Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 4. Februar 2009
[Irgendwas mit Mehdorn ausdenken]
nnier | 04. Februar 2009 | Topic Brainphuq
Ich war ja immer Trix, und zwar nicht Minitrix und nicht International, das ist ja Mainstream. Sondern Trix Express, das einzig wahre Modellbahnsystem. Das mit dem Mittelleiter im Gleis. Dieser wurde als gemeinsamer "Minuspol" verwendet, so dass man mit nur drei Leitungen zwei Züge getrennt voneinander mit Strom versorgen konnte. Und zwar schon weit vor der Zeit, als man den Strom irgendwie künstlich zerhackte und mit kleinen elektronischen Bauteilen in jeder Lok die jeweilige Wechselstromfrequenz herausfilterte - Teufelzeug, modernes. Nein, ich fand es toll, dass man mit simpler, nachvollziehbarer Gleichstromelektrik zwei Züge auf einem Gleis steuern konnte. Auch wie die Weichen und Signale funktionierten, verstand ich, denn die einfachen elektromagnetischen Bauteile taten ja nichts anderes, als sich auf einen Stromimpuls hin in die eine oder die andere Richtung zu bewegen. Hach, und die Beleuchtung der Faller-Häuschen! Die wirklich leuchtenden Straßenlaternen! Die Windmühle, deren Flügel sich drehten.

Natürlich war das alles kein Spielzeug. Immer muste man aufpassen: Der Zug darf nicht im Tunnel entgleisen! Die Gleise müssen abgeschliffen werden, damit der Strom besser abgenommen werden kann! Und die verzwirbelten Drähtchen da unter der Platte waren ganz besonders heikel; irgendwas funktionierte immer nicht. Zum Spielen sollte man eine Lego-Eisenbahn oder sowas nehmen. Trotzdem, wenn dann mal alles funktionierte, fand ich das manchmal wunderschön, vor allem, wenn's dunkel war und die beleuchteten Züge fuhren und man schaltete die Weichen schon fast blind, wenn zwei Züge sich entgegenkamen, den einen konnte man dann z.B. über die Brücke leiten und den anderen, das Highlight!, auf die große Extrarunde einmal um den ganzen Dachboden schicken.

Ich bin trotzdem kein Eisenbahnfreak geworden, ich kenne mich nicht aus mit Lokomotiven und Zügen, nicht mit echten und nicht mit den Modellen, und als ich irgendwann mal das Miniatur-Wunderland besuchte, spürte ich bei aller Bewunderung auch einen leichten Grusel, den zu erklären ich nicht leicht finde, aber er hatte nicht nur damit zu tun, dass ich froh war, mit der Instandhaltung der Anlage nichts zu tun haben zu müssen - irgendwas ging mir da zu weit, bei aller Bastelfreude. Und man kann sich bestimmt seine Gedanken über die fachwerkselige Zuckerprovinz machen, die normalerweise so aus den Faller-Häuschen zurechtgebaut wird. Dennoch, als ich heute las, dass Märklin pleite ist, machte mich das traurig. (Trix Express gibt's übrigens schon lange nicht mehr).

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Dienstag, 3. Februar 2009
Bei uns ist der König Kunde
nnier | 03. Februar 2009 | Topic In echt
Es gibt im Bremer "Viertel" ein Fachgeschäft für Musikinstrumente und so Zeug. Das ist eines jener paar inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte, bei denen man als Kunde den Eindruck bekommen muss, es sei eine ganz besondere Gnade, dort bedient zu werden.

Ich erwarte nicht das duckmäuserische Geschleime, das mancher gerne euphemistisch als "Dienstleistermentalität" bezeichnet und dabei doch nur rückgratloses Buckeln unterbezahlter Beschäftigter vor jedem, der evtl. mit einem Geldschein winkt, meint; ich habe gerne ein selbtbewusstes Gegenüber, und als neulich jemand in ruppigem Ton die Angestellte des Drogeriemarktes anherrschte, sie solle gefälligst zackzack seine Fotorbeiten aus der Selbstbedienungstheke heraussuchen, da er seinen Schein mit der Abholnummer verloren habe, worauf sie entgegnete, dass sie die Zeit nicht habe und er aber gerne selbst seine Tüte heraussuchen dürfe, er dann herumschrie, dass er "einen so schlechten Service noch in keinem Fotoladen" geboten bekommen habe, sprang ich der bedrängten Arbeitnehmerin zur Seite und erklärte dem Mann, dass er im Fotoladen eben auch 59 statt 9 Cent pro Bild bezahle und das ja nächstes Mal einfach wieder tun könne.

Was ich dennoch nicht verstehe, ist, wenn Kunden wie lästige Bittsteller behandelt werden. So gibt es ganz in meiner Nähe einen Elektroladen, den ich trotz einschlägiger Erfahrungen neulich wieder einmal aufsuchte, um eine Leuchtstoffröhre bestimmter Größe und Wattzahl zu kaufen. Ich hatte mir die Länge anhand der Aufschrift der zu ersetzenden in Zoll notiert und wurde folglich erst einmal angepflaumt, dass er "mit Zoll nichts anfangen" könne, woraufhin ich die Länge überschlagsmäßig in cm umrechnete, er dann knurrte, das sei aber "Bestellware" und mich herausfordernd ansah, so dass ich einen schönen Tag wünschte und wieder ging. Rein theoretisch, dachte ich beim Verlassen des Geschäfts, hätte der gute Mann mir ja den Preis und die zu erwartende Lieferzeit nennen können. Aber sein, vorsichtig formuliert: Desinteresse, vertrieb mich auch diesmal - und bei dem Herrn handelt es sich um den Inhaber, nicht etwa einen unmotivierten Angestellten.

Purer Idealismus ist es auch, der mich regemäßig in die hiesige Buchhandlung treibt, auf dass es noch lange eine im Stadtteil gebe, denn auch dort kann man jedesmal erleichtert aufatmen, wenn man, ohne sich Vorwürfe oder Genörgel anhören zu müssen, wieder rauskommt. Vielleicht haben die alle ihre guten Gründe, z.B. Ärger zu Hause oder eine kranke Mutter, aber schön ist das nicht. Nehmen wir nun noch den angestammten Schreibwaren- und Spielzeugladen hinzu, auch er kein Filialist, sondern tapferer Einzelkämpfer - und auch dort wird man stets beäugt wie ein potentieller Dieb, und fragt man vorsichtig nach Artikel X, wird einem gerne in beleidigtem Ton geantwortet, dass man den nicht habe und "wirklich nicht alles" vorrätig haben könne.

Mein idealistischer Ansatz, immer dann, wenn es preislich keinen gar zu großen Unterschied macht, möglichst lokal beim Einzelhandel zu kaufen war es dann auch, der mich zu dem besagten Musikladen trieb. Flötennoten in zweifacher Ausfertigung mussten besorgt werden, ich erkundige mich telefonisch, wurde aufgefordert, im Internet die ISBN herauszusuchen und dann per E-Mail zu bestellen, bekam nach einigen Tagen Nachricht, dass ein Exemplar da sei, fuhr hin, kaufte es, betonte, wie dringend ich auch das zweite bräuchte, man sicherte mir zu, mich zu benachrichtigen, wenn das andere eintreffe, das könne nicht lange dauern - und ja, man werde sich darum kümmern. Die langweiligen Einzelheiten kürze ich mal ab: Ich musste immer wieder anrufen, man vertröstete mich immer wieder, versprach, beim Lieferanten nachzuhaken und mich auf dem Laufenden zu halten, doch nichts geschah, so dass ich schließlich beim Internetversand orderte. Monate ist das her.

Heute abend nun rief mich eine Dame an, die in eisigem und vorwurfsvollen Ton zu mir sprach: "Sie haben mal was bei uns bestellt. Das ist noch nicht abgeholt." - "Ach, die Noten? Die brauche ich nun nicht mehr, ich habe damals lange gewartet und am Ende woanders gekauft." - "Das ist aber nicht schön, dass Sie uns das nicht gesagt haben!" - "Ja, und es war nicht schön, dass ich damals nie benachrichtigt wurde, immer selbst nachfragen musste und nur vertröstet wurde." - "Da sieht man wieder mal, dass diese Bestellungen per E-Mail einfach nichts wert sind!" Damit legte sie auf.

Und wenn ich nicht wüsste, dass mein Handeln einem höheren Zweck dient, und wenn ich nicht wüsste, dass etwa ein ama*on-Monopol grauenhafte Folgen haben wird, dann würde ich an einem solchen Tag beschließen, die anstregende Pflege der kleinen Einzelhändler einzustellen und mir alles vom Versandhandel ins Haus liefern zu lassen - aber echt.

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Man weiß das ja eigentlich
nnier | 03. Februar 2009 | Topic Gelesn
Es ging kürzlich im TV (bei Anne Will), so lese ich, um die Arbeitsbedingungen speziell bei den "Discountern". Hier hat sich jemand die Mühe gemacht, mal einige Kommentare aus dem Blog zur Sendung zusammenzutragen. Und da geht's gar nicht nur um die üblichen Verdächtigen.

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Montag, 2. Februar 2009
Verlängertes Regalleben
nnier | 02. Februar 2009 | Topic In echt
Es gibt Veränderungen, die so schleichend geschehen, dass man sie kaum bemerkt. Letztes Jahr fielen mir zum ersten Mal im Kühlregal zwei Sorten Milch (Bärenmarke und Weihenstephan) auf, die von sich behaupteten, "länger frisch" zu sein. Dafür waren sie auch deutlich teurer als Gut und Günstig, hatten eine klare "Premium"-Anmutung und ich dachte, in Ordnung, die glücklichen Kühe da oben in der guten Luft, irgendwie geben die halt besonders gute Milch, werden mit speziellen Kräutern von Hand gefüttert, und mit viel Liebe und in Handarbeit stellen die rotwangigen jungen Mädchen in der Molkerei da etwas ganz Besonderes her, indem sie die beste Milch auf geheimnisvolle Weise abschöpfen und dabei altdeutsches Liedgut trällern. Bitte, für mich ist das zu teuer, dachte ich, außerdem geht die frische Milch täglich und literweise nur so durch unseren Kühlschrank durch, da brauche ich keine, die drei Wochen hält, aber, wer weiß, so ein besserverdienender Single-Haushalt, es gibt ja Leute, die in ihren Kaffee gerne frische und nicht etwa Kondensmilch tröpfeln, und bis die so einen Liter verbraucht haben, und jeder wie er mag außerdem.

Die Milchlogistik hatte ich eigentlich gut im Griff all die Jahre, dennoch musste man immer ein wenig darauf achten, dass nicht plötzlich fünf Liter da sind, die aus Haltbarkeitsgründen in zwei Tagen verbraucht werden müssen. Im Laden immer schön die am längsten haltbare Frischmilch von ganz hinten nehmen, wer kennt das nicht, und irgendwann im letzten Jahr wurde das auf einmal viel entspannter, die frische Milch war plötzlich immer mindestens noch eine Woche lang haltbar, manchmal auch zwei. Ich gestehe, dass ich mich latent gewundert habe, aber da es ja kein unangenehmer Reiz war, ging ich innerlich darüber hinweg und hatte höchstens ein paar halbgare Gedankenfetzen wie z.B. "vielleicht sind die Milchfabriken jetzt irgendwie besser und mal sehen, ob an der Kasse wieder die aparte Blo".

Erst nachdem ich über diesen Zeitungsartikel gestolpert bin, wurde mir bewusst, dass es zwischen der Frisch- und der H-Milch inzwischen eine weitere Produktvariante gibt: Die sogenannte "ESL-Milch", die wesentlich höher erhitzt wird als Frischmilch. Aber auch da (den Artikel überflog ich vor einigen Wochen) habe ich noch nicht verstanden, dass es in vielen Geschäften gar keine Frischmilch mehr gibt - und dass ich die ganze Zeit solche "ESL-Milch" kaufe! Die steht jetzt genau da, wo vorher die frische stand, sieht genauso aus und hat für den Handel natürlich den großen Vorteil, dass sie nicht so schnell verdirbt und die Läden viel besser disponieren können. Geschmacklich merkt man's kaum, finde ich, und gerade das ist das Perfide: Schleichend und unbemerkt (nach dem kleinen Aufdruck "länger frisch" muss man suchen - und wenn man ihn sieht, denkt man an nichts Böses) wird ein Produkt durch ein anderes ersetzt, die klassische pasteurisierte Frischmilch durch hocherhitzte, und man bekommt es einfach nicht mit.

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Barfuß zum Nordpol: Erst mal eine rauchen
nnier | 02. Februar 2009 | Topic In echt
[Fortsetzung]

Während einige der vier Pistolen sich einsatzbereit in den Händen ihrer Besitzer befinden, hat der junge Mann mit der Maschinenpistole seine Waffe ganz diskret quer vor der Brust hängen, so dass sich das Risiko durchaus kalkulieren lässt. Denn nach zehn Minuten des bewegungslosen Herumstehens im Scheinwerferlicht beginnt man sich natürlich zu fragen, wie lange das noch dauern soll mit der Überprüfung der konfiszierten Ausweispapiere. Du stehst da, keiner sagt was, da wird man doch wenigstens seine Zigaretten aus der Jackentasche fingern und mal eine rauchen können. Gut, allzu ruckartige Bewegungen vermeidet man automatisch, man kann gegen das Licht auch so schlecht erkennen, was die da machen und ob sie irgendwie reagieren; warum zitterst du eigentlich so beim Anzünden?

Der auf eine ernste, grummelige Weise eher freundliche Rudelführer kommt irgendwann an, setzt dir auseinander, dass das verboten sei, hier zu schlafen und außerdem gefährlich, "vous risquez de vous faire attaqué" oder so, nein, faire l'autostop sei nicht verboten, aber hier dürfe man nicht bleiben. Einverstanden, denkt man, bei der Kälte geht das eh nicht mehr, und nachdem das Auto und seine Insassen wieder verschwunden sind, marschiert man mit seinen schmerzenden Knien durch den ganz übel pfeifenden Wind zurück nach Bourg-en-Bresse, wo man immer noch keinen anständigen Schlafplatz auftun kann und sich deshalb irgendwann in den Eingang eines Geschäfts setzt, gelegentlich die Augen zumacht, sie dann erschrocken wieder aufreißt und merkt, dass es jetzt doch langsam anstrengend wird. Da hilft es nicht, dass als einziges Auto eines der Polizei an einem vorüberfährt, aber merkwürdigerweise nicht anhält. Dennoch, das lässt sich nervlich nicht mehr durchhalten, da war doch vorhin dieser hässliche Bahnhof, man sucht und findet diesen und setzt sich mal hier und mal dort auf eine Bank oder den Fußboden, von wo man dann wieder vertrieben wird oder die man wegen unangenehmer Nachbarschaft freiwillig verlässt. Luzide Träume, ein überreizter und zugleich todmüder Geist, man fühlt sich schmutzig, kalt - und diese Knieschmerzen!

Nach dieser Nacht, die irgendwie vorbeigeht, beschließt man, das Thema "Geld sparen" vorübergehend ad acta zu legen und sich einen Zug nach Lyon zu leisten. Von dort sollte man doch besser wegkommen können als aus diesem gottverlassenen Nest!

[Fortsetzung folgt]

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Sonntag, 1. Februar 2009
Barfuß zum Nordpol: Klar jewesn
nnier | 01. Februar 2009 | Topic In echt
[Fortsetzung]

"Zu dem Zeitpunkt war ich psychisch eigentlich noch ganz gut beisammen", erzählt mein Reisegefährte, der dankenswerterweise mein Gedächtnis stützt, da ich es mit den Ortsnamen und der exakten Abfolge nicht so habe.

Vom Schlachthof aus
ging's weiter bis kurz vor die Partnerstadt von Bad Kreuznach, was übrigens eine völlig nebensächliche Information ist, aber wer weiß, wozu man's mal brauchen kann. Etwa 150 km hatten wir an diesem Tag geschafft, als der Fahrer des Tiertransporters uns aussteigen ließ. Den Versuch, noch weiterzutrampen, gaben wir auf, als der Abend heraufdämmerte. Es war kalt, wir waren müde und marschierten eher planlos ins Zentrum von Bourg-en-Bresse, wo wir uns in einer Bar aufwärmten und einige Heißgetränke zu uns nahmen.

Da uns bewusst wurde, dass wir hier irgendwo die Nacht würden verbringen müssen, beschlossen wir, stadtauswärts an der Straße in Richtung Lyon einen Schlafplatz zu suchen, irgendeine Nische würde es wohl geben, und an dieser Straße wollten wir am nächsten Tag den Daumen wieder ausstrecken, um dann endlich einmal richtig voranzukommen. Der Fußmarsch zog sich hin, und hier war es auch, dass ich zum ersten Mal einen bis dahin unbekannten Schmerz in den Knien verspürte, den ich vermutlich der Kälte oder meinen schicken, aber zum Marschieren schlecht geeigneten neuen Schuhen zuzuschreiben hatte.

Mit den Nischen ist das ja so eine Sache, überall sind dauernd welche, aber wenn du einmal eine brauchst! Immerhin, eine Art Gewerbegebiet sah man da in der Ferne, menschenleer, wir entdeckten eine im Bau befindliche Halle, eigentlich nichts als ein Dach auf Pfosten, windgeschützt war es also nicht, aber inzwischen sehr spät. Wir legten uns irgendwie auf den Boden und versuchten, ein wenig zu dösen. Was mir allerdings nicht so ganz gelingen wollte, und das lag weniger an der Kälte, dem Hunger oder den schmerzenden Knien; nein, die Erinnerung an die fünf Uniformträger in Dijon, die entwürdigende Behandlung, ihre höhnische und aggressive Schadenfreude war es, die mich wach hielt und bei jedem Geräusch hochfahren ließ.

"Zu dem Zeitpunkt war ich psychisch eigentlich noch ganz gut beisammen", meint also mein Mitreisender, der in jener Nacht, das weiß ich noch sehr genau, irgendwann auch ein paar spöttische Bemerkungen über meine Paranoia fallen ließ, wenn ich wieder einmal glaubte, ein Auto herannahen zu hören und zusammenzuckte. Dass uns hier niemand etwas könne, und das sei ja wohl erlaubt, was wir hier machten, und es habe uns niemand gesehen, und Dijon sei weit, so ungefähr drückte er sich aus, und während ich mir ernsthaft Mühe gab, mich überzeugen zu lassen und langsam etwas zur Ruhe zu kommen, kam ein Auto herangefahren, hielt direkt auf uns zu, bremste knapp vor uns, wir rappelten uns im grellen Scheinwerferlicht auf, fünf Männer stiegen aus. Sie trugen Uniformen, sie hatten Funkgeräte, sie waren bewaffnet.

[Geht irgendwann weiter]

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Samstag, 31. Januar 2009
Aufzeichnungen aus einem Eierloch
nnier | 31. Januar 2009 | Topic Brainphuq
Informationen aus erster Hand bieten eine sichere Grundlage für eigene Auffassungen und Entscheidungen. Warten Sie nicht ab, bis Ihnen Freunde und Bekannte über die Neuigkeiten des Tages berichten. Bilden Sie sich lieber selbst Ihre Meinung. Up-to-date bleiben Sie mit einem Abonnement dieser Tageszeitung. Überzeugen Sie sich doch selbst. Abonnenten wissen mehr.
Es ist sechsmal wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen zu werden, als den Jackpot beim Lotto zu "knacken" - steht heute in der Zeitung! Der vielzitierte "Amerikanische Wissenschaftler", schätze ich mal. Aber "die da oben" machen ja sowieso, was sie wollen - siehe Benzinpreis. Siehe Dschungelwahl. Mal ehrlich: Ingrid van Bergen - das ist doch alles Fake! Ich bin da sehr kritisch. Und jetzt diese Meldung, ausgerechnet heute - wer's glaubt. Die Politiker wollen das Geld des Kleinen Mannes unter dem Staat aufteilen, streuen ihm mächtig Sand ins Getriebe, aber mit mir nicht! Ich war schon immer ein kritischer Geist. Ich meine: Gerade heute(!) streuen die das mit dem Blitz in allen Medien - sorry, tut mir leid, das ist mir zu generalstabmäßig. Nachtigall, sage ich zu dem Lottomann, ich glaube nicht an solche Zufälle, sage ich, ich tippe trotzdem. Und unter uns, ich habe so das Gefühl: Heute kann's klappen. Ich habe mein Geburtsdatum getippt und in dem anderen Feld so eine Diagonale. Wenn's klappt (toi toi toi), dann zuerst natürlich: auch an Bedürftige denken, ist ganz klar. Also einiges, also eine respektable Summe, das würde ich machen. Nur, aufpassen!, dann wollen sie plötzlich alle, und - bin ich das Sozialamt? Bitte. So klein mit Hut plötzlich! Nee, ich muss dann echt zusehen, dass das nicht gleich jeder mitkriegt, denn das kennt man ja: Vom Millionär zum Tellerwäscher, gerade hast du noch wegen Reichtum geschlossen und dann, frei nach George Best, das ganze Geld für Autos und schnelle Frauen ausgegeben und den Rest, hrr-hrr-hrrh, sinnlos verprasst. Aber: mit mir nicht. Keiner kennt mein Gesicht, und das soll auch so bleiben. Ich würde trotzdem weiter Pfandflaschen sammeln und mir höchstens unter strikter Geheimhaltungserklärung jemanden kommen lassen, der jeden morgen fünf Frühstückseier kocht und die dann, das erste nach dreieinhalb Minuten, im Abstand von je 30 sec rausholt. Denn je nach Größe der Eier und wie das Huhn gefüttert wurde, bis hin zur Höhe über Normalnull, variiert ja der Siedepunkt. Dann köpfe ich die der Reihe nach wie Prinz Charles, nehme mir das beste und, zack!, weg mit den anderen, das kostet mich dann ein müdes Fingerschnipsen! Meine Meinung zu dem Thema. "Mer muss och jönne könne", wie ich immer so schön sage, und zwar sich die besten Eier zum Frühstück, wenn du weißt, was ich meine: Weder ganz fest noch zu glibberig, das Dotter muss gerade eben etwas stocken, leicht trübe sein, aber du musst noch tunken können. Und das kannst du nur empirisch ermitteln - da kann der "Amerikanische Wissenschaftler" auch nicht gegen anstinken.
Übersicht behalten! Im Wirbel der täglich auf uns einstürmenden Ereignisse die Übersicht zu behalten, darauf kommt es heute an - auch für Sie. Nur die zuverlässige und objektive Unterrichtung über das Zeitgeschehen hilft Ihnen, sich zu orientieren. Die vielen Abonnenten dieser Tageszeitung wissen, dass sie sich auf "ihre" Tageszeitung verlassen können. Darum - wer Klarheit haben will, abonniert!
Ich würde auf keinen Fall den Fehler machen, gleich am nächsten Morgen die Sekretärin abzuknutschen und dem Chef den Papierkorb über den Kopf zu stülpen. Das ist schon viel zu oft passiert. Ich würde erst mal fünf, sechs Jahre einfach so weiterarbeiten. Wenn er den Dicken macht: lächeln! Wenn er dich anscheißt: kuschen! Und wenn die anderen längst aufbegehren: zusammenreißen, alles wegstecken, einfach weitermachen, bis er psychisch total fertig ist. Und wenn er dann, nach der ganzen Zeit, ankommt und will dein Gehalt erhöhen - eiskalt ablehnen, ihm einen Hunderter in den Ausschnitt stecken und sich mit dem Rolls vom Fahrer abholen lassen! Das verstehe ich unter Stil.
Vorteile liegen auf der Hand! Nicht von ungefähr haben sich die Leser dieser Tageszeitung für ein Abonnement entschieden. Die Vorteile liegen ja auch klar auf der Hand: jeden Tag wird einem die neueste Ausgabe zur gewohnten Stunde ins Haus gebracht, und man erhält sie sogar billiger als im Einzelverkauf. Wen gute Gründe überzeugen, der abonniert.
Konsul Weyer hat sich ja damals in Südamerika ein Gebiet gekauft, groß wie das Saarland. Ist auch legitim, der Mann hat die besten Kontakte und hart gearbeitet - ich empfinde da keinerlei Neid, denn, wie er mal ganz richtig gesagt hat, seine Kritiker sind nichts als Neider. Sollen sie erst mal selbst hinkriegen, so einen Titelhandel - das klingt leichter, als es dann in der Praxis ist. Und das Saarland ist soo groß ja nun auch nicht. Wobei ich das trotzdem nicht machen würde. Du musst dich um alles kümmern. "Herr Weyer, der Fluss ist über die Ufer getreten. Herr Weyer, die Cholera ist ausgebrochen. Herr Weyer, das Volk verlangt mehr Brot." - ich kann mir das lebhaft vorstellen. Seine Entscheidung, bitte!, aber mir wäre das zu stressig. Ich bin mehr so der bodenständige Typ, solide, mancher mag es langweilig nennen, und ich werde auch nicht die Rolling Stones für mich alleine aufspielen lassen (denen geht es ja auch nur ums Geld, die machen alles mit, wenn der Preis stimmt, das waren meiner Meinung nach übrigens auch nie echte 68er). Ich mache schön in Bundesschatzbriefen und Kommunalobligationen, und wer mir zweistellige Renditen verspricht, der soll sich andere Idioten suchen. Auf irgendeine verdrehte Weise fahre ich übrigens total auf die Franziska Reichenbacher ab, und wenn die dann nachher meine Zahlen verkündet - mein lieber Scholli!

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