Beginnt wie ein Gruß an Elvis. Wozu dann der 70er Blubbersynth? Mit der Gattin geschrieben, aha. Geht um Tierschutz, soso. Singt natürlich mit, mhm. Gut, kann ja auf irgendeine B-Seite.
Hier will nichts zusammenpassen, das Lied nicht in die Zeit und der Sound nicht zu dem Lied, ich meine: Alleine dieser künstliche "Clap"-Effekt, der da auf dem stumpf gehaltenen Beat liegt, und ich könnte mit den Schultern zucken, wenn da nicht doch irgendwas wäre: Das ist gut gesungen, das ist eine flotte Melodie, da singt der Chor einen halben Takt hinterher,
Oh, I love your coat, said she
(Oh, I love your coat, said she)
He said, well, thank you
(He said, well, thank you)
In your note you said you had
(In your note you said you had)
No one to touch you
(No one to touch you),
so was mag ich - und die Orgel mal wieder, die alles geschmackvoll begleitet und natürlich hinter den dümmlichen Gitarreneffekten verschwindet: It's only Stückwerk, but I like it.
Platz 61: Long Leather Coat (1993).
Hier will nichts zusammenpassen, das Lied nicht in die Zeit und der Sound nicht zu dem Lied, ich meine: Alleine dieser künstliche "Clap"-Effekt, der da auf dem stumpf gehaltenen Beat liegt, und ich könnte mit den Schultern zucken, wenn da nicht doch irgendwas wäre: Das ist gut gesungen, das ist eine flotte Melodie, da singt der Chor einen halben Takt hinterher,
Oh, I love your coat, said she
(Oh, I love your coat, said she)
He said, well, thank you
(He said, well, thank you)
In your note you said you had
(In your note you said you had)
No one to touch you
(No one to touch you),
so was mag ich - und die Orgel mal wieder, die alles geschmackvoll begleitet und natürlich hinter den dümmlichen Gitarreneffekten verschwindet: It's only Stückwerk, but I like it.
Platz 61: Long Leather Coat (1993).
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Ich habe meine Probleme mit vielen Wings-Stücken. Da gibt es neben einigem Ausschuss zwar auch schöne Melodien, doch werden diese allzuoft unter einer Soße aus Keyboards und Streichern begraben. Umgekehrt spielt man manche Songs plötzlich ganz bewusst "hart", da sollen all die Silly Love Songs wohl gebannt werden, da kommen die Heavy-Gitarren zum Einsatz und die Stimmlage wechselt ins Oh-Darling-Register. Das ist für meinen Geschmack oft zu viel und klingt gewollt, zeigt keine stilistische Variabilität, sondern wirkt unsicher und überkompensierend.
Das hier besprochene Stück geht in die Richtung und gefällt mir trotzdem. Es beginnt langweilig und hakelig, das hat man nun schon tausendmal gehört, dieses Oktavengehüpfe auf der E-Gitarrensaite, und auch das gehämmerte Keyboard und der herausgepresst-schreiende Gesang wollen meinem Gehör kein unmittelbares Wohlgefühl verschaffen. Das muss man einfach aushalten, denn zwei Strophen lang scheint alles unverbunden nebeneinanderzustehen. Dann aber folgt so etwas wie ein instrumentaler Refrain, und der ist feinster Heavy-Rock. Das Lied beginnt zu fließen, unmerklich nickt man im Takt mit dem Kopf und übersteht problemlos die Ödnis der nächsten Strophen, denn man weiß, die Erlösung wird folgen.
Das Stück stammt vom letzten Wings-Album, von vielen als schwacher Schlusspunkt dieser Irgendwie-ja-doch-Band betrachtet. Komischerweise schätze ich gerade dieses Album sehr, und es wird hier nicht zum letzten Mal eine Rolle spielen.
Platz 62: Old Siam Sir (1979).
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Da war dieser Schnitt, als Linda starb, die verlachte Linda, die immer etwas verkniffen hinter ihrem Keyboard stand und deren Begleitgesang man nicht mögen musste. Die spielt da ja nur mit, weil sie seine Frau ist!, ereiferte man sich allabendlich im Publikum, und, Überraschung: Ihr hattet recht, sie war keine Musikerin, er wollte sie trotzdem dabeihaben, obwohl ihr es alle viel besser konntet und eigentlich hättet da oben stehen müssen.
Im nachhinein rührt mich das. Wie uncool ist es, die eigene Frau mit ins Studio und auf die Bühne zu zerren! Und wie cool, das gegen alle Anfeindungen gnadenlos durchzuziehen! Mir waren Ehen und Kinder und Anhängsel immer egal, Society-Zeug, dynastisches Gehabe. Aber es gibt Fotos und Interviews aus der Zeit nach ihrem Tod, die einem das Herz brechen können, so schien er zu trauern. Es sah dann eine ganze Weile so aus, als wäre es das gewesen, da wurde der Fanclub aufgelöst und es gab düstere Andeutungen über einen endgültigen Rückzug.
Zurück kam er mit einer schnell aufgenommenen 50er-Jahre-Platte, einem Rock'n'Roll-Album. Was langweilig klingt, aber ganz hervorragend gelungen ist, denn es klingt frisch und rauh und vor allem nach Spaß, ganz im Gegenteil zu früheren Versuchen, die alten Zeiten wiederzubeleben: Das war oft schal und abgeschmackt. (Das so genannte Russische Album z. B. langweilt mich sehr.)
Zwischen die Coverversionen sind drei neue Eigenkompositionen gestreut, und das Erstaunliche ist, wie nahtlos sie sich einfügen. In Köln stellte er das neue Album vor, das war kein Konzert, aber was für ein Lebenszeichen.
Platz 63: Try Not To Cry (1999).
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I'd like to loll it all / up in a ball: Diesen sympathischen Amateur binde ich nicht für einen Lacher ein. Denn das ist ja das Schöne, dass man bei den Schrammlern oft bemerkt, ob eine Melodie etwas wert ist. Und hier haben wir schon wieder einen Song vom verhassten Album Crapola Nadir, dem Star Trek V im Werkskorpus, dem Album, das die Ideenlosigkeit des Künstlers endgültig offenlegte: Ein Has-Been, der sich an Michael Jackson ranschmeißt, um noch irgendwie bei den 80er-Kids anzukommen und dabei so peinlich wirkt wie ein Vater, der auf der Teenagerparty einfach nicht gehen will.
It goes on for what seems an eternity, one of those McCartney ballads that never gets anywhere, plodding along it’s pointless course until you realise in fact it has finished and you have been listening to nothing for the last ten minutes. [Q]Wo wir gerade beim Thema Jeijen sind: Dieses Lied hier ist exakt so ein schwülstig produziertes, aalglattes Stück Handwerk und weist in die Richtung, die für McCartney immer eine gefährliche war. Auf Nummer sicher gehen, einen Text aus der Restekiste, ich meine: We can go through our love / We can do things that they said were impossible / Through our love / We can do all that we want to do / We can go through our love / We can go through our love - schon klar! Und ich denke manchmal, es war vielleicht doch ein sinnvoller Teil des göttlichen Plans, dass er dafür so ausgiebig auf die Fresse bekommen hat: Denn da ritt er sich immer noch tiefer rein, so tief, bis der Zweifel zu nagen begann und vielleicht auch die Sorge, der Nachwelt nur als der seichte Balladenheini im Gedächtnis zu bleiben, ergo: Live-Comeback, glückliche Gesichter, Aussöhnung, Innerer Friede und noch einige richtig gute Platten.
Und dann behaupte ich doch: Das ist ein gutes Lied, in meinem Alter kann man ja dazu stehen, so einen Schmalz zu mögen. Nicht immer, dafür manchmal umso mehr. Der Herr da oben legt die schöne Melodie frei, ich aber gustiere auch den Pomp des Originals mitsamt Harfe und Jeijen. Und Star Trek V war immer mein liebster Film aus der Reihe, auch wenn ich stundenlang aufzählen konnte, was alles schlecht und falsch ist: Die paar schönen Momente darin waren mir wichtiger als der ganze Mist.
Platz 64: Through Our Love (1983).
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[Video nicht mehr auffindbar]
Strophe, Strophe, Strophe. So kann man ein Lied auch aufbauen! Und im Heimstudio drauflosspinnen. Ich mag den unfertigen Sound, das fröhlich dilettantische Schlagzeug, das frühe Proto-Beatboxing (pow, ka-ching!) und das abgewürgte Ende. Und finde es cool, nach den schwindelnden Höhen der perfekt polierten Abbey Road ein erstes Soloalbum live aus der Bastelstube zu veröffentlichen.
Platz 65: That Would Be Something (1970).
Strophe, Strophe, Strophe. So kann man ein Lied auch aufbauen! Und im Heimstudio drauflosspinnen. Ich mag den unfertigen Sound, das fröhlich dilettantische Schlagzeug, das frühe Proto-Beatboxing (pow, ka-ching!) und das abgewürgte Ende. Und finde es cool, nach den schwindelnden Höhen der perfekt polierten Abbey Road ein erstes Soloalbum live aus der Bastelstube zu veröffentlichen.
Platz 65: That Would Be Something (1970).
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What good is butter if you haven't got bread?Hö hö. Der seichte Fahrstuhlmucker, selbstgenügsam, anspruchslos: Tennis und Ball. Butter und Brot. Kannst genausogut im Bett bleiben!
What good is art when it hurts your head?
Man erinnere sich: Keine drei jahre vorher war Bruder John erschossen worden. Dieser hatte den Weltfrieden gesichert und viel für die sexuelle Befreiung der Arbeiterklasse getan, stand deshalb kurz vor der Heiligsprechung durch seine friedensbewegten Jünger: Imagine, du! Und dann kommt der andere mit seinen schrecklich unpolitischen Pullovern und dem limitierten Kunstbegriff: Keep under cover til the clouds disappear! Keep out of trouble til the weather is bright and clear!
Das Lied ist in seiner Dürftigkeit eine Provokation: Routiniert wird drauflosgeschmachtet, dass es einem vergehen will, Without you by my side, ooh!, doch dann setzen diese abgehackten Stakkatostreicher ein: Guter Produktionstrick, Herr Martin, denn die Melodie gibt wirklich kaum was her. Ist es Kunst, aus wenig viel zu machen, oder ist es nur Können? Und was tue ich gegen meine Kopfschmerzen? Der Hintergrundgesang bringt Schwung in die Sache (Yes, I'll be taking you out!), Pauls Gesang steigert sich, am Ende setzt die E-Gitarre ein und reißt die letzten Takte raus: Ist doch noch ein flotter Stück Gebrauchsmusik geworden! Jetzt fehlt noch ein kleines I-Tüpfelchen, George, dass das nicht so langweilig endet.
Und ganz ehrlich: Diese komischen Sektkorkengeräusche vor dem finalen Gitarrenakkord gefallen mir sehr.
Platz 66: Keep Under Cover (1983).
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And I find it very very very very very very hard
And I find it very very very very very very hard
Oh I find it very very very very very very hard
Yes I find it very very very very very very hard
Ich muss mich natürlich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass mancher geschätzte Leser zu diesen McCartney-Songs nicht nur aus Desinteresse schweigt, sondern auch aus Höflichkeit. Ihnen sei gesagt: Da kommen noch richtig schlimme Balladen!
Das erste Lied auf meiner Liste, bei dem ich ernsthafte Zweifel habe, ist dieses hier: Wird man mich endgültig meiden, verstoßen, als hoffnungslos unkritischen Fanboy abstempeln? Vor Erscheinen des Albums Memory Almost Full kursierten einige Liedtexte im Internet, darunter dieses, und ich fand es sehr sehr sehr sehr sehr sehr schwer, mir darunter ein brauchbares Lied vorzustellen.
Nun laufe ich nicht rum und erzähle, dass man das unbedingt hören sollte. Ganz im Gegenteil ist es wieder einmal äußerst harmlos, und wenn dann die Vocoder-Verfremdung mit Falsett-Ooohoohooh im Hintergrund einsetzt, sehe ich die aufgerollten Zehennägel meiner Mitmenschen buchstäblich vor mir. Bloß dass der harmlose McCartney aus meiner Sicht oft der gute McCartney ist, und damit meine ich nicht die kalkulierten Silly Love Songs, sondern simple Melodien, die nach drei Minuten zu guten Freunden werden können. Und so hat er mich auch hier zu fassen gekriegt - mit schlichter Akustikgitarre, etwas Cembalo-Geklimper und ohne vernünftiges Ende.
Platz 67: Feet In The Clouds (2007).
And I find it very very very very very very hard
Oh I find it very very very very very very hard
Yes I find it very very very very very very hard
Ich muss mich natürlich mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass mancher geschätzte Leser zu diesen McCartney-Songs nicht nur aus Desinteresse schweigt, sondern auch aus Höflichkeit. Ihnen sei gesagt: Da kommen noch richtig schlimme Balladen!
Das erste Lied auf meiner Liste, bei dem ich ernsthafte Zweifel habe, ist dieses hier: Wird man mich endgültig meiden, verstoßen, als hoffnungslos unkritischen Fanboy abstempeln? Vor Erscheinen des Albums Memory Almost Full kursierten einige Liedtexte im Internet, darunter dieses, und ich fand es sehr sehr sehr sehr sehr sehr schwer, mir darunter ein brauchbares Lied vorzustellen.
Nun laufe ich nicht rum und erzähle, dass man das unbedingt hören sollte. Ganz im Gegenteil ist es wieder einmal äußerst harmlos, und wenn dann die Vocoder-Verfremdung mit Falsett-Ooohoohooh im Hintergrund einsetzt, sehe ich die aufgerollten Zehennägel meiner Mitmenschen buchstäblich vor mir. Bloß dass der harmlose McCartney aus meiner Sicht oft der gute McCartney ist, und damit meine ich nicht die kalkulierten Silly Love Songs, sondern simple Melodien, die nach drei Minuten zu guten Freunden werden können. Und so hat er mich auch hier zu fassen gekriegt - mit schlichter Akustikgitarre, etwas Cembalo-Geklimper und ohne vernünftiges Ende.
Platz 67: Feet In The Clouds (2007).
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Are you willing to wager a little of your life?
Are you willing to take such a gamble?
Are you ready to walk on the edge of the knife?
Then I think we can skip the preamble.
Er hatte sie alle: Genesis! Phil Collins! The Police! Und allen Megahits verschafft. Dachte der zunehmend verunsicherte Paul McCartney: Das will ich auch, also weg mit dem orchestralen George-Martin-Sound und her mit dem kühlen Computerklang. Dazu bitte eine Portion Phil-Collins-Drums: Hugh Padgham sollte produzieren, das sollte zeitgemäßer und gerne etwas härter klingen als die Balladen der Jahre zuvor, denen man die 80er Jahre kaum angemerkt hatte.
Völlig unpassend aber schon das Cover fürs Album: Ausgerechnet ein Sepia-Foto, das aus den 20er oder 30er Jahren hätte stammen können. So musste man zwangsläufig an seine Schwäche für Hut-und-Stock-Unterhaltungsmelodien denken, an all die rückwärtsgewandten Honey-Pie-Varianten, die es seit When I'm Sixty-Four und auch nach den Beatles gegeben hatte.
Nichts davon war auf dem Album zu finden, dafür vieles, das gewollt kühl, modern, minimalistisch klang. Bloß dass man den 70er-Jahre-Genesis-Bombast elegant entstauben kann, um die Hit-Melodien herauszuarbeiten, dass man auch das hysterische Roxanne-Gekreische von Police abstellen und einen Rohdiamanten wie Every Breath You Take durch perfekte Produktion zum Strahlen bringen kann: Dreht man dagegen McCartney mit seinen Klavierballaden und seinem Gitarrenrock einmal durch die Padgham-Mühle, kommen immer noch Klavierballaden und Gitarrenrock heraus. Allerdings im Kühlhaus aufgenommen.
Viel bleibt also nicht von diesem Album, dabei geht es vielversprechend los, entschlackt und energiegeladen wird gleich im ersten Stück ordentlich Spannung aufgebaut. Dieses Versprechen wird leider nicht eingelöst.
Platz 68: Stranglehold (1986).
Are you willing to take such a gamble?
Are you ready to walk on the edge of the knife?
Then I think we can skip the preamble.
Er hatte sie alle: Genesis! Phil Collins! The Police! Und allen Megahits verschafft. Dachte der zunehmend verunsicherte Paul McCartney: Das will ich auch, also weg mit dem orchestralen George-Martin-Sound und her mit dem kühlen Computerklang. Dazu bitte eine Portion Phil-Collins-Drums: Hugh Padgham sollte produzieren, das sollte zeitgemäßer und gerne etwas härter klingen als die Balladen der Jahre zuvor, denen man die 80er Jahre kaum angemerkt hatte.
Völlig unpassend aber schon das Cover fürs Album: Ausgerechnet ein Sepia-Foto, das aus den 20er oder 30er Jahren hätte stammen können. So musste man zwangsläufig an seine Schwäche für Hut-und-Stock-Unterhaltungsmelodien denken, an all die rückwärtsgewandten Honey-Pie-Varianten, die es seit When I'm Sixty-Four und auch nach den Beatles gegeben hatte.
Nichts davon war auf dem Album zu finden, dafür vieles, das gewollt kühl, modern, minimalistisch klang. Bloß dass man den 70er-Jahre-Genesis-Bombast elegant entstauben kann, um die Hit-Melodien herauszuarbeiten, dass man auch das hysterische Roxanne-Gekreische von Police abstellen und einen Rohdiamanten wie Every Breath You Take durch perfekte Produktion zum Strahlen bringen kann: Dreht man dagegen McCartney mit seinen Klavierballaden und seinem Gitarrenrock einmal durch die Padgham-Mühle, kommen immer noch Klavierballaden und Gitarrenrock heraus. Allerdings im Kühlhaus aufgenommen.
Viel bleibt also nicht von diesem Album, dabei geht es vielversprechend los, entschlackt und energiegeladen wird gleich im ersten Stück ordentlich Spannung aufgebaut. Dieses Versprechen wird leider nicht eingelöst.
Platz 68: Stranglehold (1986).
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So richtiges Vertrauen in sein Spätwerk hat dieser Mann nicht, oder er ist einfach zu gutherzig, um dem Publikum weniger Bekanntes, womöglich nicht Mitsingbares zuzumuten. [Q]Das hat mich tatsächlich überrascht: Mit einer Ausnahme sind alle Stücke aus dem aktuellen Liveprogramm mehr als 30 Jahre alt!? Natürlich sind die Zeiten vorbei, in denen das aktuelle Album mit fünf, sechs Titeln vertreten war: Zuletzt hielt das 2007er Dance Tonight tapfer die Stellung oder es wurde ein Titel vom 2008er Fireman-Album eingestreut; aber dass inzwischen praktisch nichts mehr aus der Zeit nach den 70ern übriggeblieben ist, war mir nicht bewusst. Es hat mich immer irritiert, wie diese neueren Titel schon wenig später komplett und ersatzlos aus dem Programm gekickt wurden: Das wirkte schon ein wenig wie ein notwendiges Übel, sorry, ich muss meine neue Platte vorstellen, aber gleich spiele ich wieder was von den Beatles.
Für mich ist der späte McCartney unterbewertet. Es wird kein Dylan aus ihm werden, der seine Fans mit unkenntlichen Versionen seiner Songs und ständig neuer Setlist herausfordert, und viele Leute wollen bestimmte Lieder nun mal hören. Trotzdem wäre ich nicht nur persönlich erfreut, sondern würde es als Zeichen von Souveränität und Selbstvertrauen werten, wenn er öfter mal ein kleines Risiko eingehen würde: Sollen die Leute sich doch ihr Bier holen gehen!
Ich habe dann mehr Platz um mich herum und freue mich über das tiefenentspannte Lied vom 2001er Album Driving Rain. Papa und Sohn haben komponiert, streuen wir es doch mal zwischen die ganzen Monolithen und trauen dem Publikum was zu. Wenn es dann 30 Jahre alt wird, sage ich bescheid, das geht ja immer alles so schnell.
Platz 69: Back In the Sunshine Again (2001).
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*Im verlinkten Beitrag nach unten scrollen.
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Nach dem letzten nennenswerten Hit Hope Of Deliverance und der Welttour 1993, der zweiten nach dem großen Live-Comeback 1989/90, gab es eine Pause, die ich mir nicht erklären konnte. Im nachhinein weiß man, dass das mit Lindas Erkrankung zu tun hatte, an der sie 1998 schließlich starb. Dazwischen lag das Anthology-Projekt, und als das Album Flaming Pie 1997 erscheinen sollte, freute ich mich auf eine weitere Tournee, die aber nicht stattfand. Der Platte sah ich mit gemischten Gefühlen entgegen: So hatte man von Steve Miller munkeln hören, den ich überhaupt nicht in Zusammenhang mit McCartney bringen konnte (Abra abra cadabra / I wanna reach out and grab ya).
Größere Sorgen machte mir aber die Präsenz von Jeff Lynne: Das war ja vorübergehend ganz nett gewesen mit den Traveling Wilburys (auch wenn ich sie von heute aus kaum noch hören mag), aber dieser omnipräsente ELO-Sound von Cloud-Nine-Harrison über Tom Petty solo bis eben hin zu dieser Altstarversammlung mit Roy Orbison und Bob Dylan ließ mich einiges befürchten, nicht zuletzt einen Hit und daraus resultierende langfristige Zusammenarbeit.
Vorab erschien eine Single, Young Boy, die nicht wehtat, aber musikalisch erschreckend harmlos war. Klanglich war das unscharf und wenig dynamisch, positiv ausgedrückt musste man unter den gefürchteten Snare-Vierteln gar nicht so arg zusammenzucken. Und auf dieser Single (wir befinden uns bereits im CD-Zeitalter) war in einer kleinen, von Paul moderierten "Radioshow" ein Liedchen versteckt, das ich mir erst erarbeiten musste. Am Schlagzeug ein alter Kumpel, und ich muss mich manchmal fragen, was ein anderer Produzent wohl daraus gemacht hätte: Denn da steckt was drin, stimmlich sowieso, und die sparsamen Orgelklänge unter dem Refrain verschaffen unerwartete Erleichterung in diesem anstrengenden Jam.
Platz 70: Looking For You (1997).
Größere Sorgen machte mir aber die Präsenz von Jeff Lynne: Das war ja vorübergehend ganz nett gewesen mit den Traveling Wilburys (auch wenn ich sie von heute aus kaum noch hören mag), aber dieser omnipräsente ELO-Sound von Cloud-Nine-Harrison über Tom Petty solo bis eben hin zu dieser Altstarversammlung mit Roy Orbison und Bob Dylan ließ mich einiges befürchten, nicht zuletzt einen Hit und daraus resultierende langfristige Zusammenarbeit.
Vorab erschien eine Single, Young Boy, die nicht wehtat, aber musikalisch erschreckend harmlos war. Klanglich war das unscharf und wenig dynamisch, positiv ausgedrückt musste man unter den gefürchteten Snare-Vierteln gar nicht so arg zusammenzucken. Und auf dieser Single (wir befinden uns bereits im CD-Zeitalter) war in einer kleinen, von Paul moderierten "Radioshow" ein Liedchen versteckt, das ich mir erst erarbeiten musste. Am Schlagzeug ein alter Kumpel, und ich muss mich manchmal fragen, was ein anderer Produzent wohl daraus gemacht hätte: Denn da steckt was drin, stimmlich sowieso, und die sparsamen Orgelklänge unter dem Refrain verschaffen unerwartete Erleichterung in diesem anstrengenden Jam.
Platz 70: Looking For You (1997).
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