Can you take me back where I belong
Can you take me back?
Can you take me back where I belong
Brother, can you take me back?
(The Beatles)
Vierzig Jahre alt ist das Weiße Album jetzt offiziell. Für mich vielleicht dreißig; und ich hörte es nicht mit dem Dual, sondern mit dem Grundig-Radiorekorder von einer gekauften, bespielten, teuren MusiCassette ("MC"). Das Album war eines der letzten, die mir noch fehlten, bis ich es dann in Form dieser Kassette endlich zum Geburtstag bekam - und während ich einige Stücke wie z.B. Back in the USSR schon vom "Blauen" kannte (recht spät wurde mir klar, dass das Rote und das Blaue Doppelalbum retrospektive Kompilationen waren, das Weiße hingegen eine "normale" Platte), war doch sehr viel Neues auf der sogenannten "Doppelkassette" (die einfach eine längere Spieldauer hatte und dadurch immer bandsalatgefährdet war). Ganz offiziell beim alteingesessenen Musikhaus Hack* gekauft und in ihrer blauen(!) Plastikhülle mit EMI-Prägung war sie sicherlich keine Fälschung, und doch wies sie eine Eigenschaft auf, die sich noch heute auf mich auswirkt. Es war nämlich so, dass die Reihenfolge der Titel gegenüber der Schallplatte geändert war. Und so endete zwar die Seite eins der Kassette mit Julia, so wie die zweite Seite der ersten Platte des Doppelalbums, es ging aber nicht mit Birthday, sondern mit Everybody's Got Something to Hide Except Me and My Monkey weiter und die drei eigentlich davor eingeordneten Stücke Birthday, Yer Blues und Mother Nature’s Son folgten später, zwischen Long, Long, Long und Revolution 1. Und das ist durchaus bedeutsam, denn ich hatte nur diese Kassette, auf deren Einlegehülle die Lieder auch in genau dieser Reihenfolge aufgelistet waren. Ich hörte sie jahrelang aus übrigens einer wachsenden Anzahl von Lautsprechern, denn, der Firma Grundig sei's gedankt, mein Mono-Kassettenrekorder verfügte nicht nur über einen eingebauten Lautsprecher, sondern auch über einen Ausgang, an dem man per Klinkenstecker einen externen Lautsprecher anschließen konnte. Und da ich über grundlegende technische Kenntnisse (ich konnte Glühbirnchen an eine 4,5-Volt-Blockbatterie anschließen) und genügend Bastellust verfügte, kam ich nach jedem Sperrmüll mit neuen Lautsprechern nach Hause, die ich aus alten Fernsehern oder Radios herausgeschraubt hatte und nun willkürlich in Reihe oder parallel mit irgendwelchen Drähtchen von der elektrischen Eisenbahn an das vorhandene System anschloss, indem ich die Enden der dünnen Litzen von der Isolierung befreite und sie mit dem Lautsprecher auf der einen und einer willkürlich gewählten Anschlussstelle auf der anderen Seite verzwirbelte. Dass man auf Feinheiten wie z.B. die Polarität hätte achten können, dass es Hoch-, Mittel- und Tieftöner gibt, war mir nicht bekannt und auch egal, solange die Musik aus allen Ecken des Zimmers erscholl. Was war schon Stereo! Sogar einen Telefonhörer verbaute ich und konnte damit bei meinen Freunden ordentlich Eindruck schinden. Noch heute staune ich, dass der Verstärker im Radiorekorder dies alles mitgemacht hat, denn es muss ihm eine enorme Leistung abverlangt worden sein. Und in diesen Zeiten hörte ich nichts anderes als Revolver, Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band und eben das Weiße Album, wenn ich nicht doch mal zur Abwechslung eine andere Beatleskassette einschob. Man stelle sich nun vor, wie es auf mich, der jeden Ton und jedes Wort und jede Pausenlänge zu kennen glaubte, gewirkt hat, als ich in Beatlesbüchern die Titellisten studierte: Beim Weißen Album machten sie immer denselben Fehler! Warum bloß? Zweifel begannen an mir zu nagen. Und als ich in den frühen 90ern schließlich doch das Weiße Album auf CD kaufte, konnte ich der Wahrheit nicht mehr entgehen: Ich war einer Lüge aufgesessen.
Ja, werdet ihr sagen, sowas gehört nun mal zum Erwachsenwerden dazu, und ihr hattet es auch nicht leicht. Weltbilder geraten ins Wanken und wir merken nicht nur, dass wir von nun an niemals mehr sicher sein können, sondern auch, dass es die Sicherheit, die wir zuvor zu haben geglaubt hatten, nie gegeben hat**. Ich weiß. Und wenn Birthday nach Julia kommt, werde ich daran immer wieder erinnert.
---
*Vgl. Oktober 1994
**Habe ich neulich irgendwo gelesen.
Can you take me back?
Can you take me back where I belong
Brother, can you take me back?
(The Beatles)

Vierzig Jahre alt ist das Weiße Album jetzt offiziell. Für mich vielleicht dreißig; und ich hörte es nicht mit dem Dual, sondern mit dem Grundig-Radiorekorder von einer gekauften, bespielten, teuren MusiCassette ("MC"). Das Album war eines der letzten, die mir noch fehlten, bis ich es dann in Form dieser Kassette endlich zum Geburtstag bekam - und während ich einige Stücke wie z.B. Back in the USSR schon vom "Blauen" kannte (recht spät wurde mir klar, dass das Rote und das Blaue Doppelalbum retrospektive Kompilationen waren, das Weiße hingegen eine "normale" Platte), war doch sehr viel Neues auf der sogenannten "Doppelkassette" (die einfach eine längere Spieldauer hatte und dadurch immer bandsalatgefährdet war). Ganz offiziell beim alteingesessenen Musikhaus Hack* gekauft und in ihrer blauen(!) Plastikhülle mit EMI-Prägung war sie sicherlich keine Fälschung, und doch wies sie eine Eigenschaft auf, die sich noch heute auf mich auswirkt. Es war nämlich so, dass die Reihenfolge der Titel gegenüber der Schallplatte geändert war. Und so endete zwar die Seite eins der Kassette mit Julia, so wie die zweite Seite der ersten Platte des Doppelalbums, es ging aber nicht mit Birthday, sondern mit Everybody's Got Something to Hide Except Me and My Monkey weiter und die drei eigentlich davor eingeordneten Stücke Birthday, Yer Blues und Mother Nature’s Son folgten später, zwischen Long, Long, Long und Revolution 1. Und das ist durchaus bedeutsam, denn ich hatte nur diese Kassette, auf deren Einlegehülle die Lieder auch in genau dieser Reihenfolge aufgelistet waren. Ich hörte sie jahrelang aus übrigens einer wachsenden Anzahl von Lautsprechern, denn, der Firma Grundig sei's gedankt, mein Mono-Kassettenrekorder verfügte nicht nur über einen eingebauten Lautsprecher, sondern auch über einen Ausgang, an dem man per Klinkenstecker einen externen Lautsprecher anschließen konnte. Und da ich über grundlegende technische Kenntnisse (ich konnte Glühbirnchen an eine 4,5-Volt-Blockbatterie anschließen) und genügend Bastellust verfügte, kam ich nach jedem Sperrmüll mit neuen Lautsprechern nach Hause, die ich aus alten Fernsehern oder Radios herausgeschraubt hatte und nun willkürlich in Reihe oder parallel mit irgendwelchen Drähtchen von der elektrischen Eisenbahn an das vorhandene System anschloss, indem ich die Enden der dünnen Litzen von der Isolierung befreite und sie mit dem Lautsprecher auf der einen und einer willkürlich gewählten Anschlussstelle auf der anderen Seite verzwirbelte. Dass man auf Feinheiten wie z.B. die Polarität hätte achten können, dass es Hoch-, Mittel- und Tieftöner gibt, war mir nicht bekannt und auch egal, solange die Musik aus allen Ecken des Zimmers erscholl. Was war schon Stereo! Sogar einen Telefonhörer verbaute ich und konnte damit bei meinen Freunden ordentlich Eindruck schinden. Noch heute staune ich, dass der Verstärker im Radiorekorder dies alles mitgemacht hat, denn es muss ihm eine enorme Leistung abverlangt worden sein. Und in diesen Zeiten hörte ich nichts anderes als Revolver, Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band und eben das Weiße Album, wenn ich nicht doch mal zur Abwechslung eine andere Beatleskassette einschob. Man stelle sich nun vor, wie es auf mich, der jeden Ton und jedes Wort und jede Pausenlänge zu kennen glaubte, gewirkt hat, als ich in Beatlesbüchern die Titellisten studierte: Beim Weißen Album machten sie immer denselben Fehler! Warum bloß? Zweifel begannen an mir zu nagen. Und als ich in den frühen 90ern schließlich doch das Weiße Album auf CD kaufte, konnte ich der Wahrheit nicht mehr entgehen: Ich war einer Lüge aufgesessen.
Ja, werdet ihr sagen, sowas gehört nun mal zum Erwachsenwerden dazu, und ihr hattet es auch nicht leicht. Weltbilder geraten ins Wanken und wir merken nicht nur, dass wir von nun an niemals mehr sicher sein können, sondern auch, dass es die Sicherheit, die wir zuvor zu haben geglaubt hatten, nie gegeben hat**. Ich weiß. Und wenn Birthday nach Julia kommt, werde ich daran immer wieder erinnert.
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*Vgl. Oktober 1994
**Habe ich neulich irgendwo gelesen.
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Ich war ja diesseits des Mississippi einer der ersten, die einen CD-Brenner hatten. In meinem individuell zusammengestellten Tower mit Pentiumprozessor und 4-Gigabyte-Festplatte befanden sich ein teures Plextor-CD-Laufwerk und ein noch viel teurerer Yamaha-CD-Brenner, alles in sogenannter SCSI-Technik, weil, wie mir der Mann im Computerladen gesagt hatte, das "am Prozessor vorbei" gehe und für Audio-CDs auch die einzig akzeptable Möglichkeit sei. Drei goldfarbene Mitsui-Rohlinge à 6,90 DM bekam ich als Dreingabe, so dass ich gleich ans Werk gehen und meine erste CD brennen konnte, in diesem weihevollen Moment natürlich nicht irgendwas, sondern eine 1:1-Kopie der Götterplatte Abbey Road. Als ich diese in den CD-Spieler meiner Stereoanlage einlegte, welcher die CD problemlos schluckte und Titelzahl sowie Gesamtlaufzeit korrekt anzeigte, war ich schon sehr erregt, und als ich "Play" drückte und in großartiger Qualität John Lennons "Here come ol' flattop" aus den Lautsprechern schallte, war ich innerlich erschüttert ob der Möglichkeiten, die sich mir nun zu bieten schienen. Und tatsächlich brannte ich in den Folgejahren, obwohl die CD-Rohlinge wirklich noch spürbar Geld kosteten, alles, was mir irgendwie zwischen die Finger kam. Da ich keinen Scanner, aber ein Grafikprogramm und einen Farbdrucker besaß, erstellte ich mit mal mehr und mal weniger Mühe Phantasiehüllen, indem ich irgendwelche Clipart-Grafiken auf die Vorderseite packte und für die Rückseite mühsam alle Titel abtippte - sowie entsprechende Labels zum Draufkleben (nicht wie heute, da ich auch nur noch schnöde mit dem Edding auf die CD kritzele). Denn schließlich sollten diese CDs ähnlich repräsentativ im CD-Regal stehen wie meine "echten". Und, da die Rohlinge so teuer waren, musste der Platz auch voll ausgenutzt werden, so dass sich merkwürdige Zusammenstellungen wie "Portishead: Dummy / Mike & The Mechanics" ergaben.

Es kam natürlich alles anders, als ich mir das vorgestellt hatte - die meisten CDs habe ich nie wieder angehört, und nun verblassen die Hüllen und die CDs lösen sich auf (trotz vorbildlicher Aufbewahrung in der Hülle bröckelt's massiv und einige Scheiben werden vom Abspielgerät schon nicht mehr angenommen).
Aber manchmal ist es doch schön, auf einen solchen Fundus zurückgreifen zu können*, so wie gestern, als ich, da ein Mitglied meines Haushalts das Gedicht vom Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland auswendig lernen muss, mich an eine "Best-of"-CD von Achim Reichel erinnerte, der das Gedicht ja mal vertont hat, und überhaupt hatte es mich schon seit Wochen gejuckt, endlich mal wieder "Der Spieler" zu hören, ich suchte die CD also heraus, staubte die Hülle ab und legte sie ein. "Der Spieler": Was für ein Song!
Ich kenne weder Achim Reichel noch Jörg Fauser besonders gut. Dass der letztere das Lied des ersteren betextet hat, wusste ich bis eben nicht, wundert mich aber wenig, denn der Text hat wirklich literarische Qualität. Und auch meine zwei lieben, erheblich jüngeren Mitbewohner reagierten zutiefst beeindruckt nicht nur auf die Musik und den großartigen Gesang des Herrn Reichel, sondern eben auch auf den Text, der sie geradezu in seinen Bann zog und gespannt fragen ließ: Schafft der das? Kommt die 17 noch mal?
Ein schönes Lied.
*Ja, ihr Kids habt heute fünfhundertmal soviel auf euren MP3-Playern.

Es kam natürlich alles anders, als ich mir das vorgestellt hatte - die meisten CDs habe ich nie wieder angehört, und nun verblassen die Hüllen und die CDs lösen sich auf (trotz vorbildlicher Aufbewahrung in der Hülle bröckelt's massiv und einige Scheiben werden vom Abspielgerät schon nicht mehr angenommen).

Ich kenne weder Achim Reichel noch Jörg Fauser besonders gut. Dass der letztere das Lied des ersteren betextet hat, wusste ich bis eben nicht, wundert mich aber wenig, denn der Text hat wirklich literarische Qualität. Und auch meine zwei lieben, erheblich jüngeren Mitbewohner reagierten zutiefst beeindruckt nicht nur auf die Musik und den großartigen Gesang des Herrn Reichel, sondern eben auch auf den Text, der sie geradezu in seinen Bann zog und gespannt fragen ließ: Schafft der das? Kommt die 17 noch mal?
Ein schönes Lied.
Und am Hafen heul'n die Schiffe---
Die Möwen schrei'n sich heiser
In der Dämmerung wird's dunkel und
Der Wind wird leiser
Leiser
Leiser.
*Ja, ihr Kids habt heute fünfhundertmal soviel auf euren MP3-Playern.
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Obwohl mein Musikgeschmack sich für gewöhnlich in recht klaren Grenzen bewegt, kommt es vor, dass mir wilde Mischungen Spaß bereiten, und so erstellte ich vor einigen Jahren mal eine Kleinauflage eines CD-Samplers, den ich mit dem hier gezeigten Cover (aus einer Bildstrecke, mit der SZ online seit fünf Jahren Klicks erzeugt) versah und zu Weihnachten verschenkte, behielt ein Exemplar für mich selbst zurück und habe mir dieses heute mal wieder angehört. Die CD enthält folgende Stücke:
1) Jitterbug (Angelo Badalamenti)
2) Regina (Sugarcubes)
3) Video killed the radio star (Presidents of the USA)
4) Docteur Renaud, Mister Renard (Renaud)
5) James Bond Theme (Mariachi-Version)
6) Send me an angel (Thrice)
7) Ugly man (Rickie Lee Jones)
8) Paint it black (Gob)
9) Uptown Girl (Weezer)
10) Blue Monday (New Order)
11) Llorando (Rebekah del Rio)
12) What a wonderful world (Joey Ramone)
13) Across the universe (Fiona Apple)
14) Poupée de cire, poupée de son (France Gall)
15) My Way (Sid Vicious)
16) Somethin' stupid (Frank & Nancy Sinatra)
Und zum heutigen Nachmittag hat das genau so gepasst.
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Respektiere die Rübenernte, auch wenn sie dir gebückt und sandig vorkommt.
(Jacques Palminger: "Playboy")

Derselbe Veranstaltungsort, in dem auch schon Mit Hass gekocht wurde, und auch diesmal: Junge Menschen, Kunststudententypen, Werbeagenturler, cooles Volk. Retro-Turnschuhe, Lederjacken, Rautenstrickpullis, Ringelpullis, Wollmützen, Basecaps. Man kann sich mit einer Flasche Bier in der Hand trotzdem einfach dazwischenstellen und ein wenig darüber nachdenken, wie alt man ist und sich fühlt und so weiter, und wie unglaublich gestyle-t einem diese jungen Menschen vorkommen, auch und gerade wenn sie sich so stylen, dass es total lässig und nebenbei aussieht, aber es sind ja nicht irgendwelche Ringelpullis, es sind ja nicht irgendwelche Rautenstrickpullis, und woran liegt es eigentlich, dass man meint, die alten und unmodischen Sachen von den auf alt gemachten, modischen Sachen so genau unterscheiden zu können, und warum sieht jemand, der in seinen Klamotten geschlafen und eine verstrubbelte Frisur hat, doch gleich viel weniger hip aus als jemand, der seine Klamotten so zurechtmacht, als habe er drin geschlafen und seinen Haaren mit "Out-of-bed-wax" einen "Out-of-bed-look" verpasst, und da geht's dann aber auch schon los mit einem nicht ganz unbekannten Stück namens "Fick dich, Henry Maske", womit der Sound des Abend bereits definiert wird:
Jacques Palminger ist schon ein cooler Hund. Seine in vorwurfsvollem, mal latent und mal offen aggressivem Ton vorgetragenen Stücke sind mir manchmal auch schon zu anstrengend gewesen. Gestern aber, mit den Kings of Dub Rock, das hat gepasst. Die Musik interessant, kein bloßes Hintergrundgedudel zu seinem Sprechgesang, sondern auch für sich genommen hörenswert (hinter dem Link befindet sich eine "MySpace"-Seite, auf der man einige Stücke des gerade erschienenen Albums "Mondo Cherry" hören kann; Anspieltipps: "Playboy" und "Deutsche Frau".)
Beide kannte ich bereits von einem Auftritt mit "Studio Braun", bei dem er mir mit den Kollegen Strunk und Schamoni vor allem aber den Ohrwurm "Colani" verpasst hatte. Und auch gestern zauberte mir dieses Stück am Ende des Konzerts ein breites Grinsen ins Gesicht, also, gut so, war doch ein schöner Abend, und sogar "I like Chopin" wurde gegeben, gutes Stück aus den 80ern, und das mit dem Älterwerden geht nicht nur dir so, und jetzt mach endlich die gebrannten Mandeln.
(Der Titel dieses Beitrags bezieht sich auf dieses Interview mit Heinz Strunk)
(Jacques Palminger: "Playboy")


Dein Lebensentwurf, Prügeln, Kochen und Onanieren, der greift nicht mehr!

Beide kannte ich bereits von einem Auftritt mit "Studio Braun", bei dem er mir mit den Kollegen Strunk und Schamoni vor allem aber den Ohrwurm "Colani" verpasst hatte. Und auch gestern zauberte mir dieses Stück am Ende des Konzerts ein breites Grinsen ins Gesicht, also, gut so, war doch ein schöner Abend, und sogar "I like Chopin" wurde gegeben, gutes Stück aus den 80ern, und das mit dem Älterwerden geht nicht nur dir so, und jetzt mach endlich die gebrannten Mandeln.
(Der Titel dieses Beitrags bezieht sich auf dieses Interview mit Heinz Strunk)
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Also mit klassischer Musik kenne ich mich ja sowas von gar nicht aus. Ich hab' den Zugang bisher nie gefunden. Wenn man mal von dem lauwarm besprochenen Liverpool Oratorio absieht, das ich ganz gerne mal anhöre, so gerne, dass ich sogar mal zu einer Aufführung ging, und in dem es einige sehr schöne Melodien zu entdecken gibt - aber natürlich, die geschätzte Leserschaft weiß das, besorge ich mir so etwas nicht, weil ich Klassik höre, sondern weil's von Paul McCartney ist.
Wobei es in den letzten Jahren aber schon gelegentlich vorgekommen ist, dass ich beim Radiohören* aufmerkte und mir vorstellen musste, wie es denn so wäre, dieses Stück mal in Ruhe und Gänze zu hören, mir also Zeit zu nehmen, und, was auch bei Popmusik für mich immer dazugehört hat, weil's den Genuss vertiefte, mich über das zu informieren, was ich da höre.
Ich komme darauf, weil ich gerade ein kurzes Interview mit dem Opernsänger Thomas Quasthoff gelesen habe, in dem der (nicht nur) über Paul Potts ein paar klare Worte äußert:
--
* Radio höre ich fast nur im Auto, und dort dann gerne so Kultursender.
Wobei es in den letzten Jahren aber schon gelegentlich vorgekommen ist, dass ich beim Radiohören* aufmerkte und mir vorstellen musste, wie es denn so wäre, dieses Stück mal in Ruhe und Gänze zu hören, mir also Zeit zu nehmen, und, was auch bei Popmusik für mich immer dazugehört hat, weil's den Genuss vertiefte, mich über das zu informieren, was ich da höre.
Ich komme darauf, weil ich gerade ein kurzes Interview mit dem Opernsänger Thomas Quasthoff gelesen habe, in dem der (nicht nur) über Paul Potts ein paar klare Worte äußert:
Mittlerweile macht der keine Klassik mehr - sondern, Entschuldigung, Popsülze. Aber wissen Sie, das ist so gar nicht meine Welt. Darüber möchte ich eigentlich gar nicht reden. [...] Ich kenne Studenten, die das besser können. Auch seine Ausstrahlung ist ausbaufähig. Man sieht ihm die Anstrengung richtig an. Die Kunst des großen Singens ist, dass man die Anstrengung eben nicht sieht. Potts ist sozusagen der Antipode zu dem, was ich meinen Studenten vermittle. Aber das klingt jetzt alles ein bisschen fies - und ich hab schon mal Prügel einstecken müssen, weil ich ein paar böse Worte über Andrea Bocelli verloren habe. Da wird man schnell in eine Sparte geschoben: 'Der Typ ist neidisch', was natürlich dummes Zeug ist. Ich gönne Potts den Erfolg von Herzen. Der soll sich meinetwegen dumm verdienen. Aber jetzt soll bitte keiner tun, als sei da ein neuer Klassikstar geboren.Wenn ich mir wirklich mal Klassik vornehme, wird's sicher nicht gleich mit Opern losgehen - trotzdem machen mich solche Worte irgendwie auch neugierig. Und insgesamt kommt er auch relativ un-elitär daher, der Herr Quasthoff, was ja etwas ist, das einem bei den Klassikvertretern schnell auf die Nerven gehen kann. (Und: "Glauben Sie, ich hätte Lust, neben Dieter Bohlen zu sitzen?" ist nicht elitär, sondern gesund und wohltuend deutlich in einer Zeit, in der sich jeder bei jedem anbiedert, wenn er damit meint, ein paar Einheiten mehr verscherbeln zu können).
--
* Radio höre ich fast nur im Auto, und dort dann gerne so Kultursender.
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Dark and grey
An English film
The Wednesday play
(Genesis: "Blood on the rooftops")
Es gäbe viel zu erzählen über die Band Genesis und wie wichtig sie mal für mich war. Ein andermal.
Die Herbstplatte überhaupt, Wind & Wuthering von 1977, zweites Studioalbum nach Gabriels Abschied und letztes "Progressive"-Werk der Band, hat vielleicht ein paar Schwächen; aber, wenn man den albernen Beginn mit "All in a Mouse's Night" vergisst, dann gehört die Seite Zwei zum Stärksten, was die Band je aufgenommen hat. Da ist das wunderbare "Blood On the Rooftops" mit dem tollen Akustikgitarrenintro* von Steve Hackett (der nach diesem Album die Band ebenfalls verließ), Phil Collins' Stimme ist noch nicht so beherrschend, sondern geradezu zurückhaltend und dünn, was zu diesem Song perfekt passt; und die orchestralen Keyboards sind hier ganz nach meinem Geschmack. Grandioses Stück!
Und als ob das nicht genug wäre, folgt dann mit "Unquiet Slumbers for the Sleepers ..." / "... In that Quiet Earth" ein Instrumentalstück, das atmosphärisch unglaublich dicht beginnt und langsam Spannung aufbaut, bis nach dem Übergang (der kleine Snare-Trommelwirbel bei 2:22) großartiger Instrumentalbombast einsetzt. Ich liebe es.
(Im Video fehlt ein Teil des daran anschließenden letzten Songs, der dann erst gegen Ende eingeblendet wird; ein Stück namens "Afterglow", das seither in kaum einem Livekonzert ungespielt blieb.)
---
* Hier auch schön von einem Unbekannten nachgespielt
An English film
The Wednesday play
(Genesis: "Blood on the rooftops")
Es gäbe viel zu erzählen über die Band Genesis und wie wichtig sie mal für mich war. Ein andermal.

Und als ob das nicht genug wäre, folgt dann mit "Unquiet Slumbers for the Sleepers ..." / "... In that Quiet Earth" ein Instrumentalstück, das atmosphärisch unglaublich dicht beginnt und langsam Spannung aufbaut, bis nach dem Übergang (der kleine Snare-Trommelwirbel bei 2:22) großartiger Instrumentalbombast einsetzt. Ich liebe es.
(Im Video fehlt ein Teil des daran anschließenden letzten Songs, der dann erst gegen Ende eingeblendet wird; ein Stück namens "Afterglow", das seither in kaum einem Livekonzert ungespielt blieb.)
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* Hier auch schön von einem Unbekannten nachgespielt
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Manchmal sind die Türen, die man einrennen will, längst offen. Sieht man sich im Internet ein wenig um, dann stellt man nämlich fest, dass Christian Bruhn durchaus einiges an Wertschätzung entgegengebracht wird.
Christian wer? Wer den Namen nicht kennt, kennt vermutlich trotzdem seine Werke. Lassen wir die ganze Schlagerkiste mal zu (neben ganz vielen anderen Liedern komponierte er z.B. für Siw Malmkwist: Liebeskummer lohnt sich nicht; Conny Froboess: Zwei kleine Italiener; Marion Maerz: Er ist wieder da*; Roberto Blanco: Ein bißchen Spaß muß sein; Drafi Deutscher: Marmor, Stein und Eisen bricht; Katja Ebstein: Wunder gibt es immer wieder, Mireille Mathieu: Hinter den Kulissen von Paris, France Gall: Der Computer Nr. 3), denn in welchem Ausmaß er auch hier gewirkt hat, ist mir erst bei der Recherche klargeworden.
Nein, mir geht's um etwas anderes: Die grandiosen Titelmelodien, die er fürs Fernsehen geschrieben hat. Als Kind in den 70ern und frühen 80ern kam man um gewisse Zeichentrickserien ja z.B. gar nicht herum. Wer schrieb die Titelmelodien zu Wickie? Heidi? Sindbad? Captain Future? Christian Bruhn! Weiter: Die Rote Zora? Timm Thaler? Manni, der Libero? Ja, richtig, die alle (und noch viele mehr) hat er mit den einprägsamsten, schönsten und vor allem immer zur Stimmung der jeweiligen Serie passenden Titelmelodien versehen!
Und es geht noch weiter; es gibt ja nicht nur die Titelmelodien, sondern auch die Hintergrundmusik in den Serien. Als ich kürzlich, über 25 Jahre nach dem ersten und bis dahin auch einzigen Mal, die Serie Timm Thaler (eines meiner ganz einschneidenden Fernseherlebnisse) angesehen habe, habe ich festgestellt: Jeder Ton aus den einzelnen Melodien war mir noch exakt im Gedächtnis, und jede Melodie passt perfekt zur Stimmung / Szene / Figur. Ich besitze noch die 7"-Vinyl-Single mit der traurigen Titelmelodie, und auf der Rückseite sind mit "Aravanadi / Der Baron" zwei weitere, sehr gut gemachte Stücke.
Natürlich hat der Herr Bruhn gewusst, wie man sich inspirieren lässt: Als ich neulich Shine on You Crazy Diamond von Pink Floyd anhörte, kam ein kleines Mädchen, das ich gut kenne, angelaufen und rief: "Das klingt ja wie Timm Thaler!" (Das gleiche Mädchen läuft auch seit ein paar Wochen herum und summt die Melodien aus der Serie, seit wir sie zusammen angesehen haben). Und der Knaller Captain Future wäre wohl so auch nicht zustandegekommen, hätte nicht zur Titelmelodie einer Science-Fiction-Fernsehserie der späten 60er eine hohe Frauenstimme so etwas wie "Ooo-hooooooo- ooo-hooo-hooo-hooo-hooo"** gesungen. Aber, solange es keine dreisten Plagiate sind, lasse ich gerade bei Gebrauchsmusik, wie es Fernsehtitelmelodien nun mal sind, gerne gelten, was Rudi Carrell mal über seine Showkonzepte sagte: Besser gut geklaut als schlecht selber gemacht.
Wobei ich das bei Bruhn nicht ernsthaft "geklaut" nennen würde, denn es sind weniger Melodien als vielmehr bestimmte, etablierte Sounds, die er aufgegriffen und eingesetzt hat. Und die erwähnte hohe Frauenstimme***, die er da über seinen Discofetzer gelegt hat, war nun mal seit Raumschiff Enterprise eine Soundchiffre für Science-Fiction. (Gerade im Fall von Captain Future überschlagen sich die Fans übrigens vor Begeisterung, was man u.a. in den Rezensionen zur Soundtrack-CD beim großen Buch- und Medienversender nachlesen kann).
Disco ist auch beim Sindbad-Titellied ein Thema, und ich finde es wirklich beeindruckend, wie Bruhn es schafft, mit ganz kleinen, aber wirkungsvollen Tricks ("durch die glühe-he-hende Saha-ra") sofort eine in den Orient weisende Assoziation hervorzurufen. Der Mann beherrscht sein Handwerk, und dass er auch -zig Werbejingles komponiert hat, die sich seit Kindertagen in meinem Geist festgesetzt haben, sei ihm hiermit verziehen.
(Zum Weiterlesen: Manuskript einer Radiosendung von 2007; Interview 1; Interview 2)
---
* Mein Anspieltipp!
** This text is in English
*** Übrigens gehört diese Stimme derselben Erika, die als Teil des Duos Gitti & Erika das sehr erfolgreiche Heidi gesungen hat
Christian wer? Wer den Namen nicht kennt, kennt vermutlich trotzdem seine Werke. Lassen wir die ganze Schlagerkiste mal zu (neben ganz vielen anderen Liedern komponierte er z.B. für Siw Malmkwist: Liebeskummer lohnt sich nicht; Conny Froboess: Zwei kleine Italiener; Marion Maerz: Er ist wieder da*; Roberto Blanco: Ein bißchen Spaß muß sein; Drafi Deutscher: Marmor, Stein und Eisen bricht; Katja Ebstein: Wunder gibt es immer wieder, Mireille Mathieu: Hinter den Kulissen von Paris, France Gall: Der Computer Nr. 3), denn in welchem Ausmaß er auch hier gewirkt hat, ist mir erst bei der Recherche klargeworden.
Nein, mir geht's um etwas anderes: Die grandiosen Titelmelodien, die er fürs Fernsehen geschrieben hat. Als Kind in den 70ern und frühen 80ern kam man um gewisse Zeichentrickserien ja z.B. gar nicht herum. Wer schrieb die Titelmelodien zu Wickie? Heidi? Sindbad? Captain Future? Christian Bruhn! Weiter: Die Rote Zora? Timm Thaler? Manni, der Libero? Ja, richtig, die alle (und noch viele mehr) hat er mit den einprägsamsten, schönsten und vor allem immer zur Stimmung der jeweiligen Serie passenden Titelmelodien versehen!
Und es geht noch weiter; es gibt ja nicht nur die Titelmelodien, sondern auch die Hintergrundmusik in den Serien. Als ich kürzlich, über 25 Jahre nach dem ersten und bis dahin auch einzigen Mal, die Serie Timm Thaler (eines meiner ganz einschneidenden Fernseherlebnisse) angesehen habe, habe ich festgestellt: Jeder Ton aus den einzelnen Melodien war mir noch exakt im Gedächtnis, und jede Melodie passt perfekt zur Stimmung / Szene / Figur. Ich besitze noch die 7"-Vinyl-Single mit der traurigen Titelmelodie, und auf der Rückseite sind mit "Aravanadi / Der Baron" zwei weitere, sehr gut gemachte Stücke.
Natürlich hat der Herr Bruhn gewusst, wie man sich inspirieren lässt: Als ich neulich Shine on You Crazy Diamond von Pink Floyd anhörte, kam ein kleines Mädchen, das ich gut kenne, angelaufen und rief: "Das klingt ja wie Timm Thaler!" (Das gleiche Mädchen läuft auch seit ein paar Wochen herum und summt die Melodien aus der Serie, seit wir sie zusammen angesehen haben). Und der Knaller Captain Future wäre wohl so auch nicht zustandegekommen, hätte nicht zur Titelmelodie einer Science-Fiction-Fernsehserie der späten 60er eine hohe Frauenstimme so etwas wie "Ooo-hooooooo- ooo-hooo-hooo-hooo-hooo"** gesungen. Aber, solange es keine dreisten Plagiate sind, lasse ich gerade bei Gebrauchsmusik, wie es Fernsehtitelmelodien nun mal sind, gerne gelten, was Rudi Carrell mal über seine Showkonzepte sagte: Besser gut geklaut als schlecht selber gemacht.
Wobei ich das bei Bruhn nicht ernsthaft "geklaut" nennen würde, denn es sind weniger Melodien als vielmehr bestimmte, etablierte Sounds, die er aufgegriffen und eingesetzt hat. Und die erwähnte hohe Frauenstimme***, die er da über seinen Discofetzer gelegt hat, war nun mal seit Raumschiff Enterprise eine Soundchiffre für Science-Fiction. (Gerade im Fall von Captain Future überschlagen sich die Fans übrigens vor Begeisterung, was man u.a. in den Rezensionen zur Soundtrack-CD beim großen Buch- und Medienversender nachlesen kann).
Disco ist auch beim Sindbad-Titellied ein Thema, und ich finde es wirklich beeindruckend, wie Bruhn es schafft, mit ganz kleinen, aber wirkungsvollen Tricks ("durch die glühe-he-hende Saha-ra") sofort eine in den Orient weisende Assoziation hervorzurufen. Der Mann beherrscht sein Handwerk, und dass er auch -zig Werbejingles komponiert hat, die sich seit Kindertagen in meinem Geist festgesetzt haben, sei ihm hiermit verziehen.
(Zum Weiterlesen: Manuskript einer Radiosendung von 2007; Interview 1; Interview 2)
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* Mein Anspieltipp!
** This text is in English
*** Übrigens gehört diese Stimme derselben Erika, die als Teil des Duos Gitti & Erika das sehr erfolgreiche Heidi gesungen hat
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Schreiben wir ausnahmsweise über Paul McCartney. (Ich weiß ja, was ihr denkt! Ihr denkt: "Nicht schon wieder" und "der findet doch unterschiedslos alles gut von dem" und "der ist da vollkommen unkritisch" und "neulich war's noch eine knapp am Kitsch vorbeischrammende Ballade und jetzt so ein unmelodiöses Geschrei, da kann ja kommen was will, immer soll es gut sein" und so weiter.)
1993 erschien die erste Fireman-CD unter dem Titel Strawberries Oceans Ships Forest, 1998 die zweite namens Rushes, und wer mehr darüber wissen will, der lese die verlinkten Wikipedia-Artikel oder stöbere in der Röhre. Es sind experimentelle Stückchen, die man meinetwegen "Ambient", "Trance" und so weiter nennen kann, ich kenne mich da nicht so aus, und die ich selten, dann aber gezielt und gerne anhöre. (Für mich ist das Wintermusik auf der ersten, Frühlingsmusik auf der zweiten Scheibe, so rein synästhetisch betrachtet.) Und nun ist für den kommenden November das dritte Fireman-Album Electric Arguments angekündigt, zum ersten Mal übrigens unter offizieller Nennung der Namen McCartney und Youth, die hinter diesem Projekt stecken.
Und das scheint nicht der einzige Unterschied zu sein, denn das Konzept hat sich verändert: Weg von wabernden langen Instrumentals, die aus vorhandenem Material zusammengesample-t werden, hin zu neu geschriebenen und eingespielten Songs mit Gesang. (Wikipedia schreibt, dass sie sich für jeden Song genau einen Tag Zeit genommen haben).
Vorab ist nun ein Stück namens Nothing Too Much Just Out of Sight aufgetaucht, das schon vom Gegröhle her ähnlich wie Led Zeppelin klingt und Bilder von verqualmten 70er-Jahre-Partykellern heraufbeschwört.
Anhören!* [Edit: Oder umsonst mit brauchbaren 192 kBit/s herunterladen]
Was kann ich denn dafür? Ich find's toll!
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*Wenn's weg sein sollte: Bei youtuub findet man es auch.
1993 erschien die erste Fireman-CD unter dem Titel Strawberries Oceans Ships Forest, 1998 die zweite namens Rushes, und wer mehr darüber wissen will, der lese die verlinkten Wikipedia-Artikel oder stöbere in der Röhre. Es sind experimentelle Stückchen, die man meinetwegen "Ambient", "Trance" und so weiter nennen kann, ich kenne mich da nicht so aus, und die ich selten, dann aber gezielt und gerne anhöre. (Für mich ist das Wintermusik auf der ersten, Frühlingsmusik auf der zweiten Scheibe, so rein synästhetisch betrachtet.) Und nun ist für den kommenden November das dritte Fireman-Album Electric Arguments angekündigt, zum ersten Mal übrigens unter offizieller Nennung der Namen McCartney und Youth, die hinter diesem Projekt stecken.
Und das scheint nicht der einzige Unterschied zu sein, denn das Konzept hat sich verändert: Weg von wabernden langen Instrumentals, die aus vorhandenem Material zusammengesample-t werden, hin zu neu geschriebenen und eingespielten Songs mit Gesang. (Wikipedia schreibt, dass sie sich für jeden Song genau einen Tag Zeit genommen haben).
Vorab ist nun ein Stück namens Nothing Too Much Just Out of Sight aufgetaucht, das schon vom Gegröhle her ähnlich wie Led Zeppelin klingt und Bilder von verqualmten 70er-Jahre-Partykellern heraufbeschwört.
Anhören!* [Edit: Oder umsonst mit brauchbaren 192 kBit/s herunterladen]
Was kann ich denn dafür? Ich find's toll!
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*Wenn's weg sein sollte: Bei youtuub findet man es auch.
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O.ä. heißt es in manchen Blogs in der rechten Spalte. Vielleicht sollte ich mir eine solche feste Rubrik auch einrichten. Andererseits: Interessiert das jemanden? Dann wieder: Muss es jemanden interessieren? Wir werden sehen.
Immer wieder passiert es mir jedenfalls, dass ich ganz unvermittelt das starke und kaum aufschiebbare Bedürfnis verspüre, ein ganz bestimmtes Lied, und zwar sofort, und zwar laut, zu hören.
Nein, es sind keine neuen Lieder, nichts, was ich z.B. im Radio gehört habe, nichts, was mich neugierig gemacht hätte - sondern sie entstammen immer einem sehr begrenzten Fundus (meine musikalische Geschmacksbildung endete ja vor gut 20 Jahren). Und ich bin manchmal regelrecht irritiert und frage mich, wie es kommen kann, dass z.B. vorgestern sich plötzlich wieder mal Miracle of Life* von Yes in meinem Kopf dermaßen penetrant nach vorne gedrängelt und dabei einen psychoakustischen Hungerreiz erzeugt hat, den auch zwanzig laute Hördurchgänge bisher nicht zu stillen vermochten.
Was ist das für ein Lied: Später Progressive Rock einer zersplitterten und sich gegenseitig hassenden Kapelle, die 1991 ausgerechnet unter dem Titel Union ein ziemlich schreckliches Machwerk abgeliefert hat, angeblich unter Einsatz anonymer Studiomusiker und jedenfalls mit Gewalt und vielen Produktionstricks die getrennt voneinander entstandenen Werke der Fraktionen "Yes East" und "Yes West" unter einen Hut zwingend. (Diese Kalter-Krieg-Terminologie entnehme ich den Babyblauen Seiten, dem tollen Informationssteinbruch für das hier behandelte Musikgenre). Ich höre diese Platte nie - mit einer Ausnahme namens Miracle of Life.
Man muss dazu vielleicht ein wenig wissen über die Bandgeschichte. Da gibt es die "klassische" Besetzung aus den früher 70ern mit Sänger Jon Anderson, Schlagzeuger Bill Bruford, Bassist Chris Squire, Keyboarder Rick Wakeman und Gitarrist Steve Howe, die ganz großartige Alben, Klassiker des Genres wie Close To The Edge, Fragile und Relayer eingespielt haben - aber, halt, da geht es schon los, beim letztgenannten Album sind Schlagzeuger und Keyboarder schon andere. Personalwechsel gab es bei Yes nämlich so viele, dass nur die echten, harten Fans noch mitkommen.
In den frühen 80ern gab es dann, mit inzwischen deutlich anderem Personal, eine kurze, kommerziell erfolgreiche Phase mit dem Hit Owner of a Lonely Heart, einem Lied, das mir zu jener Zeit unglaublich kalt und wie am Reißbrett entworfen vorkam, so als sei die Band zum damals angesagten Pop-Produzenten gegangen und habe verzweifelt darum gebeten, endlich mal eine Single in die Charts zu bringen, andere Prog-Rock-Dinosaurier wie Genesis konnten das ja inzwischen auch. (Heute mag ich das Lied dennoch ganz gerne). Und auf diesen kommerziellen Gleisen versuchte man sich unter beständigen, weiteren personellen Wechseln noch eine ganze Zeit lang, ohne aber den Erfolg auch nur annähernd wiederholen zu können.
Ende der 80er gab es dann ein Projekt von vier Mitgliedern der oben genannten "klassischen" Besetzung, die sich aus rechtlichen Gründen aber nicht Yes nennen durften, sondern mit ihren Namen Anderson, Bruford, Wakeman & Howe (ABWH) auftraten, da der fünfte, Chris Squire, die Namensrechte besaß und mit ganz anderen Musikern zusammenarbeitete. Unter dem Titel An Evening of Yes Music plus ... gaben ABWH Konzerte, von denen ich eines (in Kassel, vor angenehm kleinen Publikum) besuchte und in denen sie viele der Klassiker aus den frühen 70ern spielten. Schön war das! Begonnen wurde das Konzert übrigens mit Soloauftritten der einzelnen Bandmitglieder, so dass man schon eine Ahnung davon bekommen konnte, wie schwierig das Verhältnis selbst innerhalb dieser "Fraktion" auszubalancieren gewesen sein mag. (Man lese sich mal den Eintrag über Rick Wakeman durch, der laut Wikipedia bei Yes fünfmal aus- und wieder eingestiegen ist). "Fraktion" ist schon das Stichwort - denn wie gesagt gab es einerseits eine Band namens Yes und anderersits vier Musiker, die sich mit gutem Recht als Yes fühlen, aber nicht so nennen durften. Und genau in dieser Zeit, als man sich gegenseitig bekriegte, entstand das o.g. Werk Union. Jede "Fraktion" hatte ihre eigenen Aufnahmen gemacht, die aus irgendwelchen Gründen**, viele vermuten: finanziellen, dann unter dem Dach einer angeblichen neuen, vereinten Band veröffentlicht wurden.
Lustig ist, dass ich das einzige Lied, das ich auf diesem Album mag, das oben genannte Miracle of Life, sofort (und irrtümlich) der Fraktion "Yes East" (ABWH) zugeordnet habe, diese waren ja die progressiven Guten, während "Yes West" aus den bösen Kommerzlern bestand. Es ist alles da: Ein schöner, langer, instrumentaler Einstieg mit kleinen rhythmischen Tricks, ein eingängiger Mittelteil, dann die Wiederaufnahme des Anfangs, insgesamt über sieben Minuten lang - so könnte man auch einen Klassiker wie Heart of the Sunrise von 1972 beschreiben, der natürlich viel besser ist, ganz klar, dennoch, klingt das etwa nach seelenloser Kommerzmusik?
Progressive Rock, Fluch und Segen meiner Jugend. Manchmal kommst du mit Macht zurück.
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*Obacht: Die Klangqualität des momentan einzigen Treffers bei youtube ist leider ziemlich mies, mono sowieso.
** "Als Jon Anderson in Los Angeles weilte, um an der 2ten Scheibe von ABWH zu arbeiten, soll er sich mit Trevor Rabin getroffen haben und als dieser Anderson einige seiner neuen Songs vorspielte, konnte Anderson mal wieder nicht anders, als drauf singen zu wollen. Das wäre die idealistische Version, die man in dem Union-Tourheft nachlesen kann. [...] Laut Bill Bruford wurde diese als Ganzheit mißlungene Scheibe hauptsächlich durch Produzenten und Manager kreiert, die den Ausweg aus der prekären Finanzlage von Yes und ABWH, sowie den eigenen Kontostand im Sinn hatten." (Mehr hier)
Immer wieder passiert es mir jedenfalls, dass ich ganz unvermittelt das starke und kaum aufschiebbare Bedürfnis verspüre, ein ganz bestimmtes Lied, und zwar sofort, und zwar laut, zu hören.
Nein, es sind keine neuen Lieder, nichts, was ich z.B. im Radio gehört habe, nichts, was mich neugierig gemacht hätte - sondern sie entstammen immer einem sehr begrenzten Fundus (meine musikalische Geschmacksbildung endete ja vor gut 20 Jahren). Und ich bin manchmal regelrecht irritiert und frage mich, wie es kommen kann, dass z.B. vorgestern sich plötzlich wieder mal Miracle of Life* von Yes in meinem Kopf dermaßen penetrant nach vorne gedrängelt und dabei einen psychoakustischen Hungerreiz erzeugt hat, den auch zwanzig laute Hördurchgänge bisher nicht zu stillen vermochten.
Was ist das für ein Lied: Später Progressive Rock einer zersplitterten und sich gegenseitig hassenden Kapelle, die 1991 ausgerechnet unter dem Titel Union ein ziemlich schreckliches Machwerk abgeliefert hat, angeblich unter Einsatz anonymer Studiomusiker und jedenfalls mit Gewalt und vielen Produktionstricks die getrennt voneinander entstandenen Werke der Fraktionen "Yes East" und "Yes West" unter einen Hut zwingend. (Diese Kalter-Krieg-Terminologie entnehme ich den Babyblauen Seiten, dem tollen Informationssteinbruch für das hier behandelte Musikgenre). Ich höre diese Platte nie - mit einer Ausnahme namens Miracle of Life.
Man muss dazu vielleicht ein wenig wissen über die Bandgeschichte. Da gibt es die "klassische" Besetzung aus den früher 70ern mit Sänger Jon Anderson, Schlagzeuger Bill Bruford, Bassist Chris Squire, Keyboarder Rick Wakeman und Gitarrist Steve Howe, die ganz großartige Alben, Klassiker des Genres wie Close To The Edge, Fragile und Relayer eingespielt haben - aber, halt, da geht es schon los, beim letztgenannten Album sind Schlagzeuger und Keyboarder schon andere. Personalwechsel gab es bei Yes nämlich so viele, dass nur die echten, harten Fans noch mitkommen.
In den frühen 80ern gab es dann, mit inzwischen deutlich anderem Personal, eine kurze, kommerziell erfolgreiche Phase mit dem Hit Owner of a Lonely Heart, einem Lied, das mir zu jener Zeit unglaublich kalt und wie am Reißbrett entworfen vorkam, so als sei die Band zum damals angesagten Pop-Produzenten gegangen und habe verzweifelt darum gebeten, endlich mal eine Single in die Charts zu bringen, andere Prog-Rock-Dinosaurier wie Genesis konnten das ja inzwischen auch. (Heute mag ich das Lied dennoch ganz gerne). Und auf diesen kommerziellen Gleisen versuchte man sich unter beständigen, weiteren personellen Wechseln noch eine ganze Zeit lang, ohne aber den Erfolg auch nur annähernd wiederholen zu können.
Ende der 80er gab es dann ein Projekt von vier Mitgliedern der oben genannten "klassischen" Besetzung, die sich aus rechtlichen Gründen aber nicht Yes nennen durften, sondern mit ihren Namen Anderson, Bruford, Wakeman & Howe (ABWH) auftraten, da der fünfte, Chris Squire, die Namensrechte besaß und mit ganz anderen Musikern zusammenarbeitete. Unter dem Titel An Evening of Yes Music plus ... gaben ABWH Konzerte, von denen ich eines (in Kassel, vor angenehm kleinen Publikum) besuchte und in denen sie viele der Klassiker aus den frühen 70ern spielten. Schön war das! Begonnen wurde das Konzert übrigens mit Soloauftritten der einzelnen Bandmitglieder, so dass man schon eine Ahnung davon bekommen konnte, wie schwierig das Verhältnis selbst innerhalb dieser "Fraktion" auszubalancieren gewesen sein mag. (Man lese sich mal den Eintrag über Rick Wakeman durch, der laut Wikipedia bei Yes fünfmal aus- und wieder eingestiegen ist). "Fraktion" ist schon das Stichwort - denn wie gesagt gab es einerseits eine Band namens Yes und anderersits vier Musiker, die sich mit gutem Recht als Yes fühlen, aber nicht so nennen durften. Und genau in dieser Zeit, als man sich gegenseitig bekriegte, entstand das o.g. Werk Union. Jede "Fraktion" hatte ihre eigenen Aufnahmen gemacht, die aus irgendwelchen Gründen**, viele vermuten: finanziellen, dann unter dem Dach einer angeblichen neuen, vereinten Band veröffentlicht wurden.
Lustig ist, dass ich das einzige Lied, das ich auf diesem Album mag, das oben genannte Miracle of Life, sofort (und irrtümlich) der Fraktion "Yes East" (ABWH) zugeordnet habe, diese waren ja die progressiven Guten, während "Yes West" aus den bösen Kommerzlern bestand. Es ist alles da: Ein schöner, langer, instrumentaler Einstieg mit kleinen rhythmischen Tricks, ein eingängiger Mittelteil, dann die Wiederaufnahme des Anfangs, insgesamt über sieben Minuten lang - so könnte man auch einen Klassiker wie Heart of the Sunrise von 1972 beschreiben, der natürlich viel besser ist, ganz klar, dennoch, klingt das etwa nach seelenloser Kommerzmusik?
Progressive Rock, Fluch und Segen meiner Jugend. Manchmal kommst du mit Macht zurück.
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*Obacht: Die Klangqualität des momentan einzigen Treffers bei youtube ist leider ziemlich mies, mono sowieso.
** "Als Jon Anderson in Los Angeles weilte, um an der 2ten Scheibe von ABWH zu arbeiten, soll er sich mit Trevor Rabin getroffen haben und als dieser Anderson einige seiner neuen Songs vorspielte, konnte Anderson mal wieder nicht anders, als drauf singen zu wollen. Das wäre die idealistische Version, die man in dem Union-Tourheft nachlesen kann. [...] Laut Bill Bruford wurde diese als Ganzheit mißlungene Scheibe hauptsächlich durch Produzenten und Manager kreiert, die den Ausweg aus der prekären Finanzlage von Yes und ABWH, sowie den eigenen Kontostand im Sinn hatten." (Mehr hier)
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