Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Homogeiler Brückenpfeiler
nnier | 02. März 2011 | Topic Brainphuq
When I was born you know
I couldn't speak and go
My mother worked each day
And she learned me to say
(The Lords)
Das ging ganz schön wild zur Sache damals, und fast jeder hat ja in seiner Verwandtschaft eine, die den Ulli Lord pasönlisch jejenüberjenstanden hat und die sisch nisch mehr jewaschn hat an die Stelle wo der sein Autogramm hinjeschriem jehabt hat. Aber zurück zum Thema.

Ich war überrascht - und aber auch erfreut1, als ich jüngst den Suchbegriff Homogeiler Brückenpfeiler in diverse Suchmaschinen eingab und dabei keinen einzigen Treffer erzielte:
Es wurden keine mit Ihrer Suchanfrage - Homogeiler Brückenpfeiler - übereinstimmenden Dokumente gefunden.

Vorschläge:

* Vergewissern Sie sich, dass alle Wörter richtig geschrieben sind.
* Probieren Sie andere Suchbegriffe.
* Probieren Sie allgemeinere Suchbegriffe.
* Probieren Sie weniger Suchbegriffe.
Ich vergewisserte mich, dass alle Wörter richtig geschrieben waren. Dann probierte ich andere Suchbegriffe (z.B. "Helmut Kohl" und "Dünndarm") - tatsächlich, diesmal gab es einige Treffer, und auch mit allgemeineren ("Irgend so ein Zeug") und weniger ("Spreddelrationem­siliuumscnarera­reorationes­cumxilareum­licurdere") Such­begriffen wurde ich fündig, wobei mir dies nicht unmittelbar weiterhalf, denn schließlich war ich auf der Suche nach dem Ursprung dieses wunderschönen Paarreims bzw. Reimpaars, das ich zwischen 1980 und 1986 geschätzte fünftausendmal gehört habe, manchmal geflüstert, meistens gegröhlt, und das mir in jener Zeit ebensooft in schriftlicher Form begegnete, mit Kreide an der Tafel, mit Edding an der Tür, auf jedem Kolleg-Block natürlich sowie immer direkt unter "Dummer Titten Verein" vorne in diesen DTV-Lexika (ja, ich finde das auch geschmacklos, dieses überflüssige Leerzeichen), und als ich nun kürzlich mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, schlich sich eine Melodie in mein inneres Gehör:
When I was born you know
I couldn't speak and go
My mother worked each day
And she learned me to say

Mother and father and son
Sister and uncle have fun
And she learned me to say
Life is so hard each day
Sister and uncle have fun - das würde heute wohl nicht mehr durchgehen, dachte ich noch, schon wurde ich vom Refrain überrollt:
HOMOGEILER BRÜCKENPFEILER!
HOMOGEILER BRÜCKENPFEILER!
- und, achten Sie mal darauf, das passt von der Metrik her fast perfekt:
Poor boy you must know
Poor boy the life is hard to go
Man muss nur mit den Hebungen und Senkungen ein wenig spielen ("know-ow-ow" etc.), hören Sie sich das Liedchen doch einfach noch mal an.

--
1 Vgl. Vogts, Hans-Hubert (2001)

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g., Donnerstag, 3. März 2011, 06:55
Prinz-Eisenherz-Frisuren und dann noch der begnadete Beinschwung: großartig! Da kann die 2009er Version nicht mithalten.
„homogeiler Brückenpfeiler“ „homogeiler Brückenpfeiler“, Dam-Dam, Dam-Dam, hoffentlich geht mir das bald aus dem Kopf.

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nnier, Donnerstag, 3. März 2011, 09:19
2009 wurde dann ja auch textlich sanft korrigiert ("And she taught me to say"), wobei ich mich am Original natürlich wesentlich mehr erfreue. Ich quäle gerade meine lieben Mitbewohner mit einem betont rauh und verkatert klingenden "Myyyy mother wörk / each day / Aaaaand she löörn me / to say", vermutlich verstoße ich damit schon gegen die Genfer Konventionen, andererseits habe ich durch mein ewiges Kaputtgesinge von populären Melodien mit gegenläufigem Text auch entscheidend zur kindlichen Entwicklung beigetragen - noch heute muss ich lächeln, wenn ich an dieses kleine Mädchen denke, das zur Melodie von Poupée de cire, poupée de son loskrähte: "Morgen geh ich in den Kinderga-ha-ha-ha-ha-ten, La lallala la la lallala ...."

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monnemer, Donnerstag, 3. März 2011, 10:14
Das kann aber chronisch werden. Ich habe einen guten Freund, der seit ich ihn kenne, und das sind jetzt schon 30 Jahre, den Text von 'Yellow Submarine' auf die Melodie von 'Girl' singt.
Da denkt man tatsächlich schon mal an die Genfer Menschenrechtskonvention. Oder an das Haager Liedverbrechertribunal.

'Like a Homo-geiler Brücken-Pfeiler
I will lay me down'

isses jetzt bei mir. Wahrscheinlich wegen der Brücke.

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nnier, Donnerstag, 3. März 2011, 12:27
Andere hingegen singen das zur Melodie von "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", auch bekannt als "X ist ein geiler Unterhosenpilot" (zumindest dort, wo man ansonsten schwer damit beschäftigt war, überall "Homogeiler Brückenpfeiler" hinzuschreiben). Dieses Mashup, das Sie da beschreiben, stellt jedenfalls hohe Ansprüche an mich: "When I think of all the times I tried so hard to leave her" zu ersetzen durch "Sky of blue and sea of green / In our yellow submarine (submarine) Haha!" - gar nicht mal so einfach!

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nnier, Donnerstag, 3. März 2011, 14:54
Und übrigens singt Art Garfunkel seit vorhin auch in meinem Kopf sein von Streichern umtostes Brückenpfeilerlied, nur unterbrochen von Drafi - vielen "Dank", die Herren! Marmor, Stein und Eisen brrrischt - Brückenpfeiler aber nischt! Ein kurzer Gruß zurück, Sie wissen ja, wie ich den wirklich gelungenen Refrain betexte.

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monnemer, Donnerstag, 3. März 2011, 15:34
Sie haben damit doch angefangen! Meinen Sie, mir geht es anders?
Von der Musik zur Literatur über den Umweg

Ho mo gei ler
Brückenpfeiler is here to stay


Neil Young --> Nil, an ein Sprüchlein aus diesem Buch gedacht.
Das habe ich dann hervorgekramt, und seitdem werden die hiesigen lieben Mitbewohner damit und mit anderen Krachern daraus malträtiert

Bilden Sie mal einen Satz mit Nihilist

Es sprach in Kairo ein Tourist:
'Wenn das mal nicht der Nihilist!'


So geht das jeden Tag.

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nnier, Donnerstag, 3. März 2011, 17:02
Robert G. habe ich glücklicherweise noch auf einer Lesung erlebt, als er dann auch den Satz mit "lesbisch" bildete:

Und als die ersten Hörer grollten und schon den Saal verlassen wollten,
da sprach der Dichter ungerührt: "Ich lesbisch euch der Arsch abfriert."


Als Nebenmann in der Schule hätte ich den wohl gebrauchen können.

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jean stubenzweig, Donnerstag, 3. März 2011, 18:40
Bittebitte weiter Sätze bilden. Ich bin so bildungshungrig.

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nnier, Donnerstag, 3. März 2011, 22:35
Lieber Herr Stubenzweig, das ist übrigens etwas, das ich an Robert Gernhardt sehr mochte - dass er als kluger Kopf und gebildeter Mensch sich trotzdem nie zu fein für diese kleinkulturellen Krümel war und auch in fortgeschrittenem Alter noch solche Pennälerwitze bringen konnte. (Wobei die meiner Ansicht nach auch nicht immer alle gelungen waren - aber doch oft genug.) Geschätzt habe ich ihn für die Humorkritik in der Titanic, gerne gelesen auch die Trilogie "Lug und Trug" - und dann konnte er ein ganz leiser und zarter Lyriker sein.

Zu den gebildeten Sätzen - mir fällt folgender ein, er passt auch exakt in diese Brückenpfeilerzeit, denn ein Lehrer forderte mich damals auf: "Sag mal einen Satz mit Opfer." - "Ähm." - "Mal sehen, opfer diese Woche mit dem Thema fertigwerden." Auch wieder etwas, womit ich seither meine Mitmenschen peinige.

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prosa, Donnerstag, 3. März 2011, 18:57
also ich bin ja weder humorlos noch unmusikalisch, aber das ist wieder so ein fall, der wo mich nervt, weil ich nicht mitkomm' ...

braucht man dazu ein metronom? oder muss man eben in bremen leben oder in mannheim dohähm soi?

ich fühle es: life goes on without me )-: ...

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nnier, Donnerstag, 3. März 2011, 22:18
Liebe Frau prosa, es überrascht mich meinerseits, dass überhaupt jemand versucht, solchem Synapsenfunkeln zu folgen. Tatsächlich war das einer dieser wenig durchgeplanten Beiträge aus der Reihe "Mal sehen, was kommt", ich hatte mich an diesem Tag - abgesehen davon, dass es natürlich keinen Zufall gibt - rein zufällig an dieses merkwürdige Wort aus meiner Schulzeit und etwa gleichzeitig an dieses unbeholfene, aber doch eingängige Lied der Lords erinnert, poor boy ze life is hard to stay, na ja, und den Rest kennen Sie, man googelt drauflos und wundert sich, dass die Welt das seltsame Wort gar nicht kennt, bekommt dann nur so Turnübungen vorgeschlagen, denkt dann: Kann ich so etwas meiner geplagten Leserschaft überhaupt zumuten - und zack, drückt man "Enter", es ist immer das Gleiche.

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jean stubenzweig, Donnerstag, 3. März 2011, 22:26
Ob die Lords das schon kannten? Oswald Kolle?

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prosa, Donnerstag, 3. März 2011, 23:15
ouhhh, das kenn' ich, das mit dem 'enter'-drücken ... könnte mir nach jedem comment den finger abhacken und nachschieben: 'an error occured, please try again later' ...

ta'z life, it'z hard. allerdings, lieber herr nnier: es lag am irrsinnssuchbegriff und dass ich die lords nicht kannte, d. h., nur als zigarettenmarke. jetzt bin ich voll drin im synapsentaumel - tanx.

mal sehen, wa'z next ... zu bewältigen :)

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nnier, Freitag, 4. März 2011, 10:47
9 ...

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g., Dienstag, 8. März 2011, 06:06
slightly off topic: Letztens hörte ich in einem Warenhaus, wie zwei Jugendliche sich angeregt über verschiedene Bands unterhielten. Wenn ein Musikstück besonderen Anklang fand, wurde es mit „voll schwul“ über alle Maßen gelobt. Ist „voll schwul“ zurzeit das höchste Lob, das es unter Jugendlichen zu vergeben gibt?

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nnier, Dienstag, 8. März 2011, 11:11
Sind Sie sicher? Ich komme ja nicht mehr ganz mit, zu schnell werden die Umdrehungen - aber das wäre doch zu begrüßen, denn nachdem der Begriff ja vom Schmähwort zum selbstbewusst verwendeten Label geworden war, musste man in den letzten Jahren doch wieder ziemlich oft mit anhören, wie etwas abfällig als "schwul" bezeichnet wurde, gerne auch im Gegensatz zu "cool".

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g., Mittwoch, 9. März 2011, 05:35
Na ja, sicher bin ich natürlich nicht. Die beiden Jungs überboten sich in ihrer Begeisterung für Lady Gaga und eine Reihe anderer, um dann bei Dieter Bohlen zu landen. Alle waren, glaube ich zumindest herausgehört zu haben, „voll Schwul“. Ich kenne es eben auch nur als abfälliges Urteil, deswegen war ich ja so verblüfft.

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