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Während ich weiter Bücher aussortiere, am Straßenrand Kartons mit der Aufschrift "zum Mitnehmen" abstelle und bei den gelegentlichen Verkäufen auch mal einen Euro einnehme, "Verdienen" kann man das ja nun nicht nennen, dieses umständliche Einpacken und Beschriften und Frankieren und Kon-, Kontro-, Kontokontrollieren, beginne ich, über elektronische Lesegeräte bzw. "E-Books" ein wenig anders zu denken als bisher. Zwar hatte ich noch keines in der Hand, werde mir sicher so schnell keines kaufen und lieber in Ruhe abwarten, bis die Frühadoptierer die ersten Generationen dieser garantiert noch unpraktischen und mängelbehafteten Geräte wegverbraucht haben, ich werde die Sache beobachten, bis es genügend Erfahrungswerte gibt, bis Standards existieren, auf die man sich halbwegs verlassen kann; zwar werde ich bestimmte Werke immer in gebundener Form besitzen, anfassen und lesen wollen; zwar werde ich im Wanderrucksack und auf der Urlaubsliege wohl stets das zerfledderte Taschenbuch vorziehen. Aber es gibt eben auch einen sehr großen Rest.
Was ich da aussortiere, ist zum großen Teil Massenware, irgendwelches Zeug, das ich einmal weglese und dann im Leben nicht noch einmal zur Hand nehmen werde, das nicht in meinem Regal stehen muss, keinen sentimentalen oder ästhetischen Wert für mich hat - sondern schlichtes Lesefutter ist. Neben dem typischen Urlaubskrimi ist das auch gerne mal ein Sachbuch wie z. Z. etwa der Titel Die Suppe lügt (ein Werk übrigens, bei dessen Beurteilung ich mich Anke Gröner aber sowas von anschließen möchte: "Die Fakten, die Grimm über Industrienahrung und wie sie unseren Körper überlistet, präsentiert, sind sicher alle richtig und spannend und supi, aber meine Güte! geht mir der Spiegel-Stil nach 50 Seiten auf die Nerven"), und ich werde es durchlesen und zur Seite legen und nie wieder anfassen. Und da komme ich ins Grübeln: Ich bestelle mir einen solchen Titel durchaus mal gebraucht, in diesem Fall habe ich lediglich ein paar Euro plus gleichermaßen günstige Versandkosten bezahlt und dafür ein nach Küchendunst bzw. Aromastoff oder Sägespänen duftendes, jedenfalls deutlich gilbes Gebrauchttaschenbuch erhalten. Ich könnte es meinerseits vielleicht wieder für ein paar Euro verkaufen, vielleicht aber auch nicht; bis dahin hätte ich es herumliegen, müsste mir die damit verbundene Arbeit machen, begonnen mit der Dateneingabe - und man sollte lieber nicht darüber nachdenken, was man (wie oben beschrieben) alles tun muss, um dieses Taschengeld vielleicht irgendwann einzunehmen, während sich die ausgelesenen Werke in der Zimmerecke bis zur Zimmerdecke stapeln. In jedem Fall bleibt aber selbst bei diesem sehr günstigen Fall eine Differenz, nämlich die gezahlten Versandkosten und die Verkaufsprovision im Erfolgsfall.
Viel häufiger kommt es natürlich vor, dass ich Bücher neu kaufe, der Verlust bei einem eventuellen Wiederverkauf ist also entsprechend größer - und die meisten Bücher verkaufe ich nun mal gar nicht, sondern lasse sie herumliegen oder verschenke sie. Und das sind die Fälle, in denen ich merke, dass ich nicht jedes Buch unbedingt "als Buch" in der Hand halten muss - ich hätte ein Werk wie das oben genannte, ein brauchbares Lesegerät vorausgesetzt, auch in anderer Form zu mir nehmen können. Und ich behaupte, dass ich auch in immaterieller Form dafür gezahlt hätte.
Wieviel? Das ist eine sehr schwere Frage. Mehr als einen Euro hätte ich für dieses Buch in digitaler Version wohl nicht ausgegeben. Was wäre mir ein Urlaubskrimi wert? Zwei, drei Euro könnte ich mir wohl vorstellen. Wenn's mehr werden soll, wird's für mich schwierig, da bin ich doch zu sehr an die materielle Form gebunden - gehöre ich doch auch noch zu den Leuten, die ganz gerne einen physikalischen Tonträger besitzen, auch wenn das emotional immer schwieriger wird, zumindest was digitale Formate wie CDs angeht, da diese so dramatisch zum reinen Datenträger entwertet worden sind.
Was daraus für mich folgt, kann ich noch gar nicht richtig benennen - und erst recht möchte ich nicht gleich großartige Prognosen über die Zukunft des Buchhandels und des Verlagswesens darauf begründen. Mir liegt das Buch als kulturelles Gut enorm am Herzen, und ich habe starke Zweifel daran, dass mir das Gewische auf irgendwelchen Lesegräten jemals so viel Spaß bereiten kann wie das Umblättern einer Seite; auch würde ich Kindern niemals das schöne Erlebnis nehmen wollen, ein Buch zu besitzen, es sich anzueignen, darin herumzumalen, den Namen vorne hineinzuschreiben, es physisch im Regal stehen zu haben und drei Jahre später in einer Stunde der Langeweile plötzlich wiederzuentdecken. (Gerade bei den Kindern fürchte ich ja, dass denen ganz schnell die lustig blinkende, bunte, Melodien dudelnde und mit animierten Illustrationen aufwartende Blenderversion auf dem rosa Mattel-Gerät angedreht werden wird.) Auch würde ich das Konzept eines "fertigen" Buches vermissen, denn ich bin mir sicher, dass umso schneller redigiert und verändert und erweitert wird, je einfacher das technisch möglich ist. Und noch ein Gedanke dazu, wieder in Analogie zu der MP3-Flut: Es hört sich vielleicht ganz toll an, wenn man quasi unbegrenzt immer und auf alles Zugriff hat - zigtausend Musikstücke in der Hosentasche, der Rest nur einen Internetklick entfernt. Genauso werden wir in naher Zukunft statt zweier Bücher eben zehntausend mit in den Urlaub nehmen können. Es mag sich für die Vorkämpfer der digitalen Grenzenlosigkeit anhören wie eine freiwillige Selbstkastration, aber ich bin mir keineswegs sicher, ob ich das so toll finde.
Das hat zu tun mit Erfahrungen wie der, sich eine langersehnte Schallplatte endlich kaufen zu können, sie in Ruhe und ganz bewusst anzuhören (gibt es das noch, dass man sich hinsetzt und "eine Platte hört"?), sich die Hülle anzusehen und die Angaben auf der bedruckten Innehülle durchzulesen, sich über die Gestaltung der Labels zu freuen und so weiter; was ist dagegen eine Ladung MP3-Dateien?
Im Urlaub nur zwei, drei Bücher dabeizuhaben, dicke zumal, schwierige vielleicht, und sich vorher entscheiden zu müssen, welche es sein sollen, und dann mit dieser Entscheidung zu leben und sich endlich, endlich auch mal an dieses eine, schwierige Lesestück heranzuwagen und hindurchzukämpfen, das sind eben auch wertvolle Erfahrungen.
Dreck - angefangen hatte ich mit der Überlegung, dass so ein elektronisches Dingens vielleicht doch ganz sinnvoll sein kann, und je länger ich schreibe, umso unsympathischer wird mir das alles. Und es ist zwar erst Freitag, aber ich werde diese Woche wieder nichts weiter loswerden als ein paar Bücher, das dürfen Sie ruhig schon wissen.
Was ich da aussortiere, ist zum großen Teil Massenware, irgendwelches Zeug, das ich einmal weglese und dann im Leben nicht noch einmal zur Hand nehmen werde, das nicht in meinem Regal stehen muss, keinen sentimentalen oder ästhetischen Wert für mich hat - sondern schlichtes Lesefutter ist. Neben dem typischen Urlaubskrimi ist das auch gerne mal ein Sachbuch wie z. Z. etwa der Titel Die Suppe lügt (ein Werk übrigens, bei dessen Beurteilung ich mich Anke Gröner aber sowas von anschließen möchte: "Die Fakten, die Grimm über Industrienahrung und wie sie unseren Körper überlistet, präsentiert, sind sicher alle richtig und spannend und supi, aber meine Güte! geht mir der Spiegel-Stil nach 50 Seiten auf die Nerven"), und ich werde es durchlesen und zur Seite legen und nie wieder anfassen. Und da komme ich ins Grübeln: Ich bestelle mir einen solchen Titel durchaus mal gebraucht, in diesem Fall habe ich lediglich ein paar Euro plus gleichermaßen günstige Versandkosten bezahlt und dafür ein nach Küchendunst bzw. Aromastoff oder Sägespänen duftendes, jedenfalls deutlich gilbes Gebrauchttaschenbuch erhalten. Ich könnte es meinerseits vielleicht wieder für ein paar Euro verkaufen, vielleicht aber auch nicht; bis dahin hätte ich es herumliegen, müsste mir die damit verbundene Arbeit machen, begonnen mit der Dateneingabe - und man sollte lieber nicht darüber nachdenken, was man (wie oben beschrieben) alles tun muss, um dieses Taschengeld vielleicht irgendwann einzunehmen, während sich die ausgelesenen Werke in der Zimmerecke bis zur Zimmerdecke stapeln. In jedem Fall bleibt aber selbst bei diesem sehr günstigen Fall eine Differenz, nämlich die gezahlten Versandkosten und die Verkaufsprovision im Erfolgsfall.
Viel häufiger kommt es natürlich vor, dass ich Bücher neu kaufe, der Verlust bei einem eventuellen Wiederverkauf ist also entsprechend größer - und die meisten Bücher verkaufe ich nun mal gar nicht, sondern lasse sie herumliegen oder verschenke sie. Und das sind die Fälle, in denen ich merke, dass ich nicht jedes Buch unbedingt "als Buch" in der Hand halten muss - ich hätte ein Werk wie das oben genannte, ein brauchbares Lesegerät vorausgesetzt, auch in anderer Form zu mir nehmen können. Und ich behaupte, dass ich auch in immaterieller Form dafür gezahlt hätte.
Wieviel? Das ist eine sehr schwere Frage. Mehr als einen Euro hätte ich für dieses Buch in digitaler Version wohl nicht ausgegeben. Was wäre mir ein Urlaubskrimi wert? Zwei, drei Euro könnte ich mir wohl vorstellen. Wenn's mehr werden soll, wird's für mich schwierig, da bin ich doch zu sehr an die materielle Form gebunden - gehöre ich doch auch noch zu den Leuten, die ganz gerne einen physikalischen Tonträger besitzen, auch wenn das emotional immer schwieriger wird, zumindest was digitale Formate wie CDs angeht, da diese so dramatisch zum reinen Datenträger entwertet worden sind.
Was daraus für mich folgt, kann ich noch gar nicht richtig benennen - und erst recht möchte ich nicht gleich großartige Prognosen über die Zukunft des Buchhandels und des Verlagswesens darauf begründen. Mir liegt das Buch als kulturelles Gut enorm am Herzen, und ich habe starke Zweifel daran, dass mir das Gewische auf irgendwelchen Lesegräten jemals so viel Spaß bereiten kann wie das Umblättern einer Seite; auch würde ich Kindern niemals das schöne Erlebnis nehmen wollen, ein Buch zu besitzen, es sich anzueignen, darin herumzumalen, den Namen vorne hineinzuschreiben, es physisch im Regal stehen zu haben und drei Jahre später in einer Stunde der Langeweile plötzlich wiederzuentdecken. (Gerade bei den Kindern fürchte ich ja, dass denen ganz schnell die lustig blinkende, bunte, Melodien dudelnde und mit animierten Illustrationen aufwartende Blenderversion auf dem rosa Mattel-Gerät angedreht werden wird.) Auch würde ich das Konzept eines "fertigen" Buches vermissen, denn ich bin mir sicher, dass umso schneller redigiert und verändert und erweitert wird, je einfacher das technisch möglich ist. Und noch ein Gedanke dazu, wieder in Analogie zu der MP3-Flut: Es hört sich vielleicht ganz toll an, wenn man quasi unbegrenzt immer und auf alles Zugriff hat - zigtausend Musikstücke in der Hosentasche, der Rest nur einen Internetklick entfernt. Genauso werden wir in naher Zukunft statt zweier Bücher eben zehntausend mit in den Urlaub nehmen können. Es mag sich für die Vorkämpfer der digitalen Grenzenlosigkeit anhören wie eine freiwillige Selbstkastration, aber ich bin mir keineswegs sicher, ob ich das so toll finde.
Das hat zu tun mit Erfahrungen wie der, sich eine langersehnte Schallplatte endlich kaufen zu können, sie in Ruhe und ganz bewusst anzuhören (gibt es das noch, dass man sich hinsetzt und "eine Platte hört"?), sich die Hülle anzusehen und die Angaben auf der bedruckten Innehülle durchzulesen, sich über die Gestaltung der Labels zu freuen und so weiter; was ist dagegen eine Ladung MP3-Dateien?
Im Urlaub nur zwei, drei Bücher dabeizuhaben, dicke zumal, schwierige vielleicht, und sich vorher entscheiden zu müssen, welche es sein sollen, und dann mit dieser Entscheidung zu leben und sich endlich, endlich auch mal an dieses eine, schwierige Lesestück heranzuwagen und hindurchzukämpfen, das sind eben auch wertvolle Erfahrungen.
Dreck - angefangen hatte ich mit der Überlegung, dass so ein elektronisches Dingens vielleicht doch ganz sinnvoll sein kann, und je länger ich schreibe, umso unsympathischer wird mir das alles. Und es ist zwar erst Freitag, aber ich werde diese Woche wieder nichts weiter loswerden als ein paar Bücher, das dürfen Sie ruhig schon wissen.
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