Auf der Bank am Weg zu den Leinewiesen saß manchmal ein Mann, der keine Nase hatte. Man sah aus der Ferne das Loch in seinem Gesicht. Er sah böse aus, saß da und trank Bier aus der Flasche. Ich sah dann immer ganz vorsichtig hinüber und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Wir hatten ja gelernt, dass wir keine Vorurteile haben sollten: Der Mann kommt aus dem Landeskrankenhaus. Ich war gerade an ihm vorbei, da zerschmetterte er seine Flasche auf dem Boden, schlug auf die Bank ein und brüllte auf unmenschliche Weise los, es war nicht völlig unartikuliert, aber man verstand kein Wort. Den Schock habe ich lange nicht verdaut. Ein ganzes Jahr lang ging das dann so, ich hörte das Gebrüll manchmal von unserem Garten aus oder wenn ich das Fenster offen hatte. Zur Leine ging ich dann immer einen anderen Weg.
Ich kann das ganz gut nachmachen, heute noch, man muss die Muskeln vom Kehlkopf anspannen, einen gewissen Würgereiz überwinden und mit aller verfügbaren Kraft irgendwelche entsetzlichen Silben formen. Aber ich mache das nicht oft, die Kinder erschrecken dann so und es tut ganz schön weh im Hals.
Ich kann das ganz gut nachmachen, heute noch, man muss die Muskeln vom Kehlkopf anspannen, einen gewissen Würgereiz überwinden und mit aller verfügbaren Kraft irgendwelche entsetzlichen Silben formen. Aber ich mache das nicht oft, die Kinder erschrecken dann so und es tut ganz schön weh im Hals.
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"So macht das richtig S-pass, nich!", grinst die alte Dame mich an. Ganz gleich, was sie meint: Der späte Sommer lässt mich lächeln. Ich sage im Vorbeigehen: "Unbedingt!" und höre sie noch reden: "Seit zwanzig Jahren hat's sowas nicht mehr gegeben!"
Die andere davor: Grauhaarig mit zwei Krücken kaut sie ihr Kaugummi. Wie sie mich herausfordernd ansieht. Wie ich kaum ihren Blick erwidern kann. Wie sie mich mit einem Auge anzwinkert.
Die andere davor: Grauhaarig mit zwei Krücken kaut sie ihr Kaugummi. Wie sie mich herausfordernd ansieht. Wie ich kaum ihren Blick erwidern kann. Wie sie mich mit einem Auge anzwinkert.
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Meine positive Einstellung erschafft die Wunder in meinem Leben.

Ersetze deine negative Gedankenkette heute einfach durch eine positive Gedankenkette. Spüre, wie sehr dich das glücklich macht.

Überlege dir, welche Art des Wünschens dir leichtfallen würde. Auf welche Weise kannst du deine Gedanken am besten in die gewünschte Richtung lenken?

Ich bin voller Freude und Zuversicht, dass alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort für mich bereit ist.

Ich entscheide mich jetzt, liebevoll über mich und meine Mitmenschen zu denken. Meine Handlungen sind liebevoll und getragen von Wertschätzung.

Erfolgreich wünschen bedeutet, bereit zu sein, das Neue in deinem Leben zuzulassen.

Ich wünsche allen Menschen und allen Lebewesen Glück und Liebe. Ich bin mit allem verbunden.

Probleme abgeben statt Probleme wälzen. Beschäftige dich mit der Lösung, zum Wohle aller.

Durch positives Visualisieren werden die Umstände erst erschaffen, die uns glücklich machen.
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Da war dieser Tag, als sie total mutig entschieden, dass wir alle nicht hingehen, dann saßen wir rum und ich ertrug nicht, wie sie sich dafür feierten, dass sie beschlossen hatten, dass wir alle nicht hingehen, und dass sie dafür eine ausgewählt hatten, die sich nicht zu wehren wusste, und dass sie sich an ihrem feigen Mut aufgeilten, da nahm ich meine Sachen und ging hin und hätte das ganze Gegeifer vorher runterschreiben können.

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Oh Schreck! Zwei Mahlzeiten waren vertauscht worden, das war uns gerade noch aufgefallen. Das im Heißluftofen hocherhitzte Seniorenessen sah von außen nämlich stets gleich aus, egal ob es sich um Gemüsesuppe, Fischfilet oder Rinderrouladen handelte: Es waren die immer gleichen Aluminiumschalen zum Aufreißen. Zwar lieferten wir nicht à la carte, doch hatten sich die Bezieher auf Diabetiker-, Voll- oder leichte Kost festgelegt, und so mussten wir penibel auf die kleinen Schildchen achten, die auf jedem Schälchen klebten.
Das Essen wurde tiefgekühlt in Fünfer-Einheiten angeliefert, weshalb es für uns eine gewisse Logistik zu betreiben galt: Blieben bspw. von einer Sorte drei Exemplare übrig, musste man diese in der Folgewoche jemand anderem liefern, man konnte dabei notfalls Diabetiker- oder leichte Kost auch mal einem Vollkost-Bezieher auf den Tisch stellen (keinesfalls aber umgekehrt!), musste aber darauf achten, dass niemand dreimal nacheinander Suppe bekam und wusste irgendwann auch, wer gerne Süßes aß (Milchreis, Blaubeerpfannkuchen) und wer einem solche Mahlzeiten am nächsten Tag unangetastet und mit vorwurfsvollem Blick unter die Nase halten würde.
Wir waren bald eingespielt und routiniert, irgendetwas ließ mich an diesem Tag aber trotzdem einmal kurz den Deckel der grünen Isolierbox anheben und den Inhalt prüfen, bevor ich Frau M. an der Tür ihre Mahlzeit in die Hand drücken würde. Diese Boxen waren ihrerseits mit Schildchen versehen, auf denen die Namen der Kunden standen, so dass Schwund gleich auffallen und einer Person zugeordnet werden können sollte. Als ich nun den Deckel herunternahm und hineinspähte, fiel mir der Fehler gleich auf: Frau M. hat Diabetikerkost, das hier aber war keine! Ich teilte dies dem verkatert im Auto sitzenden Kollegen mit, der die Schälchen an jenem Tag aus dem Ofen genommen und einsortiert hatte, und sagte: Da müssen wir noch mal umsortieren.
Er quälte sich aus dem Sitz, sah wirklich elend aus an dem Tag, wir stapelten die grünen Iso-Boxen auf der Motorhaube des zivildienstfarben umlackierten ehemaligen Postgolfs ("Pogo"), suchten und fanden schließlich eine Tauschmöglichkeit, also hob er mit spitzen Fingern eine sehr heiße Schale aus der einen, eine weitere aus der anderen Styroporbox, pustete sich über die Fingerkuppen und setzte dann mit großer Vorsicht die Schalen umgekehrt wieder ein. Ich beobachtete ihn dabei, und als er die Deckel wieder auf die Schalen gelegt hatte und mit beiden Händen wedelte, schaute er auf und blaffte mich an: Was grinst du denn so blöd!
Meistens aber waren wir in guter Stimmung zusammen unterwegs, und das muss man erst mal schaffen, zwanzig Monate lang Tag für Tag zu zweit dieselbe Tour zu fahren, zu denselben Leuten zu gehen und im Gegensatz etwa zu den coolen Krankenwagenfahrern garantiert nie etwas Aufregendes zu erleben. Vermutlich hatte unsere Dienststelle ganz anders kalkuliert, für ihr neu auf den Markt gekommenes "Essen auf Rädern" waren jedenfalls gleich zwei Zivis eingestellt worden, allerdings hatte man doch nur eine Handvoll Kunden gewonnen, so dass unser Idyll stets davon bedroht war, dass jemand käme und verkündete: Das kann ja wohl einer alleine machen!
Was definitiv stimmte, und so erfanden wir alle möglichen Begründungen dafür, dass es total sinnvoll und effektiv war, diese Tour zu zweit zu fahren: Man könne z.B. hier eine Stichfahrt machen, und während dort der eine in das Hochhaus zu Frau X gehe, fahre der andere zu Herrn Y und sammle den Kollegen dann bei Z wieder ein. Relativ lange ließ sich das auch aufrecht halten, schwierig wurde es immer dann, wenn einer von uns beiden Urlaub hatte: Dann konnte der andere ja schlecht genauso früh wieder zurückkehren wie sonst! Andererseits durften die armen alten Menschen auch nicht erst nachmittags um 16h ihr Essen bekommen. Da musste getrickst und getäuscht werden, ich fuhr dann meist im ersten Drittel nach Hause und ließ ein Stündchen vergehen, entschuldigte mich im zweiten Drittel bei den Kunden für die ungewohnt späte Lieferung, belieferte zum Schluss auf einer umständlichen Route diejenigen, bei denen es vollkommen egal war und fuhr dann erneut für ein Weilchen nach Hause, bevor ich vollkommen geschafft in die Dienststelle zurückkehrte und verkündete, wie sehr ich mich auf die Rückkehr des Kollegen freute, denn das sei doch sehr anstrengend so alleine.
Das kam mir erstaunlich leicht von den Lippen, denn auch zu zweit war die Routine dergestalt, dass wir nach unserer gemütlichen Tour in aller Ruhe die preisgekrönte Nordmensa aufsuchten und dort gigantische Mengen an Nahrung vertilgten. Nach dem zweiten Nachtisch saßen wir noch ein wenig herum, stiegen dann wieder in den Pogo, kehrten zur Dienststelle zurück und mussten erst mal ganz dringend Mittagspause machen.
Irgendwann war es doch so weit, es kam der Tag, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte, es war ein Tag, an dem der Kollege nicht da war, und der unangenehme Vorgesetzte kam mit einer Stoppuhr zu mir in die Küche. Er habe sich vorgenommen, einmal genau zu protokollieren, wie viel Zeit man für die Auslieferung brauche, sprach er mit ernster Miene und notierte die Startzeit. Während das Essen im Ofen brutzelte, überlegte ich fieberhaft: Es würde ein ganzes Maßnahmenpaket geben müssen, soviel war klar, und ich begann damit, fürs Einpacken wesentlich länger zu brauchen als üblich. Im Kopf baute ich eine umständliche, aber nicht zu offenkundig falsche Route zusammen, die sich durch möglichst viele Ampeln, Staus, Einbahnstraßen usw. auszeichnen sollte. Allerdings hatte der ganze Plan einen entscheidenden Schwachpunkt: Was wäre, wenn der Kontrolleur mit zu den alten Menschen gehen und dort erfahren würde, dass wir sonst ja immer viel früher kamen?
So legte ich falsche Fährten, suggerierte dieses und unterschlug jenes, stand nach dem Abgeben des Essens noch fünf Minuten im Hausflur herum, bevor ich wieder zum Auto rannte und augenrollend erzählte, dass die Frau A. immer so viel erzähle, drückte ausdauernd haarscharf neben die Klingel und breitete verzweifelt die Arme aus, weil der Herr B. einfach nie die Klingel höre, entschuldigte mich drinnen hektisch für die ungewohnt späte Lieferzeit, aber heute sei der Chef mit dabei und da dauere alles doppelt so lange.
In diesem Moment fiel mir der Nachtisch ein: Um das triste Tiefkühlmenü ein wenig aufzupeppen, gab es ab und zu ein wenig Obst, das wir im Supermarkt kauften und dann mit dem Essen verteilten. Mit gewichtiger Miene fuhr ich einen weit abseits der Route liegenden Einkaufsmarkt an, bei dem es, so behauptete ich, das beste Obst gebe - und nicht mal teuer!, der Chef wurde neugierig, stieg zum ersten Mal mit aus und wir betraten den Laden. Wo er ausgiebig das Obst- und Gemüseangebot studierte, Preise verglich, Qualität prüfte, dann mit einer Tüte Weintrauben zur Kasse ging und bezahlte.
Dennoch konnte ich insgesamt nicht viel mehr als eine zusätzliche Stunde herausholen, und schwitzend wartete ich auf das Urteil, das ich längst zu kennen glaubte: Dass diese Arbeit künftig - und zwar in Teilzeit - von einem Mann erledigt werde, der nachmittags noch im Pflegedienst eingesetzt werden könne, wohin der andere ab sofort komplett versetzt werde.
Auf dem Hof drückte er auf seine Stoppuhr. "Und jetzt noch die Küche machen, was!?", sprach er, während ich die leeren Styroporboxen aus dem Pogo räumte und aufstapelte. "Äh, ja!", sagte ich, wir gingen die Treppe hinauf, und in der Küche verkündete er: "Da freuen Sie sich bestimmt schon, dass der Kollege wiederkommt, was! Ist ja 'ne ganz schön anstrengende Tour."
Der konnte übrigens auch bald wieder grinsen, der Kollege, als ich ihm sagte: Na ja, du hättest auch einfach nur die Deckel austauschen können.
Das Essen wurde tiefgekühlt in Fünfer-Einheiten angeliefert, weshalb es für uns eine gewisse Logistik zu betreiben galt: Blieben bspw. von einer Sorte drei Exemplare übrig, musste man diese in der Folgewoche jemand anderem liefern, man konnte dabei notfalls Diabetiker- oder leichte Kost auch mal einem Vollkost-Bezieher auf den Tisch stellen (keinesfalls aber umgekehrt!), musste aber darauf achten, dass niemand dreimal nacheinander Suppe bekam und wusste irgendwann auch, wer gerne Süßes aß (Milchreis, Blaubeerpfannkuchen) und wer einem solche Mahlzeiten am nächsten Tag unangetastet und mit vorwurfsvollem Blick unter die Nase halten würde.
Wir waren bald eingespielt und routiniert, irgendetwas ließ mich an diesem Tag aber trotzdem einmal kurz den Deckel der grünen Isolierbox anheben und den Inhalt prüfen, bevor ich Frau M. an der Tür ihre Mahlzeit in die Hand drücken würde. Diese Boxen waren ihrerseits mit Schildchen versehen, auf denen die Namen der Kunden standen, so dass Schwund gleich auffallen und einer Person zugeordnet werden können sollte. Als ich nun den Deckel herunternahm und hineinspähte, fiel mir der Fehler gleich auf: Frau M. hat Diabetikerkost, das hier aber war keine! Ich teilte dies dem verkatert im Auto sitzenden Kollegen mit, der die Schälchen an jenem Tag aus dem Ofen genommen und einsortiert hatte, und sagte: Da müssen wir noch mal umsortieren.
Er quälte sich aus dem Sitz, sah wirklich elend aus an dem Tag, wir stapelten die grünen Iso-Boxen auf der Motorhaube des zivildienstfarben umlackierten ehemaligen Postgolfs ("Pogo"), suchten und fanden schließlich eine Tauschmöglichkeit, also hob er mit spitzen Fingern eine sehr heiße Schale aus der einen, eine weitere aus der anderen Styroporbox, pustete sich über die Fingerkuppen und setzte dann mit großer Vorsicht die Schalen umgekehrt wieder ein. Ich beobachtete ihn dabei, und als er die Deckel wieder auf die Schalen gelegt hatte und mit beiden Händen wedelte, schaute er auf und blaffte mich an: Was grinst du denn so blöd!
Meistens aber waren wir in guter Stimmung zusammen unterwegs, und das muss man erst mal schaffen, zwanzig Monate lang Tag für Tag zu zweit dieselbe Tour zu fahren, zu denselben Leuten zu gehen und im Gegensatz etwa zu den coolen Krankenwagenfahrern garantiert nie etwas Aufregendes zu erleben. Vermutlich hatte unsere Dienststelle ganz anders kalkuliert, für ihr neu auf den Markt gekommenes "Essen auf Rädern" waren jedenfalls gleich zwei Zivis eingestellt worden, allerdings hatte man doch nur eine Handvoll Kunden gewonnen, so dass unser Idyll stets davon bedroht war, dass jemand käme und verkündete: Das kann ja wohl einer alleine machen!
Was definitiv stimmte, und so erfanden wir alle möglichen Begründungen dafür, dass es total sinnvoll und effektiv war, diese Tour zu zweit zu fahren: Man könne z.B. hier eine Stichfahrt machen, und während dort der eine in das Hochhaus zu Frau X gehe, fahre der andere zu Herrn Y und sammle den Kollegen dann bei Z wieder ein. Relativ lange ließ sich das auch aufrecht halten, schwierig wurde es immer dann, wenn einer von uns beiden Urlaub hatte: Dann konnte der andere ja schlecht genauso früh wieder zurückkehren wie sonst! Andererseits durften die armen alten Menschen auch nicht erst nachmittags um 16h ihr Essen bekommen. Da musste getrickst und getäuscht werden, ich fuhr dann meist im ersten Drittel nach Hause und ließ ein Stündchen vergehen, entschuldigte mich im zweiten Drittel bei den Kunden für die ungewohnt späte Lieferung, belieferte zum Schluss auf einer umständlichen Route diejenigen, bei denen es vollkommen egal war und fuhr dann erneut für ein Weilchen nach Hause, bevor ich vollkommen geschafft in die Dienststelle zurückkehrte und verkündete, wie sehr ich mich auf die Rückkehr des Kollegen freute, denn das sei doch sehr anstrengend so alleine.
Das kam mir erstaunlich leicht von den Lippen, denn auch zu zweit war die Routine dergestalt, dass wir nach unserer gemütlichen Tour in aller Ruhe die preisgekrönte Nordmensa aufsuchten und dort gigantische Mengen an Nahrung vertilgten. Nach dem zweiten Nachtisch saßen wir noch ein wenig herum, stiegen dann wieder in den Pogo, kehrten zur Dienststelle zurück und mussten erst mal ganz dringend Mittagspause machen.
Irgendwann war es doch so weit, es kam der Tag, vor dem ich mich die ganze Zeit gefürchtet hatte, es war ein Tag, an dem der Kollege nicht da war, und der unangenehme Vorgesetzte kam mit einer Stoppuhr zu mir in die Küche. Er habe sich vorgenommen, einmal genau zu protokollieren, wie viel Zeit man für die Auslieferung brauche, sprach er mit ernster Miene und notierte die Startzeit. Während das Essen im Ofen brutzelte, überlegte ich fieberhaft: Es würde ein ganzes Maßnahmenpaket geben müssen, soviel war klar, und ich begann damit, fürs Einpacken wesentlich länger zu brauchen als üblich. Im Kopf baute ich eine umständliche, aber nicht zu offenkundig falsche Route zusammen, die sich durch möglichst viele Ampeln, Staus, Einbahnstraßen usw. auszeichnen sollte. Allerdings hatte der ganze Plan einen entscheidenden Schwachpunkt: Was wäre, wenn der Kontrolleur mit zu den alten Menschen gehen und dort erfahren würde, dass wir sonst ja immer viel früher kamen?
So legte ich falsche Fährten, suggerierte dieses und unterschlug jenes, stand nach dem Abgeben des Essens noch fünf Minuten im Hausflur herum, bevor ich wieder zum Auto rannte und augenrollend erzählte, dass die Frau A. immer so viel erzähle, drückte ausdauernd haarscharf neben die Klingel und breitete verzweifelt die Arme aus, weil der Herr B. einfach nie die Klingel höre, entschuldigte mich drinnen hektisch für die ungewohnt späte Lieferzeit, aber heute sei der Chef mit dabei und da dauere alles doppelt so lange.
In diesem Moment fiel mir der Nachtisch ein: Um das triste Tiefkühlmenü ein wenig aufzupeppen, gab es ab und zu ein wenig Obst, das wir im Supermarkt kauften und dann mit dem Essen verteilten. Mit gewichtiger Miene fuhr ich einen weit abseits der Route liegenden Einkaufsmarkt an, bei dem es, so behauptete ich, das beste Obst gebe - und nicht mal teuer!, der Chef wurde neugierig, stieg zum ersten Mal mit aus und wir betraten den Laden. Wo er ausgiebig das Obst- und Gemüseangebot studierte, Preise verglich, Qualität prüfte, dann mit einer Tüte Weintrauben zur Kasse ging und bezahlte.
Dennoch konnte ich insgesamt nicht viel mehr als eine zusätzliche Stunde herausholen, und schwitzend wartete ich auf das Urteil, das ich längst zu kennen glaubte: Dass diese Arbeit künftig - und zwar in Teilzeit - von einem Mann erledigt werde, der nachmittags noch im Pflegedienst eingesetzt werden könne, wohin der andere ab sofort komplett versetzt werde.
Auf dem Hof drückte er auf seine Stoppuhr. "Und jetzt noch die Küche machen, was!?", sprach er, während ich die leeren Styroporboxen aus dem Pogo räumte und aufstapelte. "Äh, ja!", sagte ich, wir gingen die Treppe hinauf, und in der Küche verkündete er: "Da freuen Sie sich bestimmt schon, dass der Kollege wiederkommt, was! Ist ja 'ne ganz schön anstrengende Tour."
Der konnte übrigens auch bald wieder grinsen, der Kollege, als ich ihm sagte: Na ja, du hättest auch einfach nur die Deckel austauschen können.
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Der Mann lief draußen schon so komisch herum, er schien das Haus gegenüber zu beobachten, ich dachte an die GEZ und die Stasi, erinnerte mich auch sofort wieder an die unverschämte Frau von vor zehn Jahren, die vor dem Haus herumlungerte, als ich mittags nach Hause kam, die mich dann mit zusammengekniffenen Augen musterte und auf meine Frage, ob ich ihr helfen könne, sagte: Sie haben Kabelanschluss, der ist nicht angemeldet, ich sagte: Nein, will ich nicht und habe ich nicht, sie behauptete: Definitiv haben Sie Kabel, ich sagte: Nein, was wollen Sie denn, Sie meinte: Das wird Folgen haben und stieg in ihr Auto, HAU BLOSS AB, DU VERKOMMENE STASI-AGENTIN, ZEIG DICH NIE WIEDER IN MEINER STRASSE, DU SCHNÜFFLERIN, DU HÄSSLICHE HILFSFRATZE, dachte ich in durchgängiger Großschreibung, und wie mir das alles wieder einfiel, klingelte es auch schon und der Herr mit seinem Klemmbrett stand da, versuchte seriös auszusehen und sprach ganz forsch: Tag, K*bel Deutschland, wir messen gerade die Anschlüsse durch, ich müsste mal in Ihren Keller, ich sagte: Wie, bitte, was habe ich mit K*bel Deutschland zu tun, ja, wir messen da die Anschlüsse durch, Sie haben auch so was im Keller, so einen grauen Kasten, und ich blieb wieder viel zu freundlich und sagte: Ich habe kein K*bel Deutschland, was wollen Sie da in meinem Haus, nicht nur in Ihrem Haus, in der ganzen Straße!, entgegnete er, und ich sagte sehr langsam: Sie können hier nicht einfach ankommen und in meinen Keller wollen, schicken Sie mir was zu, dann weiß ich worum es geht und überlege mir das, er schrieb dann noch meinen Namen auf sein Klemmbrett und guckte unfreundlich. Als er ging, sah ich sein komisches Namensschild, "Selbstständiger Medienberater" oder so etwas stand darauf, und nächstes Mal erwische ich einen von denen mal im richtigen Moment, UND DANN SETZT ES ABER WAS!
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Wenn ich ausnahmsweise mal nach Hamburg fahre, verliere ich ja meistens eine Stoßstange, deshalb fuhr ich diesmal ganz besonders vorsichtig um die Ecken. Auf dem Weg aus der Stadt heraus war ich dann richtiggehend happy, heute mal heile durchgekommen zu sein und auch endlich das blaue Autobahnschild zu entdecken, trat also freudig aufs Gaspedal und sah den dunkelgelben Blitz ungefähr in dem Moment, als die Stimme aus dem Navigationscomputer bei dem Wort "beachten" angekommen war, denn die breite Ausfallstraße war aus unerfindlichen Gründen auf 30 km/h beschränkt. Nach kurzem Nachdenken arbeitete ich einen Witz um, den ich 1978 zum ersten Mal in dem Heft 3 X kurz gelacht! gelesen habe, und rammte meiner Beifahrerin den Ellbogen in die Seite: "Warum fahren die HSV-Spieler immer diesen Weg zum Training? Damit sie wenigstens in Flensburg Punkte kriegen, harhar!"

Das anschließende Schweigen zog sich bis auf die A261, wo ich es beendete, indem ich kurz die Geschichte des Hamburger Sportvereins von 1887 e.V. referierte, wobei der eindeutige Schwerpunkt meiner Kenntnisse (wie eigentlich bei allen Themen) in den frühen 80er Jahren lag, Branko Zebec, Ernst Happel, Hrubesch, Magath, Kaltz, und wie es in jenen Jahren in der Schule nur um eine einzige, entscheidende Frage ging: Bist du Bayern oder HSV?

Das alles spielte in einer Zeit, in welcher die Gleichung Bayern=CSU=Strauß=bäh! noch unwidersprochen galt, man brauchte bloß den Hals einzuziehen und "Jo mei!" zu rufen, musste dabei auch nicht im entferntesten das bayerische Idiom treffen, schon konnte man sich vor grölendem Gelächter und auf die Schulter krachenden Händen nicht mehr retten, und das galt gerade auch für die differenzierten und politisch wahnsinnig aufgeklärten Geister in den Kreisen, in denen ich mich bewegte. Es gab also nur eine Möglichkeit für mich - und auch wenn aus Dieter Hoeneß, Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge inzwischen total verschiedene und dennoch alle gleichermaßen unerträgliche Charaktere geworden sind, auch wenn ich den Verein und seine Protagonisten seit langem nicht mehr leiden kann, so muss ich doch dazu stehen: Damals war ich Bayern. Und es mag daran liegen, dass ich bei den Raufereien zwischen den Bayern- und den HSV-Fans oft genug auf dem Boden lag, daran, dass der grinsend auf mir sitzende HSVer mir aufs Grausamste seine Fingerknöchel zwischen die Rippen grub und einfach nicht aufhörte - ich habe mich später jahrelang am Niedergang des HSV geweidet. Auch dann noch, als ich mich längst nicht mehr für Fußball interessierte, auch dann noch, als mir die Dauererfolge der arroganten Bayern nur noch auf die Nerven gingen, und auch dann noch, als es mich zufällig in eine Stadt verschlagen hatte, die mit diesem Verein eine alberne Fußballfeindschaft pflegt: So ironisch gebrochen ich den Fußball sonst auch sehe (oder gleich ganz ignoriere) - wenn es um die alberne Frage ging, wer "Die Nummer 1 im Norden" sei, konnte ich mir die Freude nicht verkneifen, da war es einfach zu schön, wenn die HSV-Fans am letzten Spieltag im eigenen Stadion das große Banner wieder einrollen mussten, weil ihr Verein doch noch von den Bremern besiegt und damit in der Tabelle überholt wurde.

Längst fuhren wir auf der A1 der Heimat entgegen, meine Stimmung hatte sich ins Nachdenkliche verschoben, die Hamburger, so sagte ich nach einem Räuspern, seien ja an sich auch ganz in Ordnung, man habe ja gerade wieder gesehen, dass die am Samstagnachmittag auch nichts anderes täten als die Bremer, sie seien womöglich, wenn sie bspw. säuerlich-frische Sommeräpfelchen einfach so zum Mitnehmen an die Straße stellten, auch nicht besser oder schlechter als andere Menschen, führte ich an, da wurden im Radio die Ergebnisse des Spieltags verlesen. Der HSV hatte gegen Mönchengladbach 0:1 verloren. "YEAH! YEAH!", schrie es aus mir, und das irritierte die Beifahrerin vermutlich mindestens so wie mich damals die Antwort eines Mitschülers, den ich gefragt hatte: Bist du Bayern oder HSV?
Seine Antwort lautete: Gladbach!
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Will ein Mann in Laden zum Einkaufen und hats eilig. Hat er kein Geld und will erst noch was beier Bank holen, denkt er: Ist ein Umweg, zahl ich ausnahmsweise mit Karte, weiler das eigentlich nicht mag. Macht er den Einkaufswagen voll bis obenhin so mit allem, richtig großer Einkauf, Wasser und alles - ach genau: gibt er zuerst auch noch seine ganzen leeren Fandflaschen am Automat ab, geht er zur Kasse stellt sich an packt seine ganzen Sachen aufs Band gibt der Frau den Fandbon, scannt sie alle Sachen ein und auch den Fandbon, musser bezahlen und gibt seine Karte hin. Zieht sie die durch das Ding, kommt erst der eine Bon raus und dann der andere zum Unterschreiben weil er ja mit Karte zahlt. Ist aber mittendrin die Rolle alle von dem Drucker, sagt sie Moment das haben wir gleich und macht ne neue rein, funktioniert der Drucker nicht. Denkt der Mann so: Ich brauche ja keinen Bon, aber die brauchen bestimmt meine Unterschrift, sagt die Frau wir brauchen Ihre Unterschrift tut mir Leid wenn Sie warten müssen aber das haben wir gleich. Macht sie diesen Drucker auf und zu und auf und zu und dauernd wieder auf und zu aber es geht nix. Holt sie die Kollegin, sind anderen Kunden schon richtig ungeduldig schicken sie die erst mal an die anderen Kassen. Sieht der Mann wie in dem Drucker Papierstau ist sagt er das der Kassiererin sagt sie na da haben wirs doch von hier aus sieht man das nicht nimmt sie eine Büroklammer fummelt das alles raus macht die Rolle wieder rein geht der Drucker immer noch nicht. Sagt der Mann ich will ja nix sagen und ich bin gewöhnlich bestimmt kein ungeduldiger Typ aber heute ist Elternabend und ich müsste demnächst mal los sagen die Frauen können wir ja nix dafür sagter ich weiß dass Sie nix dafür können und bin auch weit davon entfernt Ihnen einen Vorwurf zu machen bloß dass ich trotzdem das Problem habe einerseits die eingekaufte Ware dringend zu benötigen und zwar in fümf Minuten auf dem Abendessentisch und andererseits gerade den Eindruck gewinne dass das hier noch beliebig lange dauern kann sagen die Frauen wir brauchen nun mal Ihre Unterschrift und der Drucker druckt nicht sagt er das habe ich durchaus mitbekommen und es wäre halt schön wenn das noch irgendwie klappen könnte aber wahrscheinlich können Sie auch keine Prognose abgeben. Sagen sie so ist es aber wir arbeiten dran. Rufen sie den Scheff an sagt der denen durchs Telefon wie sie das stornieren können müssen sie eine Nummer von dem Bon abtippen, tippen sie die ab, funktioniert nicht und so geht das dann immer weiter, immer fragen sie und dann sagt der denen was und sie machens und es klappt aber nicht und sie müssen den Scheff wieder anrufen. Sagt die andere Kassiererin kommen sie doch einfach hier rüber kassieren wir das hier. Sagt er und was ist mit meiner Lastschrift sagt sie stimmt ja dann müssen sie doch noch warten, und so geht das dann die ganze Zeit, muss der Mann irgendwann lachen fragen sie ihn was ist sagt er gar nichts und irgendwann funktionierts dann doch und dann sagen die so wir haben das jetzt storniert und jetzt können Sie die Sachen wieder aufs Band legen und dann werden die neu eingescannt. Schiebt er den Wagen zurück und legt alles wieder aufs Band und diesmal klappts auch aber als er bezahlen soll kommt ihm der Betrag höher vor als beim ersten Mal sagt er haben Sie vielleicht den Fandbon diesmal vergessen sagt sie ouh, sorry, keine böse Absicht, sagt er weiß ich und will dann endlich fertig werden weil er gleich beim Elternabend sein muss zieht sie den Fandbon über den Scanner nimmt der Scanner den nicht weil der ja schon mal gescannt war sagt sie Moment das haben wir gleich.
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Das geht immer alles so schnell, gerade ist man noch Unternehmer des Jahres und lässt sich einen aufsehenerregenden Firmensitz bauen, schon darf man selber nicht mehr rein. Kaum überlegt man, aus der Insolvenzmasse noch einen seetauglichen Regenschirm oder ein günstiges Großsegel zu erwerben, schon ist der Sommer vergangen und das Gebäude entkernt. Wochenende ist, müde die Knochen, was aber hilft's - raus, raus, auf geht's! Weiter, weiter! Ein kurzer Blick hinüber ans andere Ufer muss genügen, es ist Wochenende, los, rauf auf den Sattel!


Schnell durchs Gewerbegebiet, nicht links und nicht rechts schauen, aus den Fabriken das übliche Seufzen, ich aber habe frei und kenne mein Ziel.

Bald, man muss nur immer auf den unterprivilegierten Stadtteil zuhalten, wird der Horizont weit.



Meinen blanken, neuseeländischen Apfel von REWE lege ich einfach dazu.

tl;dr
Am Wochenende bin ich mit dem Fahrrad herumgefahren.
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Mehr als ein Stündchen muss es ja gar nicht sein, denke ich oft, strecke mich aus und lege mir ein Kissen über den Kopf.
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