Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Aber kaum brauchst du sie mal
nnier | 28. Januar 2010 | Topic Brainphuq
Wer hat nicht schon über sie gescherzt, wer hat noch nicht geschimpft über die Omabescheißer, die Gewinnspielfredis, die dubiosen Busreisenanbieter, für 19,99 in den Harz mit reichhaltigem Mittagessen, Ausflug, Unterhaltungsprogramm, Musik und Tanz (exklusiv: Der Original Okertaler Stimmungsmanfred), mit Fresspaket (1 kg Wurstwaren! 500 g Weizenbrot! 1 l Apfelsaft! 1 kg frisches Obst!) und sensationeller Zugabe (Spielesammlung mit 100 Spielmöglichkeiten und alternativ Digitalkamera und alternativ Hochwertige Porzellanpuppe und alternativ Universalfernbedienung und alternativ Ausgewählte Sommerweine und alternativ Originelle Vagina-Kuckucksuhr und alternativ Messerset und alternativ Damenrasierer und alternativ 100 Wäscheklammern), es weiß doch jeder, was "und alternativ" heißt, früher nannte man es "oder je nach Verfügbarkeit", die "Teilnahme an einer Werbeveranstaltung" ist ja "freiwillig", da läuft man eben fünf, sechs Stunden durch die Gegend, während im Landgasthof Zum Rübezahl die mitreisenden Rentner abgekocht werden, man wird sie psychologisch unter Druck setzen, man wird ihnen wunderbare Arzneimittel anpreisen und ihnen Fernsehsessel verkaufen, man wird betteln und schmeicheln und drohen ("Wir fahren hier nicht weg, bis noch zehn Leute gekauft haben!"), und ich würde das alles mitmachen, denn ich bin nun endlich bereit, eine Heizdecke zu kaufen.

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jean stubenzweig, Donnerstag, 28. Januar 2010, 15:15
Manomanomannmann! Ich lese heftigst gespannt auf das Fazit der Weltklageentrüstung hin. Und dann? Ihnen ist kalt. Ja – das ist nicht das Klima. Oder doch. Das des Alters. Klimakterium.

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nnier, Donnerstag, 28. Januar 2010, 19:14
Klima - von dem habe ich gerade erst geträumt! "Die Birne weich, die Füße kalt / so wird man garantiert nicht alt", wie schon Gustav Knuth wusste. Eine gewisse innere Kälte ist es vor allem, die mich sorgt.

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vert, Donnerstag, 28. Januar 2010, 21:15
fragen sie den mal, der hat's richtig gemacht.
klimatisch zumindest (äußerliche anwendung).

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nnier, Donnerstag, 28. Januar 2010, 22:21
Ihn hatte ich glatt vergessen. Mit Kreisky hört's bei mir auf. Uwe Klimaschefski hingegen, den ich aus dem Gedächtnis doch glatt mit "w" anstelle des "f" gespeichert hatte, habe ich in meiner fußballprägenden Zeit (Panini Fußball '81) als Hertha-Trainer kennengelernt, und auch einige Jahre später tauchte er immer mal als Schleifer bei abstiegsgefährdeten Bundesligaclubs oder in der Zweiten Liga auf. "Weitere Fragen kann ich nicht beantworten. Ich muß jetzt zu meinen Spielern. Die sind so blind, daß sie den Weg von der Kabine zum Bus nicht finden."

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nnier, Donnerstag, 28. Januar 2010, 22:26
I love the Fußballdatenbank:

"Erfolge als Trainer:
Bundesliga: 1× Platz 17 1986 mit 1. FC Saarbrücken"

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nnier, Donnerstag, 28. Januar 2010, 22:29
Waah! Die Bilder!

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venice_wolf, Donnerstag, 28. Januar 2010, 16:00
Wie oft, seit dem Schulalter, habe ich solche Flugzettel interessiert gelesen, und immer dabei gedacht: da musst du früher oder später hin, Ausflug dort und dort, Essen, Krimskrams als Geschenk und den 100 teiligen Kochtopfset kaufe ich bestimmt nicht. Und das ALLES für 10.000 Lire (Heute 5,16 Euro)
Jeder Schmee wäre mir gleichgültig gewesen, Pinkel pausen auf der Autobahn, ganze Nachmittage (bei Schönwetter un blauem Himmel) im finsteren Billigrestaurant "Ai Pirati", Volksmusik mit 100 dB.
Heute bin ich froh dass ich mir den wahrscheinlichen Aerger erspat habe. Aber wenn ich noch ein Flugblatt im Postkasten finde, lese ich es mir trotzdem sorgfältig durch.
Vielleicht braucht man ja in seinen alten Zeiten noch was und in Verona war ich auch schon länger micht mehr.

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nnier, Donnerstag, 28. Januar 2010, 19:24
Es ging mir auch so. Jahrelang stellte ich mir vor, das mit guten Freunden mal zu machen und einfach eisern zu bleiben. Allerdings habe ich inzwischen immer weniger Bedürfnis danach, mir die gegenseitige Verachtung zwischen Verarschenden und Verarschten in noch höherer Dosis als sowieso jeden Tag unter die Nase zu reiben - denn regelmäßig kann man ja der Lokalpresse entnehmen, wie's da zugeht ("Rentner Peter M.: Unglaublich, was mir angetan wurde!"). Die beteiligten Unternehmen sind dann entweder nicht aufzufinden oder haben schon dreimal umfirmiert, legen ganz offenherzig ihre eigene Sicht dar ("Glauben Sie etwa, es lohnt sich, für so wenig Geld die Leute herumzufahren? Aber wir haben alle Gesetze eingehalten! Die sind doch volljährig!"), und nur ganz selten äußert auch mal so ein Verkaufsmitarbeiter seinen Frust: "Das ist ein ganz saumäßiges Publikum da. Die wollen alle nur ihr Fresspaket und ihre Kaffeemaschine."

Ja, durchlesen tu ich die Dinger auch immer wieder gerne, allerdings hat es etwas nachgelassen hier.

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txxx666, Freitag, 29. Januar 2010, 18:22
In der Tat, bei mir kommen auch seit Jahr und Tag nur noch Pizza-Bringdienst-Flyer im Briefkästlein an; da musste ich sogar extra googeln, um beruhigt festzustellen: es gibt ihn noch - den Priickings-Hof : )

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nnier, Freitag, 29. Januar 2010, 18:36
Yeah! Bauer Ewald rocks! Den hatte ich ja schon ganz vergessen! Danke! Danke! Diese Prospekte haben mich immer zutiefst beeindruckt.

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nnier, Freitag, 29. Januar 2010, 22:35
Jetzt feiert der erfrischend unintellektuelle Landmann [...] In den letzten vier Dekaden seines Schaffens scheffelte der [...] Holzschuhträger Millionen durch die rigorose Ausbeutung von unbedarften Kaffeefahrt-Teilnehmern. Um die 1500 arme Menschen quetscht er täglich aus. Bauer Ewalds Masche: In Bussen lockt er erloschene Rentner und naive Schulklassen auf seinen [...] Prickingshof. [...] Bei seiner abschreckenden Bauernummer schreckt Landmann Ewald nicht einmal vor Sex mit Tieren zurück: "Der schwerste Kaltblutzuchthengst Europas, Adonis von Blayenthal, deckt eine jungfräuliche Stute vor ihren Augen. Weiterhin sehen Sie die Befruchtung von verschiedenen Tieren. Einwurf 1 Mark".
Gnihi. Und bis ich meine aufgehobenen Bauer-Ewald-Prospekte wiederfinde: Hier hat auch jemand Fragmente seines kulturellen Erbes aufbewahrt.

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jean stubenzweig, Freitag, 29. Januar 2010, 23:14
Hier gibt's wahrlich einiges zu erleben.

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nnier, Freitag, 29. Januar 2010, 23:29
Sie waren mal dort? Haben Sie dem Original Bauer Ewald TM auch durch die Scheibe beim Mittagsschlaf zugesehen?

(Was mich an eine meiner Urphantasien erinnert, hervorgerufen spätestens durch die Lektüre eines frühen "Lustigen Taschenbuchs", in dem Donald einmal den Job bekommt, der ihm entspricht: Zu Werbezwecken im Schaufenster eines Bettengeschäfts friedlich schlafen.)

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jean stubenzweig, Samstag, 30. Januar 2010, 00:22
Nein. Ich lese hier zum erstenmal davon. Ach, ich bin einfach ungebildet.

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vert, Samstag, 30. Januar 2010, 00:26
hmm.

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charon, Montag, 1. Februar 2010, 05:48
ich erinnere mich, dass ich in meiner fruehesten schulzeit einmal an einer klassenfahrt in einen freizeitpark teilnahm. im "theater" fuehrte lou van burg, den ich damals nicht kannte und auch heute mit ihm nicht viel mehr als das damalige erlebnis verbinde (aber es hat ihn gegeben und war durchaus populaer gewesen), durchs programm. wir durften in einer mondlandschaft herumhuepfen, wo man uns erzaehlte, dort waere die schwerkraft aufgehoben. wir glaubten das gerne, zumal wir nicht so recht wussten, was schwerkraft ist. auf jeden fall konnten wir auf diesem gummiboden hoch huepfen und weich landen. das war schoen. hoehepunkt war aber der besuch des zwergenhauses. eine liliputanerfamilie lebte dort ein leben hinter glas. wir gafften sie an, schnitten grimassen, sie schimpften zurueck. ich glaube, auch ein paar kieselsteine geworfen zu haben. vorlaeufer des big-brother-container, nur dass die armen tropfe nicht herausgewaehlt werden konnten.

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nnier, Montag, 1. Februar 2010, 09:56
Oh. Darf man fragen, in welchem Jahrzehnt das war? Die Zeiten der Freak Shows schienen doch in Mitteleuropa zeitweilig passé, bevor diese TV-Sendungen aufkamen und die Tradition wiederaufnahmen?

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vert, Montag, 1. Februar 2010, 11:36
eine späte völkerschau; man ist wahrscheinlich einfach davon ausgegangen, dass es keine menschen waren.
dann durfte man das.

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nnier, Montag, 1. Februar 2010, 11:46
Das stimmt, "Völkerschau" ist hier der passende Begriff.

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jean stubenzweig, Montag, 1. Februar 2010, 13:09
Lou van Burg hatte in den Sechzigern seine Hochzeit. Er versetzte in dieser Zeit den Fernsehmassen das, was etwas später bei einer gewissen Minderheit ebenfalls beliebt werden sollte, wenn auch in anderem Zusammenhang: Der goldene Schuß.

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charon, Montag, 1. Februar 2010, 16:25
im holiday park in hassloch in der pfalz wurden diese menschen wie bei hagenbeck um 1900 gehalten (und selbst damals aeusserten sich deutlich vernehmbare stimmen der entruestung). es fehlten nur die sensationsheischenden werbeplakate.

immerhin war man also so verschaemt, das nicht an die grosse glocke haengen. und doch dauerte es bis zum ende der 1980er, dass jemand die betreiber auf die unzeitgemaessheit der show aufmerksam machte.

meine persoenlichen angaben muss ich wie folgt korrigieren: lou van burg war dort zwischen 1978 und 1981. da ich mich klar an den dicken hollaender erinnern kann, muss ich in diesem zeitraum im park gewesen sein, was dann nicht mehr ganz der "fruehesten" schulzeit entspricht, aber immerhin noch frueh genug war.

ich schreibe dies nur, weil ich von mir erhoffe, dass ich spaeter so als 16jaehriger heroisch dazwischen gegangen waere, die betreiber zumindest gepfaehlt, die zwergwuechsigen auf dem weissen pferd herausgehauen und mit der schoensten von ihnen mich auf einer in dieser umgebung zahlreichen alten burgruinen verschanzt haette. dort haette ich ihr dann einen schuechternen kuss auf die rechte wange gegeben, woraufhin sie sich in das avatar von sigourney weaver verwandelt und mich nach pandora verbracht haette, wo die buechse mittlerweile wieder verschlossen worden war. haette, wenn und aber, wie meine grossmama selig zu sagen pflegte.

ich hoffe die verweise funktionieren, ich scheine da so eine tendenz zum vergaenglichen zu haben.


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nnier, Montag, 1. Februar 2010, 18:33
"Unzeitgemäß" - hier klingt die Hoffnung auf eine Entwicklung zu einer insgesamt zivileren Gesellschaft durch. Man kann da Zweifel haben.

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mark793, Montag, 1. Februar 2010, 18:49
@stubenzweig: Komisch, bei mir ist "Der goldene Schuss" im Hirnkasten noch mit Vico Torriani abgespeichert, aber als 1963 Geborener werde ich wenns hoch kommt eh nur die letzten beiden Shows gesehen haben (ihren ersten Fernsehapparat haben meine Eltern 1968 oder 1969 angeschafft).

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monnemer, Montag, 1. Februar 2010, 20:40
Geld-aus-dem-Kreuz-leier-Visage mit Menjoubärtchen über gebleckten Zahnreihen. Als Inbegriff des öligen Typen habe ich Lou van Burg vor Augen.
Butterfahrten passen da ganz prima.

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nnier, Montag, 1. Februar 2010, 21:52
Eine meiner Lieblingsszenen kommt mir da in den Sinn.

Ich wusste nie, ob ich den späten Carrell fürchten oder bewundern sollte, denn dieser absolut humorlose und geradezu eiskalte Blick, den er manchmal aufsetzte, konnte einem schon durch und durch gehen. Dass manche Kollegin und mancher Kollege vor ihm gezittert hat, kann ich mir lebhaft vorstellen.

Andererseits scheute er nicht das offene Wort und machte bestimmten Schmus einfach nicht mehr mit.

Schleimauftritt Elstner: "Ja, Rudi, und dann gab es da diese wunderbare Sendung, schauen wir mal kurz rein, der unvergessene, der große Lou van Burg!" [Einspielfilm] "Rudi, er war einer der ganz großen, war er auch für dich ein Vorbild?"

Stechender Blick, unbewegtes Gesicht, Carrell: "Ich habe Lou van Burg nie gemocht."

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jean stubenzweig, Montag, 1. Februar 2010, 23:47
@Mark: Ich habe den Herrn während eines Besuchs auch nur einmal kurz auf dem Bildschirm und nie livehaftig erlebt. Als damals frisch ins Land bzw. auf die Insel Gekommener befand ich mich in den ersten Vorbereitungskursen zu Diskussion und Demonstration, also überwiegend den Anteil weiblicher Teilnehmer prüfend. Aber das Gesicht des Charmeurs zierte allüberall die Zeitungskioske Berlins, und auch der eine oder andere Kommilitone getraute sich, von diesem Phänomen zu berichten, das er aus der Erinnerung an den letzten elterlichen Fernsehabend mitgebracht hatte. Das war 1963/64. Aber Vico Torriani! Der spaghettisierte seinerzeit knödelnd aus jedem Kneipenradio, jedenfalls aus den Etablissements, in denen das Bier ein paar Groschen kostete.

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