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OK. The good news: Man kann sich auch im fortgeschrittenen Alter umgewöhnen. Es wohnt nun jemand anderes in ihrem Zimmer, lebt und frühstückt und kocht und spielt mit uns, und das alles ist so schnell gegangen, dass zum Nachdenken oder Traurigsein gar keine Zeit blieb.
Aber dazu gibt es auch keinen Grund: Dem Kind geht es gut da drüben, das spürt man durch alle Nachrichten. Nicht zuviel Kontakt, so dabei meine Devise, sonst fühlt es sich ja gar nicht an wie Wegsein: Ich glaube tatsächlich, dass man durch ständigen Echtzeitkontakt jemanden der wichtigen und lohnenden Erfahrung berauben kann, etwas ganz alleine zu bewältigen. Und gerade das ist es, was Austauschschüler hinterher oft als wertvoll beschreiben: Weg sein, auf sich gestellt sein, dabei schöne wie schwierige Momente erleben, ohne diese immer gleich mit Freunden oder Eltern rückzukoppeln.
Oder möchte man etwa nach einem Jahr zurückkommen und nicht gefragt werden: Wie war es, du musst uns unbedingt alles erzählen? Weil ohnehin schon alle alles wissen? Ich bin so gespannt, wie es dir ergeht, ich bin neugierig und muss viel an dich denken. Und ich will dich in Ruhe lassen. Wenn du mich brauchst, bin ich da.
So viel zur Theorie, und am letzten Wochenende haben wir Skype installiert und mal richtig gequatscht. Das liebe Gesicht, die vertraute Stimme, alles ist gut da drüben und der Papa musste gar nicht weinen.
Unser Gast macht es vollkommen anders, da wird täglich Brasilianischportugiesisch nach Hause telefoniert, und wer bin ich, mich einzumischen: Das täte ich nur dann, wenn es ein Problem wäre. Aber - keine Spur von Integrationsverweigerung, da ist Tanzen und Volleyball und Theater, da sind deutsche Freundinnen und andere Austauschschüler, da ist Essen in der Schulmensa und sind gegenseitige Übernachtungen, und da ist ein sehr schönes Zusammenleben mit den Gasteltern.
Mir hatte im voraus Leid getan, dass keine Gastgeschwister mehr im Hause sind, und als abenteuerlustiger Teenager mit zwei Erwachsenen zusammenzuleben, schien mir eine eher dröge Vorstellung. Jedoch! Es ist ein äußerst angenehmes Miteinander. Weder empfinde ich mich als bloßen B&B-Anbieter (was völlig in Ordnung wäre), noch werde ich mit zu hohen Erwartungen an Entertainment und Rundumbetreuung konfrontiert. Mal reden wir, mal spielen wir, mal kochen wir. Mal reicht ein kurzes "Alles OK?", mal verzieht sie sich in ihr Zimmer, mal ich auf mein Sofa: Mein Tag war lang, ich muss mich ausruhen, wir sehen uns später. Und ganz offensichtlich empfinde nicht nur ich das so, denn ich bekam dieser Tage einen ganz lieben Brief.
Anfang Januar steht der erste Wechsel an, dann zieht sie in die nächste Familie und wir holen einen australischen Neuankömmling vom Flughafen. Der kennt sich dann schon aus und weiß längst alles - denn er ist seit Wochen in Kontakt mit der ehemaligen und der aktuellen Bewohnerin seines zukünftigen Zimmers.
--
So weit bin ich mit dem Text gekommen, dann kamen die Meldungen aus Paris.
Aber dazu gibt es auch keinen Grund: Dem Kind geht es gut da drüben, das spürt man durch alle Nachrichten. Nicht zuviel Kontakt, so dabei meine Devise, sonst fühlt es sich ja gar nicht an wie Wegsein: Ich glaube tatsächlich, dass man durch ständigen Echtzeitkontakt jemanden der wichtigen und lohnenden Erfahrung berauben kann, etwas ganz alleine zu bewältigen. Und gerade das ist es, was Austauschschüler hinterher oft als wertvoll beschreiben: Weg sein, auf sich gestellt sein, dabei schöne wie schwierige Momente erleben, ohne diese immer gleich mit Freunden oder Eltern rückzukoppeln.
Oder möchte man etwa nach einem Jahr zurückkommen und nicht gefragt werden: Wie war es, du musst uns unbedingt alles erzählen? Weil ohnehin schon alle alles wissen? Ich bin so gespannt, wie es dir ergeht, ich bin neugierig und muss viel an dich denken. Und ich will dich in Ruhe lassen. Wenn du mich brauchst, bin ich da.
So viel zur Theorie, und am letzten Wochenende haben wir Skype installiert und mal richtig gequatscht. Das liebe Gesicht, die vertraute Stimme, alles ist gut da drüben und der Papa musste gar nicht weinen.
Unser Gast macht es vollkommen anders, da wird täglich Brasilianischportugiesisch nach Hause telefoniert, und wer bin ich, mich einzumischen: Das täte ich nur dann, wenn es ein Problem wäre. Aber - keine Spur von Integrationsverweigerung, da ist Tanzen und Volleyball und Theater, da sind deutsche Freundinnen und andere Austauschschüler, da ist Essen in der Schulmensa und sind gegenseitige Übernachtungen, und da ist ein sehr schönes Zusammenleben mit den Gasteltern.
Mir hatte im voraus Leid getan, dass keine Gastgeschwister mehr im Hause sind, und als abenteuerlustiger Teenager mit zwei Erwachsenen zusammenzuleben, schien mir eine eher dröge Vorstellung. Jedoch! Es ist ein äußerst angenehmes Miteinander. Weder empfinde ich mich als bloßen B&B-Anbieter (was völlig in Ordnung wäre), noch werde ich mit zu hohen Erwartungen an Entertainment und Rundumbetreuung konfrontiert. Mal reden wir, mal spielen wir, mal kochen wir. Mal reicht ein kurzes "Alles OK?", mal verzieht sie sich in ihr Zimmer, mal ich auf mein Sofa: Mein Tag war lang, ich muss mich ausruhen, wir sehen uns später. Und ganz offensichtlich empfinde nicht nur ich das so, denn ich bekam dieser Tage einen ganz lieben Brief.
Anfang Januar steht der erste Wechsel an, dann zieht sie in die nächste Familie und wir holen einen australischen Neuankömmling vom Flughafen. Der kennt sich dann schon aus und weiß längst alles - denn er ist seit Wochen in Kontakt mit der ehemaligen und der aktuellen Bewohnerin seines zukünftigen Zimmers.
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So weit bin ich mit dem Text gekommen, dann kamen die Meldungen aus Paris.
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- Wir haben uns länger nicht gesehen, wie gehts Ihnen
- Ja Schoiße, ne
- Mögen Sie das ein wenig
- Erläutern? Kann ich machen! Kein Ding.
- Sie lächeln
- Ach, ist bloß, weil, Sie sagen das, aber müssen Sie ja auch, ne, und ist völlig OK, ne, und ich würds genauso machen an Ihrer Stelle
- Was würden Sie genauso machen
- Na, die Art, Fragen zu stellen, und dann findet man so Formulierungen wie: Mögen Sie das ein wenig erläutern, und ganz ehrlich, das ist eine Top-Formulierung, viel besser als z.B.: Erklären Sie mal genauer, also ich persönlich würde das auch so
- Mhm, mhm
- Oder dazwischen immer Mhm, mhm, ich meine: Ist ja Ihr Job, und das hilft mir wirklich, wenn Sie Mhm, mhm machen, weil man dann viel mehr das Gefühl hat, dass der andere auch zuhört und nicht einfach schweigend dasitzt
- ...
- Also jetzt z.B. merkt man das sofort
- ...
- Ich wollte das überhaupt nicht kritisieren oder so
- ...
- Tut mir leid, dass ich das aufgebracht habe
- ...
- Oder ist es, weil ich wieder man gesagt habe statt ich
- ...
- Na jedenfalls finde ich das wirklich total gut hier bei Ihnen und wollte das vorhin gar nicht blöd rüberbringen mit dem Kein Ding
- ...
- Ist nur, dass ich manchmal mitten im Gespräch im Hinterkopf so komische Impulse kriege, etwas völlig Unpassendes zu sagen
- ...
- So wie halt wenn man zu seinem Psychologen geht und der sagt Mögen Sie das ein wenig erläutern und man sagt Klar, kein Ding
- ...
- Oder man wird gefragt Wie geht es Ihnen und man sagt nicht, Ach, ehrlich gesagt nicht so gut im Moment, sondern man sagt Ja Schoiße, ne
- ...
- Also ich meine jetzt speziell hier bei Ihnen, dass das eigentlich vollkommen unpassend und aber gerade deshalb
- ...
- Und das geht mir schon immer so, ich meine: hr-hr-hr, z.B. in der Schule, wenn wir da diese Besinnungsaufsätze schreiben sollten, warum Frieden besser als Krieg ist
- ...
- Und man dann einfach Krieg weg hat kein Zweck geschrieben hat
- ...
- Also das war ja mitten in den 80ern mit der ganzen Friedensbewegung und so, das hat echt genervt in der Schule
- ...
- Und dann halt mit Absicht noch Hat kein Zweck
- ...
- Also statt keinen
- ...
- Also das ist ja klar, dass ich auch Frieden besser finde als Krieg, aber wenn die einem das immer so vorgegeben haben
- ...
- Na ist ja auch egal
- ...
- Hab ich ja auch schon oft erzählt
- ...
- Also mir gehts jedenfalls wirklich nicht besonders
- ...
- Ich habe zum zweiten Mal in diesem Jahr einfach nur so dagelegen
- ...
- Mehr als zwei Wochen lang und war tief innendrin total leer
- ...
- Da war ich erst erkältet und hab an der Arbeit bis zum letzten Moment die Stellung gehalten
- ...
- Und dann gings nicht mehr und ich bin zu Hause geblieben und hab inhaliert
- ...
- Und das hilft auch gegen die Erkältung, aber ich war dermaßen schlapp
- ...
- Da dachte ich, wenn die mich jetzt noch einen Monat krankschreibt, dann liege ich halt noch einen Monat da
- ...
- Und dann wird man immer gefragt, ob einem das nicht langweilig ist im Bett, und man merkt: Nee, gar nicht
- ...
- Weil man einfach daliegen und nichts denken will
- ...
- Also einfach kein Bedürfnis danach
- ...
- Nicht wie früher so, ach, ich könnte ja mal ein Buch lesen
- ...
- Einfach daliegen
- ...
- Und gar nichts machen
- ...
- Dann war ich drei Tage bei der Arbeit
- ...
- Und hab danach schon ewig ne Woche Urlaub eingetragen
- ...
- Und dachte erst noch, das ist jetzt nicht so günstig
- ...
- Aber ich brauch die richtig
- ...
- Nach drei Tagen vollkommen im Arsch
- ...
- Na ja
- ...
- Ich hab das vohin wirklich nicht blöd gemeint
- ...
- Ich glaub die Zeit ist auch um für heute
- ...
- Soll ich dann ganz normal nächste Woche wieder
- ...
- Also bis dann
- Ja Schoiße, ne
- Mögen Sie das ein wenig
- Erläutern? Kann ich machen! Kein Ding.
- Sie lächeln
- Ach, ist bloß, weil, Sie sagen das, aber müssen Sie ja auch, ne, und ist völlig OK, ne, und ich würds genauso machen an Ihrer Stelle
- Was würden Sie genauso machen
- Na, die Art, Fragen zu stellen, und dann findet man so Formulierungen wie: Mögen Sie das ein wenig erläutern, und ganz ehrlich, das ist eine Top-Formulierung, viel besser als z.B.: Erklären Sie mal genauer, also ich persönlich würde das auch so
- Mhm, mhm
- Oder dazwischen immer Mhm, mhm, ich meine: Ist ja Ihr Job, und das hilft mir wirklich, wenn Sie Mhm, mhm machen, weil man dann viel mehr das Gefühl hat, dass der andere auch zuhört und nicht einfach schweigend dasitzt
- ...
- Also jetzt z.B. merkt man das sofort
- ...
- Ich wollte das überhaupt nicht kritisieren oder so
- ...
- Tut mir leid, dass ich das aufgebracht habe
- ...
- Oder ist es, weil ich wieder man gesagt habe statt ich
- ...
- Na jedenfalls finde ich das wirklich total gut hier bei Ihnen und wollte das vorhin gar nicht blöd rüberbringen mit dem Kein Ding
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- Ist nur, dass ich manchmal mitten im Gespräch im Hinterkopf so komische Impulse kriege, etwas völlig Unpassendes zu sagen
- ...
- So wie halt wenn man zu seinem Psychologen geht und der sagt Mögen Sie das ein wenig erläutern und man sagt Klar, kein Ding
- ...
- Oder man wird gefragt Wie geht es Ihnen und man sagt nicht, Ach, ehrlich gesagt nicht so gut im Moment, sondern man sagt Ja Schoiße, ne
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- Also ich meine jetzt speziell hier bei Ihnen, dass das eigentlich vollkommen unpassend und aber gerade deshalb
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- Und das geht mir schon immer so, ich meine: hr-hr-hr, z.B. in der Schule, wenn wir da diese Besinnungsaufsätze schreiben sollten, warum Frieden besser als Krieg ist
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- Und man dann einfach Krieg weg hat kein Zweck geschrieben hat
- ...
- Also das war ja mitten in den 80ern mit der ganzen Friedensbewegung und so, das hat echt genervt in der Schule
- ...
- Und dann halt mit Absicht noch Hat kein Zweck
- ...
- Also statt keinen
- ...
- Also das ist ja klar, dass ich auch Frieden besser finde als Krieg, aber wenn die einem das immer so vorgegeben haben
- ...
- Na ist ja auch egal
- ...
- Hab ich ja auch schon oft erzählt
- ...
- Also mir gehts jedenfalls wirklich nicht besonders
- ...
- Ich habe zum zweiten Mal in diesem Jahr einfach nur so dagelegen
- ...
- Mehr als zwei Wochen lang und war tief innendrin total leer
- ...
- Da war ich erst erkältet und hab an der Arbeit bis zum letzten Moment die Stellung gehalten
- ...
- Und dann gings nicht mehr und ich bin zu Hause geblieben und hab inhaliert
- ...
- Und das hilft auch gegen die Erkältung, aber ich war dermaßen schlapp
- ...
- Da dachte ich, wenn die mich jetzt noch einen Monat krankschreibt, dann liege ich halt noch einen Monat da
- ...
- Und dann wird man immer gefragt, ob einem das nicht langweilig ist im Bett, und man merkt: Nee, gar nicht
- ...
- Weil man einfach daliegen und nichts denken will
- ...
- Also einfach kein Bedürfnis danach
- ...
- Nicht wie früher so, ach, ich könnte ja mal ein Buch lesen
- ...
- Einfach daliegen
- ...
- Und gar nichts machen
- ...
- Dann war ich drei Tage bei der Arbeit
- ...
- Und hab danach schon ewig ne Woche Urlaub eingetragen
- ...
- Und dachte erst noch, das ist jetzt nicht so günstig
- ...
- Aber ich brauch die richtig
- ...
- Nach drei Tagen vollkommen im Arsch
- ...
- Na ja
- ...
- Ich hab das vohin wirklich nicht blöd gemeint
- ...
- Ich glaub die Zeit ist auch um für heute
- ...
- Soll ich dann ganz normal nächste Woche wieder
- ...
- Also bis dann
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Oft habe ich mich gefragt, ob das musikalische Empfinden etwas Gelerntes oder von der Natur schon Eingebautes ist. Da ich Noten nicht beherrsche und von Musiktheorie keine Ahnung habe, muss ich laienhaft vor mich hinspekulieren: Bestimmte Akkorde, so heißt es, die für "uns" heute rein und sauber klingen, waren vor hundert Jahren noch Missklänge. Also gelernt? Aber Moll klingt traurig und Dur klingt fröhlich, da kannst du jedes Kleinkind fragen: Also eingebaut? Was passiert, wenn man rein pentatonisch aufwächst? Oder nur mit Zwölftonmusik? Ich muss mal ein paar Zwillingsversuche machen.
Was geschieht, wenn man mit einem verstimmten Klavier aufwächst - empfindet man das dann als richtig? Aber es gibt doch physikalische Beziehungen, Schwingungsvielfache, und wenn man mit kleinen Kindern Lieder singt, transponieren sie traumwandlerisch und nichts tönt miss.
Im Stimmbruch fällt die männliche Stimme um eine Oktave, lerne ich ("Frequenzverhältnis 2:1"), das ist doch erstaunlich: Welcher Mechanismus sorgt denn dafür, dass es gerade dieses Verhältnis ist? Verlängern sich die Stimmbänder genau um einen bestimmten Faktor?
Was wäre gewesen, hätte ich als Kind nicht das Rote Album zur Verfügung gehabt, meine musikalische Prägung statt dessen durch Mozart oder Modern Talking erfahren?
Bei einer Oktave scheint es nicht zu bleiben, sonst müssten älterwerdende Künstler ihre Lieder nicht heruntertransponieren: McCartney war lange stolz darauf, das nicht zu tun und bei seinen Konzerten in der ursprünglichen Tonlage zu singen. Man fragte sich immer stärker, wie das eigentlich ging, so tief und rauh wie seine Sprechstimme geworden war: Die klang nicht eine, die klang zwei Oktaven tiefer als Yesterday.
Es ging dann mit einzelnen Titeln los, We Can Work It Out war so ein Fall, als es 2003 langsam eng wurde und man bangte und litt, wenn die hohen Töne noch irgendwie erreicht wurden oder eben nicht mehr ganz. Und auch wenn er noch heute die meisten Stücke gut bewältigen kann, hilft auf den Konzerten nicht nur die Woge der Begeisterung, sondern auch der stimmliche Einsatz der Begleitband über schwächere Gesangsmomente hinweg. Und im Studio lässt sich sowieso vieles machen.
Es war deshalb eine Überraschung, zum ersten Mal seine "alte" Stimme klar und ungeschönt in einem neuen Lied zu hören. Gerade im Kontrast zu dem nahöstlich-ätherischen Hintergrundgesang merkt man dem seinen hier jedes Lebensjahr an. Wie einfach es gewesen wäre, das zu verdecken, zeigt dieser Herr mit seinem parallelen Harmoniegesang: Auch schön, aber ich bin froh um den raren Moment, denn so verletzlich und ungeschützt hat sich McCartney selten gezeigt. Den Uptempo-Teil am Schluss hätte es deshalb für mich auch nicht gebraucht.
Gelernt oder angeboren? You tell me. Wenn man Katzen in einer Umgebung aufwachsen lässt, die nur vertikal strukturiert ist, knallen sie in der echten Welt gegen jede Querstange. Durchaus grausam die Vorstellung, diese rote Platte wäre waagerecht einsortiert gewesen.
Platz 29: My Soul (2008)
[Anmerkung: Thematische Überschneidung hiermit]
Was geschieht, wenn man mit einem verstimmten Klavier aufwächst - empfindet man das dann als richtig? Aber es gibt doch physikalische Beziehungen, Schwingungsvielfache, und wenn man mit kleinen Kindern Lieder singt, transponieren sie traumwandlerisch und nichts tönt miss.
Im Stimmbruch fällt die männliche Stimme um eine Oktave, lerne ich ("Frequenzverhältnis 2:1"), das ist doch erstaunlich: Welcher Mechanismus sorgt denn dafür, dass es gerade dieses Verhältnis ist? Verlängern sich die Stimmbänder genau um einen bestimmten Faktor?
Was wäre gewesen, hätte ich als Kind nicht das Rote Album zur Verfügung gehabt, meine musikalische Prägung statt dessen durch Mozart oder Modern Talking erfahren?
Bei einer Oktave scheint es nicht zu bleiben, sonst müssten älterwerdende Künstler ihre Lieder nicht heruntertransponieren: McCartney war lange stolz darauf, das nicht zu tun und bei seinen Konzerten in der ursprünglichen Tonlage zu singen. Man fragte sich immer stärker, wie das eigentlich ging, so tief und rauh wie seine Sprechstimme geworden war: Die klang nicht eine, die klang zwei Oktaven tiefer als Yesterday.
Es ging dann mit einzelnen Titeln los, We Can Work It Out war so ein Fall, als es 2003 langsam eng wurde und man bangte und litt, wenn die hohen Töne noch irgendwie erreicht wurden oder eben nicht mehr ganz. Und auch wenn er noch heute die meisten Stücke gut bewältigen kann, hilft auf den Konzerten nicht nur die Woge der Begeisterung, sondern auch der stimmliche Einsatz der Begleitband über schwächere Gesangsmomente hinweg. Und im Studio lässt sich sowieso vieles machen.
Es war deshalb eine Überraschung, zum ersten Mal seine "alte" Stimme klar und ungeschönt in einem neuen Lied zu hören. Gerade im Kontrast zu dem nahöstlich-ätherischen Hintergrundgesang merkt man dem seinen hier jedes Lebensjahr an. Wie einfach es gewesen wäre, das zu verdecken, zeigt dieser Herr mit seinem parallelen Harmoniegesang: Auch schön, aber ich bin froh um den raren Moment, denn so verletzlich und ungeschützt hat sich McCartney selten gezeigt. Den Uptempo-Teil am Schluss hätte es deshalb für mich auch nicht gebraucht.
Gelernt oder angeboren? You tell me. Wenn man Katzen in einer Umgebung aufwachsen lässt, die nur vertikal strukturiert ist, knallen sie in der echten Welt gegen jede Querstange. Durchaus grausam die Vorstellung, diese rote Platte wäre waagerecht einsortiert gewesen.
Platz 29: My Soul (2008)
[Anmerkung: Thematische Überschneidung hiermit]
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The sound you make is muzak to my ears
You must have learned something in all those years
[Lennon, How Do You Sleep?, 1971]
The only thing you done was yesterday / And since you've gone you're just another day, das ist ja oft so, wenn Beziehungen auseinandergehen: Dann wird einem plötzlich klar, dass der andere schon immer scheiße und nichts, aber auch gar nichts Gutes an ihm war. In the "Imagine" film, [...] Lennon sings, "How do you sleep ya cunt?" [...] [Q], das wirkt von heute aus geradezu rührend, wo man längst sein Marketing auf thebeatles.com gebündelt hat und nur noch Nettes übereinander sagt.
Auf lange Sicht ist es dem Mythos ohnehin förderlicher, wenn auf die große Liebesaffäre ein ebensogroßer Knall folgt. Was wäre das langweilig gewesen, hätten die sich einvernehmlich getrennt und zum Wohle der Kinder die besten Freunde bleiben wollen! Mit großem Respekt füreinander müssen wir leider feststellen, dass unsere Ehe - mein Arsch. Wir haben ein Recht darauf, dass die Eltern sich richtig fetzen, wenn sie schon auseinandergehen! Wie sollen wir begreifen, was passiert ist, wenn sie sich in großer Zuneigung verbunden bleiben - ja, dann hätten sie auch zusammenbleiben können statt uns aus dem Paradies zu jagen! Und alle paar Jahre eine Reunion beim Wohltätigkeitsball, wo es dann anerkennend heißt, die kriegen das ja gut hin, und psst, jetzt gehen sie zusammen auf die Bühne, fast wie früher!
Nein, man schreit sich gefälligst an, redet schlecht übereinander, zieht gemeinsame Freunde auf die eigene Seite, um es dem anderen aber mal so richtig zu zeigen (The song features a slide guitar part played by George Harrison. [...] Ringo Starr visited the studio during the recording of the song and was reportedly upset, saying: "That's enough, John." [Q]), und irgendwann, auch wenn man es sich absolut nicht vorstellen kann, dreht sich die Welt weiter mit immer noch Schwerkraft, immer noch Gezeiten.
Aber da kommt der wieder mit so einem belanglosen Alltagsliedchen, dô! Während andere (Imagine no possessions! Imagine there's no countries!) gerade um den Weltfrieden ringen!
At the office where the papers grow she takes a break,
Drinks another coffee
And she finds it hard to stay awake
Kleinbürgerliche Scheiße, Gefühlskitsch statt Weltrevolution, das war schon immer so, und überhaupt konnte der eigentlich noch nie was außer hübsch aussehen und Yesterday schmachten. Hätte ich dich bloß nie kennengelernt! Du Fotze!
Platz 30: Another Day (1971)
You must have learned something in all those years
[Lennon, How Do You Sleep?, 1971]
The only thing you done was yesterday / And since you've gone you're just another day, das ist ja oft so, wenn Beziehungen auseinandergehen: Dann wird einem plötzlich klar, dass der andere schon immer scheiße und nichts, aber auch gar nichts Gutes an ihm war. In the "Imagine" film, [...] Lennon sings, "How do you sleep ya cunt?" [...] [Q], das wirkt von heute aus geradezu rührend, wo man längst sein Marketing auf thebeatles.com gebündelt hat und nur noch Nettes übereinander sagt.
Auf lange Sicht ist es dem Mythos ohnehin förderlicher, wenn auf die große Liebesaffäre ein ebensogroßer Knall folgt. Was wäre das langweilig gewesen, hätten die sich einvernehmlich getrennt und zum Wohle der Kinder die besten Freunde bleiben wollen! Mit großem Respekt füreinander müssen wir leider feststellen, dass unsere Ehe - mein Arsch. Wir haben ein Recht darauf, dass die Eltern sich richtig fetzen, wenn sie schon auseinandergehen! Wie sollen wir begreifen, was passiert ist, wenn sie sich in großer Zuneigung verbunden bleiben - ja, dann hätten sie auch zusammenbleiben können statt uns aus dem Paradies zu jagen! Und alle paar Jahre eine Reunion beim Wohltätigkeitsball, wo es dann anerkennend heißt, die kriegen das ja gut hin, und psst, jetzt gehen sie zusammen auf die Bühne, fast wie früher!
Nein, man schreit sich gefälligst an, redet schlecht übereinander, zieht gemeinsame Freunde auf die eigene Seite, um es dem anderen aber mal so richtig zu zeigen (The song features a slide guitar part played by George Harrison. [...] Ringo Starr visited the studio during the recording of the song and was reportedly upset, saying: "That's enough, John." [Q]), und irgendwann, auch wenn man es sich absolut nicht vorstellen kann, dreht sich die Welt weiter mit immer noch Schwerkraft, immer noch Gezeiten.
Aber da kommt der wieder mit so einem belanglosen Alltagsliedchen, dô! Während andere (Imagine no possessions! Imagine there's no countries!) gerade um den Weltfrieden ringen!
At the office where the papers grow she takes a break,
Drinks another coffee
And she finds it hard to stay awake
Kleinbürgerliche Scheiße, Gefühlskitsch statt Weltrevolution, das war schon immer so, und überhaupt konnte der eigentlich noch nie was außer hübsch aussehen und Yesterday schmachten. Hätte ich dich bloß nie kennengelernt! Du Fotze!
Platz 30: Another Day (1971)
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Aufregende Zeiten damals vor 25 Jahren, man konnte ja gerade noch mal alles im Fernsehen sehen, und immer wieder stand Karl Moik da und sagte, hätten Sie das für möglich gehalten vor ein paar Monaten, meine Damen und Herren, das hätten wir doch alle miteinander nicht geglaubt.
Mir ging es auch so, in meinem persönlichen Musikantenstadl, da stand ich auch immer wieder und sagte, hättest du das für möglich gehalten vor ein paar Monaten, das hättest du doch niemals geglaubt.
Oktober 1989, ich hatte nur Tage vorher überhaupt davon erfahren und erwartete nicht viel. Mittags vor der Alsterdorfer Sporthalle war noch kaum etwas los, und ich musste trotzdem stundenlang warten, bis der entnervte Schwarzhändler das Ticket für 80 Mark herausrückte.
Ein paar Stunden später hatte sich die Welt verändert, und die westlichen Geheimdienste hatten es nicht kommen sehen, hätten Sie das für möglich gehalten, meine Damen und Herren, das hätten wir doch alle miteinander nicht geglaubt. Ich übernachtete auf dem Gelände der Prager Botschaft, oder war's auf der umgeklappten Rückbank im Corolla, frierend und hungrig, denn zurückfahren konnte ich nicht, wo es doch am nächsten Tag noch ein Konzert geben sollte. Steifbeinig lief ich auf den Schwarzhändler zu, der schon die Augen verdrehte.
Würde man, so behaupten die Forscher, nur das kleinste Bisschen an den Paramtern unserer Welt herumschrauben (eine andere Umlaufgeschwindigkeit, weniger Wasser, kein Mond), hätte nie Leben auf der Erde entstehen können: Es ist fast, als hätte das Universum gewollt, dass es uns gibt! (Sie wissen schon, was ich meine: Ich hatte frisch den Führerschein, es war nicht zu weit weg - und der Schwarzhändler ist der Mond.)
Öffentliches Pathos dieser Art ist ja immer etwas peinlich, außerdem habe ich das alles schon x-mal erzählt. Ich muss es trotzdem noch einmal tun, denn bei diesem Lied bekomme ich nicht auseinander, welchen Anteil die musikalische Qualität hat und welchen die Nachwirkungen der friedlichen Revolution. Das Konzert begann, jemand gab mir LSD, Außerirdische hackten meine Synapsen, und nach meiner Kenntnis trat das sofort, unverzüglich.
Platz 31: Figure Of Eight (1989)
[Anmerkung: Thematische Überschneidung hiermit]
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