Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Wok'n'Woll
nnier | 24. März 2010 | Topic In echt


Schon als Kind las ich gerne Haushaltstipps. Ich fand es hochinteressant, zu erfahren, wie man einen Flaschenhals sauber abtrennt (mit Petroleum getränkten Wollfaden an der gewünschten Trennstelle herumlegen, anzünden und die Flasche nach dem Abbrennen in eiskaltes Wasser tauchen), was man mit sauer gewordener Milch noch anfangen kann (hartgewordene Schuhcreme geschmeidig machen) oder wie Kerzen länger brennen (in den Kühlschrank damit).



Kerzen brennen allerdings auch länger, wenn man ein wenig Salz um den Docht herum streut. Als ich in die weite Welt hinein ging, schenkte man mir ein ganzes Buch mit Haushaltstipps, das ich jetzt auch sofort herauskramen und ablichten würde, hätte ich heute nicht auf unvorstellbare Weise meine Digitalkamera verloren. Mit diesem Buch, das aus vergangener Zeit stammt, kann man lernen, echte Butter von gefälschter zu unterscheiden, man erfährt, dass Silberbesteck mit einem Kohlblatt wirklich 1A poliert werden kann, und dass Bohnenkaffee noch herzhafter schmeckt, wenn man eine Prise Salz mit in den Filter gibt.



Die Tipps sind alphabetisch geordnet, wobei man wissen muss, dass die Sache mit dem Salz in der Kerze unter "E" einsortiert wurde ("Eine Kerze brennt länger, wenn ...").



Wenn ich mich mal wieder im Bad eingeschlossen hatte, nicht mehr herauskam und die da draußen langsam nervös wurden, erinnerte ich sie an folgenden Tipp, den ich bei den Großeltern in der Fernsehzeitung gelesen hatte:
Sägen Sie oberhalb des Bartes einen Schlitz in den Schaft. So können Sie eingeschlossene Kinder mit Hilfe eines geeigneten Schraubenziehers aus ihrer misslichen Lage befreien.
J. Behrens, Melle

Schlug sich wieder einmal jemand beim Bildaufhängen mit dem Hammer auf den Daumen, gab ich folgenden Tipp aus der Fernsehzeitung meiner Großeltern weiter:

Kleine Nägel einzuschlagen ist oft schwierig. Ich schneide mit der Schere einen Schlitz in einen geeigneten Kartonstreifen, welcher den Nagel zuverlässig hält, und ziehe diesen nach dem Einschlagen einfach ab.
H.-G. Bloch, Hagen

Neulich sah ich unsere Küchenschränke mal wieder von oben. Sie kennen diese unwiderstehlich fettige Mischung aus Staub und Kochdunst? Sie wissen, wie hartnäckig man den zähen Grind wischen muss? Auch ganz da hinten, wo man so schlecht drankommt?

Obacht.

Jetzt kommt's.

Auf meine Küchenschränke lege ich eine Schicht Zeitungspapier. Diese wechsele ich einmal jährlich aus.
nnier, MAD

Was denn? Das hat mein Leben verändert!

Außerdem lag da oben dieser Wok. Kopfüber, zum Glück. Und plötzlich erschloss sich mir der Sinn dieses Kochgeräts, das ich jahrelang ignoriert, weil für überflüssig gehalten hatte.

Ich fuhr zum Markt, ich kaufte ein, ich wokte das Zeug irgendwie zusammen.

Auch 'n Tipp.

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lorilo, Mittwoch, 24. März 2010, 23:58
Und das jemandem, der gerade fastet, frisches, knackiges Gemüse - das ist regelrecht gemein. Trotzdem möchte ich um eine Ablichtung/Abschreibung von jeder Seite dieses Tipp-Buches ersuchen, bitte. Ich probiere sowas aus und beherzige das.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 00:05
Einen Buchstaben haben Sie ja schon weggefastet! Die Haushaltstipps streue ich gelegentlich ein; der Servicegedanke muss hier ohnehin stärker betont werden.

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lorilo, Donnerstag, 25. März 2010, 10:31
Wo denn, kann ich noch nicht richtig lesen heut morgen?

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 10:39
Hier hätte ich aus Gründen der Deutlichkeit den Futur I verwenden müssen: "Haushaltstipps werde ich fürderhin künftig in Zukunft ab demnächst gelegentlich einstreuen". Da haben wir's wieder: "Morgen besuche ich dich" ist grammatisch Präsens - und trotzdem ...

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lorilo, Donnerstag, 25. März 2010, 11:20
Ich meinte den weggefasteten Buchstaben, die Haushaltstipps suchte ich noch nicht und hatte das Futur mitgelesen...

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 11:28
Damit meinte ich Ihren Benutzernamen.

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lorilo, Donnerstag, 25. März 2010, 11:58
Der ist nicht weg und das o hinten habe ich auch nicht zugenommen; ich hatte einen erklärlichen Anfall von Selbstanonymisierung.

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jean stubenzweig, Donnerstag, 25. März 2010, 00:25
Und was ist das da oben? Ein Stück Fleisch? Überhaupt – ist Ihnen nicht eher Fleisch mein Gemüse?

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 09:39
Pfannewenderos Oliveholzos, ein Grieche. Und, ja, ich bin ein Freund des saftigen Bratens sowie der Hackfleischküche. Was die knackigen Gemüs-chen jedoch nie ausschloss.

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jean stubenzweig, Donnerstag, 25. März 2010, 13:47
Ich hatte da eher so literarische Assoziationen.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 13:55
Ja, sicher, aber bedenken Sie:

"Haben Sie eine Uhr?" - "Ja!"
"Äh, wissen Sie, wie spät es ist?" - "Ja!"
"Ich meine, können Sie mir sagen, wie spät es ist?" - "Klar!"

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damenwahl, Donnerstag, 25. März 2010, 00:33
Als Kind der Moderne war ich kürzlich völlig überrascht von der Funktionsfähigkeit folgenden Ratschlags: altes Brot anfeuchten und aufbacken. Klappt tatsächlich.
Meine Mutter schüttelte nur den Kopf und wollte mich in die Haushaltsschule schicken.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 09:44
Dazu auch dieser Tipp. Ich bin übrigens ein Freund des Toasters - ohne deshalb dauernd Toastbrot zu kaufen. Die Scheiben vom normalen Laib, altbacken oder frisch, schmecken mir getoastet oft viel besser.

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mark793, Donnerstag, 25. März 2010, 10:50
Die Nummer mit dem Flaschenhals habe ich tatsächlich mal probiert beim Versuch, eine Champagnerflasche zur Blumenvase zu kürzen, aber das Ergebnis war nicht so ansehnlich wie erhofft.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 12:39
Sie sind eindeutig Upper Class. Wo ich herkomme, haut man den Bierflaschenhals auf dem Tresen ab.

Hat's denn prinzipiell geklappt? War es annähernd kreisrund oder gab's einfach nur Scherben?

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mark793, Donnerstag, 25. März 2010, 13:17
Teils, teils. Dabei hatte ich die Stelle schon in weiser Voraussicht mit dem Glasschneider einmal rundrum vorbearbeitet. Ich vermute mal, mit einer etwas dünnwandigeren Weinflasche müsste es eigentlich besser klappen.

Die "Witwe Glicko" (wie Wilhelm Busch sie nannte) perlt ja auch in meinem Glase nicht in Permanenz, von daher war es mir schon wichtig, dass dieser Schuss sitzt. Zumal ich sonst im Umgang mit Glas (und Spiegeln) ein passables Händchen hatte, sei es beim Schneiden oder Präzisionsbrechen.

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monnemer, Donnerstag, 25. März 2010, 11:12
Könnten Sie mir das mit der Befreiung aus dem Badezimmer etwas genauer erklären, ich stehe total auf der Leitung. Das gab´s hier nämlich auch schon öfter und jedesmal die Türe eintreten... Das geht anscheinend auch eleganter.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 11:26
Gerade dieser Tipp schien mir immer etwas dubios. Es geht darum, dass Sie den Schlüssel von außen mit einem Schraubenzieher drehen können sollen - deshalb also einen Schlitz in das Ende, das Sie von außen sehen, wenn der Schlüssel von innen steckt, sägen. Ich habe mich allerdings immer gefragt, ob das je in der Praxis getestet wurde: Erstens zweifle ich an dem Drehmoment, das man mit einem Schraubenzieher aufbringen kann - denn wenn ich mich eingeschlossen hatte, lag das oft daran, dass der Schlüssel recht schwer zu drehen war. Und zweitens frage ich mich, wie widerstandsfähig das Schlüsselmetall ist, d.h. ob es bei einem Drehversuch nicht eher auseinanderbiegt bzw. abbricht.

Wahrscheinlich sollte man den Schlitz eher in die Tür sägen. Dann kann man den Schlüssel durchreichen. Oder so ein schlüsselloses Schloss mit diesem Drehding einsetzen, wie bei öffentlichen WCs, und im Notfall von außen mit entsprechendem Vierkant öffnen.

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monnemer, Donnerstag, 25. März 2010, 11:43
Ja, genau das ist das Problem hier auch: der schwer zu drehende Schlüssel. Einen Schlitz von außen in das Schlüsselende sägen, aha. Harry Houdini konnte sowas ganz sicher, aber den kann man ja nicht mehr fragen.

Mensch, hurra, ich habe ja eine Kettensäge im Schuppen! Danke, wie meistens kommt man auf die einfachsten Lösungen nicht selbst.

Bleibt die Frage, warum man sich überhaupt im Bad einschließt. Ich mache das ja nicht, ist doch alles Familie, was sich so im Haus rumdrückt.

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kid37, Donnerstag, 25. März 2010, 12:26
Der Trick mit den Zeitungen hat noch weitere Vorteile. Wenn man diese wie ein Palimpsest vom Grind befreit, kann man noch einmal die Nachrichtenwelt von vor einem Jahr nachlesen - gut durchgekocht sozusagen oder wie eingelegte News.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 12:49
Trotz einer Eselsbrücke (Dieter Hallervorden - Gefängnis - Fälscher - Dokumente) gelingt es mir einfach nicht, mir dieses Wort zu merken. Vielleicht klappt es jetzt (Flasche Pommes, Frittierfett, Grind) - vielen Dank!

Den von Ihnen beschriebenen Effekt mag ich übrigens sehr; so lächelte mich der hoffnungsfrohe Jürgen Klinsmann ("Mächtigster Bayern-Trainer!") noch Monate nach seiner Entlassung an, wenn ich den Mülleimer leerte, denn eigentlich ist so ein Müllsack ja dicht, aber falls nicht ...

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vert, Donnerstag, 25. März 2010, 16:38
von diesem fall in melle, da hab ich glaub ich in der zeitung gelesen. das kind war schon ziemlich angefault. supertipp.

der weise ratschlag mit dem zeitungspapier hätte auch von mir sein können, bin ich doch ein großer verfechter dieser methode und werde nicht müde, bei einzügen darauf hinzuweisen. ich habe nur einmal die oberschräcnke einer seit jahren verpekten küche über zwei wochen putzen dürfen. seither kenne ich jedwedes reinigungmittel* - und den trick mit der zeitung.

*sidol! und so ein krasses bio-orangenzeug (name vergessen)
- alles andere funktioniert nicht.

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nnier, Donnerstag, 25. März 2010, 17:20
Bushidol?

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vert, Freitag, 26. März 2010, 01:01
alda! wie tight bist du denn?

und um mal elegant das thema zu wechseln:
was ist mit der kamera passiert?
das klingt doch interessant.

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monolog, Donnerstag, 25. März 2010, 23:28
Gut, dass Sie mich an die Zeitung erinnerten - das hatte ich schonmal, damals, als ich noch als gute Hausfrauenanwärterin galt. Jetzt, wo ich nur noch leidlich gut koche und ansonsten eher Handwerker bin, war mir das doch glatt verloren gegangen. Und das, wo die neuen Hängeschränke gerade montiert sind.

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venice_wolf, Freitag, 26. März 2010, 10:41
Köstlich, diese Erzählserie...schade dass ich im Moment knapp bei der Zeit bin, aber ein paar Tips geht schon:
- Champagnerflaschen, aber auch Sekt u. Bier, öffnet man, wenn gut gekühlt, indem man ein Schwert (Sabre a champagne, aber auch ein grosses Küchenmesser, eine Axt u. dergleichen) an der Naht schwungvoll entlang gegen den Flaschenkopf gleiten lässt - ohne Zögern, es muss eine fluide u selbstbewusste Bewegung sein. Die Flasche merkt, wenn man nicht überzeugt ist und rächt sich schrecklich
- Kaffee: eine prise Paprika zum Pulver dazu
- Zeitungen ober die Kästen - funktioniert

(fortzetzung folgt)

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nnier, Freitag, 26. März 2010, 11:08
Paprika?? Ist das ernst gemeint? Es erinnert auf Anhieb an einige eher schreckliche Schokoladenexperimente, die mir in letzter Zeit untergekommen sind.

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venice_wolf, Freitag, 26. März 2010, 12:46
ja, Paprika, besser noch "Peperoncino" also etwas richtig scharfes.

http://www.peperoncino.org/old/
http://it.wikipedia.org/wiki/Capsicum

Ich habe (glaube ich) am Anfang meiner Blogtätigkeit bei Dir meinen Senf (also, schon Paprika) dazugegeben, als von Kaffee, Malz usw die Rede war.

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jean stubenzweig, Freitag, 26. März 2010, 18:12
Paprika in den Kaffee, warum nicht. Aber Kakaopulver gehört unbedingt dazu. Geht auch ohne Paprika.

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venice_wolf, Sonntag, 28. März 2010, 13:32
Kommentiere am falschen Platz, aber: bin bei der Wahlkommission und kann meine Fähigkeiten im Sortieren usw entfalten. 717x3 (2151) Wahlkarten, der Anfang ist abzählen, unterschreiben und stempeln und dann wieder abzählen.
Und was da alles passieren kann., samt Tinte umschütten, Karten mit Ellebogen verpatzen, alles nachzählen, nochmals drüberstempeln, in 20er Packungen unterteilen, nochmals zählen, vielleicht wären 10er Packungen praktischer, und nochmals zählen und ein Paar sind doch nicht unterschrieben. Wenn das gutgeht...

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nnier, Montag, 29. März 2010, 00:57
Dann bleiben wir hier, obwohl's vermutlich hierhin gehörte - aber wie man Kommentare anderer Nutzer woandershin verschiebt, das weiß ich nicht. Und es wäre ja auch irgendwie manipuliert. Was mich daran erinnert: In Amerika, da haben sie doch längst diese praktischen Wahlcomputer. Da braucht kann man dann auch nicht nachzählen.

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