Sie stellen sich jetzt mal bitte einen Haushalt vor, in dem eigentlich [TM] ausreichend Platz vorhanden wäre, bloß dass nie Platz ist, weil alles zu voll ist. Aus karmischen Gründen, die zu erläutern hier den Rahmen sprengen würde, bin ich ständig dabei, Zeug zu verkaufen, zu verschenken oder wegzuwerfen, werde auf Recyclinghof und Deponie schon des Mülltourismus verdächtigt und gefragt, ob ich denn ein Gewerbe angemeldet hätte: Trotzdem will das einfach kein Ende nehmen, es wird von hier nach da umgeschichtet, es wird ein Zimmer schön gemacht, nur um gleich darauf "erst mal" aus einem anderen Zimmer, das man umräumen oder renovieren muss, Kisten und Säcke hineinzustellen, das ganze dreimal über Kreuz und auf jeden Fall ad infinitum.
Wenn Sie dann Ihr Bad rauskloppen, müssen die ganzen Handtücher und Wattebäusche auch noch irgendwo zwischengelagert werden, außerdem ist die Etage insgesamt momentan schwer zugänglich und nach all dem Gestemme so versteinstaubt, dass Sie eines der Zimmer da oben komplett aufgegeben haben, zumal es ohnehin voller Zeug steht, zumal der große Kleiderschrank davorsteht, den Sie zur Seite geschoben haben, als Sie das dumme Rohr im Flur freistemmen mussten. Und die ganzen Klamotten aus dem Schrank müssen ja irgendwohin, die liegen jetzt in großen Haufen auf dem Sofa in dem einen Zimmer, wo die ganzen Säcke mit der Bettwäsche sind, bei den aussortierten Playmobilsachen, vor dem Werkzeugschrank, in dem auch die Wintersachen sind, gleich bei den Büchern, die nicht mehr im Bücherschrank sein dürfen, aber auch nicht verkauft werden sollen, sondern auf den Dachboden gehören, wenn da wieder Platz ist, weil da ja zur Zeit die ganzen ...
Spricht die jugendlliche Mitbewohnerin mal über ein Austauschjahr, sagt man: Klar, ist ne gute Sache, bewirb dich ruhig mal, aber mach dir keinen Stress, ist ja erst nächstes Jahr. Heißt es: Ouh, jetzt aber schnell, da gibt es Fristen. Ouh, die Frau sagt, sie kommt gleich am Samstag vorbei. Ouh, die will dann auch das Haus sehen. Ouh, das wird sie ja verstehen, dass wir hier gerade renovieren, das sieht man ja an dem Schutthaufen vorm Haus, aber, ouh, bisschen saubermachen und aufräumen sollten wir trotzdem, wenigstens hier unten. Ouh.
... und ist das immer zeitgleich, also: Das eigene Kind ist ein Jahr im Ausland, und zur selben Zeit haben wir hier jemanden zu Gast!? Ah, ja. Es ist nur, weil - ich hatte mich gefragt, ob das vielleicht auch versetzt, also: Erst ist das eigene Kind woanders, und wenn es wieder hier ist, dann kommt jemand zu uns? Nicht. Ist nicht vorgesehen. OK. Wollte ich nur wissen.
Dieser Urlaub ist nicht wirklich einer, aber immerhin, wir erledigen einiges, und das mit dem Bad zieht sich noch ein paar Wochen hin, und vielleicht klappt das ja tatsächlich mit dem Austausch nächstes Jahr, bis dahin machen wir noch schön Ordnung und räumen auf und schmeißen weg und stellen um, aber lass uns aufpassen, dass wir's nicht übertreiben, das ist zur Zeit schon mehr als genug. Lass uns heute einfach mal einen Ausflug machen, fahren wir mal raus, fahren wir mal schön am Fluss lang, schön Kaffee trinken, schön bummeln.
Wo wart ihr denn so lange, die Frau hat angerufen. Wir müssen uns aber schnell entscheiden. Da könnte jemand aus Amerika kommen für ein Jahr, die suchen für den noch was, das wäre ab September.
Ouh. Der wievielte ist denn heute.
Wenn Sie dann Ihr Bad rauskloppen, müssen die ganzen Handtücher und Wattebäusche auch noch irgendwo zwischengelagert werden, außerdem ist die Etage insgesamt momentan schwer zugänglich und nach all dem Gestemme so versteinstaubt, dass Sie eines der Zimmer da oben komplett aufgegeben haben, zumal es ohnehin voller Zeug steht, zumal der große Kleiderschrank davorsteht, den Sie zur Seite geschoben haben, als Sie das dumme Rohr im Flur freistemmen mussten. Und die ganzen Klamotten aus dem Schrank müssen ja irgendwohin, die liegen jetzt in großen Haufen auf dem Sofa in dem einen Zimmer, wo die ganzen Säcke mit der Bettwäsche sind, bei den aussortierten Playmobilsachen, vor dem Werkzeugschrank, in dem auch die Wintersachen sind, gleich bei den Büchern, die nicht mehr im Bücherschrank sein dürfen, aber auch nicht verkauft werden sollen, sondern auf den Dachboden gehören, wenn da wieder Platz ist, weil da ja zur Zeit die ganzen ...
Spricht die jugendlliche Mitbewohnerin mal über ein Austauschjahr, sagt man: Klar, ist ne gute Sache, bewirb dich ruhig mal, aber mach dir keinen Stress, ist ja erst nächstes Jahr. Heißt es: Ouh, jetzt aber schnell, da gibt es Fristen. Ouh, die Frau sagt, sie kommt gleich am Samstag vorbei. Ouh, die will dann auch das Haus sehen. Ouh, das wird sie ja verstehen, dass wir hier gerade renovieren, das sieht man ja an dem Schutthaufen vorm Haus, aber, ouh, bisschen saubermachen und aufräumen sollten wir trotzdem, wenigstens hier unten. Ouh.
... und ist das immer zeitgleich, also: Das eigene Kind ist ein Jahr im Ausland, und zur selben Zeit haben wir hier jemanden zu Gast!? Ah, ja. Es ist nur, weil - ich hatte mich gefragt, ob das vielleicht auch versetzt, also: Erst ist das eigene Kind woanders, und wenn es wieder hier ist, dann kommt jemand zu uns? Nicht. Ist nicht vorgesehen. OK. Wollte ich nur wissen.
Dieser Urlaub ist nicht wirklich einer, aber immerhin, wir erledigen einiges, und das mit dem Bad zieht sich noch ein paar Wochen hin, und vielleicht klappt das ja tatsächlich mit dem Austausch nächstes Jahr, bis dahin machen wir noch schön Ordnung und räumen auf und schmeißen weg und stellen um, aber lass uns aufpassen, dass wir's nicht übertreiben, das ist zur Zeit schon mehr als genug. Lass uns heute einfach mal einen Ausflug machen, fahren wir mal raus, fahren wir mal schön am Fluss lang, schön Kaffee trinken, schön bummeln.
Wo wart ihr denn so lange, die Frau hat angerufen. Wir müssen uns aber schnell entscheiden. Da könnte jemand aus Amerika kommen für ein Jahr, die suchen für den noch was, das wäre ab September.
Ouh. Der wievielte ist denn heute.
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Das wird der beste Sommer, den wir je hatten.
(Andreas Elsholz)
Mit letzter "Kraft" den "Urlaub" erreicht, was bei doppeltem Arbeitsaufkommen und halber Besetzung im Tschopp erst dann richtig lustig wird, wenn man nebenbei in der "Freizeit" noch Steine klopft. Sind Sie schon mal auf allen Vieren zur Dusche gerobbt? Vor 20 Jahren hatte ich das schon mal, da war ich in den Semesterferien Möbelpacker und wusste morgens manchmal nicht, ob ich jemals wieder ein normales Leben führen würde.
Alles kein Drama, auch wenn die Schleusen jetzt geöffnet sind. Hatte ich vorher sogar das Schlüsselloch zugeklebt, damit der fiese Feinstaub möglichst nicht das Schlachtfeld verlässt, musste ich nun alles drangeben: So ein eingemauertes Fallrohr im Flur, das stemmst du nicht frei, ohne dass das Zeug sich aber auch überall hinsetzt. Bücherregale, Kleiderschränke, CD-Sammlungen, Teppichböden, Topfpflanzen, jeder Türgriff, jedes Treppengeländer trägt jetzt diese feine, helle Schicht und wird noch jahrelang an den Sommer 2014 gemahnen.
Dazwischen dann so Kleinigkeiten, man hat sich nach langer Rundreise und stundenlangem Hin und Her tatsächlich auf zwei Fliesensorten geeinigt. Bloß dass das kein Baumarkt war, sondern ein Fliesenfachhandel, und die rein rhetorisch gemeinte Nachfrage Überschüssige Vollpakete können wir doch dann zurückgeben, nicht? ganz nonverbal per Fingerzeig auf ein Schild hinterm Tresen beantwortet wird: Kein Umtausch, keine Rücknahme. Was aber soll man als Otto N. tun, der nun mal nicht einschätzen kann, wieviel der Fliesenmann verschneiden und zerdeppern wird, was bei den heutigen Großformaten ja umso schwieriger zu kalkulieren ist? Genau: Freundlich danke sagen und zum Baumarkt fahren. (Wo man sich erneut stundenlang und dann tatsächlich, bloß dass dann immerhin nur eine der beiden Sorten gerade ausverkauft und nicht lieferbar ...)
Kommt man zu den Badewannen: Alle ganz supi geformt, also ich hab mir die hier ausgesucht. Ähm ... also ... die ist aber aus Acryl. Na und? Ja, ähm ... also ... das ist so, die sind am Anfang schick und dann kriegen sie Kratzer und Verfärbungen. Meinst du wirklich? Ja, ähm, schon. Da bin ich mir sogar sicher. Gibt sogar Leute, bei denen hatten die gleich nach dem Einbau kleine Risse. Sie sind nie richtig stabil, aber schnell unappetitlich. Aber die aus Stahlemaille sehen immer aus wie so ein Bottich! Ja, ähm, schon, ähm, die kannst du nicht so frei formen wie Acryl. Aber einmal richtig gescheuert ist sie wieder blank und sauber, jahrzehntelang, ehrlich jetzt!, bei Acrylwannen dagegen soll man bestimmte Badezusätze besser gar nicht erst verwenden - denk mal an die bunte Parade da auf unserem Wannenrand, wie die alles verfärben würde, und man darf bei so einer Acrylwanne nicht mal einen Schraubenzieher fallen lassen, schon ist ein Loch drin, und ich hatte so eine Wanne mal im Hotel, das war total unangenehm, und Emaille fühlt sich zwar im ersten Moment immer kalt an, aber bisher ging es doch auch und wir können diesmal ja so einen Styroporwannenträger druntersetzen, hallo, wo bist du denn? Ah, da drüben! Ja - dieses Waschbecken, stimmt schon, das sieht wirklich sehr schön aus, ähm, bloß dass, ähm ...
Ein Flair von Kanalisation zieht durch die Etagen, das Fallrohr war wohl wirklich nicht ganz dicht, und ich freue mich schon schon jetzt auf die Zeit nach dem "Urlaub", denn da brauche ich nicht mehr auf allen Vieren zur Dusche zu kriechen, da krieche ich statt dessen zum Bottich.
(Andreas Elsholz)
Mit letzter "Kraft" den "Urlaub" erreicht, was bei doppeltem Arbeitsaufkommen und halber Besetzung im Tschopp erst dann richtig lustig wird, wenn man nebenbei in der "Freizeit" noch Steine klopft. Sind Sie schon mal auf allen Vieren zur Dusche gerobbt? Vor 20 Jahren hatte ich das schon mal, da war ich in den Semesterferien Möbelpacker und wusste morgens manchmal nicht, ob ich jemals wieder ein normales Leben führen würde.
Alles kein Drama, auch wenn die Schleusen jetzt geöffnet sind. Hatte ich vorher sogar das Schlüsselloch zugeklebt, damit der fiese Feinstaub möglichst nicht das Schlachtfeld verlässt, musste ich nun alles drangeben: So ein eingemauertes Fallrohr im Flur, das stemmst du nicht frei, ohne dass das Zeug sich aber auch überall hinsetzt. Bücherregale, Kleiderschränke, CD-Sammlungen, Teppichböden, Topfpflanzen, jeder Türgriff, jedes Treppengeländer trägt jetzt diese feine, helle Schicht und wird noch jahrelang an den Sommer 2014 gemahnen.
Dazwischen dann so Kleinigkeiten, man hat sich nach langer Rundreise und stundenlangem Hin und Her tatsächlich auf zwei Fliesensorten geeinigt. Bloß dass das kein Baumarkt war, sondern ein Fliesenfachhandel, und die rein rhetorisch gemeinte Nachfrage Überschüssige Vollpakete können wir doch dann zurückgeben, nicht? ganz nonverbal per Fingerzeig auf ein Schild hinterm Tresen beantwortet wird: Kein Umtausch, keine Rücknahme. Was aber soll man als Otto N. tun, der nun mal nicht einschätzen kann, wieviel der Fliesenmann verschneiden und zerdeppern wird, was bei den heutigen Großformaten ja umso schwieriger zu kalkulieren ist? Genau: Freundlich danke sagen und zum Baumarkt fahren. (Wo man sich erneut stundenlang und dann tatsächlich, bloß dass dann immerhin nur eine der beiden Sorten gerade ausverkauft und nicht lieferbar ...)
Kommt man zu den Badewannen: Alle ganz supi geformt, also ich hab mir die hier ausgesucht. Ähm ... also ... die ist aber aus Acryl. Na und? Ja, ähm ... also ... das ist so, die sind am Anfang schick und dann kriegen sie Kratzer und Verfärbungen. Meinst du wirklich? Ja, ähm, schon. Da bin ich mir sogar sicher. Gibt sogar Leute, bei denen hatten die gleich nach dem Einbau kleine Risse. Sie sind nie richtig stabil, aber schnell unappetitlich. Aber die aus Stahlemaille sehen immer aus wie so ein Bottich! Ja, ähm, schon, ähm, die kannst du nicht so frei formen wie Acryl. Aber einmal richtig gescheuert ist sie wieder blank und sauber, jahrzehntelang, ehrlich jetzt!, bei Acrylwannen dagegen soll man bestimmte Badezusätze besser gar nicht erst verwenden - denk mal an die bunte Parade da auf unserem Wannenrand, wie die alles verfärben würde, und man darf bei so einer Acrylwanne nicht mal einen Schraubenzieher fallen lassen, schon ist ein Loch drin, und ich hatte so eine Wanne mal im Hotel, das war total unangenehm, und Emaille fühlt sich zwar im ersten Moment immer kalt an, aber bisher ging es doch auch und wir können diesmal ja so einen Styroporwannenträger druntersetzen, hallo, wo bist du denn? Ah, da drüben! Ja - dieses Waschbecken, stimmt schon, das sieht wirklich sehr schön aus, ähm, bloß dass, ähm ...
Ein Flair von Kanalisation zieht durch die Etagen, das Fallrohr war wohl wirklich nicht ganz dicht, und ich freue mich schon schon jetzt auf die Zeit nach dem "Urlaub", denn da brauche ich nicht mehr auf allen Vieren zur Dusche zu kriechen, da krieche ich statt dessen zum Bottich.
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Ich habe einen Bohrhammer der Handelsmarke Topcraft und einen Nachbarn. Der ist ebenfalls Eigentümer eines Bohrhammers vom Discounter, ein gelbes Ding, das er mir vor acht Jahren geliehen hat und einfach nicht zurückhaben will. Manchmal sage ich: Ich habe noch deinen Bohrhammer! Und er: Lass mal bei dir, dann weiß ich wenigstens, wo er ist.
Millimeterweise musste ich die lila Fliesen aus dem Zementbett schälen, zweifelte kurz an meinem Gerät, holte den gelben Kollegen aus dem Keller und setzte ihn an. Das vibrierte dermaßen mickrig, dass ich schnell wieder zu Mr. Topcraft zurückkehrte und die heißesten Tage des Sommers mit Abbrucharbeiten und Schuttschleppen verbrachte, wie es Tradition hat.
Ich konnte immer gut Löcher in die Wand bohren mit der Maschine, so ein Bohrhammer ist da ein ganz anderes Kaliber als eine Schlagbohrmaschine, da der Bohrer in axialer Richtung beweglich gelagert ist und mit viel höherer Schlagenergie bei geringerer Schlagfrequenz (aber das weiß man ja) betrieben wird. Auch mit dem Meißelaufsatz im reinen Schlagbetrieb ging es zwar mühsam, aber doch stetig voran. Schließlich kann ich fürs Fliesenabschälen keinen Stemmhammer einsetzen, so ein Riesending, das man kaum hochheben kann und mit dem man - WUMMS! - mal eben durch die Wand zum Nachbarhaus ist, TACKA TACKA TACKA, ja, da staunst du, Blödmann, und wer ist hier zu laut, los, sag noch mal, wenn du dich traust!
Richtig schwierig wurde es gegen Ende, es war ja Dauereinsatz, der Staub setzt sich überall rein, auch in die Mechanik von so einer Machine, und die lief heiß, und die Drehzahlregulierung wollte nicht mehr, und ich konnte irgendwann nur noch mit dem Netzstecker an- und ausschalten. Und weiter, brrrrr, brrrrr, brrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrr, brrrrr, brrrrr, brrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrr, brrrrr, brrrrr, brrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrrt-t-t-t, brrrrrrr, brrrrr-t, brrrrr, brrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrr, brrrrrrrt-t, brrrrr, brrrrr-t, brrrrrr, brrrrrrr-t, brrrrrrr, brrrrrrr, wieder eine Fliese geschafft! Muss ja auch vorangehen, morgen kommt schon der Klempner.
Brrrrrr, brrrrrr, brrrr, b-r-r-r--- - - - -- rr -- r- -- -- -- -- -- -- -- .
Im Baumarkt tief geseufzt und noch tiefer in die Tasche gegriffen. Den Nachbarn getroffen: Mussa neu Bohrhamma kauf, der alte hat schlappgemacht! Ach, das war mein gelber, nech? Nee, meiner, aber deinen kann ich dir mal wiedergeben, der bringt es auch nicht so richtig. Nee, behalt mal, dann weiß ich wenigstens, wo er ist.
Ich habe dann doch schmunzeln müssen, wie die Fliesen plötzlich Respekt hatten, der hat eine ganz andere Ausstrahlung, dieser Herr Metabo, die haben sich freiwillig ergeben! Bloß dass ich leider schon fast fertig war, deshalb bin ich richtig froh, dass der Klempner gleich wieder weggegangen ist und gesagt hat: Da müssen sie die ganze Wand aufstemmen, bis obenhin, das muss alles raus, das ist alles rott, nächsten Donnerstag komme ich dann wieder!
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Umwelt finde ich ja auch ganz OK, aber seit ich das bei fefe gelesen habe, muss ich dauernd grinsen. Tief drinnen bin ich wohl Redneck.
Die 70er sind endgültig vorüber, und das hat leider nicht einfach Klacklacklack gemacht, so wie ich mir das vorgestellt hatte, einmal mit dem Meißel kurz dahinter: Von wegen! Millimeterweise geht es voran, aus Fliesen wird Feinstaub. Der kleidet hervorragend die Lungen aus und knirscht zwischen den Zähnen, auch nachts noch, wenn die Nerven nachvibrieren. Fenster auf, Bohrhammer an: Nehmt das mit eurem blöden Prius!
Dann wieder muss man sagen, dass die 70er einfach super waren. Da ist doch eine schöner als die andere!
Ich bin vollkommen im Eimer.
(Das alles spielt, bevor ich die Wasserleitung erwischte.)
Die 70er sind endgültig vorüber, und das hat leider nicht einfach Klacklacklack gemacht, so wie ich mir das vorgestellt hatte, einmal mit dem Meißel kurz dahinter: Von wegen! Millimeterweise geht es voran, aus Fliesen wird Feinstaub. Der kleidet hervorragend die Lungen aus und knirscht zwischen den Zähnen, auch nachts noch, wenn die Nerven nachvibrieren. Fenster auf, Bohrhammer an: Nehmt das mit eurem blöden Prius!
Dann wieder muss man sagen, dass die 70er einfach super waren. Da ist doch eine schöner als die andere!
Ich bin vollkommen im Eimer.
(Das alles spielt, bevor ich die Wasserleitung erwischte.)
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Dass ich derzeit kaum zu den wichtigen Dingen (Bloggen) komme, liegt daran, dass ich ständig Türverkleidungsclips verkaufen muss, Asterixfigürchen und Schwanenhalslampen. Es ist nämlich so, dass ich kürzlich einmal wieder zu der Erkenntnis gelangt bin, "nun aber wirklich" mal einen radikalen Schnitt zu machen und endlich zu entrümpeln, auszumisten, wegzubringen, fortzuschmeißen: Man kann sich ja kaum bewegen!
Damit das nicht zu schnell geht, fotografiere ich kleine bis mittlere Gegenstände, stecke meine lyrische Kraft in die Auktionsbeschreibung und lade die Bilder hoch zum Auktionshaus, das inzwischen satte 10% Provision nimmt und der angeschlossene Zahlungsdienstleister gleich noch was obendrauf: Was waren wir damals empört, als die mit vorsichtigen 3% anfingen! Skandal! Im Internet ist doch alles umsonst!
Aber ich habe meinen alten Account reaktiviert, will das Zeug endlich loswerden und mein Taschengeld aufbessern. Versandtaschen und -kartons stetige Begleiter, Klebestift und Flachkopfklemmen gute Bekannte: Abend für Abend knülle ich Zeitungen, wickle Blasenfolie, stopfe Päckchen und verschließe mit Paketband.
Kleine Brief- und Warensendungen werden übrigens nach wie vor mit Briefmarken frankiert, und das mit z.T. erstaunlich krummen Beträgen. Und immer fehlen die Ergänzungswerte! Investieren wir also den bisherigen Erlös und kaufen mal ein paar Marken mehr, dachte ich heute, "Hundert Zwanziger und Zweihundert Zehner, bitte", sprach ich unbefangen am Schalter und gebe die nachfolgenden Ereignisse nur deshalb nicht 1:1 wieder, weil Postgeschichten grundsätzlich langweilen. Eine wichtige Rolle (hö hö) spielte jedenfalls die Tatsache, dass es diese Werte nur auf Rollen gibt: Der Kampf des Schalterbeamten mit dieser komplexen Anforderung bestand dann u.a. aus mehrfachem Ausrechnen, Rausziehen, Aufeinanderlegen, Zusammenknicken und Abzählen, und während ich in eine zwanzigminütige Meditation verfiel, steigert er seine Versuche, die sich immer wieder aufrollenden Streifen irgendwie zu bändigen und mir die korrekte Anzahl einzutüten, ins Absurde. Am Ende verließ ich die Post mit einem vollgestopften A4-Umschlag völlig verdrehter und verhedderter Postwertzeichen, hinter dem Tresen ein nervliches Wrack.
Noch in Gedanken über Anachronismen wie Briefmarkenrollen zum Abschlecken erhielt ich die Nachricht über den nächsten Verkauf: Weitere zwei Euro waren gesichert, na ja: abzüglich PayPal-Gebühren, und freudig nutzte ich das Feature "Versandschein drucken" direkt aus der beendeten Auktion heraus. Irre praktisch finde ich das, denn die Daten sind ja alle vorhanden, meine Absenderadresse und die des Empfängers, online bezahlen kann man auch, und flupp!, hat man einen fertigen Paketschein, den man nur noch aufs Packerl kleben muss. Das ist mal ein Fortschritt, finde ich, und vor allem: Kein blödes Schlangestehen in der Post mit einem Paket unterm Arm, nur weil da vorne so ein Idiot hunderte von Briefmarken kauft! Man kannes nämlich einfch zur Packstation bringen.
Denkt man also und macht einen Abendspaziergang, "Scannen Sie den Barcode", verlangt das Gerät, Piep!, "Scannen Sie den zweiten Barcode", aber da ist keiner, und nach mehreren Versuchen bricht man frustriert ab und geht nach Hause.
Prüft den Auftrag. Sucht die pdf-Datei mit dem Paketschein. Kontrolliert alles genau: Doch, es ist dieser Schein und der kam da so raus.
Kundenservice DHL, und wussten Sie schon dies, und übrigens können Sie auch das, und wir haben SIE ausgewählt, um an unserer Umfrage zur Qualität des Kundenservice teilzunehmen. Legen Sie also am Ende des Gesprächs nicht auf, Sie werden dann umgehend zur Umfrage geleitet! Ihre Meinung ist uns wichtig! La la, wart wart, Verbinde hier, verbinde da, la la, wart wart, ja guten Abend. Ah, dann haben Sie bei der Eingabe was falsch gemacht, haben Sie mal die Auftragsnummer, ah, da sieht mans schon: Lüttingen ist ein Ortsteil von Xanten, die Postleitzahl ist aber von Xanten, da dürfen Sie nicht Xanten-Lüttingen schreiben, sonst kann er natürlich keinen Leitcode generieren!
Ah, und wenn ich das falsch mache, also wenn ich da die richtige Postleitzahl hinschreibe und den richtigen Ort und den richtigen Ortsteil, dann generiert "er" mir halt trotzdem einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, also das hätte Ihnen schon auffallen müssen, dass da nur ein Barcode ist, das müssen ja zwei sein. Und er weist Sie bei der Eingabe auch schon drauf hin, dass mit der Schreibweise was nicht stimmt.
Ah, und wenn das alles schön automatisch aus dem ebay-System übertragen wird und aber der Empfänger seine Adresse nicht in der Form hinterlegt hat, die die Post gerne hätte, dann generiert "er" mir einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, dann nennen Sie mir nur mal die Daten X und Y und ich lasse den neu generieren und sende Ihnen einen Link, damit können Sie den Schein neu drucken. Sie müssen den alten Paketschein aber vorher RÜCKSTANDSLOS ENTFERNEN.
Ja, und jetzt mache ich mir natürlich Sorgen, was passiert, wenn die merken, dass ich den neuen Schein einfach nur drübergeklebt habe, und heute Nacht träume ich von Krakenarmen aus Briefmarken, und die haben mich dann gar nicht zu der Umfrage mit der Kundenzufriedenheit weitergeleitet.
Damit das nicht zu schnell geht, fotografiere ich kleine bis mittlere Gegenstände, stecke meine lyrische Kraft in die Auktionsbeschreibung und lade die Bilder hoch zum Auktionshaus, das inzwischen satte 10% Provision nimmt und der angeschlossene Zahlungsdienstleister gleich noch was obendrauf: Was waren wir damals empört, als die mit vorsichtigen 3% anfingen! Skandal! Im Internet ist doch alles umsonst!
Aber ich habe meinen alten Account reaktiviert, will das Zeug endlich loswerden und mein Taschengeld aufbessern. Versandtaschen und -kartons stetige Begleiter, Klebestift und Flachkopfklemmen gute Bekannte: Abend für Abend knülle ich Zeitungen, wickle Blasenfolie, stopfe Päckchen und verschließe mit Paketband.
Kleine Brief- und Warensendungen werden übrigens nach wie vor mit Briefmarken frankiert, und das mit z.T. erstaunlich krummen Beträgen. Und immer fehlen die Ergänzungswerte! Investieren wir also den bisherigen Erlös und kaufen mal ein paar Marken mehr, dachte ich heute, "Hundert Zwanziger und Zweihundert Zehner, bitte", sprach ich unbefangen am Schalter und gebe die nachfolgenden Ereignisse nur deshalb nicht 1:1 wieder, weil Postgeschichten grundsätzlich langweilen. Eine wichtige Rolle (hö hö) spielte jedenfalls die Tatsache, dass es diese Werte nur auf Rollen gibt: Der Kampf des Schalterbeamten mit dieser komplexen Anforderung bestand dann u.a. aus mehrfachem Ausrechnen, Rausziehen, Aufeinanderlegen, Zusammenknicken und Abzählen, und während ich in eine zwanzigminütige Meditation verfiel, steigert er seine Versuche, die sich immer wieder aufrollenden Streifen irgendwie zu bändigen und mir die korrekte Anzahl einzutüten, ins Absurde. Am Ende verließ ich die Post mit einem vollgestopften A4-Umschlag völlig verdrehter und verhedderter Postwertzeichen, hinter dem Tresen ein nervliches Wrack.
Noch in Gedanken über Anachronismen wie Briefmarkenrollen zum Abschlecken erhielt ich die Nachricht über den nächsten Verkauf: Weitere zwei Euro waren gesichert, na ja: abzüglich PayPal-Gebühren, und freudig nutzte ich das Feature "Versandschein drucken" direkt aus der beendeten Auktion heraus. Irre praktisch finde ich das, denn die Daten sind ja alle vorhanden, meine Absenderadresse und die des Empfängers, online bezahlen kann man auch, und flupp!, hat man einen fertigen Paketschein, den man nur noch aufs Packerl kleben muss. Das ist mal ein Fortschritt, finde ich, und vor allem: Kein blödes Schlangestehen in der Post mit einem Paket unterm Arm, nur weil da vorne so ein Idiot hunderte von Briefmarken kauft! Man kannes nämlich einfch zur Packstation bringen.
Denkt man also und macht einen Abendspaziergang, "Scannen Sie den Barcode", verlangt das Gerät, Piep!, "Scannen Sie den zweiten Barcode", aber da ist keiner, und nach mehreren Versuchen bricht man frustriert ab und geht nach Hause.
Prüft den Auftrag. Sucht die pdf-Datei mit dem Paketschein. Kontrolliert alles genau: Doch, es ist dieser Schein und der kam da so raus.
Kundenservice DHL, und wussten Sie schon dies, und übrigens können Sie auch das, und wir haben SIE ausgewählt, um an unserer Umfrage zur Qualität des Kundenservice teilzunehmen. Legen Sie also am Ende des Gesprächs nicht auf, Sie werden dann umgehend zur Umfrage geleitet! Ihre Meinung ist uns wichtig! La la, wart wart, Verbinde hier, verbinde da, la la, wart wart, ja guten Abend. Ah, dann haben Sie bei der Eingabe was falsch gemacht, haben Sie mal die Auftragsnummer, ah, da sieht mans schon: Lüttingen ist ein Ortsteil von Xanten, die Postleitzahl ist aber von Xanten, da dürfen Sie nicht Xanten-Lüttingen schreiben, sonst kann er natürlich keinen Leitcode generieren!
Ah, und wenn ich das falsch mache, also wenn ich da die richtige Postleitzahl hinschreibe und den richtigen Ort und den richtigen Ortsteil, dann generiert "er" mir halt trotzdem einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, also das hätte Ihnen schon auffallen müssen, dass da nur ein Barcode ist, das müssen ja zwei sein. Und er weist Sie bei der Eingabe auch schon drauf hin, dass mit der Schreibweise was nicht stimmt.
Ah, und wenn das alles schön automatisch aus dem ebay-System übertragen wird und aber der Empfänger seine Adresse nicht in der Form hinterlegt hat, die die Post gerne hätte, dann generiert "er" mir einen Paketschein, und den bezahle ich auch, und dann merke ich an der Packstation, dass der nicht funktioniert?
Ja, dann nennen Sie mir nur mal die Daten X und Y und ich lasse den neu generieren und sende Ihnen einen Link, damit können Sie den Schein neu drucken. Sie müssen den alten Paketschein aber vorher RÜCKSTANDSLOS ENTFERNEN.
Ja, und jetzt mache ich mir natürlich Sorgen, was passiert, wenn die merken, dass ich den neuen Schein einfach nur drübergeklebt habe, und heute Nacht träume ich von Krakenarmen aus Briefmarken, und die haben mich dann gar nicht zu der Umfrage mit der Kundenzufriedenheit weitergeleitet.
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Hier dagegen, gleich am ersten Tag, springen mir zwei Herren vors Auto, winken und fuchteln, deuten auf die Fahrbahn: Da liegen zwei Handys! Ich bremse und schaue fragend. Sie nehmen die Handys, ziehen eine Linie mit Kreide, sehen mich auffordernd an. Ich schaue fragend. Sie fuchteln und gestikulieren. Ich kurbele die Scheibe herunter.
Los, drüberfahren!, werde ich aufgefordert, Nee, sage ich, das ist doch Quatsch, Na los, rufen sie, fahr doch!, Nee, sage ich, das ist doch Blödsinn. Man stiert mich an, hinter mir staut es sich. Man legt die Handys genau auf die Linie, vor jeden Reifen eins, Nun fahr doch, rufen sie, das ist hier eine Wette, wir wollen wissen, was geiler ist, Samsung oder Apple.
Ach so, sage ich, na dann.
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Jetzt muss ich mal ganz unironisch schwärmen: Das hätte ich so nicht erwartet, die landschaftliche Schönheit, die Berge, die Düfte und Geschmäcker. "From my own production", überreichte der Vermieter bei Ankunft Olivenöl und Wein in gebrauchten Plastikflaschen. Es schmeckte grandios, und ich war der letzte Deutsche, der noch nie in Griechenland war, aber jetzt, jetzt weiß ich's auch.
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Man müsste eine Schleuse haben, ein Abklingbecken, einen Anlaufbegrenzer: Das verkrafte ich nicht mehr, morgens noch Zitronen pflücken, da bei den Schafen, sie in den Pfefferminztee drücken, da oben in den Hügeln, und nachmittags Bumsmusik und Taxi und "Moin" und Anrufbeantworter.
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Es muss in der Oberstufe gewesen sein, da hatte ich aus irgendeinem Grund das Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie erwischt: Keine Ahnung, wie und warum ich da gelandet bin, aber in der Kantine gab's das leckerste vegetarische Schnitzel meines Lebens. Es war zart im Biss, paniert nach Wiener Art, und schmeckte dermaßen lecker nach Fleisch, dass ich mich heute noch frage, ob es vielleicht gar kein vegetarisches Schnitzel war.
Mit den Naturwissenschaften hatte ich in der Schule keinen Spaß. Es gab sie von der fünften bis zur zehnten Klasse kombiniert im Fach "NW", da ging es mal um Waschmittel und mal um Gabelschwanzraupen, außerdem ging man immer in den "NW-Raum" im "NW-Bereich", wo es allerlei lustige Schutzbrillen und wunderliche Geräte gab. Interessant waren aber vor allem die Stühle, denn es waren nicht die gewohnten stabilen Schulstühle, sondern Drehstühle auf fünfstrahligem Fuß. Das erschwerte das Kippeln extrem, machte es mithin zu einer echten Herausforderung, der ich mich auch regelmäßig stellte: Nur etwa einmal pro Doppelstunde wurde das empfindliche Gleichgewicht aus Neigungswinkel und Drehposition für einen Sekundenbruchteil gestört, so dass jemand mit lautem Knall auf dem Boden landete und sich mit hochrotem Kopf wieder an seinen Platz setzte, begleitet von mahnenden Worten über die hohe Verletzungsgefahr und ausuferndem Gelächter, womit meine schönste Erinnerung an den NW-Unterricht auch schon beschrieben ist.
Wir kamen in die Oberstufe und mussten zum ersten Mal die getrennten naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Chemie und Physik belegen - bzw. mindestens zwei davon, und so wählte ich Biologie und Chemie. Im vermeintlichen Blümchen- und Schmetterlingsfach lernte ich dann erstaunlicherweise Dinge, die ich noch weiß: Mitose und Meiose, vor der Klausur schrieb ich IPMAT auf meine Hand und kann deshalb heute noch die Phasen der Zellteilung runterbeten, selbst wenn Sie mich nachts wecken: Interphase - Prophase - Metaphase - Anaphase - Telophase. Es ging um Zellorganellen, Mitochondrien und Ribonukleinsäure, und ich weiß noch, wie geschockt ich war, als wir nicht nur in der ersten Stunde die Aufgabe bekamen, die wichtigsten Zellbestandteile benennen und zuordnen zu können, sondern in der nächsten Stunde auch tatsächlich abgefragt wurden.
Ich akzeptierte das und besorgte mir in einem Anflug von Fatalismus ein Buch mit "Abiwissen Biologie". Das Fach Chemie derweil kommt Mathetypen wie mir angeblich entgegen (genauso angeblich auch Physik, das ich aus einer Abneigung gegen Physiktypen gar nicht erst anwählte). Es ist mir aber bis heute nicht gelungen, den Zugang zu finden: Klar kann ich irgendwelche "Wertigkeiten" raussuchen und schauen, welche Atome zueinander passen sollen, um ein Molekül zu ergeben. Da vorne wurde auch immer so getan, als gebe es eine vollkommen logische Systematik, diese aber blieb mir zeitlebens verborgen, so dass ich mit dem Zweifel leben muss, ob das zu schlecht erklärt oder die geistige Anforderung zu hoch war: Meine theoretischen Moleküle gab es jedenfalls nicht, sonst wäre unsere Welt eine andere.
Es ist typisch für mich und meinen Lebensweg, dass ich in der 12. Klasse dann ausgerechnet bei Max Planck mein Praktikum gemacht habe, und wenn ich gefragt wurde, ob ich denn später mal was in der Richtung machen wolle, schaute ich völlig überrascht und sagte: Nee! Aber immerhin saß ich drei Wochen in einem leeren Zimmer und gab den Befehl
Einige Jahre davor mussten wir schon mal ein Praktikum machen, da war mir auch nichts eingefallen und ich landete in einem großen Metallbetrieb. Am ersten Tag sollte ich um 7:00 in der Lehrwerkstatt sein, fand mich früh am Werkstor ein und musste auf meine Papiere warten, so dass ich erst um 7:02 am Eingang der Lehrwerkstatt auf meinen Praktikumsbetreuer traf, einen kurz vor der Verrentung stehenden Zuchtmeister, der mich wegen der Verspätung gründlich zusammenfaltete. Ich musste dann den ganzen Vormittag 1-cm-Stücke von einem Metallklotz absägen, "Gerade, herrgottnochmal!", aber sie wurden krumm und schief. Als die Lehrlinge sich nach einigen Stunden ausgefeixt hatten, zwinkerte mir einer zu und verriet mir, dass man mit dieser Säge auch gar nicht gerade sägen konnte: Die bekam jeder Neue am Anfang.
Die Zeit schien endlos, wie ich da im Graumann herumstand und an einem Metallstück herumfeilte und -sägte. Dann musste ich die Kanten schlichten und ein paar Löcher bohren, am Rand senken und schließlich Gewinde schneiden, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass mein Lehrer bei seinem Besuch äußerst schadenfroh reagiert hatte: Schließlich kam ich in der Schule ganz ungerührt zu spät, und hier im Werkzeugbau wurde mir wegen zwei Minuten endlich mal gezeigt, wo es langgeht.
Es folgten zwei Wochen in der Elektrowerkstatt, an die ich keine große Erinnerung habe, aber der Meister sprach zu mir: Wenn du von morgens bis abends durch die Kabelschächte gekrochen bist, dann weißt du, was du gemacht hast.
Ich ging durch die lärmenden Produktionshallen, wo man vor allem "Aluminiumhalbfertigprodukte" herstellte, zur riesigen Kantine, wo es ungewöhnlich still war. Auf dem Rückweg erfuhr ich, dass gerade ein Kollege gestorben war, den hatte es in eine der großen Maschinen gezogen.
In meine polierte Metallplatte sollte ich zum Schluss noch meinen Namen und das Datum mit Einschlagbuchstaben schreiben. Das sind lange, eckige Stahlstängchen, die man vorsichtig ansetzt, bevor man mit einem präzisen Schlag kräftig draufhämmert. "Aber hau dir nicht auf die Finger", raunzte der Meister, und ich hieb mir den Daumen blutig. Irgendwie freue ich mich immer, wenn ich die Platte wiederfinde, eingehüllt in Ölpapier, und an die Worte des Vorkriegsmeisters denken muss: "Ich hab doch gesagt, du sollst dir nicht auf die Finger hauen, du Esel!"
Mit den Naturwissenschaften hatte ich in der Schule keinen Spaß. Es gab sie von der fünften bis zur zehnten Klasse kombiniert im Fach "NW", da ging es mal um Waschmittel und mal um Gabelschwanzraupen, außerdem ging man immer in den "NW-Raum" im "NW-Bereich", wo es allerlei lustige Schutzbrillen und wunderliche Geräte gab. Interessant waren aber vor allem die Stühle, denn es waren nicht die gewohnten stabilen Schulstühle, sondern Drehstühle auf fünfstrahligem Fuß. Das erschwerte das Kippeln extrem, machte es mithin zu einer echten Herausforderung, der ich mich auch regelmäßig stellte: Nur etwa einmal pro Doppelstunde wurde das empfindliche Gleichgewicht aus Neigungswinkel und Drehposition für einen Sekundenbruchteil gestört, so dass jemand mit lautem Knall auf dem Boden landete und sich mit hochrotem Kopf wieder an seinen Platz setzte, begleitet von mahnenden Worten über die hohe Verletzungsgefahr und ausuferndem Gelächter, womit meine schönste Erinnerung an den NW-Unterricht auch schon beschrieben ist.
Wir kamen in die Oberstufe und mussten zum ersten Mal die getrennten naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Chemie und Physik belegen - bzw. mindestens zwei davon, und so wählte ich Biologie und Chemie. Im vermeintlichen Blümchen- und Schmetterlingsfach lernte ich dann erstaunlicherweise Dinge, die ich noch weiß: Mitose und Meiose, vor der Klausur schrieb ich IPMAT auf meine Hand und kann deshalb heute noch die Phasen der Zellteilung runterbeten, selbst wenn Sie mich nachts wecken: Interphase - Prophase - Metaphase - Anaphase - Telophase. Es ging um Zellorganellen, Mitochondrien und Ribonukleinsäure, und ich weiß noch, wie geschockt ich war, als wir nicht nur in der ersten Stunde die Aufgabe bekamen, die wichtigsten Zellbestandteile benennen und zuordnen zu können, sondern in der nächsten Stunde auch tatsächlich abgefragt wurden.
Ich akzeptierte das und besorgte mir in einem Anflug von Fatalismus ein Buch mit "Abiwissen Biologie". Das Fach Chemie derweil kommt Mathetypen wie mir angeblich entgegen (genauso angeblich auch Physik, das ich aus einer Abneigung gegen Physiktypen gar nicht erst anwählte). Es ist mir aber bis heute nicht gelungen, den Zugang zu finden: Klar kann ich irgendwelche "Wertigkeiten" raussuchen und schauen, welche Atome zueinander passen sollen, um ein Molekül zu ergeben. Da vorne wurde auch immer so getan, als gebe es eine vollkommen logische Systematik, diese aber blieb mir zeitlebens verborgen, so dass ich mit dem Zweifel leben muss, ob das zu schlecht erklärt oder die geistige Anforderung zu hoch war: Meine theoretischen Moleküle gab es jedenfalls nicht, sonst wäre unsere Welt eine andere.
Es ist typisch für mich und meinen Lebensweg, dass ich in der 12. Klasse dann ausgerechnet bei Max Planck mein Praktikum gemacht habe, und wenn ich gefragt wurde, ob ich denn später mal was in der Richtung machen wolle, schaute ich völlig überrascht und sagte: Nee! Aber immerhin saß ich drei Wochen in einem leeren Zimmer und gab den Befehl
time
in das Unix-Terminal ein, und eines Tages schaffte ich das mit der "Wiederholen"-Taste elfmal in nur einer Sekunde. Einmal schließlich wurden wir durchs Institut geführt, da gab es kleine Affen mit Drähten im Kopf und ein Wissenschaftler erhitzte gerade seine Dosenspaghetti auf einer Kochplatte neben den ganzen Hirnpräparaten.Einige Jahre davor mussten wir schon mal ein Praktikum machen, da war mir auch nichts eingefallen und ich landete in einem großen Metallbetrieb. Am ersten Tag sollte ich um 7:00 in der Lehrwerkstatt sein, fand mich früh am Werkstor ein und musste auf meine Papiere warten, so dass ich erst um 7:02 am Eingang der Lehrwerkstatt auf meinen Praktikumsbetreuer traf, einen kurz vor der Verrentung stehenden Zuchtmeister, der mich wegen der Verspätung gründlich zusammenfaltete. Ich musste dann den ganzen Vormittag 1-cm-Stücke von einem Metallklotz absägen, "Gerade, herrgottnochmal!", aber sie wurden krumm und schief. Als die Lehrlinge sich nach einigen Stunden ausgefeixt hatten, zwinkerte mir einer zu und verriet mir, dass man mit dieser Säge auch gar nicht gerade sägen konnte: Die bekam jeder Neue am Anfang.
Die Zeit schien endlos, wie ich da im Graumann herumstand und an einem Metallstück herumfeilte und -sägte. Dann musste ich die Kanten schlichten und ein paar Löcher bohren, am Rand senken und schließlich Gewinde schneiden, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass mein Lehrer bei seinem Besuch äußerst schadenfroh reagiert hatte: Schließlich kam ich in der Schule ganz ungerührt zu spät, und hier im Werkzeugbau wurde mir wegen zwei Minuten endlich mal gezeigt, wo es langgeht.
Es folgten zwei Wochen in der Elektrowerkstatt, an die ich keine große Erinnerung habe, aber der Meister sprach zu mir: Wenn du von morgens bis abends durch die Kabelschächte gekrochen bist, dann weißt du, was du gemacht hast.
Ich ging durch die lärmenden Produktionshallen, wo man vor allem "Aluminiumhalbfertigprodukte" herstellte, zur riesigen Kantine, wo es ungewöhnlich still war. Auf dem Rückweg erfuhr ich, dass gerade ein Kollege gestorben war, den hatte es in eine der großen Maschinen gezogen.
In meine polierte Metallplatte sollte ich zum Schluss noch meinen Namen und das Datum mit Einschlagbuchstaben schreiben. Das sind lange, eckige Stahlstängchen, die man vorsichtig ansetzt, bevor man mit einem präzisen Schlag kräftig draufhämmert. "Aber hau dir nicht auf die Finger", raunzte der Meister, und ich hieb mir den Daumen blutig. Irgendwie freue ich mich immer, wenn ich die Platte wiederfinde, eingehüllt in Ölpapier, und an die Worte des Vorkriegsmeisters denken muss: "Ich hab doch gesagt, du sollst dir nicht auf die Finger hauen, du Esel!"
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Demnächst brauchst du garantiert einen ganz bestimmten Bohrer, Kleber oder Metallbeschlag, und dann hat natürlich gerade kein Baumarkt pleitegemacht, dann zahlst du und rufst: Hätte ich nur!
So meine Nachtgedanken, also bin ich noch mal hingefahren: Schrauben für die nächsten Jahre, ein paar Pinsel, Feuchtraumsteckdosen, gute Ringschlüssel (natürlich war kein 13er mehr da, dafür bräuchte ich ein Abo): Das alles ist generisch und gut und gibt für wenig Geld eine Tüte voll. Richtig arm machen einen aber ganz andere Sachen, die man ganz plötzlich braucht, das Siebdübelset, die Dampfbremsfolie, der Zweikomponentenlack, und all diese hochpreisige Apothekenware wird jetzt mitverramscht: Handgemalte Schilder werben gezielt um "Postenhändler", die sich bitte an der Information melden sollen.
Gewühle, Geschacher, Endzeitstimmung, und die Angestellten mit der gelben Oberbekleidung zeigen bewundernswerte Geduld: Es muss schon eine seltsame Erfahrung sein, wenn das teure Zeug plötzlich nichts mehr wert ist.
Die junge Frau steht zum ersten Mal an der Kasse und muss Rabatte auf Rabatte eintippen. Die erfahrene Kollegin steht bald zum letzten Mal dort und erklärt dennoch so gründlich, als habe das alles noch irgendeine Zukunft. 90% auf alle Weihnachtsartikel! Vor mir tatsächlich ein Ehepaar, den Schiebewagen bis obenhin voll Goldlametta. Und auch der Mann vom Anhängerverleih scheint sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen: Endlich mal pampig zu den blöden Kunden sein, endlich mal ein "Bitte" einfordern. Und wenn es nicht kommt, achselzuckend weggehen.
So meine Nachtgedanken, also bin ich noch mal hingefahren: Schrauben für die nächsten Jahre, ein paar Pinsel, Feuchtraumsteckdosen, gute Ringschlüssel (natürlich war kein 13er mehr da, dafür bräuchte ich ein Abo): Das alles ist generisch und gut und gibt für wenig Geld eine Tüte voll. Richtig arm machen einen aber ganz andere Sachen, die man ganz plötzlich braucht, das Siebdübelset, die Dampfbremsfolie, der Zweikomponentenlack, und all diese hochpreisige Apothekenware wird jetzt mitverramscht: Handgemalte Schilder werben gezielt um "Postenhändler", die sich bitte an der Information melden sollen.
Gewühle, Geschacher, Endzeitstimmung, und die Angestellten mit der gelben Oberbekleidung zeigen bewundernswerte Geduld: Es muss schon eine seltsame Erfahrung sein, wenn das teure Zeug plötzlich nichts mehr wert ist.
Die junge Frau steht zum ersten Mal an der Kasse und muss Rabatte auf Rabatte eintippen. Die erfahrene Kollegin steht bald zum letzten Mal dort und erklärt dennoch so gründlich, als habe das alles noch irgendeine Zukunft. 90% auf alle Weihnachtsartikel! Vor mir tatsächlich ein Ehepaar, den Schiebewagen bis obenhin voll Goldlametta. Und auch der Mann vom Anhängerverleih scheint sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen: Endlich mal pampig zu den blöden Kunden sein, endlich mal ein "Bitte" einfordern. Und wenn es nicht kommt, achselzuckend weggehen.
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