Ein echtes Gedränge ist das da gerade neben meinem Bett! Ich komme selbst schon ganz durcheinander; da lese ich Band drei des skandinavischen Reißers mit Kalle Blomqvist und seiner Pippi Langstrumpf Lisbeth, die Drei-Bücher-in-einem aus der südlicheren Hafenstadt warten auch schon, dann geht man zwischendurch zur Lesung des dritten Teils einer Trilogie (ach was), der aber eigentlich der zweite Teil ist, kauft das Buch also auch noch, und wie bitte was, das neue Buch von dem traurigen Lustigen liegt ja doch schon im Buchladen, das sollte doch Anfang Oktober erscheinen!? Her damit! Na, und dann noch der Report aus der Gosse. Und alles parallel. Da kann man schon mal durcheinanderkommen.
Fünf Bücher, fünf Autoren, fünf Anagramme.
(Drei deutsche, ein Franzose, ein Schwede.)
Naeherrueckens Zollnetz Grosshirns
Herzschlaege surrten zinslos Kronen
Nachgesehen rissen Trolle kurz Zorns
Erzaehlerischen Zorns gern kunstlos
Fünf Bücher, fünf Autoren, fünf Anagramme.
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Ich habe meinen Houellebecq gerne gelesen. Ausweitung der Kampfzone war schon sehr vielversprechend und die Elementarteilchen haben mich sehr beeindruckt, so sehr, dass ich das Buch mehrmals gelesen und noch öfter verschenkt habe. Bei beiden Büchern hatte ich nicht den Eindruck, hier versuche jemand, kalkuliert zu provozieren (ein Vorwurf, der ja oft gegen Houellebecq erhoben wurde); nein, hier hatte jemand etwas zu sagen, über das man natürlich diskutieren kann.
Thomas Assheuer schrieb in der Zeit über Ausweitung der Kampfzone:
Norbert Niemann, ebenfalls in der Zeit, über Elementarteilchen:
Dummerweise war schon Plattform ein Rückschritt; interessant dazu aus der Perlentaucher-Zusammenfassung der taz-Rezension von Dirk Knipphals:
Und vollends daneben ging dann Die Möglichkeit einer Insel. Iris Radisch kotzte sich in der Zeit aus:
Ich bin ja kein Literaturkritiker; deshalb habe ich bisher auch berufenere Geister zu Wort kommen lassen. Bei aller Kritik an den neueren Büchern ist Houellebecq für mich ein wichtiger Autor, so dass man mich einfach an den Haken kriegt, wenn ein Buch auf der Umschlagrückseite folgendermaßen beworben wird:
Ich mache es kurz. Das Buch ist langweilig und schlecht geschrieben. Wer's genauer wissen will, lese die Rezension von Hans-Peter Kunisch in der Süddeutschen, aus der ich noch schnell zitieren will, bevor der Platz hier aufgebraucht ist:
Thomas Assheuer schrieb in der Zeit über Ausweitung der Kampfzone:
Wenn Houellebecq seinen erwachsenen Helden in Augenschein nimmt, legt er ihm eine Anklage in den Mund, die dem Buch immerhin den Titel verliehen hat. Er spricht von der "Ausweitung der Kampfzone", von der Wucherung des Geldes, von der Expansion des Kapitalismus in die Wundzone der Körper. "Der Sex, sagte ich mir, stellt in unserer Gesellschaft eindeutig ein zweites Differenzierungssystem dar, das vom Geld völlig unabhängig ist; und es funktioniert auf mindestens ebenso erbarmungslose Weise. Wie der Wirtschaftsliberalismus erzeugt der sexuelle Liberalismus Phänomene absoluter Pauperisierung ... Der Wirtschaftsliberalismus ist die erweiterte Kampfzone."
Norbert Niemann, ebenfalls in der Zeit, über Elementarteilchen:
So ist Elementarteilchen über die weitaus längste Strecke vor allem auch ein Entwicklungs- und Generationenroman. Beginnend mit der Kindheit der Protagonisten und zurückblickend auf die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern, berichtet er von der fortschreitenden Abstumpfung ihrer Liebesfähigkeit im Kontext von sexueller Befreiung, von der "Apologie der Jugend" und der Vernichtung aller "jüdisch-christlich geprägter moralischer Werte". Mit dem Individualismus, so Houellebecqs Befund, der in Wahrheit nur ein anderes Wort für blanken Egoismus ist und die letzten Reste sozialen Empfindens gelöscht hat, wurde nach und nach jedes "Zärtlichkeitsbedürfnis" durch einen eigensüchtigen "Verführungsdrang" ersetzt. Und nur die rudimentäre Erinnerung an jene Wurzel der "Liebe, Zärtlichkeit und Brüderlichkeit" macht "es so schwer zu verzweifeln".
Der erwachsene Bruno dagegen muss als sexueller Underdog Heil erst recht in der Welt der Bordelle, Sexclubs und südfranzösischen Kopulationsstrände suchen. Sein Bewusstsein ist ausgefüllt von dem einen, einzigen Verlangen nach Sex. Überraschenderweise findet er jedoch vorübergehend gerade an diesen Plätzen einen Ausweg aus seinem unstillbaren und verzweifelten Getriebensein. Gemeinsam mit Freundin Christiane dringt er vor zu einem Zustand, in dem die Determinationen der Verführung aufgehoben sind. Es ist ein Akt der Übertretung und Überbietung. Denn nur eine bis zum Äußersten gesteigerte Körperlichkeit kann Bruno noch helfen, den Käfig seines pornografischen Denkens zu verlassen. "Es hat keinerlei Verführung gegeben, es war eine sehr reine Sache." Plötzlich klingt ein Gespräch über die Physiologie der Lust wirklich wie Liebesgeflüster, und Swingerclubs werden zu Orten der Unschuld. Houellebecq nennt, was hier geschieht und an Batailles Geschichte des Auges erinnert, "sozialdemokratische Sexualität". - Die aber muss mit der Querschnittslähmung Christianes buchstäblich an ein natürliches Ende kommen, das mit ihrem Selbstmord und Brunos freiwilligem Eintritt in die Psychiatrie besiegelt wird.
Damit ist die Grenze dieser sexuellen Utopie markiert. Und sowenig in diesem Roman Rettung im rein Körperlichen liegen darf, sowenig liegt sie in dessen Verneinung. Michel, der in gegenläufiger Bewegung zum Bruder sein ohnehin schwach ausgeprägtes Triebleben immer weiter zurückdrängt, je heftiger es von seiner Umwelt eingefordert wird, verkümmert allmählich ganz auf dem Gebiet der Zuneigung und Anteilnahme. Schon früh weiß er, dass er "die menschlichen Regungen nur durchqueren" wird, doch "all das würde ihn niemals wirklich betreffen oder erreichen". Mit 40 weilt Michel, der immer schon dazu neigte, "Glück und Koma zu verwechseln", endgültig in der "kosmischen Leere". So trifft zuletzt auf ihn zu, was Bruno längst über ihn denkt: "Du bist kein Mensch."
Dummerweise war schon Plattform ein Rückschritt; interessant dazu aus der Perlentaucher-Zusammenfassung der taz-Rezension von Dirk Knipphals:
All denen, die in Houellebecq ihr avanciertes Sprachrohr für gesellschaftskritische Exkurse sahen, erteilt dieser Roman eine eindeutige Absage, ist Knipphals überzeugt. "Ernsthafte Leser", warnt der Rezensent, müssten jetzt ganz tapfer sein, denn hier gehe es allein um guten käuflichen Sex, mehr nicht. Houellebecq halte sich von jedem psychologischen Diskurs fern und stelle stattdessen die Körper in den Mittelpunkt all seiner Betrachtungen.
Und vollends daneben ging dann Die Möglichkeit einer Insel. Iris Radisch kotzte sich in der Zeit aus:
Der besessene Künstler hingegen variiert nicht, sondern wiederholt. Sich, sein Thema, seinen Schreibgestus, seine Typen, seine Ansichten, seine Pointen. Diese These ist verführerisch und hat viele große Namen auf ihrer Seite. Wenn sie stimmt, ist Michel Houellebecq ein großer Schriftsteller, denn sein gesamtes bisher vorliegendes Werk widmet sich einem einzigen Thema ohne Variationen. [...]
Doch reden wir zunächst von angenehmeren Dingen, von den guten Absichten des Autors, von seiner inzwischen legendären verzweifelten, aber radikalen und erhellenden Sicht auf unsere Zeit. Die Brille, durch die Michel Houellebecq die Welt sieht und die bisher nicht nur im berufsjugendlichen Seitenflügel der Literaturkritik, sondern von vielen nachdenklichen Stimmen mit seufzendem Kopfnicken begrüßt wurde, ist, genau genommen, ein Körperteil. Noch genauer ist es der Phallus, der nach der unerschütterlichen Ansicht aller Houellebecqschen Herrendarsteller überall den Takt schlägt und je nach bekömmlicher oder unbekömmlicher Platzierung über Glück und Unglück, Glanz und Elend der männlichen Existenz entscheidet. Denn der Mann, so viel weiß der Autor vom Leben, ist der Sklave seines Schwanzes. Das ist sein großer Fluch und seine kleine Seligkeit. Ein einprägsamer, freilich äußerst übersichtlicher Gedanke, auf den letztlich die gesamte weltanschauliche Thesenmanufaktur des Michel Houellebecq zurückgeht, die darüber hinaus vom ausweglosen Biologismus des Menschen, über seine tragische, durch das verluderte sexuelle Vorbild der 68er-Elterngeneration bedingte Unfähigkeit zur Familienbildung, seinen angeborenen Materialismus, seinen reflexhaften Jugendkult bis zum Mythos eines neuen gentechnisch verbesserten Menschen reicht. [...]
Alles in allem ein naiver phallokratischer und biologistischer Fundamentalismus, der nur so lange reizvoll und schillernd (die Kritik sagte an dieser Stelle gerne »ambivalent«) war und deswegen als besonders verwegener, tief melancholischer Fall von Zivilisationskritik durchging, wie er sich tränenumflort gab ob der verlorenen romantischen Ideale, deren letzte Strahlen den Horizont der verrotteten spätkapitalistischen Welt noch zart illuminierten. Man zeigte sich gerührt von den armseligen Sexmaniacs, die zwar ununterbrochen von den geilen Flittchen und ihren kleinen, geschmeidigen Muschis quatschten, aber doch die eine Frau fürs Leben meinten, die sie allerdings, traurig, aber so hart ist das Männerleben, jenseits der 40 gegen eine jüngere Frau fürs Leben eintauschen mussten.
Ich bin ja kein Literaturkritiker; deshalb habe ich bisher auch berufenere Geister zu Wort kommen lassen. Bei aller Kritik an den neueren Büchern ist Houellebecq für mich ein wichtiger Autor, so dass man mich einfach an den Haken kriegt, wenn ein Buch auf der Umschlagrückseite folgendermaßen beworben wird:
... eine Zukunftsvision von düsterer Klarheit und seherischer Wucht.Es handelt sich um den Roman Widerstand von Joe Stretch. Das geschmacklose Cover hätte vielleicht schon eine Warnung sein können; andererseits warb der Verlag:
"Houellebecq goes Manchester: Rau, wild und voll explosiver Ideen" [...]
The Independent
Das wütende Debüt eines jungen Moralisten mit erstaunlicher Einbildungskraft – ein Roman, der weit über zeitgeistige Provokation hinausweist.Ha ha! Wenn schon an Houellebecq der Vorwurf gerichtet wurde, es gehe ihm nur noch um die Provokation (wenn z.B. Sextourismus in Plattform als etwas Positives dargestellt werde), dann muss man sagen, dass er es wenigstens kann. Bei diesem Buch aber hat jemand dagesessen und sich überlegt: Was kann ich denn jetzt noch "bringen"? Es gab doch schon alles! Ah! Ja! Abtreibungen! Ich schreibe ein Buch über junge Menschen, die "Spaßabtreibungen" durchführen. Das walze ich dann aus. Eine Massenbewegung! So ganz doll entfremdete Menschen. Und eine Frau, die sich mit einer Maschine selbst befriedigt, bis ihr die Haut verbrennt, und sie macht trotzdem immer weiter und liebt diese Maschine.
Ich mache es kurz. Das Buch ist langweilig und schlecht geschrieben. Wer's genauer wissen will, lese die Rezension von Hans-Peter Kunisch in der Süddeutschen, aus der ich noch schnell zitieren will, bevor der Platz hier aufgebraucht ist:
Romantik, modern, aber keine eigenständige Variation. Man hat nicht das Gefühl, Erkenntnis-Neuland betreten zu haben. Der schwungvoll begonnene große Wurf wirkt am Ende eher unentschlossen und mühevoll zusammengebaut.
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Was zum Gruseln: Ein Interview mit einem "Mafia-Experten".
Das Organisierte Verbrechen ist seit 1990 weltweit gewachsen und Bündnisse eingegangen, genauso wie Firmen es tun. Und einige Gruppen wie die sehr gefürchteten Tschetschenen erlauben sogar, ihren Namen zu benutzen, um Gegner einzuschüchtern. Sie sind quasi Franchise-Geber wie die Burger-Brater.
[...] man darf auch nicht vergessen, dass diese Banden damals den Aufbau des Kapitalismus überhaupt erst ermöglicht haben. [...] Die Kriminellen haben die Spielregeln festgelegt und dafür gesorgt, dass sie eingehalten wurden. So war es in Russland und auch in der Ukraine. Ohne diese Banden hätte sich der Kapitalismus in Osteuropa nicht so schnell entwickeln können.
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Joachim
Max
Georg
Franz
Adalbert
Chlodwig
Roland
Nick
Otto
Nee, wirklich, ist doch wahr!
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Georg
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Roland
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dachte ich, bis ich beim zweiten Lesen merkte, dass da "drei Wochen" steht und nicht "drei Jahre".
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In Ihrem Artikel schreiben Sie, dass 90% aller Ryanair-Flüge pünktlich ankommen. Dem muss ich widersprechen. Ich bin jetzt viermal mit dieser Fluggesellschaft geflogen und nur zweimal pünktlich angekommen. Nach Adam Riese macht dies eine Quote von gerade mal 50%.Zu gerne hätte ich dies fotografiert oder wenigstens wörtlich abgetippt, finde die Zeitung aber nicht mehr, in der dieser wunderbare Leserbrief kürzlich abgedruckt wurde.
Wir schalten ins Bochumer Ruhrstadion zu Werner Hansch!
Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese, aber hier spielt kein Chinese mit.
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Liebe Sonne scheineHottentotten grüne Motten heißt das Buch, dem ich dies entnehme, ein wirklich schönes 70er-Jahre-RoRoRo-Taschenbuch von Prä-Tigerenten-Janosch.
Auf meine kalten Beine
Lieber das Geld versaufen
Als ein paar Stiefel kaufen
(Überhaupt: RoRoRo- und dtv-Bücher! Das war sehr gute Jugendliteratur für 3,80 DM, fällt einem so auf, wenn man auf Heimatbesuch ist und in die Bücherregale schaut.)
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Zu müde, um nach den Gründen zu recherchieren, aber dass die Werke der Frau Berg von der Titanic und anderen, eigentlich geschmackssicheren ("Geschmackssicher heißt doch auch wieder nur, dass der Geschmack sich mit deinem deckt!" - "Ja, klar!") Medien und Menschen geringgeschätzt werden, ist mir nicht entgangen.
Ich habe noch nicht verstanden, woran das liegt; auch nach der Lektüre zweier Romane (Inhalt: gepflegter Weltekel) nicht.
Unregelmäßig erhalte ich Post von ihr, darin steht dann z.B.:
Ich habe noch nicht verstanden, woran das liegt; auch nach der Lektüre zweier Romane (Inhalt: gepflegter Weltekel) nicht.
Unregelmäßig erhalte ich Post von ihr, darin steht dann z.B.:
So wie es in Deutschland ein Sport zu sein scheint, Babys einzutöpfern, scheint ganz Österreich plötzlich unterkellert. Wie viele Menschen wohl gerade jetzt, in jenem Moment, da sie Zeitung lesen, und ich Zeitung schreibe, in irgendwelchen Bunkern hocken oder Verließen mag keiner zu sagen, denn die wirre Idee hinter dem einbunkern ist, dass man die Gefangenen Nicht findet. Und vermutlich funktioniert das auch öfter, als wir, die Guten, uns vorstellen können. Wird eines gefunden, ist eine Woche ein großes ein Getöse in den Medien, Psychologen und Polizisten, verschollene Angehörige und vor allem Nachbarn haben ihre 5 Minuten Ruhm und zeigen ihr erschüttertes Gesicht. Die Aussagen sind immer die gleichen: Er/Sie war so nett. Unauffällig. Ein guter Vater/Mutter, das konnte keiner ahnen ich habe Angst. Zu Recht hast du Angst, lieber Nachbar, dann der Kern der meisten Menschen ist das Böse, und es braucht nur einen kleinen Ausrutscher, um die Contenance fahren zu lassen. Zack sitzt man in der eigenen Hölle und die Welt hat sich gegen einen verschworen. Ein Wutanfall, Eifersucht, das Gefühl alle Menschen zu hassen, sie zu sehen, mit ihren Tiergesichtern, ihren Krallen, und zu glauben, nur weil man über die Welt nachdenkt müsse die dasselbe tun.Dass diese Mailtexte augenscheinlich durch kein Lektorat gegangen sind, stört mich nicht weiter ("Ha! Plötzlich stört es nicht! Ausgerechnet!" - "Es ist aber wahr, mag wohl mit dem Format E-Mail zusammenhängen, dem eine gewisse Eile und Formlosigkeit immanent ... " - "Ach, hör doch auf!"). Man kann sich hier für die Mailingliste anmelden und sollte dies natürlich nur dann tun, wenn man etwas anfangen kann mit Texten wie diesem:
Das Alter ist mir näher als die Jugend. Hier in den Apennin liegt Tiedoli. Vielleicht eine Alternative für mich. Frau Deutsch, eine Journalistin, hatte ein Buch über ein wunderbar klingendes Altenprojekt geschrieben.
Junge arbeitslose Leute aus der Region renovieren ein verlassenes Bergdorf, einsame Alte werden dort angesiedelt . Alle haben zu tun, die Region stirbt nicht aus und Friedenstauben fliegen. Da ich mich immer mehr dafür interessiere, was man im Alter so macht, wenn man es nicht geschafft hat reich zu werden, wollte ich diesen Ort unbedingt sehen. Ich stellte mir ein großes Dorf vor, in dem rattenvergnügte Alte mit weissen Taschentüchern aus lebenslustigen Fenstern winken, und arbeitslose Junge mit Rastahaaren semmeln herum und haben Zukunftsaussichten.
Was ist: ein verlassener Weiler, eine Kirche, eine kleine Bar und zwei Häuser mit ein paar Alten darin, mit denen ich aber nicht sprechen darf, wie mir Frau Lagasi von der Gemeinde, die für das Projekt zuständig ist, barsch erklärt,. Es gäbe da eine Absprache mit Frau Deutsch, die die Exlusivrechte hätte. Exklusivrechte an was? An zwei Häusern? 10 Alten? Die Welt ist so ein dummer Ort, und vermutlich möchte Frau Deutsch nur nicht, dass einer drauf kommt, dass es dieses tolle Altenprojekt gar nicht gibt, mit dessen Beschreibung sie ein ganzes Buch gefüllt hat. Vielleicht war sie auch nur in Herrn Tommasini verliebt, diesen unglaublich charismatischen Lokalpolitiker, dessen Namen sie auf jeder Seite ca 5 mal nennt? Wir werden es nie erfahren, und ich denke, dass es so ist , wenn man älter ist. Man ahnt, dass die meisten Geschichten nicht mehr sind, als aufgebauschter Mist, und kaum etwas besteht, im Tageslicht.
War das früher besser? Als ich noch Illusionen hatte?
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"McCartney, McCartney, der von den Beatles, wie heißt der noch gleich mit Vornamen?"
"Puh ... guck am besten im Lexikon nach!"
"Ach, warte, jetzt weiß ich's wieder"
[Gespeichertes Beweisfoto]
"Puh ... guck am besten im Lexikon nach!"
"Ach, warte, jetzt weiß ich's wieder"
[Gespeichertes Beweisfoto]
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Schönfte gnädige Frau, nehmt auch noch diefen Blumenstrauß von mir und alle Blumen aus meinem Garten und alles, was ich habe. Ach, könnt ich nur für Euch ins Feuer fpringen!Aus gegebenem Anlass habe ich mir kürzlich das Insel-Büchlein No. 224 angeschafft.* Außen gewohnt geschmackvoll gestaltet, innen: Frakturschrift.
"Ich brauche fo notwendig noch frifche Blumen zu meiner Maske," fuhr die Gärtnerin von neuem fort, "wo er auch ftecken mag!" - Die Kammerjungfer fuchte und kicherte dabei immerfort heimlich in fich felbft hinein. - "Sagteft du was, Rofette?" fragte die Gärtnerin fpitzig.Wenn ich Frakturschrift lese, klingt die leise Stimme in meinem Kopf anders als sonst; es ist ungefähr so, als spreche ein vornehmer, gebildeter, weißhaariger Herr zu mir. Er ist auf altmodische Weise gut gekleidet, legt erkennbar Wert auf gepflegtes Auftreten, hat aber mit seinen "dritten" zu kämpfen, wodurch seine Aussprache einige Besonderheiten aufweift.
Ich hatte nun immer nur Angft vor dem Poftillon, daß der gleich wieder zu blafen anfangen würde. Ich horchte am Fenfter, aber es war alles ftill draußen. Laß ihn blafen! dachte ich, zog mich aus und legte mich in das prächtige Bett. Das war nicht anders, als wenn man in Milch und Honig schwömme! Vor den Fenftern raufchte die alte Linde im Hofe, zuweilen fuhr noch eine Dohle plötzlich vom Dache auf, bis ich endlich voller Vergnügen einfchlief.Ich bekunde regelmäßig meine Aufmerksamkeit, nicke dem freundlichen Greis zu, bemühe mich, ihn nicht zu irritieren oder unnötig zu unterbrechen. Er spricht konzentriert und sorgfältig; dass ihm dies einige Mühe bereitet, kann er nicht ganz verbergen.
"Was, Er will mich hier ausfchimpfen? Ich bin Gärtner gewefen, eh Er daran dachte, und Einnehmer, und wenn Er zur Stadt gefahren wäre, hätte Er die fchmierige Schlafmütze vor mir abnehmen müffen, und hatte mein Haus und meinen roten Schlafrock mit gelben Punkten."Die Stimme meines Fraktur-Vorlesers trägt zu meinem Lesevergnügen nicht unerheblich bei, denn sie betont aufs Angenehmste die Altertümlichkeit des Lesestoffs (Erstveröffentlichung des Taugenichts: 1826).
Und nun dann, da es fo gekommen ift, ihr zwei lieben, lieben, närrischen Leute! Fchlagt den feligen Mantel um euch, daß die ganze andere Welt rings um euch untergeht - liebt euch wie die Kaninchen und feid glücklich!Nach Beendigung seines Vortrags zieht der alte Herr sich zur Mittagsruhe zurück. Ich nehme mir vor, ihn von nun an öfter zu besuchen. * Ja, man kann den Text auch umfonft lesen - doch wäre das nicht ein reichlich schales, unsinnliches Vergnügen?
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* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!
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