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nnier | 21. Juni 2011 | Topic Margaretha

Das war so eine hingeworfene Bemerkung, neulich, "Sich fragen, ob Blogs noch interessieren. Sich fragen, ob noch was zu sagen."
Und dann auch wieder nicht.
Ich stand neulich vor einem T-Shirt-Stapel, eines davon war mit diesem Retro-Schriftzug versehen, ich wollte es schon kaufen, das geht fast automatisch, immerhin wird es Sommer, im Sommer trage ich nach wie vor gerne T-Shirts, und dann dachte ich: Gehörst du eigentlich noch zu den Leuten, die mit bedruckten T-Shirts herumlaufen sollten?

Es ist so ein Gefühl. Dass man mal mehr und mal weniger inspiriert schreibt - klar. Dass es jahreszeitliche Schwankungen gibt - geschenkt. Dass ich hier hauptsächlich für mich selber schreibe - stimmt das eigentlich?
Es macht mir oft großen Spaß. Ich habe mich längst daran gewöhnt, hier vor mich hinzuschreiben, und dass es tatsächlich Leute gibt, die regelmäßig vorbeischauen, freut mich sehr. Immer wieder.
Dann wieder kommt es vor, dass ich etwas veröffentliche, das ich eher halbgar finde. Das soll schnell nach unten rutschen, also schiebe ich etwas nach, auch wenn ich gar keine Zeit habe. Aber ich habe schon drei Tage nichts gebloggt.
Der nächste Artikel ist dann meistens erst recht nix.

Es ist so ein Gefühl. Wenn ich von "Blogs" rede, dann meine ich solche, die mich interessieren, keine Technik- und Modeblogs und dergleichen, sondern solche, die, sei's drum, für mich ein Kulturgut darstellen.
Ich habe das alles ja wieder mal sehr verspätet kennengelernt, vielleicht aber gerade noch rechtzeitig. Und es gab eine Zeit, in der ich regelmäßig diesen Groove erlebt habe, da lief es fast wie von selbst, man spielte sich die Bälle zu und hielt sie alle gleichzeitig in der Luft, es gab zweite und dritte Ebenen, und wer die nicht erkannte, dem schadete es nicht, der konnte trotzdem mitreden. Das weiß ich, weil ich selbst oft auf der ersten geblieben bin.

2011 - Das Jahr, in dem wir den Kontakt verloren, dieser Filmtitel kommt mir seit Monaten ständig in den Sinn, und natürlich veröffentlichen manche Leute in ihren Blogs noch ihre "Twitter-Lieblinge des Monats", man fühlt sich dann wie früher beim Lesen von Reader's Digest, bitteschön!, alle Debatten sind schon gelaufen!, aber damit auch Sie beim Abendessen mit dem Chef Ihres Mannes mitreden können, haben wir in dieser leicht lesbaren Ausgabe die Bestseller von vor drei Jahren aufbereitet und gleich dazugeschrieben, was die wichtigsten Literaturkritiker dazu gesagt haben.
Why have a separate site, and try to drag people away from Facebook? Why not go where they are?
Man kann es so sehen wie ein geschätzter Kollege, der vor einer Weile schrieb: Man ist wieder mehr unter sich. Man kann an Venedig denken, das ist auch schon längst in der Nachspielzeit.
Man kann ganz altmodisch ins offene Internet schreiben, auf einer veralteten Software. Man kann auf seinen eigenen Gräbern tanzen.
Das T-Shirt habe ich mir dann auch gekauft.

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In Drehstuhl versinken, Kopf aufstützen, furchtbar müde sein. Verdauen. Aufstehen, Tasse mitnehmen, kalten Kaffee weggießen, frischen Kaffee aufsetzen. Geräusch von Kaffeemaschine hören, aufraffen, Tasse mitnehmen, Tasse befüllen. An Platz zurückkehren, hinsetzen, entsetzlich müde sein. An Tasse schlürfen. Rest kaltwerden lassen. Kopf aufstützen. Lesen, dass besser alles direkt bei Facebook machen. Sich fragen, ob Rest von Internet nicht besser zumachen. Why have a separate site, and try to drag people away from Facebook? Why not go where they are? Erkalteten Kaffee wegschütten. Neuen Kaffee eingießen. Merken, dass Sitzhaltung schlecht. Zu müde sein, sich drum zu kümmern. Sich fragen, ob Blogpause. Augen reiben. Sich fragen, ob Blogs noch interessieren. Sich fragen, ob noch was zu sagen.
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Nicht frühstücken. Käsebrote richten, in Schublade greifen, Schlüsselbund nicht finden. Rucksack durchwühlen, Küchenarbeitsplatte absuchen, in Schlafzimmer rennen. Bett aufschütteln, Zeitungsstapel umschichten, unter Bett lugen. Anfangen zu schwitzen. Ablageflächen in Bad untersuchen, zurück in Schlafzimmer laufen, Schubladen durchsuchen. Mitbewohner um Hilfe bitten. Jackentaschen umstülpen, unter Schränke gucken. Kinderzimmer absuchen. In Keller rennen. Auf Waschmaschine, Trockner, Regalen nachsehen. Wieder hochlaufen. Mitbewohner nachdrücklich um Hilfe bitten. Rucksack ausschütten, Jackentaschen noch mal überprüfen. Mitbewohner verrückt machen. Bad erneut durchwühlen. Mitbewohner in bereits durchsuchte Zimmer jagen. Wieder in Keller laufen. Von dort fröhliches "Was-ist-denn-dahas-hier?" vernehmen, nach oben stürmen, Schlüssel ganz normal in Schublade vorfinden. Zu Arbeit hetzen. Kaffee trinken, dramatischen Hunger bemerken, in Rucksack keine Käsebrote vorfinden. Auf Weg zu Bäcker Daumennagel an Türkante stoßen, eingerissene Stelle mit anderem Daumen weiter aufknibbeln. Belegtes Brötchen kaufen, Spinattasche kaufen, hinsetzen, essen, durchatmen. Diffusen Schmerz empfinden, Daumennagel untersuchen. Sich vor Gefühl an eingerissener Stelle grausen. In Werkstatt laufen, Seitenschneider heraussuchen, clip! Clip!
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nnier | 14. Juni 2011 | Topic Klar jewesn
Ich hab' das nur kurz durchgehechelt - total abgehechtet, was die wieder ausgeheckt haben!

(Meine alte WG hat damals intuitiv richtig gehandelt.)

(Meine alte WG hat damals intuitiv richtig gehandelt.)
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Einmal habe ich selber einen verschenkt. Ich legte ihn einem per Express verschickten Reisepass bei, er hatte einen Wert von 3 (in Worten: drei) Ohrfeigen und wurde nie eingelöst. Generell bin ich Gutscheinen gegenüber allerdings recht skeptisch eingestellt. Das hat zum Beispiel mit dem seltsamen Gefühl zu tun, wenn man in einem Restaurant beim Bezahlen ein Pappkärtchen aus der Tasche zieht, auf dem zwar mit Kugelschreiber, Stempel, Datum und Unterschrift des Betreibers ein gewisser Betrag eindeutig festgehalten worden ist, die bis dahin sehr freundliche Bedienung einen aber plötzlich ansieht wie einen Zechpreller. Dieser Blick vom Kärtchen zum Einlöser, das Zögern, dieses zweifelnde "Da muss ich erst mal den Chef ...", all das macht keinen Spaß, obwohl man alle Argumente auf seiner Seite hat und das Recht sowieso: Gekaufte Gutscheine über feste Geldbeträge dürfen (im Gegensatz etwa zu verlosten oder solchen mit Rabattanspruch) nicht verfallen, und wenn ich Jahre brauche, um das Kollegengeschenk endlich einzulösen.
Außerdem, so dachte ich bei mir an jenem Abend, während die Bedienung tuschelnd beim Chef hinterm Tresen stand, hat dieser beim Kauf des Gutscheins sogar ein zinsloses Darlehen erhalten, von dem er nicht mal wusste, ob er es jemals würde einlösen müssen - mithin eines der besseren Geschäfte, sollte man meinen. Aber natürlich funktioniert der menschliche Geist nicht so rational, Cheffe wird die Einnahme vielmehr längst unter "Sonstiges" verbucht haben und reagiert nun genervt, wenn er eine Ladung seiner hervorragenden Tapas und eine Karaffe Wein rausrücken soll, ohne die Kasse klingeln zu hören.
Wenn ich nur mal an die nicht eingelösten, aber voll bezahlten Gutscheine für Wellnessmassagen, Billardspiele, Kinobesuche und Ballonfahrten denke, die mir spontan aus dem engsten Umfeld einfallen, dann bin ich der Ansicht, dass es unserer Wirtschaft ohne dieses segensreiche Instrument wesentlich schlechter ginge. Cafés, Fußpflegesalons und Buchhandlungen haben dies seit langem erkannt - warum also sollten nicht auch Schornsteinfeger oder Tierkörperbeseitigungsanstalten in das risikolose Geschäft mit den Verlegenheitsgeschenken einsteigen? Bares kassieren, Inflation abwarten und womöglich nie eine Leistung erbringen - das kriegt sonst höchstens noch die Post hin, bei der ich mich auch schon gefragt habe, was eigentlich passieren würde, wenn mal ein Jahr lang keine Postwertzeichen mehr gekauft, sondern all die gesammelten und postfrischen Briefmarken aus den Alben auf Briefe und Päckchen geklebt würden.
Es ist mir deshalb ein noch größeres Rätsel, warum die alte und wenig originelle Geschäftsidee "Rabattgutscheine verkaufen" plötzlich einen Unternehmenswert von Fantastilliarden begründen soll. Seit Monaten sehe ich mir diese Groupon-Angebote an und lasse mir den Newsletter an meine Spam-Adresse schicken*- und alles, was ich sehe, sind dieselben Wellness- und Fitness- und Hotel- und Restaurantgutscheine wie überall sonst auch.
Komisch, dachte ich, wie kurzfristig die Anbieter offenbar denken: Wer glaubt denn noch an den regulären Preis, wenn es anscheinend auch zum halben geht? Hofft denn wirklich jemand, dass eine solche Aktion irgendwelche anderen als bloße Mitnahmeeffekte zeitigt? Wird man tatsächlich zum Stammkunden bei Wellness-Hotel X, wo man das Verwöhnwochenende für 99.- EUR über Groupon gekauft hat? Sucht man nicht vielmehr beim nächsten Mal wieder nach einem Superschnäppchentrip, wieder bei Groupon womöglich, und landet diesmal eben in Hotel Y?
Und so weiter. Was mich an diesem interessanten Artikel jedoch ernsthaft überrascht hat: Die eigentlichen Anbieter bekommen nur etwa die Hälfte des ohnehin heftig rabattierten Preises, den Rest behält Groupon - mithin nimmt also das Hotel für zwei Übernachtungen plus Frühstück und Zweigängemenü vielleicht 43,50 EUR ein, für zwei Personen wohlgemerkt.
Andererseits, so hatte ich überlegt, mag es ja immer noch den Gutscheineffekt geben: Hundert verkauft, nur fünfzig eingelöst - schon ist man wieder beim ursprünglichen Preis, zumal diese rabattierten Gutscheine eben auch ein eingebautes Verfalldatum haben. Aber ach: Wer freut sich dann? Groupon! Denn so funktioniert's: Der Endkunde zahlt den vollen Betrag immer an diesen Internetdienst. Erst wenn er seinen Gutschein beim eigentlichen Anbieter, bspw. dem Hotel, eingelöst hat, kann dieser seinen Anteil bei Groupon einfordern.** Mit anderen Worten: Wird der Gutschein nicht eingelöst, bekommt der eigentliche Anbieter - nüscht.
--
*Auch so ein Thema: Wie viele echte Interessenten / Kunden / Mitglieder haben die Unternehmen und Netzwerke eigentlich? Nehme ich mich selber als Beispiel mit meinen Fake- und Spaß- und Spam-Mitgliedschaften, dann müsste man die Zahlen dramatisch bereinigen. Aber daran hat wohl kaum jemand Interesse.
** Und bekommt ihn - zumindest in den USA - dann 60 Tage später (!) ausgezahlt.
Außerdem, so dachte ich bei mir an jenem Abend, während die Bedienung tuschelnd beim Chef hinterm Tresen stand, hat dieser beim Kauf des Gutscheins sogar ein zinsloses Darlehen erhalten, von dem er nicht mal wusste, ob er es jemals würde einlösen müssen - mithin eines der besseren Geschäfte, sollte man meinen. Aber natürlich funktioniert der menschliche Geist nicht so rational, Cheffe wird die Einnahme vielmehr längst unter "Sonstiges" verbucht haben und reagiert nun genervt, wenn er eine Ladung seiner hervorragenden Tapas und eine Karaffe Wein rausrücken soll, ohne die Kasse klingeln zu hören.
Wenn ich nur mal an die nicht eingelösten, aber voll bezahlten Gutscheine für Wellnessmassagen, Billardspiele, Kinobesuche und Ballonfahrten denke, die mir spontan aus dem engsten Umfeld einfallen, dann bin ich der Ansicht, dass es unserer Wirtschaft ohne dieses segensreiche Instrument wesentlich schlechter ginge. Cafés, Fußpflegesalons und Buchhandlungen haben dies seit langem erkannt - warum also sollten nicht auch Schornsteinfeger oder Tierkörperbeseitigungsanstalten in das risikolose Geschäft mit den Verlegenheitsgeschenken einsteigen? Bares kassieren, Inflation abwarten und womöglich nie eine Leistung erbringen - das kriegt sonst höchstens noch die Post hin, bei der ich mich auch schon gefragt habe, was eigentlich passieren würde, wenn mal ein Jahr lang keine Postwertzeichen mehr gekauft, sondern all die gesammelten und postfrischen Briefmarken aus den Alben auf Briefe und Päckchen geklebt würden.
Es ist mir deshalb ein noch größeres Rätsel, warum die alte und wenig originelle Geschäftsidee "Rabattgutscheine verkaufen" plötzlich einen Unternehmenswert von Fantastilliarden begründen soll. Seit Monaten sehe ich mir diese Groupon-Angebote an und lasse mir den Newsletter an meine Spam-Adresse schicken*- und alles, was ich sehe, sind dieselben Wellness- und Fitness- und Hotel- und Restaurantgutscheine wie überall sonst auch.
Komisch, dachte ich, wie kurzfristig die Anbieter offenbar denken: Wer glaubt denn noch an den regulären Preis, wenn es anscheinend auch zum halben geht? Hofft denn wirklich jemand, dass eine solche Aktion irgendwelche anderen als bloße Mitnahmeeffekte zeitigt? Wird man tatsächlich zum Stammkunden bei Wellness-Hotel X, wo man das Verwöhnwochenende für 99.- EUR über Groupon gekauft hat? Sucht man nicht vielmehr beim nächsten Mal wieder nach einem Superschnäppchentrip, wieder bei Groupon womöglich, und landet diesmal eben in Hotel Y?
Und so weiter. Was mich an diesem interessanten Artikel jedoch ernsthaft überrascht hat: Die eigentlichen Anbieter bekommen nur etwa die Hälfte des ohnehin heftig rabattierten Preises, den Rest behält Groupon - mithin nimmt also das Hotel für zwei Übernachtungen plus Frühstück und Zweigängemenü vielleicht 43,50 EUR ein, für zwei Personen wohlgemerkt.
Andererseits, so hatte ich überlegt, mag es ja immer noch den Gutscheineffekt geben: Hundert verkauft, nur fünfzig eingelöst - schon ist man wieder beim ursprünglichen Preis, zumal diese rabattierten Gutscheine eben auch ein eingebautes Verfalldatum haben. Aber ach: Wer freut sich dann? Groupon! Denn so funktioniert's: Der Endkunde zahlt den vollen Betrag immer an diesen Internetdienst. Erst wenn er seinen Gutschein beim eigentlichen Anbieter, bspw. dem Hotel, eingelöst hat, kann dieser seinen Anteil bei Groupon einfordern.** Mit anderen Worten: Wird der Gutschein nicht eingelöst, bekommt der eigentliche Anbieter - nüscht.
--
*Auch so ein Thema: Wie viele echte Interessenten / Kunden / Mitglieder haben die Unternehmen und Netzwerke eigentlich? Nehme ich mich selber als Beispiel mit meinen Fake- und Spaß- und Spam-Mitgliedschaften, dann müsste man die Zahlen dramatisch bereinigen. Aber daran hat wohl kaum jemand Interesse.
** Und bekommt ihn - zumindest in den USA - dann 60 Tage später (!) ausgezahlt.
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