Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Kulturelle Resonanz
nnier | 14. Februar 2011 | Topic Gelesn
Zu meinen perversen Hobbys gehört es übrigens, nicht nur die Pressemeldungen der Bremer Polizei regelmäßig nach Perlen zu flöhen, sondern immer wieder einmal auch den dahingeraunten Weisheiten des Posteronkels zu lauschen: "Kein soziales Netzwerk kommt den Prinzipien des Gehirns so nah wie Twitter", "Internet-Hypes sind Ergebnis kultureller Resonanz", "Systemisch ist Facebook eher eine Massenbewegung a la Loveparade als ein Blue Chip und Zuckerberg eher ein Dr. Motte als ein Bill Gates", da kann ich als Hirnforscher und Systemiker natürlich wissend in mich hineinschmunzeln und "Hört, hört!" rufen retweeten - aber was noch gar niemand richtig begriffen hat, ist, dass hier auch ein Beherrscher des Bonmots und, ja, ein Wiesel* des Wortwitzes am Werk ist, der, wäre da nicht die Sache mit der Unternehmensberatung dazwischengekommen, durchaus als Gagschreiber für Dieter Nuhr hätte Karriere machen können: "Diplomatische Flatulenz: Jeder Furz ist doch nur so aufregend, wie er öffentlich wird. Wikileaks macht Faulgase der Weltgeschichte ruchbar", gnihi, ich meine: "ruchbar", gni! Oderoder hier, hö, das geht mehr so ins Nachdenkliche: "Journalistische Tantalusqualen: Bis zum Hals im Wasser vertraulicher Informationen stehen, ohne die Zunge mit Exklusivität kühlen zu können", puh, stelle ich mir auch ziemlich tantalusmäßig vor, nü. Aber manchmal dann auch knallhart politisch, da lässt der den Dieter Nuhr dann echt mal einen raushauen, so, ne, so, dass praktisch der Intendant dann auch ganz weiß wird im Gesicht: "Kopf hoch, Guido. Bislang hat noch jeder Weihnachtsmann, an den die Menschen nicht mehr glauben, einen guten Job in der Wirtschaft bekommen." - also als Anspielung jetzt, ne, das ist natürlich echter Tobak, da kommt nach einer mehrsekündigen Pause im Publikum dann dieses ungläubige Kabarettlachen, so: Hoa! Hoa! Hoooah! Der traut sich aber was!

Manches will sicher auch eher nachdenklich stimmen ("Das Internet ist nicht der einzige Bereich der Gesellschaft wo man beim näheren Hinsehen auf viele Nullen stoßen kann"), zahlreiche heiter-skurrile Aphorismen für die Zeit zwischen den Jahren ("Den 'Mubarak' zur Maßeinheit für die Begeisterung über die Befreiung von ungeliebten Regierungen machen") wechseln sich mit originellen Betthupferln wie "B-Promis statt mit Ekeltraining im Dschungelcamp mit dubiosen Bundeswehrritualen auf der Gorch Fock traktieren" ab, doch gelegentlich sticht ihn auch der Hafer, den Tausendsassa, und es entstehen ganz nebenbei geradezu LSD-getränkte, grell funkelnde Inspirationsbrillanten: "Aus einer Ryan-air eine Raus-air zu machen, kann in Zeiten des Internet heftig nach hinten losgehen" - ich meine, boah, puh, Mensch, Wahnsinn, ey, hey, Mann!, uff, ley, yo, hö, hu, gni, hi, echt, jetzt, öchö, öh, gnu, gna, ru, ri, la, ba, na, fu, do, re, mi, ah!, phi, phlux, phlue, shmue, gro, lo, bah!, shish, mish, losh, gash, gha, ghasp!, rasp!, knasp!, flersk!, hersk!, maersk!, scrub, mubb, dad, dam, dum, mum, mud, mad, diddley, bo, dave, dee, dozy, cozy, ächz!, knächz!, röch, öch, chi, chri, hü!, ich meine, das ist doch echt der Brüller, faschtehste, originaler Homophonie-Dschouk, erinnert mich an den zweiten Hit von Trio, Anna, Anna, oh Anna, Berta, Berta, oh Berta, Carla, Carla, oh Carla, Dieter, Dieter, oh Dieter, Dieter, Dieter, oh Dieter (mit der coolen, hohen Backgroundstimme von Kralle beim zweiten mal Dieter), lass mich rein, lass mich raus! Lass mich rein, lass mich raus! Lass mich RYAN, lass mich raus - bzw. lass mich RYAN, lass mich ROUSE - von to arouse, faschtehste, das sind dann ja praktisch die Erregungswellen im Twitter - wie auch im Gehirn!, in der Loveparademottenhose geht der Blue Chip ab wie Bill Gates sein Zuckerberg - Bill, wie gate's dir heute? Bzw: Bill, wie gate's deer heute? Hö! Hü! Hrrr! Chrr! Mrrr! Wrr! Mark Sugarmountain! Hö! Hü! Hürr! Hirr! Mark Sugar-Moun-10! Hiff! Miff! Milf! Remember Ex-CDU-Chancellor-Candidate Ryan-Air-Bart-Cell, hö! Oder Candy-Date! Chrr! Hrrr! Tantal-me, Tantal-you, Tantal-us! 10-tal-us! How is your ulence today, Sir? It is quite flat, Mortimer! So you're having a flat ulence, Sir! Seems so, Death-imer! (This joke is partly french). Wiki Lea(ks)ndros! What's "Gorch Fock"? Not sure about this Gorch guy, but you know, when two people really love each other and the man puts his höhöhö, anyway: Ekelt sunny? No, ekelt raining! Gnirr hirr! Er hat recht! People for the Ethical Treatment of Animals (PETA) Crews-a is right! Das Gehirn funktioniert wirklich wie Twitter!

--
*Wiesel = Großmeister

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leteil, Montag, 14. Februar 2011, 10:21
Selbst die Deutungskoryphäen der Kommjunity ahnen da ganz zaghaft etwas, können sich aber noch nicht zu einem Durchblick aufraffen: "ich glaube was kruse sagt ist stets das gleiche, aber ..." http://is.gd/GtvOus

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nnier, Montag, 14. Februar 2011, 14:09
Tss - diese Mensch-Maschine wieder: "ix's gehirn Bookmarks" ...

Das ist ja nicht alles kompletter Quark, was sich in dem Link hinter dem Link verbirgt - aber auf die Dauer doch etwas wenig und immer schön im Ungefähren. Wie man weiß, marschiert die Metaphorik eben auch im Gleichschritt mit dem technischen Fortschritt - vom Gehirn als hydraulischer Apparat bei Freud (Triebkräfte! Verdrängung!) über die Computer- und Festplattenvergleiche hin zum neuesten heißen Scheiß - Twitter! Facebook!, nu ja ...

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prosa, Montag, 14. Februar 2011, 16:08
ja, das gehirn twittert. man kann sich beim assoziativen hirntwittern selbst beobachten, den salat aufschreiben und anrichten (wie sie es im letzten drittel ihres superguten textes* tun). der einzige unterschied zwischen gehirntwitter und twittertwitter scheint mir der zu sein, dass das eine, weil ungeordnet, in der regel (besser?) unhörbar bleibt, das andere (leider?) nicht.

anfangs hielt ich twitter, so weit ich es in den seitenspalten von blogs wahrnahm, in seiner anschlagsbeschränkung für eine prima trainingsplattform für angehende aphoristiker; inzwischen höre ich, dass das nur so ein user-freundlicher side-effect für sprachpolierer (wichtigtuer?) sei ...

*zur begründung: er ist klug, ausholend und amYOUsing, arbeitet mit backLINKS wie mit echoLOTen und schafft auf diese weise imho ein somehow selbstdrehend dreidimensionales anschauungsobjekt. das gefällt mir daran.

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nnier, Montag, 14. Februar 2011, 23:05
Ich freue mich, dass Sie bis zum letzten Drittel durchgehalten und dieses dann tatsächlich noch gelesen haben - befürchte ich doch bei den gelegentlichen Ausgaben von "Synapse Live", auch noch meine tapfersten Leser zu vergraulen. Danke für Ihre Anfeuerungen vom Spielfeldrand! Zum Thema Twitter - mir ist das nach wie vor fremd, ich kann mir aber vorstellen, dass man den einen oder anderen interessanten Linktipp und sicher auch mal einen guten Spruch dort findet. Ich mag bloß nicht damit anfangen, es reicht mir, gelegentlich mal hineinzuschnuppern. Anke Gröner veröffentlicht z.B. monatlich ihre "Lieblingstweets", da kann man einen Eindruck bekommen, wie das mit dem Aphorismentrainig so vonstatten geht - mir ist es offen gesagt recht schnell langweilig geworden, und am ehesten muss ich noch schmunzeln, wenn die neue Kommunikationsform selber eine Rolle dabei spielt - z.B. der sogenannte Hashtag bei diesem Tweet. Mich erschreckt aber, wie gleichgeschaltet und standardisiert dieser Twitterhumor größtenteils daherkommt - wobei das sicher ergiebiger ist als ein Abend mit Dieter Nuhr.

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vert, Montag, 14. Februar 2011, 23:53
Aposynapse Now!
ich les den ganzen quatschdas ja auch immer brav.

Das Gehirn funktioniert wirklich wie Twitter!
hauptsache es funktioniert.
twitter hingegen funktioniert notfalls auch ohne gehirn.

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prosa, Dienstag, 15. Februar 2011, 08:46
Na ja, Geschmackssache halt und manchem hat Dieter Nuhrs: "Einfach mal die Schnauze halten!" besser geholfen als Ludwig Wittgensteins berühmter ... na, Sie wissen schon (wenn nicht, youtube: M.A. Numminen sings Wittgenstein).

By the way: Sie mögen es nicht besonders, wenn man Ihre lobenswerten Outputs lobt? Es bringt Sie in Verlegenheit? Dann will ich das in Zukunft tapfer berücksichtigen :) !

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leteil, Dienstag, 15. Februar 2011, 09:09
"Mich erschreckt aber, wie gleichgeschaltet und standardisiert dieser Twitterhumor größtenteils daherkommt"

Twittern Sie das mal, dann bekommen Sie das auch performativ bestätigt - vorausgesetzt, Sie werden überhaupt gelesen.

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nnier, Freitag, 18. Februar 2011, 13:26
Ach - und, genau: Überlassen wir doch am besten einfach alles privaten, internationalen Großkonzernen, die sind ja auch viel fixer als die träge Politik! Chapeau!

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