Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 6. Mai 2009
Notlandung auf Galileo 7
nnier | 06. Mai 2009 | Topic Fernseh
"Hausfrauenkult", hieß es mal verächtlich, sei das. Und auch wenn ich das Wort "Kult" in diesem Zusammenhang ablehne und den pejorativen Gebrauch des Begriffs "Hausfrau" erst recht - was gemeint war, habe ich wohl doch verstanden. Kein alternativer, irgendwie kredibler, untergründig-subversiver oder wenigstens so tuender Kult, auch kein Trash, der "so schlecht ist, dass er schon wieder gut ist" - nein, echter Mainstream eben, den die langweiligen Leute toll finden.

Mir ist das auch irgendwann zuviel geworden. Die professionellen Fans mit ihren Verkleidungen, die Conventions, die immer neuen Serien und de


Ach, was soll das Gerede - am Donnerstag kommt zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Star Trek-Film ins Kino, auf den ich mich richtig freue!

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Vla
nnier | 05. Mai 2009 | Topic In echt
Ein Jahr danach war wieder Koninginnedag. Wieder wurde der VW-Bus gechartert und diesmal ein Freund mit der Ausssicht auf eine gar köstliche Speise ("Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut das schmeckt!") dazu verleitet, mitzufahren.

Man hatte ja gelernt. Der gigantische, allen Menschen offenstehende Straßenverkauf wollte sinnvoll genutzt werden - hatte man doch im Vorjahr beobachtet, wie Heineken-Dosen vom Bürgersteig aus für moderate, doch durchaus margenträchtige Preise an die vorbeiströmenden Volksmassen verkauft wurden. Auf dem Weg zur Autobahn wurde deshalb beim Supermarkt LÖB angehalten und 5 * 24 = 120 Dosen Dortmunder Export für knapp 60.- DM erstanden.

In der Stadt mit dem Obelisken angekommmen, musste zunächst das Versprechen hinsichtlich der Köstlichkeit eingelöst werden. "Du hast es versprochen, also los jetzt!"

Im Supermarkt wurden mehrere Packungen Vla erstanden, die ernüchterten Blicke des Reisegefährten geflissentlich ignoriert ("Ist das Joghurt?") und mit den Tetrapacks im Arm der heimatliche VW-Bus angesteuert, in dem man zwei große Glasschalen aus dem Regal nahm und sie mit Dubbel-Vla (Schokolade-Vanille) befüllte. Die interessante Optik der zwei Farben aus einer Packung, die wie eine Frischmilchtüte geformt war, zwei Farben, welche im Zusammenspiel ein appetitanregendes Marmorkuchenmuster ergaben, kombiniert mit dem unwiderstehlichen Duft nach Pudding, sollten ihre Wirkung nicht verfehlen: seine Augen begannen erwartungsfroh zu leuchten. "Nun probier mal!", ermunterte ich ihn und lehnte mich routiniert zurück, um das Schauspiel zu beobachten.

Er nahm einen Esslöffel. Tränen traten in seine Augen, als er mich ansah und fragte: "Ist das ein Traum? Das kann doch nicht echt sein!" - "Doch, teurer Freund, auch wenn man es kaum glauben mag, dies ist real - Holländer haben das jeden Tag!"

Die folgende Orgie ist mir nur unvollständig in Erinnerung; leere Einliterpackungen Dubbel-Vla flogen in unregelmäßigen Abständen aus den Fenstern des Gefährts, und dass ob der genießerischen Laute nicht irgendwann die Sittenpolizei gerufen wurde, ist wohl nur der sprichwörtlichen Toleranz der Amsterdamer zu verdanken, die ja einiges gewohnt sind.

Unterdesssen dämmerte der Abend heran - ein Vermögen wollte verdient werden, da half alles nichts, also raus aus dem Schlaraffenland und ein freies Stück Bürgersteig gesucht. Wohin man die erste 24-er Palette Bierdosen plazierte, sich selbst bediente und auf Kundschaft wartete. Die dann auch in Form eines rheinländischen Pulks erschien: "Geil, Dortmunder! Was nehmt ihr denn für die Dose - ist ja billig! Gib mal fünf!", und so ging es weiter, eine Dose für mich, eine für dich, fünf für die Kunden, die, gerne unter Hinweis auf das "eklige Heineken", begeistert die deutsche Ware kauften.

Je später es wurde, desto aggressiver traten allerdings wieder einmal die jungen, in Orange gewandeten Einheimischen auf. Und als sie dann doch allzu zudringlich wurden und ihre Pöbeleien langsam physische Gestalt anzunehmen drohten, beschloss man, den Verkauf nun einzustellen. Den Einkaufspreis hatte man ja längst wieder raus und als verbleibenden Gewinn noch knapp zwei Paletten Bier - man konnte also zufrieden sein, sich am nächsten Tag die Stadt noch ein wenig ansehen und ein paar Liter Vla verdrücken, bevor es zurück nach Deutschland ging.

"Hier ist das ungefähr gewesen, letztes Jahr, als ich ohne Benzin liegenblieb", sagte ich gerade, da mir das Autobahnstück so bekannt vorkam, als das Auto plötzlich langsamer wurde, der Druck aufs Gaspedal nichts mehr bewirkte und ich routiniert auf die Standspur rollte. Ein Blick auf die Tankanzeige verriet, dass das diesmal nicht das Problem war - was nun? Zwei junge Männer ohne jede Ahnung von Autos öffneten die Motorraumklappe am Heck, zuckten die Schultern und sahen sich gegenseitig reichlich ratlos an, als ein Autotransporter vor ihnen hielt.

"Was habt ihr denn", fragte der Fahrer, untersuchte den Motor und stellte fest: Der Sowieso-Kontakt ist gebrochen. Pech, da kann man nichts reparieren. Müssst ihr euch wohl in die Werkstatt schleppen lassen!

Während er zu seinem LKW zurücklief, nahm ein amorpher Gedankenklumpen in meinem Kopf ganz langsam Gestalt an: Der Mann kennt sich mit Autos aus. Wir haben einen VW-Bus. Der Mann hat einen Autotransporter. Auf dem Transporter ist ein Auto. Was ist das denn für ein Auto. Das ist ein alter VW-Käfer. Da war doch was mit den Motoren. Das sind doch irgendwie die gleichen. Oder?

"Haaaalt!", rief ich, winkte mit beiden Armen, lief zum Führerhaus und unterbreitete dem Fahrer meine wilde Theorie. Er sah mich an: "Na klar! Ist doch ganz einfach!", baute das Teil aus dem Käfer aus und in den VW-Bus ein, während wir fassungslos über unser Glück danebenstanden und dann zur Kontrolle den Motor starteten. Alles funktionierte! "Ich muss dann weiter!", rief der Mann. "Moment!", riefen wir und fragten, was er denn als Bezahlung wolle. "Ach, lasst mal", grinste der gute Mensch, "ihr habt doch auch nichts!", doch da hatte er sich getäuscht.

Mit einer Palette Dortmunder Export auf dem Beifahrersitz fuhr er schließlich seiner Wege. Das Bier war allerdings ungekühlt. Denn der kleine Kühlschrank im VW-Bus war randvoll mit Dubbel-Vla.

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