Och, Gottchen - nichts Besonderes so weit. Im Vorgarten die Waschbetonplatten weggenommen. Die hab' ich dann ins Auto gewuppt und zur Deponie gefahren, dort halt ausgeladen und in einen Container geschmissen. Würde mich mal interessieren, was die eigentlich wiegen! Dann wollt' ich so einen Pfeiler, das sind so dicke, gemauerte aus Klinker, mal eben umhauen und auch wegbringen. Ich hatte gehofft, dass die hohl sind, aber die sind mit Zement oder Beton ausgegossen. An dem Pfeiler war dieser fette Aluzaun festgeschraubt. Echt gut befestigt! Der ging nicht ab. Ich hab' dann mit der Flex versucht, diese dicken Aludinger durchzusäbeln. Das hat echt gedauert! Und warm ist das, so mit Schutzbrille und Ohrenschützern. Und dann dachte ich, ich schmeiße den Pfeiler einfach um, der löst sich bestimmt gut vom Boden und dann zerfällt er in seine Einzelteile und die wollt' ich dann auch zur Deponie bringen. Ich habe dann erst mal mit dem Bohrhammer versucht, den unten abzulösen von der Waschbetonplatte, auf der er stand. Ging überhaupt nicht! Dann bin ich vorsichtig mit der Brechstange drunter, dann ging er ein, zwei Millimeter hoch und ich dachte, super, hat sich gelöst, jetzt nur noch umschmeißen das Ding. Und das ging gar nicht! Dass der schwer ist, wusste ich ja schon, aber dass ich den nicht mal umschmeißen konnte ... Na, ich hab' den dann immer in kleinen Schritten hochgehebelt, einen Keil druntergeklopft, wieder gehebelt, Keil weiter rein usw., aber der wollte und wollte nicht umfallen. Mann! Ich hab' dann einfach immer weitergemacht, bis ich irgendwann druntergeguckt und festgestellt habe, dass der mit so einer total dicken Stange aus Baustahl im Boden verankert war. Dann musste ich noch eine Viertelstunde weiter rumwürgen, bis ich da bessser rankam, hab' die Waschbetonplatte drunter rausgezogen, ich wollte die Stange nämlich abflexen. Ha ha! Das ging gar nicht! Für Alu hat das gereicht mit der Flexscheibe, aber nicht für den Stahl, das hat nicht mal die Oberfläche angekratzt. Na ja ... ich hab' den dann mit ganz viel Geduld und unter Einsatz meines Körpergewichts mit absurden Hebelkonstruktionen noch weiter umgehebelt, bis er endlich lag. Aber der Anker da - der ist total tief unten ganz fest einbetoniert. Ich hab' dann immer mal was getrunken, es war ja warm heute, und dann dachte ich, du brauchst eine bessere Flex und einen besseren Bohrhammer, da tut sich ja gar nichts, und bin erst mal zum Baumarkt gefahren. Im Auto war's echt warm. Dann habe ich mir aber erst mal so einen riesigen Vorschlaghammer gekauft, ich dachte nämlich: Damit haust du den Pfeiler einfach in Stücke. Man sieht ja aus wie jemand, der seine Familie auslöschen will mit so einem Hammer in der Hand, na ja, ich also wieder ins Auto und dann ran ans Werk. Man muss da echt aufpassen. Da spritzen die Steinsplitter überall hin bei jedem Schlag. Und der Pfeiler will und will nicht kaputtgehen. Na, wie ich dann dieses schöne, neue Auto da stehen sah, ich weiß nicht, wem's gehört, da dachte ich, nicht dass der noch was abkriegt, hab' also das Werkzeug lieber weggeräumt und erst mal Schluss gemacht, nur den Pfeiler, den konnte ich absolut nicht mehr bewegen, der hängt jetzt so mitten auf dem Bürgersteig - ich muss mal sehen, wie ich das morgen mache. Jetzt muss ich aufhören, der Schweinebraten ist fast fertig, mit Rotkohl und Klößen, mmh!
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Als Kind war es für mich ganz normal, dass sämtliche Lernmittel selbst bezahlt wurden. Einmal pro Jahr, in den Sommerferien, wurde ordentlich Geld in die Buchhandlungen geschleppt, um den Atlas, das Mathebuch, das Mathe-Arbeitsbuch usw. zu besorgen. Dann wurde darüber gesprochen, wie teuer das alles ist. Und man dachte: Wie rückständig, anderswo bekommen die Kinder ihre Bücher umsonst.
Warum ich daran inzwischen zweifele, hängt mit dem alten Spruch "Was nichts kostet, ist auch nichts wert" zusammen. Wird ein Buch, für das man 25.- EUR bezahlt hat, nicht möglicherweise besser behandelt und auch mehr wertgeschätzt als eines, das man einfach so bekommt? Wird es nicht sorgsam in Folie eingeschlagen und möglichst pfleglich behandelt, damit es nach dem Schuljahr zum halben Preis weiterverkauft werden kann? (So war das üblich.)
Es ist bestimmt nicht bei jedem so, aber man kann schon den Eindruck gewinnen, dass mit dem Allgemeinbesitz oft wesentlich ruppiger umgegangen wird: Ist doch nicht meins ...
Da sind dann keine Eltern, die den Kindern sagen: Pass auf, wir haben dafür soundsoviel bezahlt, behandle es bitte ordentlich! Oder: Wenn du dein Buch so zerfetzt, kaufst du ein neues von deinem Taschengeld.
Es irritiert mich, wenn inzwischen anscheinend nichts mehr etwas kosten darf: Man muss sich einmal anhören, wie wortreich die Lehrerin auf dem Elternabend inzwischen erklärt, dass es ja absolut sinnvoll sei, noch ein Englisch-Arbeitsbuch zu beschaffen, dieses sei leider zum Hineinschreiben und könne deshalb nicht von der Schule ausgegeben werden, aber es sei fürs Lernen wirklich wichtig, nur müsse man das leider selbst bezahlen und das koste ja eine ganz schöne Stange Geld, zehn oder fünfzehn Euro, das sei ja wirklich viel Geld, und gerne biete sie natürlich an, die Summe zunächst auszulegen, und man könne das dann ja in Raten abbezahlen, und es gebe übrigens auch einen Rabatt, wenn man einen ganzen Klassensatz bestelle, aber da müsse ja auch jeder einverstanden sein, und sie wäre ja sooo glücklich wenn sie dieses Arbeitsbuch anschaffen dürfe, ja? [Unsicheres, fragendes Lächeln, dann erleichterte Dankbarkeit, dass niemand protestiert]
Es stimmt etwas mit den Prioritäten nicht, wenn es mürrische Gesichter gibt, sobald einmal im Halbjahr die fünf Euro für die Klassenkasse (für Bastelmaterial usw.) eingesammelt werden, längst nicht jeder zahlt, die Lehrer müssen geradezu werben, bitte, bitte, bezahlen Sie, wir können Sie ja nicht zwingen, und wer das gar nicht kann, für den finden wir auch eine Lösung.
Es ärgert mich, wenn die Schule sich in eine solche Bittstellerposition begibt und mit einer unglaublichen Unterwürfigkeit Eltern umwirbt, die dann doch bitte-bitte nicht den Daumen senken. Nächstes Jahr dann mit Schautanzeinlage, um die Eltern milde zu stimmen? Geben Sie sich doch etwas Mühe, Frau Lehrerin, wenn Ihnen das Englisch-Arbeitsheft so wichtig ist!
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Beim Programmieren kann man Kommentare zwischen den eigentlichen Programmcode schreiben, dafür gibt es gewisse standardisierte, Dings, genau: Tags, und eines davon heißt
@todo
. Man schreibt dann z.B.:
@todo Die übergebene Kontonummer auf Plausibilität prüfen
oder @todo Sortieralgorithmus optimieren
und hofft, auf diese Weise später an die Dinge erinnert zu werden, die noch zu tun sind.Womit man ja gut leben kann, es ist Technik, keine Lyrik, aber das schreckliche Substantiv "Todo" (englisch ausgesprochen) setzt sich auch in anderen Lebensbereichen immer mehr durch. Statt "Soll ich das alles machen!?" heißt es heute: "Sind das Todos für mich?", und statt der Aufforderung: "Erledigen Sie folgende Arbeiten" bekommt man eine E-Mail, in der steht: "Ich sehe folgende Todos: ...", was die Arbeitswelt wieder eine Spur ekliger macht.
@todo Übergang zu dem folgenden Thema finden
Also war's nix mit der Schlummerstunde, statt dessen geriet ich in den Blickpunkt wie sonst immer dieser nebenbei eingeführte, betont unscheinbare Bürger, der plötzlich führerlose Flugzeuge notlanden oder einen ganzen Kindergarten aus dem einstürzenden Hochhaus retten muss und am Ende, da er den Widrigkeiten des Lebens getrotzt hat und an ihnen gewachsen ist, rußverschmiert und mit ein paar Schrammen im Gesicht zu Frau, Kind und Hund ins Vorstadthaus mit dem weißen Holzzaun zurückkehrt, die zwischenzeitliche, leidenschaftliche Affäre ebenso zurücklassend wie all die zutiefst gerührten Menschen, die ihm zwischen rauchenden Trümmern hinterherwinken und vor Dankbarkeit weinen, und zu Hause die, die, die werden ihn nie wieder einen "langweiligen Bürohengst" heißen, aber nie wieder!, nämlich die Frau weiß jetzt endlich, was sie an ihm hat und das Kind respektiert dann so voll so seinen Vater und kauft sich eine Baseballkappe, auf der Daddy steht, und sogar der Hund gehorcht wieder und reibt sich ekstatisch an seinem Bein, na ja, Sie wissen ja, wie das ist.
"Du kannst doch Spanisch", genau, das ist doch schon ein paar Wochen her, dass du damit angefangen hast, frag doch mal, äh, gut, äh, ¿dónde está la policía? - und dann dieser Schock, wenn man zum ersten Mal hört, wie die wirklich sprechen, nicht so schön jedes Wort einzeln und gut betont, sondern eher so wie ¡Yasquéderbandarrofandaste quintobanda falunquerro chicafuerrasela dambaste hetambo!, ich verstand kein Wort und führte, wie auch immer, die Familie samt geplündertem Fahrzeug zu einer der vielen spanischen Polizeien. Wo ich zum Hauptmann, der ein lustiges Käppi trug, vorgelassen wurde und sich ungefähr folgender Dialog entspann:
- Auto, kaputt, Sachen weg viele
- Wo ist das passiert?
- Essen Familie
- Wann genau?
- Eine Uhr, bevor
- Bitte listen Sie genau auf, welche Dinge fehlen!
@todo Dialog komplettieren und deutlicher zeigen, wie hilflos du gestammelt hast
Unterdessen kam immer mal wieder jemand mit traurigem Gesicht hinein und teilte mir mit, was noch alles weggekommen war. Ich kämpfte also mit dem Wörterbuch, listete cámara fotográfica, Geld sowie Kleidungsstücke in großer Zahl und geriet dabei ordentlich ins Schwitzen. Ein deutsches Motorradfahrerpaar betrat die Station, schimpfte auf Deutsch vor sich hin und forderte mich sehr direkt auf, auch für sie zu übersetzen, sie seien des Spanischen nicht mächtig und da würde ich doch wohl bitte.
Ich bekam Depressionen. Nun kämpfte ich an zwei Fronten, erzählte dies und dolmetschte das, zog den Unmut des Paares auf mich, als ich die Worte des Hauptmanns übersetzte (da sei leider nichts zu machen, die Aussichten auf eine Wiederbeschaffung seien hier generell sehr schlecht), gab hier meinen Eltern das Protokoll zum Unterschreiben und versuchte dort, die Gemüter zu beruhigen, ging noch einmal hinein, als meinem Vater einfiel, dass auch seine goldene Uhr verschwunden war, sah das Stirnrunzeln des Beamten, der betont langsam nachfragte, so so, eine goldene Uhr also, und ist das jetzt alles? Oder kommt vielleicht noch etwas?, verließ schließlich halbverdurstet die Polizeistation und bemerkte in diesem Moment, dass ich den hohen Herrn die ganze Zeit geduzt hatte.
@todo Deutlicher herausarbeiten, wie peinlich das war. Fallhöhe (Respektsperson in paramilitärischer Uniform vs. Duzerei) besser herausstellen.
@todo Überlegen, wie du aus dieser Nummer rauskommen willst
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Klar musste man auf seinen Besitz aufpassen. Nicht nur links und rechts Aspirin und Ciguerettes verteilen oder Bonbons unters Kindervolk bringen, nein, es war mancherorts auch nicht unklug, ein wenig Schutzgeld an diejenigen zu zahlen, die so bereitwillig anboten, auf das parkende Auto "aufzupassen". Wobei man sinnvollerweise zu Beginn eine kleine Anzahlung leistete und den Rest für später in Aussicht stellte, wenn das Fahrzeug, so gut bewacht, unversehrt wieder in Empfang genommen werden würde. Und so hatte man sich im Lauf der Zeit einfach daran gewöhnt, niemanden unnötig in Versuchung zu führen.
Nach dem eiligen Verlassen des nordafrikanischen Landes konnte man erst mal aufatmen. Man war auf der Fähre, die einen diesmal übrigens nicht durchs halbe Mittelmeer (zurück nach Sète) bringen würde, sondern nur ein kurzes Stück bis irgendwo nach Spanien. Was ich ganz lustig fand, denn vor kurzem hatte ich in der Schule begonnen, Spanisch zu lernen. Und nachdem ich mit meinem Schulfranzösisch schon einen großen Teil der Konversation in Marokko bestritten hatte, kam es nun auch für diese Sprache zum Realitätstest. Es gelang mir dann auch, in dem Restaurant, das wir angesteuert hatten, etwas zu Essen zu bestellen. Mir persönlich war nach der nur kurz zurückliegenden schrecklichen Übelkeitserfahrung nicht nach Exotischem zumute, so dass ich wohl kaum mehr als ein Bocadillo zu mir nahm, andere Familienmitglieder hingegen freuten sich auf eine Paella, und wie man die bestellt, das lernt nun wirklich jeder Spanischschüler: "Du bring esse Paella Bier auch, zwei."
Die Sache zog sich hin, ich hatte längst aufgegessen und fühlte mich etwas schlapp, Nachwirkungen der überwundenen Unpässlichkeit, so dass ich irgendwann verkündete, mich schon mal ins Auto zu legen, während der Rest in Ruhe zu Ende essen sollte. Immerhin war man wieder in Europa, musste sich also endlich keine Gedanken mehr über irgendwelche Gefahren oder mögliche Belästigungen mehr machen, und so freute ich mich auf ein halbes Stündchen Schlummer auf dem schattigen Restaurantparkplatz, auf dem ja nichts passieren konnte, und wunderte mich über die offenstehende Schiebetür des VW-Busses. "Tss - wie unachtsam! Wer hat denn einfach die Tür offengelassen! Das muss ich denen aber nachher sagen!", dachte ich und sah als nächstes die Scherben, dann die aufgerissenen Schranktüren, das offenstehende Handschuhfach sowie den über den Boden verstreuten Inhalt der Taschen und Koffer.
[Weiter]
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(From ze series "I must get more popular" by Hans Yurgen People)
On ze byway, zere is one queshtshion I have on you. Zere are, because it's sometimes so hot outside you can't believe it, no joke, days like zis where I cannot bring myselves to writing a reasonably blog becaurse it is so warm and you sit zere on your sweatin four letters. And zen I sit zere, and I asks to meself: Would it not be better to not to write at all in ze blog, becaurse you doesn't has any meaningful sings to say. But zen again, I sink to meselves, zere is all zese much, much readers out zere and zey doesn't deserve zat you no writing any blog sings at all becaurse zey have nossing to read zen and perhaps get sad or ill. And ze queshtshion I am wanting to asks on you is, should I continues ze write even if ze brain is so empty like all ze empty bottles in my front, or should I not force me to writing becaurse ze peoples realize it a hundred percently when you forces yourselve to write just anysing only zerefore zat zere stands somesing. When you wants, you can replys in ze comment, and also in ze englisch. I would joy me.
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Noch einen Blick auf die Landkarte - ah, ja, Liebesallee und Franzosenbuchen, die wird man erkennen, marschieren wir mal drauflos ins Unbekannte.
Schön sieht das aus hier!
Schau, was hier los ist. Ein reges Treiben, und jeder in seinem Tempo.
Hui, was für bizarr geformte Bäume, die sehen ja aus wie ... Aliens!
Huch, und dort! Die sehen ja aus wie ... ich weiß nicht ... an irgendwas erinnert mich das!
Jetzt konzentrier dich besser mal wieder auf den Weg. Die Sonne steht da oben links und du kamst von, äh, da hinten, und es ist, wie spät ist es eigentlich, da müsstest du doch nach dort drüben - nein, da kommst du doch gerade her, oder sieht das nur so ... und dieser Wassergraben - wie kommst du denn da jemals wieder rüber? Oder bist du vorhin gar nicht über einen Graben?
Jetzt nicht nervös werden, guck mal, wie's drüben ist.
An diesen Brombeerbüschen bist du vorhin nicht vorbeigegangen, aber sie kommen ja wie gerufen, denn Hunger und Durst wollen gestillt sein, und, hmm, was für ein Wohlgeschmack!
Es ist ohnehin Zeit für eine Pause. Und immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Bänkchen her. Setz dich, streck die Beine aus, Wandersmann, lies ein wenig im mitgebrachten Brevier und genieße den Augenblick, denn er wird nie wiederkommen.
Nun lauf einfach immer geradeaus, denn die Welt ist rund und irgendwann kommst du wieder am Anfang an, siehst du, dort ist das rettende Schild, die Zivilisation hat dich wieder, die Lohnarbeit hat dich wieder, du kannst nicht ewig nur umherstreifen, aber schön war's ... schön war's!
Irgendwann kommst du wieder am Anfang an.
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Im ewigen Kampf gegen die Loseblattsammlung, die sich in verschiedenen Schuhkartons, Schubladen, Stehsammlern, Briefumschlägen, Prospekthüllen etc. gnadenlos, einer Wüste gleich, ausbreitete und im wesentlichen aus Quittungen, Betriebsanleitungen, ausgeschnittenen Zeitungsartikeln sowie Geburtsurkunden und Abschlusszeugnissen ("Da MUSS DOCH irgendwo! Ich hab' doch NEULICH noch!") bestand, wähnte ich mich nun auf der Gewinnerstraße; und tatsächlich sortierte ich im Lauf der folgenden Jahre einige Kaufdokumente in den Ordner, kam dabei zwar nie so weit, diesen auch in sich noch thematisch oder alphabetisch zu sortieren ("P" wie "Pürierstab"), verfeinerte mein System jedoch zumindest dahingehend, dass beispielsweise der Kassenzettel in die Betriebsanleitung geklebt oder geheftet wurde, dass die Codenummer für den, wer weiß, vielleicht irgendwann mal benötigten Ersatzschlüssel auf dem Kaufbeleg des dazugehörigen Fahrradschlosses notiert wurde, und die komischen Drahtbügel, die man braucht, sollte man das Autoradio jemals wieder ausbauen müssen, klebte ich direkt auf dessen Betriebsanleitung.
Fast also könnte man vermuten, ich
Leider hat mein System eine entscheidende Schwäche. Nie, aber auch nie sind diejenigen Quittungen da, die ich tatsächlich brauche. Steuererklärung, du hast doch den Laptop gekauft, wo ist denn die Quittung? Äh. Das Leder vom Sofa platzt - klarer Garantiefall, wo ist denn die Quittung? Äh. Das mag evtl. daran liegen, dass die Ordnersystematik nicht vollständig durchdacht ist (ist der Kaufbeleg fürs Sofa nun in "Quittungen", "Haus", "2007", oder noch in der Schublade, nein, ich habe die neulich bei den Fotos gesehen - doch nicht die im Keller, die anderen Fotos, oben, in dieser einen Tüte, oder war's die Quittung vom Tisch, oder war's doch im Keller?)
Dennoch sind die alten Ordner zu etwas gut, denn es gibt kaum etwas Behaglicheres, als abends am Kamin, mit einem guten Glas Wein in der Hand und im Kreise der Liebsten, brüchige und vergilbte Quittungen zu durchblättern.
Schau, der Computer damals, he he! Wie scharf du doch darauf warst, endlich CDs zu brennen, musstest gleich alles individuell zusammenstellen und diese teure Spezialtechnik einbauen lassen, wie hieß sie noch, SCSI, das war nicht billig, branntest dann jahrelang wahllos alles, was dir unter die Finger kam, erinnerst du dich, die Rohlinge kosteten noch 5.- DM? Und was hatte nicht der Händler geschwärmt: Diese Festplatte, wenn die jemals zu klein wird, dann baue ich dir da einfach noch eine dazu, dafür ist alles vorbereitet, das ist ein Klick! Und kaum war, he he, ein Jährchen rum, brachtest du den meterhohen Tower zu ihm, er sollte die neue Festplatte einbauen, nach einer Woche dann, du hattest mehrfach angerufen, konntest du ihn wieder abholen und wurdest mit den Worten "Bleib mir weg mit deinem Rechner, do!" empfangen!
Richtig - der Videorecorder! Das war noch im Zivildienst, hui, sogar gebraucht war der echt teuer. Es musste ja ein HiFi-Gerät sein, denn du wolltest ihn als, he he, Tonbandmaschine benutzen. Freutest dich über die Möglichkeit, bei halber Bandgeschwindigkeit sechs oder acht Stunden Musik aufnehmen zu können, gut, und dieser hässliche Rauschfaden nach den hohen Klaviertönen, der störte dich dann so, weißt du noch, wie du ihn dann im Laden überprüfen lassen wolltest und der Mann sagte einfach so: "Da ist das "HiFi-Modul defekt", nach ein paar Wochen durftest du ihn dann in diesem Gewerbegebiet in Kassel(!) abholen, genau, und ein paar hundert Mark bezahlen - und wie sich dann, he he, rein gar nichts am Klang verändert hatte? Oder wie deine Kameraden den dann immer alle ausleihen wollten, du warst ja kein Spielverderber, aber diese schrecklichen Leihcassetten aus der Videothek, oha, du hörtest förmlich die Mechanik winseln und stelltest dir immer den Schmand vor, der sich an den so misshandelten Videoköpfen ansammeln musste, bah, und wie die den einfach auf ihren dreckigen Fußboden stellten in die Colapfütze und die Katzenhaare. Mei, aber du hast nix sagen wollen.
Ach, guck! Der gute, alte CS 505-2, den du kostenbewusst mit Kunststoffgehäuse bestellt hattest, er war dann aber im edlen, schwarzen Rosenholzrahmen gekommen, der Händler wollte dennoch nur einen symbolischen Aufpreis, du hattest ein schlechtes Gewissen, erinnerst du dich, denn er war der einzige zuverlässige und immer redliche, den du überhaupt kanntest, er reparierte alles, trotzdem kauftest du oft anderswo, denn er wurde nicht von allen Firmen beliefert, auch konnte er preislich manchmal nicht ganz mithalten, und nun gab er dir den wunderschönen Plattenspieler zum echten Freundschaftspreis, ach, überhaupt Dual, was das mal bedeutete! Hohe Ingenieurskunst aus dem Schwarzwald! Nicht, wie heute, ein auf billigste Radiowecker geklebtes - nanu? Was ist denn das für ein Zettel?
Keine Ahnung. Echt keine Ahnung! Schmeiß ihn einfach weg mit dem ganzen anderen Zeug, wenn du schon dabei bist.
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Da war mal dieser Kollege, der tippte vor der Saison alle Spiele komplett durch und war ganz stolz darauf, immer nur 2:1 oder 1:2 zu tippen. Grundsätzlich und zu recht ist ja der 2:1-Tipper eine landauf, landab verhasste Figur, denn sich das statistisch häufigste Ergebnis zu schnappen und dann stumpf nach der Tabelle der Vorsaison zu tippen, also, ich bitte Sie, so etwas gehört sich nicht unter echten Menschen. Bitte, geh damit meinetwegen zu den dubiosen Sportwettbüros und hol dir dort eine Rendite von garantierten 5% (es sei denn, es ist weniger), aber bleib aus den volkstümlichen Tipprunden draußen, wo man nach Wunschdenken tippt oder Ergebnisse auswürfelt!
Was nun kommt, ist die reine Wahrheit. Nämlich, er führte die Tippertabelle bis zum 33. Spieltag souverän an (gähn!), während ich mich zuletzt immerhin auf den dritten Platz hochgearbeitet hatte. Am letzten Spieltag sah ich abends mal nach dem Endergebnis. Ich war nicht mehr Dritter, schade, aber, was war das?, da oben stand ja gar nicht sein Name, da stand ja meiner! Dann musste ich ihn doch noch auf den zweiten Platz verdrängt haben!? Aber da stand er ja gar nicht! Da war er nur noch Dritter! Und man muss die Polonäse der Schadenfrohen schon selbst miterlebt haben, ha!, ha!, du 2:1-Tipper, es war emotional ähnlich wie jener Tag, an dem Werder Bremen durch einen Auswärtssieg in München die Meisterschaft vorzeitig klarmachte. Ich bastelte gerade ganz volkstümlich am Auto herum, wechselte ein Blinkerlämpchen oder dergl., als ein seltsames Vibrieren die Stadt erfasste, es war für einen Moment ganz still, und der ältere Herr, der, ich denke mir das nicht aus!, gerade sein Garagendach flickte, kam die Leiter heruntergestiegen, sah mich an, fragte noch zweimal: "Das ist doch jetzt sicher, oder? Die können das jetzt nicht mehr verlieren, oder?", und als ich bestätigte, jawoll, Bremen ist definitiv Meister, da meinte ich, in seinem Augenwinkel eine Träne zu erkennen, und wenn einen also am Freitagabend ein netter Exkollege anruft und sagt, Mensch, mach doch trotzdem bei der Tipprunde mit, dann gehört es sich einfach, dass man sich noch in letzter Minute anmeldet und dann am ersten Spieltag auch gleich mal eine Marke setzt, oder?
(Nächste Woche: ein Bericht aus Lloret de Mar.)
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- Ich dachte, wir sind da so richtig viele Schüler in allen Kursen, aber bei dem einen sind wir nur 24, OK, zwei haben wohl gefehlt. Bei den meisten Kursen sind wir locker 30. Es sind viel zu wenige Tische und noch weniger Stühle da. Die Stühle, die da sind, wurden irgendwie vom Dachboden geholt. Die Behörde hat vergessen, Tische und Stühle zu bestellen. Die machen das jetzt aber.(In Bremen ist die Schule ist wieder losgegangen. Bericht über den ersten Tag in der Oberstufe.)
- Aber wie habt ihr denn dann, wenn da zu wenige ... ?
- Na, manche sitzen dann halt auf dem Tisch oder auf dem Boden.
Aber auch bei den jüngeren Kindern ist auf manche Dinge Verlass, dazu gehört die musikalische Untermalung bei den Auftritten des Schulzirkus oder der Dance'n'Move AG. Ich will nicht lästern. Aber muss es immer, immer der Baumwollaugenjoseph sein? Aus Schweden ist doch wahrlich genug musikalisches Unglück über die Welt gebracht worden. Und irritierend ist es auch, wenn die elfjährigen Mädchen von Rhythm & Dance lasziv die Hüften kreisen lassen und sich mit den Händen irgendwo entlangfahren, diese industrielle und stereotype Musikvideoerotik verstört mich umso mehr, wenn Kindergesichter beteiligt sind - Vorschlag, baut doch künftig gleich so eine Stange auf die Bühne, oder warum gibt's eigentlich für die neuen fünften Klassen gar keine Lapdance AG? Alles hat seine Zeit, dachte ich! Wozu muss eine Sechstklässlerin auftreten und ein altes Gospellied zersingen, mit dieser immer gleichen und plastikhaften technischen Perfektion, die man mit Sarah Connor und Céline Dion usw. verbindet - kein Millimeter Ausdruck, alles vom Reißbrett, jede scheinbar individuelle Verzögerung oder Tonhöhenschwankung tausendmal geübt, nur ist es eben eine Elf- oder Zwölfjährige, die da für hunderte offene Münder sorgt, weil sie so eine "tolle Stimme" hat, und mir jagt es nichts als einen Grusel über den Rücken.
Zum Glück gibt's auch einen Chor, in dem fröhliche Kinder schöne Lieder singen. Und weil das die gute Nachricht ist, setze ich noch einen drauf und verrate Ihnen, dass dieses schöne Lied zur Zeit in sehr guter Qualität (320 kBit/s) als Download verschenkt wird.
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(Als ich noch in der Studenten-WG lebte, ließ ich
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