
Früher, so erzählen meine Eltern, war es einfach das Kinderspiel, ich höre dann von Schussern und Klickern, von Tonern und Glasern und wie man sich gegenseitig die Murmeln abluchste. Zwar war das bei mir selber und meinen Freunden schon weniger der Fall - wir bauten eher Murmelbahnen, als die Kugeln um die Wette in kleine Löcher zu stupsen - aber dass man im Kinderzimmer eine Ladung Murmeln hatte, war gar keine Frage.
Seit einigen Monaten ist das Murmelfieber ausgebrochen. Ein liebes Kind kam nach den Osterferien von den Großeltern zurück und brachte ein paar handgefertigte und prall gefüllte Murmelsäckchen mit. Dazu gab es eine kleine Edelstahlpflanzschaufel, mit der sich ganz hervorragend faustgroße Löcher stechen lassen. Seither wird gespielt.

Ja, ja, werden Sie sagen, diese armen Kinder, müssen Beatles hören und kriegen nur alte Comics vor die Nase plus genau diejenigen Kinderbücher, die der nnier selber gut fand, am Ende "dürfen" sie noch Kimba gucken oder Timm Thaler, und jetzt müssen sie mit Murmeln spielen.
Wer wäre ich, Ihnen da zu widersprechen?
Man steckt doch selber viel zu tief drin, man kann sich ja durchanalysieren bis dorthinaus, trotzdem hat man seine blinden Flecken, und wenn man noch so oft betont, bitte, du darfst gerne moderne Drecksmusik hören, du darfst gerne so ein abgefackter Medienjunkie werden, mach nur, was du selber willst, wenn man also stets deutlich macht, dass das bloß unverbindliche Vorschläge sind - wer weiß schon, welche subtilen Signale man dennoch ganz unbewusst vermittelt, und der Papa ist ganz traurig, wenn du mit dem Nintendo spielst, also ich spiele ja viel lieber Spiele ohne Sieger aus unregelmäßig geformtem Naturholz, aber das ist deine Entscheidung, du musst das freiwillig selber wollen, ich will mich da gar nicht einmischen.

Es ist bloß - das liebe Kind hat auch an seine Freundinnen ein paar kleine Murmelsäckchen verschenkt, Nachbarskinder mit eigenen Murmeln gibt es auch, und seither trifft man sich im Garten und buddelt Löcher und läuft mit seinem Murmelsäckchen herum und holt den alten Setzkasten aus dem Keller und sortiert Klicker hin und sortiert Schusser her und sucht die Schränke nach den alten Knickern aus dem Kindergarten ab und wünscht sich Marmeln zu Weihnachten (jetzt schon) und tauscht Marbeln mit anderen Kindern und dreht die Kugeln zwischen den Fingern und erzählt beim Abendessen von dieser einen ganz besonderen, die das eine Kind hatte und die man erst gewonnen und dann an ein anderes Kind wieder verloren hat.

Im Stadtteilspielzeuggeschäft gab es keine, was ich gar nicht glauben konnte, im Billigladen immerhin diese Standardmurmeln und im hippen Szeneshop schöne einzelne, die man aber in Gold aufwiegen muss. Ich bestellte, damit es sich lohnt, übers Internet einen ganzen Karton voll, da sind echt coole dabei! Und wenn ich gefragt werde, was ich damit will: Ich habe da schon so eine Idee.
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Ich hatte damals noch gute Nerven und persönlich nichts gegen Bullet, über den ansonsten in der Dienststelle nicht nur heimlich gelacht wurde. Trotzdem freute ich mich darauf, die tägliche Tour bald mit einem Freund absolvieren zu können, und während eines nachmittags die obligatorische Folge Happy Days lief und wir im Aufenthaltsraum herumgammelten, sprach ich: Hoffentlich fängt K. bald hier an!
Hinterher meinte ich, ich hätte das untergründige Grinsen bemerken müssen, mit dem ich von einem Kollegen gefragt wurde: Warum denn!? Aber der Mund war schneller als das Hirn, und so antwortete ich: Damit ich nicht mehr mit Bullet fahren muss. Erst dann drehte ich mich um.
In den Tagen danach fragte er stets, ob es in Ordnung sei, dass wir zusammen führen, und meine Beteuerungen, natürlich, es sei mir eine große Freude, mit ihm zu fahren, kamen vermutlich nicht so richtig glaubwürdig rüber.
Der Tisch war reich gedeckt, die Großeltern zu Besuch, ein Tellerchen mit sauren Gurken stand herum, davon nahm ich eine und freute mich auf die knackige Frische. Statt dessen biss ich in etwas Weiches, Geschmacksfreies, und fragte entsetzt: Wo kommen die denn her? Wo habt ihr denn die gekauft?, und bevor ich die Antwort abwartete, hinterher meinte ich, ich hätte die alarmierten Gesichter meiner Eltern bemerken müssen, verkündete ich: Die schmecken ja gar nicht, die sind ja total labberig.
Meine Beteuerungen, dass die eigentlich doch total toll schmeckten, hmm!, gib mir noch eine!, kamen vermutlich nicht so richtig glaubwürdig rüber.
Da hatte die Nachbarin die Idee gehabt, ihrem Mann eine große Überraschung zu bereiten, er beging einen runden Geburtstag und sie hatte heimlich zig Personen aus ganz Deutschland eingeladen. Ich wurde in die Organisation eingebunden, sie gingen für zwei Stunden in ein Restaurant, das war alles gut eingefädelt, und ich sollte dabei helfen, die eintreffenden Menschen ins Haus zu lassen und in das Obergeschoss zu geleiten, wo alles aufwendig geschmückt werde sollte und dann, bei der Rückkehr, Ta-taa, Riesenüberraschung!
Der Raum hatte sich gut gefüllt, ich sah aus dem Fenster, das Paar kam zurück, ich sorgte für Ruhe und wir hörten die Haustür. Minutenlang herrschte Stille, dann hörte man die Frau: Willst du mal oben gucken, ob da der Wein steht? Nein, sagte er, wozu, der steht hier unten. Mhm, sprach sie, während man sich im Obergeschoss verschwörerisch anschmunzelte, aber sind oben die Gläser? Man meinte, das Stirnrunzeln zu hören, als er antwortete: Klar sind da die Gläser, und man meinte auch langsam, ihre Verzweiflung zu hören, als sie sagte: Sieh doch bitte trotzdem nach. Er hatte gerade den ersten Schritt auf der Treppe nach oben getan, als sie, getrieben wohl von der Befürchtung, das würde alles nichts mehr werden, rief: Zieh dir doch mal schönere Socken an, ich habe dir oben welche hingelegt!
Man hörte, wie er sich auf der Treppe umdrehte und sagte: Was soll ich?, und sie rief: Geh doch endlich hoch, und ich wusste, dass er jetzt nicht hochgehen würde, kein Mann hätte das getan, und ich wusste, dass jetzt für ihn der Moment gekommen war, um mal klarzustellen, wer hier für wessen Socken zuständig war, und ich sah, wie aus den schmunzelnden Gesichtern da oben ziemlich angestrengte geworden waren.
JETZT HABE ICH ABER DIE SCHNAUZE VOLL! WAS SOLL DENN DIESES GEREDE! GLAUBST DU, ICH KANN NICHT SELBER FÜR MEINE SOCKEN SORGEN! IRGENDWANN REICHT'S! UND ÜBRIGENS! ICH MUSS PISSEN! UND DANN WILL ICH NUR NOCH MEINE RUHE HABEN! UND WENN IRGEND JEMAND ANRUFT: DIE KÖNNEN MICH MAL! KEINE SAU HAT ANGERUFEN, KEINER HAT GRATULIERT, DEN GANZEN TAG, SCHÖNE FREUNDE!, UND JETZT KÖNNEN SIE MICH ALLE MAL! ALLE! (Lautes Furzen) ICH BIN SOGAR FROH, DASS DIE NICHT ANGERUFEN HABEN! UND DASS KEINER HIER VORBEIGEKOMMEN IST! WENN DER A. AUS B HIER NOCH ANGEKOMMEN WÄRE MIT SEINER ÄTZENDEN TUSSI - UND DANN WIEDER STUNDENLANG DIESES NERVIGE GELABER! DA SETZE ICH MICH DOCH LIEBER VOR DEN FERNSEHER!, so stellte ich mir das vor, da riefen wir mal lieber schnell: Überraschung!
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Es sind ja auch zwei Ohren, da kann ich das mit den zwei E-Mails durchaus nachvollziehen, ist sicher eine nette Geste vom Mobilfunkbetreiber - und dann doch wieder ein wenig unheimlich, wie schnell die heutzutage so etwas mitbekommen. Natürlich sind ihre ureigenen Interessen berührt, immerhin telefoniert es sich doch eher schlecht in einem solchen Zustand, dennoch erschrickt, jawohl, Herr Bundespräsident: erschrickt man im ersten Moment, man ist an diese Post-Privacy-Sache noch nicht ganz gewöhnt, die unser aller Leben zum besseren wenden wird, wenn Daten keine Bedrohung mehr darstellen, wenn alle von allen alles wissen, und ich fang einfach mal an, also, ich bin der nnier und neben meinem Bett steht ein schwarzbraunes Nachtschränkchen, darauf ein Bücherstapel, von unten nach oben: Unendlicher Spaß, Der Mann Die Frau Auf dem Weg zu ihrem Selbst, Arabella Klimperauge, Wohin mit Vater?, Wortstoffhof, Das falsche Leben und schließlich ein weißer Jahresplaner 2008/2009, den man noch gut als Notizblock verwenden kann. Daneben ein kleiner Wasserkocher, eine Flasche bebe young care soft body milk, Haargummis diverser Farbe und Größe, eine große Tasse Tee mit dem Aufdruck HÖEGH AUTOLINERS, eine schlanke Glaslampe mit Metallfuß, ein Mobiltelefon, kleine Geldmünzen, ein Lavendelsäckchen, eine Reihe antibiotischer Ohrentropfen in praktischen Einzeldosen sowie deren Beipackzettel.
Auf dem Fußboden daneben steht ein Tablett mit einem Becher Almighurt Zitrone, einer Teekanne, zwei leeren Plastikschälchen und einem leeren Plastikteller. Direkt im Anschluss, neben dem Tablett, stapeln sich diverse Zeit-Ausgaben, in deren neuester findet sich übrigens ein großes Interview mit Herrn Wulff, worin dieser doch tatsächlich sagt: "So etwas ist natürlich eine bleibende Erinnerung, weil man als Jüngerer ja auch erschreckt, wenn man abends in der Tagesschau landet."
Das ist dieselbe Ausgabe, in der ein paar Seiten weiter Wim Wenders über den kürzlich verstorbenen und auch von mir sehr gemochten Peter Falk schreibt, Colombo steht in der Bildunterschrift - da bin ich dann doch ein wenig erschrocken, aber Sie, Herr Bundespräsident, Sie haben bestimmt noch nie jemanden erschreckt, nicht mal als Jüngerer.
Zwischen den Zeit-Stapeln befindet sich eine Packung Antibiotika sowie deren Beipackzettel, auf dem u.a. von Sehnenschmerzen, Kopfschmerz, Schlafstörungen, Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden, Superinfektion, Bindehautentzündung, beschleunigtem Herzschlag, Juckreiz, Hautausschlag, intensiven Träumen, psychotischen Reaktionen, Verwirrtheit, Schwindel, Kribbeln, Nervenerkrankungen, Unscharf- oder Doppeltsehen und noch jeder Menge weiterer möglicher Nebenwirkungen gewarnt wird, sowie das Buch Ein Bär will nach oben, das ich wesentlich lieber als diesen Zettel gelesen habe und übrigens von Hans Pfitzinger übersetzt wurde.
Und wenn das immer noch nicht genügend Daten über mich sind, wenn jetzt nicht innerhalb der nächsten Stunde jemand, z.B. mein Internet-Anbieter, statt wohlfeiler Erholungsprosa profilgenau heiße Zwiebelscheiben schickt, dann lasse ich es wieder!
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"Wozu fotografierst du denn diese Sachen, hm?"

"Ich? Ich, äh, oh, äh, ich - na ja, ..."

"... das ist so ein, äh, Hobby von mir, ähm, kostet ja nix mehr, heutzutage, he he, mit den Digitalkameras, nicht wahr, he he, und was man nicht gebrauchen kann, das löscht man halt wieder, nicht wahr, und manchmal, äh, ..."

"Ja - wie!? Ich hab so ein Gartentor zu Hause, mit 'nem Riegel. Willst du den auch fotografieren oder was!? Jetzt sag doch mal, wozu du das alles knipst!"

"Ach, äh, das ist, äh, he he, da gibt es so ein Blog, ähm, und da kann jeder mitmachen - das ist total toll, da geht es so um Gesichter so, also, die man in den Dingen sieht, ähm, und am Anfang, klar, ist man erst so bei Häusern so, ich meine: Fenster, Fenster, unten die Tür - sieht jeder, als Kind hatten die Häuser für mich ja immer total verschiedene Persönlichkeiten, kennst du bestimmt, so, oder auch Autos, was war mir der VW 411 unsympathisch!, aber dann wird's irgendwann immer abgefahrener, he he, und sieh dich hier nur mal um, bloß hier in diesem Zug, du siehst plötzlich überall Gesichter, nicht wahr, sieh doch nur mal ---"

"Ich seh hier gar nix. Ich würde ja da draußen die Sachen knipsen, schöne Landschaft da draußen - aber jeder wie er will, eh! Mach du mal, eh!"

(Lenkt ab) "Das ist dermaßen heiß hier drinne!"

"Kannst du aber laut sagen, du!"

"Die Zugestiegenen die Fahrscheine, bitte!"

"Dreck - meine Tasche! Die liegt ja noch im Auto!"
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Jahrelang habe ich mir antrainiert, mit einem Rechtsklick das Kontextmenü zu öffnen und dort die zweite Option von oben zu klicken: Link in neuem Tab öffnen. Wozu sollen da mehrere Instanzen des Firefox laufen, und das mit den Tabs ist auch viel übersichtlicher, und wenn ich bei Herrn Stubenzweig einen Blogeintrag lese, dann lese ich den erst einmal komplett durch und klicke nebenbei die Links mit rechts an, hö hö, Links mit rechts, oder mit Rechts? Ist ja eher ein nominativer Gebrauch, jedenfalls ist dann alles voller Tabs da oben - was das ist? Na, wie bei so einer Hängeregistratur, "Reiter" nennt man das auch gerne, genau!, Wie beim Karteikasten!, und dann kann ich die hinterher ansehen, einen nach dem anderen, und hin- und herspringen, und den Ursprungstext noch mal lesen, manchmal verstehe ich dann sogar eine Andeutung oder lese so hermeneutisch-zirkulär wieder von vorne, jedenfalls: Machen Sie das mal mit zwölf Browser-Instanzen in der Taskleiste, die dann auch noch als "Gruppen" zusammengefasst werden. Nee, dô! Und den Prozessor belastet es auch stärker als wenn ich nur die Tabs verwende.
Jetzt habe ich auf meinem privaten Rechner eine neue Firefox-Version, und das ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, man hat mehr Platz, oben die ganzen fetten Leisten sind weg, die Tabs sitzen jetzt wie bei Chrome, das ist der Browser von google - nein, dass Sie eine google Toolbar haben, hat damit nichts zu tun, es gibt einen eigenen Browser von google, den habe ich mir damals mal angesehen, als er neu war - und der war optisch sehr schlank, die Tabs sitzen ganz oben, es gibt nicht die klassischen, grauen Menüleisten, und so ist das beim Firefox 4 jetzt auch. Ja, ich habe auch gelesen, dass es jetzt schon den Firefox 5 gibt. Ist aber auch egal, und da haben sie plötzlich in diesem Kontextmenü die Reihenfolge der Auswahlpunkte umgedreht: Zuerst kommt das mit dem "In neuem Tab" und danach "In neuem Fenster". Das macht mich wahnsinnig! Dieser Ablauf Rechtsklick - zweite Option von oben hat sich über die Jahre dermaßen in mein Körpergedächtnis gebrannt, dass ich ihn jetzt kaum herausbekomme. Wie oft klicke ich und merke dann - NEIN! NEIN! -, dass ich ein neues Fenster öffne. Dann muss ich Millisekunden zählen, den neu aufgehenden Firefox gleich wieder schließen und ganz bewusst und langsam wieder mit rechts klicken (mit Rechts? Mir kommt das immer nominativer vor!) und diesmal den ersten Menüpunkt auswählen.
Was ganz schlimm ist: Wenn ich danach wieder mit meinem Arbeitsrechner arbeite. Und es geht Sie gar nichts an, was ich während der Arbeit im Internet zu tun habe. Dann habe ich übers Wochenende mühsam und unter Schmerzen natürliche Bewegungsabläufe unterdrückt, komme Montagmorgen ins Büro, schalte den Rechner ein und lese erst mal die Sachen, die mir zu Hause viel zu langweilig wären, klicke mit rechts auf einen Link und unterdrücke den Impuls, die zweite Option zu wählen, nein, ganz stolz und bewusst fahre ich über den ersten Menüpunkt UND ÖFFNE SCHON WIEDER EIN NEUES FENSTER! ES IST ZUM WAHNSINNIGWERDEN! Und dann willst du schnell auch dort die neue Version installieren, dann ist es wenigstens einheitlich, dann hast du wenigstens die Chance, geistig gesund zu bleiben, und dann hast du keinen Admin-Rechte und dann bittest du jemanden, dir das zu installieren, und dann sagen sie: Nein, wir bleiben aus dem und dem Grund beim Dreier. Joah.
Aber was ich eigentlich erzählen wollte: Es ist total einfach, so Tippspiele übers Internet zu organisieren, stellt man sich so Tipprunden selber zusammen so, kann man ganz einfach Leute einladen und die kriegen dann so eine Einladungsmail so und müssen sich dann selber nur noch mal einloggen mit den Daten, die da drinstehen - und als Spielleiter kann man dann so ganz einfach die Tipprunden verwalten so.
Und man lernt viel über seine Mitmenschen! Z.B. dass die ihre E-Mail-Adressen eigentlich gar nicht mehr benutzen, die machen schon länger alles über Facebook und gucken da höchstens alle paar Wochen mal rein und löschen den Spam. Oder dass die ihre E-Mail-Adresse nur so ungefähr wissen, man fragt dann noch: Ist da irgendwo ein Punkt oder ein Unterstrich, nee, ist da nicht, und dann sagen sie: Aber ich habe keine Einladungsmail bekommen, und dann fragt man: Ist da vielleicht doch irgendwo ein Punkt oder ein Unterstrich, und sie sagen: Nein, nur zwischen "web" und "de", und man sendet erneut eine Einladung, aber die bekommen sie, wie sie beteuern, wirklich nicht, und dann sagt man: Schreib mir doch bitte eine E-Mail, und dann kommt die und, Sie werden lachen, dann ist da halt doch noch so ein Punkt, aber der ist ganz klein.
Man lernt auch, dass es vielen Menschen sehr wichtig ist, zwischen Groß- und Kleinschreibung bei der E-Mail-Adresse zu differenzieren. Ich habe das Thema inzwischen einfach drangegeben, ich sage nichts, ich nicke nur. Und wenn die dann ihre Einladungsmail wirklich endlich bekommen haben sollten, sagen sie: Aber bei mir ist keine Mail von dir, dann sagt man: Die ist auch nicht von mir, sie kommt vom System, von diesem Tipprundenanbieter, und ergo mit einer Absenderadresse, die dein E-Mail-Anbieter noch nicht kennt, sieh doch bitte mal im "Unbekannt"- oder Spam-Ordner nach.
Ja, sagen sie, also bei mir ist immer alles im Posteingang, aha, sagst du, aber du bist doch auch bei web.de, da gehst du doch hin und hast einen Posteingang, der ist dreiteilig, einmal "Freunde und Bekannte", einmal "Unbekannt", einmal "Spam", nein, sagen sie, bei mir ist das nicht so, ich habe immer alles direkt im Posteingang, und du fragst: Ach, benutzt du einen E-Mail-Client, denn, so überlegst du inzwischen, das wäre ja noch eine Möglichkeit, dass sie nicht die Web-Oberfläche verwenden, sondern so ein lokales E-Mail-Programm wie früher, man erinnert sich: POP 3, und wie das dort mit dem Spam gemanagt wird - keine Ahnung, aber sie sagen: Nein, mit Internet gehe ich an meine Mails, und du fragst: Also du tippst www.web.de ein und meldest dich an, ja, sagen sie, genau, aber bei mir ist nichts angekommen und alles ist immer direkt im Posteingang und da ist kein "Unbekannt"-Ordner.
Du loggst dich als Spielleiter ein (um geistig gesund zu bleiben, hast du verschiedene Accounts angelegt mit verschiedenen E-Mail-Adressen für die verschiedenen Tipprunden), schaust nach, legst das Mitglied einfach direkt an, mit der korrekten E-Mail-Adresse, du rufst an, bitte, schau auch in deinen "Unbekannt"-Ordner, da müssten deine Zugangsdaten in der Mail stehen, es ist ein zufallsgeneriertes Passwort dabei, damit loggst du dich ein.
Unterdessen beobachtest du, wie dein eigen Fleisch und Blut, na gut: nahestehende Personen, sich einloggen und ihre Tipps abgeben wollen. Wo finde ich denn das, fragen sie. Na, steht doch alles in der E-Mail, sagst du. Nein, sagen sie, da steht nichts. Doch, sagst du, das muss da stehen. Und wenn sie den Link gefunden haben und sich einloggen sollen, steht da: Bitte loggen Sie sich mit Ihrer E-Mail-Adresse und Ihrem Passwort ein. Du siehst dann dabei zu, wie sie statt der E-Mail-Adresse ihren Namen eingeben, du siehst, wie sie dann das Passwort von ihrem E-Mail-Account verwenden statt das zufallsgenerierte aus der Mail, du hilfst ihnen also weiter, dann schlägst du vor, gleich ein vernünftiges Passwort einzurichten, du siehst, wie sie statt auf "Passwort ändern" auf "Passwort nachsenden" klicken, dann klingelt das Telefon und du erfährst, dass da plötzlich doch ein "Unbekannt"-Ordner ist, und die Mail ist auch angekommen, aber da stehen keine Zugangsdaten drin, und du rückst dem Giersch dermaßen zu Leibe, der wird sich das gut überlegen die nächsten Jahre!
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