(1) Was bin ich froh, dass ich hier treiben kann, was ich will. Ich schreibe einfach irgendwas als Überschrift hin - und das wird klaglos akzeptiert! Natürlich frage ich mich an schlechten Tagen, ob das nicht nur wieder zeigt, dass es niemanden wirklich interessiert, alle sind nur auf der Suche nach dem "Kick", dem schnellen Lacher, harhar, und wer ahnt schon, welch subti
In Erwartung eines feindlich gesinnten Empfangskomitees fuhr ich der Ausfahrt des Parkhauses entgegen. "Wos denken's eigentlich, des versucht a jedn Dog oana, glauben's mir san deppert, jetzt kommen's amoi mit", ich wusste ja, was kommen musste, gab also so wenig Gas wie nur möglich, während ich etagenweise dem Unausweichlichen entgegenfuhr und war dann, gelinde gesagt, erleichtert, als ich die Schranke unbemannt vorfand, zitternd das Parkticket einschob - und die Schranke sich öffnete, einfach so. Dann allerdings gab ich ordentlich Gas.
Meine Zeit in München neigte sich dem Ende entgegen, denn, auch wenn es schwerfiel, ich hatte ja versprochen, das letzte Konzert nicht zu besuchen, um nicht unter Zeitdruck und in nachkonzertlicher Trance nach Hause fahren und das dort am nächsten Morgen in aller Frühe dringend benötigte KFZ abliefern zu müssen.
Außerdem hatte die Parkhausgeschichte mein bescheidenes Budget empfindlich geschmälert, und mit den verbleibenden Reserven war kein Staat bzw. kein Ticket zum Schwarzhändlerpreis mehr zu machen. Es hieß also Abschiednehmen von der Weltstadt mit Herz, da half alles nichts.
Andererseits, überlegte ich, konnte es ja nichts schaden, sich noch ein wenig vor der Halle aufzuhalten, einfach so, um noch etwas von der vorkonzertlichen Stimmung mitzubekommen, vielleicht auch noch den ersten paar Klangfetzen zu lauschen, wenigstens von außen, und für die Rückreise würde die Zeit dann trotzdem noch reichen.
Ich schlenderte also wie an den beiden vorangegangenen Tagen vor der Halle umher, als sich plötzlich ein breitschultriger, blonder, langhaariger Mann vor mir aufbaute: "Na, laufts?", und dabei übertrieben freundlich und zugleich sehr bedrohlich dreinschaute (doch, das geht). "Wie bitte?", fragte ich zurück, und er fasste mich an der Schulter: "Glaubst, du bist da oanzige, der hier Koarten vertickt? I sig di jedn Dog!"
Meinen Erklärungen, dass ich hier tatsächlich jeden Tag gestanden habe, aber nur jeweils ein Ticket für mich selbst habe kaufen wollen, glaubte er ganz offensichtlich nicht. Ihn und seine Mitarbeiter, einen Jugendlichen sowie zwei hübsche Mädchen, hatte ich tatsächlich an den Vortagen lange beobachtet: Die Mädchen sprachen ganz lieb die heranströmenden Besucher an, heulten ihnen bei Bedarf auch vor, dass ihr Leben davon abhinge, einmal Paul McCartney zu sehen, und erstanden zu Mitleidspreisen zahlreiche Tickets, die der Jugendliche dann verzweifelten Menschen für ein Vielfaches weiterverkaufte, während der Blonde alles überwachte und das Geld verwaltete. Nun bot er mir ein Ticket an, der Preis allerdings lag jenseits meiner Möglichkeiten und ich kündigte an, es noch weiter versuchen zu wollen. Was ich dann auch tat, nun allerdings unter steter Beobachtung.
Die Hallentore öffneten sich, die Zuschauer strömten hinein, die Schwarzhändlertruppe verschwand, ich hatte wieder kein Ticket und musste ja auch dringend nach Hause fahren. Aber einmal konnte ich doch wenigstens noch um die Halle laufen.
Als die ersten Töne des Vorfilms zu hören waren, der auf dieser Tournee die Konzerte einleitete, schmerzte mein Herz gar sehr. Die letzte* Gelegenheit, Paul McCartney zu sehen, und ich hatte sie verpasst.
Aus dem Eingang trat ein junger Mann. Er kam auf mich zu, fragte: "Brauchst du vielleicht noch ein Ticket?", ich sagte vorsichtig ja, "Ich habe da noch eins, was zahlst du denn", ich nannte den offiziellen Verkaufspreis, "Gut, einverstanden!", und seine Erläuterungen, dass er irgendwie bei der Security arbeite und deshalb eine Mitarbeiterkarte habe und dass Paul McCartney ein netter Mensch und er sei ihm persönlich begegnet sei, die hörte ich gar nicht richtig, da das Blut in meinen Ohren rauschte und ich die Karte nahm und in die Halle rannte, Stehplatz Innenraum, und das Ende des Vorfilms mit den Buchstaben N - O - W gerade noch mitbekam.
[Noch mehr aus Marokko demnächst auf diesem Bildschirm]
[Weiter]
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*Dachte ich damals wirklich
In Erwartung eines feindlich gesinnten Empfangskomitees fuhr ich der Ausfahrt des Parkhauses entgegen. "Wos denken's eigentlich, des versucht a jedn Dog oana, glauben's mir san deppert, jetzt kommen's amoi mit", ich wusste ja, was kommen musste, gab also so wenig Gas wie nur möglich, während ich etagenweise dem Unausweichlichen entgegenfuhr und war dann, gelinde gesagt, erleichtert, als ich die Schranke unbemannt vorfand, zitternd das Parkticket einschob - und die Schranke sich öffnete, einfach so. Dann allerdings gab ich ordentlich Gas.
Meine Zeit in München neigte sich dem Ende entgegen, denn, auch wenn es schwerfiel, ich hatte ja versprochen, das letzte Konzert nicht zu besuchen, um nicht unter Zeitdruck und in nachkonzertlicher Trance nach Hause fahren und das dort am nächsten Morgen in aller Frühe dringend benötigte KFZ abliefern zu müssen.
Außerdem hatte die Parkhausgeschichte mein bescheidenes Budget empfindlich geschmälert, und mit den verbleibenden Reserven war kein Staat bzw. kein Ticket zum Schwarzhändlerpreis mehr zu machen. Es hieß also Abschiednehmen von der Weltstadt mit Herz, da half alles nichts.
Andererseits, überlegte ich, konnte es ja nichts schaden, sich noch ein wenig vor der Halle aufzuhalten, einfach so, um noch etwas von der vorkonzertlichen Stimmung mitzubekommen, vielleicht auch noch den ersten paar Klangfetzen zu lauschen, wenigstens von außen, und für die Rückreise würde die Zeit dann trotzdem noch reichen.
Ich schlenderte also wie an den beiden vorangegangenen Tagen vor der Halle umher, als sich plötzlich ein breitschultriger, blonder, langhaariger Mann vor mir aufbaute: "Na, laufts?", und dabei übertrieben freundlich und zugleich sehr bedrohlich dreinschaute (doch, das geht). "Wie bitte?", fragte ich zurück, und er fasste mich an der Schulter: "Glaubst, du bist da oanzige, der hier Koarten vertickt? I sig di jedn Dog!"
Meinen Erklärungen, dass ich hier tatsächlich jeden Tag gestanden habe, aber nur jeweils ein Ticket für mich selbst habe kaufen wollen, glaubte er ganz offensichtlich nicht. Ihn und seine Mitarbeiter, einen Jugendlichen sowie zwei hübsche Mädchen, hatte ich tatsächlich an den Vortagen lange beobachtet: Die Mädchen sprachen ganz lieb die heranströmenden Besucher an, heulten ihnen bei Bedarf auch vor, dass ihr Leben davon abhinge, einmal Paul McCartney zu sehen, und erstanden zu Mitleidspreisen zahlreiche Tickets, die der Jugendliche dann verzweifelten Menschen für ein Vielfaches weiterverkaufte, während der Blonde alles überwachte und das Geld verwaltete. Nun bot er mir ein Ticket an, der Preis allerdings lag jenseits meiner Möglichkeiten und ich kündigte an, es noch weiter versuchen zu wollen. Was ich dann auch tat, nun allerdings unter steter Beobachtung.
Die Hallentore öffneten sich, die Zuschauer strömten hinein, die Schwarzhändlertruppe verschwand, ich hatte wieder kein Ticket und musste ja auch dringend nach Hause fahren. Aber einmal konnte ich doch wenigstens noch um die Halle laufen.
Als die ersten Töne des Vorfilms zu hören waren, der auf dieser Tournee die Konzerte einleitete, schmerzte mein Herz gar sehr. Die letzte* Gelegenheit, Paul McCartney zu sehen, und ich hatte sie verpasst.
Aus dem Eingang trat ein junger Mann. Er kam auf mich zu, fragte: "Brauchst du vielleicht noch ein Ticket?", ich sagte vorsichtig ja, "Ich habe da noch eins, was zahlst du denn", ich nannte den offiziellen Verkaufspreis, "Gut, einverstanden!", und seine Erläuterungen, dass er irgendwie bei der Security arbeite und deshalb eine Mitarbeiterkarte habe und dass Paul McCartney ein netter Mensch und er sei ihm persönlich begegnet sei, die hörte ich gar nicht richtig, da das Blut in meinen Ohren rauschte und ich die Karte nahm und in die Halle rannte, Stehplatz Innenraum, und das Ende des Vorfilms mit den Buchstaben N - O - W gerade noch mitbekam.
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*Dachte ich damals wirklich
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venice_wolf,
Dienstag, 16. Juni 2009, 11:30
unverhofft kommt oft!
Da sieht man wie weit man mit buddistischer Ruhe und Gelassenheit (es heist so, aber es kann auch ein Bisschen gestresster sein wenn man nicht so geübt ist) weiterkommt. Oft verkrampft man sich auf eine ausweglose Situation und will keinen Ausweg wahrnehmen, nur hinein in den Strudel.
Das bringt nirgends hin, ausser in den Strudel ganz bestimmt. Wenn man dagegen einen kleinen Schritt zurück macht und (relativ) ruhig zusieht was da aufkommt, kann es passieren dass sich die Lösung von alleine anbahnt...
Da sieht man wie weit man mit buddistischer Ruhe und Gelassenheit (es heist so, aber es kann auch ein Bisschen gestresster sein wenn man nicht so geübt ist) weiterkommt. Oft verkrampft man sich auf eine ausweglose Situation und will keinen Ausweg wahrnehmen, nur hinein in den Strudel.
Das bringt nirgends hin, ausser in den Strudel ganz bestimmt. Wenn man dagegen einen kleinen Schritt zurück macht und (relativ) ruhig zusieht was da aufkommt, kann es passieren dass sich die Lösung von alleine anbahnt...
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