Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Oma Rock im Sarg
nnier | 14. Juni 2009 | Topic In echt
Was die Maghrebiner dauernd mit den Aspirintabletten wollten, ist mir nach wie vor ein Rätsel. Kennt jemand irgendwelche Drogenrezepte oder -cocktails, für die man ASS benötigt?

Mein letzter Familienurlaub als Jugendlicher war es, die Strecke führte mit dem VW-Bus nach Frankreich und dann mit der Fähre von, so meine ich, Sète nach irgendwo in Marokko, ich hab's ja nicht so mit der Geographie - vermutlich ein genetischer Defekt.

Ich hatte mich informiert: Man solle Aspirin dabeihaben, das sei besser als Trinkgeld; man solle nicht ungefragt Menschen fotografieren; man solle mit dem Trinkwasser aufpassen; man solle nicht die anfänglich genannten Phantasiepreise bezahlen, sondern hart verhandeln, um den Einheimischen nicht die Preise zu verderben.

Irgendwo kamen wir an einem Strand an, begeistert rannten wir durch den Sand, allerdings irritierten uns komische Teerflecken, die an den Füßen hartnäckig klebenblieben, und die Tatsache, dass sich an diesem traumhaften Strand sonst buchstäblich niemand aufhielt, weshalb wir dann auch lieber weiterfuhren.

Das eigentliche Ziel lag viel weiter im Landesinneren, nahe Khénifra, das man übrigens nicht mit der Küstenstadt Kenitra verwechseln sollte, sonst geht das gleich wieder los wie mit Lybien und Siryen und Bayreuth und Beirut. Wenn Sie wüssten, wieviele unnötige Kilometer ich schon durch meine geographische Beeinträchtigung zurückgelegt habe! Einmal z.B., es war im legendären Oktober 1989, lieh ich mir das Auto meiner Eltern, um damit nach München zu fahren. Denn nach den zwei Konzerten in Hamburg und den zweien in Dortmund (Frankfurt hatte ich ausgelassen, das werde ich mir mein Leben lang vorwerfen) wusste ich, dass es das noch nicht gewesen sein durfte. Also wollte ich mich auch in München vor die Olympiahalle stellen und von den Schwarzhändlern ausnehmen lassen. Drei Konzerte: Freitag, Samstag, Sonntag. Gut, hieß es, Sonntagabend das Konzert geht nicht, denn du sollst nicht unter Zeitdruck zurückfahren, und Montag früh brauchen wir unbedingt das Auto, aber für Freitag und Samstag darfst du es haben und zwei Konzerte reichen doch auch.

Ich verbrachte einen schönen Freitag in München. Stellte mich mittags vor die Halle. Kaufte ein Ticket. Freute mich über die phantastische Stimmung. Und das Konzert, das glauben Sie gar nicht, das war wirklich toll!

Am nächsten Tag stand ich wieder vor der Halle. Wollte ein Ticket kaufen. Bekam keins. Stundenlang, es half nichts, ich konnte mir die Phantasiepreise nicht leisten, ich musste am Ende einsehen: Heute wird es nichts. Mit hängenden Schultern schlich ich später um die Halle, hörte die herauswehenden Klangfetzen, und mit einem Kloß im Hals ging ich zum Auto, beschloss, wenigstens bis zum nächsten Morgen noch in München zu bleiben und rollte mich in meinen Schlafsack.

Vormittags besuchte ich das Deutsche Museum. Dazu stellte ich das Auto in einem Parkhaus ab. Als ich nach einigen Stunden zurückkehrte, las ich die Preistafel und zuckte zusammen: Die Preise stiegen progressiv! Die erste Stunde kostete 2.- DM, die zweite 3.-, die dritte und alle folgenden 5.- DM! Das konnte ich mir nicht leisten. Hektisch dachte ich nach und kam auf eine brillante Idee: Ich könnte doch einfach zum Eingang gehen, ein neues Parkticket ziehen und dieses dann bei der Ausfahrt ... ?

Stellen Sie sich den größten Schreck Ihres Lebens vor, multiplizieren Sie ihn mit 1000, und Sie kommen nicht mal in die Nähe dessen, was mir widerfuhr. Aus dem Ticketautomaten dröhnte, nachdem ich zwei-, dreimal vergeblich den Knopf zur Kartenausgabe betätigt hatte, eine tiefe und laute Männerstimme, die mich anschrie: "Ja, wos machen's dann do!?"

Fiebrig rannte ich weg, lief einmal um den Block, sah mich schon vom Sicherheitsdienst umringt, erkannte die Ausweglosigkeit meiner Situation, denn ohne das Auto brauchte ich mich zu Hause nun wirklich nicht blicken zu lassen, ging also irgendwann fatalistisch zum Kassenautomaten, entrichtete dort einen schmerzenverursachenden Preis und fuhr mit dem Auto zur Ausfahrt, überzeugt davon, dass mir spätestens dort eine böse Abreibung blühte.

Hach! Nun ist der Platz hier schon voll. Na, ich erzähle bestimmt bald mal weiter aus Marokko.

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vert, Montag, 15. Juni 2009, 00:42
trösten sie sich.
alter kurierfahrerscherz:
ich bin jetzt in münchen - wo ist denn dieses gladbach?
alles wahr.

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nnier, Montag, 15. Juni 2009, 09:55
Hm, das hingegen wäre mir nun nicht passiert, denn ich habe (im Panini-Album 1980/81?) die Landkarte der Bundesligastädte damals intensiv studiert, und dass sich dort im Westen die Hälfte der Vereine auf engstem Raum tummelte, während im tieferen Süden nur der FC Bayern und der 1. FC Nürnberg (und 1860?) zu finden waren.

Auch auf Urlaubsreisen, wenn ich als Kind so überhaupt keine Ahnung hatte, in welche Himmelsrichtung es denn geht, merkte ich plötzlich auf und fragte: Oh, Frankfurt, können wir da mal rausfahren? Ich würde so gerne mal das Stadion sehen! Menno. Warum denn nicht. Dann aber auf jeden Fall in Offenbach.

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venice_wolf, Montag, 15. Juni 2009, 12:09
Spannend, spannend...ganz gut diese Road Movies (ohne Movie, aber das ist ja das tolle an Erzählungen). Ja, das nennt man einen FAN!
Noch was, da unterhielt ich mich vorgestern ausführlich mit einem gewissen Herrn Arnold, der die gesamte Mail korrespondenz bestätigen konnte.
Ich freue mich schon!
Durch den tiefblauen Himmel zogen unbedenkliche Wolken, windstill war es und sonnig warm, die Ruhe war nur vom Geräusch des gemütlichen Bierkrugklirren, leisen Lachen u. Sprechen, und ein paar Kuhglocken irgendwo unterbrochen...

und das Büssle...gibt's das noch ?

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nnier, Montag, 15. Juni 2009, 12:56
Das klingt schon wieder zu schön, um wahr zu sein, ich würde sagen: Movie ohne Road, das mit dem Himmel und den Kuhglocken ... ich freue mich auch!

Das angesprochene Gefährt, das so viel erlebt hat, von marokkanischen Wüsten über französische Einbahnstraßen (in verkehrter Richtung), niederländischen Nationalfeiern und spanischen Klippen, skandinavischen - ach, das alles erzähle ich irgendwann noch, nein, das gibt's meines Wissens nicht mehr. Es wurde irgendwann für lau an eine befreundete, wenig begüterte Familie abgegeben, danach verliert sich seine Spur.

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venice_wolf, Montag, 15. Juni 2009, 13:16
Schade, müsste man sich den Aufwand antun, solche Vehikel irgendwo wettergeschützt aufbewahren, sowas kommt nicht wieder und ist auch nicht zum umbringen.
Ich kann mir vorstellen das man damit in jeder Krise standhalten kann, also bestimmt auch in dieser.
Ich habe noch einen R4, altersschwach aber geht, den verwendet mein Vater ab und zu, der nur nicht verschrottet wurde weil mein Name auf dem Zulassungsschein steht und ich mein Veto gesetzt habe....
Ach habe ich diese alten Sachen lieb, und wie gut sie noch funktionieren...

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nnier, Montag, 15. Juni 2009, 14:02
Ja, so oder so ähnlich ... in der Stadt schwierig, auf dem Land schon eher möglich. Muss man denn in Italien die Autos auch angemeldet haben, wenn man damit herumfährt? Hier dürfen sie ohne Anmeldung nicht mal am Straßenrand stehen, nur auf Privatgrundstücken.

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venice_wolf, Montag, 15. Juni 2009, 16:37
Natürlich muss ein Auto auch in Italien angemeldet und versichert sein, sobald es sich auf einer öffentlichen Strasse befindet! Wir sind ja (noch) nicht wie in Afrika.

In Süditalien geht es ein Bisschen lockerer zu, wenn keiner kontrolliert muss man auch nicht alles so genau nehmen, und eine gute Fotokopie kann Wunder wirken.

Ein Stück Land hätte man ja, (mit einem Container als Geräteschuppen), und ich wollte schlimmstenfalls den R4, abgemeldet, mithilfe eines Inverter (der 12V auf 220 bringt, wie das gehen soll weis ich nicht aber so steht's im Prospekt) als äusserst trendy und post-modernes Stromaggregat verwenden. Jeder hat halt seine mehr oder weniger ausgefallene Hobbies (und ich kann mit Briefmarken, Porzellanelefanten und Modellzügen gar nix anfangen)

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nnier, Montag, 15. Juni 2009, 17:20
Das sind halt so deutsche Klischeevorstellungen, die kennt man aus Schlagern aus alten Filmen, aus der Werbung, eh, la dolce vita, aber ich fragte mich das ganz ernsthaft, da ich mir das ("verwendet mein Vater ab und zu") nicht so richtig vorstellen konnte: Ist der denn nun angemeldet? Oder fahrt ihr damit nur nachts unter der Rialtobrücke durch?

Das Stromaggregat: Da geht bestimmt was! Diese Konverter allerdings, na ja, Du weißt bestimmt noch:

U = R*I
I = U/R
R = U/I

U ist die Stromstärke, I die Spannung und R der Widerstand, ah, da hammer's ja, Ohmsches Gesetz heißt das gute Stück. Und wenn man aus 12 Volt 220 machen will, reduziert sich dadurch rein rechnerisch die Stromstärke ("Ampere") auf 12 / 220 des Ausgangswertes, da die Leistung ("Watt", Produkt aus Volt und Ampere) sich nicht ändert, also mehr als eine 220-V-Energiesparlampe dürfte man vermutlich nicht anschließen, und ich tue übrigens immer gerne so, als könne ich aus dem Stegreif drauflosreferieren ...

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venice_wolf, Montag, 15. Juni 2009, 17:48
Angemeldet: Ja, natürlich - Versichert: auch! mein Vater ist nicht mehr so viel mit dem Auto unterwegs (seit 6 Monaten kämpft er ausserdem mit Post-Gips infektion Achillessehneinfektion) Urlauben meist sowieso mit dem Flugzeug (nicht unseres) Wir haben eine Vielzahl an (alten) Autos, vom Schwiegervater usw.alle wenig in Gebrauch und die Devise lautet: bis nicht ALLE KAPUTT sind kaufen wir kein neues

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nnier, Montag, 15. Juni 2009, 18:12
"Nicht unseres" macht mich lachen!

Mit einem Stück Land irgendwo lässt sich das vermutlich auch machen. Hier dagegen geben die Leute z.Z. Autos in die Schrottpresse wie von Sinnen. Denn es gibt zur Rettung der jap kore irgendei deutschen Autoindustrie für jedes zerstampfte Auto 2500.- "Prämie", wenn man ein neues kauft.

Resultat 1: Die Leute geben Autos weg, die locker mehr als 2500.- wert sind, weil es Geld "vom Staat" gibt

Resultat 2: Die Gebrauchtwagenhändler gehen pleite, da sie die typischen Wagen für 1000 - 3500 Euro nicht mehr bekommen

Resultat 3: Ein paar zusätzliche Kleinwagen werden noch vor der Bundestagswahl verkauft

Resultat 4: Nach der Wahl (und dem Auslaufen der "Prämie") kauft dann gar keiner mehr was

In Afrika bekämen sie sowas nicht organisiert!

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venice_wolf, Montag, 15. Juni 2009, 19:24
und wenn die Prämie doppelt wäre: solange die Autos funktionieren wird nix weggeschmissen. Und danach kriegst es vielleicht NOCH billiger. DAs mit dem Inverter muss ich noch nachrechnen, denn R=(U+I) x 2yk-2+3,1459 oder so ungefähr........

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txxx666, Montag, 15. Juni 2009, 18:20
sonst geht das gleich wieder los wie mit Lybien und Siryen und Bayreuth und Beirut

Á propos Oma und so: meine Frau Großmutter ließ es sich nicht nehmen, bei jeder Gelegenheit ihre wohl nicht allzu umfangreichen, aber mühselig erworbenen Italienischkenntnisse in Anwendung zu bringen (was manch peinliche Situation nach sich zog, z.B. mit den türkischen Servicekräften einer Eisdiele); das führte einmal dazu, dass sie den falschen Zug buchte und dann in Genf statt in Genua landete. : )
Schlimmer hat es gerüchteweise einen Reisenden erwischt, der sich statt auf Tahiti in der Südsee plötzlich im bürgerkriegsgeschüttelten Haiti wiederfand...

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nnier, Montag, 15. Juni 2009, 18:27
Tee-hee, um mal englisch über Haiti und Tahiti zu lachen. Insel ist Insel.

Eine schöne Stelle bei Schimanski, Anfang der 90er. Thanner und Schimanski treffen einen Kollegen auf dem Flur. Man erfährt, dass der gerade versetzt wurde. Schimanski: "Sag mal, du gehst nach Frankfurt, oder?"
Genervtes Augenrollen des Angesprochenen: "Ja, ich gehe nach Frankfurt an der Oder." (Schanner und Thimi prustend ab.)

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