Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Quaste und Potze
nnier | 07. November 2008 | Topic Musiq
Also mit klassischer Musik kenne ich mich ja sowas von gar nicht aus. Ich hab' den Zugang bisher nie gefunden. Wenn man mal von dem lauwarm besprochenen Liverpool Oratorio absieht, das ich ganz gerne mal anhöre, so gerne, dass ich sogar mal zu einer Aufführung ging, und in dem es einige sehr schöne Melodien zu entdecken gibt - aber natürlich, die geschätzte Leserschaft weiß das, besorge ich mir so etwas nicht, weil ich Klassik höre, sondern weil's von Paul McCartney ist.

Wobei es in den letzten Jahren aber schon gelegentlich vorgekommen ist, dass ich beim Radiohören* aufmerkte und mir vorstellen musste, wie es denn so wäre, dieses Stück mal in Ruhe und Gänze zu hören, mir also Zeit zu nehmen, und, was auch bei Popmusik für mich immer dazugehört hat, weil's den Genuss vertiefte, mich über das zu informieren, was ich da höre.

Ich komme darauf, weil ich gerade ein kurzes Interview mit dem Opernsänger Thomas Quasthoff gelesen habe, in dem der (nicht nur) über Paul Potts ein paar klare Worte äußert:
Mittlerweile macht der keine Klassik mehr - sondern, Entschuldigung, Popsülze. Aber wissen Sie, das ist so gar nicht meine Welt. Darüber möchte ich eigentlich gar nicht reden. [...] Ich kenne Studenten, die das besser können. Auch seine Ausstrahlung ist ausbaufähig. Man sieht ihm die Anstrengung richtig an. Die Kunst des großen Singens ist, dass man die Anstrengung eben nicht sieht. Potts ist sozusagen der Antipode zu dem, was ich meinen Studenten vermittle. Aber das klingt jetzt alles ein bisschen fies - und ich hab schon mal Prügel einstecken müssen, weil ich ein paar böse Worte über Andrea Bocelli verloren habe. Da wird man schnell in eine Sparte geschoben: 'Der Typ ist neidisch', was natürlich dummes Zeug ist. Ich gönne Potts den Erfolg von Herzen. Der soll sich meinetwegen dumm verdienen. Aber jetzt soll bitte keiner tun, als sei da ein neuer Klassikstar geboren.
Wenn ich mir wirklich mal Klassik vornehme, wird's sicher nicht gleich mit Opern losgehen - trotzdem machen mich solche Worte irgendwie auch neugierig. Und insgesamt kommt er auch relativ un-elitär daher, der Herr Quasthoff, was ja etwas ist, das einem bei den Klassikvertretern schnell auf die Nerven gehen kann. (Und: "Glauben Sie, ich hätte Lust, neben Dieter Bohlen zu sitzen?" ist nicht elitär, sondern gesund und wohltuend deutlich in einer Zeit, in der sich jeder bei jedem anbiedert, wenn er damit meint, ein paar Einheiten mehr verscherbeln zu können).

--
* Radio höre ich fast nur im Auto, und dort dann gerne so Kultursender.

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jean stubenzweig, Freitag, 7. November 2008, 12:44
Ja!!! Das ich klassische Musik höre, das wissen Sie. Aber wissen Sie auch, daß ich eine Leidenschaft habe: schöne Musik, gesungen von schönen Frauen. Fast ließe sich sagen: Jede Frau wird schön, wenn sie schön singt, nicht nur in der Oper. Heute früh erst wieder, bei arte. Ich wollte eigentlich einschlafen. Dazu brauche ich immer Fernsehen, das ist mein einzig wirkendes Schlafmittel. Aber es ging nicht. Denn es sang Sophie Karthäuser. Wie ein Vöglein schön und leicht und nicht den Rachen aufreißend wie andere*, daß man ihnen bis auf die zuletzt rippenstützend genossene Pasta hinunterschauen kann, sondern sanft und zart, beim Requiem von Gabriel Fauré.

*Nur Cecilia Bartoli nicht. Die ist nicht schön. Weil sie nicht singt, sondern schreit. Und man ihr auch noch die Anstrengung ansieht. Worüber man relativ wenig liest in den Massen an Medien, die sie hinter sich hat und weshalb sie auch keinen Link kriegt.

Und Pol Pott. Naja, das hatten wir ja schon. Dazu benötigen wir Herrn Quasthoff eigentlich nicht. Aber recht hat er, selbstsingend. Allzu zugetan bin ich ihm nicht. Nicht, weil er nicht schön ist und deshalb nicht schön singt. Sondern weil er mir manchmal zu angestrengt kunstliedelt. Da muß ich dann (mit-)leiden. Und das mag ich nicht so sehr.

Ich bin jetzt erstmal wieder weg. Vielleicht schau' ich mal bei Sophie Karthäuser rein. Nicht in den Magen.

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