimmt sein eigenes Hören in drei Jahren vorweg und weiß, dass man sagen wird: Tja, das haben sie damals probiert, klingt wie dieses kleine Ding aus der Cornflakesschachtel.**
Aber ich mag das Album inzwischen. Ich habe es viermal angehört, und aus dem undifferenzierten Klanghaufen schälen sich langsam die schönen Melodien. Ich weiß schon manchmal, welches Lied als nächstes kommen wird. Ich staune, wie viel stärker der harmlose Vorabsong New im Kontext des Albums wirkt. Ich laufe durch die Gegend und singe: Queenie Eye, Queenie Eye, who's got the ball / I haven't got it, it isn't in my pocket. Ich mag den kaputten Gitarrensound des Einsteigertitels und zucke nur bei einer großen Peinlichkeit zusammen, dem zunächst ganz anständigen Everybody Out There, das sich leider zu einem Whoa-Whoa-Möchtegern-Stadiongröhler auswächst, den nicht mal Coldplay für geschenkt genommen hätten.
Du kriegst den Paul nicht aus dem Paul: In einem sentimental-rührenden Nostalgiestück singt er mit zittriger Stimme über die alten Zeiten, Two Guitars Across Our Backs usw., und beschwert sich darüber, dass all die Leute, die damals nicht dabeiwaren, trotzdem eine Meinung haben: Ja, was erwartest du! Wie soll ich denn NICHT über die Beatles nachdenken! Wie soll ich denn NICHT versuchen, mir das begreiflich zu machen! Ich werde mein Leben lang nicht fertig damit!
Dann noch mal das erwähnte Queenie Eye, das auf einem alten Kinderreim basiert, für mich beim ersten Hören auch eher beliebig klang, ganz schnell aber zum geliebten Kickstarter am Morgen geworden ist: So fröhlich komme ich sonst nicht aus dem Haus. Und auch da bleibt der Paul der Paul: Lässt ein Video drehen, in dem man lauter Prominente sieht. Ja toll! Wen interessieren arrogante Models und Beaniemützen, was sind das für Pilotenbrillenträger, muss das wirklich sein, auf dass wir unseren Videokids erklären können: Der Mann da war mal ganz berühmt, deshalb kommen auch die ganzen Leute aus dem McDonalds-Magazin in seinem Video vor?
Das Coolste an dem Filmchen sind die Schlappen, die er trägt, und ich habe diesmal keine emotionale Schwerarbeit zu verrichten: Das ist schon ein ziemliches Produzentenalbum. Trotzdem wische ich mir ab und zu den Augenwinkel und bin froh, dass es mir nicht so geht wie dem da oben.
--
* Man muss in dem Forum angemeldet sein, um den verlinkten Beitrag lesen zu können.
** Wer's wissen will: So was z.B.
Wenn ich mich recht erinnere, soll Freddie Mercury in seinen letzten Monaten noch fleißig Lieder und Fragmente im Studio eingesungen haben, aus denen posthum massenhaft neue Veröffentlichungen gebastelt wurden. Salvador Dalí hat angeblich hunderte leerer Blätter auf Vorrat signiert und lebte ab.
Als Jugendlicher habe ich mich gefragt, ob künftige Technik irgendwann komplette Sänger simulieren kann, so wie Synthesizer Instrumente: Alles nur eine Frage der Auflösung und Rechenleistung, und die Fortschritte beim Sampling und der computergesteuerten Sprachausgabe zeigen ja, dass das nur noch eine Frage der Zeit ist. Also wird man aus all den Tonspuren jede beliebige Silbe und alle benötigten Daten destillieren, um den säuselnden und den rockenden McCartney und all die anderen Nuancen mit ein wenig Studiotechnik auf ewig digital weiterleben und beliebige Stücke singen zu lassen.
Mir kam all das wieder in den Kopf, als ich mir das neue Album jetzt doch schon gekauft habe: Das klang erst mal wie aus der Retorte, etwas Gedudel und kaum memorierbare Melodien, dafür elektronisches Füll- und Blendwerk. Und selbst wenn die akustische Gitarre erklang, musste ich denken: Ha, jetzt hat der Produzent die Pub-Singer-Stimme verwendet und absichtlich die Regler auf unscharf gestellt.
In der zweiten Hälfte des Albums geht es oft sehr in Richtung Fireman, McCartneys Nebenprojekt, von dem der Lack des Interessanten (Huch! Mit Elektronik!) nach wenigen Jahren doch weitgehend ab ist. Und es sind vor allem diese Stücke, die sich schon jetzt dated anhören. Man nimmt sein eigenes Hören in drei Jahren vorweg und weiß, dass man sagen wird: Tja, das haben sie damals probiert, klingt wie dieses kleine Ding aus der Cornflakesschachtel.**
Aber ich mag das Album inzwischen. Ich habe es viermal angehört, und aus dem undifferenzierten Klanghaufen schälen sich langsam die schönen Melodien. Ich weiß schon manchmal, welches Lied als nächstes kommen wird. Ich staune, wie viel stärker der harmlose Vorabsong New im Kontext des Albums wirkt. Ich laufe durch die Gegend und singe: Queenie Eye, Queenie Eye, who's got the ball / I haven't got it, it isn't in my pocket. Ich mag den kaputten Gitarrensound des Einsteigertitels und zucke nur bei einer großen Peinlichkeit zusammen, dem zunächst ganz anständigen Everybody Out There, das sich leider zu einem Whoa-Whoa-Möchtegern-Stadiongröhler auswächst, den nicht mal Coldplay für geschenkt genommen hätten.
Du kriegst den Paul nicht aus dem Paul: In einem sentimental-rührenden Nostalgiestück singt er mit zittriger Stimme über die alten Zeiten, Two Guitars Across Our Backs usw., und beschwert sich darüber, dass all die Leute, die damals nicht dabeiwaren, trotzdem eine Meinung haben: Ja, was erwartest du! Wie soll ich denn NICHT über die Beatles nachdenken! Wie soll ich denn NICHT versuchen, mir das begreiflich zu machen! Ich werde mein Leben lang nicht fertig damit!
Dann noch mal das erwähnte Queenie Eye, das auf einem alten Kinderreim basiert, für mich beim ersten Hören auch eher beliebig klang, ganz schnell aber zum geliebten Kickstarter am Morgen geworden ist: So fröhlich komme ich sonst nicht aus dem Haus. Und auch da bleibt der Paul der Paul: Lässt ein Video drehen, in dem man lauter Prominente sieht. Ja toll! Wen interessieren arrogante Models und Beaniemützen, was sind das für Pilotenbrillenträger, muss das wirklich sein, auf dass wir unseren Videokids erklären können: Der Mann da war mal ganz berühmt, deshalb kommen auch die ganzen Leute aus dem McDonalds-Magazin in seinem Video vor?
Das Coolste an dem Filmchen sind die Schlappen, die er trägt, und ich habe diesmal keine emotionale Schwerarbeit zu verrichten: Das ist schon ein ziemliches Produzentenalbum. Trotzdem wische ich mir ab und zu den Augenwinkel und bin froh, dass es mir nicht so geht wie dem da oben.
--
* Man muss in dem Forum angemeldet sein, um den verlinkten Beitrag lesen zu können.
** Wer's wissen will: So was z.B.
Link zu diesem Beitrag (4 Kommentare) | Kommentieren [?]
You see, it wasn’t just the loss of my brothers, it was the fact we didn’t really get on. And so I’ve lost all of my brothers without being friends with them.Es macht mir Angst, vielleicht brechen gerade die Dämme und ich sage nächstes Jahr: Smokie und Boney M. waren eigentlich auch gar nicht so schlecht. Dabei habe ich mir mal was auf meinen abweichenden Musikgeschmack (Genesis, P. Collins) eingebildet! Jedenfalls werde ich das Gefühl einer gewissen Latenz nicht los.
(Barry Gibb)
Und zwar habe ich vor ein paar Tagen mal einen naheliegenden Witz gemacht. "Hö hö, Botschafter einbestellen - alles wird sowieso abgehört - da basteln wir einen Joke draus, der das Internet erschüttern wird", dachte ich also und habe ja auch noch nicht so ein Twitter angeschafft, sonst hätte ich womöglich festgestellt, dass alle anderen auch so einen Scherz bringen. Bin aber doch eher altmodisch und vor allem: Latent.
Deswegen ich also: Musse Uberschrift, musse uberleg!, Gehirn dann gleich so: Watt heeßtn eijntlich "Botschaft" uff Inglisch, dann Hürnrejion A so: Massa, isse Botschaft in Inglisch "Message", währnt Hürnrejion B mit ihrm Jequake (Embassy! Embassy!) paar Millisekunden späta faktisch keene Schangse mehr hat. Dann wieder dit Latenzjehürn: Du hast doch ca. 1979 eine aufgenommene Cassette mit den frühen Hits der Bee Gees besessen, nimm also diese schlichte Vokabel zum Anlass, um drei Tage ohne Pause dieses Lied von 1968 im Kopf zu bewegen, es zu singen und anzuhören in allen denkbaren Versionen, daraufhin erst mal alles über die Brüder Gibb zu lesen und dir einzugestehen, dass diese Lieder latent in dir gelebt haben und nun ans Tageslicht wollen. Erzähle anwesenden Teenagern ausführlich aus den Tagen, als die drei Falsettbrüder in weißen Anzügen die Welt beherrschten und man sie seither eigentlich immer nur verarschen wollte, hö hö, kieka: Tragedy, hör dir das mal an! Da lacht man über den bärtigen Barry (damals übrigens Best Looking Man of the World) mit seinem kieksigen Gesang und stellt verblüfft fest, wie tief sich Stayin' Alive in der DNA der Popmusik verankert hat: Die kennen das, ohne das zu kennen. Unerwarteter Kommentar dann auch: Gar nicht schlecht eigentlich!, und da kann ich dieser Tage nicht mal widersprechen.
In den 80ern fand ich sie furchtbar, da gab's ja ein zweites Comeback mit You Win Again und ein paar letzten Hits, die mich mit ihrem immergleichen Schmuseharmoniegesang peinigten. Ein obendrein ziemlich humorloses Auftreten und dieses Image als streberhafte Pop-Handwerker schlugen mich in die Flucht. Aber eine gewisse Neugier blieb, latent, die ich nun stillen konnte: Barry hat als ältester Bruder die jüngeren Zwillinge überlebt, gab erst kürzlich seine ersten Solokonzerte, leidet unter Arthritis und darunter, sich von den Brüdern vor deren Tod entfremdet zu haben.
Zusammen waren sie eine brave Beatcombo in den späten 60ern, heiße Falsettfetzer in den 70ern und routinierte Schmuseharmoniker in den 80ern, das wusste man ja, es gab aber einen Prolog als Kinder- und Teenagerstars in Australien: Wackere kleine Kerle, für die Bühne getrimmt wie die Jacksons, das ist in seiner Biederkeit rührend und abstoßend zugleich.
Und verpassen Sie die letzte Zehntelsekunde nicht.
Link zu diesem Beitrag (20 Kommentare) | Kommentieren [?]
If I only had one love
Yours would be the one I'd choose
"So I called up a bunch of friends and family and we just got on and did it", daran musste ich mich erst mal gewöhnen nach den durchproduzierten 80er-Jahre-Alben und dem 93er Off The Ground, das im vollen Band-Sound eingespielt worden war. 1997 war ein schwieriges Jahr für mich, und ich weiß noch, wie ich ziemlich zerfleddert mit jemandem im Café saß und mich beim Abschied aufmunterte: Immerhin ist heute das neue McCartney-Album rausgekommen, das hole ich mir gleich noch. (Normalerweise bin ich nicht so).
(Obwohl diese Musik für mich immer etwas Tröstliches hat). (Mal drüber nachdenken, ob es das ist). (Das fängt ja schon mit der Stimme an). (Vielleicht erwarte ich deshalb auch gar nichts umwerfend Neues von ihm). (Einfach, dass er noch da ist.) (Mal drüber nachdenken.)
Dann legte ich die CD ein und war irritiert: Das war so ein Gitarrenalbum, im Klang eher flach, nichts obendraufproduziert, kaum Keyboards, kein Synth. Es klingt nach Ferien, und das müssen auch traurige Ferien gewesen sein, denn Linda war schon schwer krank und starb im folgenden Jahr. Aber das wusste ich damals nicht und wunderte mich: Ohne Band, ohne anschließende Tour, dabei ist es doch ein so feines Album!
Dieses unscheinbare Lied hat es mir angetan, es ist eines von denen, die langsam wachsen. Die einfachen Harmonien, der schöne Gesang im hohen Register, besonders aber das Zwiegespräch der beiden Gitarren im instrumentalen Mittelteil und noch einmal zum Schluss: Ganz groß, wie Papa die juvenil davonpreschende James-Gitarre (Bunch of friends and family) mit alterweisen Akkorden auf der Akustischen begleitet. Ermutigend, zuversichtlich und entspannt, friedvoll wie der Himmel an einem Sonntag. Es ging dann auch irgendwie weiter.
Platz 57: Heaven On a Sunday (1997)
Yours would be the one I'd choose
"So I called up a bunch of friends and family and we just got on and did it", daran musste ich mich erst mal gewöhnen nach den durchproduzierten 80er-Jahre-Alben und dem 93er Off The Ground, das im vollen Band-Sound eingespielt worden war. 1997 war ein schwieriges Jahr für mich, und ich weiß noch, wie ich ziemlich zerfleddert mit jemandem im Café saß und mich beim Abschied aufmunterte: Immerhin ist heute das neue McCartney-Album rausgekommen, das hole ich mir gleich noch. (Normalerweise bin ich nicht so).
(Obwohl diese Musik für mich immer etwas Tröstliches hat). (Mal drüber nachdenken, ob es das ist). (Das fängt ja schon mit der Stimme an). (Vielleicht erwarte ich deshalb auch gar nichts umwerfend Neues von ihm). (Einfach, dass er noch da ist.) (Mal drüber nachdenken.)
Dann legte ich die CD ein und war irritiert: Das war so ein Gitarrenalbum, im Klang eher flach, nichts obendraufproduziert, kaum Keyboards, kein Synth. Es klingt nach Ferien, und das müssen auch traurige Ferien gewesen sein, denn Linda war schon schwer krank und starb im folgenden Jahr. Aber das wusste ich damals nicht und wunderte mich: Ohne Band, ohne anschließende Tour, dabei ist es doch ein so feines Album!
Dieses unscheinbare Lied hat es mir angetan, es ist eines von denen, die langsam wachsen. Die einfachen Harmonien, der schöne Gesang im hohen Register, besonders aber das Zwiegespräch der beiden Gitarren im instrumentalen Mittelteil und noch einmal zum Schluss: Ganz groß, wie Papa die juvenil davonpreschende James-Gitarre (Bunch of friends and family) mit alterweisen Akkorden auf der Akustischen begleitet. Ermutigend, zuversichtlich und entspannt, friedvoll wie der Himmel an einem Sonntag. Es ging dann auch irgendwie weiter.
Platz 57: Heaven On a Sunday (1997)
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
Oooo-eee-ooooh!
1982, das erste Album nach Johns Ermordung, das erste mit Legende George Martin als Produzent. Der große Hit darauf heißt Ebony and Ivory und ist überhaupt nicht mein Fall, war es schon damals nicht, zuviel Reißbrett und Konsens auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner: Haaach, die Tasten auf meinem Klavier können harmonisch Seit an Seite leben, warum bloß tun wir das nicht, schnief. Ich kann Stevie Wonders Stimme in diesem Stück nichts abgewinnen, mag den slicken Sound nicht, finde die Melodie schwach, na gut, diese Version hier ist noch ganz OK, aber warum wird so etwas ein Hit und nicht die guten Lieder? Schon auf der 1989er Tour klang das Lied so schlecht gealtert wie kein anderes.
Überhaupt wurde das Album damals ein wenig zu sehr gelobt. Das ist zum Teil ganz anständige Popmusik, kein Meisterwerk und kein Fehlschlag, glatt produziert und angereichert mit dummerweise gleich zwei Stevie-Wonder-Kollaborationen sowie einem Duett mit Carl Perkins. Der hat eine ähnliche Stimme wie Dr. McCoy von Star Trek und müht sich zusammen mit Paul durch ein mattes Pseudo-Country-Stückchen ("Once I had a little Spanish Guitar ..."), das man schon während des Hörens wieder vergisst.
Paul hat im Studio einen Witz erzählt, heißt es in den Büchern, und Carl hat gelacht. Er lacht in das nächste Stück hinein, und da wird es gegen Ende der Platte plötzlich doch noch interessant: Was für ein seltsamer Übergang, Oooooh, the one you wanted to be is now the one you see, ooooh. Und dann? Würde man die ganze Pastiche am liebsten vom Platz fegen, das ist Disco nach der Disco, das macht Spaß, das ist selbstbewusster Pop und da gehört auch die Spanische Gitarre hin: What's the point of changing / When I'm happy as I am!
Bloß dass danach noch Ebony and Ivory kommt.
Platz 59+58: Be What You See (Link) / Dress me Up As A Robber (1982)
1982, das erste Album nach Johns Ermordung, das erste mit Legende George Martin als Produzent. Der große Hit darauf heißt Ebony and Ivory und ist überhaupt nicht mein Fall, war es schon damals nicht, zuviel Reißbrett und Konsens auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner: Haaach, die Tasten auf meinem Klavier können harmonisch Seit an Seite leben, warum bloß tun wir das nicht, schnief. Ich kann Stevie Wonders Stimme in diesem Stück nichts abgewinnen, mag den slicken Sound nicht, finde die Melodie schwach, na gut, diese Version hier ist noch ganz OK, aber warum wird so etwas ein Hit und nicht die guten Lieder? Schon auf der 1989er Tour klang das Lied so schlecht gealtert wie kein anderes.
Überhaupt wurde das Album damals ein wenig zu sehr gelobt. Das ist zum Teil ganz anständige Popmusik, kein Meisterwerk und kein Fehlschlag, glatt produziert und angereichert mit dummerweise gleich zwei Stevie-Wonder-Kollaborationen sowie einem Duett mit Carl Perkins. Der hat eine ähnliche Stimme wie Dr. McCoy von Star Trek und müht sich zusammen mit Paul durch ein mattes Pseudo-Country-Stückchen ("Once I had a little Spanish Guitar ..."), das man schon während des Hörens wieder vergisst.
Paul hat im Studio einen Witz erzählt, heißt es in den Büchern, und Carl hat gelacht. Er lacht in das nächste Stück hinein, und da wird es gegen Ende der Platte plötzlich doch noch interessant: Was für ein seltsamer Übergang, Oooooh, the one you wanted to be is now the one you see, ooooh. Und dann? Würde man die ganze Pastiche am liebsten vom Platz fegen, das ist Disco nach der Disco, das macht Spaß, das ist selbstbewusster Pop und da gehört auch die Spanische Gitarre hin: What's the point of changing / When I'm happy as I am!
Bloß dass danach noch Ebony and Ivory kommt.
Platz 59+58: Be What You See (Link) / Dress me Up As A Robber (1982)
Link zu diesem Beitrag (8 Kommentare) | Kommentieren [?]
Wovon möchtest du erlöst werden, Paul?
(W. Lippert)
Bleiben wir kurz in dieser Zeit, wobei mir mit einem Schrecken bewusst wird, dass all das schon 20 Jahre zurückliegt: Da schaute ich gezwungenermaßen Wetten, Dass ...? und wand mich vor Scham, als Wolfgang Lippert in grandios derangierter Verfassung mit seinem profesionell-gutwilligen Gast ein wirklich denkwürdiges Nicht-Gespräch führte, Körpergrenzen konsequent missachtete und irgendwann sein Taschentuch herausholte. Brrr!
Das in diesem Jahr veröffentlichte Album gehört in Fankreisen zu den weniger geschätzten, und auch mir ist es über die Jahre abhandengekommen. Einige Lieder haben mich von Anfang an gestört: Das gewollt hart gespielte Animal-Rights-Stück (gähn!) Looking For Changes z.B. oder das brutal langweilige 50er-Jahre-Rock'n'Roll-Abziehbild Get Out Of My Way, die man auch noch bei jedem Konzert der anschließenden Tour ertragen musste. Andere Stücke nerven mich weniger, kommen aber einfach nicht in Schwung - und doch gibt es daneben welche, die ich nach wie vor sehr gerne mag.
Komischerweise verstecken sich gerade bei diesem Album gleich mehrere der besseren Songs auf Single-B-Seiten. Natürlich freuen sich Fans und Sammler über solche Fundstücke: Trotzdem kratzt man sich am Kopf und fragt sich, ob an der Behauptung doch etwas dran ist, dass McCartney über kein sehr ausgeprägtes Urteilsvermögen verfüge, was seine eigenen Stücke anbetrifft. Geschmackssache, alles, doch bin ich sicher, dass einige dieser B-Seiten das Album Off The Ground erheblich aufgewertet - und dafür andere verschämt an die Seite gepackt gehört hätten.
Oder was hat dieses angenehm molltönige, exzellent gesungene Stück Herzschmerz ("Take my blessing with you when you go / To the next one you adore, ooh") auf einer vergessenen B-Seite zu suchen? Denkt euch ein paar überflüssige Synthesizer-Klänge weg und ihr habt ein wunderschönes Lied vor euch.
Platz 60: Kicked Around No More (1993).
(W. Lippert)
Bleiben wir kurz in dieser Zeit, wobei mir mit einem Schrecken bewusst wird, dass all das schon 20 Jahre zurückliegt: Da schaute ich gezwungenermaßen Wetten, Dass ...? und wand mich vor Scham, als Wolfgang Lippert in grandios derangierter Verfassung mit seinem profesionell-gutwilligen Gast ein wirklich denkwürdiges Nicht-Gespräch führte, Körpergrenzen konsequent missachtete und irgendwann sein Taschentuch herausholte. Brrr!
Das in diesem Jahr veröffentlichte Album gehört in Fankreisen zu den weniger geschätzten, und auch mir ist es über die Jahre abhandengekommen. Einige Lieder haben mich von Anfang an gestört: Das gewollt hart gespielte Animal-Rights-Stück (gähn!) Looking For Changes z.B. oder das brutal langweilige 50er-Jahre-Rock'n'Roll-Abziehbild Get Out Of My Way, die man auch noch bei jedem Konzert der anschließenden Tour ertragen musste. Andere Stücke nerven mich weniger, kommen aber einfach nicht in Schwung - und doch gibt es daneben welche, die ich nach wie vor sehr gerne mag.
Komischerweise verstecken sich gerade bei diesem Album gleich mehrere der besseren Songs auf Single-B-Seiten. Natürlich freuen sich Fans und Sammler über solche Fundstücke: Trotzdem kratzt man sich am Kopf und fragt sich, ob an der Behauptung doch etwas dran ist, dass McCartney über kein sehr ausgeprägtes Urteilsvermögen verfüge, was seine eigenen Stücke anbetrifft. Geschmackssache, alles, doch bin ich sicher, dass einige dieser B-Seiten das Album Off The Ground erheblich aufgewertet - und dafür andere verschämt an die Seite gepackt gehört hätten.
Oder was hat dieses angenehm molltönige, exzellent gesungene Stück Herzschmerz ("Take my blessing with you when you go / To the next one you adore, ooh") auf einer vergessenen B-Seite zu suchen? Denkt euch ein paar überflüssige Synthesizer-Klänge weg und ihr habt ein wunderschönes Lied vor euch.
Platz 60: Kicked Around No More (1993).
Link zu diesem Beitrag (6 Kommentare) | Kommentieren [?]
Beginnt wie ein Gruß an Elvis. Wozu dann der 70er Blubbersynth? Mit der Gattin geschrieben, aha. Geht um Tierschutz, soso. Singt natürlich mit, mhm. Gut, kann ja auf irgendeine B-Seite.
Hier will nichts zusammenpassen, das Lied nicht in die Zeit und der Sound nicht zu dem Lied, ich meine: Alleine dieser künstliche "Clap"-Effekt, der da auf dem stumpf gehaltenen Beat liegt, und ich könnte mit den Schultern zucken, wenn da nicht doch irgendwas wäre: Das ist gut gesungen, das ist eine flotte Melodie, da singt der Chor einen halben Takt hinterher,
Oh, I love your coat, said she
(Oh, I love your coat, said she)
He said, well, thank you
(He said, well, thank you)
In your note you said you had
(In your note you said you had)
No one to touch you
(No one to touch you),
so was mag ich - und die Orgel mal wieder, die alles geschmackvoll begleitet und natürlich hinter den dümmlichen Gitarreneffekten verschwindet: It's only Stückwerk, but I like it.
Platz 61: Long Leather Coat (1993).
Hier will nichts zusammenpassen, das Lied nicht in die Zeit und der Sound nicht zu dem Lied, ich meine: Alleine dieser künstliche "Clap"-Effekt, der da auf dem stumpf gehaltenen Beat liegt, und ich könnte mit den Schultern zucken, wenn da nicht doch irgendwas wäre: Das ist gut gesungen, das ist eine flotte Melodie, da singt der Chor einen halben Takt hinterher,
Oh, I love your coat, said she
(Oh, I love your coat, said she)
He said, well, thank you
(He said, well, thank you)
In your note you said you had
(In your note you said you had)
No one to touch you
(No one to touch you),
so was mag ich - und die Orgel mal wieder, die alles geschmackvoll begleitet und natürlich hinter den dümmlichen Gitarreneffekten verschwindet: It's only Stückwerk, but I like it.
Platz 61: Long Leather Coat (1993).
Link zu diesem Beitrag (4 Kommentare) | Kommentieren [?]
Ich habe meine Probleme mit vielen Wings-Stücken. Da gibt es neben einigem Ausschuss zwar auch schöne Melodien, doch werden diese allzuoft unter einer Soße aus Keyboards und Streichern begraben. Umgekehrt spielt man manche Songs plötzlich ganz bewusst "hart", da sollen all die Silly Love Songs wohl gebannt werden, da kommen die Heavy-Gitarren zum Einsatz und die Stimmlage wechselt ins Oh-Darling-Register. Das ist für meinen Geschmack oft zu viel und klingt gewollt, zeigt keine stilistische Variabilität, sondern wirkt unsicher und überkompensierend.
Das hier besprochene Stück geht in die Richtung und gefällt mir trotzdem. Es beginnt langweilig und hakelig, das hat man nun schon tausendmal gehört, dieses Oktavengehüpfe auf der E-Gitarrensaite, und auch das gehämmerte Keyboard und der herausgepresst-schreiende Gesang wollen meinem Gehör kein unmittelbares Wohlgefühl verschaffen. Das muss man einfach aushalten, denn zwei Strophen lang scheint alles unverbunden nebeneinanderzustehen. Dann aber folgt so etwas wie ein instrumentaler Refrain, und der ist feinster Heavy-Rock. Das Lied beginnt zu fließen, unmerklich nickt man im Takt mit dem Kopf und übersteht problemlos die Ödnis der nächsten Strophen, denn man weiß, die Erlösung wird folgen.
Das Stück stammt vom letzten Wings-Album, von vielen als schwacher Schlusspunkt dieser Irgendwie-ja-doch-Band betrachtet. Komischerweise schätze ich gerade dieses Album sehr, und es wird hier nicht zum letzten Mal eine Rolle spielen.
Platz 62: Old Siam Sir (1979).
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
Da war dieser Schnitt, als Linda starb, die verlachte Linda, die immer etwas verkniffen hinter ihrem Keyboard stand und deren Begleitgesang man nicht mögen musste. Die spielt da ja nur mit, weil sie seine Frau ist!, ereiferte man sich allabendlich im Publikum, und, Überraschung: Ihr hattet recht, sie war keine Musikerin, er wollte sie trotzdem dabeihaben, obwohl ihr es alle viel besser konntet und eigentlich hättet da oben stehen müssen.
Im nachhinein rührt mich das. Wie uncool ist es, die eigene Frau mit ins Studio und auf die Bühne zu zerren! Und wie cool, das gegen alle Anfeindungen gnadenlos durchzuziehen! Mir waren Ehen und Kinder und Anhängsel immer egal, Society-Zeug, dynastisches Gehabe. Aber es gibt Fotos und Interviews aus der Zeit nach ihrem Tod, die einem das Herz brechen können, so schien er zu trauern. Es sah dann eine ganze Weile so aus, als wäre es das gewesen, da wurde der Fanclub aufgelöst und es gab düstere Andeutungen über einen endgültigen Rückzug.
Zurück kam er mit einer schnell aufgenommenen 50er-Jahre-Platte, einem Rock'n'Roll-Album. Was langweilig klingt, aber ganz hervorragend gelungen ist, denn es klingt frisch und rauh und vor allem nach Spaß, ganz im Gegenteil zu früheren Versuchen, die alten Zeiten wiederzubeleben: Das war oft schal und abgeschmackt. (Das so genannte Russische Album z. B. langweilt mich sehr.)
Zwischen die Coverversionen sind drei neue Eigenkompositionen gestreut, und das Erstaunliche ist, wie nahtlos sie sich einfügen. In Köln stellte er das neue Album vor, das war kein Konzert, aber was für ein Lebenszeichen.
Platz 63: Try Not To Cry (1999).
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
I'd like to loll it all / up in a ball: Diesen sympathischen Amateur binde ich nicht für einen Lacher ein. Denn das ist ja das Schöne, dass man bei den Schrammlern oft bemerkt, ob eine Melodie etwas wert ist. Und hier haben wir schon wieder einen Song vom verhassten Album Crapola Nadir, dem Star Trek V im Werkskorpus, dem Album, das die Ideenlosigkeit des Künstlers endgültig offenlegte: Ein Has-Been, der sich an Michael Jackson ranschmeißt, um noch irgendwie bei den 80er-Kids anzukommen und dabei so peinlich wirkt wie ein Vater, der auf der Teenagerparty einfach nicht gehen will.
It goes on for what seems an eternity, one of those McCartney ballads that never gets anywhere, plodding along it’s pointless course until you realise in fact it has finished and you have been listening to nothing for the last ten minutes. [Q]Wo wir gerade beim Thema Jeijen sind: Dieses Lied hier ist exakt so ein schwülstig produziertes, aalglattes Stück Handwerk und weist in die Richtung, die für McCartney immer eine gefährliche war. Auf Nummer sicher gehen, einen Text aus der Restekiste, ich meine: We can go through our love / We can do things that they said were impossible / Through our love / We can do all that we want to do / We can go through our love / We can go through our love - schon klar! Und ich denke manchmal, es war vielleicht doch ein sinnvoller Teil des göttlichen Plans, dass er dafür so ausgiebig auf die Fresse bekommen hat: Denn da ritt er sich immer noch tiefer rein, so tief, bis der Zweifel zu nagen begann und vielleicht auch die Sorge, der Nachwelt nur als der seichte Balladenheini im Gedächtnis zu bleiben, ergo: Live-Comeback, glückliche Gesichter, Aussöhnung, Innerer Friede und noch einige richtig gute Platten.
Und dann behaupte ich doch: Das ist ein gutes Lied, in meinem Alter kann man ja dazu stehen, so einen Schmalz zu mögen. Nicht immer, dafür manchmal umso mehr. Der Herr da oben legt die schöne Melodie frei, ich aber gustiere auch den Pomp des Originals mitsamt Harfe und Jeijen. Und Star Trek V war immer mein liebster Film aus der Reihe, auch wenn ich stundenlang aufzählen konnte, was alles schlecht und falsch ist: Die paar schönen Momente darin waren mir wichtiger als der ganze Mist.
Platz 64: Through Our Love (1983).
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
... hier geht's zu den --> älteren Einträgen *
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!