Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Oma Rock im Sarg 33 1/3
nnier | 16. Juni 2009 | Topic In echt
(1, 2) Nur Geduld. Nach dem kleinen Münchener Exkurs geht's dann auch schon schnurstracks wieder ein Stück nach Osten rechts Süden (n paar Breitengrade tiefer, paar Längengradehe dann nach links) in marokkanische Gefilde.

Ich hatte mir also ein Auto geliehen unter der Maßgabe, dieses rechtzeitig, vor Montagfrüh, zurückzubringen; ich stand aber glücklich schwitzend am Sonntagabend in einem Konzert in München; ich bin zudem geographisch herausgefordert. (Da ich derzeit regelmäßig Geschichten von den Drei ??? vorlese, weiß ich, wie wichtig es ist, zwischendurch wichtige Ereignisse und Prämissen in des Lesers Erinnerung zu rufen, ich spare mir hier nur mal das ewige "Fragte Peter", "Überlegte Bob", "Erklärte Justus". Sie kennen das ja auch vom Tatort, deshalb ermitteln da immer Zweierteams: "So, nun haben wir den Verdächtigen vernommen. Jetzt fahren wir zu seinem Bruder." - "Aber wie konnte er wissen, dass seine Frau an diesem Abend nicht nach Hause kommen würde?" - "Weil er längst von seinem Nebenbuhler wusste." - "Und das war der eigene Bruder. Unglaublich!", das ist sehr angenehm, wenn man am Sonntagabend versucht, den Handlungsfäden zu folgen. Oder man macht es wie ich und guckt sich nur die Bilder an. Das dürfen Sie hier natürlich auch tun.)

Die Strecke München - Göttingen ist nach Auskunft von g**gle maps in 5h 52 min zu bewältigen, bei einem angenommenen Konzertende um 23:00 plus 30 Minuten Herumstehen auf dem Parkplatz wäre es also rechnerisch kein Problem, den Japaner noch vor dem Morgengrauen abzuliefern.

Nun wissen Sie natürlich, dass unsere Großelterngeneration nur ungern etwas wegwarf. Ein Wesenszug übrigens, der mir leider auch nicht ganz fremd ist. Und warum also sollte nicht meine liebe Oma mir eine Landkarte vom Opa vererben, die noch richtig gut erhalten war? Was spricht denn dagegen, eine solche Karte von, sagen wir, 1960 zu verwenden, die man als Enkel natürlich in Ehren aufbewahrt und bei seiner weiten Reise nach Süddeutschland mitgenommen hat? Gut, als geographisch Minderbemittelter fährt man da lieber alle 100 km mal raus auf einen Parkplatz und notiert sich mit dem Kugelschreiber die nächsten Wegmarken auf einem Zettel, aber das hat ja mit dem Alter der Karte nichts zu tun. Und man fährt also durch die Nacht, freut sich über die langsam geringer werdenden Kilometerangaben auf den blauen Schildern, wenn es kurz vor Würzburg heißt: "Kassel 220 km" (oder so), denn das hatte ich mir nun doch eingeprägt, dass Kassel eine ganz sinnvolle Station auf dem Weg nach Göttingen ist, wenn man von Süden kommt. Die Kilometerzahl sprang dann allerdings kurz nach Würzburg plötzlich deutlich nach oben. Ich fuhr raus, sah auf der Karte nach: Was denn? So muss ich doch fahren! Von Würzburg nach Frankfurt und dann nach Kassel!

Verbissen raste ich durch die Nacht, die zusätzlichen Kilometer wieder reinholen, weiß der Geier, woher die gekommen sind, die Zeit läuft, der Tank ist auch bald leer, das wird aber knapp - und dann habe ich es gerade so noch geschafft. Ich stellte das Auto vor die Garage, und als jemand damit wegfuhr, war der Motor noch warm und der Sitz wahrscheinlich auch.

Erfahrener Pilot: "Ja, früher musste man über Frankfurt fahren! Aber warum hast du nicht die A7 genommen, von Würzburg nach Kassel? Das ist doch sonst ein enormer Umweg!"

War nun mal nicht eingezeichnet, das blöde Ding! Dieser Abschnitt wurde erst in den 60er Jahren gebaut.

Ach ja, Marokko. Kommt.

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monnemer, Mittwoch, 17. Juni 2009, 10:48
Das kenne ich. Ich dachte mal, und mein Begleiter auch, dass man mit einem Diercke Weltatlas (Ausgabe 1976, hab´ ich heute noch) locker den Weg nach Spanien findet.

Erst als wir nicht mehr aus der Auvergne herausfanden, merkten wir, dass Informationen über die mittlere jährliche Vereisung der Ostsee oder über die Gemarkung der Kolchose Alexiewka eigentlich unbrauchbar waren.

Aber immerhin, bis in die Auvergne!

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nnier, Mittwoch, 17. Juni 2009, 11:02
Der gute, alte Diercke! Aber sagen Sie, war das nicht die Volkskommune Hua Shan!? Ich müsste glatt noch einmal nachsehen!

(Sehr lustig, übrigens, das hätte mir glatt auch ...)

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venice_wolf, Mittwoch, 17. Juni 2009, 11:43
haha, da kann ich auch was dazusagen... als erfahrene Weltbummler,die ich persönlich kenne, die Reisen nach Albanien, Turkei, Bulgarien, Russland, Cuba, Guatemala usw in nicht suspekten Zeiten ohne Bedenken starteten, und sich durch Spanien mit einem englischen Atlas durchkämpften und nur nach einer Woche herausbekommen haben dass alle Angaben auf dem Atlas in Meilen waren und nicht in Km...

Somit erklärte sich, warum trotz fahren wie der Teufel jede Stadt soooo weit war und der Tacho im Auto letztendlich doch perfekt funktionierte....

was habe ich da gelacht! (aber solche groben Irrtümer kommen öfter vor als man denkt)

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nnier, Mittwoch, 17. Juni 2009, 11:50
Chr-hrr! Kenne ich die evtl. auch? (Andererseits: wäre sonst Amerika je entdeckt worden?)

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venice_wolf, Mittwoch, 17. Juni 2009, 11:53
erste Frage: Antwort ist JA!
zweite Frage: Antwort ist NEIN !

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jean stubenzweig, Mittwoch, 17. Juni 2009, 13:31
Ich scheine zu den wenigen zu gehören, die weniger etwas für die Rettung der pharmazeutischen (die vormalig genannten maghrebinischen Aspirin-Bedürfnisse waren mir nicht untergekommen) und vielmehr für die atlantische Industrie tun. Seit ich autofahrerisch denken kann, kaufe ich ständig, also jährlich neue Karten (ja, das mit dem Navi, das ist erledigt, zumal die meisten sich, um das doch nochmal zu erwähnen, damit viel öfter verfahren als ich mit der guten alten Tante Karte); der Straßenkartenhersteller, der auch die Directions höchster Essenskünste vorgibt, dürfte einen Großteil seiner Portokasse alleine durch mich auffüllen (und auch ich werfe nichts weg, ich hebe sie alle auf, also weiß ich, weshalb ich mich vor vierzig Jahren verfahren habe). Die Tablettenschacherer hingegen gingen an mir pleite.

Und weshalb kritisieren Sie sich denn selbst so arg mit dem Titel Oma Rock im Sarg? Wir wissen doch, um was es geht – man muß nur einfach weiterlesen, irgendwann taucht die Oma schon auf, auch der Sarg wird irgendwo versteckt sein. Nur das mit der 33 1/3 verstehe ich nicht. Sind das nun dreiunddreißig ein Drittel Folgen einer bereits begonnenen wunderschönen Erlebniserzählung? Oder wollen Sie Ihre Leser ein bißchen vergackeiern, nach dem Motto: die nehmen alles, Hauptsache daß? Womit Sie rechthaben dürften.

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nnier, Mittwoch, 17. Juni 2009, 14:02
Ich will es ja nicht gar zu weit treiben und bei fifi, fon, fafa enden, auch wenn es Spaß macht.
Le Professeur : J'étais tout jeune, encore presque un enfant. Je faisais mon service militaire. J'avais, au régiment, un camarade, vicomte, qui avait un défaut de prononciation assez grave : il ne pouvait pas prononcer la lettre f. Au lieu de f, il disait f. Ainsi, au lieu de : "fontaine, je ne boirai pas de ton eau", il disait: "fontaine, je ne boirai pas de ton eau". Il prononçait "fille" au lieu de "fille", "Firmin" au lieu de "Firmin", "fayot" au lieu de "fayot", "fichez-moi la paix" au lieu de "fichez-moi la paix", "fatras" au lieu de "fatras", "fifi, fon, fafa" au lieu de "fifi, fon, fafa" ; "Philippe" au lieu de "Philippe" ; "fictoire" au lieu de "fictoire" ; "février" au lieu de "février" ; "mars-avril" au lieu de "mars-avril", "Gérard de Nerval" et non pas, comme cela est correct, "Gérard de Nerval", "Mirabeau" au lieu de "Mirabeau", "etc." au lieu de "etc.", et ainsi de suite "etc." au lieu de "etc.", et ainsi de suite, etc. Seulement il avait la chance de pouvoir si bien cacher son défaut, grâce à des chapeaux, que l'on ne s'en apercevait pas.
(Das ist Ionesco, La Leçon, und ich habe meine Lieblingsszene hier herauskopiert).

Es gab einen Film mit Bruce Willis, Originaltitel: Die Hard, hier nannte man ihn Stirb langsam. Teil zwei bekam dann auf deutsch den dämlichen Titel "Stirb langsam - jetzt erst recht" verpasst. "33 1/3" ist dagegen Teil 3 der Reihe Die nackte Kanone numeriert (nachdem der zweite Teil die "2 1/2" verpasst bekommen hatte).

Das nur, um hier nicht versehentlich den Eindruck völliger Beliebigkeit zu erwecken, das mache ich ja manchmal auch ganz gerne. Aber hier kam die Oma schon vor, außerdem empfehle ich eine unvoreingenommene Analyse der ersten zwei Wörter in Verbindung mit dem ursprünglichen Thema dieser kleinen Reihe ... ja, ich weiß, es ist albern.

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