Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Wandeln Sie bitte mal Ihr Bewusstsein! Danke.
nnier | 22. März 2010 | Topic Gelesn
Der inzwischen 16 Jahre alte Deal zwischen Onlinemedien und Mediennutzern lautet eigentlich so: Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.
Das geht natürlich zurück auf den Gesellschaftsvertrag von J.J. Rousseau. (Wenn Sie persönlich sich übrigens nicht an diesen "Deal" erinnern: Ist ja auch schon sehr lange her - 16 Jahre!)
Das Perfide daran: Je medienaffiner die Nutzer sind, desto häufiger setzen sie Blocker ein. Es sind also die Nutzer mit dem größten Interesse und Verständnis für Inhalte, die den meisten Schaden verursachen.
Dumme Menschen sind zum Glück dumm und gucken Werbung an und kaufen alles. Aber wir wollen halt auch, dass die schlauen unsere Sachen kaufen! Die haben nämlich so viel Verständnis für Inhalte. Voll perfide, dass ausgerechnet die gar nicht unsere Werbung angucken. Damit richten sie den meisten, ich wage gar die Behauptung: den allermeisten, Schaden an. Ich muss gleich noch mal nachsehen, was "perfide" genau heißt.
Es kann nicht sein, dass Web-Nutzer, die zum einen Qualität einfordern und billig Produziertes zurecht ablehnen, reflexhaft abwehrend auf Werbung reagieren: 16 Prozent aller Web-Nutzer klicken sofort weiter und weg, wenn in einem Video ein Werbespot auftaucht.
Stimmt - das kann einfach nicht sein. Ich z.B. lehne Werbung nicht nur reflexhaft, sondern oft auch mit vollem Bewusstsein ab. Ich muss da wirklich mal meine Haltung überdenken. Oh - schon fertig! Ich bleibe dabei.
Notwendig ist ein Bewusstseinswandel. Wer Werbung als Belästigung wahrnimmt, sollte sich eines klarmachen:
Das mit dem falschen Bewusstsein kommt mir irgendwie bekannt vor. Werbung als Belästigung wahrnehmen - oha! Am Ende ist das alles nur vermittelt und konstruiert. Ist es ein Tisch, an dem ich sitze? Bin ich in Wirklichkeit* ein Autoreifen?
Der Deal, der auch dieses Angebot hier möglich macht, funktioniert nur, solange nicht zu viele Nutzer die Werbung verweigern. [...] Wann schalten Sie Ihren Werbeblocker ab?
Mal sehen. Aber ich lade mir mal den Spiegel-Blocker herunter.

--
*Hö hö.

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jean stubenzweig, Montag, 22. März 2010, 14:10
Ach was, das ist doch Satire. Oder aber: Was soll uns da vorgespiegelt werden?

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nnier, Montag, 22. März 2010, 20:17
Schon ziemlich dreist, finde ich, wie der Herr Patalong hier versucht, seinen Lesern ein schlechtes Gewissen zu vermitteln. Ich lese Spon komischerweise immer noch, kann mich aber ihm hier schon lange nur noch anschließen, wenn er vom "ehemaligen Nachrichtenmagazin" spricht. Ich meine am allerwenigsten die vielen Schreibfehler, die ich jeden Tag finde, auch wenn die durchaus symptomatisch für den Qualitätsverlust sind. Sondern die hingehuschten, hingepfuschten "Inhalte" wie z.B. die regelmäßigen Nacherzählungen der letzten Ausgabe von Wetten, dass ...? und den erbarmungswürdigen Zustand der politischen und gesellschaftlichen Berichterstattung.

Mit seinem Wort vom "Deal" drückt er sich zwar ein wenig herum, unterstellt dann aber doch nicht weniger als einen Vertragsbruch, und zwar einen ganz perfiden, wenn man seinen Geist wenigstens vor der dummen Werbung schützen will. Ach, wahrscheinlich haben Sie recht und man sollte es einfach nicht ernst nehmen.

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jean stubenzweig, Dienstag, 23. März 2010, 04:18
Mir geht es bei Spon wie bei der taz: ich gehe da nur rein, wenn jemand einen Link setzt, wie Sie eben, oder gerate bei der Suche mal ins Archiv; bei entsprechender Substanz verlinke ich dann auch. Ich bin davon also relativ unberührt. Aber ich meide ohnehin diese ganzen Seiten, weil es mir zuviel blinkt und flattert in Sachen Werbung. Ich schaue ja wegen dieses Terrors – dem ich ausgesetzt bin, obwohl ich bezahle! – schon gar nicht mehr in ARD und ZDF rein, jedenfalls nicht während der üblichen Sendezeiten; die Wiederholungen zu nachtschlafener Zeit sind allesamt werbefrei. Aber ich mit meinem Leben bzw. dessen Rhythmus kann mir diese relative Abstinenz glücklicherweise auch leisten.

Allerdings muß ich Ihnen recht geben, es muß durchaus ernstgenommen werden: es ist dreist. Nicht zuletzt, weil hier auch mit der Dummheit der Menschen operiert wird, jener Dummheit, die durch diesen Irrsinns-Konsumismus der letzten Jahre entstanden ist. Oder mal andersherum: Wer zwingt Spon denn, Inhalte kostenfrei anzubieten? Ich muß davon ausgehen, daß die genau wissen, wie weit sie nach Waterloo gehen würden, verlangten sie Gebühren. Davon mal abgesehen, daß es auch dann kaum weniger Werbung geben dürfte (siehe ARD und ZDF). Da bekäme dieser ehemalige Nachrichten-Napoleon nämlich mächtig was auf den Zweizack. Denn dieser Inhalte wegen dürfte genau das Publikum, das sie zu erreichen trachten, eben nicht abonnieren. Aber das haben Sie ja bereits erwähnt, alleine Ihr Hinweis auf den Gesellschaftsvertrag bringt Genuß. Wobei Zweifel aufkommen dürften, ob der Adressat überhaupt weiß, wovon die Rede ist. Denn das sind Inhalte, die seit der Schlacht von Bologna tot sind.

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nnier, Dienstag, 23. März 2010, 11:13
Mich stört an der Diskussion, wie sie auch in den Kommentaren unter dem Artikel geführt wird, dass die Werbung an sich hingenommen wird wie naturgegeben. Man kann sich dagegen zu schützen versuchen wie gegen Wind und Wetter, der eine baut sein Haus aus Stroh und der andere aus Stein, der eine "sieht einfach nicht hin" und der andere nutzt alle technischen Möglichkeiten, der eine findet die Werbung beim Spiegel OK und bei google nicht, der nächste dann umgekehrt, und manche setzen ihre Blockierer angeblich entsprechend selektiv ein.

Dass die Stadthallen jetzt ABC-Dome und die Volksparkstadien XYZ-Arena heißen, dass man in den Schulen längst schon "Sponsoring"-Partner hat, die dann dauernd erwähnt werden, dass gebührenfinanzierte Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen von irgendeiner Marke "präsentiert" werden, all das ist tief in den Alltag eingesickert. Und wenn der Spiegelmann fordert, dass man sich ja wohl mal ein wenig den Geist versauen lassen möge, denn schließlich gebe es hier was umsonst, dann ist das wohl nur folgerichtig. Aber eine Zumutung bleibt's.

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mark793, Dienstag, 23. März 2010, 11:26
Tja, in den 90ern hat Cordt Schnibben im Spiegel noch werbekritische Geschichten darüber schreiben dürfen, wie kommerzielle Botschaften zunehmend alle Bereiche des Alltags infiltrieren, heute muss Frank Patalong heute den Benutzern von Ad-Blockern ein schlechtes Gewissen einreden. So ändern sich die Zeiten.

Wobei ich es zunächst mal nicht verwerflich finde, dass Patalong dieses Fass aufmacht. Aber Tonalität der beleidigten Leberwurst und den Versuch, an das schlechte Gewissen zu appellieren, finde ich reichlich daneben. Wie würde denn die Bevölkerung es aufnehmen, wenn es bei RTL vor dem Werbetrenner plötzlich hieße, "he Sie da, Sie Contentschnorrer, bleiben Sie bei dem folgenden Werbeblock gefälligst sitzen und wagen Sie ja nicht, aufs Klo zu gehen oder ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen." Da würde man sich ja auch fragen, hallo, ham die sie noch alle?

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nnier, Dienstag, 23. März 2010, 12:53
Der feuchte Traum all dieser Menschenverächter. Wer nach dem FilmFilm oder dem Ablacherfreitag nicht fünf Fragen zur Werbung richtig beantwortet, zahlt nach. Und da soll mir keiner erzählen, dass das alles ja viel subtiler ist . Sie wollen die Leute so konditionieren, dass sie sich am Telefon grundsätzlich mit "Ich höre Dödelradio, den Sender mit dem Schnick!" melden, und sie wollen, dass die Leute morgens halb zehn in Deutschland alle in diesen Keks beißen.

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vert, Dienstag, 23. März 2010, 15:53
die keksgleichschaltung war dagegen doch harmlos.

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venice_wolf, Montag, 22. März 2010, 16:08
Mir macht die Werbung auch nur Aerger, aber mit einem Klick ist sie weg, solang es gratis ist geht schon, folgen muss man ja nicht, meine Zahnpasta kann ich auch alleine kaufen.
Und wenn irgendwer ins Netz reinfällt... es gibt ja auch Leute die an die Heizelmännchen glauben oder Berlusconi wählen (ein klarer Unterschied zwischen diesen Kategorien ist schwer erkennbar).
Und die sind sowieso nicht zu retten.
mit Blocker usw kenne ich mich nicht aus, je weniger das System merkt, dass ich da bin desto besser.. deshalb gleich....nix wie weg :)

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nnier, Montag, 22. März 2010, 20:20
In dem Artikel wird ja wenigstens nicht verschwiegen, wie's geht - z.B. mit Adblock und Noscript beim Firefox, das geht wirklich ganz einfach und hilft schon sehr.

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kid37, Montag, 22. März 2010, 21:03
Da sieht man die Umwertung aller Dinge: Hieß es früher, durch Schaden werde man klug, heißt es nun: Durch Kluge erleidet man Schaden.

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doloris, Montag, 22. März 2010, 21:15
Da kann man ja nun auch fast gar nicht's mehr zu sagen, nach so einer drauf-Bemerkung, allerdings: Das überhaupt ansatzweise ernst zu nehmen, was da aus versoffenen Köppen unterdurchschnittlich begabter Praktikanten (man hofft, es sind Köpfe) quillt, ist doch irgendwie auch ..., nicht?

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varzil, Dienstag, 23. März 2010, 18:20
Zum Umgang mit Werbung:
1. Man kann sie ignorieren - dazu braucht es allerdings etwas Übung. Man muss einige Male hingesehen haben, um sie als "ignorierenswert" zu speichern.
2. Man kann sie oft auch vermeiden: Im Fernsehen lassen sich bei zeitversetztem Filme-gucken Werbeblöcke gut überspringen . 8 Minuten sind da bei Pro7 und Sat1 ein guter Anhaltswert. Oder man sieht nicht die Original-Sendungen, sondern deren Wiederholung, z.B. auf 3Sat, ZDFneo, Einsfestival.
3. Man kann Werbung auch als Information betrachten, vorausgesetzt, die Werbung bietet Informationsgehalt an. Ich warte immer noch darauf, dass Google lernt, was mich interessiert. Facebook bietet in meinem Profil, in dem ich single bin, immerhin jede Menge Partnervermittlungen an, unabhängig davon, dass ich gern single bin ...

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mark793, Dienstag, 23. März 2010, 19:07
@varzil: Bei GMX habe ich im Profil seinerzeit sogar die Änderung in "verheiratet" vorgenommen, was aber nichts daran änderte, dass ich immer noch mit Werbung von Partnerbörsen, Single-Treffs und dergleichen zugeballert werde. Diese Banner sind wahrscheinlich so günstig eingekauft, dass die massiven Streuverluste in Kauf genommen werden.

Ansonsten haben die Online-Werber über das sogenannte "Targeting" inzwischen herausgefunden, dass ich selbstständig bin und privat krankenversichert, entsprechend häufig sehe ich Werbung aus diesem Bereich. Und nachdem meine Frau zuhause am Rechner mal diversen zahnmedizinischen Kram gegoogelt hatte, kriegte ich das über die Werbung mit, konnte mir aber keinen Reim drauf machen (mein Blog lesen die doch sicher nicht). Aber dann fragte ich sie, ob sie am heimischen Rechner mal mit dem Thema unterwegs war - und Bingo!

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nnier, Dienstag, 23. März 2010, 20:13
Die wissen halt, dass auch verheiratete Menschen sich in Singlebörsen rumtreiben ...

Was TV-Werbung angeht: Auch ich bin ein begeisterter Anhänger des Fünfminutenhüpfers. Schlimm finde ich es, wenn ernsthaft diskutiert wird, ob man sich damit etwas "erschleicht", d.h. wenn wieder mal der vom Spiegelpatalong so nebenbei als Tatsache vorausgesetzte "Deal" zum Thema wird: Es sei "unfair", die Werbung nicht anzugucken. Ich habe einem solchen Deal - Unterhaltung bzw "Inhalte" gegen Belästigung und Geistesvergiftung - nie zugestimmt.

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mark793, Dienstag, 23. März 2010, 20:58
Man könnte spitzfindigerweise sogar argumentieren, der Vertrag zwischen dem Sender und seinem Werbekunden (dessen Tarif ja auf projektierten Zuschauerzahlen beruht), sei ein Vertrag zuungunsten Dritter - nämlich des Zuschauers. Den "Deal" zwischen Zuschauer und Sender oder Online-Angebot und User gibt es nicht, allenfalls über den sehr weit hergeholten Topos des "konkludenten Handelns", also dem faktischen Verhalten, als ob es da eine entsprechende Absprache gäbe, könnte man da was in der Richtung zusammenkonstruieren. Aber das ändert nichts daran, das man die Zuschauer/Leser zur Lösung eines Problems heranzuziehen versucht, das sich die Inhalteanbieter anderweitig aufgehalst haben. Niemand hat Spiegel Online gezwungen, Inhalte zum Nulltarif anzubieten.

Man muss sich zur Einordnung des ganzen ja auch noch vor Augen halten, dass Spon als Werbeträger vergleichweise gut dasteht im Online-Markt. Für die Top-Platzierungen sind gesalzene Preise fällig. Das Niveau flacht auf hinteren Seiten mit weniger traffic natürlich ab. Aber anders als viele Publikationen, die nur mit performance-basierten Tarifen Minibeträge einsammeln können, kann Spon auf den vorderen Seiten ordentliche Tausendkontaktpreise verlangen. Schon allein von daher verstehe ich es nicht so recht, was Patalong reitet, hier den Rächer der Enterbten zu mimen.

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