Caged Animals - Teflon Heart by LuckyNumberMusic
Wenn im Radio die größten Hits von heute laufen, werden bei mir Stresshormone freigesetzt. Das klingt für mich wie aufdringliches Handyklingeln oder der Platz neben dem Autoscooter: Lauter Soundeffekte, völlig dichtgepackt, ohne jeden Spannungsbogen, klanggewordene Energy-Drinks. Ich muss dann immer wegschalten, und neulich las ich irgendwo einen Satz, der einiges erklärte: Du hast nur 7 Sekunden Zeit, in denen du die Aufmerksamkeit des Hörers erreichen kannst, dann schaltet er weiter, so ungefähr sprach ein Facharbeiter aus der Pop-Produktion, deshalb müsse man es pausenlos an allen Ecken und Enden krachen lassen. Die letzten Werke von Madonna z.B. klangen für mich nur noch anabol stimuliert, an jeder Ecke ein schrilles "Girl" oder ein lasziv gerauntes "Bitch!" - und noch ein Jingle obendrauf, so dass ich mich fühlte wie im Europapark Rust.
Ich fuhr mal wieder ein Stückchen, da klangen drei sympathische Stimmen aus dem Radio, die sprachen so eloquent, dass es eine Freude war. Ich war mitten in der Sendung eingestiegen und hatte nur ein paar Minuten Wegstrecke, doch die nachdenklichen und wohlformulierten Äußerungen dieser drei erregten sofort mein Wohlgefallen. Mir fiel dann bald ein, wer das wohl sein musste, denn ich hatte einen Auszug aus dem Buch gelesen in der Wochenzeitung, für die alle drei schreiben, und so hoffte ich darauf, dass ich noch während der Fahrt erfahren würde, wie man den Namen Khuê Pham eigentlich ausspricht. Doch dem war nicht so, und als mein Fahrziel bereits in Sichtweite lag, wurde ein von Özlem Topçu ausgewähltes Musikstück angekündigt, so dass ich wusste, ich würde das heute nicht mehr lernen.
Soll er sich doch einsperren mit seinen verstaubten Progressive-Platten, höre ich Sie lästern, soll er doch diesen sperrigen Mist hören, bei dem sich ein einzelnes Lied über eine ganze Plattenseite hinzieht, soll er sich doch freuen, wenn er meint, dass da am Ende irgendwelche Motive vom Anfang wiederaufgenommen werden oder dass die ganze Zeit eine Spannung aufgebaut wird, die sich am Ende entlädt - oder sein romantisches Sommerpicknickzeug mit akustischen Gitarren und harmonischem Gesang. Aber weit gefehlt, Damen und Herren, ich bin gar nicht so, ich bin offen für Neues, wirklich wahr, und es geht auch nicht um die Art der Instrumentierung oder Bescheidwissermusik für Abiturienten, ich kann auch ohne Einschübe im 7/8-Takt und verquaste Lyrics, und es muss nicht mal von den Beatles sein: Ich mag sehr gerne einfache Liedchen, die sich für manch anderen vielleicht anhören wie der Platz neben dem Kinderkarussell, solche wie das mir bislang unbekannte Teflon Heart, das Frau Topçu in dieser Sendung ausgesucht hatte und mir seither nicht mehr aus dem Kopf gehen will.
Ja, da sind auch Soundeffekte drin und die Loudness ist bis zum Anschlag aufgerissen, man sieht es ja an der Visualisierung da oben, aber eines ist ganz anders als bei Katy Perry mit ihrem Pop-Sperrfeuer: Das Lied kommt trotzdem völlig entspannt rüber, und das erinnert mich wieder an die drei jungen Frauen, denen ich bei Gelegenheit bestimmt auch noch mal in Ruhe lauschen werde. Bei mir ist es nämlich umgekehrt, das noch als Hinweis an die Ökonomen der Pop-Aufmerksamkeit, ich bin nach maximal 7 Sekunden weg, wenn ich die volle Breitseite bekommen soll.
Wenn im Radio die größten Hits von heute laufen, werden bei mir Stresshormone freigesetzt. Das klingt für mich wie aufdringliches Handyklingeln oder der Platz neben dem Autoscooter: Lauter Soundeffekte, völlig dichtgepackt, ohne jeden Spannungsbogen, klanggewordene Energy-Drinks. Ich muss dann immer wegschalten, und neulich las ich irgendwo einen Satz, der einiges erklärte: Du hast nur 7 Sekunden Zeit, in denen du die Aufmerksamkeit des Hörers erreichen kannst, dann schaltet er weiter, so ungefähr sprach ein Facharbeiter aus der Pop-Produktion, deshalb müsse man es pausenlos an allen Ecken und Enden krachen lassen. Die letzten Werke von Madonna z.B. klangen für mich nur noch anabol stimuliert, an jeder Ecke ein schrilles "Girl" oder ein lasziv gerauntes "Bitch!" - und noch ein Jingle obendrauf, so dass ich mich fühlte wie im Europapark Rust.
Ich fuhr mal wieder ein Stückchen, da klangen drei sympathische Stimmen aus dem Radio, die sprachen so eloquent, dass es eine Freude war. Ich war mitten in der Sendung eingestiegen und hatte nur ein paar Minuten Wegstrecke, doch die nachdenklichen und wohlformulierten Äußerungen dieser drei erregten sofort mein Wohlgefallen. Mir fiel dann bald ein, wer das wohl sein musste, denn ich hatte einen Auszug aus dem Buch gelesen in der Wochenzeitung, für die alle drei schreiben, und so hoffte ich darauf, dass ich noch während der Fahrt erfahren würde, wie man den Namen Khuê Pham eigentlich ausspricht. Doch dem war nicht so, und als mein Fahrziel bereits in Sichtweite lag, wurde ein von Özlem Topçu ausgewähltes Musikstück angekündigt, so dass ich wusste, ich würde das heute nicht mehr lernen.
Soll er sich doch einsperren mit seinen verstaubten Progressive-Platten, höre ich Sie lästern, soll er doch diesen sperrigen Mist hören, bei dem sich ein einzelnes Lied über eine ganze Plattenseite hinzieht, soll er sich doch freuen, wenn er meint, dass da am Ende irgendwelche Motive vom Anfang wiederaufgenommen werden oder dass die ganze Zeit eine Spannung aufgebaut wird, die sich am Ende entlädt - oder sein romantisches Sommerpicknickzeug mit akustischen Gitarren und harmonischem Gesang. Aber weit gefehlt, Damen und Herren, ich bin gar nicht so, ich bin offen für Neues, wirklich wahr, und es geht auch nicht um die Art der Instrumentierung oder Bescheidwissermusik für Abiturienten, ich kann auch ohne Einschübe im 7/8-Takt und verquaste Lyrics, und es muss nicht mal von den Beatles sein: Ich mag sehr gerne einfache Liedchen, die sich für manch anderen vielleicht anhören wie der Platz neben dem Kinderkarussell, solche wie das mir bislang unbekannte Teflon Heart, das Frau Topçu in dieser Sendung ausgesucht hatte und mir seither nicht mehr aus dem Kopf gehen will.
Ja, da sind auch Soundeffekte drin und die Loudness ist bis zum Anschlag aufgerissen, man sieht es ja an der Visualisierung da oben, aber eines ist ganz anders als bei Katy Perry mit ihrem Pop-Sperrfeuer: Das Lied kommt trotzdem völlig entspannt rüber, und das erinnert mich wieder an die drei jungen Frauen, denen ich bei Gelegenheit bestimmt auch noch mal in Ruhe lauschen werde. Bei mir ist es nämlich umgekehrt, das noch als Hinweis an die Ökonomen der Pop-Aufmerksamkeit, ich bin nach maximal 7 Sekunden weg, wenn ich die volle Breitseite bekommen soll.
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We're gonna have a good time
I'm glad it's your birthday
Happy birthday to you
I'm glad it's your birthday
Happy birthday to you
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So, jetzt aber mal aufgepasst, damit ihr seht, wo all die aufregenden Dinge passiert sind, von denen ich immer erzähle. Du coole Stadt!
"Die gelungene Präsentation wurde anschließend im Intercity Hotel gebührend mit Original Leinemann Rostbratwürstchen gefeiert."
[Edit 12. Juli 2012: Inzwischen ist das Video nicht mehr öffentlich.]
"Die gelungene Präsentation wurde anschließend im Intercity Hotel gebührend mit Original Leinemann Rostbratwürstchen gefeiert."
[Edit 12. Juli 2012: Inzwischen ist das Video nicht mehr öffentlich.]
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The opening vocal strains of "Eleanor Rigby" greet the listener at point-blank-range, the "ah"s aren't soothing, they're aching, and the sudden drop in the cellos after the first line sinks the heart along with it.Tim Riley: Tell Me Why. New York, 1988, S. 184.
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"Drive My Car" has the smooth bravado of a Jack Nicholson performance, grinning on the surface with wheels spinning like mad underneath.Tim Riley: Tell Me Why. New York, 1988, S. 156.
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Das Live-Aid-Konzert 1985 war eine logistische Herausforderung. Es schien ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung ins Haus zu stehen, ich leistete mir einen Zehnerpack der Leercassettensorte meines Vertrauens und verbrachte Stunden damit, die Antenne des Tuners, wie wir Insider das Radio-Empfangsteil nannten, perfekt auszurichten. Den Fernseher, wir hatten sowieso nur einen kleinen tragbaren, durfte ich mir ins Zimmer holen und lag dann schon mittags mit diesem flauen Gefühl auf meinem Bett, das sich noch so oft einstellen sollte, wenn ich etwas endlich erreichte oder bekam, auf das ich lange hingefiebert hatte: Das sollte es nun sein!?
Bald sang hier Howard Jones und dort Alison Moyet, grölte da Billy Idol und gniedelte dort Status Quo, und, aufmerksame Leser ahnen es, ich wartete auf Phil Collins, der zusammen mit Sting auftreten sollte und dann peinlicherweise mit der Concorde von London nach Philadelphia flog, um ein paar Stunden später noch einmal die gleichen Stücke darzubieten.
Das soll es nun sein, mich quälte plötzlich dieses ganze Aufnehmen, Cassettenumdrehen, Schneiden, Zurückspulen, Beschriften, der Fernseher lief, draußen schien die Sonne, und immer musste man warten, weil später noch der superberühmte Künstler X und die legendäre Band Y auftreten würden.
Irgendwann schaltete ich aus. Den Auftritt von Paul McCartney habe ich deshalb nicht gesehen. Später las ich, dass er am Klavier Let It Be gespielt habe und zuckte die Achseln. Wiederum später fand ich im Zusammenhang mit einem ernüchternden Resümee seiner Solokarriere bis zum damaligen Zeitpunkt, d.h. bis in die zweite Hälfte der 80er, eine Erwähnung dieses Auftritts: Er habe, diese Formulierung beeindruckte mich, die Schönheit des Liedes durch seine pompous air und flippant delivery überschattet.*
Wenn ich das Buch von Tim Riley (mit dem Titel Tell Me Why) jetzt finden würde, könnte ich zitieren, so muss es aus der Erinnerung gehen: Es wurde dann noch ein Auftritt beim Prince's Trust 1986 erwähnt, auch so eine angestrengte Superstar-Parade, bei der McCartney zusammen mit damals unvermeidlichen Figuren wie Tina Turner, Elton John, Eric Clapton, Midge Ure, Mark Knopfler, Bryan Adams, Paul Young und so weiter das Lied Get Back darbot. Die Beschreibung endete mit dem melancholischen Eindruck, er wirke isoliert und wie jemand, der für das geliebt wird, was er einmal war, nicht für das, was er ist.**
Im nachhinein waren das nur ein paar Jahre. Damals aber ließ sich wirklich nicht absehen, dass er aus dieser Sackgasse jemals wieder herausfände. Es schien einzig auf gelegentliche Teilnahmen an Charity-Aktionen hinauszulaufen, immer im Schutze aktueller Stars und Produzenten, immer in der Sicherheit, noch als erster genannt zu werden, aber er gehörte nicht mehr dazu, und das wird einem so richtig deutlich, wenn man sich das Video zur Benefiz-Single (wieder mal) Let It Be von Ferry Aid (1987) anschaut. Ein Soundverbrechen von Stock-Aitken-Waterman, aber auch die schaffen es nicht, die Schönheit des totgespielten Liedes zu zerstören, zumindest solange McCartney singt. Dann folgt die übliche Parade von übermäßig phrasierten, angestrengt "souligen" Einzelauftritten, jeder will da sein Trademark in seine paar Sekunden Rampenlicht quetschen, ich hasse schon Boy George dafür, wie er "She is staaandin' right in front - of - me" zerdehnt, danach wird es nur noch schlimmer, und zwischendrin liefern Mark Knopfler und Gary Moore mit ihren Gitarren genau das ab, was ihnen im ersten Moment eingefallen ist.
Natürlich mündet das alles in ein minutenlanges Gegospel. Dieter Bohlen macht so etwas auch, wenn seine Musik "wertig" klingen soll. Da stehen sie alle und schunkeln und singen ganz selbstvergessen.
Nur einer ist nicht dabei.
--
* Nicht ganz weit hergeholt, wenn man sich das ansieht.
** All-Star-Bombast vom Schlimmsten.
Bald sang hier Howard Jones und dort Alison Moyet, grölte da Billy Idol und gniedelte dort Status Quo, und, aufmerksame Leser ahnen es, ich wartete auf Phil Collins, der zusammen mit Sting auftreten sollte und dann peinlicherweise mit der Concorde von London nach Philadelphia flog, um ein paar Stunden später noch einmal die gleichen Stücke darzubieten.
Das soll es nun sein, mich quälte plötzlich dieses ganze Aufnehmen, Cassettenumdrehen, Schneiden, Zurückspulen, Beschriften, der Fernseher lief, draußen schien die Sonne, und immer musste man warten, weil später noch der superberühmte Künstler X und die legendäre Band Y auftreten würden.
Irgendwann schaltete ich aus. Den Auftritt von Paul McCartney habe ich deshalb nicht gesehen. Später las ich, dass er am Klavier Let It Be gespielt habe und zuckte die Achseln. Wiederum später fand ich im Zusammenhang mit einem ernüchternden Resümee seiner Solokarriere bis zum damaligen Zeitpunkt, d.h. bis in die zweite Hälfte der 80er, eine Erwähnung dieses Auftritts: Er habe, diese Formulierung beeindruckte mich, die Schönheit des Liedes durch seine pompous air und flippant delivery überschattet.*
Wenn ich das Buch von Tim Riley (mit dem Titel Tell Me Why) jetzt finden würde, könnte ich zitieren, so muss es aus der Erinnerung gehen: Es wurde dann noch ein Auftritt beim Prince's Trust 1986 erwähnt, auch so eine angestrengte Superstar-Parade, bei der McCartney zusammen mit damals unvermeidlichen Figuren wie Tina Turner, Elton John, Eric Clapton, Midge Ure, Mark Knopfler, Bryan Adams, Paul Young und so weiter das Lied Get Back darbot. Die Beschreibung endete mit dem melancholischen Eindruck, er wirke isoliert und wie jemand, der für das geliebt wird, was er einmal war, nicht für das, was er ist.**
Im nachhinein waren das nur ein paar Jahre. Damals aber ließ sich wirklich nicht absehen, dass er aus dieser Sackgasse jemals wieder herausfände. Es schien einzig auf gelegentliche Teilnahmen an Charity-Aktionen hinauszulaufen, immer im Schutze aktueller Stars und Produzenten, immer in der Sicherheit, noch als erster genannt zu werden, aber er gehörte nicht mehr dazu, und das wird einem so richtig deutlich, wenn man sich das Video zur Benefiz-Single (wieder mal) Let It Be von Ferry Aid (1987) anschaut. Ein Soundverbrechen von Stock-Aitken-Waterman, aber auch die schaffen es nicht, die Schönheit des totgespielten Liedes zu zerstören, zumindest solange McCartney singt. Dann folgt die übliche Parade von übermäßig phrasierten, angestrengt "souligen" Einzelauftritten, jeder will da sein Trademark in seine paar Sekunden Rampenlicht quetschen, ich hasse schon Boy George dafür, wie er "She is staaandin' right in front - of - me" zerdehnt, danach wird es nur noch schlimmer, und zwischendrin liefern Mark Knopfler und Gary Moore mit ihren Gitarren genau das ab, was ihnen im ersten Moment eingefallen ist.
Natürlich mündet das alles in ein minutenlanges Gegospel. Dieter Bohlen macht so etwas auch, wenn seine Musik "wertig" klingen soll. Da stehen sie alle und schunkeln und singen ganz selbstvergessen.
Nur einer ist nicht dabei.
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* Nicht ganz weit hergeholt, wenn man sich das ansieht.
** All-Star-Bombast vom Schlimmsten.
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Winter, Winter räumet das Feld. Vorsichtig streckt man die Fühler aus, erweitert seinen Radius, unternimmt, begleitet vom rostigen Knirschen der Fahrradkette (es ist doch die Kette, hofft man), die erste Rundfahrt im neuen Jahr, bekommt am Ende sogar noch ein Eis und schafft es auch im höchsten Gang, denn der alte Bowdenzug musste nach dem Winter nun mal reißen, rechtzeitig nach Hause, um sich an etwas zu erinnern: Rotterdam! Nun aber los!

Da waren viele Häuser, da waren viele Autos, da waren viele Menschen. Oh!? Keine Zeit für Musik habe man in Rotterdam, hieß es doch, aber etwas weckte mein Interesse:

Ich bin dann mal da reingegangen, und wissen Sie was: Das war richtig gut!
Zum Publikum kann ich sagen, dass dieses eher bäuerlich geprägt schien, zumindest roch es in meiner Nähe immer wieder stark nach Heu, und eine Dame bot dem Mann auf der Bühne im Tausch gegen eine Umarmung eine lokale Waffelspezialität an. Sie hatte dann aber gar keine:
Een fan krijgt de gelegenheid de Beatle te knuffelen, spielt aber lieber Drückerkolonne. Danach war es schon spät, da bin ich zurückgefahren, ich kann also gar nichts über die Stadt erzählen. Ein andermal vielleicht!
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I've got a feeling, a feeling I can't hide
Oh no. No. Oh no! Oh no.
Yeah! Yeah! I've got a feeling. Yeah!
(The Beatles)
Queen says "no" to pot smoking F.B.I. members.
(John Lennon)
Hier, ich - ich war das! Ich!
Oh, hallo. Entschuldigen Sie bitte, das war gerade jemand von der Plattenindustrie. Hm? Ach, weil ich die neue CD noch nicht gekauft habe. Doch, klar kaufe ich die - deswegen hat der ja gerade nachgefragt. Die wundern sich bloß, warum ich die noch nicht gekauft habe. Die verkaufen ja immer weniger, da fällt das schon auf, wenn jemand ... na, ich war halt einer von denen, die immer am ersten Tag gekauft haben, das ist denen früher egal gewesen, aber heute schauen die sich schon genau an, wer noch physische - genau, weil die meisten ja inzwischen downloaden. Und ich könnte Ihnen zu jeder ... z.B. als Flaming Pie erschien, da ging's mir nicht so gut, da fuhr ich in die Stadt und kaufte diese CD und traf mich mit einer Bekannten in einem Café und wir redeten und ich weiß noch, wie ich am Ende sagte: Aber immerhin ist heute die neue ... und wie die sich echt gewundert hat.
Nee, ich kaufe die auf jeden Fall! Bloß habe ich's nicht eilig diesmal. Ich teile mir das ein. Da ist ja dieses eine Stück, das man vorab hören konnte - ganz offiziell, genau, das machen die heute wohl so, und ich habe mich dann zurückgehalten und das alles nicht gelesen in den Foren, wo die geschrieben haben, dass man das ganze Album schon irgendwo runterladen kann. Ich freue mich lieber noch eine Weile über das eine Lied, dann kann ich die CD immer noch kaufen.
Z.B. habe ich damals auch diese Remasters gekauft - die wirklich gut sind - und habe es mir auch eingeteilt, das war mir zuviel, die gleich alle hintereinander zu hören. Ich wusste: Irgendwann kommt der Tag, an dem du mal wieder Let It Be hören willst, also das Album, das originale, und dann nimmst du das geremasterte - und gerade neulich, das hat was mit diesem neuen McCartney-Album zu tun, da setzte sich dieser unglaubliche Groove von I've Got a Feeling in mein inneres Gehör, da wusste ich: Jetzt ist der Moment.
Wie? Nein, das Lied ist nicht auf dem neuen Album. Das ist ein völlig anderer Stil. Auf dem neuen hat er zwei Eigenkompositionen, aber in dem Stil dieser 30er-, 40er-Songs ... genau, und dann noch ein eigenes von '79, mit den Wings damals, das hat er neu interpretiert, das kenne ich aber wie gesagt auch noch nicht. Ich habe dann mal so ein, zwei Käuferbewertungen zum neuen Album gelesen, da stieß ich auf das schlimme Wort Autotune, das hat mich dann ziemlich geschockt. Weil ich ja schon mal gesagt habe, dass ich seine Stimme gerade so gealtert und brüchiger werdend ziemlich gerne mag - und zu dieser Art Musik passt das ja auch - und dann steht da was von Autotune.
Doch, Autotune kennen Sie, das war dieser Effekt damals bei Cher mit Believe in den 90ern, da war's ja mit Absicht und total übertrieben, dieses Künstliche, Roboterhafte, und das kann man natürlich auch einsetzen, um danebenliegende Töne zu begradigen. Da hatten die im Fernsehen vor Jahren mal was, da sang ein Mädchen dünn und falsch, dann haben die das bearbeitet und hinterher klang's ... na, nicht ganz wie Cher, die hat ja eine markante Stimme, aber doch wie eine x-beliebige Popsängerin. Und technisch ist seitdem natürlich viel passiert, das kann man bestimmt viel subtiler anwenden inzwischen.
Jedenfalls, ich kenne diese neue CD noch nicht, ich war aber irritiert, also schrieb ich mal in die Suchmaschine: McCartney Autotune, da gibt es tatsächlich in so einigen Blogs was zu dem Thema. Und zwar ging es gar nicht um die neue CD, da würde es mich auch ehrlich gesagt wundern, sondern es ging um das letzte Live-Album, Good Evening New York City. So schrieb jemand, dass da wohl viel und deutlich hörbar nachbearbeitet wurde, und ein Beispiel war I've Got a Feeling. Und wenn man sich das anhört, gleich am Anfang: Um Gottes Willen! Das finde ich richtig schlimm. Es gab bei ihm in den letzten Jahren sicherlich ein paar stimmliche Ausrutscher, aber die höre ich tausendmal lieber als sowas.
Wie? Ja, bitte? Hier! Ich! Ich, ja, stimmt, nein, jetzt nicht, danke. Nein. Nein, danke. Ja, mal sehen. Ja, vielleicht. Nein, danke.
Entschuldigung, das war noch mal der von der Plattenindustrie. Denen ist jetzt erst aufgefallen, dass ich Good Evening New York City auch noch gar nicht gekauft habe. Stimmt - vorhin habe ich noch gesagt, dass ich immer gleich die Sachen gekauft habe, bloß bei diesem letzten Live-Album, hm, also 1989/90 war das ja lebensverändernd, das kann man gar nicht mit Worten ausdrücken, als ich zum ersten Mal dabei war und dann immer wieder hingegangen. Die anderen haben sich damals alle gewundert: Da muss doch was anderes dahinterstecken, aber ich sagte nur: Wenn ihr wüsstet! Und dann kam das Live-Album zu der Tour, ich dachte: Jetzt werden sie es verstehen, dann werden sie sagen: Oh, wäre ich doch auch dabeigewesen, dann spielte ich es ihnen vor und die sagten: Der hat ja gar keine Stimme. Und das war mir bei den Konzerten gar nicht aufgefallen - aber auf der CD hört man es doch an einigen Stellen. Und mich selber hat die CD deshalb enttäuscht, weil ich diese Konzerte im Kopf hatte und die Lieder so hören wollte wie im Konzert, aber dazwischen sind immer Stücke vom Soundcheck eingestreut, das riss mich dann immer raus. Die hätte er besser ans Ende gepackt, als Bonus, und den Ablauf so gelassen wie er war.
Natürlich gab's diverse Live-CDs in den Jahren darauf, zu jeder neuen Tour, und meistens hat mich irgendwas gestört, und als dann diese New-York-CD kam, dachte ich also: Es sind ohnehin fast die gleichen Lieder wie sonst auch, die muss ich nicht gleich kaufen, das mache ich irgendwann mal. Und jetzt erfahre ich das - Autotune! Wie traurig. Wie arm. Wie unnötig! Die kaufe ich höchstens, wenn sie irgendwann verramscht wird.
Aber I've Got a Feeling - das ist vielleicht ein geniales Lied! Und auf dem Remaster hört sich das wirklich noch besser an, jeden Tastendruck von Billy Preston hört man, jede Einzelheit, und ich weiß noch, wie nach einem Konzert vor ein paar Jahren ein Journalist schrieb: McCartney spielte auch I've Got a Feeling, er kann es zwar nicht so druckvoll singen wie John damals, aber schön war es trotzdem. Dabei war es auch damals nicht John! Als Kind dachte ich das allerdings auch. Man bringt es einfach nicht zusammen mit dem Mann, der auch The Long And Winding Road singt: Diese geschrienen Zeilen, die ich bis heute nicht richtig verstanden habe, dieses
All these years I've been wandering around the world- und dieses Lied hat einen dermaßen lässigen Groove, das haut mich einfach um. Und weil einem jetzt diese ganzen Details auffallen: Das mit der Queen hatte ich auch nie gehört auf meinen alten Cassetten.
Wondering how come nobody told me
All that I was looking for was somebody
Who looked like you
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Ich akzeptiere Schleichermusik normalerweise nicht. Ich akzeptiere Jazzbesen nur im Zusammenhang mit Angelo Badalamenti. Ich akzeptiere unter regulären Bedingungen keine Barmusik mit Klaviersprengseln.
Schalten Sie sich doch bitte mal kurz dazu:
Eine Platte mit Standards, hui, das klingt gefährlich nach Rod Stewart, und wenn er sich in den letzten Jahren so bemüht und es auch endlich geschafft hat, sich vom Image des gefälligen Balladensängers und Hut-und-Stock-Unterhaltungskünstlers zu befreien, dann staunt man erst mal über den Mut, nun ausgerechnet so ein Album herauszubringen. Sachen aus dem Archiv. Müde, verstaubte Musik für müde, verstaubte alte Leute. Wie alt ist er inzwischen? Ihm ist wohl nichts mehr eingefallen.
Das Stück, das Sie da gerade hören, ist übrigens eine Eigenkomposition. Ich finde sie sehr geschmackvoll, natürlich geht es haarscharf an der von mir gefürchteten Klippe entlang, doch die Streicher ersäufen einen nicht, das Klavier klimpert keine bloßen Hotelbarklischees, auch die Harfe hält sich angenehm zurück. Clapton mag ich sonst gar nicht so sehr, aber was er da akustisch zupft, nehme ich auch gerne mit.
Dann aber vor allem: Die Stimme. Ich schrieb es schon mal, mit seiner gealterten Stimme kann ich sehr viel anfangen, und ich bin froh, dass hier anscheinend nichts aufpoliert wurde.
Ich habe es einmal angehört, vor drei oder vier Tagen, es "kam" nicht sofort, das kenne ich aber schon. Ich habe es einsickern lassen, nicht daran gerührt, und jetzt ist es so weit, die Synapsen sind verknüpft, ich hab's den ganzen Abend laufen und bin bereit für ein Album mit bescheuertem Titel und langweiligem Cover.
(Disclosure: Ich bin müde, alt und verstaubt.)
Schalten Sie sich doch bitte mal kurz dazu:
Eine Platte mit Standards, hui, das klingt gefährlich nach Rod Stewart, und wenn er sich in den letzten Jahren so bemüht und es auch endlich geschafft hat, sich vom Image des gefälligen Balladensängers und Hut-und-Stock-Unterhaltungskünstlers zu befreien, dann staunt man erst mal über den Mut, nun ausgerechnet so ein Album herauszubringen. Sachen aus dem Archiv. Müde, verstaubte Musik für müde, verstaubte alte Leute. Wie alt ist er inzwischen? Ihm ist wohl nichts mehr eingefallen.
Das Stück, das Sie da gerade hören, ist übrigens eine Eigenkomposition. Ich finde sie sehr geschmackvoll, natürlich geht es haarscharf an der von mir gefürchteten Klippe entlang, doch die Streicher ersäufen einen nicht, das Klavier klimpert keine bloßen Hotelbarklischees, auch die Harfe hält sich angenehm zurück. Clapton mag ich sonst gar nicht so sehr, aber was er da akustisch zupft, nehme ich auch gerne mit.
Dann aber vor allem: Die Stimme. Ich schrieb es schon mal, mit seiner gealterten Stimme kann ich sehr viel anfangen, und ich bin froh, dass hier anscheinend nichts aufpoliert wurde.
Ich habe es einmal angehört, vor drei oder vier Tagen, es "kam" nicht sofort, das kenne ich aber schon. Ich habe es einsickern lassen, nicht daran gerührt, und jetzt ist es so weit, die Synapsen sind verknüpft, ich hab's den ganzen Abend laufen und bin bereit für ein Album mit bescheuertem Titel und langweiligem Cover.
(Disclosure: Ich bin müde, alt und verstaubt.)
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Als er diesen kleinen, anrührenden Beatles-Song sang, "I Will" vom "White Album", blieb die Zeit stehen. Es fühlte sich an, als liege die Kölner Arena unter Wasser, alles war so langsam, intensiv und schön. Vergangenheit und Gegenwart hatten für eine Ewigkeit von anderthalb Minuten die Zukunft besiegt. [Q]Dass ich überhaupt eine Sekunde gezögert hatte. Dass ich wirklich für einen Moment überlegt hatte, es gut sein zu lassen, nach diesem Abschluss letztes Jahr, und dann wieder in einer großen Halle mit zweifelhafter Akustik. Dass ich tatsächlich erst gezweifelt hatte, ob ich noch mal so ein Sitzkonzert erleben möchte.
Der Auftritt in Köln hingegen war anders, elegant, würdevoll und stellenweise melancholisch. Als McCartney am Piano "Let It Be" sang, fragte man sich, was werden soll, wenn dieser Mann mal nicht mehr auftritt. [Q]Es sind oft Kleinigkeiten, z.B. dass diesmal alle standen, die ganze Zeit, und wie ich meinen Frieden hatte und die Augen geschlossen habe.
Sein Werk ist das Urmeter des Pop, er selbst der Kronzeuge der populären Kultur, ihre Goldreserve, der Maßstab. [Q]Ich habe das alles doch x mal erlebt, ich kenne das doch alles. Und trotzdem, als es losging, wurde wieder das Bild unscharf, das wird einfach nicht besser, da müssen die mal was dran machen.
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