Wenn die sich alle gegenseitig kaufen, übernehmen, schließen, umflaggen, vereinheitlichen, diversifizieren, zentralisieren, regionalisieren, dann irritiert es mich zuweilen, denn ich muss mich immer umgewöhnen. Aus Comet wurde Extra, dann wieder Comet und nun Rewe, so wie auch aus MiniMal Rewe wurde, Sie kennen das ja. Bitte - mir macht das kaum etwas aus, das Leben besteht nun mal usw.;
Ärgerlich hingegen war es, als Plus, der unmittelbare Nahversorger im Quartier, seine Pforten schloss, woraufhin die Immobilie ein gutes Jahr lang brach lag, bis ein Spar-Markt in die Bresche sprang, der so aus der Zeit gefallen scheint, dass es eine Freude ist: Kasse, Kühltruhe und Regale mit, hm, Patina, das Laufband keinen Meter lang und doch mehr als ausreichend für die zwei Liter Milch und das Päckchen Butter, die ich dort regelmäßig kaufe.
Plus unterdessen wollte etepetete sein, baute gigantomanische Klötze in Bahnhofsnähe und allüberall, und man muss zugestehen, dass diese neuen Läden großzügig und angenehm geschnitten sind. Hier geht man nicht mit dem Einkaufskorb durch, hier wird der große Einkaufswagen randvoll gepackt, bis man ihn zum Auto schiebt, aber immerhin durch breite und helle Gänge, alles wirkt sauber und gepflegt, es stehen keine Paletten und Kartons kreuz und quer, und somit ist vom ursprünglichen Ramsch- und Billig-Image der Marke Plus nicht mehr viel zu spüren.
Denn dieses Image hatte Plus immer, es schob sich neben das lange davor existierende Aldi, verkaufte zwar auch Markenprodukte, zielte aber immer auf die preisbewussten Käufer und nervte in den letzten Jahren ja auch kolossal mit seinen aufdringlichen "Kleinen Preisen", die irgendein Verbrecher in einer Werbeagentur kreiert und auf die Menschheit losgejagt hat.
Als markenterrorsensibilisierter Schüler entwickelt man schnell ein Gefühl dafür, was "geht" und was "nicht geht", egal, wie man rational darüber denkt. Ein Aldi-Produkt oder eine Eigenmarke von Plus suchte man tunlichst zu verbergen, wenn Mitschüler in der Nähe waren, füllte den Goldhorn Apfelsinensaft also lieber in eine gläserne Karaffe um, wenn Besuch da war, und verbarg, so gut es ging, den Albrecht-Kaffee.
Heute, da ich ein innerlich freier Mann binund höchstens noch die KIK-Tüte in eine von Esp, oute ich mich als Plus-Kunde - na und, geht doch alle zu Feinkost Käfer!, und ich bin zutiefst beunruhigt. Denn was ich vor Monaten als Ankündigung gelesen habe, scheint tatsächlich Realität zu werden. Ob die Kette nun Tengelmann oder Edeka gehört, ist mir eigentlich wurscht, dazu kenne ich mich auch zu wenig aus, aber die Folgen sind dramatisch.
Plus hat ja seit Anbeginn der Zeit einen orange-blauen Markenauftritt. Ein Komplementärkontrast aus dem Bilderbuch, Blau fürs Seriöse und Orange fürs Frisch-Freche, bitte, daran gibt's nichts zu meckern, und jetzt kommt's: Kann sich irgend jemand eigentlich vorstellen, was passiert, wenn so etwas von fremden Farben unterwandert wird? Wie aus halbwegs geschmackvoll, jedenfalls erträglich gestalteten Produkten plötzlich aufdringlich-billig-schreiende Schmuddelware wird?
Eine Wasserflasche kann, auch wenn sie aus Plastik ist, aussehen wie eine Wasserflasche oder wie eine brüllende Litfasz-Säule. Eine Packung Milch kann aussehen wie eine Packung Milch - oder wie Blutorangensaft.
Textmarkergelb und Signalrot - na toll!
Aber das ist alles noch nichts. Gehen Sie, wenn Sie sich trauen, mal in so einen Laden. Darin hängen die orange-blauen Werbeschilder, und neu draufgeklebt sind entsetzliche, textmarkergelb-signalrote Netto-Embleme. Das beißt Ihnen die Netzhaut weg.
Ärgerlich hingegen war es, als Plus, der unmittelbare Nahversorger im Quartier, seine Pforten schloss, woraufhin die Immobilie ein gutes Jahr lang brach lag, bis ein Spar-Markt in die Bresche sprang, der so aus der Zeit gefallen scheint, dass es eine Freude ist: Kasse, Kühltruhe und Regale mit, hm, Patina, das Laufband keinen Meter lang und doch mehr als ausreichend für die zwei Liter Milch und das Päckchen Butter, die ich dort regelmäßig kaufe.
Plus unterdessen wollte etepetete sein, baute gigantomanische Klötze in Bahnhofsnähe und allüberall, und man muss zugestehen, dass diese neuen Läden großzügig und angenehm geschnitten sind. Hier geht man nicht mit dem Einkaufskorb durch, hier wird der große Einkaufswagen randvoll gepackt, bis man ihn zum Auto schiebt, aber immerhin durch breite und helle Gänge, alles wirkt sauber und gepflegt, es stehen keine Paletten und Kartons kreuz und quer, und somit ist vom ursprünglichen Ramsch- und Billig-Image der Marke Plus nicht mehr viel zu spüren.
Denn dieses Image hatte Plus immer, es schob sich neben das lange davor existierende Aldi, verkaufte zwar auch Markenprodukte, zielte aber immer auf die preisbewussten Käufer und nervte in den letzten Jahren ja auch kolossal mit seinen aufdringlichen "Kleinen Preisen", die irgendein Verbrecher in einer Werbeagentur kreiert und auf die Menschheit losgejagt hat.
Als markenterrorsensibilisierter Schüler entwickelt man schnell ein Gefühl dafür, was "geht" und was "nicht geht", egal, wie man rational darüber denkt. Ein Aldi-Produkt oder eine Eigenmarke von Plus suchte man tunlichst zu verbergen, wenn Mitschüler in der Nähe waren, füllte den Goldhorn Apfelsinensaft also lieber in eine gläserne Karaffe um, wenn Besuch da war, und verbarg, so gut es ging, den Albrecht-Kaffee.
Heute, da ich ein innerlich freier Mann bin
Plus hat ja seit Anbeginn der Zeit einen orange-blauen Markenauftritt. Ein Komplementärkontrast aus dem Bilderbuch, Blau fürs Seriöse und Orange fürs Frisch-Freche, bitte, daran gibt's nichts zu meckern, und jetzt kommt's: Kann sich irgend jemand eigentlich vorstellen, was passiert, wenn so etwas von fremden Farben unterwandert wird? Wie aus halbwegs geschmackvoll, jedenfalls erträglich gestalteten Produkten plötzlich aufdringlich-billig-schreiende Schmuddelware wird?
Eine Wasserflasche kann, auch wenn sie aus Plastik ist, aussehen wie eine Wasserflasche oder wie eine brüllende Litfasz-Säule. Eine Packung Milch kann aussehen wie eine Packung Milch - oder wie Blutorangensaft.
Textmarkergelb und Signalrot - na toll!
Aber das ist alles noch nichts. Gehen Sie, wenn Sie sich trauen, mal in so einen Laden. Darin hängen die orange-blauen Werbeschilder, und neu draufgeklebt sind entsetzliche, textmarkergelb-signalrote Netto-Embleme. Das beißt Ihnen die Netzhaut weg.
Bis Mitte 2010 sollen die meisten Plus-Märkte sukzessive in Filialen des Netto-Marken-Discounts umgestaltet werden.Um Gottes Willen. Das wird ganz hart.
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kid37,
Donnerstag, 14. Mai 2009, 12:12
Netto invertiert die Penny-Farben, das ist interessant, es scheint sich alles um Blau, Gelb, Rot zu kreisen. Im Ausland fallen mir ab und an noch grüne Signets auf. Vielleicht ist es auch mal wieder Zeit für meine kleine Rubrik "Liebe Werbepsychologen", in den Prospekten gibt es immer so viele lustige Dinge zu entdecken.
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nnier,
Donnerstag, 14. Mai 2009, 13:00
Im Kunstkurs hatten wir mal was mit Verpackungen (Produktdesign oder wie man das nennt). Nachdem wir brav gelernt hatten, dass Milchpackungen, der Frische und des blauen Himmels wegen und überhaupt aus Tradition, hellblau-weiß zu sein und möglichst noch eine idealisierte Weidelandschaft zu zeigen hatten, sollten wir selber eine Verpackung entwerfen. Diese praktische Arbeit führten wir dann aus, indem wir eine Milchpackung ("Q-Milch", Sie verstehen!), neongelb mit schwarz, "Qool" und "Qesund" bastelten. Es gab eine "3" oder so. Wir waren wir unserer Zeit voraus.
jean stubenzweig,
Donnerstag, 14. Mai 2009, 18:19
Ich gehe in alle diese Läden grundsätzlich nicht rein, was durchaus auch an der Gestaltung liegt. in eine dieser Netto-Filialen wurde ich mangels Alternativen mal gewungen, ich hätte sonst zu weit fahren müssen auf Usedom. Es war nicht nur ein Schreckenserlebnis an Gestaltung für mich, sondern brachte mich auf das Grundproblem: die Konzernkonzentrationen, die zunehmend entstehen. Wenn das so weitergeht, gibt's nur noch die HO-Kette. Aber keine nach dem sozialistischen Prinzip. Dann wird's geschehen wie bei den Energieanbietern. Je weniger es sind, um so leichter wird die Preisabsprache. Einfalt statt Vielfalt. Kartellamt? Vermutlich wird sowas ohnehin bald via Brüssel abgeschafft. Herr Lobby wird's schon geregelt kriegen. Und dann spielt auch die Gestaltung keine Rolle mehr.
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nnier,
Donnerstag, 14. Mai 2009, 19:58
Im Studentenwohnheim gab's diese Polit-WG, die beschloss, grundsätzlich den billigsten Käse usw. beim Discounter zu kaufen, auf dass das System an seinen eigenen Widersprüchen ersticke.
Es ist nicht so einfach, sich rauszuhalten - von Budgetzwängen abgesehen, das Thema gab's neulich ja auch dort. Ich versuche, die bekannten Leuteschinder zu meiden und mein Augenlicht zu erhalten. Mit gar zu schrillem Gebrüll jedenfalls verjagt man mich eher, als man mich lockt - und da sind die von kid37 angesprochenen Prospekte auch noch mal ein Thema.
Es ist nicht so einfach, sich rauszuhalten - von Budgetzwängen abgesehen, das Thema gab's neulich ja auch dort. Ich versuche, die bekannten Leuteschinder zu meiden und mein Augenlicht zu erhalten. Mit gar zu schrillem Gebrüll jedenfalls verjagt man mich eher, als man mich lockt - und da sind die von kid37 angesprochenen Prospekte auch noch mal ein Thema.
vert,
Samstag, 16. Mai 2009, 19:01
ach du scheiße, hardcore-marxisten!
die treten auch dem bettler den hut weg.
die treten auch dem bettler den hut weg.
nnier,
Sonntag, 17. Mai 2009, 18:36
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