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Lesen sollte man sicherlich Don Alphonsos neuesten Beitrag in seinem faz-Blog unter dem Titel "Der große Ungleichmacher Tod". Darin ist auch ein Link zu einem neuen Blog, das ich mit Interesse verfolgen werde: Mein Vater wohnt im Altenheim.
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Als ich ihm das erste Mal begegnete, waren wir beide noch Kinder. Ich mochte ihn, den von weit her kommenden, auf Anhieb, auch wenn er immer zu ernst für sein Alter wirkte. Was aber auch kein Wunder war, denn leicht hat er es nie gehabt. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, denn dieser starb noch vor seiner Geburt. Und als würde dies nicht reichen, verlor er noch als Kleinkind seine Mutter unter dramatischen Umständen.
Dass er sich dennoch ins Leben zurückkämpfte, imponierte mir. Die hohen Erwartungen, die seiner Herkunft wegen an ihn gestellt wurden, versuchte er zu erfüllen und blieb dabei doch stets bescheiden und am Wohle aller orientiert. Oft befand er sich in schier ausweglosen Situationen, in denen ich ihm gerne irgendwie geholfen hätte, doch war ich dazu aus diversen Gründen damals nicht in der Lage. Glücklicherweise hatte er gute Freunde, die ihm treu zur Seite standen. Er lernte bald, dass es oft zwei Seiten einer Geschichte gibt, dass die, die zunächst nur böse und feindselig wirken, oft gute Gründe für ihr Handeln haben, dass es zwischen zwei Positionen, die unvereinbar wirken, einen dritten Weg geben kann, er trat für seine Interessen ein, ohne andere plattzumachen. Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die einen so tiefen Eindruck auf mich gemacht haben wie der ehrliche, integre, mutige, tapfere und, ja, humane kleine weiße Löwe.
Dass er sich dennoch ins Leben zurückkämpfte, imponierte mir. Die hohen Erwartungen, die seiner Herkunft wegen an ihn gestellt wurden, versuchte er zu erfüllen und blieb dabei doch stets bescheiden und am Wohle aller orientiert. Oft befand er sich in schier ausweglosen Situationen, in denen ich ihm gerne irgendwie geholfen hätte, doch war ich dazu aus diversen Gründen damals nicht in der Lage. Glücklicherweise hatte er gute Freunde, die ihm treu zur Seite standen. Er lernte bald, dass es oft zwei Seiten einer Geschichte gibt, dass die, die zunächst nur böse und feindselig wirken, oft gute Gründe für ihr Handeln haben, dass es zwischen zwei Positionen, die unvereinbar wirken, einen dritten Weg geben kann, er trat für seine Interessen ein, ohne andere plattzumachen. Es gibt nicht viele Menschen auf der Welt, die einen so tiefen Eindruck auf mich gemacht haben wie der ehrliche, integre, mutige, tapfere und, ja, humane kleine weiße Löwe.
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nnier | 27. Januar 2009 | Topic Klar jewesn
Wenn Sie seit Anbeginn der Zeit ständig Verbindungsabbrüche bei Ihrer DSL-Verbindung haben, wenn Sie dies schon dreimal als Störung gemeldet haben, wenn Ihnen stets versichert wurde, dass "technisch" alles in Ordnung sei; wenn Sie es im Lauf der Monate als Teil des Göttlichen Plans akzeptiert haben, dass zwischendurch minuten- oder auch mal stundenlang nichts geht, vor allem dann, wenn Sie mal eben ganz dringend usw.; wenn Sie schon riesige Blogtexte geschrieben und im Eifer nicht gesichert haben, die dann beim Absenden im Nirwana verschwunden sind, weil dieser STERNCHEN FAUST BLITZ DSL-Anbieter keine stabile Verbindung zustandebringt, dann melden Sie exakt diese Störung einfach noch einmal! Denn plötzlich geraten Sie an den einzigen kompetenten und dabei sogar noch freundlichen Mitarbeiter dieser TOTENKOPF SPIRALE AUSRUFEZEICHEN Firma, der Ihnen den Tipp gibt, den Router einfach auf "dauerhafte Verbindung" umzustellen, und -voilà!- Sie "surfen" einfach so im "Internet" herum, stundenlang!, und Sie müssen nicht mehr regelmäßig die Treppe runterlaufen, um den "Router" zu "resetten" und zu "hoffen", dass es für ein paar Minuten etwas "bringt". Gar nicht mal so "übel!"
Seien Sie allerdings gewarnt davor, sich allzu schnell dieser Treppe zu entfremden. Sonst rutschen Sie schon bald auf groteske Weise aus, so, dass man es keinem erklären kann, Glück im Unglück, zwar, denn es ist nichts gebrochen oder gerissen, aber das an den Stufenkanten großzügig abgeschabte Schienbein (rackarackaracka) macht richtig Aua, wenn Sie sich kalkweiß aufs Bett geworfen haben und das erste Adrenalin verbraucht ist.
Dann einfach richtig kommen lassen, nützt eh nichts.
Seien Sie allerdings gewarnt davor, sich allzu schnell dieser Treppe zu entfremden. Sonst rutschen Sie schon bald auf groteske Weise aus, so, dass man es keinem erklären kann, Glück im Unglück, zwar, denn es ist nichts gebrochen oder gerissen, aber das an den Stufenkanten großzügig abgeschabte Schienbein (rackarackaracka) macht richtig Aua, wenn Sie sich kalkweiß aufs Bett geworfen haben und das erste Adrenalin verbraucht ist.
Dann einfach richtig kommen lassen, nützt eh nichts.
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nnier | 27. Januar 2009 | Topic 'umor & more
Das ist eine Marketing-Schiene. Das Cover ist ganz klar angelehnt an "Feuchtgebiete". Im Hause Roche ist man not amused. Obwohl die das noch gar nicht kennen. Was mich so geärgert hat: ich habe zehn Jahre lang Pupsi-Wichsi-Kacki-Schwuli-Kotzikram als Hörspiele vertont und das irgendwann ad acta gelegt.Es hat natürlich was Tragisches, dass jemand, der seit vielen Jahren so gute Sachen macht, nun von vielen als Trittbrettfahrer wahrgenommen wird. Aber wenn man es so darauf anlegt, angefangen bei der exakt von Feuchtgebiete abgekupferten Umschlaggestaltung bis hin zur thematischen Verengung, muss man damit auch leben. Ich bin ja immer noch der Ansicht, dass der Pupsi-Wichsi-Kacki-Schwuli-Kotzikram komplett langweilig wäre, wenn er nicht in ein viel umfassenderes ... usw ... aber das habe ich ja schon mal ausgeführt.
Irgendwann kaufe ich mir das Buch. Eilig habe ich's nicht. (Und Charlotte Roche sollte dankbar sein.) (Aber sie muss jetzt wohl ihre Marke verteidigen.) (Also hört auch bei den coolen Leuten der Spaß beim Geld sehr schnell auf.) (Immerhin haben die noch vor ein paar Jahren gemeinsam.)
(Leseprobe).
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[Was bisher geschah]
Als ich mich entschied, statt 15 Monaten bei der Bundeswehr lieber 20 beim Zivildienst zu verbringen, spielten dabei die in der Darlegung der Gewissensgründe angeführten pazifistischen Motive durchaus eine Rolle - viel dringlicher und auch konkreter allerdings war die Furcht davor, mit den falschen "Kameraden" in einer Kasernensituation festzusitzen. Aus mündlichen Erzählungen und einschlägiger Literatur hatte ich ja eine Vorstellung davon destilliert, dass nach den drei Monaten Grundwehrdienst eine endlose Ödnis beginnt, die grundsätzlich mit Saufen, Pornos, lautem Furzen und gnadenlosem Mobbing eines jeden, der nicht ständig Puffwitze erzählt und homophobe Sprüche durch die Gegend gröhlt (und was man unter Jungmännern sonst noch so zu tun hat), sondern vielleicht mal ein Buch liest, totgeschlagen wird. Eine Vorstellung übrigens, die mir später vielfach von Bekannten bestätigt wurde und die ja auch nicht so weit hergeholt ist.
Schon auf Klassenfahrten konnte man ja in manchen Herbergszimmern die bizarren Demütigungsrituale der Junggorillas verfolgen, in den Schulbussen - auch so eine unentrinnbare Situation - wurden Kinder und Jugendliche psychisch gebrochen, Gott, war ich froh, dass ich nicht auf dem Dorf wohnte! Denn bei meinen sehr wenigen Fahrten mit einem solchen Bahn- oder Postbus (wo hatte die Post damals eigentlich noch überall ihre Finger drin?), wenn ich nach der Schule mal jemanden in Lenglern oder Bovenden besuchte und also mitfahren musste, erstarrte ich innerlich immer mehr, als ich mitbekam, wie die kleinsten, blassesten, schüchternsten Mitschüler auf entsetzliche Weise gedemütigt wurden, sie schlichen durch den Gang nach hinten und wurden unter lautem Gelächter von jedem Sitz aus geohrfeigt, mit Müll beworfen, bedroht und verhöhnt, man stellte ihnen das Bein und boxte sie in die Rippen, spuckte sie an, riss ihre Kleidungsstücke ab oder beschädigte ihre Schulranzen, und während die Fahrt über die Dörfer sich hinzog, taten vor allem jene, deren eigener Status eher prekär war, sich durch besonders brutales und gehässiges Verhalten gegenüber den sogenannten "Omega-Tieren" hervor - ja, den Begriff hatte man im Biologieunterricht aufgeschnappt, ihn gleich fröhlich weiterverwendet und den bedauernswerten Mobbing-Opfern angeheftet. Diese Langeweile auf den täglichen Fahrten will ja irgendwie vertrieben werden.
Was mich auch an den verbitterten Menschen beim Zoll erinnert, der sich entsetzlich zu langweilen schien. Jedesmal, wenn ich ihn aufsuchen musste, um mich inquisitorisch über den Inhalt einer Lieferung ausländischer Comics ausfragen zu lassen, dann vor seinen Augen das mit dickem Klebeband umhüllte Paket mit bloßen Händen öffnen und den Müll hinterher mitnehmen musste, schien es mir ganz folgerichtig, dass er so war - Langeweile gepaart mit noch so kleiner Macht über andere Menschen scheint nun mal aus vielen Mitbürgern das Schlechteste hervorzuholen.
Gedanken dieser Art machte ich mir im Revier der Stadt Dijon, während ich in einer Einzelzelle herumstand und mein Gepäck durchsucht wurde. Man hatte uns mit insgesamt fünf uniformierten und bewaffneten Beamten, einem Hund und zwei Autos von unserer Trampstelle dorthin verbracht, keine Gründe genannt, böse angesehen, keine Fragen beantwortet (etwa die, ob das Trampen generell oder aber an der von uns gewählten Stelle verboten sei), dann voneinander getrennt und das Gepäck abgenommen. Nach langer Zeit, in der ich zu befürchten begann, man wolle mir etwas anhängen und "finde" plötzlich dieses oder jenes in meinem Rucksack, trat grinsend einer der jüngeren Uniformträger zu mir in die Zelle und bedeutete mir, die Kleidung abzulegen. Und bevor ich nicht komplett entkleidet war und dazu eine demütigende Haltung eingenommen hatte, war der junge Mann, der unterdessen an seiner Zigarette zog und mich triumphierend ansah, auch nicht fertig.
Ohne weitere Erklärung ließ man uns nach Stunden unsere zerwühlten Sachen wieder einpacken und warf uns hinaus. Eher schweigsam steuerten wir die Ortsmitte an, kauften einige Croissants, tranken einen Kaffee und stellten uns wiederum zum Trampen auf. Ein LKW hielt. Der Fahrer ließ uns einsteigen. Er fuhr sehr langsam, die Richtung stimmte nicht, er musste eine Stichfahrt machen, alles egal, bloß weg aus Dijon, dann schon lieber in der Pampa auf einem Schlachthof herumstehen. Es war ein Tiertransporter.
Als der Fahrer so gemütlich rauchend und plaudernd mit dem blutüberströmten Schlachter neben dem Transporter stand, während wir eine knappe Stunde im Führerhaus verharrten, lachten wir zum ersten Mal wieder und versicherten uns gegenseitig, dass dies ja kein so optimaler Beginn der Tramptour gewesen sei, aber immerhin, nun seien wir unterwegs und es könne ja nur noch besser werden.
Dachten wir wirklich.
Hö. Hö.
[Könnte evtl. irgendwann weitergehen]
Als ich mich entschied, statt 15 Monaten bei der Bundeswehr lieber 20 beim Zivildienst zu verbringen, spielten dabei die in der Darlegung der Gewissensgründe angeführten pazifistischen Motive durchaus eine Rolle - viel dringlicher und auch konkreter allerdings war die Furcht davor, mit den falschen "Kameraden" in einer Kasernensituation festzusitzen. Aus mündlichen Erzählungen und einschlägiger Literatur hatte ich ja eine Vorstellung davon destilliert, dass nach den drei Monaten Grundwehrdienst eine endlose Ödnis beginnt, die grundsätzlich mit Saufen, Pornos, lautem Furzen und gnadenlosem Mobbing eines jeden, der nicht ständig Puffwitze erzählt und homophobe Sprüche durch die Gegend gröhlt (und was man unter Jungmännern sonst noch so zu tun hat), sondern vielleicht mal ein Buch liest, totgeschlagen wird. Eine Vorstellung übrigens, die mir später vielfach von Bekannten bestätigt wurde und die ja auch nicht so weit hergeholt ist.
Schon auf Klassenfahrten konnte man ja in manchen Herbergszimmern die bizarren Demütigungsrituale der Junggorillas verfolgen, in den Schulbussen - auch so eine unentrinnbare Situation - wurden Kinder und Jugendliche psychisch gebrochen, Gott, war ich froh, dass ich nicht auf dem Dorf wohnte! Denn bei meinen sehr wenigen Fahrten mit einem solchen Bahn- oder Postbus (wo hatte die Post damals eigentlich noch überall ihre Finger drin?), wenn ich nach der Schule mal jemanden in Lenglern oder Bovenden besuchte und also mitfahren musste, erstarrte ich innerlich immer mehr, als ich mitbekam, wie die kleinsten, blassesten, schüchternsten Mitschüler auf entsetzliche Weise gedemütigt wurden, sie schlichen durch den Gang nach hinten und wurden unter lautem Gelächter von jedem Sitz aus geohrfeigt, mit Müll beworfen, bedroht und verhöhnt, man stellte ihnen das Bein und boxte sie in die Rippen, spuckte sie an, riss ihre Kleidungsstücke ab oder beschädigte ihre Schulranzen, und während die Fahrt über die Dörfer sich hinzog, taten vor allem jene, deren eigener Status eher prekär war, sich durch besonders brutales und gehässiges Verhalten gegenüber den sogenannten "Omega-Tieren" hervor - ja, den Begriff hatte man im Biologieunterricht aufgeschnappt, ihn gleich fröhlich weiterverwendet und den bedauernswerten Mobbing-Opfern angeheftet. Diese Langeweile auf den täglichen Fahrten will ja irgendwie vertrieben werden.
Was mich auch an den verbitterten Menschen beim Zoll erinnert, der sich entsetzlich zu langweilen schien. Jedesmal, wenn ich ihn aufsuchen musste, um mich inquisitorisch über den Inhalt einer Lieferung ausländischer Comics ausfragen zu lassen, dann vor seinen Augen das mit dickem Klebeband umhüllte Paket mit bloßen Händen öffnen und den Müll hinterher mitnehmen musste, schien es mir ganz folgerichtig, dass er so war - Langeweile gepaart mit noch so kleiner Macht über andere Menschen scheint nun mal aus vielen Mitbürgern das Schlechteste hervorzuholen.
Gedanken dieser Art machte ich mir im Revier der Stadt Dijon, während ich in einer Einzelzelle herumstand und mein Gepäck durchsucht wurde. Man hatte uns mit insgesamt fünf uniformierten und bewaffneten Beamten, einem Hund und zwei Autos von unserer Trampstelle dorthin verbracht, keine Gründe genannt, böse angesehen, keine Fragen beantwortet (etwa die, ob das Trampen generell oder aber an der von uns gewählten Stelle verboten sei), dann voneinander getrennt und das Gepäck abgenommen. Nach langer Zeit, in der ich zu befürchten begann, man wolle mir etwas anhängen und "finde" plötzlich dieses oder jenes in meinem Rucksack, trat grinsend einer der jüngeren Uniformträger zu mir in die Zelle und bedeutete mir, die Kleidung abzulegen. Und bevor ich nicht komplett entkleidet war und dazu eine demütigende Haltung eingenommen hatte, war der junge Mann, der unterdessen an seiner Zigarette zog und mich triumphierend ansah, auch nicht fertig.
Ohne weitere Erklärung ließ man uns nach Stunden unsere zerwühlten Sachen wieder einpacken und warf uns hinaus. Eher schweigsam steuerten wir die Ortsmitte an, kauften einige Croissants, tranken einen Kaffee und stellten uns wiederum zum Trampen auf. Ein LKW hielt. Der Fahrer ließ uns einsteigen. Er fuhr sehr langsam, die Richtung stimmte nicht, er musste eine Stichfahrt machen, alles egal, bloß weg aus Dijon, dann schon lieber in der Pampa auf einem Schlachthof herumstehen. Es war ein Tiertransporter.
Als der Fahrer so gemütlich rauchend und plaudernd mit dem blutüberströmten Schlachter neben dem Transporter stand, während wir eine knappe Stunde im Führerhaus verharrten, lachten wir zum ersten Mal wieder und versicherten uns gegenseitig, dass dies ja kein so optimaler Beginn der Tramptour gewesen sei, aber immerhin, nun seien wir unterwegs und es könne ja nur noch besser werden.
Dachten wir wirklich.
Hö. Hö.
[Könnte evtl. irgendwann weitergehen]
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Sie wissen nur, dass diese Fotografien hohe Preise erzielen, sehr hohe sogar.Sollte man mal lesen.
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[Fortsetzung]
Wenn man Anfang der 90er in Bremen startete und dann etwa 900 km, das entsprach damals immerhin fast 7 mio. hintereinandergelegten 10-DM-Scheinen, in Richtung Süd-Süd-West fuhr, erreichte man eine französische Senfstadt, und diejenigen, die noch zur Senfgeneration gehören (mir legte nämlich jüngst jemand seine Theorie dar, dass sich die deutsche Bevölkerung anhand der zur Bratwurst gewählten Geschmackszutat, Senf oder Ketchup, ganz hervorragend in zwei Alterskohorten aufteilen lasse), werden wissen, dass damit nur Dijon gemeint sein kann - allen anderen, also der jungen, der Ketchupgeneration sei es hiermit nebenbei mitgeteilt. Dijon also war das Fahrtziel des jungen und auf mich für sein Alter zu konventionell, um nicht zu sagen: bieder, wirkenden Pärchens, auf dessen Rücksitz wir viele Stunden verbrachten, des Pärchens, dem ich anzumerken meinte, es bereue längst seine Entscheidung, zwei unbekannte junge Männer auf so langer Strecke mitzunehmen, sicherlich würden sie dies nicht noch einmal tun, auch wenn es leicht verdiente 50.- DM waren, so dachte ich, zumal sie bei jedem Halt Abstand suchten, miteinander tuschelten, zu uns herübersahen und dann schweigend weiterfuhren. Nun, dachte ich, es "passt" eben nicht immer, ein wenig freundlicher könnten sie dennoch sein, ein wenig mehr Mühe sich geben, die machen ja keinen Hehl daraus, dass sie es kaum erwarten können, uns endlich loszuwerden, und tatsächlich, kaum hatten wir die Stadt erreicht, räusperte sich der Fahrer und sprach: "Wir haben uns überlegt, dass ihr gerne in unserem Auto schlafen könnt, wenn ihr das wollt. Es ist ja sehr kalt und mitten in der Nacht, da braucht ihr nicht sonstwo herumzulaufen. Wenn ihr morgen früh losgeht, drückt einfach die Verriegelung runter."
Das sei doch nicht nötig, protestierten wir halbherzig, freuten uns aber doch sehr darüber, die nächsten Stunden auf heruntergekurbelten Autositzen verbringen zu können, allerdings wurde es dann innerhalb weniger Minuten nach dem Abstellen des Motors kalt, da das Auto schlecht isoliert war, zudem war die Sitz- bzw. Liegehaltung eher unbequem so ohne Kissen, Füße und Beine vereisten langsam und der Morgen dämmerte herauf. Während mein Sitznachbar zumindest ab und zu tief und regelmäßig atmete, konnte ich keinen Schlaf finden, der Rücken zwackte doch zu arg, und reichlich steifgefroren und übernächtigt verließen wir am frühen Morgen den alten Mercedes, um loszumarschieren und eine brauchbare Tramp-Stelle zu suchen.
An einer Ausfallstraße pflanzten wir uns auf, hielten abwechselnd das mit "SUD" beschriftete Schild, sahen hunderte von Autos an uns vorüberfahren und wollten nach einigen Stunden, es war inzwischen fast zehn Uhr, gerade beginnen, uns ein paar Gedanken über die Mitnahmefreudigkeit der Franzosen zu machen, als dann doch ein Golf neben uns hielt, besetzt mit zwei Personen und einem Schäferhund. Freudig liefen wir hin, die Insassen stiegen beide aus, sie hatten Uniformen an, der Hund beschnüffelte uns, sie hatten Funkgeräte, sie riefen Verstärkung.
[Geht irgendwann weiter]
Wenn man Anfang der 90er in Bremen startete und dann etwa 900 km, das entsprach damals immerhin fast 7 mio. hintereinandergelegten 10-DM-Scheinen, in Richtung Süd-Süd-West fuhr, erreichte man eine französische Senfstadt, und diejenigen, die noch zur Senfgeneration gehören (mir legte nämlich jüngst jemand seine Theorie dar, dass sich die deutsche Bevölkerung anhand der zur Bratwurst gewählten Geschmackszutat, Senf oder Ketchup, ganz hervorragend in zwei Alterskohorten aufteilen lasse), werden wissen, dass damit nur Dijon gemeint sein kann - allen anderen, also der jungen, der Ketchupgeneration sei es hiermit nebenbei mitgeteilt. Dijon also war das Fahrtziel des jungen und auf mich für sein Alter zu konventionell, um nicht zu sagen: bieder, wirkenden Pärchens, auf dessen Rücksitz wir viele Stunden verbrachten, des Pärchens, dem ich anzumerken meinte, es bereue längst seine Entscheidung, zwei unbekannte junge Männer auf so langer Strecke mitzunehmen, sicherlich würden sie dies nicht noch einmal tun, auch wenn es leicht verdiente 50.- DM waren, so dachte ich, zumal sie bei jedem Halt Abstand suchten, miteinander tuschelten, zu uns herübersahen und dann schweigend weiterfuhren. Nun, dachte ich, es "passt" eben nicht immer, ein wenig freundlicher könnten sie dennoch sein, ein wenig mehr Mühe sich geben, die machen ja keinen Hehl daraus, dass sie es kaum erwarten können, uns endlich loszuwerden, und tatsächlich, kaum hatten wir die Stadt erreicht, räusperte sich der Fahrer und sprach: "Wir haben uns überlegt, dass ihr gerne in unserem Auto schlafen könnt, wenn ihr das wollt. Es ist ja sehr kalt und mitten in der Nacht, da braucht ihr nicht sonstwo herumzulaufen. Wenn ihr morgen früh losgeht, drückt einfach die Verriegelung runter."
Das sei doch nicht nötig, protestierten wir halbherzig, freuten uns aber doch sehr darüber, die nächsten Stunden auf heruntergekurbelten Autositzen verbringen zu können, allerdings wurde es dann innerhalb weniger Minuten nach dem Abstellen des Motors kalt, da das Auto schlecht isoliert war, zudem war die Sitz- bzw. Liegehaltung eher unbequem so ohne Kissen, Füße und Beine vereisten langsam und der Morgen dämmerte herauf. Während mein Sitznachbar zumindest ab und zu tief und regelmäßig atmete, konnte ich keinen Schlaf finden, der Rücken zwackte doch zu arg, und reichlich steifgefroren und übernächtigt verließen wir am frühen Morgen den alten Mercedes, um loszumarschieren und eine brauchbare Tramp-Stelle zu suchen.
An einer Ausfallstraße pflanzten wir uns auf, hielten abwechselnd das mit "SUD" beschriftete Schild, sahen hunderte von Autos an uns vorüberfahren und wollten nach einigen Stunden, es war inzwischen fast zehn Uhr, gerade beginnen, uns ein paar Gedanken über die Mitnahmefreudigkeit der Franzosen zu machen, als dann doch ein Golf neben uns hielt, besetzt mit zwei Personen und einem Schäferhund. Freudig liefen wir hin, die Insassen stiegen beide aus, sie hatten Uniformen an, der Hund beschnüffelte uns, sie hatten Funkgeräte, sie riefen Verstärkung.
[Geht irgendwann weiter]
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[Fortsetzung]
Malindi ist eine kenianische Küstenstadt mit etwa 70000 Einwohnern, die ich allerdings, obwohl ich später sogar selbst mal in Kenia, aber trotzdem nicht, und aber jedenfalls hieß damals auch diese Kneipe in der Admiralstraße so. Um eine Reise in einen kleinen Ort an der Costa Brava sollte es gehen, ganz nahe der spanisch-französischen Grenze, und zu den Vorbereitungstreffen verabredete man sich in jener Kneipe; zehn, fünfzehn Studenten und -innen waren es, die Interesse an dem freundlichen Angebot eines Dozenten bekundet hatten, in den Semesterferien vollkommen fachfremd und in keinerlei Zusammenhang mit dem, was er da lehrte, zum Selbstkostenpreis einige Tage in seinem Haus in jenem katalanischen Dörfchen zu verbringen und dort unter anderem ein wenig Spanisch zu lernen. Das klang durchaus sympathisch, man organisierte dann auch recht schnell die Fahrgemeinschaften, stellte beim Durchzählen allerdings fest, dass insgesamt zu wenige Kraftfahrzeuge zur Verfügung standen, so dass zwei Personen übrig blieben, die irgendwie anders - kein Problem, merkte ich an, ich sei ja ein erfahrener Tramper und hätte wohl Lust, das Abenteuer schon zwei Tage früher zu beginnen und per Anhalter nach Spanien zu reisen. Ein Komilitone stand bereit, diese Unternehmung gemeinsam anzugehen und dabei nicht zuletzt auch ordentlich Geld zu sparen. Alle waren zufrieden, man wünschte sich gegenseitig eine gute Reise und wir sehen uns dann ja am soundsovielten in Spanien.
Gut, überlegte ich, für die 1600 km sollten wir sicherheitshalber drei Tage veranschlagen, sonst wird das noch stressig, Rucksack, Lederjacke, etwas Geld und diese coolen neuen Schuhe - ach, und ein paar Zettel sowie den dicken Edding, um damit "Spanien" daraufschreiben zu können.
Kurz bevor es losgehen sollte, rief ich aus einem Impuls heraus noch mal die Mitfahrzentrale an - nein, keine MFG* nach Katalanien, aber immerhin eine nach Frankreich, DM 25.- pro Nase plus Vermittlungsgebühr, gut, das ist auch Geld, aber, so überlegten mein Reisegefährte und ich, man hätte schon mal ein gutes Stück Strecke hinter sich und das wäre ja kein schlechter Anfang. Was auch stimmte, denn bei diesem Schneeregen Anfang März wäre es nicht so schön an dieser Tramperstelle in der Vahr gewesen, statt dessen fuhren wir mit einem Pärchen mit, das ein wenig verwundert die Pläne der Mitfahrer zur Kenntnis nahm, und während man bereits kurz hinter Bremen den skurrilen Anblick eines nahezu senkrecht im Boden steckenden Autos bestaunte, dessen Schleuderweg und anschließende Flugbahn man anhand der frischen Spuren im tiefen Schneematsch noch gut rekonstruieren konnte, streckte man behaglich die Beine im Fond des Wagens aus, beteuerte, dass es kein Problem sei, wenn der französische Zielort um etwa 2:00 morgens erreicht würde, man wolle dann einfach ein wenig herumlaufen und eine gute Tramperstelle suchen, äußerte sich ("ja, schlimm!") mitfühlend zum Thema Straßenverhältnisse und freute sich schon auf das wesentlich wärmere Frankreich.
[Wird fortgesetzt - nützt ja nichts!]
--
*Das Wort muss man kennen
Malindi ist eine kenianische Küstenstadt mit etwa 70000 Einwohnern, die ich allerdings, obwohl ich später sogar selbst mal in Kenia, aber trotzdem nicht, und aber jedenfalls hieß damals auch diese Kneipe in der Admiralstraße so. Um eine Reise in einen kleinen Ort an der Costa Brava sollte es gehen, ganz nahe der spanisch-französischen Grenze, und zu den Vorbereitungstreffen verabredete man sich in jener Kneipe; zehn, fünfzehn Studenten und -innen waren es, die Interesse an dem freundlichen Angebot eines Dozenten bekundet hatten, in den Semesterferien vollkommen fachfremd und in keinerlei Zusammenhang mit dem, was er da lehrte, zum Selbstkostenpreis einige Tage in seinem Haus in jenem katalanischen Dörfchen zu verbringen und dort unter anderem ein wenig Spanisch zu lernen. Das klang durchaus sympathisch, man organisierte dann auch recht schnell die Fahrgemeinschaften, stellte beim Durchzählen allerdings fest, dass insgesamt zu wenige Kraftfahrzeuge zur Verfügung standen, so dass zwei Personen übrig blieben, die irgendwie anders - kein Problem, merkte ich an, ich sei ja ein erfahrener Tramper und hätte wohl Lust, das Abenteuer schon zwei Tage früher zu beginnen und per Anhalter nach Spanien zu reisen. Ein Komilitone stand bereit, diese Unternehmung gemeinsam anzugehen und dabei nicht zuletzt auch ordentlich Geld zu sparen. Alle waren zufrieden, man wünschte sich gegenseitig eine gute Reise und wir sehen uns dann ja am soundsovielten in Spanien.
Gut, überlegte ich, für die 1600 km sollten wir sicherheitshalber drei Tage veranschlagen, sonst wird das noch stressig, Rucksack, Lederjacke, etwas Geld und diese coolen neuen Schuhe - ach, und ein paar Zettel sowie den dicken Edding, um damit "Spanien" daraufschreiben zu können.
Kurz bevor es losgehen sollte, rief ich aus einem Impuls heraus noch mal die Mitfahrzentrale an - nein, keine MFG* nach Katalanien, aber immerhin eine nach Frankreich, DM 25.- pro Nase plus Vermittlungsgebühr, gut, das ist auch Geld, aber, so überlegten mein Reisegefährte und ich, man hätte schon mal ein gutes Stück Strecke hinter sich und das wäre ja kein schlechter Anfang. Was auch stimmte, denn bei diesem Schneeregen Anfang März wäre es nicht so schön an dieser Tramperstelle in der Vahr gewesen, statt dessen fuhren wir mit einem Pärchen mit, das ein wenig verwundert die Pläne der Mitfahrer zur Kenntnis nahm, und während man bereits kurz hinter Bremen den skurrilen Anblick eines nahezu senkrecht im Boden steckenden Autos bestaunte, dessen Schleuderweg und anschließende Flugbahn man anhand der frischen Spuren im tiefen Schneematsch noch gut rekonstruieren konnte, streckte man behaglich die Beine im Fond des Wagens aus, beteuerte, dass es kein Problem sei, wenn der französische Zielort um etwa 2:00 morgens erreicht würde, man wolle dann einfach ein wenig herumlaufen und eine gute Tramperstelle suchen, äußerte sich ("ja, schlimm!") mitfühlend zum Thema Straßenverhältnisse und freute sich schon auf das wesentlich wärmere Frankreich.
[Wird fortgesetzt - nützt ja nichts!]
--
*Das Wort muss man kennen
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