Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Sonntag, 19. April 2009
Hiep hiep
nnier | 19. April 2009 | Topic In echt
Als Jüngling lieh ich mir gelegentlich den elterlichen VW-Bus, um damit Ausflüge zu unternehmen. Gar praktisch war das Wägelchen eingerichtet und ausgestattet: Man konnte darin kochen, hatte eine Spüle und fließendes Wasser sowie eine bequeme Schlafgelegenheit.



Als ich ankündigte, nach Amsterdam fahren zu wollen, wurde ich von den Freunden vielsagend angegrinst. Aber nicht in die Koffieshops zog es mich, nein, ich hatte das Städtchen zuvor schon einmal besucht und fand es gar zauberhaft. Nichts anderes als ein paar freie Tage dort verbringen wollte ich, herumspazieren oder -fahren, die Gegend erkunden, Flohmärkte besuchen und in den tollen "Half-Price"-Buchläden nach Beatlesbüchern stöbern. Da das Gefährt auch über einen Fahrradhalter verfügte, befestigte ich meinen grauen Raleigh-Rennflitzer darauf - ja, den mit den elliptischen Rohren aus kalt gezogenem Stahl, und fuhr frohgemut los. (Das Zweirad hatte ich für einen äußerst günstigen Preis gebraucht erstanden, und erst heute weiß ich, welchen Kultstatus diese Dinger haben.)



Es war Anfang Mai. Ich hatte auf Straßenkarten verzichtet, da Holland ja ein kleines Land ist und ich sicher war, auf den dortigen Autobahnen bald Schilder zu entdecken, die mir den Weg in die Grachtenstadt weisen würden. Gulden genug hatte ich eingetauscht, der Tank war voll, irgendwann ließ ich Krefeld hinter mir und überfuhr die Grenze.



Das mit den Schildern war allerdings nicht ganz so, wie ich mir vorgestellt hatte. Auch nach stundenlanger Fahrt kein "Amsterdam", und als geographische Vollniete konnte ich mich an den anderen Orten auch nicht orientieren. Den Haag? Den Helder? Utrecht? Rotterdam? Ja, was weiß ich denn! Nun, der Tank war ohnehin fast leer, ich fuhr eine Tankstelle an, ließ ein Vermögen dort und fragte nach dem Weg. Abends erreichte ich dann endlich die Stadt, steuerte das Rijksmuseum an, parkte gegenüber, fuhr mit dem Fahrrad herum, trank Kaffee, ging schlafen.



Auch den nächsten Vormittag verbrachte ich mit Radeln, kaufte eine Lederjacke und diese tollen Socken mit Comicmotiven auf dem Flohmarkt, während sich die Straßen mehr und mehr zu füllen begannen. Wahre Menschenmassen waren unterwegs, überall wurden Dinge verkauft, Essen, Trinken, Kleidung, und immer mehr orangefarbene T-Shirts waren zu sehen. Es war ein riesiges Volksfest - das Königinnenfest, wie ich später erfuhr, abgehalten zu Ehren der Beatrix, die zwar Ende Januar Geburtstag hat, aber da ist das Wetter nicht so schön. Nun, im Frühling, bei bestem Wetter, ließ sich ausgelassen feiern und ich mich treiben. Zugleich war die ganze Stadt ein Flohmarkt, irgendwann erstand ich ein weißes T-Shirt mit dem orangefarbenen Konterfei der Königin und der Aufschrift "Hiep Hiep".



Nach zwei Tagen inmitten dieser ausgelassenen Feierei trat ich an einem heißen Vormittag den Rückweg an, tauschte meine letzten D-Mark-Scheine bei einer Wechselstube in Gulden um, um noch einmal volltanken zu können, fuhr stundenlang durch Holland, kam irgendwann zufällig an die Grenze und war ernsthaft froh, das deutsche Vaterland doch noch wiedergefunden zu haben. Nicht lange darauf machte ein Blick auf die Tankanzeige meine Freude zunichte. Ich fuhr auf Reserve. Und hatte das Tanken in Holland vergesssen. Spritsparend tuckerte ich mit 90 weiter, immer hoffend, noch eine Tankstelle zu erreichen, doch irgendwann war Schluss und ich ließ den Wagen auf dem Standstreifen ausrollen.



Nachdem ich das Warndreieck aufgestellt hatte, lief ich zu einer der orangefarbenen Sprechsäulen, erklärte meine Lage und man versprach mir, jemanden zu schicken. Auf dem Rückweg zum Auto geriet ich ins Schwitzen, denn es war ungewöhnlich heiß. Dann wartete ich. Und wartete.



Ohne Schatten und mit einem kläglichen Rest Wasser im Kanister vergingen die Stunden eher quälend. Mir schien es mit der Zeit, als schmelze der Asphalt, und weder der vollkommen aufgeheizte VW-Bus noch die pralle Sonne draußen taten auf die Dauer besonders gut.



Als der ADAC-Mann endlich kam, es waren gut vier Stunden vergangen, begrüßte er mich mit den Worten: "Warum haben Sie denn vorhin kein Zeichen mit der Lichthupe gegeben! Ich war doch direkt vor Ihnen, als Sie auf den Standstreifen gefahren sind!" und klärte mich dann darüber auf, dass ich "Glück gehabt" hätte, da man von der Polizei empfindlich bestraft werde, wenn man wegen Spritmangels auf der Autobahn liegen bleibe. Dann befüllte er den Tank aus einem Fünfliterkanister, ich musste bar bezahlen und suchte Handschuhfach, Klappen und Behälter erfolglos nach D-Mark ab, bis ich den Gelben Engel dazu überreden konnte, Gulden zu nehmen, die ich ja noch reichlich hatte. Halbwegs erleichtert fuhr ich weiter, um erst einmal eine Tankstelle aufzusuchen und dann weiterzusehen.

(To be contd.)

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Freitag, 17. April 2009
Leben in der Großstadt
nnier | 17. April 2009 | Topic In echt



Sogleich
schwang ich mich aufs Fahrrad, prächtiger Sonnenschein ließ die frühlingshaften Farben aufs Schönste zur Geltung kommen, und steuerte mal wieder einen Stadtteil an, den man kaum so nennen mag. Vorbei an Autoverwertern und Tierheim, auch die MVA lässt man bald hinter sich, und schon kurz nach Unterquerung der Autobahn zeigt sich ein immer ländlicher werdendes Idyll. Längs eines kilometerlangen Wassergrabens erstreckt sich eine Kleingartenkolonie, die ersten Gärten haben akustisch noch ordentlich etwas von der Autobahn, so wie auch die vereinzelten Wohnhäuser auf großen Grundstücken, an deren Begrenzungen grundsätzlich vor dem "freilaufenden Hund" gewarnt wird. Es ist eine merkwürdige Welt, in der man nicht immer ganz genau zu unterscheiden vermag, was Gewerbe- und was Wohnbebauung ist; die wunderschönen Hügel, die ganz unvermutet das ansonsten flache Landschaftsbild bereichern und über die ich mich als Neubremer mal schwer begeistert äußerte, sind zwar, wie ich dann erfuhr, künstlich ("Ach - die Mülldeponie meinst du!"), allerdings sind darauf immer ein paar Bagger unterwegs, um eine neue Schicht Erde zu verteilen.




Mitten am Vormittag passiert man Kleingarten nach Kleingarten (in Bremen nennt man sie übrigens "Parzellen"), einzeln nacheinander wie an einer Perlenschnur aufgereiht längs der Kleinen Wümme; mancher hat seinen Bootsanleger direkt am Garten, man möchte einsteigen und losfahren.




Rechts liegen quadratkilometerweise Felder brach, oder sind es Weiden? Riesige, leere Wiesen, so weit das Auge reicht. Und während die Vögel fröhlich zwitschern, sieht man vereinzelte Laubenbewohner in bequemer Freizeitkleidung ihr Frühstück einnehmen, Thermoskannen auf dem Tisch, draußen an der frischen Luft. Man ist gerade mal ein paar Kilometer von der Innenstadt entfernt - und doch weit, weit weg von allem.


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Handlungsaufforderung
nnier | 17. April 2009 | Topic In echt
"Was Sie da haben, ist lästig, aber nicht schlimm", sagte der freundliche Orthopäde. Und klärte mich über den Zustand meiner Kniescheibe, dessen Ursache sowie die angezeigte Therapie auf. Die Verordnung lautet: Eine Stunde Fahrradfahren, täglich, drei Wochen lang. ("Schonen? Wenn Sie Ihr Knie kaputtmachen wollen, dann lassen Sie es eingipsen! Oder machen Sie Kniebeugen mit Gewicht auf dem Rücken. Beides wäre ganz falsch!")

Ich war zuvor einer anderen orthopädischen Praxis weit über ein Jahrzehnt lang trotz mancher Zweifel in fatalistischer Treue verbunden, bis ein allzu brutales, langandauerndes Halswirbeleinrenken, von Kasernenhoftönen begleitet ("Was stöhnen Sie denn so herum!" - "Weil's so schön ist!"), hernach war ich übrigens eine Woche lang praktisch bewegungsunfähig, mich endgültig dazu brachte, mir etwas Neues zu suchen. Und verglichen mit seinen Vorgängern, die gerne mal zwei oder drei Patienten gleichzeitig behandelten und einem beim Reden nicht in die Augen sahen, sondern auf Bildschirme mit den Befunden anderer Patienten starrten, ist mir dieser Arzt von Anfang an sympathisch. Er fragt, hört zu, drückt sich verständlich aus und wirkt umfassend gebildet; so erzählte er mir heute von einem schweizer Bergvolk, dessen Bewohner - aufgrund ewiger Inzucht - "alle die gleiche Kniescheibe" gehabt hätten, und von denen es ein altes Foto gebe, auf dem man sie allesamt mit keilförmigen Unterbauten unter dem Schuhwerk sehe. So glichen sie das Gefälle beim Bergabgehen, welches im übrigen das Problem sei, aus und verhinderten die übermäßige Belastung jener wohl etwas speziellen Kniescheiben, welchen meine, obgleich ich von etwaigen schweizer Inzuchtsvorfahren nichts weiß, offenbar ähneln.

Erleichtert nahm ich also zur Kenntnis, dass es noch keine Verschleißerscheinungen oder andere Todesboten sind, die mich in den letzten Tagen so belästigen. Drei Wochen Fahrradfahren - bitte, gerne, bei dem Wetter!

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Donnerstag, 16. April 2009
Seven Year Bitch (3)
nnier | 16. April 2009 | Topic In echt
Einmal, ich war noch neu, ging die Tür des Raucherbüros auf, das ich zu jener Zeit mit meinem guten Kollegen bewohnte. Ein mir noch unbekannter Kollege kam hinein, steckte sich eine Zigarette an und begann ansatzlos zu sprechen:
Ja, nee, nicht schlecht! Wir waren da auch mal auf dieser Messe, mussten da alle hin. Da haben die aber auch für gute Kleidung gesorgt! Da konntest du nicht irgendwas anziehen, nicht einfach das eigene Zeug. Wir bekamen da diese gelben Joop-Hemden, astrein, die knittern gar nicht. Und die konnten wir dann behalten. Ich habe mir davon fünf Stück besorgt. Nicht schlecht! Die kannst du so in den Schrank hängen. Na ja,
an dieser Stelle drückte er seine Zigarette aus,
ich muss dann mal wieder. Haut rein!
Als die Tür geschlossen war, sah ich ihm entgeistert nach und fragte meinen Kollegen: "Wer war das denn?"

"Weiß nicht! Ich dachte, du kennst den!"

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Mittwoch, 15. April 2009
Hungerast
nnier | 15. April 2009 | Topic In echt
... deshalb setzte ich zuerst fünf Liter Sauce an. Während die Pampe aufkochte, rührte ich in einer großen Schüssel das Pulver für die Cremesauce, Milch und Zucker ineinander, wobei ich darauf achtete, die Bestandteile nicht zu gut zu vermengen, weil sonst die Klumpenbildung beeinträchtigt wird, wenn man die heiße Milch hinzugibt.

Luigi kam herein und legte Mantel, Socken und Schuhe ab. "Muss mir unbedingt wasche die Fuße in Spulbecke", sagte er, wobei er auf die Abtropffläche kletterte. "Habe ich, wie sagt man, Fußepilz."

(Sue Townsend: Die Cappuccino-Jahre)*
Als ich noch ein wenig jünger war, säbelten sie mir mal den Appendix weg. Das war noch in der Zeit, als man dazu aufgeschnitten wurde (Endoskopie? Ha!), so dass ich eine gut erkennbare, reißverschlussförmige Narbe davongetragen habe.

Ich erinnere mich noch gut an die Vollnarkose: "Dir zeige ich's!", dachte ich, als das Gas strömte, und nahm mir vor, einfach wach zu bleiben. Aber mehr als drei, vier Zahlen bekam ich nicht mit, dann war ich weg und dann war er weg, der Wurmfortsatz, ich erwachte irgendwann, schlief wieder ein, wurde erneut wach, so ging das tagelang, bis ich meine Mutter erblickte, die neben mir saß, und ich fragte sie: "Wieviele Tage bin ich denn schon hier?", worauf sie antwortete: "Du wurdest vor drei Stunden operiert!"

Ich musste mich also darauf einstellen, noch ein wenig zu bleiben. Und so wurde ich in jenen Raum gerollt, in dem ich die nächsten Tage verbringen würde. Einer der Zimmernachbarn, J. hieß er, ein paar Jährchen älter als ich und definitiv ein Freak, das war trotz des komischen, hinten zu öffnenden Kittels, wie auch ich einen trug, klar zu erkennen (lange Haare und so!), war aus demselben Grund dort wie ich. Allerdings hatte seine Operation etwa zwölf Stunden vor meiner stattgefunden, eine Tatsache, die noch bedeutsam werden sollte.

Man darf ja ewig nichts essen. Und man verbringt viel Zeit damit, ans Essen zu denken. Und man beginnt darüber zu sprechen. Selten habe ich so ausführlich über Kartoffelbrei, Schwarzbrot mit ganz dick Butter drauf, über Wirsinggemüse und andere Köstlichkeiten gesprochen, und selten hörte ich so gerne jemanden von der tollen Bratensoße erzählen, die es bei seiner Oma immer gibt.

Kurzum: Wir waren ausgehungert, verzweifelt, schalteten in neurotischer Zwangshandlung fünfhundertmal das Licht an und aus, lasen Spiegelartikel über verrückte Vornamen (jemand wollte seinen Sohn Grammophon nennen - meine Narbe wäre deshalb fast wieder aufgebrochen) und fantasierten uns Fünfgängemenüs zusammen.

Eines abends bekam J. zur langsamen Wiedereingewöhnung eine Schale mit sogenanntem Wasserhafer. Die graue Pampe sah, nun ja, irgendwie aus, und doch war ich krank vor Neid auf meinen glücklichen Zimmernachbarn, der endlich wieder etwas zu Essen bekam, während ich noch bis zum nächsten Morgen hungern musste - die erwähnten zwölf Stunden. J. nahm gierig den ersten Löffel, verzog angewidert das Gesicht, schob das Schälchen weg und rief: "Bäh! Das ist ja ekelhaft!", während ich schwor, ich würde alles essen, wenn man mich nur ließe.

An diesem Abend bekam J. Besuch von einer Gruppe Punks, die ihn aus dem Bett hoben, seinen Kittel hinten zubanden und mit ihm im Krankenhaus spazierengingen. Er lief barfuß. Ich versuchte, mein Bett zu bewegen, um an den Hafer zu kommen; es klappte nicht.

Nach schlaflos durchgehungerter Nacht war es morgens endlich so weit: Ich bekam mein Schälchen Wasserhafer! Bebend nahm ich den Löffel, schob mir eine Portion in den Mund, verzog angewidert das Gesicht, schob das Schälchen weg und rief: "Bäh! Das ist ja ekelhaft!"

J. hingegen bekam ein Schälchen mit halb und halb, Hafer mit Wasser und Milch. Den konnte man nach seiner Aussage halbwegs ertragen, und so ging es, ich immer einen halben Tag verzögert, weiter über Milchhafer hin zu Toastbrot mit Frischkäse und dann irgendwann nach Hause. Wo ich langsam wieder an normale Kost herangeführt wurde.

Meine frische Narbe zeigte ich einem Freund, der sein T-Shirt mit den beruhigenden Worten seitlich hochzog: "Bei mir sieht man die kaum noch!", und tatsächlich, es war buchstäblich nichts zu sehen. Was ich ihm auch sagte. "Na ja, man sieht schon noch was." - "Nein, ehrlich, da ist nichts!"

Er begann plötzlich zu lachen. Minutenlang rang er nach Luft, bis er wieder sprechen konnte: "Es ist ja die andere Seite!"

--
*Auf der Titelseite heißt es blöd: "Die Cappuccino Jahre", deshalb hätte ich das Buch fast liegenlassen. Und das wäre schade gewesen, denn es liest sich ganz vergnüglich.

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Sonntag, 12. April 2009
Es gibt so viele Ideen!
nnier | 12. April 2009 | Topic In echt
Man könnte natürlich Schuhe vermieten. Allerdings fürchte ich, dass auch diese Nische längst besetzt ist. Man soll ja seine Nische finden, sagen sie alle! Sich selbständig machen, sich selbst etwas "schnitzen".



Als Kind schrieb ich übrigens mal "selbstständig", da ich das logisch fand. Man steht selbst, so verstand ich das Wort, nicht aber selb; dann kam ein roter Strich drunter und ich merkte es mir als etymologisches Kuriosum. Heute hingegen, Sie wissen schon: Rechtschreibreform, darf man "selbstständig" schreiben, ja, es wird einem sogar empfohlen. Ich tue es trotzdem nicht. Nuss dagegen, das kommt mir wirklich entgegen. Ich habe mal wider besseres Wissen Nuss geschrieben, weil ich, wie ich meiner Deutschlehrerin mitteilte, fand, dass Nuß "einfach doof" aussehe.

Somit hänge ich insgesamt vermutlich einer äußerst gemäßigt reformierten Rechtschreibung an. Nach kurzem Vokal, gerade bei "dass" und "muss", erscheint mir das "ss" geradezu natürlich. Allerdings ist dadurch auch das spezielle schweizerische Dürrenmattgefühl auf immer perdü, das mich bis vor wenigen Jahren noch unweigerlich beschlich, wenn jemand so schrieb. Deutsch - und doch nicht ganz; etwas altertümlich anmutend, vielleicht ein wenig dem seltsamen Klang der Fraktur ähnelnd.



Man merkt ja recht schnell, wenn eine Neuerung sich als nützlich erweist. Und zwar daran, dass man sich kurz darauf fragt, wie man vorher die ganze Zeit darauf verzichten konnte. Erinnern Sie sich noch an die erste Maus mit Scrollrad? Man hätte das Ding doch nie vermisst und noch ewig mit dem Mauszeiger auf den senkrechten Scrollbalken herumgehakelt. Kaum aber hatte man einen Tag lang eine solche Maus verwendet, sich zu Beginn womöglich noch mokiert: "Was soll denn das Ding da? Hatten wir früher auch nicht!" - schon navigierte man wie ein junger Gott durch die grafischen Benutzeroberflächen moderner Computerprogramme.

[Hier zur Verdeutlichung des Themas noch was über Servolenkung und Viagra schreiben.]



Ein weiteres Mal machte mich die Deutschlehrerin zum Gespött der Klasse, als sie sich mokierte: "Im Nachhinein? Großgeschrieben? Was soll das denn? Etwa: Das Nachhinein? Hahahahaha!"

Tja, könnte ich von heute aus sagen: Ich war einfach meiner Zeit voraus. Denn tatsächlich hatte ich mir überlegt, dass auch "das Nachhinein" vergleichbar mit, sagen wir: "die Vergangenheit", etwas deutlich Nominatives an sich hat. Zumal etwas darin, nämlich im Nachhinein, stattfinden konnte. Aber: falsch, falsch, falsch. Und meiner Zeit voraus möchte ich, was die Rechtschreibung angeht, nun lieber doch nicht sein. Da lasse ich der Deutschlehrerin lieber ihren billigen Triumph. Sie wird schon wissen, was sie davon hat. Schlaflose Nächte, nämlich. Seit ich ihr damals, am Erscheinungstag, den reformierten Duden geschickt habe. Anonym. Mit dem gelben Haftnotizzettel beim Buchstaben "N". Mit dem dick markierten, großgeschriebenen im Nachhinein.

Die weiß bestimmt gar nicht mehr, wer ich bin. Aber nachts, da liegt sie da, haha, und ihr Gewissen lässt ihr keine Ruhe! "Im Nachhinein, im Nachhinein - da war doch mal was! Ich entsinne mich! Da habe ich einst jemandem bitter Unrecht getan! Ach, hätte ich doch damals gewusst, was ich heute weiß! Ach, ich muss mich grämen bis in den Tod. Aber nichts Besseres verdiene ich. Ach, ach." Oder so ähnlich.

Nun, wozu in der Vergangenheit festhängen? Nach vorne schauen sollst du! Was war, das war. Sieh, dort! Ein Treffpunkt für Jugendliche!



Ihr jungen Leut, die ihr - und euer Vorrecht ist's gewiss!
Euch noch am Morgen eines langen Lebens wähnt
Gewährt ein Viertelstündchen mir in eurer Gegenwart.
Denn auch wenn sorglos ihr am Borne weilt
Und Stund um Stunde müßig miteinander teilt
Verzeiht mir, wenn ich sage: Es wird hart.

Gar plötzlich ist man alt. Wohin die Zeit?
Wann kam der Tag, als plötzlich man bereit
Zu opfern schnöden Mammon, fahlen Schein
Im Tausche für ein kurzes Stelldichein
Der Jugend, jener längst vergangnen Zeit.




"Ey was will der, will der misch nisch respektieren oder so?"

Gewiss respektiere ich euch, junger Herr, so wie jedes Geschöpf! Gewährt mir einen Schluck des kühlen Trunkes, der hier so überreichlich strömt!

"Eyalter, der trinkt das auch noch! Krass!"



Die Bäckerkunst: Ein wahrlich ehrenwertes Handwerk! Unter dem Zeichen der Brezel Frischgebackenes verkaufen! Gegessen wird immer! Sag ich mal.



Bald, ich sag' es dir!, werden die Menschen genug haben von den Teiglingen aus Spanien, die tiefgefroren und fünfmarkstückgroß in den Heißluftofen geschoben werden, in Tankstellen, Supermärkten und Backshops. Dann stehst du bereit mit deiner Sauerteigbäckerei! Stell schon mal den Teig in den Keller, da sind noch die echten Sporen in den Wänden!

Bald, ich sag' es dir!, haben sie genug von ewiggleichem Einheitsessen. Abenteuer Gastronomie: Wer kennt denn noch Armer Ritter? Wer weiß noch, wie wohl ein Strammer Max tut? Im Herbst: wöchentlich wechselnde Kohlgerichte.



Besinne dich auf deine Stärken. Finde deine Nische. Mit Technik konntest du immer! Die Menschen wollen sich längst nicht mehr in anonymen Megamärkten von Kartonstaplern nutzlosen Nippes aufschwatzen lassen. Längst haben sie begriffen, dass auch im Plasmafernseher und im Format 16:9 kein besseres Programm läuft. Sie sehnen sich nach kompetenter Beratung, einer sinnvollen Produktauswahl und wollen die Gewissheit, dass ihre Geräte auch repariert werden können. Dann sind sie bereit, auch etwas mehr zu bezahlen! Auch Beratung und Service haben ihren Preis, das sieht doch jeder ein, sag ich mal.



Immobilien - das geht immer. Natürlich keine Traumrenditen, aber, ich sag mal, gerade in Zeiten wie diesen wollen die Leute einen reellen Urlaub machen. Man muss nicht mehr übers Wochenende nach New York. Man entdeckt das eigene Land, man wandert, man kommt mit dem PKW oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich könnte Ihnen da übrigens ein paar sehr günstige Objekte.



Sonst schreiben Sie doch erst mal einen Businessplan zu Ihrer Geschäftsidee und melden sich wieder bei uns - was hatten Sie da zu Beginn noch gleich gesagt?

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Samstag, 11. April 2009
Statt Karten
nnier | 11. April 2009 | Topic In echt






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Samstag, 4. April 2009
Dese Boots
nnier | 04. April 2009 | Topic In echt
Letzten Donnerstag, so höre ich, seien die Dächer noch weiß gewesen. Ja, ich erinnere mich dunkel. Aber gestern konnte ich die Balkontür öffnen. Draußen war der Frühling.



Bald, müssen Sie wissen, verschwinde ich wieder im dunklen Tann. Ich will nun doch mal sehen, was das Hotel so macht! Der Mann hat gesagt, fünf Riesen bar vorab, er hat da jemanden an der Hand, er ruft mich dann auf jeden Fall an, aber die haben da natürlich auch Funklöcher im Harz, und die sind ja auch total beschäftigt mit den ganzen Arbeiten, alleine schon das Dach und die Fenster, und da werde ich dann einfach mal vorbeischauen und ihnen ein paar Ostereier vorbeibringen.

Ich bereite mich auf eine solche Reise natürlich vor. Gutes Schuhwerk etwa ist im Harz unbedingt vonnöten! Was leider nicht jeder Flachländer beherzigt. Und dann siehst du sie mit ihren Sandalen am Brocken scheitern - Pech gehabt! Dumm gelaufen! Nein, ich kann leider nicht helfen! Aber nehmen sie doch die Rolltreppe! Ha! Ha! Ha! Oder soll ich dem Abdecker bescheid sagen! Ha! Ha! Ha! Also, ich muss weiter! Ich trinke dann im Gipfelrestaurant einen auf Sie!

Ich hingegen besitze ein Paar grobprofilige Wanderschuhe, die ich einst auf der Britischen Insel erstand. Und zwar kurz nach den Doc Martens (eine Erfindung des deutschen Dr. Klaus Maertens, wie ja jeder weiß), die dort vergleichsweise günstig, allerdings nur in ganzen Größen abgestuft feilgeboten wurden, weshalb ich eine fatale Fehlentscheidung traf und mich für das kleinere der beiden infragekommenden Paare entschied. Was noch kein Drama gewesen wäre - für den gepflegten Nachmittagsspaziergang in britischen Industriestädten hätt's allemal gelangt. Gleich am nächsten Tag hingegen eine ehrgeizige Wanderung darin anzutreten - das war die nächste Fehlentscheidung, und noch heute überkommt mich in jedem Schuhgeschäft beim Anprobieren allzu enganliegender Fußbekleidung die schaurige Erinnerung an das rohe Fleisch meiner wundgescheuerten Fersen.



Irgendwann, leider war es längst zu spät, stapfte ich schließlich in blutigen Socken durch die spätwinterlich-hügelige Landschaft, die schwarzen Docs an den zusammengebundenen Schnürsenkeln um den Hals baumelnd, ach, es war ein Elend. Welches aber wiederum zu einer meiner besten Kaufentscheidungen führte (denn es war nicht ratsam, auf die Dauer sockfuß durch England zu laufen, die ließen mich ja schon meiner Hosen wegen nicht ins Restaurant: "Sorry, no ripped jeans here!" - ja, auch ich war einmal jung. Sorry my ass, sucker.)

Was also lag näher, als ein Paar exzellenter und garantiert nicht zu kleiner Wanderschuhe zu erstehen? Man kann bis zu drei Paar Socken übereinander anziehen, findet trotz der zusätzlichen Notbandagierung (extrasaugfähige Papiertaschentücher) immer genug Platz und kann die exzellente Schnürung dennoch so stramm anziehen, dass der Fuß bequem und stabil darin geborgen ist. So gewappnet bezwingt man Mittelgebirge mit einem Lächeln.

Weit über eine Dekade liegt der Erwerb jener treuen Wanderstiefel nun zurück, und ich lasse ihnen, das ist nur recht und billig, regelmäßige Pflege angedeihen. Denn auch wenn Monate oder Jahre zwischen den jeweiligen Einsätzen liegen, wollen die braven Gesellen unterdessen nicht gänzlich ignoriert werden. So genügsam ihr Erscheinungsbild, so anspruchslos ihr gesamtes Wesen - man vergesse nie, was man ihnen zu verdanken hat und künftig noch verdanken wird (denn, dessen bin ich sicher, auch weitere Jahrzehnte werden sie mir treulich dienen), und fette sie also gelegentlich ein. Allzu schmerzlich wäre doch der Anblick brüchig gewordenen Leders oder ausgefranster Nähte. Und wie schmiegsam die Laschen! Wie glänzend das robuste Leder! Der ganze Schuh erblüht aufs Neue und sieht aus wie das rotwangig-glänzende Kind auf der Zwiebackpackung.



Frühling ist's! Und was ist da schon ein Stündchen bei geöffneter Balkontür, dieses opfert man doch gerne und putzt endlich mal Schuhe, war ja höchste Zeit, mach die anderen doch auch gleich.

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Donnerstag, 2. April 2009
Tabakwaren
nnier | 02. April 2009 | Topic In echt
Nicht oft betrete ich solche Läden, denn mein Lottoschein läuft im Abonnement. Was das Rauchen angeht, bin ich erstens eher Quartalsraucher und zweitens sind das höchstens so ein paar am Tag, ausgenommen die Tage, an denen es mehr werden.

Die Bewohner solcher Geschäfte passen sich an ihre Umwelt an. Sie absorbieren die Toto-Lotto-Luft, den Tabakgeruch, die Titelbilder der Knallpresse, sie sehen vergilbt und gegerbt und dehydriert aus, sie hören das ewige "Wieder mal kein Glück gehabt, na, einmal muss es ja klappen" längst nicht mehr, sie reichen den Stammkunden wortlos einmal HB und die BILD über den Tresen. Seit dreißig Jahren stehen sie da von morgens bis abends und machen einmal im Jahr zwei Wochen Urlaub.



Ähnlich wie in manchen Kneipen fühlt man sich oft fremd, wenn man einen solchen Laden betritt, man erinnert sich an Aktenzeichen XY, wenn hölzerne Darsteller einander zuraunen: "Den habe ich hier ja noch nie gesehen!", und man hofft, keinen Fehler zu machen, und man sagt "Einmal die roten Gauloises, normale Packung, bitte", dann wird man geduldet und darf bezahlen. Sagt man nur "Einmal die roten Gauloises, bitte", dann wird man angeraunzt: "Welche Größe?", und dann darf man keinen Fehler machen. (Einmal hörte ich, wie jemand einfach nur "eine Packung Gauloises" verlangte - na, das hätten Sie hören sollen!)

Ich brauchte Feuer. Ich wollte sparen. Ich wollte kein weiteres, überteuertes Einwegfeuerzeug mit Sternzeichen oder Werder-Emblem kaufen. Ich betrat den Laden mit dem Plan, eine Schachtel Streichhölzer zu kaufen.

Innerlich auf das Schlimmste gefasst, stand ich in der Schlange, fragte mich, ob man einzelne Streichholzschachteln überhaupt bekäme, was sie wohl kosteten, ob man geringschätzig angesehen würde, wenn man sonst nichts kaufte, und als ich dran war, fragte ich mit klopfendem Herzen: "Bekomme ich bei Ihnen eine Schachtel Streichhölzer?"



Mit strahlendem Lächeln bejahte die freundliche Verkäuferin und fragte: "Wollen Sie bezahlen oder nicht?"

Dies überraschte mich, und ich antwortete: "Na, Sie stellen ja Fragen! Also, wenn ich so gefragt werde, dann würde ich gerne bezahlen!"

Wieder wurde ich aufs Freundlichste angelächelt, bekam eine Schachtel Streichhölzer in die Hand gedrückt, "Geschenkt!", bedankte mich, wünschte einen schönen Tag und ging.



Die Finger habe ich mir dann richtig gerne verbrannt.

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Dienstag, 31. März 2009
Morgen geh ich ins Kaufhaus
nnier | 31. März 2009 | Topic In echt
Morgen geh ich ins Kaufhaus
Und kauf mir einen Kamm
Einen schönen großen
So etwa hundert Gramm
(Die fröhlichen Insterburger)
Ich war bestimmt zehn Jahre lang nicht mehr drin. Ohne Vorsatz; ich hatte es mir einfach abgewöhnt.

Früher aber war es die zentrale Anlaufstelle. Als ich begann, mir die Umwelt jenseits der unmittelbaren Nachbarschaft zu erobern, insbesondere die Innenstadt kennenzulernen, war mir mein Freund A. ein kundiger Führer. Zwar hatte er mit der verbalen Vermittlung geographischer Zusammenhänge seine Schwierigkeiten; wenn er "immer geradeaus", "hinter" oder "auf der anderen Seite" sagte, war man auch nach mehrmaligen Nachfragen ("von wo aus gesehen?", "wie lange geradeaus?") nicht schlauer, da es ihm aus irgendwelchen Gründen nicht möglich war, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Zumindest, was solche Dinge betraf. Für ihn war seine Sicht die Welt, da gab es keinen Unterschied. Hörte man ihn beispielsweise das erste Mal von seinem Spanienurlaub erzählen und stellte eine harmlose Frage ("Kann man da am Strand auch Eis kaufen?"), dann konnte er vollkommen empört reagieren: "Nee! Da doch nicht! Wir wohnen doch in X, da gibt's doch kein Eis! Dazu muss man doch erst nach Y fahren!" und sah einen an wie jemanden, der seine Sinne nicht ganz beisammen hat.

War man jedoch mit ihm unterwegs, konnte man sicher sein, das gemeinsame Ziel schnell und oft unter Ausnutzung ungeahnter Abkürzungen (wie z.B. Durchquerung eines Ladens) zu erreichen. Und so kam es, dass ich eines Tages gemeinsam mit A. erstmalig auf eigene Faust "nach Karstadt" ging. Wir wollten Rolltreppe fahren und uns die Spielzeugabteilung ansehen.

Das Kaufhaus faszinierte mich. Die gut sichtbar angebrachten, stets offensiv und bedrohlich hin- und herschwenkenden Überwachungskameras, kreuzförmig im Viererverbund über Rolltreppen und Kleiderständern angebracht, oder das Lüftungsgitter vor dem Eingang, unter dem ein verdammt tiefer Abgrund gähnte und in den einmal der kleine Schlüssel meines Fahrradschlosses hineinfiel. Und die Rolltreppen selbst, denen ich stundenlang zusah, da ich nicht begreifen konnte, wie sie endlos weiterlaufen konnten. Irgendwann mussten diese Stufen doch einmal alle sein! Und wie gefährlich die scharfen Eisengitter blitzten, in denen sie am Ende verschwanden.

Man war ja gewarnt worden vor der Gefährlichkeit der bequemen Aufstieghilfe ("Am Ende einen großen Schritt machen! Auf die Schnürsenkel aufpassen! Und beim Handlauf aufpassen, dass die Finger nicht dazwischenkommen!"). Aber eines Tages erwischte es mich doch. Ich musste auf meine Mutter warten, die in irgendeiner Abteilung verschwunden war, und lehnte mit dem Hintern an dem Handlauf der aufsteigenden Rolltreppe. Das glatte Gummi wischte am Hosenboden entlang, ich dachte an nichts, bis ich plötzlich auf dem Handlauf saß und mich auf dem Weg nach oben befand. Das Gesäß über den Rolltreppenstufen, die Beine auf der anderen Seite, und die Decke, die mir die Oberschenkelknochen brechen würde, kam rapide näher. Zwar sprang ich schnell ab und tat, als sei nichts gewesen; doch kann ich seither keine Rolltreppe mehr benutzen, ohne an den klebrigen Kaugummifleck zu denken, der mich mitzog und in jene James-Bond-Situation brachte.

Mein Opa, der in einem sehr kleinen Ort aufgewachsen war und dort immer gelebt hatte, amüsierte sich damals sehr über mein ewiges "bei Karstadt", wenn er mich fragte, wo ich denn dieses gekauft hätte oder jenes besorgen wolle. Das war für ihn, der nichts anderes als spezialisierte Fachgeschäfte kannte, äußerst komisch. Eine Uhr, eine Hose, ein Malkasten - es war klar, wohin ich ging. Und auch in den ersten Jahren in meiner neuen Stadt war ich regelmäßiger Kaufhausgast.

Wodurch es sich geändert hat, ist mir heute noch nicht ganz klar. Manchmal fuhr ich in die großen Zentren außerhalb. Manchmal bestellte ich Dinge per Post. Aber es war, so meine ich, vor allem der Eindruck, dass man dort zuviel bezahle. Die tollen Angebote gab es dort nicht, sondern lediglich Grabbeltische mit minderwertiger Ware, daneben eine zufällige Auswahl von Markenartikeln, die man anderswo günstiger bekam.

Erst seit in den Medien über die Schwierigkeiten des Konzerns berichtet wurde, bin ich wieder hingegangen, zuerst aus reiner Neugier. Und seitdem wieder zum regelmäßigen Kunden geworden. Denn: Die Preise sind in Ordnung; die Auswahl ist gut; die Verkäufer insgesamt kompetent und freundlich (und: es gibt überhaupt welche). Und dann noch etwas: Man kann problemlos umtauschen! Was war das früher für ein inquisitorisches Verfahren ("Umtausch nur an der Sammelkasse! Was ist denn damit nicht in Ordnung! Das kann ich Ihnen so aber nicht umtauschen! Das war schon ausgepackt!"). Heute hingegen: Vorbildlich. Zum einen tauscht man in der jeweiligen Abteilung um. Zweitens gegen Bares oder Rückzahlung auf der EC-Karte. Drittens ohne Diskussionen. Und viertens: Im Notfall sogar ohne Bon, wie es mir gestern widerfuhr, ein Vorgang, der früher undenkbar war.

Bevor sie alle dichtmachen oder auch die letzten Flächen an einzelne Shops vermietet sind: Gehen Sie ruhig mal wieder hin. Suchen Sie das große Haus mit der imposanten Fassade. Laufen Sie durch die alten Abteilungen, nicht die Shop-in-Shops, nehmen Sie das Treppenhaus, in dem es noch nach 70ern riecht, sehen Sie sich die messingfarbenen Türgriffe an den schweren Metalltüren mit Glaseinsatz und die Linoleumböden noch einmal an. In ein paar Jahren gibt's das nicht mehr.

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