Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dilatation
nnier | 18. Januar 2010 | Topic In echt
Es reicht schon, im hektischen Alltag zwischen Backofenreinigung und Wäschehaufen kurz daran zu denken, finde ich, oder sehen Sie das anders, mir vergeht da gleich die Laune, drum sage ich rundheraus: Die Heisenbergsche Unschärferelation kann ein echtes Ärgernis sein. Sie kennen das sicher noch aus der Sesamstraße: "Es - ist - leider - nicht - möglich - lalala - zu - einem - bestimmten Zeitpunkt - lalala - sowohl - den Ort - lalala - als auch die Geschwindigkeit - lalala - und Richtung - lala - eines subatomaren Teilchens - lalala - zu besti-himmen!" - zur Melodie von Guantanamera; und wie soll bitteschön jemals anständig gebeamt werden, wenn die Elementarteilchen dauernd so hin- und herhuschen? Mich würde das auch wahnsinnig machen, und deshalb habe ich durchaus Verständnis für Herrn Heisenberg.

Andererseits will man auf diese Zukunftsvision auch nicht ohne Not verzichten, meine Kindheit jedenfalls wäre erheblich trister verlaufen, hätte es nicht die budgetären Zwänge gegeben, denen die Produzenten der originalen Star Trek - Reihe nun mal unterworfen waren und weswegen sie sich eine im Vergleich mit den ständigen Starts und Landungen eines Raumschiffs (oder einer Fähre) tricktechnisch einfacher umzusetzende Alternative einfallen lassen mussten.

Hätte ich übrigens nicht solche abschreckenden Dinge über die Rechtsanwälte der Paramount gehört, die das Internet nach den kleinsten Urheberrechtsverletzungen absuchen und dann aber so richtig draufhauen, dann würde ich jetzt garantiert ein bestimmtes Geräusch verlinken, das wesentliche Teile meiner Phantasie damals erheblich in Beschlag nahm. Aber ich kann Sie dann auch wieder schlecht daran hindern, selbst nach diesem Geräusch zu suchen.

Die andere Sache ist die mit der Lichtgeschwindigkeit. Kaum überlegt man, mit einem Raumschiff in Lichtgeschwindigkeit (LG) durch die Gegend zu reisen, als Kind stellte ich mir den Beruf des Astronauten nämlich genau so vor, heute hier, morgen dort, und es käme einem dann unterwegs einer entgegen, dann heißt es gleich wieder: Einstein beachten! Schneller als LG ist nicht! Die Geschwindigkeiten addieren sich nicht! Sieh doch zu, wie du jetzt klarkommst!

Hat übrigens schon damals jemand gemerkt, als er gucken wollte, ob die Erdrotation sich auswirkt. Gedanke: Es ist doch ein Unterschied, ob man mit seinem Geschwindigkeitsmesser dem Sonnenaufgang entgegenkommt, oder ob man dem Sonnenuntergang nur so hinterhermisst, Doppler, Tatü-tata, man kennt das ja. Kein großer, aber ein messbarer Unterschied musste es sein, so ähnlich wie mit dem Seil, das man einmal um den Äquator spannt, und ob da eine Maus drunter durchlaufen kann, aber sie maßen und maßen und wunderten sich, denn immer, ob die Erde sich nun der Sonne entgegen- oder von ihr wegdrehte, war das Licht genau gleichschnell. Und Einstein dann: Nee, schneller als LG können wir echt nicht machen, sonst passt das auch mit den ganzen Formeln nicht, und was glaubt ihr, was das für eine Arbeit war! Aber, Vorschlag zur Güte: Dann wird eben die Zeit langsamer, OK? Jedenfalls haben die sich irgendwie geeinigt, man will ja die Details bei sowas lieber gar nicht so genau wissen, Politik und Wurst, und bei solchen Meetings wollen die dann oft auch einfach nur fertig werden, und dann gibt's halt wieder mal eine Parteispende.

Als dann irgendwelche Physikleistungskursler ankamen und fragten bei den Fernsehleuten nach, wie das nun sei mit dem Beamen, da gebe es nun mal den nervigen Heisenberg mit seiner Unschärfe, da erfuhren sie, dass zum Beamen natürlich ein ganz besonderes Bauteil erforderlich sei, und zwar der Heisenbergkompensator. Und selbstverständlich seien alle Schiffe der Föderation mit einem solchen ausgestattet.

"Ja, aber ..." - Sie wissen ja, es gibt immer diese ganz speziellen Schüler, vom Sozialen her sind die ja oft nicht ganz so weit wie andere, etwas eigen kann man sagen sind doch die meisten von denen, aber eben neugierig und vom Kopf her nicht dumm - und haben immer die Hausaufgaben, die beliebtesten sind sie ja nicht, also meiner macht dreimal die Woche Sport und wenn er sich nur etwas mehr Mühe geben würde, aber am Ende ist das besser als so ein käsiger Bücherwurm, ist meine Meinung, oft sind die ja auch nicht gerade beliebt und sitzen beim Geburtstag dann in der Ecke - wenn sie überhaupt eingeladen werden - und gerade solche sind ja dann auch die, die mit Mitte 20 noch zu Hause wohnen, oft sind das ganz unglückliche Menschen, die sich nicht mal alleine die Schuhe zubinden können, und so einer gab dann keine Ruhe und fragte, wie der denn funktioniere, der Heisenbergkompensator. "Oh, der funktioniert sehr gut!", antworteten dann die Leute vom Fernsehen, und mir persönlich ist das ja auch Erklärung genug, ich will unterhalten werden, sage ich immer so schön, und kein Schulfernsehen.

Sie alle kennen die praktischen Fragen, die einen täglich beschäftigen, Einstein z.B. mit seinem Zeug, und das mit dem Astronauten, der da ein Jahr lang mit Lichtgeschwindigkeit um die Erde saust und wenn er wieder landet, fahren die plötzlich alle Volvos und sind stark gealtert, er aber hat sich ganz gut gehalten, und das Problem ist bei solchen Gedankenexperimenten, dass man immer nur seine Alltagserfahrungen zur Verfügung hat, die helfen dem Subjekt ja auch dabei, zu überleben, aber ob das für die großen Erkenntnisse reicht? Beispiel. Komme ich mit 80 Sachen einem entgegen, der auch 80 Sachen draufhat, ist das so, wie wenn ich mit 160 gegen einen Baum fahre. Das stand schon damals auf dem Werbezettel zu dieser Autocrashnummer auf dem Schützenplatz. Anderes Beispiel. Fährt ein Zug z.B. mit 95 km/h durch die Lande und ich bewege mich innerhalb des Zuges in Fahrtrichtung vorwärts mit meinen 6 km/h Fußgängergeschwindigkeit, oder nehmen wir lieber 5 km/h, weil dazwischen ja auch die Türen sind und das manchmal so eng ist, gerade im Nahverkehr, dann habe ich doch effektiv gegenüber der Außenwelt eine Geschwindigkeit von 100 km/h.

Sie nicken, Sie denken: wohin führt das, kommt hier noch was, aber das ist ja genau die Sache: Es ist nicht so. Geschwindigkeiten addieren sich nicht.

Ich wollte das auch nie glauben, und dann liest man's und denkt: ja ja, und man geht trotzdem noch durch den Zug und denkt an nichts als seine Fahrscheine und das Gepäck und verschwendet keinen Gedanken daran, ob das, was man da gerade tut, evtl. weitgehende Folgen für den raumzeitlichen Zusammenhalt unseres Universums hat.

Ich habe es am eigenen Leibe erfahren. Und zwar im ICE von Köln nach Dortmund. Dieser fährt ja schon jahrelang bestimmt seine paar hundert km täglich, das läppert sich, und zusammengenommen sind diese Effekte ernsthaft messbar.

Glauben Sie mir: Steige ich in diesen Zug ein, und es ist (außen!) Mitte Januar 2010, merke ich subjektiv außer einem leichten Kribbeln - wie beim Beamen - kaum etwas. Natürlich fährt dieser Zug auch noch von West nach Ost, überlegt man, es kommt demnach schon wieder etwas dazu, das sollte aber, da es höchstens 0,000000000000000001% sind, zu vernachlässigen sein; und dass man selber für sein Alter noch ganz gut aussieht, na, daran gewöhnt man sich einfach auch irgendwann, wenn einem das dauernd gesagt wird, Astronaut hin oder her. Alles in bester Ordnung, will man meinen, was soll schon sein?

Allerdings: Man braucht in diesem Zug nur einen gewöhnlichen tragbaren Computer einzuschalten und sich mit dem bordeigenen Drahtlosnetzwerk zu verbinden - schon wird einem das ganze Ausmaß der zeitlichen Verwerfungen klar.

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monolog, Montag, 18. Januar 2010, 11:48
Mein damaliger Freund war auch so einer von diesen ganz Schlauen, die die klugen Fragen nach all den schönen Sachen bei Star Trek stellte, sehr zu meinem Unwillen, weil ich ja auch nur gut unterhalten werden wollte.
Der war übrigens ganz entgegen der sonst landläufigen Haltung anderer in Richtung solcher Klugdingser sehr beliebt.
Wie auch immer er das angestellt hat, aber ich fand ihn ja auch ziemlich toll, so eine ganze Weile lang.
Heisenberg hat mir dann viele Jahre später mal der langweiligste Mensch der Welt erklärt, der wiederum nicht mein Freund war und wurde, aus möglicherweise bereits Ihnen nachvollziehbaren Gründen :)

Übringens: Geschwindigkeiten addieren sich nicht, gleichwohl subtrahieren sie sich irgendwie. Fahren Sie mal mit 50 Sachen auf einen auf, der 30 fährt. Und dann auf jemanden, der quasi plötzlich vor Ihnen steht. Das ist schon so ein Unterschied, den viele ebenfalls nicht sehen wollen.

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nnier, Montag, 18. Januar 2010, 12:36
Werteste, ich stehe sozusagen dazwischen: Auch ich hatte bereits als Kind an solche Fiktionen den Anspruch, dass sie in sich möglichst widerspruchsfrei sein und nicht zu viele Unglaublichkeiten "einfach so" vorausgesetzt oder gar plötzlich eingeführt werden sollten. Wenn dann ganz unverfroren ein "Heisenbergkompensator" erdacht wird, ist dem durchaus genüge getan. Denn andererseits gehen mir Menschen, die bei einem Unterhaltungsfilm dauernd "Geht ja gar nicht!" rufen, ebenso auf die Nerven. (Dass ich da oben allerdings nicht unbedingt immer als "ich" spreche, wie Sie sich denken können, kommt allerdings noch dazu.)

Speed: Im Prinzip ja, aber Sie würden dann nicht mit effektiv 20 km/h, sondern mit 20,000000000000000000001 (oder 19,999999999999999999999? Ach, Mist.) gegen diesen Mercedes Diesel mit Hut auf der Heckablage prallen. Ich muss das noch mal nachlesen, auch um herauszufinden, ob diese geringen Differenzen als Erklärung dafür ausreichen, dass es innerhalb dieses ICE noch 2008 ist.

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monnemer, Montag, 18. Januar 2010, 12:35
"Und wie schnell warst du?" hätte ich meinen Unfallgegner fragen sollen, als ich, nachdem ich den Ausgang durch die Windschutzscheibe genommen hatte, noch mit dem Lenkrad in der Hand auf der Strasse lag.
Verpasste Gelegenheiten. So bleibt alles akademisch.
Die Wissenschaftssendung "Jackass" hat sich übrigens später auf MTV mit diesen Phänomenen akribisch auseinandergesetzt.

Der Beitrag hat Erinnerungen an einen etwas verschrobenen Mitschüler geweckt, der gerne auch mal Bäume in einem Naherholungsgebiet in die Luft sprengte.
Was der wohl heute macht?

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mark793, Montag, 18. Januar 2010, 13:01
@monnemer: Wenn Sie den etwas verhuschten Typen meinen, dessen Nachnamen auf ...wolf endete und mit mir im Chemie-LK war, so war mein letzter Kenntnisstand (von kurz vor dem 2003er-Treffen), dass er seinen Nachnamen geändert hat und in Hamburg einen Dienstleistungsbetrieb für telefonische Erotik und sonstige Online-Kontaktanbahnung aufgezogen hat.

Nun wissen wir beide ganz gut, dass über ehemalige Mitschüler auch viel Mist getratscht wird, und speziell diese Geschichte ist zugegebenermaßen ziemlich unglaublich. Aber ich hatte damals die Angaben im im Impressum der Firmenwebsite gesehen, und von der Mail-Adresse mit dem Namen und Firmen-Domain kamen auch einige Mails in dieser Yahoo-Gruppe an, über die das Vorgeplänkel zum Abitreffen im Bootshaus damals ablief.

Leider habe ich meine ganzen Mails aus der Zeit nicht mehr im direkten Zugriff, von daher muss ich den Beleg für diese Räuberpistole einstweilen schuldig bleiben.

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monnemer, Montag, 18. Januar 2010, 13:37
Hui! Erstaunlich. Für die SM-Klientel wäre sein Name ja ein echtes Gütesiegel gewesen.
Verhuscht beschreibt ihn sehr schön. Lass ich ihn mal lieber so in meiner Erinnerung.

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nnier, Montag, 18. Januar 2010, 23:46
Offensichtlich gibt es in jedem Bekanntenkreis einen, der im Wald Bäume sprengen geht. Mir z.B. ist noch Mitschüler D. erinnerlich, der mal berichtete, der "Freund von seiner Mutter" habe in der Kaserne "10 Gramm TNT" (hoi! hoi!) entwendet und am Wochenende solle es nun in den Wald gehen. Da mich solche Dinge durchaus interessierten, fragte ich den Herrn später mal, wie das denn gehe, ob man da ein Loch in den Baum bohre, er war dann aber auf Fachsimpeleien mit einem Dreizehnjährigen nicht übertrieben scharf und fragte mit bösem Seitenblick auf meinen Freund, ach, TNT, das ist doch dieser Sprengstoff, oder!?

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jean stubenzweig, Montag, 18. Januar 2010, 13:17
Geben Sie's doch zu: Sie sind Berater bei der Sesamstraße und wahrscheinlich auch bei der Sendung mit der Maus. Ahnungsvoll stelle ich Vermutungen darüber an, weshalb ich diese Art von Schul(kinder?)fernsehen so gerne mag. Wahrscheinlich heißen Sie mit Klarnamen Bernd.

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monopixel, Montag, 18. Januar 2010, 13:28
Heisenberg, Heisenberg...

Ich war viele Jahre davon überzeugt, daß der Warp-Antrieb seinerzeit in Penemünde Worpswede erfunden worden ist.

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ein nachbar, Dienstag, 19. Januar 2010, 11:38
@monopixel: Wieso 'war'? Ja glauben Sie denn, es sei ein Zufall, dass Worpswede nur 11 km von Borgfeld entfernt liegt?

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kid37, Montag, 18. Januar 2010, 14:12
Das Multimediabordinformationsnetz hinkt ein wenig der Zeit hinterher, vermutlich wurden die WLAN-Wellen entgegen der Fahrtrichtung abgestrahlt und die Subtraktions-Theorie der Geschwindigkeiten stimmt doch.

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nnier, Montag, 18. Januar 2010, 14:28
Ein Zeitreisender hat jedoch die Informationen zum DB-Vorstand im Impressum geändert. In einer alternativen Zeitlinie war Hartmut Mehdorn demnach schon 2008 nicht mehr Bahnchef.

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g., Dienstag, 19. Januar 2010, 07:05
Physik fand ich ja schon immer ziemlich scheiße: Zeit, Schwerkraft und was es da sonst noch gibt. Ist doch nur lästig, braucht kein Mensch.

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nnier, Dienstag, 19. Januar 2010, 10:05
Was den kleinen Mann auf der Straße bewegt, wissen die doch gar nicht mehr.

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