Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Orzabal et al.
nnier | 01. Juli 2008 | Topic Musiq
Weißt du, wer Roland Orzabal ist, dann sag ich dir, wie alt du bist!

Tears For Fears, das geht ja schon seit Shout (1984) nicht mehr, und als sie dann noch auf Beatles machen wollten (Sowing in the seeds of love, 1989), habe ich sie endgültig abgehakt.

Dabei waren sie als kleine New-Wave-Formation gar nicht mal so schlecht gestartet - ich erinnere mich genau, wie gerne ich 1982 Pale Shelter gehört habe:

[Edit: Video suchen, deshalb]

(Mad World war natürlich der größere Hit aus dem Erstlingsalbum und wurde inzwischen ja auch erfolgreich gecovert; ein schöner Weltschmerz-Text, musikalisch lag mir Pale Shelter allerdings wesentlich mehr).

Diese Zeit, als die Musik sparsam und elektronisch war, noch nicht mainstreampoppig angefettet (den Punkt knapp vor dem Übergang markiert ja Mothers Talk), die war doch gut, vergessen wir einfach den ärgerlichen Rest, man bekam dann ja am Rande noch mit, dass sie sich in den 90ern getrennt haben, Herr Orzabal auf dem Egotrip noch weitere Alben unter der Marke Tears For Fears veröffentlicht hat, es mal eine Reunion gab und so fort, das Übliche eben.

Nja - und jetzt sind sie wohl hier gelandet, da wo schon so viele gelandet sind, klar, warum nicht auch Tears for Fears, aber hoppala: Robin Gibb ist dieses Jahr dabei? Der auch? Der mit den 180 000 000 verkauften Tonträgern?

John Miles gehört zum Inventar. Und wenn Paul Carrack oder Pur sich so ihr Gnadenbrot verdienen: Bitte, war klar. Liest man allerdings nach, wer in den letzten Jahren noch so dabei war, dann staunt man: Roger Daltrey und James Brown haben sich auch bei den Finnen verdingt?

Das muss ich erst mal verarbeiten.

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kid37, Mittwoch, 2. Juli 2008, 00:41
Mir waren die damals immer zu schnullig. Aber seit Donnie Darko bin ich milder geworden. Oder alt.

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nnier, Mittwoch, 2. Juli 2008, 00:52
Milde, alt, sentimental, diese Tag Cloud umschwirrt mich nicht erst seit gestern. Donnie Darko habe ich nicht gesehen; die Coverversion von Mad World hat ihre Qualitäten, wenngleich ich das Original präferiere.

"Schnullig", rein vom Lautmalerischen her kann ich mir darunter etwas vorstellen, finde mit google aber keine Definition, sondern das hier: "Aber ein bisschen tuntig seid ihr, naja, bis auf Aiko, der ist schon schnullig - hätte gern mehr mit dir zu tun".
Ich bitte um Aufklärung.

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kid37, Mittwoch, 2. Juli 2008, 01:24
Ha, gute Definitionsfrage. Jedenfalls ein pejorativer Begriff, vielleicht von "Schnuller" abgeleitet. Meist gebraucht (wo ich herkomme) im Sinne von "lasch", "weich", "bubihaft". Man schaue sich nur die Frisuren an.

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nnier, Mittwoch, 2. Juli 2008, 10:35
Gegen ein solches Attribut lässt sich schwerlich etwas einwenden - das trifft alles zu. Allerdings hatte und habe ich eine Affinität zu dieser recht minimalistischen, sparsamen elektronischen Instrumentierung und der, sagen wir, Mollgestimmtheit des Sounds (zu den Texten komme ich noch). Mir fallen gleich noch zwei Beispiele für Bands ein, die diesen Weg viel zu früh verlassen haben:

a) Depeche Mode. Ich nahm mal zufällig Anfang der 80er Get the balance right aus dem Radio auf, fand das toll, und was kam kurz darauf? People are People, Master and Servant, richtig üble Dicke-Hose-Musik.

b) Eurythmics. Wie aufregend neuartig waren Love is a Stranger und Sweet Dreams! Und dann mussten auch Dave und Annie zeigen, dass sie es mit "richtigen Instrumenten" können, holten sich noch Aretha Franklin und Stevie Wonder, und vorbei war's mit der subtilen Schönheit.

Zu den Texten: Wie ich nachlesen konnte, hat das gesamte erste Album von TFF lyrics reflecting Orzabal's bitter childhood and upbringing. [...] references to emotional distress and primal therapy are found in nearly every song.

Nicht, dass mir das damals aufgefallen wäre, da waren englische Songs eher noch reiner Klang für mich - aber es ist schon seltsam, dass ich bereits als kleines Kind ein Lied wie Seasons in the Sun sehr gerne mochte, textlich 9,5 von 10 auf der Weltschmerzskala. Ich möchte darum bitten, von vorschnellen Rückschlüssen auf meine persönliche Verfasstheit abzusehen, aber eins ist klar: Bildete man eine Gruppe von Menschen, die in ihrer Jugend Beastie Boys und eine, die Pink Floyd gehört hat, dann könnte man Korrelationen zu psychosozialen Eigenschaften herausfinden, dass es knallt.

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kid37, Mittwoch, 2. Juli 2008, 13:58
Ich fürchtete ja schon, weiter mit Pink Floyd aufwachsen zu müssen ("Careful With That Axe, Eugene!"), glücklicherweise eilten Patti Smith und Post Punk zu meiner Rettung. Am trockenen Joy Division Brot gekaut, konnten mich die nachfolgenden Melancholiker in ihrer, nun ja, Gefälligkeit nicht mehr so berühren. Das war mir dann doch zu harmlos.

Ich war nie ein Fan von Depeche Mode, aber "People Are People" haben, so ein Insiderwitz bei Mute, doch die Einstürzenden Neubauten aufgenommen (man achte auf den Flaschensound) und unter dem charterfolg garantierenden Namen DM veröffentlicht ;-) Zur Ehrenrettung möchte ich aber darauf hinweisen, daß die wirklich düsteren Stücke von Depeche Mode erst viel später kamen (als dieser Dings nicht mehr dabei war): "Barrel Of A Gun" und "In Your Room" atmen für mich immer noch schwere Schwärze; so muß sich das wohl anfühlen mit den ungesunden Drogen, die da angeblich im Spiel waren.

Anfang der 80er gab es ja diese kühl beleuchteten Neon-BarsSchuppen, in denen man erst Grace Jones und dann Iggy Pop hörte, Bowie wohl auch. Da passten später auch die Eurythmics gut rein. Mir war das aber zu technoid, ich komme ja von der Gitarre.

Ach so, Donnie Darko (leicht überschätzt, aber nett) hat mir immerhin die Ohren für die Texte von Tears for Fears geöffnet. Sie sind wohl wahr, aber mich berührt dieser Mann immer noch nicht recht. Zu unrecht fast vergessen sind in diesem Zusammenhang Talk Talk, die abgründiger waren als ihre Erfolge vermuten lassen. (Gibt es die eigentlich noch/wieder?)

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nnier, Mittwoch, 2. Juli 2008, 20:22
a) Allgemeines: Es wäre ein Missverständnis, wenn meine Ausführungen über Tears for Fears Anlass zu der Vermutung böten, ich sei ein Fan dieser Kapelle gewesen. Man beachte in diesem Zusammenhang die Worte "gar nicht mal so schlecht gestartet". Das diesjährige Lineup der Nokia Night of the Proms stieß mich auf das Thema.

b) Joy Division und trockenes Brot: Diese Assoziation kann ich sehr gut nachvollziehen, ohne das Werk dieser Band näher zu kennen. (Ich hielt "Love will tear us apart" übrigens irrtümlicherweise für einen originären Song von Paul Young; manchmal machen ganz wenige Jahre Lebensalter sehr viel aus).

c) Technoidizität: Wohldosiert immer gerne; wo mein Herz musikalisch wirklich schlägt, habe ich ja gelegentlich angedeutet.

d) Talk Talk: Es gibt ungefähr genau eine Person, mit der ich regelmäßig über die Musik der frühen 80er rede. Es vergeht keines dieser Gespräche, ohne dass Talk Talk angemesene Lobpreisung widerfährt. Gibt's die noch? Stand laut Wikipedia: Aufgelöst 1991. Ich will da auch nie etwas im Zusammenhang mit der Nokia Night of the Proms hören.

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kid37, Mittwoch, 2. Juli 2008, 20:35
e) Wunderbar. Und jetzt noch "Barrel Of A Gun" hören. Dann kann es Sommer werden. Die Sache mit Paul Young vergebe ich Ihnen mal. Es ist zu heiß zum Echauffieren ;-)

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nnier, Mittwoch, 2. Juli 2008, 22:10
Hab's mir nun angehört. In der fraglichen Zeit habe ich von der zeitgenössischen Musik längst nichts mehr mitbekommen (das werden langsam etwas peinlich viele Selbstverweise meinerseits) und gebe unumwunden zu, dass dieser Song einen Ausreißer nach oben darstellt. Insgesamt war mir der Gestus dieser Band immer zu gewollt bedeutungsschwanger; nach harmlosem Elektropop, den man als solchen sehr gut gelten lassen konnte, trat vor allem M.L. Gore plötzlich als gequälter Philosoph auf und wurde in der Abizeitung mit tiefsinngen Vierzeilern zitiert.

"Love will tear us apart" ist ja in echt von Elvis oder wie der heißt.

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kid37, Mittwoch, 2. Juli 2008, 22:49
Sie beschreiben das völlig richtig, was DM angeht. Aber düster konnten die eine zeitlang gut. Und danke für die Erinnerung: Das Album vom King muß hier auch noch irgendwo liegen. Wunderbar.

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nnier, Mittwoch, 2. Juli 2008, 23:18
"Come as you are"! Die reine Freude.

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