"Merkwürdig! Soweit ich feststellen kann, haben Sie am ganzen Körper keinen einzigen Muskel!", schüttelt der Fitnesstrainer nach der Probestunde ungläubig den Kopf. An diese Donald-Duck-Geschichte muss ich regelmäßig denken; z.B. wenn ich Laminat verlege und am nächsten Morgen vollkommen zerstört aufwache.
Es gibt ohnehin so Tage, da brauche ich ein ganz bestimmtes Lied, da muss ich das hören, und nicht nur einmal. Neulich war es Shine On You Crazy Diamond von Pink Floyd, das ich nach Jahren, dann aber unbedingt und sofort, anhören musste. Ich hielt es kaum aus, bis ich zu Hause war, die CD einlegen und Repeat drücken konnte.
Heute früh nun wusste ich schon beim Aufwachen: Ich brauche zum Espresso noch einen ganz speziellen Wachmacher, und der heißt Nod Your Head. Dieser Song rotiert seither endlos und betäubt meine Muskelschmerzen. Er beschließt das Album Memory Almost Full und ist sozusagen ein Nachschlag. Schon auf dem Vorgängeralbum hatte es einen solchen gegeben, ein namenloses Stück (in Fankreisen als I've Only Got Two Hands bekannt), das nach einer mehrsekündigen Pause, wie ein typischer Hidden Track eben, nach dem majestätischen "eigentlichen" Finalsong überraschend noch folgt und das Pathos bricht. (Wer denkt da nicht an Her Majesty nach dem Schlussakkord-für-die-Ewigkeit von The End?)
Nun, Nod Your Head ist nicht versteckt, sondern offiziell als Song vermerkt, erfüllt aber eine ähnliche Funktion: Nach schwerem Stoff (At the end of the end / It's the start of a journey / To a much better place / And a much better place / Would have to be special / No reason to cry / No need to be sad / At the end of the end) noch mal mit den Augen zwinkern.
Was sagt der Mann auf der Straße dazu?
Wie sie es hassen! Die Töne nicht getroffen! Schrilles Gitarrenfeedback! Und dann am Ende noch "Ooh ooh ooh ooh ooh ooh ooh ooh"!
Ganz lustig ist, dass es trotzdem jede Menge Fan-Videos zu dem Lied gibt, nehmen wir doch einfach mal das hier:
Aber eins ist klar: Ich könnte das heute nicht. Aua.
Es gibt ohnehin so Tage, da brauche ich ein ganz bestimmtes Lied, da muss ich das hören, und nicht nur einmal. Neulich war es Shine On You Crazy Diamond von Pink Floyd, das ich nach Jahren, dann aber unbedingt und sofort, anhören musste. Ich hielt es kaum aus, bis ich zu Hause war, die CD einlegen und Repeat drücken konnte.
Heute früh nun wusste ich schon beim Aufwachen: Ich brauche zum Espresso noch einen ganz speziellen Wachmacher, und der heißt Nod Your Head. Dieser Song rotiert seither endlos und betäubt meine Muskelschmerzen. Er beschließt das Album Memory Almost Full und ist sozusagen ein Nachschlag. Schon auf dem Vorgängeralbum hatte es einen solchen gegeben, ein namenloses Stück (in Fankreisen als I've Only Got Two Hands bekannt), das nach einer mehrsekündigen Pause, wie ein typischer Hidden Track eben, nach dem majestätischen "eigentlichen" Finalsong überraschend noch folgt und das Pathos bricht. (Wer denkt da nicht an Her Majesty nach dem Schlussakkord-für-die-Ewigkeit von The End?)
Nun, Nod Your Head ist nicht versteckt, sondern offiziell als Song vermerkt, erfüllt aber eine ähnliche Funktion: Nach schwerem Stoff (At the end of the end / It's the start of a journey / To a much better place / And a much better place / Would have to be special / No reason to cry / No need to be sad / At the end of the end) noch mal mit den Augen zwinkern.
Was sagt der Mann auf der Straße dazu?
I love paul mccartney but this is a shity song.Das sind nur mal so die ersten paar Kommentare, die ich bei youtube gefunden habe.
This is an awful song.
He is such an amazing songwriter ... why is he putting this stuff out?
Trying to adapt to today's crappy music?
What was he even trying to do?
Oh my god what happend?
Wie sie es hassen! Die Töne nicht getroffen! Schrilles Gitarrenfeedback! Und dann am Ende noch "Ooh ooh ooh ooh ooh ooh ooh ooh"!
Ganz lustig ist, dass es trotzdem jede Menge Fan-Videos zu dem Lied gibt, nehmen wir doch einfach mal das hier:
Aber eins ist klar: Ich könnte das heute nicht. Aua.
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Es gibt eine gute Idee auf der CD Love, darin sind sich auch die meisten Kritiker einig: Den wahnsinnigen Beat von Tomorrow Never Knows zu kombinieren mit dem schleppenden Gesang von Within You Without You, das hat was, das macht beim Hören Spaß. Wenn Giles Martin nur nicht noch immer etwas hätte draufpacken müssen, einblenden, ausblenden, Soundfetzen noch und nöcher; dennoch, das kann man sich anhören.
Ich weiß ja nicht, wie das ist, wenn man das eigentliche Werk der Beatles nicht so gut kennt - vielleicht kann man dann, womöglich als soundbitsampleklangfetzengewöhnter Dauermusikhörer, sich diese Klangtapete namens Love auch irgendwie anhören. Mich nervt sie, leider.
Leider, denn ich bin durchaus ein Freund von seltsamen Neuarrangements und extremen Remixen. Punk-Beatles? Warum nicht? Eleanor Rigby in der Prärie? Schön! McCartney Mash-Up? Sehr gerne!
Also war ich durchaus offen für das Experiment, das Vater (weniger) und Sohn (mehr) Martin hier durchgeführt haben. Was ist schiefgegangen? Warum höre ich diese CD fast nie?
Es gibt verschiedene Gründe. Zum einen fehlt ein durchgängiges Konzept: Soll das nun ein Mash-Up-Album sein? Dann fragt man sich, warum zwischendurch z.B. Help! praktisch im Original eingebaut ist. Oder soll à la Stars on 45 eine schnelle Hit-Revue abgefeiert werden? Das klappt halbwegs bei Drive My Car/The Word/What You're Doing und wird dann durch die unmotiviert eingestreuten Schnipsel und fehlende Verbindungen gleich wieder aufgegeben. Oder sollte doch in erster Linie der Sound aufpoliert werden? Darauf warten in der Tat viele Fans, die gerne mal eine Abmischung auf Basis der heutigen technischen Möglichkeiten hören würden. Die brauchen dann aber keine durcheinandergewürfelten Fetzen. Das Album wirkt also inkonsequent und so, als habe jemand einfach mal alles durchdigitalisiert und dann begeistert alle Möglichkeiten der digitalen Klangverarbeitung ausprobiert - mal wild gemixt, mal ähnliche Nummern hintereinandergelegt, mal nur den Klang "verbessert".
Zum anderen tut es mir weh, wenn dumm gemogelt wird: Da wird das unverkennbare Kreischen der Fans unter die Studioversion von I Want to Hold Your Hand gemischt, die auch noch gekürzt ist (wie übrigens auch bei Hey Jude eine Strophe einfach weggelassen wird). Das hat nichts mehr mit dem "Mash-Up"-Gedanken zu tun, denn hier werden eben gerade keine Gegensätze zusammengeführt, sondern es wird genau der Epoche entsprechend ein Sound zum anderen gefügt und damit nur ein billiger, hohler Wiedererkennungseffekt produziert.
Vor allem aber strengen mich die übermäßig eingestreuten, klingeltonartigen Klangstückchen sehr an. Ständig sucht das Hirn die Zuordnung: Ah! Die Trompete aus Penny Lane! Oh! Dies ist aus Nowhere Man und das ist aus A Hard Day's Night. Ächz.
Nun hört das alles ja nicht auf. Heute bekam ich die Werbung für eine neue DVD zugeschickt, es muss ja jedes Jahr etwas für den weihnachtlichen Gabentisch angeboten werden, und da wurde mir erst wieder bewusst, dass Love ja nur der Soundtrack zu einer Zirkusvorstellung ist. (Ja, Beatleslieder als Zirkusmusik, das ist leider so.) Und von mir aus soll der Cirque du Soleil der beste Zirkus der Welt sein, soll es meinetwegen Abba- und Queen-Musicals geben - bitteschön - aber dies sind die Beatles! Und die, bzw. ihre Witwen, scheinen auch noch fest entschlossen, das alles toll zu finden; treten z.B. in einer sagenhaft blöden Larry-King-Show auf und erzählen brav, wie neuartig und kreativ das alles sei. Passt auf eure Integrität auf, Jungs und Mädels!
Ich weiß ja nicht, wie das ist, wenn man das eigentliche Werk der Beatles nicht so gut kennt - vielleicht kann man dann, womöglich als soundbitsampleklangfetzengewöhnter Dauermusikhörer, sich diese Klangtapete namens Love auch irgendwie anhören. Mich nervt sie, leider.
Leider, denn ich bin durchaus ein Freund von seltsamen Neuarrangements und extremen Remixen. Punk-Beatles? Warum nicht? Eleanor Rigby in der Prärie? Schön! McCartney Mash-Up? Sehr gerne!
Also war ich durchaus offen für das Experiment, das Vater (weniger) und Sohn (mehr) Martin hier durchgeführt haben. Was ist schiefgegangen? Warum höre ich diese CD fast nie?
Es gibt verschiedene Gründe. Zum einen fehlt ein durchgängiges Konzept: Soll das nun ein Mash-Up-Album sein? Dann fragt man sich, warum zwischendurch z.B. Help! praktisch im Original eingebaut ist. Oder soll à la Stars on 45 eine schnelle Hit-Revue abgefeiert werden? Das klappt halbwegs bei Drive My Car/The Word/What You're Doing und wird dann durch die unmotiviert eingestreuten Schnipsel und fehlende Verbindungen gleich wieder aufgegeben. Oder sollte doch in erster Linie der Sound aufpoliert werden? Darauf warten in der Tat viele Fans, die gerne mal eine Abmischung auf Basis der heutigen technischen Möglichkeiten hören würden. Die brauchen dann aber keine durcheinandergewürfelten Fetzen. Das Album wirkt also inkonsequent und so, als habe jemand einfach mal alles durchdigitalisiert und dann begeistert alle Möglichkeiten der digitalen Klangverarbeitung ausprobiert - mal wild gemixt, mal ähnliche Nummern hintereinandergelegt, mal nur den Klang "verbessert".
Zum anderen tut es mir weh, wenn dumm gemogelt wird: Da wird das unverkennbare Kreischen der Fans unter die Studioversion von I Want to Hold Your Hand gemischt, die auch noch gekürzt ist (wie übrigens auch bei Hey Jude eine Strophe einfach weggelassen wird). Das hat nichts mehr mit dem "Mash-Up"-Gedanken zu tun, denn hier werden eben gerade keine Gegensätze zusammengeführt, sondern es wird genau der Epoche entsprechend ein Sound zum anderen gefügt und damit nur ein billiger, hohler Wiedererkennungseffekt produziert.
Vor allem aber strengen mich die übermäßig eingestreuten, klingeltonartigen Klangstückchen sehr an. Ständig sucht das Hirn die Zuordnung: Ah! Die Trompete aus Penny Lane! Oh! Dies ist aus Nowhere Man und das ist aus A Hard Day's Night. Ächz.
Nun hört das alles ja nicht auf. Heute bekam ich die Werbung für eine neue DVD zugeschickt, es muss ja jedes Jahr etwas für den weihnachtlichen Gabentisch angeboten werden, und da wurde mir erst wieder bewusst, dass Love ja nur der Soundtrack zu einer Zirkusvorstellung ist. (Ja, Beatleslieder als Zirkusmusik, das ist leider so.) Und von mir aus soll der Cirque du Soleil der beste Zirkus der Welt sein, soll es meinetwegen Abba- und Queen-Musicals geben - bitteschön - aber dies sind die Beatles! Und die, bzw. ihre Witwen, scheinen auch noch fest entschlossen, das alles toll zu finden; treten z.B. in einer sagenhaft blöden Larry-King-Show auf und erzählen brav, wie neuartig und kreativ das alles sei. Passt auf eure Integrität auf, Jungs und Mädels!
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Ganz verstecktFür dreidreißig gibt's da ein Stück Apfelkuchen und eine Tasse Tee, und man kann, weil man ja ohnehin eine halbe Stunde überbrücken muss, mal in Ruhe Tageszeitungen lesen, was ich ja (zumindest was gedruckte angeht) "zunehmend weniger" tue, und so blätterte ich heute nach längerer Zeit mal wieder in einer taz, die erstaunlicherweise über Frank Zander berichtete. Den man ja durchaus als leichtgewichtigen Blödler in Erinnerung behalten haben kann. Fred Sonnenschein. Da da da ich weiß bescheid du weißt bescheid. Hier kommt Kurt / ohne Helm und ohne Gurt. Ihr persönliches Geburtstagslied handgebrannt. Ja wenn wir alle Englein wären.
Halb verdeckt
Irgendwo
Tief im Wald
Liegt mein Haus und mein Labor
Aber so einfach ist die Sache nicht; denn immerhin hat er mit Der Ur-Ur-Enkel von Frankenstein* und Captain Starlight zwei für das Genre ziemlich originelle Lieder fabriziert. Die taz schreibt:
Frank Zander, 66, kann als "Blödelbarde" abgetan werden. Er kann aber auch als eine Art früher Helge Schneider, ja, als Alice Cooper des deutschen Schlagers angesehen werden.Und vor allem wurde mal in dieser (sowieso unfassbar lustigen) Reportage über das fahrende Schlagervolk folgendes berichtet:
Und heute darf auch Frank Zander endlich ran. Sein Band wird gestartet: "Zanderstruck!" überfordert die nicht eben AC/DC-kundigen Fans zwar, aber der Opener und Zander-Smash-Hit "Hier kommt Kurt" ("Seit der Geburt heiß ich Kurt! Ohne Netz und ohne Gurt") rockt sie dann doch heftig fort. Später gibt sich Zander backstage entspannt: "Ey, 30 Leute, kein Wunder bei den Preisen. 30 Euro? Sollen sie doch bloß fünf oder zehn nehmen, dann ist der Laden halt randvoll mit Idioten, aber dafür ist er voll"; analysiert's und schickt seine Frau, eine Flasche Ketchup zu besorgen, da ihm die Gulaschsuppe, von der ich bereits seit einer Woche lebe, "zu lasch" ist. Ein frischer Schuß Ketchup macht die Suppe dann tatsächlich so frisch und würzig wie die Lieder von [...]"Zanderstruck": Chapeau! Das ist ganz groß.
---
* Das Original aus den frühen 70ern habe ich nicht gefunden; aber eine neue Version - na ja, wer den taz-Artikel liest, weiß bescheid.
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Hier ist ganz nebenbei ein wunderbares Filmchen verlinkt, das ich noch nicht kannte.
Die Fotos, die dieser allerletzten gemeinsamen Fotosession der Beatles im Blumenfeld entstammen, gehören schon immer zu meinen liebsten. Wie müde sie aussehen, und sind noch keine 30 Jahre alt. John, der mir als Kind mit seinem Vollbart und dem schwarzen Hut immer unheimlich war, sieht hier vollkommen detached aus; Ringo wirkt ganz finster - und Paul schaut verloren in die Ferne und sieht dabei so traurig aus wie jemand, der weiß, dass etwas Schönes vorbei ist. Es ist eine ergreifende Aufnahme.
Die Fotos, die dieser allerletzten gemeinsamen Fotosession der Beatles im Blumenfeld entstammen, gehören schon immer zu meinen liebsten. Wie müde sie aussehen, und sind noch keine 30 Jahre alt. John, der mir als Kind mit seinem Vollbart und dem schwarzen Hut immer unheimlich war, sieht hier vollkommen detached aus; Ringo wirkt ganz finster - und Paul schaut verloren in die Ferne und sieht dabei so traurig aus wie jemand, der weiß, dass etwas Schönes vorbei ist. Es ist eine ergreifende Aufnahme.
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Komm ich von der Arbeit heimNein, ich glaube nicht, dass meine geschätze Leserschaft jetzt mit dem Finger schnippt und sagt: Klar, das ist doch das Lied X von der Band Y aus dem Jahr Z.
Schalte ich das Radio ein
Ich drehe laut, die Bude dröhnt
Die Nachbarn sind das schon gewöhnt
Ich höre Radio
Ich höre Radio
Bis in die Nacht
Ich höre Radio
Denn nur das Radio
Rockt dass es kracht
[Und dann fehlt was, aber obacht, jetzt kommt's]
Nur Rock, dass die Schwarte kracht
[Und blablabla so weiter]
Mein Plan sieht vielmehr folgendermaßen aus:
Und weil er der letzte lebende Verwandte des Leadgitarristen ist (der ihm damals bei Familienfeiern immer die Ohren vollgequatscht hat, dass er ja mal fast berühmt geworden wäre, wenn das mit dem Plattenvertrag geklappt hätte, sogar im Radio habe man das Lied einmal gespielt, Radio, verstehst du, und das Lied heißt doch "Radio" und ging so: "Komm ich von der Arbeit heim ..."), klickt er lächelnd auf "Kommentieren" unter diesem dann völlig veralteten und längst vergessenen Beitrag und schreibt: Klar, das ist doch das Lied X von der Band Y aus dem Jahr Z.
Das könnte doch klappen, ich weiß gar nicht, was du hast!
Nein, es ist egal, ob der Text gut oder schlecht ist!
Es ist egal! Ich will das nur endlich wissen!
Wann? So um 1981 rum, auf meiner Cassette kam es direkt nach Abacab
Nein, die Singleversion, die ist kürzer.
Doch, das war ein mittlerer Hit. Ohne das lange Gitarren- und Keyboardsolo von der Albenversion.
Doch, das war als Single ausgekoppelt. Die B-Seite war Another Record.
Nein, die hatte ich damals nicht, ich habe das alles aus dem Radio aufgenommen. Und nach Abacab kam dieses deutsche Lied mit dem "Radio".
Nein! Das weiß ich eben nicht, von wem das ist! Hast du das nicht verstanden?
Ich weiiiß eeeees niiiiicht! Deswegen frage ich doch!
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1979: Auf dem Flohmarkt entdeckt der kleine Junge eine nie gesehene Schallplatte. Kurz zuvor hat er sich mit der Musik einer kleinen britischen Band zu beschäftigen begonnen (die Liebe seines Lebens übrigens). Längst kennt er noch nicht alle Platten, geschweige denn sie zu besitzen - bis dahin sollen noch einige Geburtstage ins Land gehen; doch hat er sich mit der Diskografie dieser Kapelle bereits so weit vertraut gemacht, dass ihm das unbekannte Cover sogleich auffällt.
Bei einem Preis von DM 2,50 muss nicht groß gehandelt werden, zudem entspricht die Summe seinem wöchentlichen Taschengeld. Er zahlt also den geforderten Betrag, geht frohen Herzens nach Hause und legt die Scheibe gespannt auf das elterliche Abspielgerät. Das Knacksen der aufsetzenden
Diamantnadel ist vertrauter Wohlklang, gleich wird die Musik einsetzen, er freut sich auf die neu zu entdeckenden Lieder - statt dessen erschallt plötzlich ein schrilles Pfeifen, das den Knaben zusammenzucken lässt und, um die Nadel vor möglichem Unheil zu schützen, ihn dazu veranlasst, sofort den Hebemechanismus des DUAL-Halbautomaten zu betätigen. Erneut wird die Vinylscheibe eingehender Musterung unterzogen, doch scheint sie sich, von einigen Fingerabdrücken abgesehen, in einwandfreiem Zustand zu befinden. Vorsichtig wird die Nadel abermals, diesmal an anderer Stelle, zwischen zwei Liedern, abgesenkt. Wieder das Geräusch - ist die Platte etwa doch ein Fehlkauf gewesen, weist sie womöglich einen merkwürdigen Defekt auf, beginnt er sich zu fragen, als plötzlich das wunderschöne (und ihm bis dato unbekannte) Stück Things We Said Today einsetzt*.
An diesem Tag wird ihm klar, dass es diese Musik schon vor unvorstellbar langer Zeit - länger als sein Leben - gegeben hat. Dass er mit seiner Liebe nicht allein ist. Und dass sich in dem schrillen Pfeifen - oder ist es ein Kreischen? - eine Form von Begeisterung entlädt, die er noch nicht kennt.
Und heute bin ich der Großvater. Aber meine Werthers
*Im Video ab 04:30; warum sind eigentlich bei manchen youtube-Videos die Ladezeiten so grauenhaft lang??
Bei einem Preis von DM 2,50 muss nicht groß gehandelt werden, zudem entspricht die Summe seinem wöchentlichen Taschengeld. Er zahlt also den geforderten Betrag, geht frohen Herzens nach Hause und legt die Scheibe gespannt auf das elterliche Abspielgerät. Das Knacksen der aufsetzenden

An diesem Tag wird ihm klar, dass es diese Musik schon vor unvorstellbar langer Zeit - länger als sein Leben - gegeben hat. Dass er mit seiner Liebe nicht allein ist. Und dass sich in dem schrillen Pfeifen - oder ist es ein Kreischen? - eine Form von Begeisterung entlädt, die er noch nicht kennt.
*Im Video ab 04:30; warum sind eigentlich bei manchen youtube-Videos die Ladezeiten so grauenhaft lang??
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Eins meiner liebsten Beatlesbücher stammt von Tim Riley und trägt den Titel Tell Me Why. Im Klappentext heißt es unter anderem:
Ich schreibe jetzt nichts darüber, wie widersprüchlich er sich selbst im Umgang mit der Presse verhält und ob er eigentlich selbst auf seine jeweils aktuelle Musik vertraut; das sind Themen für sich. Tatsache ist, dass ich sehr bedaure, wie wenig Beachtung seine Musik noch findet. (Er ist nämlich seit über zehn Jahren auf einem kreativen Hoch.)
Und so kommt es, dass ich uninteressiert und nur nebenbei die Meldungen zum Thema "Paul hat jetzt ein Lied über Heather geschrieben" gelesen habe.
Zum Glück aber hat mir ein netter Mensch dieses Lied als Hörprobe zur Verfügung gestellt.**
Es ist in Zusammenarbeit mit dem indischstämmigen Musiker und Produzenten Nitin Sawhney entstanden, auf dessen für Oktober angekündigtem Album London Undersound das Stück erscheinen wird.
Wie schon fast üblich bei den McCartney-Werken der letzten Jahre brauchte ich zwei, drei Durchgänge, um mich in das Lied einzuhören, das wieder einmal ohne spektakuläre Melodie oder Instrumentierung daherkommt.
Und dann hat es mich wieder erwischt. Ich habe das Lied mit dem Kopfhörer gehört; ich bin ein sentimentaler, alter Mann; ich konnte niemanden mehr ansehen; ich darf so etwas nicht bei der Arbeit machen; es hat mich tief berührt.
Ich schrieb es schon einmal: Ich höre diese Stimme einfach für mein Leben gern. Und bei diesem Lied nun ist eine deutlich gealterte Stimme zu hören, dünner, brüchiger, verletzlicher.
Und wunderschön.
Es wird vielleicht nie wieder einen Singlehit von Paul McCartney geben. Aber es gibt ganz viele kleine Juwelen. Und wo seine Tochter Stella ihre nächste Modenschau hält, ist mir ganz egal.
* Hope of Deliverance hieß 1993 der letzte nennenswerte Singlehit.
** Hörprobe hier. Vielleicht ergibt ja auch diese Suche zufälligerweise einen Treffer? Fan-Video ignorieren, Köpfhörer verwenden, wäre dann mein Tip. Oder selbst ein wenig suchen, nach Paul McCartney Nitin Sawhney My Soul z.B., dann findet man's theoretisch vielleicht als viel besser aufgelöste mp3-Datei.
They saw themselves first and foremost as recording artists [...] their work, both words and music, deserves more attention than their marriages.Ich muss das voranstellen, denn Menschen außerhalb des inzwischen doch überschaubaren Fankreises hören seit mindestens anderthalb Jahrzehnten* von Paul McCartney keine neue Musik, sondern Gossip, zuletzt jahrelang erst über die Hochzeit mit und dann die Scheidung von Heather Mills.
Ich schreibe jetzt nichts darüber, wie widersprüchlich er sich selbst im Umgang mit der Presse verhält und ob er eigentlich selbst auf seine jeweils aktuelle Musik vertraut; das sind Themen für sich. Tatsache ist, dass ich sehr bedaure, wie wenig Beachtung seine Musik noch findet. (Er ist nämlich seit über zehn Jahren auf einem kreativen Hoch.)
Und so kommt es, dass ich uninteressiert und nur nebenbei die Meldungen zum Thema "Paul hat jetzt ein Lied über Heather geschrieben" gelesen habe.
Zum Glück aber hat mir ein netter Mensch dieses Lied als Hörprobe zur Verfügung gestellt.**
Es ist in Zusammenarbeit mit dem indischstämmigen Musiker und Produzenten Nitin Sawhney entstanden, auf dessen für Oktober angekündigtem Album London Undersound das Stück erscheinen wird.
Wie schon fast üblich bei den McCartney-Werken der letzten Jahre brauchte ich zwei, drei Durchgänge, um mich in das Lied einzuhören, das wieder einmal ohne spektakuläre Melodie oder Instrumentierung daherkommt.
Und dann hat es mich wieder erwischt. Ich habe das Lied mit dem Kopfhörer gehört; ich bin ein sentimentaler, alter Mann; ich konnte niemanden mehr ansehen; ich darf so etwas nicht bei der Arbeit machen; es hat mich tief berührt.
Ich schrieb es schon einmal: Ich höre diese Stimme einfach für mein Leben gern. Und bei diesem Lied nun ist eine deutlich gealterte Stimme zu hören, dünner, brüchiger, verletzlicher.
Und wunderschön.
Es wird vielleicht nie wieder einen Singlehit von Paul McCartney geben. Aber es gibt ganz viele kleine Juwelen. Und wo seine Tochter Stella ihre nächste Modenschau hält, ist mir ganz egal.
* Hope of Deliverance hieß 1993 der letzte nennenswerte Singlehit.
** Hörprobe hier. Vielleicht ergibt ja auch diese Suche zufälligerweise einen Treffer? Fan-Video ignorieren, Köpfhörer verwenden, wäre dann mein Tip. Oder selbst ein wenig suchen, nach Paul McCartney Nitin Sawhney My Soul z.B., dann findet man's theoretisch vielleicht als viel besser aufgelöste mp3-Datei.
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Trotz leichter Skrupel, Voyeurismus und dessen Förderung betreffend, hier das Bild einer knapp fünfzigjährigen Frau, der es anscheinend gerade nicht so gut geht und das, natürlich unter der Überschrift "Schockierende ..." usw., hier zu finden ist.
Sie ist mir sympathisch so, sympathischer als der Sexroboter, den man all die Jahre präsentiert bekam. Sie ist ein Mensch, sie hat Haut, Adern und Knochen.
Schockierend.
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In Liverpool
I spent my early life in Liverpool
Something I'm not likely to forget
People blend with places
Faces that I know but never met
Upstairs on a bus behind a man
Talking to himself or so it seemed
Repeating names of old comedians
And laughing at them...
[...]
[Edit : Hier steht der komplette text, deshalb]
Für mich war dies immer ein - sehr schönes - Gedicht, seit ich es durch das Buch Blackbird Singing: Poems and Lyrics 1965-1999 kennenlernte.
Als Paul McCartney es beim Konzert am 1.6. plötzlich als Lied vortrug, war ich sehr überrascht. Den Text erkannte ich, die Vertonung war äußerst unspektakulär, die Melodie simpel und der Song dem Publikum natürlich unbekannt, so dass er im Konzert auch ziemlich unterging - leider, muss ich heute sagen.
Denn seit ich mir kürzlich eine Aufnahme des Konzerts anhörte, geht mir dieses kleine Lied nicht mehr aus dem Kopf, das musikalisch natürlich nicht an Beatles- und viele McCartney-Solo-Werke heranreicht.
Aber darum geht es nicht; es ist ein unscheinbares, melancholisches und sehr lyrisches Stückchen, dem man die Chance geben sollte, nicht im Vergleich mit musikalischen Schwergewichten, sondern für sich betrachtet zu werden. (Auch Mauerblümchen können sehr schön sein).
Ein zweiter, ein dritter Blick schadet dabei nichts, und hier wird es für mich unübersichtlich, denn sucht man ein wenig, dann findet man folgende, sehr viel frühere Aufnahme, aha, dann war das doch schon (gleich) ein Lied? Und nie ein reines Gedicht?
[Edit: Video suchen, deshalb]
Ich weiß nichts über die Hintergründe - warum gibt es dieses Video, war es für eine Veröffentlichung geplant? Der Gesang wirkt stellenweise rauh, der Vortrag hat für mich mehr Democharakter, das Video hingegen sieht professionell aus. Es ist mir nicht mal klar, aus welcher Zeit es stammt. Nach Pauls Aussehen würde ich sagen: 1987, andererseits gibt es wohl Experten, die es in die Zeit der Flaming Pie-Sessions packen.
Bald werde ich dem Internet auch diese Information entlockt haben. Heute aber: Musik genießen. Und vielleicht das Buch mal wieder hervorholen. Es stehen schöne Gedichte darin, glaubt es mir.
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