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Ich komme aus der schmalen Alterskohorte, für die das Reisen per Anhalter oder Mitfahrzentrale ganz normal gewesen ist. Hatte ich selbst ein Auto zur Verfügung, dann meldete ich meine Fahrt einige Tage im voraus bei der Mitfahrzentrale an, deren Telefonnummer ich immer auswendig wusste, da sie mit der meines besten Grundschulfreundes identisch war, viele Jahre früher und in einem anderen Ortstnetz, und war das Auto dadurch nicht ausgelastet oder die Fahrt allzu kurzfristig angetreten worden, dann fuhr ich gewissenhaft die bekannten Tramperbahnhöfe ab oder auf der Autobahn gerne mal eine Raststätte an, nur um zu schauen, ob dort jemand mit ausgestrecktem Daumen oder Pappschild stünde, den ich ein Stück mitnehmen konnte. Dabei mag neben altruistischen Motiven durchaus ein gewisser Aberglaube eine Rolle gespielt haben, denn nicht nur einmal stand ich in jenen Jahren verzweifelt irgendwo herum und schwor, dass ich, wenn ich denn nur über ein Fahrzeug verfügte, bestimmt an niemandem vorbeifahren, ja, meine Schuld sogar doppelt und dreifach begleichen würde, wenn doch nur endlich jemand Erbarmen hätte und mich ein Stück mitnähme. Oft kam es zu interessanten Begegnungen, so etwa mit dem glatzköpfigen Herrn, dessen metallicroten Potenzjeep (heute würde man so etwas SUV nennen) ich pflichtgemäß bewunderte, nachdem er mich im mit einer äußerst knappen Handbewegung aufgefordert hatte, einzusteigen, eigentlich war er kaum zum Stehen gekommen und startete gleich wieder durch. Er fragte mich nach meinem Studium aus, welches ich in meiner Darstellung ihm gegenüber evtl. etwas engagierter verfolgt und interessanter geschildert habe, als es der Wahrheit entsprach, und löste damit eine Schimpfkanonade auf seinen Sohn aus, der "nichts tauge" und "nichts tue", außer ständig Autos zu Schrott zu fahren, erst kürzlich habe er schon den zweiten Porsche zerlegt und sei mit Schädelbruch im Krankenhaus gelandet, heute bekomme man so etwas aber problemlos wieder hin, er selbst habe auch schon einmal eine solche Fraktur erlitten mit seinem letzten oder vorletzten Wagen, das sei in den modernen Krankenhäusern wirklich nichts als ein Routineeingriff.
Einer anderen sozialen Schicht gehörte sicherlich jener junge Mann an, der mich mit aufgemotztem Opel, tropfenförmiger Spiegelsonnenbrille, Vokuhila-Frisur und Schnurrbart vor der Mitfahrzentrale aufgabelte. "Mann, ey, cool, ey, die haben mir gesagt, dass du mir dafür sogar Geld gibst, ey, das ist ja geil, ey, gib mal gleich, isn Zwanziger okay, ey, super!", wurde ich begrüßt, es ging in entsetzlichem Tempo und mit gelegentlichen, mir willkürlich erscheinenden Vollbremsungen auf die Autobahn, wir schwiegen eine knappe Stunde, bis der gute Mann unvermittelt das Steuer herumriss, einen Parkplatz ansteuerte, scharf bremste, mich ansah und sagte: "Kiffst du?"
Mein undeutliches Gemurmel schien er als Zustimmung zu deuten, "baute" eine riesige "Tüte", fuhr wieder auf die linke Spur und zog genüsslich an seinem Joint, die linke Handfläche in losem Kontakt mit dem Lenkrad, während ich mich am Haltegriff der Beifahrertür festklammerte, als ob das etwas nützte. Mit einer ruckartigen Bewegung reichte er mir unvermittelt das glimmende Dings herüber, und ich beschloss ("bloß weg mit dem Zeug!"), meinen Teil zum schnellstmöglichen Verbrauch des Rauschmittels beizutragen. Weder seinem Fahrstil noch meiner Wahrnehmung desselben tat das abwechselnde, hektische THC-Inhalieren besonders gut, die Autobahn vor mir schien ganz schreckliche Dinge zu tun, wand sich jäh nach rechts, dann wieder unvermittelt nach links oder oben oder unten, ich versank so tief im Beifahrersitz, dass ich mich zu fragen begann, ob ich jemals wieder würde aussteigen können, jemand musste wohl an den Schwerkrafteinstellungen herumgespielt haben, da bremste mein Chauffeur auf unnachahmliche Weise in einer Nothaltebucht kurz vor der Abfahrt Göttingen, erklärte mir wortreich, dass er mich eigentlich doch nicht, wie vereinbart, am Bahnhof, sondern besser direkt hier aussteigen lasse, "zu viele Bullen da am Bahnhof, weißte, ey", ich fand das auch völlig in Ordnung und kam während des etwa zweistündigen Fußmarschs in die Innenstadt auch soweit wieder zu mir, dass mir dort keine weiteren Fragen gestellt wurden.
Auch als Mitnehmer bemühte ich mich stets, höflich und zuvorkommend zu bleiben, wenn auch die Umstände gelegentlich ungewöhnlich waren, sei es, dass jemand direkt vom Fußballspiel, "gewonnen, aber ich konnte nicht mehr duschen!", kam und man nicht nur Gras-, sondern vor allem auch Körpergerüche auszustehen hatte, gegen die auch die Cassette mit den Oberkrainern nicht mehr geholfen hätte, sei es der Hochsommertag im Stau auf dem Weg nach Köln, an dem man selbst ins Schwitzen geriet und zunächst freundlich, dann deutlich und schließlich sehr bestimmt das wiederholt vorgetragene Angebot der Mitfahrerin ablehnen musste, bei ihr "in Ruhe duschen" zu können.
[Geht irgendwann weiter]
Einer anderen sozialen Schicht gehörte sicherlich jener junge Mann an, der mich mit aufgemotztem Opel, tropfenförmiger Spiegelsonnenbrille, Vokuhila-Frisur und Schnurrbart vor der Mitfahrzentrale aufgabelte. "Mann, ey, cool, ey, die haben mir gesagt, dass du mir dafür sogar Geld gibst, ey, das ist ja geil, ey, gib mal gleich, isn Zwanziger okay, ey, super!", wurde ich begrüßt, es ging in entsetzlichem Tempo und mit gelegentlichen, mir willkürlich erscheinenden Vollbremsungen auf die Autobahn, wir schwiegen eine knappe Stunde, bis der gute Mann unvermittelt das Steuer herumriss, einen Parkplatz ansteuerte, scharf bremste, mich ansah und sagte: "Kiffst du?"
Mein undeutliches Gemurmel schien er als Zustimmung zu deuten, "baute" eine riesige "Tüte", fuhr wieder auf die linke Spur und zog genüsslich an seinem Joint, die linke Handfläche in losem Kontakt mit dem Lenkrad, während ich mich am Haltegriff der Beifahrertür festklammerte, als ob das etwas nützte. Mit einer ruckartigen Bewegung reichte er mir unvermittelt das glimmende Dings herüber, und ich beschloss ("bloß weg mit dem Zeug!"), meinen Teil zum schnellstmöglichen Verbrauch des Rauschmittels beizutragen. Weder seinem Fahrstil noch meiner Wahrnehmung desselben tat das abwechselnde, hektische THC-Inhalieren besonders gut, die Autobahn vor mir schien ganz schreckliche Dinge zu tun, wand sich jäh nach rechts, dann wieder unvermittelt nach links oder oben oder unten, ich versank so tief im Beifahrersitz, dass ich mich zu fragen begann, ob ich jemals wieder würde aussteigen können, jemand musste wohl an den Schwerkrafteinstellungen herumgespielt haben, da bremste mein Chauffeur auf unnachahmliche Weise in einer Nothaltebucht kurz vor der Abfahrt Göttingen, erklärte mir wortreich, dass er mich eigentlich doch nicht, wie vereinbart, am Bahnhof, sondern besser direkt hier aussteigen lasse, "zu viele Bullen da am Bahnhof, weißte, ey", ich fand das auch völlig in Ordnung und kam während des etwa zweistündigen Fußmarschs in die Innenstadt auch soweit wieder zu mir, dass mir dort keine weiteren Fragen gestellt wurden.
Auch als Mitnehmer bemühte ich mich stets, höflich und zuvorkommend zu bleiben, wenn auch die Umstände gelegentlich ungewöhnlich waren, sei es, dass jemand direkt vom Fußballspiel, "gewonnen, aber ich konnte nicht mehr duschen!", kam und man nicht nur Gras-, sondern vor allem auch Körpergerüche auszustehen hatte, gegen die auch die Cassette mit den Oberkrainern nicht mehr geholfen hätte, sei es der Hochsommertag im Stau auf dem Weg nach Köln, an dem man selbst ins Schwitzen geriet und zunächst freundlich, dann deutlich und schließlich sehr bestimmt das wiederholt vorgetragene Angebot der Mitfahrerin ablehnen musste, bei ihr "in Ruhe duschen" zu können.
[Geht irgendwann weiter]
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Ein Fernsehsender, der davon lebt, Menschen zu entwürdigen, ein Fernsehsender, der Menschen mit ganz offensichtlichen Problemen wie Freaks auf dem Jahrmarkt vorführt, ein Mob, der sich zusammenrottet und johlend mit Flaschen schmeißt, ein Bürgermeister, der Angst um das Image seiner Stadt hat, eine Familie, die nun von der Polizei bewacht werden muss und deren Würde für ein paar Euro verhökert wurde. Irgendwo in dem Dreckssender sitzt jemand und lacht sich tot.
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nnier | 22. Januar 2009 | Topic 'umor & more
Wenn man zufällig auf die Idee kommt, bei der Arbeit schon mal langsam die Festplatte leerzufegen, findet man dort u.U. einen Ordner namens \Widmer, in dem sich vier lustige Bildchen befinden. Man erinnert sich dann an so manche seltsame Zeichnung in der Titanic, z.B. diese hier

(Quelle)
oder auch die, und dass man damals eher zufällig die seltsamen, sehr guten Arbeiten entdeckte, die der Schweizer Ruedi Widmer laut Überschrift für SPOTS, Kulturbeilage des «Landboten», Winterthur unter dem Serientitel Die letzten Geheimnisse einer rationalen Welt angefertigt hat (z.B. 1, 2, 3, 4.) Und, etwas konventioneller, aber auch lustig anzuschauen: Politiker sind Tiere.

(Quelle)
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nnier | 21. Januar 2009 | Topic 'umor & more
Wenn Sie heute früh jemanden gesehen haben, der mit sich selbst gesprochen und dabei dümmlich gegrinst hat, zwischendurch in lautes Lachen ausgebrochen ist, dann muss ich das gewesen sein, während ich gerade über einen Grundpfeiler meines bisherigen Lebens nachdachte; nennen wir ihn "verzögerten Humor". So war es in der Schule ein populärer Spaß, jemandem die Federmappe wegzunehmen und sie auf den Boden oder sonstwohin zu legen.
Für mich stellte sich der eigentliche Genuss aber nur dann ein, wenn folgendes Szenario gegeben war: Der Besitzer der Federmappe ist für einen Augenblick unachtsam; man nimmt sie und legt sie auf den Spalt zwischen zwei Tischen; wenn er dann nach der Federmappe greifen will, zieht man ein wenig am Tisch, so dass sie abstürzt. Das ist noch viel komischer, wenn derjenige schon weiß, was kommt, und trotzdem noch versucht, schneller zu sein. Der verzweifelte Gesichtsausdruck, die kurz aufkeimende Hoffnung, schnell genug zu sein, der Griff ins Leere - ein Spiel, über das ich zuverlässig lachen konnte und mit dem ich auch bei den Lehrkräften stets für ein fröhliches Schmunzeln sorgen konnte, auch wenn ich zum dreihundertsten Mal fünf Minuten lang wiehernd über diesen Spitzenwitz gelacht habe.
Jahre vorher, auf dem Brauereifest, sah ich mal einen kurzen Super-8-Film mit Tom & Jerry. In meiner Erinnerung passierte folgendes: Tom verfolgt Jerry auf einem Hausdach, rutscht ab und krallt sich an der Dachrinne fest. Er baumelt über dem Abgrund, Jerry kommt ganz gemütlich an, Tom steht die Angst ins Gesicht geschrieben, Jerry zückt lächelnd eine lange Holzlatte und schlägt damit Tom auf die Pfoten.
Ich hatte schon einige Zeichentrickfilme gesehen, aber was jetzt kam, hat mich verändert. Tom schrie nicht etwa los, sondern lief nur rot an, unterdrückte das Schreien, seine Pfoten blähten sich sehr dick auf, dann öffneten sich Überdruckventile, Dampf entwich, die Pfoten sahen wieder normal aus, der Gesichtsausdruck entspannte sich. Und dann schrie er los und sauste wie eine Rakete zum Himmel.
Es kann sehr gut sein, dass die Szene nicht ganz genau so zu finden ist, sondern dass sich in der Erinnerung manches verdichtet und verändert hat - zumindest habe ich sie so nie wieder gesehen. An diesem Tag jedenfalls wurde mein Leben bereichert. Und ich habe mich geistig seither nicht weiterentwickelt.
Denn dieser verzögerte Humor ist seit diesem Tage fest einprogrammiert - als ganz simples Reiz-Reaktions-Schema. Ich muss lachen, wenn jemand über eine Klippe läuft, in der Luft weiterrennt, es dann bemerkt, erschrickt und dann erst abstürzt. Ich muss lachen, wenn jemand wegrennt und sein Schatten läuft ihm hinterher. Da ist es natürlich klar, dass ich irgendwann mit Tex Avery bekannt werden musste: So sah ich im Fernsehen eine Geschichte, in der ein gutmütiger, großer Hund von einem Bären gegen sehr gute Bezahlung angestellt wird, um dessen Winterschlaf zu bewachen. Der cholerische, geräuschempfindliche Bär schreit den Hund an: "Wenn ich nur ein einziges Geräusch höre und davon aufwache, dann SUCHE ICH MIR EINEN ANDEREN HUND! GUTE NACHT!" - ein fieser, kleiner Hund neidet dem großen seinen guten Job und versucht, ihn durch böse Tricks zur Lärmerzeugung zu verleiten, auf dass er vom leichtschlafenden Bären gefeuert werde, indem er z.B. den Türgriff mit einem Bunsenbrenner zum Glühen bringt, der große sich daran die Pfoten verbrennt und natürlich nicht schreien darf. Er muss erst ganz weit weglaufen und kann dann endlich vor Schmerz losbrüllen. Diesen Witz gibt es dann in jeder denkbaren Variante - z.B. entkorkt der arme Hund beim nächsten Mal eine leere Milchflasche, schreit lautlos hinein, stöpselt die Flasche zu, bringt sie auf einen Berg, öffnet sie dort und erst jetzt kommt der laute Schrei heraus. Diesen Film habe ich leider nie wieder gesehen, bin mir aber relativ sicher, dass er von Tex Avery sein muss, denn das hier und das hier ist durchaus vergleichbar.
Eine noch frühere Variante dieses Scherzes fällt mir just in diesem Moment ein (ich schreibe live): Ein uralter Film mit Laurel & Hardy. Einmal muss Stan in einem feinen Haushalt putzen, der Eimer mit der Seifenlauge fällt um, alles läuft in eine Orgel. Nun setzt sich Stan an das Instrument, spielt, aber man hört nichts. Statt dessen steigen Seifenblasen auf. Und wenn eine platzt, hört man einen Orgelton.
Hi hi.
Für mich stellte sich der eigentliche Genuss aber nur dann ein, wenn folgendes Szenario gegeben war: Der Besitzer der Federmappe ist für einen Augenblick unachtsam; man nimmt sie und legt sie auf den Spalt zwischen zwei Tischen; wenn er dann nach der Federmappe greifen will, zieht man ein wenig am Tisch, so dass sie abstürzt. Das ist noch viel komischer, wenn derjenige schon weiß, was kommt, und trotzdem noch versucht, schneller zu sein. Der verzweifelte Gesichtsausdruck, die kurz aufkeimende Hoffnung, schnell genug zu sein, der Griff ins Leere - ein Spiel, über das ich zuverlässig lachen konnte und mit dem ich auch bei den Lehrkräften stets für ein fröhliches Schmunzeln sorgen konnte, auch wenn ich zum dreihundertsten Mal fünf Minuten lang wiehernd über diesen Spitzenwitz gelacht habe.
Jahre vorher, auf dem Brauereifest, sah ich mal einen kurzen Super-8-Film mit Tom & Jerry. In meiner Erinnerung passierte folgendes: Tom verfolgt Jerry auf einem Hausdach, rutscht ab und krallt sich an der Dachrinne fest. Er baumelt über dem Abgrund, Jerry kommt ganz gemütlich an, Tom steht die Angst ins Gesicht geschrieben, Jerry zückt lächelnd eine lange Holzlatte und schlägt damit Tom auf die Pfoten.
Ich hatte schon einige Zeichentrickfilme gesehen, aber was jetzt kam, hat mich verändert. Tom schrie nicht etwa los, sondern lief nur rot an, unterdrückte das Schreien, seine Pfoten blähten sich sehr dick auf, dann öffneten sich Überdruckventile, Dampf entwich, die Pfoten sahen wieder normal aus, der Gesichtsausdruck entspannte sich. Und dann schrie er los und sauste wie eine Rakete zum Himmel.
Es kann sehr gut sein, dass die Szene nicht ganz genau so zu finden ist, sondern dass sich in der Erinnerung manches verdichtet und verändert hat - zumindest habe ich sie so nie wieder gesehen. An diesem Tag jedenfalls wurde mein Leben bereichert. Und ich habe mich geistig seither nicht weiterentwickelt.
Denn dieser verzögerte Humor ist seit diesem Tage fest einprogrammiert - als ganz simples Reiz-Reaktions-Schema. Ich muss lachen, wenn jemand über eine Klippe läuft, in der Luft weiterrennt, es dann bemerkt, erschrickt und dann erst abstürzt. Ich muss lachen, wenn jemand wegrennt und sein Schatten läuft ihm hinterher. Da ist es natürlich klar, dass ich irgendwann mit Tex Avery bekannt werden musste: So sah ich im Fernsehen eine Geschichte, in der ein gutmütiger, großer Hund von einem Bären gegen sehr gute Bezahlung angestellt wird, um dessen Winterschlaf zu bewachen. Der cholerische, geräuschempfindliche Bär schreit den Hund an: "Wenn ich nur ein einziges Geräusch höre und davon aufwache, dann SUCHE ICH MIR EINEN ANDEREN HUND! GUTE NACHT!" - ein fieser, kleiner Hund neidet dem großen seinen guten Job und versucht, ihn durch böse Tricks zur Lärmerzeugung zu verleiten, auf dass er vom leichtschlafenden Bären gefeuert werde, indem er z.B. den Türgriff mit einem Bunsenbrenner zum Glühen bringt, der große sich daran die Pfoten verbrennt und natürlich nicht schreien darf. Er muss erst ganz weit weglaufen und kann dann endlich vor Schmerz losbrüllen. Diesen Witz gibt es dann in jeder denkbaren Variante - z.B. entkorkt der arme Hund beim nächsten Mal eine leere Milchflasche, schreit lautlos hinein, stöpselt die Flasche zu, bringt sie auf einen Berg, öffnet sie dort und erst jetzt kommt der laute Schrei heraus. Diesen Film habe ich leider nie wieder gesehen, bin mir aber relativ sicher, dass er von Tex Avery sein muss, denn das hier und das hier ist durchaus vergleichbar.
Eine noch frühere Variante dieses Scherzes fällt mir just in diesem Moment ein (ich schreibe live): Ein uralter Film mit Laurel & Hardy. Einmal muss Stan in einem feinen Haushalt putzen, der Eimer mit der Seifenlauge fällt um, alles läuft in eine Orgel. Nun setzt sich Stan an das Instrument, spielt, aber man hört nichts. Statt dessen steigen Seifenblasen auf. Und wenn eine platzt, hört man einen Orgelton.
Hi hi.
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die sind noch langweiliger als die anderen. Und so lese ich also Artikel in ehemals respektablen Magazinen, rege mich darüber auf und vertreibe weiter gutwillige Leser.
Dieter Thomas Heck schimpft Grönemeyer einen Schlagersänger [...] Für den "Mensch"-Interpreten, der unvergessene Verse drechselte ("Am Strand des Lebens / Ohne Grund, ohne Verstand / Ist nichts vergebens / Ich bau die Träume auf den Sand"), muss das wie ein Schlag ins Gesicht wirken: In eine Reihe gestellt zu werden mit seichten Schnulzenschlabberern à la RexGildoCostaCordalisMatthiasReim. [...] Was der geschmähte Barde Grönemeyer von Hecks kleiner Stilkritik hält, ist indes nicht überliefert. Ein mögliches Streitgespräch der beiden könnte der in Bochum aufgewachsene Musiker auch bloß mit wenigen Zeilen aus einem seiner Songs kommentieren: "Glitschst wie Glibber durch die Finger / Stellst dich keinem Streit / Hast immer nur meine Meinung / Keine Gegenwehr weit und breit."Was will mir der "Spiegel" damit sagen? Außer dem, was schon in der Überschrift steht, sind das hier doch nur die allerersten freien Assoziationen, die dem Autor "gekommen" sind, in einer entsetzlichen, pseudoironischen Schlabbersprache verfasst (es fehlt nur noch der Smiley hinter jedem zweiten Satz). Ein Wahnsinn, das alles. Ich nehme jetzt zwei Aspirin und dann bis morgen oder im Frühling, das ist ja nicht auszuhalten!
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Ja da Montag is ma z'widerI sing: La la - lalalalala, la la - lalalalala, la la, so a schöner Tag!
Und i muaß wieder ins Büro
A guate Stund komm i z'spät
Und vom Wochenende bin i ganz K.O.
Doch mei Chef macht si wichtig
Und schreit mi ganz gewaltig o
Dass i net woaß bin i Manderl oder Weiberl
Ja des fangt ja lustig o
Doch wenn i sig was in da Zeitung steht
Woaß i erst wie guat's ma geht
Und i sog: Kopf hoch, Günther
So a schöner Tag!
(Spider Murphy Gang, 1982)
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Ischa 'abe Sseitung gäläs unde ische 'abe nixa verstäh.*
Hä?
--
*Ich muss hier ab und zu auch mal wieder Leser vertreiben mit meiner Sprachkrittelei. Nämlich es ist doch quasi klar, was der eigentlich praktisch sagen will! Nur weil er halt eben für die Süddeutsche schreibt, muss er ja nicht gleich jede Metapher mit der Kanone auf dem Dach ist besser als die Hand, ich meine, du weißt schon, "mettwurstgeformt" ist doch gut, weil er halt ebend Metzger ist.
Wenn Sie einer von jenen vielen Lehman-Brothers-Ex-Aktionären sind, die seit Oktober eine Stress-Parkour in ungeahntem Ausmaß absolvieren, und sich darüber ärgern, keine Zeitungsseite, keinen Fernsehsender, kein Radioprogramm mehr aufschlagen und einschalten zu können, ohne sich an die gruselige Talfahrt Ihrer Depot-Kurve erinnert zu fühlen, so sei ihnen versprochen: Das inflationäre Stichwort "Finanzkrise" bleibt ihnen hier erspart.Hä? Parkour, "eine von David Belle begründete Sportart"? Und das machen die Ex-Aktionäre? Und: Wenn ich ein solcher bin, dann sei wem versprochen und erspart?
Weil aber die pekuniären Sachzwänge unangenehm im Schuh drücken, sei zumindest der Ratschlag gestattet, dass die Millionen, die Sie zur Geldmaximierung und damit für die Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft ...Hä? Sachzwänge pekuniärer Art drücken im Schuh? Mit Millionen kann ich Geld maximieren?
Ja, auch Marcus, der Gymnasiallehrer, dachte vermutlich, dass das Gewinnen einfacher, ja simpler sei, ...Hä? Wirklich nicht nur einfacher? Sondern sogar simpler?
Stefan Raab, der Übermensch, der sich über uns gewöhnliche Menschen emporhebt, hat sich aus den mettwurstgeformten Bergen der Weisheit hinübergewagt zu uns Sterblichen, ...Hä? Ein Übermensch hebt sich über andere empor? Die Berge der Weisheit sind aus Mettwurst? Und er, der Übermensch, wagt sich ... ? Mit welchem Risiko?
Wohl geformter Stahlkörper ... losch von einer Feuerwehrleiter mehr brennende Kerzen aus ... präsentierte Raab nebenbei ein neues optisches Sehvergnügen ...der heimliche Sog eines Déjà-Vu-Gefühls, der sich im Studio auszubreiten begann ...Hä? Der Stahlkörper ist wohl, also: allem Anschein nach, geformt; jemand losch (laschte? lusch?) Kerzen aus; Sehvergnügen gibt's auch in optisch; ein Déjà-Vu-Gefühl hat einen heimlichen Sog, der sich ausbreitet.
Hä?
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*Ich muss hier ab und zu auch mal wieder Leser vertreiben mit meiner Sprachkrittelei. Nämlich es ist doch quasi klar, was der eigentlich praktisch sagen will! Nur weil er halt eben für die Süddeutsche schreibt, muss er ja nicht gleich jede Metapher mit der Kanone auf dem Dach ist besser als die Hand, ich meine, du weißt schon, "mettwurstgeformt" ist doch gut, weil er halt ebend Metzger ist.
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Wahrscheinlich geht es darum, vieles zu kennen und zu lassen, was sich als Erzählkunst etabliert hat, um dann das Erzählen noch einmal zu erfinden, Mündlichkeit und Ausformung in eins setzend, was nur gelingen kann, wenn da eine Kraft ist, die das Kalkül hinter sich lässt zugunsten einer Lust, die wiederum nicht die des Fabulierens ist, sondern eher das Unwägbare wägt und der Virtuosität entsagt. Wer so erzählt, hat alle Vorbehalte in Hingabe und alle Hingabe in Form aufgelöst: und darum ging es mir, und dann erst um all das, was über Edgar und Georg und das Land ihrer Kindheit gesagt werden könnte, doch in den Erzählungen kaum je gesagt wird, denn es gibt dieses Darüber dort nicht, wo der Raum wie seine Menschen immer nur erzählend erst wirklich werden.Ich habe ein wirklich schönes Buch gelesen. Geschrieben hat es Michael Donhauser, den ich bisher nicht kannte. Zum Glück kann er besser schreiben als über sein Geschriebenes reden, denn, ehrlich gesagt, ich verstehe nicht, was er mit dem sagen will, was in der Umschlagklappe steht und ich hier oben zitiert habe.
Es klingt für mich nach einer vollkommen unnötige Rechtfertigung, nach dem Drang, zu zeigen, dass man seine Form ganz bewusst gewählt habe. Aber warum muss jemand, der in einer klaren, starken, einfachen, am Mündlichen orientierten Sprache Kindheitsgeschichten schreibt, noch betonen, dass er "der Virtuosität" entsage, damit andeuten, dass er ja auch anders etc., und dann umständlich von einem "Darüber" sprechen, das es "dort" nicht gebe, wo etc.? Mir hilft das weder beim Verständnis der Texte noch bringt es mir den Autor näher. Der ja anscheinend auch Lyriker ist, man kann das im Internet nachlesen. Schreiben kann er exzellent, ich habe das Buch kaum weglegen können, und es bringt mir nichts, wenn im Klappentext Wendelin Schmidt-Dengler (als müsse man den kennen) mit den Worten zitiert wird, es handele sich hier um "das poetische Modell schlechthin, um von Kindheit zu erzählen". Mach aller wohl sein, würde Anneliese vielleicht sagen. Ich blättere lieber mal kurz das Buch auf:
Edgars Hände sind klein gewesen und blass, runzlig und an den Rändern schwarz vom Dreck, je ein Striemen hat die Handballen gerötet, unter dem Tisch hat mir Edgar seine Hände gezeigt. Ab dem zweiten Jahr sind wir in der Schule meistens nebeneinander gesessen, wir haben zwischen Tatzen, das sind Stockschläge auf die Hände, und Strafaufgaben wählen dürfen, Edgar hat immer Tatzen gewählt, er hat den Arm ausgestreckt, zuerst den rechten, und die Hand hingehalten. Der Lehrer ist schräg hinter seinem Schreibtisch gesessen, er hat den Stock, einen Haselnussstecken, auf der schmalen Ablage unter der Wandtafel liegen gehabt, er hat sich zurückgelehnt und ihn von dort geholt, dann hat er Edgar zwei Tatzen gegeben, auf die rechte Hand eine und eine auf die linke, nur zwei kurze Wischer habe ich gehört. Edgar ist wieder an seinen Platz neben mir gekommen, er hat sich mit dem Ärmel von seinem Pullover die Augen gerieben, ein paar Mal, dann hat er mir unter der Bank seine Hände gezeigt, und seine feuchten Augen haben gelacht. Ich habe immer die Strafaufgaben geschrieben, ich habe das Strafaufgabenheft unter dem Hausaufgabenheft versteckt und die Hausaufgaben gemacht.Geht doch!
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