Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Agenda 2011 die vierte
nnier | 07. Februar 2011 | Topic In echt
Zum Spaß und zum Ausprobieren kaufte ich vor etwa zwei Jahren noch mal ein Keyboard. Ich bin wie üblich daran gescheitert, mir selber irgend etwas Musikalisches beizubringen und kann mir heute noch nicht vorstellen, wie man erstens Noten lesen und zweitens mit seinen Fingern irgendwas machen soll, drittens gleichzeitig und viertens noch mit beiden Händen unterschiedliche Dinge, und es macht mich traurig, dass ich da so gar nichts kann. Einmal, mit 15 oder 16, kaufte ich einen Synthesizer von Yamaha, spielte mit den Sounds herum, klimperte mir etwas auf dem Fostex-Vierspurrekorder zusammen, klopfte den Takt mit Töpfen und Deckeln und brachte so einige Lo-Fi-Stückchen zusammen, schwer avantgardistisch mit Soundbits versetzt wie z.B. dem fragenden "Hallo!? Hallo!???" der Mutter einer Mitschülerin, die ich angerufen hatte, das Mikrofon an den Hörer gepresst. Diese Aufnahmen sind heute übrigens verschollen, genau wie jene, die ich dann noch mal ein paar Jahre später mit Freunden fabrizierte, die über für damalige Verhältnisse geradezu unglaubliches Equipment verfügten: Einen DX 7 brachte der eine, das war übrigens jemand, der richtig spielen konnte, einen sündteuren Kawai K1 sowie einen Sequenzer und furchtbar teure "Plugins" der andere, mein Freund A., der sich ebenso wie ich rein autodidaktisch versucht hatte und dabei über Soundspielereien auch nicht so recht hinausgekommen war. Aber wir hatten Spaß, stöpselten alles mit MIDI-Kabeln hintereinander und ich versuchte, mir ein paar Tastenkombinationen zu merken.

Mein Blockflötenkind hatte sich immer wieder einmal für das Klavierspielen interessiert, und als ich nun das Bontempi-Ding für so wenig Geld da herumstehen sah, dachte ich: Tasten hat es immerhin, und wir wollen doch mal sehen, ob das für jemanden aus der Familie etwas ist. Natürlich verfügen diese Billigdinger in ihren klapprigen Gehäusen heute über ebensoviele Sounds wie damals die unerschwinglichen Traumgeräte, Metronom und Sequenzer sind selbstverständlich eingebaut und man könnte sie mit dem USB-Kabel auch an den Computer anschließen, um fröhlich Studio zu spielen. Dass ich wie damals schon an den absoluten Grundvoraussetzungen gescheitert bin, habe ich oben erwähnt, das Flötenkind aber hatte doch immer wieder Spaß daran, stöpselte das Keyboard ein und klimperte fröhlich drauflos, und seit einem halben Jahr spielt sie Klavier statt Flöte, inzwischen steht auch eines (elektrisch) im Haushalt, und schon jetzt entlockt sie diesem Tasteninstrument so schöne Klänge, wie ich es wohl im Leben nicht zustandebringen werde.

Das Bontempiding kann nun weg, ich inserierte es für einen geringen Betrag und wurde von einem Herrn angerufen, der sich schon ganz genau informiert hatte: "Das gab es laut Internet vor zwei Jahren bei * für * EUR", verkündete er, wobei er meiner Ansicht nach den damaligen Ladenpreis künstlich heruntersetzte, "ich gehe mal davon aus, dass das komplett ist", und ich erklärte, ja, das sei komplett, bis auf diesen spiddeligen Pseudo-Notenhalter, der mit zwei Plastikzapfen hinten eingesteckt werden konnte und natürlich gleich abgebrochen ist. "Die Internethändler haben da die Restbestände aufgekauft und vertreiben die jetzt für nur * EUR", belehrte er mich dann weiter, wobei sich der genannte Betrag kaum noch über dem von mir aufgerufenen befand. Und nach viel Gerede seinerseits und freundlichem "Mhm, mhm" meinerseits kam er dann endlich zum Punkt: "Ist da preislich noch etwas zu machen?", ich hatte darauf gewartet und nannte einen noch niedrigeren Preis, worauf er mir wortreich erklärte, dass er nun erst mit dem Sohn und der Frau und er wohne ja da und dort und da müsse man natürlich erst mal wissen. Ich riet ihm freundlich, sich die Sache zu überlegen und ggf. wieder anzurufen.

Was er einige Stunden darauf auch tat: Er habe da mal bei Bontempi angefragt, dieser Notenhalter, den könne man nachbestellen, der koste aber 10 EUR, und das Keyboard solle ja komplett sein, und dann wäre das ja fast der Preis für ein neues beim Internet­resteversender, und ich wurde langsam ungeduldig und teilte ihm mit, der von mir genannte Preis sei mein letzter, er solle sich das in Ruhe überlegen, er aber heulte mir die Ohren voll, dass man bei einem Gebrauchtkauf ja keine Gewährleistung habe, und er habe gedacht, man könne sich ja bei * EUR treffen, und ich sagte nein, das will ich nicht machen, und er greinte, dass er ja auch noch die Spritkosten habe, und für * EUR würde er es ja vielleicht nehmen, und ich sagte, dass er SEIN SCHEISS-KEYBOARD GEFÄLLIGST BEI SEINEM VERWICHSTEN INTERNETVERSAND BESTELLEN UND MICH BLOSS NICHT WEITER MIT SEINEM UNERTRÄGLICHEN GEJAMMER BELÄSTIGEN SOLL, aber ich habe es ihm freundlich gesagt.

Ich bin diese Woche leider nicht richtig vorangekommen mit meiner Agenda, das Keyboard steht nun auch noch hier, und das Handeln macht mir eigentlich selber Spaß, aber solche Leute - nee, doo.

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monnemer, Montag, 7. Februar 2011, 12:21
Ich wurde im Alter von 6 Jahren gefragt, ob ich denn nicht das Klavierspiel erlernen wolle und habe angeblich ja gesagt.
Die strenge ältere Dame in der Musikschule attestierte mir Klavierspielerhände, was meine Eltern sehr freute, und ich hatte bald nicht mehr so viel Zeit zum Fußballspielen.
Denn aus naheliegenden Gründen kann man beim Absolvieren der täglichen Übungen nicht so leicht bescheißen, wie bei den Schulaufgaben.
Es ist wirklich erstaunlich, wie leicht man in diesem Alter lernt und wie sehr das Erlernte auch heute noch drin ist. Die Koordination von Händen und Füßen scheint im Hirn dauerhaft verdrahtet zu sein.

Jahre später wagte ich mich an meine eigentlichen Lieblingsinstrumente, E-Bass und Kontrabass - was für eine zähe, mühsame, schweisstreibende Geschichte voller Niederlagen.

Der Herr hätte sicher auch noch was zu Nölen, wenn Sie´s ihm geschenkt hätten.

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nnier, Montag, 7. Februar 2011, 15:23
Sehen Sie - und ich hatte so wenig Ahnung, dass ich ganz treuherzig fragte: Ja, merkt die das denn?, als ich mit einem Freund fußballspielen wollte und er meinte, nein, ich muss Klavier üben, nachher kommt die Klavierlehrerin. Verdrahtet haben sie bei mir ganz andere Dinge, z.B. "Duplo! An Duplo ist was Leichtes dran, das schmeckt und steckt zum Knuspern an! Duplo! Duplo schmeckt knusperleicht."

(Und mit dem Verschenken haben Sie recht: Normalerweise wird ja alles, was aus Metall ist, geklaut, will man aber zwei alte Fahrräder verschenken, dauert das drei Wochen, weil die Leute natürlich Qualität erwarten. Oder talking about funktionierende Tintenstrahldrucker. Er aber kam mir vor allem durch seine latent vorwurfsvolle, jammrige Art quer - zumindest habe ich kein grundsätzliches Problem mit Leuten, die sagen, dass sie nur Summe X bezahlen wollen oder können - nur sollen sie meine Entscheidung dann auch akzeptieren.)

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damenwahl, Dienstag, 8. Februar 2011, 10:10
Wenn ich allzu schlecht vorbereitet war, wurde ich statt Unterricht zum Ueben in den Keller geschickt. Wohl wissend, dass mein Uebeverhalten von oben gehört wurde.

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monnemer, Dienstag, 8. Februar 2011, 11:09
Einen Übungskeller gab´s da nicht, aber ich kam deswegen nicht glimpflicher davon.
Die immer gleiche inquisitorische Frage "UND, JUNGER MANN? HAST DU GEÜBT?" zu Beginn der Klavierstunde. Nach ein paar Tönen: "WIR BRECHEN DAS HIER AB. WENN DU DEINE MUTTER MIT DER C-DUR TONLEITER TÄUSCHST, BRINGT UNS DAS KEINEN SCHRITT WEITER!"
Aber, um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, die Lehrerin war zwar sehr autoritär, doch ich hatte sie gern. Und so konnte sich, obwohl ich ja eigentlich überhaupt keine Zeit für das Klavierspielen hatte, das Ganze nach einiger Zeit durchaus hören lassen.
Zum Beispiel an Heiligabend.

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 18:20
Frau damenwahl, das sind diese furchtbaren bildungsbürgerlichen Kindheitsdramen und -traumata, von denen man hört, oder? Ich bin ja ernsthaft im Zwiespalt, denn ich sehe, dass ein wenig Üben einfach dazugehört und dass es keinen Sinn hat, dieses ausschließlich und in jedem Moment an der "Lust" der Kinder auszurichten - und hätte mir selber, was solche Dinge angeht, ein wenig extrinsische Motivation zumindest im nachhinein gewünscht, hoffentlich wird dieser Satz relativistisch und gewunden genug, wohl wissend, dass ich bei Dingen, die mir nicht so leicht fielen, schnell "keine Lust" hatte und sehr unglücklich war, wenn man mich dann zwang. Und dann eben doch diese Geschichten von den verhassten, unglücklich machenden Klavier- oder Geigenstunden. Ich weiß also vermutlich nicht so richtig, wovon ich rede, wenn ich sage, bei mir überwiegt wohl die Trauer über das Verpasste.

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 21:33
Herr monnemer, ich verstehe diesen Slang ja nur begrenzt: Geht es darum, dass Sie ein Stück in einer anderen, schwierigeren Tonlage üben sollten und es für Mutters Ohren mal eben transponiert haben? Lehrer(innen), die autoritär waren und die man trotzdem sehr gerne mögen konnte - die kannte ich auch. Wenngleich das zu dieser Zeit von vielen als Gegensatz gesehen wurde.

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monnemer, Mittwoch, 9. Februar 2011, 09:45
Genau. Wobei da nichts transponiert wurde, so weit das zu können war ich ja gar nicht.
Zu Beginn einer jeden Übung standen erst mal Tonleitern bis zum abwinken an.
Wobei die Zeit mit dem Einfachen auch nicht schneller vorbei geht.
Aber der Fußballplatz war nur ein paar Meter weg und ich konnte die "Tor!"-Schreie hören, und in meinem Kopf war nur eine Frage: Warum ich?
Irgendwas in Moll wäre natürlich passender gewesen.

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damenwahl, Mittwoch, 9. Februar 2011, 11:09
Anfangs 10 min Tonleitern, dann 20 min Fingerübungen (Czerny), dann mindestens eine Stunde richtige Stücke. Das war so in etwa das Programm. Und nein, ich bin nicht traumatisiert, sondern froh, dass ich es gemacht habe.

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monnemer, Mittwoch, 9. Februar 2011, 11:40
Ach nein, Frau damenwahl, traumatisiert bin ich auch nicht, sondern, wie Sie, froh darüber.
Wenn man wie ich bis zu Alter von 12 Jahren allerdings nichts anderes im Kopf hat, als gegen einen Ball zu treten, ist es nicht unbedingt verkehrt zu seinem Glück gezwungen zu werden.
Weiß ich heute.

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kid37, Montag, 7. Februar 2011, 12:31
Oh, ein DX-7. Das war ja mal der heiße Scheiß und der Sound der Sounds. Meine avantgardistischen und ansonsten epigonenhaften Fostex-Aufnahmen existieren zwar noch, ich habe aber die Schlüssel für die Blechkassette, in der die Bänder ruhen, verloren. Heute macht man das ja angeblich alles am Computer, nur hat man nicht mehr die Zeit dazu.

Vielleicht sollten Sie das Keyboard lieber im Internet versteigern. Ich möchte fast wetten, Ihr Anrufer ist dabei und bietet das doppelte.

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nnier, Montag, 7. Februar 2011, 17:27
"Der Sound des DX7 war in den 1980er Jahren prägend für die Klangästhetik damaliger Ensembles in der Pop- und Rockmusik", das kann man wohl sagen! Wobei mich immer ein wenig gewundert hat, dass auch die großen Namen einfach die Presets verwendet haben - ich hätte mir da doch ein wenig mehr Soundtüfteleien erwartet.

Im Internet versteigern - da muss ich mal in mich gehen, gerade musste ich nämlich einmal wieder darüber nachdenken, wie viel Spaß mir das Verauktionieren zu Anfang tatsächlich bereitet hat. Aber auch da habe ich meine schlechten Erfahrungen, meine einzige Negativbewertung kam z.B. so zustande: Ich versteigerte einen Satz Sammelkarten mit alten Pin-Up-Motiven, in Wort und Bild ausführlich dargestellt, und bekam vom Auktionsgewinner folgende Mail: "Ich hab dei Sexhefte erteigert bitte Bankverbindung mailen."

"Meine Bankverbindung lautet *, und wie beschrieben handelt es sich um Sammelkarten mit alten Pin-Up-Motiven."

Als Bewertungskommentar bekam ich prompt ins Stammbuch geschrieben: "Nicht hilfreich und überhaup nicht freundlich nicht zu empfehlen."

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vert, Montag, 7. Februar 2011, 15:53
hier sollte mal der alte daimler verkauft werden, da kam ein mann um sich den anzusehen. eine stunde lang rannte der um das auto und redete die karre schlecht.
mein vater fing irgendwann an sich zu ärgern und weigerte sich daraufhin, ihm das auto zu verkaufen; das könne er wirklich nicht verantworten, dass der arme mann ein solch schlechtes auto bekomme.
das heulen und wehklagen darüber, das man doch über eine stunde gefahren sei usw. hat dann auch nichts mehr genutzt. selber schuld. (über das lange gesicht von dem typen kann ich auch nach zwanzig jahren noch lachen.)

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nnier, Montag, 7. Februar 2011, 17:38
Da freue ich mich mit Ihnen, so wie ich es häufig tue, wenn die ganze Gewinnmaximierungslogik einfach mal aufgebrochen wird. Mancher Wicht, der außer Kundesein nichts kann, übertreibt es ja auch und stellt sich selbstgefällig in den Laden: "Überzeugen Sie mich, warum ich bei Ihnen Kunde werden soll!" - wunderbar, wenn man ihm dann entgegnen kann: Och, wir wollen Sie eigentlich gar nicht als Kunde haben.

Einmal, als ich unter Einsatz meines Lebens den winterlichen Harz mit dem überladenen Kleintransporter durchquerte und vollkommen erledigt, aber eine Viertelstunde zu spät bei einem Dorfbäcker eintraf, der mich anschnauzte, dass er schon drei Bildzeitungen hätte verkaufen können, zählte ich 36 Pfennig (oder so) auf den Tresen, für den Verdienstausfall. Man sollte sich so etwas viel öfter gönnen.

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g., Dienstag, 8. Februar 2011, 07:47
Meine Frau behauptet ja, man dürfe solche Sparfüchse nicht verhauen, das wäre verboten. Einleuchtend sind die Gesetze dieses Landes aber auch nicht wirklich.

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 13:21
Sich einfach wie der späte Schimanski oder die frühen Superhelden jenseits des Gesetzes stellen, seine eigene Gerechtigkeitsliga sein: Herr vert kann einen da schon auf Ideen bringen! Einfach "ja, ja" sagen, ihn extra anreisen lassen (Spritkosten!) und dann nicht aufmachen - oder, halt!, gleich eine ganz falsche Adresse nennen; Das Handy ausschalten, so dass er dauernd die Mailbox dranhat (Telefonkosten!), hach, ich könnte wie früher kreativ werden!

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prosa, Montag, 7. Februar 2011, 16:12
Die Spannung stieg und stieg, entlud sich darin

... dass er SEIN SCHEISS-KEYBOARD GEFÄLLIGST BEI SEINEM VERWICHSTEN INTERNETVERSAND BESTELLEN UND MICH BLOSS NICHT WEITER MIT SEINEM UNERTRÄGLICHEN GEJAMMER BELÄSTIGEN SOLL

und sackte mit dem angefügten

... aber ich habe es ihm freundlich gesagt.

deutlich ab; so entstand ein Agressionsstau, von dem ich momentan nicht weiss, wie und wo ich ihn abbauen könnte ...

Und trösten Sie sich, Herr nnier: Auch Sprache ist ein Instrument, zumal, wenn man es wie Sie wie Duplo con moto zu spielen versteht.

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vert, Montag, 7. Februar 2011, 17:32
... aber ich habe es ihm freundlich gesagt.

ich frag mich immer noch: warum eigentlich?

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prosa, Montag, 7. Februar 2011, 18:16
Eben! Das hätt' er doch auch risoluto con brio, zumindest aber sostenuto sagen können, oder?

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nnier, Montag, 7. Februar 2011, 19:49
Risotto? Ristretto? Dolce & Gabbana? Nun bleib mal sachlich, Freundchen! Mit solchen Schweinereien will ich nichts zu tun haben. Ich kann nun mal nicht aus meiner Haut und bin immer höflich ("Würden Sie bitte Ihren Arsch ganz schnell hier rausschaffen") und hilfsbereit ("Dir werd' ich helfen, Freundchen!")

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jean stubenzweig, Montag, 7. Februar 2011, 17:51
Daß ich handelsungeignet (und damit lebensunfähig?) bin, das dämmert mir bereits seit längerer Zeit. Aber wenn ich das hier lese, komme ich zu der Überlegung, nicht nur als Broterwerb könnte Liquidation vielleicht sinnvoll sein. – Was der Mensch sich bisweilen antut, das ist erstaunlich.

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nnier, Montag, 7. Februar 2011, 21:23
Man kann so ein Gespräch schlecht vom Ende her lesen, und da ich in diesem Falle tatsächlich etwas verkaufen wollte, habe ich doch ziemlich lange den geduldigen Zuhörer gegeben und bin froh, dass ich noch rechtzeitig daran gedacht habe, meine Selbstachtung in die andere Waagschale zu legen. Das Spiel des Handelns an sich kann mir durchaus Spaß machen, und ich habe auf beiden Seiten schon mit allen Tricks gearbeitet - ein paar Anstandsregeln habe ich allerdings auch.

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prosa, Dienstag, 8. Februar 2011, 11:03
Geduld, hier vielleicht eher Langmut zu nennen, ist ja eine Tugend. Ich finde auch, dass "ein paar Anstandsregeln" (wie Höflichkeit) nie verkehrt sein können, und sollte ich bezüglich der dargelegten Verkaufsstrategie eine etwas ungeduldige bis gnadenlose Position bezogen haben: Perdono!

(Risotto war eine gute Idee!)

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 13:43
Zu meinen Anstandsregeln gehört: Nicht die kranke Großmutter hervorholen, außer man hat eine kranke Großmutter und diese etwas mit dem Thema zu tun. Auf preismindernde Mängel und günstigere Alternativangebote möge der Interessent durchaus hinweisen, dabei aber auf anklagendes Gejammer oder latente Unterstellungen tunlichst verzichten. Auf dem Flohmarkt bot ich mal zwei originalverpackte Lampen feil, nach zähen Verhandlungen erklärte sich der Interessent mit dem superniedrigen Preis für eine Lampe einverstanden, bloß habe er leider nicht genug Geld dabei. Kurz darauf bot er eine etwas höhere Summe für beide Lampen zusammen. Das sind so Spielchen, die nur befristet Spaß machen. Gerne erinnere ich mich noch an die drei jungen Herren, die meine alte Waschmaschine für fast umsonst bekamen, mir dann, Hände in den Taschen, beim Hantieren mit der Rohrzange zusahen, draußen aber plötzlich ein Taxi riefen, um das Gerät in den Nachbarort transportieren zu lassen - und als ich in den Keller zurückkam, war meine Rohrzange weg.

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venice_wolf, Montag, 7. Februar 2011, 23:37
Nachdem ich am Wochenende auf der * war muss ich jetzt alles nachlesen... was haben Sie da fleissige Kommentierer.
Im Buero schaffe ich das ganze nicht, also muss ich Ueberstunden einlegen..

Bontempi Orgeln (damit hat die Firma angefangen) verkaufte ich ende 80er Jahre in einem Einkauszentrum. Genau einen Monat vor Weihnachten, denn in dieser Zeit setzen sie 99% der Dinger ab. Da hatte ich einen Monat voll zu tun, Tag ein Tag aus, in grauslichen Neonlicht gehuellt, eine kleine Buehne mit 1x pro Keyboard, alle an einen Verstaerker angeschlossen und los da, in die Tasten hauen, Lambada spielen, die Demos mit voller Lautstaerke durch die Hallen jagen, dabei natuerlich immer die selben Songs da ich kein Keyboarder bin. Diese ewig gleichen Song haben mir auch Drohbriefe beschert in denen ich aufgefordert wurde, mal was "anstaendiges" zu spielen... der Verfasser war schnell ausgefunden, jawohl es war mein Standnachbar der daneben in derselben Zeit ferngesteuerte Autos verkaufte und dem ich als Rache in der Kaffepause saemtliche Antennen abgeschraubt habe)
Jedenfalls sollte ich den Leuten beibringen dass die Dingsda vielleicht technisch nicht der letzte Schrei waren (Casio usw im Ansturm), jedoch dank der Lernmethode jedes Kind schon in der heiligen Nacht was vorspielen konnte.
Und wahrhaftig, obwohl die Sounds Gitarre, Floete, Piano in der Praxis kaum zu unterscheiden waren, die Dingsda gingen weg wie warme Semmeln. 1 1+ 2 2 3 4 5+ und trari trara ihr Sohn wird ein Musiker und kann Klavier spielen.
Welche Mutter/Vater kriegt hier nicht feuchte Augen?
Das Nachteil war, dass ausser dem Beigelegten Nummer/ Notenblaetter (mit sehr einfachen Songs) alle weiteren zum umstaendlich Bestelln waren oder unauffindbar und sauteuer dazu auch noch.
Aber in der Heiligen Nacht war das Versprechen eingehalten...
Oma klatschte entzueckt und Opa klopfte stolz auf die Schulter.
Als Orgehersteller hatte Bontempi auch wirklich Tradition und ich kenne kein italienisches Kind (als ich ein Kind war) dass nicht sowas zu Hause hatte. Da die Kohle fuer die Arbeit auch gestimmt hat kann ich eigentlich die Firma Bontempi nur loben, dass sie als Italiener lange Zeit mit den Japanern gekaempft haben (und erst den Krieg verloren haben als sie selber das Zeug in China herstellten)
Dan Nummersystem war patentiert und es hat funktioniert

Den Trick mit den verlorenen Tapes kenne ich schon... vor Weihnachten kommt dann auf enmal so eine CD auf den Markt mit den "the nnier Fostex Bontempi sessions" zum Preis von nur noch 19,90 DM

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 03:52
Oh - man hätte es dem Namen anhören können, aber dass das eine italienische Firma ist, wusste ich noch gar nicht! (Eine interessante Formulierung übrigens: "italienischer Hersteller von Musikspielzeug")

An die Werbung von damals und die angepriesene Nummernmethode kann ich mich noch gut erinnern. Und auch dem mutmaßlichen Chinesenkasten lag ein Heftchen bei, in dem diese Zahlenreihen abgedruckt waren. Ich muss gleich mal einen Edding heraussuchen und die Klaviertasten beschriften, vielleicht hilft mir das ja!?

("Nur noch" - das freut mich jedes Mal!)

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 13:50
Whoaa: Bontempiklempner - man höre sich das da mal an! Und überhaupt: "small keyboard instruments in which the sound is produced by air being forced over reeds by an electric fan." - ist das wirklich wahr!?

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venice_wolf, Dienstag, 8. Februar 2011, 15:04
Ja das stimmt. Die ersten Bontempi Heim Orgeln hatten ein Gebläse und der Ton wurde mechanisch erzeugt... Nach längerem nicht-Gebrauch hat es ordentlich herausgestaubt... Vibrato war auch dabei..
http://www.animamia.net/gli-organi-bontempi-eko-e-giaccaglia/
Dann kam die Elektronik und eine holprige Drum Machine dazu die ungefähr wie ein Pacman jingle zu hören war.
Die alten Sachen sind fast schon Vintage Objekte...was für ein Modell bieten Sie an? Aber niiicht so teuer bitte, wir sind hier alles arme Italiener, den ganze Tag Pizza Mafia und Mandoline

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nnier, Dienstag, 8. Februar 2011, 18:11
Das sind ja wunderschöne Anzeigenmotive! Und das Wort vom "verstaubten" Klang bekommt so noch eine ganz andere Dimension. Ich bin ehrlich entzückt. (Wir damals, wir waren ja auch arm, wir mussten findig sein, ich habe dann einfach zwei bis drei Finger ins Staubsaugerrohr gesteckt, mit etwas Übung ließen sich so auch einfache Melodien erzeugen.)

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venice_wolf, Dienstag, 8. Februar 2011, 18:47
Findig - Ich bin meiner damaligen Stereoanlage auch dankbar, dass es einiges mitgemacht hat was normalerweise Tapedeck, Verstärker, Boxen gleichzeitig in die Luft gejagt hätte... Direktanschluss vom Kopfhörerder Bontempi zum REC eingang auf dem Tapedeck, die REC Taste+Pause gedrückt das der Saft in die Kiste kommt, und gleichzeitig Verstärker Lautstärke 10 (immerhin 60Watt) und munter losgespielt, dass es zischt rumpelt und rauscht. Das schafft keine Hammond Orgel und Brian Eno hätte auch was zum Lernen gehabt.

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claquecoeur, Donnerstag, 10. Februar 2011, 15:40
Neulich ließ der Radiosprecher meinen Gast und mich wissen, dass die Müll- und Abfallmenge (inklusive Sperrmüll u.ä.) im letzten Monat im Verhältnis zu dem der Vormonate deutlich zugenommen habe (die Prozentzahl habe ich natürlich umgehend vergessen).
Sofort war mir klar: Die Agenda 2011 der Herrn Nnier muss ein durchschlagender erfolg auf allen Ebenen gewesen sein und er ist nun schuld an der Zunahme.
Geben Sie nicht auf, verkaufen Sie weiter und v.a., halten Sie uns weiterhin so kurzweilig auf dem Laufenden über Ihre Fortschritte! :-)

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nnier, Donnerstag, 10. Februar 2011, 17:39
Sie sind so gut zu mir! Nun, einerseits kann ich sagen, dass mein Schaffen tatsächlich auf die lieben Mitmenschen abzufärben scheint - so habe ich bspw. im Auftrag bereits eine echt coole Playmobil­ritterburg verkauft und bei der Verklappung einer gigantischen Menge Überraschungseier­dingse geholfen. Auf der anderen Seite bin ich an die wirklichen Brocken noch überhaupt nicht herangegangen, heißer Tipp speziell für Sie also: MVA-Aktien kaufen!

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