Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Freitag, 12. Juni 2015
Out There
nnier | 12. Juni 2015 | Topic In echt








Das ist genau richtig so, man braucht das manchmal: Drei Tage gesneden Kaas, dafür kein Internet. Rausfahren, abschalten, vielleicht ein Boot kaufen.







Ziellos herumfahren, hier geht alles mit dem Fahrrad. Im Kopf Filme drehen, Science Fiction der 70er.



Warte mal kurz, was ist denn das für ein Schild dahinten.



Du, ich glaub, das schaue ich mir an. Soll gut sein.



Doch - alles in Ordnung! Hab bloß Zwiebeln geschnitten.

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Donnerstag, 21. Mai 2015
Hej!
nnier | 21. Mai 2015 | Topic In echt
Ich muss ja noch das Bad fertigmachen, und wenn ich in Blogs eines nicht leiden kann, dann diese langweiligen Geschichten über Ikea oder die Telekom. Das ganze Internet ist voll von diesem Geheule: Wäh, bei mir hat was nicht geklappt, schaut mein schweres Schicksal.



Jedenfalls spricht einiges für ein Waschbecken in so einem Bad, und [bla bla] wurde es am Ende eins von Ikea, weil schön geformt und mit zwei geräumigen Schubladen drunter. Da kommt aber eine anständige Armatur drauf und ein ordentlicher Abfluss rein! Doch, das geht ganz einfach, ich habe schon einige Waschbecken montiert.

- Guten Tag, hier ist der Archetyp aller Telefonanbieter, wir würden Sie gerne als Kunden zurückgewinnen!
- Ja, meinetwegen gerne, dann muss das aber auch klappen.
- Natürlich, das klappt alles, wir führen nur noch ein elend langes Gespräch und dann läuft das.

Ich weiß ja nicht, ob Sie jemals richtig darüber nachgedacht haben: Wenn das Wasser im Waschbecken steigt, erreicht es irgendwann den Überlauf, dieses zauberhafte Loch in der Keramik, wohinein ich als Kind ganze Kubikmeter habe verschwinden lassen, einfach weil es ging. Loch zuhalten, Wasser bis ganz an den Rand steigen lassen, dann wieder freigeben, das ist schon toll und wirklich gut ausgedacht, wie zügig das dann gleich wieder abfließt! Man stelle sich nur mal vor, da drückt man den Stöpsel rein, lässt Wasser einlaufen für ein Stück Handwäsche, das Telefon klingelt, hallo, ich noch mal von der Telekom, Sie werden lachen, unser elend langes Auftragsgespräch wurde neulich nicht aufgezeichnet, das müssten wir grad noch mal führen.



- Aber herzlich gerne! Und dann klappt das aber alles?
- Klar, das läuft dann, verspreche ich Ihnen.
- Warten Sie mal kurz, da kommt Wasser die Treppe runter.

Damit so etwas nicht passiert, gibt's den Überlauf, aber wie genau funktioniert der eigentlich, da muss ja so eine Art doppelter Boden im Waschbecken sein, in den das Wasser hineinläuft - und wie kommt es dann weiter in den Abfluss? Jemals drüber nachgedacht?



Eine schöne Ablaufgarnitur hast du da gekauft, was Reelles, und da sieht man mal wieder, was die Menschen sich alles ausgedacht haben: Da sind also seitliche Löcher drin auf der Höhe zwischen dem normalen Abfluss und der Unterseite des Waschbeckens, mithin also genau dort, wo im doppelten Boden des keramischen Wunderwerks das Wasser aus dem Überlauf landet. Dann fließt es durch die Löcher ins Abflussrohr - und du kannst bei geschlossenem Stöpsel den Hahn voll aufdrehen und trotzdem stundenlang mit dem Herrn von der Telekom Auftragsgespräche wiederholen. Grandiose Ingenieurleistung! Was ist das eigentlich für ein Schlauch da bei dem Ikeazeug?



(Wir fassen die folgenden Ereignisse aus Gründen der Aufmerksamkeitsökonomie zusammen: Unser Held stellt fest, dass das Ikea-Waschbecken zwar passabel aussieht, aber keinen doppelten Boden hat. Statt dessen führt ein dubioses Plastikschläuchlein vom Überlaufloch in die ebenso zweifelhafte mitgelieferte Plastik-Ablaufgarnitur. Im selben Moment begreift er, dass er seine metallene und reelle Ablaufgarnitur nicht einfach so unter das Waschbecken bauen kann, da sie nicht nur die Schublade behindert, sondern vor allem keinerlei Anschlussmöglickeit für den Überlaufschlauch bietet. Die nächsten Wochen verbringt er mit Baumarktbesuchen und immer ausgefuchsteren Basteleien, da er die klapprigen, beigefügten Plastikteile ums Verrecken nicht verwenden möchte. Man kann, so berichten Zeitgenossen, in dieser Zeit nur schwer mit seinen Stimmungsschwankungen umgehen.)

- Du siehst so niedergeschlagen aus, reden wir mal von was Schönem, du wolltest doch damals den Telefonanbieter wechseln, was ist eigentlich draus geworden.
- Du, das hatte ich auch ganz vergessen, aber nach 4 Monaten kam dieser Brief, da steht, dass sich das verzögert. Aber sie wollen uns auf dem laufenden halten!
- Aber das ist doch viel länger als 4 Monate her!
- Ja, klar, aber seither ist nichts mehr gekommen.

Ebbe. Flut. Klimawandel. Kontinentalverschiebung. Ein weißbärtiger, alter Mann blickt auf sein Leben zurück. Würdest du etwas anders machen. Na ja, ich hätte von Anfang an meine Brillen bei Fielmann gekauft. Und ich hätte irgendwann einsehen sollen, dass dieses klapprige und völlig ungenormte Plastikzeug die einzig mögliche Art ist, so ein Ikea-Waschbecken an die Kanalisation anzuschließen.

***

- Guten Tag, ich habe neulich das Waschbecken gekauft, jetzt bräuchte ich noch mal die Ablaufgarnitur.
- Die gibts nicht einzeln.
- Ja, aber wenn mir die kaputtgegangen ist.
- Gibts nicht einzeln.
- Ja, aber die ganzen normalen Sachen vom Baumarkt passen ja nicht.
- Watt wollnse, die gibts nicht einzeln.

***

Das IKEA Kontaktformular ist der schnellste Weg zu deinem IKEA Kundenservice. Hej, wir haben gerade sehr viel zu tun und leider eine Beantwortungszeit von mindestens 4 Wochen!

***

... benötige ich die komplette Ablaufgarnitur neu, da diverse Teile bei der Montage beschädigt worden sind. Im Einrichtungshaus kann mir niemand helfen, da es das Set angeblich "nicht gibt". Nun kann ich mir schlecht vorstellen, dass diese Plastikteile vor mir noch nie jemandem kaputtgegangen sind: Dass sie keiner Norm entsprechen und deshalb auch Baumarktteile keine Alternative sind, macht die Sache nicht einfacher. Ich bitte deshalb um schnelle Hilfe bei der Ersatzteilbeschaffung.
Freundliche Grüße

***



***

Sehr geehrtes Ikea, inwiefern hilft mir diese Antwort weiter? Soll ich jetzt ein neues Waschbecken kaufen?
Freundliche Grüße

***

Haben die sich eigentlich noch mal gemeldet?
Nö.

***

Du, ich war grad noch mal bei Ikea, habe wild mit einem Samuraischwert herumgefuchtelt und sie haben mir so eine Ablaufgarnitur bestellt, fahr du mal ruhig in den Urlaub, ich baue die inzwischen an.

***

Ha, lustig, ihr habt genau das gleiche Waschbecken gekauft wie wir. Klappt das bei euch mit dem Überlauf? Mach mal den Stöpsel rein, ich zeig dir, was ich meine. Euer Wasserhahn läuft ziemlich langsam, vielleicht reicht es dafür ... nein, guck: Das steigt und steigt, und jetzt erreicht es den Überlauf - warte! Lass weiterlaufen! Siehst du? Das steigt trotzdem immer weiter, der Überlauf schafft das nicht, das ist genau wie bei uns, das Becken würde einfach überlaufen.



***

Guten Tag, hier Frau X von der Telekom. Eine Frage, wären Sie evtl. interessiert, wieder Kunde bei uns zu werden?

***



***

In der Ferne bellte ein Hund.

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Donnerstag, 5. Februar 2015
Speke you English?
nnier | 05. Februar 2015 | Topic In echt
They are proud of their way of speaking, so do not ask them to speak in English if you do not understand. [Q]



Schenkt Herr Matschkopf seiner Tochter ne kleine Reise zu Weihnachten. Sagt er: Fliegen wir in den Zeugnisferien mal nach Liverpool, kannst du noch mal Englisch sprechen, bevor du für ein Jahr nach Nordamerika gehst. (Muss er schlucken, kriegt er gleich Phantomschmerzen.) Will er den Flug einchecken, geht das stundenlang nicht, kriegt er die Krise und ist eh noch total schlapp. Merkt er, dass er den falschen Monat gebucht hat. Bucht er teuer um. Fliegen se nach Manchester, müssen se nach Liverpool, hat er n Bus gebucht, gibt er dem Fahrer das Ticket. Komm se in Liverpool an, gehn se zum Hotel und machen irgendwann ne Beatles-Bustour. Müssen se lachen, weil Georges Zwei-Zimmer-Haus in der winzigen Straße so klein aussieht, in dem die Harrisons zu sechst gelebt haben. Freut er sich wieder so, als sie an Paul McCartneys altem Haus sind. Gehn se einkaufen und ins Schnellrestaurant, sprechen die Leute immer so n heftigen Akzent. Und obwohl se das vorher gewusst haben, wundern se sich dauernd, wie schwer man das versteht. Sagen se dauernd Pardon und Sorry, I didn't get that. Müssen se zurück nach Manchester, sucht er das Ticket raus, gehn se zu dem Fernbus. Stehn se in der Schlange, gibt er der Frau das Ticket, sagt se mit ihrem starken Akzent: Sorry, sir, this is not a valid ticket for this bus. This is a ticket for a ... Magical Mystery Tour!? Muss er lachen, weil se ja zum Flughafen müssen und ihm einfällt, wie er das Ticket für beide Richtungen auf dem Hinweg beim Fahrer abgegeben hat.

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Donnerstag, 20. November 2014
Es war nicht alles schlecht
nnier | 20. November 2014 | Topic In echt
Ich war in den 80ern irgendwann auch fasziniert von diesen Heimcomputern, erzählte was von Vokabelnlernen und bekam mit 15 oder 16 dann endlich, endlich einen Atari 800 XL. Ein Jahr später hatte ich mir auch eine Diskettenstation zusammengespart und das wilde Tauschen ging los: Mit diesem Außenseitergerät nicht ganz einfach (weil wenig verbreitet im Vergleich mit dem Commodore 64), aber über eine Kleinanzeige kam ich in Kontakt mit einem Jugendlichen in Süddeutschland. Wir tauschten dann jahrelang postalisch hin und her, viel Mist war dabei und ungezählte Stunden gingen dahin, die anders besser genutzt gewesen wären: Dennoch kam ich dadurch an ein ganz bestimmtes Spiel, das ich lange nicht gegen meinen Freund A. gewinnen konnte, der es meisterhaft beherrschte. Und noch Jahre später, als die coolen Jungs längst Drogen nahmen oder Mädchen abschleppten, fragte ich meine seltenen Besucher oft: Wollen wir mal eine Runde Mr. Do spielen?



Ich war nicht wirklich so ein Computerkind, brachte mir aber das Programmieren bei und schrieb tatsächlich auch ein Vokabelprogramm, mit dem ich bis zum Abitur gut zurandekam: Dieses ominöse "Üben" hatte ich bis dahin nicht für nötig befunden und war zur Schadenfreude meiner Lehrer beim Vokabeltest schon mal richtig reingerasselt. Jetzt gab ich neue Vokabeln umgehend in das Programm ein, lernte sie schon dadurch halb auswendig und bimste sie mir bei Bedarf noch so weit rein, dass die Aussicht auf irgendwelche Tests mich nicht weiter beunruhigen musste.

Das war aber auch nervig manchmal. Statt einfach zu sagen, lernt über die Sommerferien die und die Vokabeln, kam die Lehrerin mit x verschiedenen Lernmethoden an: Entweder 10 min jeden Tag auf diese Art oder in der ersten Ferienwoche soundsoviele Stunden auf jene, oder in den letzten zwei Wochen soundsoviel auf die noch andere Weise, und das notiert ihr genau.

Kam der Test nach den Ferien: Wenn ihr nach Methode A gelernt habt, dann macht ihr dieses Zeichen unten in das Kästchen, etc. etc.

"Und wenn man gar nicht geübt hat, was soll man dann da eintragen", fragte ich, und die Luft gefror zu Eis, ein unkontrollierbares Zittern nahm sie in Besitz, sie schnappte nach Luft, klappte den Mund auf und wieder zu, in der Ferne bellte ein Hund, dann stand sie vor mir und sprach mühsam beherrscht: Dann schreibst du Ich habe nicht geübt. Punkt, aus!



Das war die gleiche Lehrerin, die einmal parallel zum Boden quer durch die Luft an den Hals eines Mitschülers geflogen war, weil der ein Stück Papier hingeworfen und zu mir gesagt hatte: Heb auf, Neger. Ihm quollen dann halb die Augen raus, während sein Kopf hin-und hergeschleudert wurde und es minutenlang von oben brüllte, DU RASSIST! DU RASSIST!, das war immer ein wenig gefährlich mit der, und ganz besonders dann, wenn es sich um einen schwierigen Schüler handelte, mit dem man ganz viel Verständnis haben musste, wie sie uns regelmäßig predigte.

Und wie wir so im Stuhlkreis saßen und irgendwelche englischen Sprachspielchen spielten, begann der schwierige Schüler, mit einer Rolle Tesafilm Geräusche zu machen, er hatte ein paar cm abgerollt und zupfte mit den Fingern wie an einer Gitarrensaite, zimm-zimm, machte das, und sie erklärte ihm ganz geduldig, dass das Geräusch die anderen Kinder beim Lernen stört, zimm-zimm, und versuch dich mal in die anderen Schüler hineinzuversetzen, du, zimm-zimm, du, das stört die anderen, sonst kannst du gerne rausgehen, zimm-zimm, und ich sage es dir noch mal ganz deutlich, zimm-zimm, dieses Geräusch stört die anderen Kinder, bitte leg das zur Seite, zimm-zimm, zimm-zimm, zimm-zimm, sie stand plötzlich vor ihm, schrie seinen Namen, schüttelte ihn wild, und während sie wie von Sinnen auf ihn einschrie, JETZT SIEHST DU WAS ICH MIT DEINEM TESAFILM MACHE, er hatte sie gar nicht kommen sehen und sah vollkommen überrascht aus, hatte sie ihm längst die Klebefilmrolle entrissen und zog wie wild Meter für Meter herunter, einer grinste verstohlen, die anderen starrten mit großen Augen, sie riss an diesem Tesafilm und brüllte auf ihn ein und knüllte das Klebezeug in den Händen, bis sie ihm den Klumpen in die Haare drückte und seinen Kopf dabei ordentlich hin- und herwirbelte. Dann ging sie zurück an ihren Platz und wir machten weiter.



Ich habe nicht geübt Punkt aus, schrieb ich auf das Blatt und wartete mit Angstlust ab, aber das wollte ich ja alles gar nicht erzählen, Sie müssen entschuldigen, diese 8-Bit-Musik versetzt mich emotional sofort in die alten Zeiten zurück, und das Tolle ist, dass ich dieses Spiel neulich wiederentdeckt habe: Es macht immer noch unglaublichen Spaß, und am meisten freut mich, dass meine Kinder begeistert den Highscore jagen.

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Montag, 10. November 2014
Kilometergeld? Deine Mudder.
nnier | 10. November 2014 | Topic In echt
Am Ende haben wir gelacht: Nein, Herr Wachtmeister, das sehen Sie falsch - ich bin nicht zu schnell gefahren, ganz im Gegenteil, ich bin langsamer als null km/h gefahren, nämlich minus 80, deshalb bekomme ich jetzt auch Geld von Ihnen!

Den Frust kann ich verstehen, wenn du ein Geschwindigkeits- und ein Streckendiagramm zeichnen sollst und der Lehrer sagt: Da fährt ein Auto aus der Garage, beschleunigt, fährt dann eine Weile konstant auf der Landstraße, wird langsamer, kommt zum Stehen. Dann fährt er zu seinem Haus zurück: Beschleunigt, fährt konstant, bremst ab, steht in seiner Garage. Wie würdest du das machen, Papa?

Na ja, Geschwindigkeit würde ich so machen: X-Achse ist die Zeit, Y-Achse die Geschwindigkeit, dann geht es beim Ursprung los und erst mal ziemlich linear nach oben bis zu irgendeiner Geschwindigkeit, sagen wir: 100 auf der Landstraße, bleibt dann eine Weile da, und sinkt am Ende wieder ab zur Null. Und dann fährt er zurück, sagst du? Also noch mal das Gleiche, Geschwindigkeit geht wieder nach oben und -

GENAU DAS HABE ICH AUCH GESAGT! UND DAS SOLL FALSCH SEIN!

Hä? Wieso? Weil er zurückfährt? Aber er fährt doch trotzdem mit einer Geschwindigkeit, die größer als Null -

DAS HABE ICH DIE GANZE ZEIT GESAGT, ABER DIE MEINTEN, DER FÄHRT JA ZURÜCK!

Hö. Hö. Lustig. Dann steht er also nicht bloß still, sondern ist noch langsamer - oder wie? Hö. Hö. Aber der Lehrer hat dann doch bestimmt -

NEIN, DER HAT JA AUCH DIE GANZE ZEIT GESAGT, DASS DAS FALSCH IST.

Ähm. Wie jetzt. Der meint, dass die Geschwindigkeit ins Negative -

JA, UND DASS DAS GENAU UMGEKEHRT UNTER DER X-ACHSE WEITERGEHT.

Äh. Und die Strecke? Die ist dann auch am Ende wieder bei Null oder wie?

JA, DAS WAR GENAU SO: ERST NIMMT SIE ZU, DANN NIMMT SIE WIEDER AB UND IST AM ENDE WIEDER BEI NULL.

Hö. Also wenn ich zur Arbeit fahre und komme wieder nach Hause, dann bin ich am Ende null Kilometer gefahren?

DAS HABE ICH AUCH GESAGT, ABER DIE HABEN DAS NICHT VERSTANDEN UND HABEN GESAGT, DASS DER JA WIEDER ZURÜCKFÄHRT.

--

Ich kann mich genau an dieses verzweifelte Gefühl erinnern, wenn man merkt, die verstehen nicht mal das Problem, und da ist dann keiner, der sagt: Nee, die Y-Achse soll nicht die gefahrenen Kilometer anzeigen, sondern die Entfernung zum Zuhause - dann wäre ja alles geklärt, jedenfalls was das Thema Strecke angeht. Und meinetwegen soll es auch negative Geschwindigkeiten geben: Mit einem Bezugssystem für so relative Einsteingeschichten bestimmt sehr sinnvoll!

Ich habe inzwischen aber zu viele falsche Erklärungen und ungenaue Fragestellungen mitbekommen, um hier an besonderen Fein- oder Hintersinn glauben zu können. Einmal sollten sie einen vorgezeichneten Zickzackweg beschreiben: Du gehst 5 Schritte geradeaus, machst eine Vierteldrehung nach links, gehst drei Schritte weiter, drehst dich dann um ein Achtel nach rechts usw; da kam sie auch ganz verzweifelt: Die sagen, das ist ein Achtel nach links, dabei sind es drei Achtel! Und die Lehrerin sagt das auch! Und alle sagen, sie haben's verstanden, aber erklären können sie es mir nicht!

Sie hat schon damals gesagt: Ich will nicht rechthaben, ich will's nur verstehen. Ich kann doch nicht so tun, als ob ich das auch so sehe, und dann stellt mich die Lehrerin noch hin, als würde ich es nicht verstehen!

Ich habe dann ein freundliches Zettelchen geschrieben, liebe Frau Lehrerin, wenn ich den Zickzackweg so gehen will, muss ich mich bei dieser Spitzkehre tatsächlich um drei Achtel drehen, geht es Ihnen anders?

Habe mich vertan, kam es dann, und das kann ein schlimmes Gefühl sein, wenn die denken, es ginge ums Rechthaben, und man will doch nur geistig gesund bleiben.

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Freitag, 10. Oktober 2014
Doch weil ich mein Herz nicht ändern kann
nnier | 10. Oktober 2014 | Topic In echt


Runter gehe ich am liebsten zu Fuß, dann dauert es länger. Ein Tag im Zug, dann bin ich zurück, oder sagen wir: Meine leibliche Hülle.







Diese Minuten, bevor die Sonne endgültig weg ist, sind mir die wertvollsten. Man ist dann schon in der Hütte, hat den Ofen geschürt, von dem klaren Wasser getrunken, die Kerzen angezündet, die Schuhe ausgezogen. Kocht einen Tee, sitzt einfach da. Wünscht sich eine gute Nacht, wäscht sich mit dem kalten Wasser, schlupft unter die Deck. Liest ein paar Seiten, schläft ein. Wacht irgendwann auf, schaut nach draußen, kann es nicht fassen: Mein Gott! Es ist voller Sterne.

--

Als Kind liebte ich diesen Schlager. Spulte das alte Tonbandgerät immer wieder zurück. Jetzt habe ich das Lied wiedergefunden. Und wusste noch jeden Ton.

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Sonntag, 7. September 2014
Windelmatz
nnier | 07. September 2014 | Topic In echt
Man soll da nur 30 fahren, aber das macht keiner, denn es ist der Zuweg zum großen Möbelhaus und eine dieser Straßen, die schon durch ihre Breite zum Beschleunigen einladen. Außerdem: Werktags von 8-19 Uhr, ist doch schon viel später! Vor uns aber bremste man abrupt, auf der Gegenfahrbahn auch, und da sahen wir die nackten Füßchen über die Straße rennen.

Dann war er drüben, und die Autos fuhren weiter, bloß wir standen da mit unserem Warnblinker und stiegen aus. Auto, Auto, sagte das Kerlchen und hatte einen Schlüssel in der Hand, ach, Auto fahren willlst du! Da hinten kamen zwei Frauen angerannt, was machst du denn, was machst du denn. Mit seinem Autoschlüssel saß er irgendwann auf Mamas Arm.

Wir fuhren dann weiter, und meine Knie wurden weich.

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Sonntag, 31. August 2014
Wochenende: Batz die Morgenlatte!
nnier | 31. August 2014 | Topic In echt


Gib mir 1000, sagte der Mann, als ich ihm erklärt hatte, was ich will: Eine halbwegs gerade Decke und halbwegs gerade Wände oberhalb der Fliesen. Die alte Decke ist so eine bröckelige aus Schilfrohr und Gips, an die man kaum eine Lampe hängen kann, und wirklich nicht mehr schön, also am besten: Platten drüber, und an die Wände auch gleich, dann ist das glatt und sauber.

Für 1000 mache ich dir das, da muss man doch kurz innehalten: Nö, das mache ich selber.

Hat der Fliesenmann Wochenende, stehe ich da und suche Balken: Die Platten sollen ja schließlich irgendwo reingeschraubt werden da oben an der Decke, bloß dass ich die Balken schon beim Lampenaufhängen nie finde, also: Komplett runter mit dem alten Kram, hust!, röchel!, das staubt wirklich schlimm und du frisst Gipsklumpen und Nachkriegsschilfrohr den ganzen Samstag lang. Am Sonntag brav die Lattung unter den Balken ergänzen und eine Woche später die Platten drunterschrauben.



Wenn Sie Gipskartonplatten gegen eine massive Wand setzen sollten, wie würden Sie das machen: Dübeln, oder? Dachte ich auch. Tatsächlich aber rührt der Rigipsprofi Ansetzgips (Sackware) in sauberes Wasser ein, bis dieser eine derart sahnige Konsistenz erhält, dass man Kuchen backen möchte. Die Masse sodann in dicken Batzen mit einem Abstand von ca. 35 cm auf die Platte schmeißen und diese an die Wand drücken. Yeah!



Bloß dass diese Theoretiker immer von einer kompletten Wand (oben bis unten) ausgehen, vor der die Platte dann senkrecht steht. Setzt du die Platte aber quer und willst direkt unter der Decke beginnen, dann schmatzt sie sich zwar ganz gut gegen die Wand, hat aber eine dezidierte Meinung zum Thema Schwerkraft und will stur nach unten gleiten, da kannst du batzen, wie du willst.



Froh, wer dann eine Spreizstange zur Hand, gesegnet, wer beim Holzhandel ein paar sägerauhe Fichtenlatten zuviel mitgenommen hat: Das ist doch immer wieder eine Freude, wie man diese Dinger gegen den Boden kanten kann, wohldosiert Spannung draufgeben: Latte halte Platte, Frau Spreizstange sorgt für horizontalen Druck, das ist wie mit einer ganzen Helferschar, das ist wie mit fünf Händen, und schon ist wieder Sonntagabend.

Aber der Fliesenmann will schließlich weitermachen.

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Montag, 11. August 2014
Einer mehr, was soll's
nnier | 11. August 2014 | Topic In echt
Sie stellen sich jetzt mal bitte einen Haushalt vor, in dem eigentlich [TM] ausreichend Platz vorhanden wäre, bloß dass nie Platz ist, weil alles zu voll ist. Aus karmischen Gründen, die zu erläutern hier den Rahmen sprengen würde, bin ich ständig dabei, Zeug zu verkaufen, zu verschenken oder wegzuwerfen, werde auf Recyclinghof und Deponie schon des Mülltourismus verdächtigt und gefragt, ob ich denn ein Gewerbe angemeldet hätte: Trotzdem will das einfach kein Ende nehmen, es wird von hier nach da umgeschichtet, es wird ein Zimmer schön gemacht, nur um gleich darauf "erst mal" aus einem anderen Zimmer, das man umräumen oder renovieren muss, Kisten und Säcke hineinzustellen, das ganze dreimal über Kreuz und auf jeden Fall ad infinitum.

Wenn Sie dann Ihr Bad rauskloppen, müssen die ganzen Handtücher und Wattebäusche auch noch irgendwo zwischengelagert werden, außerdem ist die Etage insgesamt momentan schwer zugänglich und nach all dem Gestemme so versteinstaubt, dass Sie eines der Zimmer da oben komplett aufgegeben haben, zumal es ohnehin voller Zeug steht, zumal der große Kleiderschrank davorsteht, den Sie zur Seite geschoben haben, als Sie das dumme Rohr im Flur freistemmen mussten. Und die ganzen Klamotten aus dem Schrank müssen ja irgendwohin, die liegen jetzt in großen Haufen auf dem Sofa in dem einen Zimmer, wo die ganzen Säcke mit der Bettwäsche sind, bei den aussortierten Playmobilsachen, vor dem Werkzeugschrank, in dem auch die Wintersachen sind, gleich bei den Büchern, die nicht mehr im Bücherschrank sein dürfen, aber auch nicht verkauft werden sollen, sondern auf den Dachboden gehören, wenn da wieder Platz ist, weil da ja zur Zeit die ganzen ...

Spricht die jugendlliche Mitbewohnerin mal über ein Austauschjahr, sagt man: Klar, ist ne gute Sache, bewirb dich ruhig mal, aber mach dir keinen Stress, ist ja erst nächstes Jahr. Heißt es: Ouh, jetzt aber schnell, da gibt es Fristen. Ouh, die Frau sagt, sie kommt gleich am Samstag vorbei. Ouh, die will dann auch das Haus sehen. Ouh, das wird sie ja verstehen, dass wir hier gerade renovieren, das sieht man ja an dem Schutthaufen vorm Haus, aber, ouh, bisschen saubermachen und aufräumen sollten wir trotzdem, wenigstens hier unten. Ouh.

... und ist das immer zeitgleich, also: Das eigene Kind ist ein Jahr im Ausland, und zur selben Zeit haben wir hier jemanden zu Gast!? Ah, ja. Es ist nur, weil - ich hatte mich gefragt, ob das vielleicht auch versetzt, also: Erst ist das eigene Kind woanders, und wenn es wieder hier ist, dann kommt jemand zu uns? Nicht. Ist nicht vorgesehen. OK. Wollte ich nur wissen.

Dieser Urlaub ist nicht wirklich einer, aber immerhin, wir erledigen einiges, und das mit dem Bad zieht sich noch ein paar Wochen hin, und vielleicht klappt das ja tatsächlich mit dem Austausch nächstes Jahr, bis dahin machen wir noch schön Ordnung und räumen auf und schmeißen weg und stellen um, aber lass uns aufpassen, dass wir's nicht übertreiben, das ist zur Zeit schon mehr als genug. Lass uns heute einfach mal einen Ausflug machen, fahren wir mal raus, fahren wir mal schön am Fluss lang, schön Kaffee trinken, schön bummeln.

Wo wart ihr denn so lange, die Frau hat angerufen. Wir müssen uns aber schnell entscheiden. Da könnte jemand aus Amerika kommen für ein Jahr, die suchen für den noch was, das wäre ab September.

Ouh. Der wievielte ist denn heute.

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Donnerstag, 31. Juli 2014
Abgeledert. Ausgebrunzt. Im Bottich.
nnier | 31. Juli 2014 | Topic In echt
Das wird der beste Sommer, den wir je hatten.
(Andreas Elsholz)

Mit letzter "Kraft" den "Urlaub" erreicht, was bei doppeltem Arbeitsaufkommen und halber Besetzung im Tschopp erst dann richtig lustig wird, wenn man nebenbei in der "Freizeit" noch Steine klopft. Sind Sie schon mal auf allen Vieren zur Dusche gerobbt? Vor 20 Jahren hatte ich das schon mal, da war ich in den Semesterferien Möbelpacker und wusste morgens manchmal nicht, ob ich jemals wieder ein normales Leben führen würde.



Alles kein Drama, auch wenn die Schleusen jetzt geöffnet sind. Hatte ich vorher sogar das Schlüsselloch zugeklebt, damit der fiese Feinstaub möglichst nicht das Schlachtfeld verlässt, musste ich nun alles drangeben: So ein eingemauertes Fallrohr im Flur, das stemmst du nicht frei, ohne dass das Zeug sich aber auch überall hinsetzt. Bücherregale, Kleiderschränke, CD-Sammlungen, Teppichböden, Topfpflanzen, jeder Türgriff, jedes Treppengeländer trägt jetzt diese feine, helle Schicht und wird noch jahrelang an den Sommer 2014 gemahnen.



Dazwischen dann so Kleinigkeiten, man hat sich nach langer Rundreise und stundenlangem Hin und Her tatsächlich auf zwei Fliesensorten geeinigt. Bloß dass das kein Baumarkt war, sondern ein Fliesenfachhandel, und die rein rhetorisch gemeinte Nachfrage Überschüssige Vollpakete können wir doch dann zurückgeben, nicht? ganz nonverbal per Fingerzeig auf ein Schild hinterm Tresen beantwortet wird: Kein Umtausch, keine Rücknahme. Was aber soll man als Otto N. tun, der nun mal nicht einschätzen kann, wieviel der Fliesenmann verschneiden und zerdeppern wird, was bei den heutigen Großformaten ja umso schwieriger zu kalkulieren ist? Genau: Freundlich danke sagen und zum Baumarkt fahren. (Wo man sich erneut stundenlang und dann tatsächlich, bloß dass dann immerhin nur eine der beiden Sorten gerade ausverkauft und nicht lieferbar ...)

Kommt man zu den Badewannen: Alle ganz supi geformt, also ich hab mir die hier ausgesucht. Ähm ... also ... die ist aber aus Acryl. Na und? Ja, ähm ... also ... das ist so, die sind am Anfang schick und dann kriegen sie Kratzer und Verfärbungen. Meinst du wirklich? Ja, ähm, schon. Da bin ich mir sogar sicher. Gibt sogar Leute, bei denen hatten die gleich nach dem Einbau kleine Risse. Sie sind nie richtig stabil, aber schnell unappetitlich. Aber die aus Stahlemaille sehen immer aus wie so ein Bottich! Ja, ähm, schon, ähm, die kannst du nicht so frei formen wie Acryl. Aber einmal richtig gescheuert ist sie wieder blank und sauber, jahrzehntelang, ehrlich jetzt!, bei Acrylwannen dagegen soll man bestimmte Badezusätze besser gar nicht erst verwenden - denk mal an die bunte Parade da auf unserem Wannenrand, wie die alles verfärben würde, und man darf bei so einer Acrylwanne nicht mal einen Schraubenzieher fallen lassen, schon ist ein Loch drin, und ich hatte so eine Wanne mal im Hotel, das war total unangenehm, und Emaille fühlt sich zwar im ersten Moment immer kalt an, aber bisher ging es doch auch und wir können diesmal ja so einen Styropor­wannenträger druntersetzen, hallo, wo bist du denn? Ah, da drüben! Ja - dieses Waschbecken, stimmt schon, das sieht wirklich sehr schön aus, ähm, bloß dass, ähm ...

Ein Flair von Kanalisation zieht durch die Etagen, das Fallrohr war wohl wirklich nicht ganz dicht, und ich freue mich schon schon jetzt auf die Zeit nach dem "Urlaub", denn da brauche ich nicht mehr auf allen Vieren zur Dusche zu kriechen, da krieche ich statt dessen zum Bottich.

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