Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 1. Februar 2011
Ach und Weh
nnier | 01. Februar 2011 | Topic 'umor & more
Es stört zwar nicht die Eiche, wenn die Sau sich daran reibt. Lässt sich das Schwein allerdings die Rinde urheberrechtlich schützen, geht das doch zu weit.
(Dietmar Wischmeyer)
Dass der schlimme Unsympath dummdreist genug ist, fremdes Witzgut nicht nur in Besitz zu nehmen, sondern dieses auch noch patent- bzw. markenrechtlich schützen zu lassen, stellt ihn moralisch natürlich endgültig auf eine Stufe mit solchen Leuten. Dieter Hallervorden hat für sein Palim-Palim wenigstens 500.- DM bezahlt, der unangenehme Stadionfüller und Dummpointenbrüller dagegen klaut einen der schwächeren Frühstyxradio-Sprüche von anno dazumal und lässt ihn als sein geistiges Eigentum schützen. Vermutlich hat der fröhliche Schlägertyp seine Anwälte auch längst mit "Schicken ist Fön! Sumsen ist Buper!", "Atomkraft? Nein danke!" und "Venezia" durch die Patentämter der Republik gejagt, so dass ich meinerseits vorsorglich prüfen lasse, ob ich diesen Kommentarthread ggf. löschen lassen muss. Und jetzt: Antreten zum Ablachen!
Es ist still um Dich geworden. Wars das schon wieder mit der "Karriere"? / Na Heinzer, dir fällt wohl nix mehr ein?! 1000 Schuss, dann Schluss, hähä/ oder einfach nur: Heinzer, Du verdammtes Schwein*
Den Gegenpol zu Barths Amöbenhumor bildet für mich ja einer wie Heinz Strunk. Viel zu lange habe ich hier nichts mehr zu seinem Meisterwerk Trittschall im Kriechkeller geschrieben, das ich erst kürzlich wieder anhörte und dem schlicht und einfach ein Altar errichtet gehört. Es ist deshalb wirklich traurig für mich, wenn ich wieder einmal mit ziemlicher Ernüchterung auf ein neues Werk dieses Giganten des Komischen (E. Henscheid) reagieren muss. Heinz Strunk in Afrika jedenfalls liest sich einerseits wie das Demoalbum zu und andererseits wie der dritte Aufguss von Fleisch ist mein Gemüse oder Die Zunge Europas. Es ist zum Heulen, denn ich bin ganz sicher niemand, der aus Prinzip die "alten Sachen" besser findet und habe mich ehrlich auf das neue Buch gefreut. Aber während noch die brachialste Pointe in Fleisch ... von existenzieller Qual und unerträglicher Peinlichkeit erzählt, feiert der Heinzer hier die nächste "Egal"-Parade ab, man kennt das alles von ihm, nur viel besser. Und das wird langsam tragisch, vor allem, wenn man auch noch dieses lesen muss:
Aus dem geplanten großen Wurf, mit der Serie „Jürgen Dose – Trittschall im Kriechkeller“ den glatten Durchmarsch hinzulegen, wurde bislang nichts. Jedenfalls nicht beim NDR. Jetzt wird weiterprobiert. Klinkenputzen. Abfuhren einholen. Demütigungen aller Art.*
Bitte! Nicht aufgeben! Das kann, das muss, das wird doch noch klappen! Du kannst das doch!

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*Zitiert aus dem "Grußwort 11/2010" von Heinz Strunks Homepage

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Samstag, 29. Januar 2011
Agenda 2011 die dritte
nnier | 29. Januar 2011 | Topic In echt
- 1 Sack Altkleider*
- 1 Stehlampe
- 2 Tintenstrahldrucker

Wie ja jeder weiß, sind ehemalige Nikotinsüchtige die intolerantesten Nichtraucher, Exstalinisten predigen Gottes Wort besonders fanatisch und die ganz radikalen Klassenkämpfer tragen irgendwann Businessanzüge und beraten BMW. Wenn ich also hier Verzicht predige, reihe ich mich ein in die Menge der Konvertiten, die früher selber am schlimmsten waren. Nehmen wir nur mal die technischen Geräte: Wer musste von seiner Zivildienstvergütung gleich einen Videorecorder kaufen, dann die Boxen seiner Stereoanlage durch größere ersetzen, diese wiederum durch andere, welche kurz darauf mit zwei zusätzlichen ergänzt wurden? Wer musste "zum Spaß" ein zweites Tapedeck erstehen? Wer kaufte einen hochmodernen Computer für ein Schweinegeld (einen 386er, dessen Lüfter unzumutbar laut und der auch sonst nahezu unbrauchbar war), dazu einen Scanner und zuerst einen Schwarzweiß-, bald aber auch einen Farbmonitor, kurz darauf eine Soundkarte - und einen Laserdrucker, alles übrigens unfassbar teuer? Wer wurde in dieser Zeit von den Freunden nur halb im Scherz gefragt, warum "seit letzter Woche noch gar kein neues Gerät" im Zimmer stehe?

Ich habe eine schlimme Altlast zu tragen, denn jahrelang wurden die Dinge für mich erst erschwinglich, weil ich endlich Geld hatte, und dann wurden sie immer billiger, so dass die "Gelegenheiten" immer verlockender wurden, mein Gott! Weißt du noch, was du für deinen ersten CD-Player bezahlt hast!, und nun sieh dir diesen hier an, nimm mit!, und noch einen tragbaren!, und einen Henkelmann!, es ist schon eine grausame Spur, die ich da hinterlassen habe. Und wenn man plötzlich einfach so in Farbe drucken kann, kommt zu dem schwarzweißen eben noch ein Farbdrucker dazu. Und wenn der kaputt ist, kommt ein neuer, die kosten ja nicht viel Geld, verglichen mit der Tinte, die sie brauchen. Und dieses Lasermultifunktionsding spart eine Menge Platz, aber eigentlich waren diese DeskJets von HP wirklich robuste, gute Drucker, stell sie doch erst mal in den Keller.



Sie standen jahrelang da unten und staubten ein. Ich habe sie inseriert (zum Verschenken), es hat sich niemand gemeldet, ich brachte sie zum Recyclinghof, ihr weiterer Weg ist vermutlich vorgezeichnet. Euch aber sage ich: Schwöret ab diesem wahnsinnigen Konsum, denn er ist ein Irrweg. Legt einen Kräutergarten an und sät Möhren, Kresse und Schnittlauch, auf dass ihr glücklich werdet und innerlich reich.

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*Ja, noch einer.

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Donnerstag, 27. Januar 2011
Adresslage
nnier | 27. Januar 2011 | Topic In echt
Wie ich der Faulheit halber mal eben im Internet nachlese, bezeichnete der Name Faulenstraße im Mittelalter eine "schmutzige, ungepflasterte Straße", und inzwischen ist es natürlich eine schmutzige, gepflasterte Straße, die erstaunlicherweise noch so heißen darf und nicht etwa in Ganz-Entspannt-Shoppen-Straße oder Cherryflow umbenannt wurde. Kein Wunder, dass Saturn damals dichtgemacht hat:

- Ich kaufe mir gleich ganz viel neue Unterhaltungselektronik!
- Wo denn?
- Bei Saturn!
- Igitt! Das ist doch in der Faulenstraße! Geht dir das psychoakustisch nicht voll gegen den Strich?
- Würg! "Faulenstraße" heißt die? Ist ja widerlich! Was soll ich jetzt bloß mit meinem Geld machen. Idee! Ich spende es dem Museum für neue Kunst Weserburg, das ist gleich um die Ecke.

In der Straßenbahn musste man täglich solchen Dialogen lauschen, und wenn aus dem Lautsprecher die gleichbleibend freundliche, global genormte weibliche Automatenstimme die Haltestelle "Faulenstraße" ankündigte, spürte man deutlich die Scham derjenigen, die dort aussteigen mussten. Mit ihren hochgeschlagenen Mantelkrägen sahen sie verlegen zu Boden wie jemand, der zu Intimchen wollte, diesem Erotikladen, der mir schon dadurch auffiel, dass er seine Angebote in derselben braunen Siebdruckschrift auf denselben gelben Pappen anpries wie die Mensa an der Universität ihr Stammessen 1. Die Mensa ist ja dann auch abgebrannt, ich sage "auch", weil in der Zeit wirklich blöde Sachen passiert sind, dauernd, da will man mal ein bisschen zündeln und später muss man hingehen und sagen: Papa, mir ist da was Blödes passiert. Und wo befand sich der Laden für Ehehygiene mit diesem knuffigen Kosenamen, Sie ahnen es bereits: In der Faulenstraße. Das kann doch alles kein Zufall mehr sein. Nachtigall!, hätte ich da gerne in den Laden reingerufen, ich weiß genau, wo ihr eure Schilder herhabt! Ich wollte die dann aber nicht in Verlegenheit bringen, das muss jeder selber entscheiden, ob er dazu stehen will, dass er Verbindungen zu jemandem hat, der an der Universität arbeitet.

Fährst du Jahre später mal wieder mit der Straßenbahn entlang, dort, wo die leeren Schaufensterfronten gähnen, dann sagt die globale Frauenstimme: "Nächster Halt: Radio Bremen."

[Jetzt irgendwie noch den Bogen zu google StretView

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Dienstag, 25. Januar 2011
Der kluge Satz
nnier | 25. Januar 2011 | Topic Gelesn
ich möchte eben nicht den fehler begehen, mein ganz persönlich erlebtes zu fortan lebenslangen denk- und fühlleitfäden zu generalisieren, wie das ja oft genug geschieht, aus welcher betroffenen sicht auch immer (auch hier im blogwesen).
Gelesen bei Herrn Schneck, der sowieso viel Kluges schreibt, so z.B. kurz davor im gleichen Kommentar*: "ich denke, dass das thema viel zu nuanciert ist, dazu weltanschauliche und persönliche ansichten und erfahrungen sich überkreuzen, um das hier schriftlich abzuarbeiten."

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* Kommentar von 24. Jan, 23:17, ich finde keine Permalinks zu den einzelnen Kommentaren, aber lesen Sie ruhig von oben nach unten.

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Montag, 24. Januar 2011
Agenda 2011 die zweite
nnier | 24. Januar 2011 | Topic In echt
Lalla lalla.



7 Hosen, 8 Pullover, 3 Hemden, lalla lalla, 12 T-Shirts, 1 Dusch­vorhang, 2 Paar Kinderschuhe. Lalla lalla.



Das wollte auch erst mal gelernt sein, das mit den Hemden. Da hängen so ein paar im Schrank, die mir dann doch nie gefallen haben, und nachdem ein paar andere schon als Malkittel Verwendung gefunden hatten und aus einem weiteren im letzten Sommer die Segel für ein kleines Boot aus Holzstücken entstanden waren, übrigens waren das alles so blöde karierte, in kariert gibt's eigentlich kaum etwas, das mir steht, Streifen finde ich dagegen gar nicht übel, habe ich nun noch zwei weitere aussortiert und ein zerschlissenes kurzärmeliges gleich dazu. Kurzärmelige Hemden sind eigentlich ein Widerspruch in sich. Ich will keine.

Auf dem Gebiet der T-Shirts dagegen kenne ich mich aus, die Zeiten der lustigen Sprüche sind natürlich vorbei, aber so voll metaironisch eins vom Baumarkt mit Macho-Spruch und muskulösem Gay-Pin-up, das musste noch sein, vor ein paar Jahren, zumal die tierisch runtergesetzt waren und die sind ja schwarz zum Drunterziehen und guck mal, ich nehme gleich noch das da und das daneben auch, was guckst'n mich so an, natürlich ziehe ich die an! Lalla lalla.

Ich habe sie wirklich angezogen, immer wieder, sie haben bestimmt zweihundert Waschzyklen hinter sich oder noch mehr, jedes davon, und dann legte ich sie "erst mal" beiseite, weil, nämlich, falls ich wirklich mal wieder was mache, dann, he he, kann ich die ja noch mal, so als Heimwerker, he he. Lalla lalla.

Die Hosen! Jahrelang war ich der Ansicht, dass es außer blauen Jeans für mich nichts gibt. Dann aber wieder diese Stilheinis, sagen wir: Tillmann Prüfer von der Zeit, der immer diese grausam langweiligen Modesachen macht, die stehen dann affektiert herum und rufen: Haaach - Jeans! Das kann man maximal bis Mitte 30 machen! Und nehmen die Designerbrille von der Nase und verstauen sie im dämlichen Täschchen. Ich lasse mir von denen nichts vorschreiben, nicht mal das Gegenteil, und da gab es z.B. diese lässige, dunkelbeige Cordhose, die einen wirklich tollen Schnitt hatte, die trug ich, bis sie vor allem im Schritt nur noch indiskutabel aussah. Aber ich konnte sie doch nicht einfach wegwerfen! Lalla lalla. Dann noch die anderen, nicht immer so ganz geglückten Versuche, mal etwas anderes als blaue Jeans zu kaufen. Von welchen natürlich auch noch ein paar abgetragene "erst mal" in einem anderen Schrank gelandet waren, so als würde ich sie irgendwann tatsächlich wieder herausholen und Bermudashorts draus machen. Lalla lalla. Alles raus! Und die restlichen, verwaschenen T-Shirts, bei denen der runde Halsausschnitt nur noch eine Zumutung ist, und die im Trockner misshandelten gleich dazu, die immer breiter und kürzer geworden sind, und die zwei "Unterzieh-Shirts", deren Polyesteranteil eine so erstaunliche transpirative Wirkung zeitigt - raus damit, lalla lalla!

Klar, diese Pullover könnte man, also - falls es mal wirklich kalt wird und man dann nix zum Anziehen hätte, nicht wahr, und diese Rollkragendinger standen dir gar nicht schlecht, hättest dich halt rasieren müssen, dann wären die nicht so schlimm verfusselt oben am Rand, he he, das sieht aber nach nix mehr aus, guck mal, total aufgerubbelt, wie mit 'ner Feile, wie Filz! Gib dir einen Ruck, weg damit, lalla lalla.



Dieses Lied übrigens, das will mir nicht mehr aus dem Kopf.

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