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Was bisher geschah: Eine arme Stadt muss unbedingt ein paar hundert Millionen Euro loswerden. Man treibt zu diesem Zweck Gutachter auf, die große Zahlen auf Papier schreiben. Dann schüttet man Beton-, Glas- und Stahlmassen auf ein ehemaliges Werftgelände, stellt eine Rakete davor und wartet auf die vielen Millionen Weltraumfans, die nun jedes Jahr von weit her kommen und die ganze Stadt reich machen sollen. 8 Monate später werden die Tore geschlossen, da für 100 kalkulierte Besucher gerade mal einer kam, und der hat die billigste Eintrittskarte genommen, und der hat gar nicht im Hotel geschlafen, und der hat gar nicht sein ganzes Geld in die Stadt zum Einkaufen getragen. Der Bürgermeister findet die Schließung der Investitionsruine nicht weiter schlimm - die ganzen Subventionen seien nun zwar weg, aber man habe wenigstens was getan.
Infokasten: Nach Jahren des Leerstands legt irgendwann jemand etwas Geld hin, weniger als 1/10 der Baukosten, übernimmt den Klotz und macht ein Einkaufszentrum draus.
Es gibt Menschen, die dort nicht nur einkaufen, sondern ihre Freizeit verbringen. Was mir nicht recht begreiflich ist - aber so verschieden sind die Leut'. Wenn ich mich wider besseres Wissen hineinbegebe, weil dringend etwas umgetauscht werden muss und man doch bei der Gelegenheit noch mal hier und da schauen könne, fühle ich mich wie ein Kriegsreporter. Ab dem Moment, in dem ich die rotierende Eingangstür des gigantomanischen Bauwerks passiere, geschieht etwas mit mir, das ich selbst nicht ganz begreife. Es ist edel, es ist Marmor, es ist Glas, es ist sauber, und es ist die Hölle.
Es kommen einem pausenlos Menschen entgegen, die mindestens eine, oft aber zwei übergroße Plastiktaschen mit dem Logo des neuen Ankermieters schleppen. Und geschleppt wurde ich heute auch, in diesen Laden hinein, in dem es Schuhe für 6.- und Hosen für 9.- EUR gibt, alles in irrsinnigen Massen, auf einer irrsinnig großen Fläche, und obwohl das Geschäft nicht wie ein Discountmarkt aussieht, keine weißen Resopalregale auf fleckigem Fußboden stehen, sondern Chrom blitzt und Marmorfliesen glänzen, wirkt alles unfassbar billig.
Es ist nicht der Duft nach Acryl und anderem Plastiktextil, es sind auch nicht die angebotenen Kleidungsstücke, rein optisch könnten viele davon auch in Geschäften mit höherem Preisniveau herumliegen. Es herrscht eine Atmosphäre der grenzenlosen Gier, des Wahns, des obszönen Verramschens einerseits und des maßlosen Mitnehmens andererseits, und dass es in den Gängen aussieht, als hätten die Vandalen gehaust, verwundert dann auch nicht mehr. Zwei Paar Kinderhandschuhe für zusammen 1.- EUR, nimm doch mit, du, wenn die nichts sind, werden sie halt weggeworfen. Es wird gewühlt und gefleddert, dass einem ganz schwummerig im Kopf wird, man möchte fliehen, und dann sieht man die Handtücher, echt billig, und man schmeißt einfach zwölf Stück in die riesige Einkaufstasche, dazu zwölf Waschlappen, und, Mensch, hier, die Socken, die kosten ja fast nix, dann schmeißt man 15 Paar dazu, und man stellt sich in die Schlange, und man will eigentlich wegrennen, und es gibt 12 Kassen nebeneinander an einem langen Tresen, und aus einem Lautsprecher tönt es pausenlos mechanisch: "Bitte zu Kasse 4! Bitte zu Kasse 9! Bitte zu Kasse 2! Bitte zu Kasse 3! Bitte zu Kasse 8! Bitte zu Kasse 1! Bitte zu Kasse 11! Bitte zu Kasse 9! Bitte zu Kasse 3! Bitte zu Kasse 12! Bitte zu Kasse 6! Bitte zu Kasse 4!", und die Menschen hinterm Tresen hören das den ganzen Tag, die hören das jeden Tag, sie müssen stehen, und sie nehmen die riesige Einkaufstasche entgegen und schütten den Inhalt zu einem riesigen Haufen vor sich auf den Tresen, und sie scannen die unglaublichen Berge Stück für Stück ein, 2 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 3 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 3 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 3 EUR, 1 EUR, 3 EUR, 3 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, und sie stopfen die Massen in zwei riesige Plastiktüten, und man zahlt einen lachhaften Betrag, und pausenlos werden riesige Rollcontainer durch den Laden geschoben, und man steht in einem gigantischen Glasstahlmarmorbau, der über eine halbe Milliarde gekostet hat, mit Handtüchern für 2.- EUR, die jemand hergestellt und transportiert haben muss und an denen noch verdient wird, und es kann einfach nicht richtig sein.
Infokasten: Nach Jahren des Leerstands legt irgendwann jemand etwas Geld hin, weniger als 1/10 der Baukosten, übernimmt den Klotz und macht ein Einkaufszentrum draus.
Es gibt Menschen, die dort nicht nur einkaufen, sondern ihre Freizeit verbringen. Was mir nicht recht begreiflich ist - aber so verschieden sind die Leut'. Wenn ich mich wider besseres Wissen hineinbegebe, weil dringend etwas umgetauscht werden muss und man doch bei der Gelegenheit noch mal hier und da schauen könne, fühle ich mich wie ein Kriegsreporter. Ab dem Moment, in dem ich die rotierende Eingangstür des gigantomanischen Bauwerks passiere, geschieht etwas mit mir, das ich selbst nicht ganz begreife. Es ist edel, es ist Marmor, es ist Glas, es ist sauber, und es ist die Hölle.
Es kommen einem pausenlos Menschen entgegen, die mindestens eine, oft aber zwei übergroße Plastiktaschen mit dem Logo des neuen Ankermieters schleppen. Und geschleppt wurde ich heute auch, in diesen Laden hinein, in dem es Schuhe für 6.- und Hosen für 9.- EUR gibt, alles in irrsinnigen Massen, auf einer irrsinnig großen Fläche, und obwohl das Geschäft nicht wie ein Discountmarkt aussieht, keine weißen Resopalregale auf fleckigem Fußboden stehen, sondern Chrom blitzt und Marmorfliesen glänzen, wirkt alles unfassbar billig.
Es ist nicht der Duft nach Acryl und anderem Plastiktextil, es sind auch nicht die angebotenen Kleidungsstücke, rein optisch könnten viele davon auch in Geschäften mit höherem Preisniveau herumliegen. Es herrscht eine Atmosphäre der grenzenlosen Gier, des Wahns, des obszönen Verramschens einerseits und des maßlosen Mitnehmens andererseits, und dass es in den Gängen aussieht, als hätten die Vandalen gehaust, verwundert dann auch nicht mehr. Zwei Paar Kinderhandschuhe für zusammen 1.- EUR, nimm doch mit, du, wenn die nichts sind, werden sie halt weggeworfen. Es wird gewühlt und gefleddert, dass einem ganz schwummerig im Kopf wird, man möchte fliehen, und dann sieht man die Handtücher, echt billig, und man schmeißt einfach zwölf Stück in die riesige Einkaufstasche, dazu zwölf Waschlappen, und, Mensch, hier, die Socken, die kosten ja fast nix, dann schmeißt man 15 Paar dazu, und man stellt sich in die Schlange, und man will eigentlich wegrennen, und es gibt 12 Kassen nebeneinander an einem langen Tresen, und aus einem Lautsprecher tönt es pausenlos mechanisch: "Bitte zu Kasse 4! Bitte zu Kasse 9! Bitte zu Kasse 2! Bitte zu Kasse 3! Bitte zu Kasse 8! Bitte zu Kasse 1! Bitte zu Kasse 11! Bitte zu Kasse 9! Bitte zu Kasse 3! Bitte zu Kasse 12! Bitte zu Kasse 6! Bitte zu Kasse 4!", und die Menschen hinterm Tresen hören das den ganzen Tag, die hören das jeden Tag, sie müssen stehen, und sie nehmen die riesige Einkaufstasche entgegen und schütten den Inhalt zu einem riesigen Haufen vor sich auf den Tresen, und sie scannen die unglaublichen Berge Stück für Stück ein, 2 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 3 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 3 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, 1 EUR, 3 EUR, 1 EUR, 3 EUR, 3 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 1 EUR, 2 EUR, und sie stopfen die Massen in zwei riesige Plastiktüten, und man zahlt einen lachhaften Betrag, und pausenlos werden riesige Rollcontainer durch den Laden geschoben, und man steht in einem gigantischen Glasstahlmarmorbau, der über eine halbe Milliarde gekostet hat, mit Handtüchern für 2.- EUR, die jemand hergestellt und transportiert haben muss und an denen noch verdient wird, und es kann einfach nicht richtig sein.
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Es war immer ein gewisses Risiko dabei, denn es konnte passieren, dass ältliche Damen einem plötzlich die Wange hinhielten und nachdrücklich den Austausch körperlicher Zärtlichkeiten einforderten: Du hast es versprochen, ich habe bezahlt, jetzt will ich auch erotisch auf meine Kosten kommen! Das war grausig, und die Furcht peinigte mich schon Tage vorher.
Eigentlich begann mit dem Martinstag die schöne Jahreszeit, in der man selbstvergessen Bilder mit weihnachtlichen Motiven malte, Laternen bastelte, Stofftiere und Puppen schon mal vorfeiern ließ und nebenbei massenhaft Süßes vertilgte. Denn der erste Einschlag des Bombardements aus Dominosteinen, Spekulatius, seltsamem Geleezeug sowie Schokoladenhohlkörperfiguren erfolgte an einem bestimmten Tag im November.
Das Problem an dem Lied war weniger der psychedelische Text, denn dass man unterm Tisch sitzt, wenn man gebratene Fische isst, kommt einem als Kind auch nicht merkwürdiger vor als vieles andere, das in weihnachtlichen Zusammenhängen vermittelt wird - sondern es war die allzu konkrete Aussage am Ende des Liedes, die als persönliches Versprechen auszulegen seitens fremder Omis sicherlich perfide ist, aber bring das mal rüber mit sieben Jahren. Warum konnte nicht auch die Nuss irgend so einen lautmalerischen Unfug hinter sich herziehen wie der Apfel und die Birne? Verzapfen und Verzwirnen, bitte, gerne, aber doch keinen Kuss!
Was konnte man tun? Schnell den Beutel zuhalten und "Ich mag keine Nüsse!" rufen, wenn sich eine faltige Hand mit ölhaltiger Schalenfrucht nähern wollte? Den letzten Vers vermurmeln? Die Finger hinter dem Rücken kreuzen? "Schuss" statt "Kuss" singen? All dies war ausprobiert, jedoch keine der Lösungen für allgemein brauchbar befunden worden.
Herr R. war es, der schließlich den Ausweg wies. Er hatte uns im Religionsunterricht die rührende Geschichte des St. Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt, aufs Lebhafteste vermittelt, und im anschließenden Musikunterricht lernten wir bei ihm das folgende, viel schönere Lied kennen:
St. Martin war in diesen Tagen ein echter Held, wir sangen das Lied manchmal sogar auf dem Schulweg und nahmen uns fest vor, beim Martinsingen die moralisch hochstehende Variante vorzutragen. Das werde die alten Menschen sicher besonders rühren, waren wir uns einig, und von uns selbst waren wir auch ganz gerührt, denn auch wir würden sicher unser Pferd anhalten und den Mantel mit einem Schwerthieb entzweihauen, und bevor der Bettler uns für diesen grenzenlosen Edelmut überhaupt danken könnte, wären wir schon wieder enteilt, und voller Ergriffenheit drückten wir auf den ersten Klingelknopf, eine alte Dame schaute freundlich aus der Tür, schnell kreuzten wir die Finger und sangen drauflos: "Maaaaatin ist ein guuuuteher Mann, schäääänkt uns Äääääpfel und Nöööössää."
Eigentlich begann mit dem Martinstag die schöne Jahreszeit, in der man selbstvergessen Bilder mit weihnachtlichen Motiven malte, Laternen bastelte, Stofftiere und Puppen schon mal vorfeiern ließ und nebenbei massenhaft Süßes vertilgte. Denn der erste Einschlag des Bombardements aus Dominosteinen, Spekulatius, seltsamem Geleezeug sowie Schokoladenhohlkörperfiguren erfolgte an einem bestimmten Tag im November.
Martin ist ein guteher MannDieses Lied leierte man (Teil 1 übrigens zur Melodie von "Alle Vögel sind schon da") herunter, hielt seinen Beutel hin, bekam hoffentlich etwas Brauchbares hineingegeben und rannte dann den anderen hinterher, eine Etage höher, durch die gebohnerten Treppenhäuser.
Schenkt uns Äpfel und Nüsse
Als wir unterm Tüschehe saßen
Und gebratne Füschehe aßen
Dachte ich in meinehem Sinn
Hier da wohnt ein Reicher drin
Geben Se mir n Apfel
Den kann ich gut verzapfen
Geben Se mir ne Bürne
Die kann ich gut verzwürne
Geben Se mir ne Nuss
Dann kriegen Se auch n Kuss
Das Problem an dem Lied war weniger der psychedelische Text, denn dass man unterm Tisch sitzt, wenn man gebratene Fische isst, kommt einem als Kind auch nicht merkwürdiger vor als vieles andere, das in weihnachtlichen Zusammenhängen vermittelt wird - sondern es war die allzu konkrete Aussage am Ende des Liedes, die als persönliches Versprechen auszulegen seitens fremder Omis sicherlich perfide ist, aber bring das mal rüber mit sieben Jahren. Warum konnte nicht auch die Nuss irgend so einen lautmalerischen Unfug hinter sich herziehen wie der Apfel und die Birne? Verzapfen und Verzwirnen, bitte, gerne, aber doch keinen Kuss!
Was konnte man tun? Schnell den Beutel zuhalten und "Ich mag keine Nüsse!" rufen, wenn sich eine faltige Hand mit ölhaltiger Schalenfrucht nähern wollte? Den letzten Vers vermurmeln? Die Finger hinter dem Rücken kreuzen? "Schuss" statt "Kuss" singen? All dies war ausprobiert, jedoch keine der Lösungen für allgemein brauchbar befunden worden.
Herr R. war es, der schließlich den Ausweg wies. Er hatte uns im Religionsunterricht die rührende Geschichte des St. Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt, aufs Lebhafteste vermittelt, und im anschließenden Musikunterricht lernten wir bei ihm das folgende, viel schönere Lied kennen:
Sankt Martin, Sahankt Martin,Nicht nur melodisch, auch textlich wirkte diese Umsetzung der Geschichte wesentlich edler und differenzierter, das sahen wir sofort ein, und Herr R. wies uns darauf hin, dass in dem gebräuchlicheren Lied ja auch nur die Rede davon sei, dass der Hl. Martin den Kindern Äpfel und Nüsse schenke, von seinem wahren Edelmut sei gar nicht die Rede, und wenn wir am Martinstag singen gingen, dann sollten wir doch dieses Lied vortragen, das werde auch die aufgesuchten Menschen sehr freuen, man werde sicher besonders gelobt werden und, wer weiß, vielleicht sogar eine besonders schöne Anerkennung erhalten.
Sahankt Martin ritt durch Schnee uhund Wind
Sein Ross das trug ihn fort geheschwind
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
Sehein Mantel deckt ihn warm und gut.
Im Schnee saß, ihim Schnee saß,
Ihim Schnee, da saß ein alteher Mann,
Hatt Kleider nicht, hatt Lumpehen an.
O helft mir doch in meiner Not,
Sohonst ist der bittre Frost mein Tod.
Sankt Martin, Sahankt Martin,
Sahankt Martin zog die Zügehel an,
Sein Roß stand still beim armehen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
Dehen warmen Mantel unverweilt.
Sankt Martin, Sahankt Martin,
Sahankt Martin gab den halbehen still
Der Bettler rasch ihm dankehen will
Sankt Martin aber ritt in Eil'
Hihinweg mit seinem Mantelteil.
St. Martin war in diesen Tagen ein echter Held, wir sangen das Lied manchmal sogar auf dem Schulweg und nahmen uns fest vor, beim Martinsingen die moralisch hochstehende Variante vorzutragen. Das werde die alten Menschen sicher besonders rühren, waren wir uns einig, und von uns selbst waren wir auch ganz gerührt, denn auch wir würden sicher unser Pferd anhalten und den Mantel mit einem Schwerthieb entzweihauen, und bevor der Bettler uns für diesen grenzenlosen Edelmut überhaupt danken könnte, wären wir schon wieder enteilt, und voller Ergriffenheit drückten wir auf den ersten Klingelknopf, eine alte Dame schaute freundlich aus der Tür, schnell kreuzten wir die Finger und sangen drauflos: "Maaaaatin ist ein guuuuteher Mann, schäääänkt uns Äääääpfel und Nöööössää."
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Melitta. Melitta. Melitta. Melitta. Melitta. Melitta. Melitta. Melitta. Melitta.
Dieses eine Mal - pff! Als ob du immer alles richtig machst, menno. "Nachrichtenmagazin", "Nachrichtenmagazin", ja, ja. Das nervt.
Dieses eine Mal - pff! Als ob du immer alles richtig machst, menno. "Nachrichtenmagazin", "Nachrichtenmagazin", ja, ja. Das nervt.
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Es muss mein Unterbewusstes sein, das mich heute so oft an diese Szene denken ließ:
Nicht gerade sympathisch, oder? Man steckt sich nicht unbedingt ein Kaugummi in den Mund und redet im beiläufigen Tonfall darüber, dass man sich heute im Studio irgendwelches Zeug angehört habe, ja, und klar, man habe die Nachricht heute früh irgendwann gehört, und, was solle man sagen, blöde Sache, also, bis dann.
Vielleicht tut man so etwas, wenn es einem herzlich egal ist. Vielleicht tut man so etwas, wenn es einem viel zu nahe geht. Ich weiß es nicht.
Es gibt da jedenfalls diese Szene, woher sie stammt, weiß ich nicht, es muss in einem Rundfunkstudio sein, in den frühen 80ern.
(Übrigens ist das wirklich ein schönes Lied von John.)
Und es gibt da diesen Auftritt von vor zwei Jahren.
Es ist heute genau 29 Jahre her. Das ist mir gerade eben aufgefallen.
Nicht gerade sympathisch, oder? Man steckt sich nicht unbedingt ein Kaugummi in den Mund und redet im beiläufigen Tonfall darüber, dass man sich heute im Studio irgendwelches Zeug angehört habe, ja, und klar, man habe die Nachricht heute früh irgendwann gehört, und, was solle man sagen, blöde Sache, also, bis dann.
Vielleicht tut man so etwas, wenn es einem herzlich egal ist. Vielleicht tut man so etwas, wenn es einem viel zu nahe geht. Ich weiß es nicht.
Es gibt da jedenfalls diese Szene, woher sie stammt, weiß ich nicht, es muss in einem Rundfunkstudio sein, in den frühen 80ern.
(Übrigens ist das wirklich ein schönes Lied von John.)
Und es gibt da diesen Auftritt von vor zwei Jahren.
Es ist heute genau 29 Jahre her. Das ist mir gerade eben aufgefallen.
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Ein Vogel flog mal sieben Jahre lang immer zum Misthaufen. Er hatte dazu eigentlich keine Lust. Trotzdem flog er Tag für Tag hin, denn er fragte sich: Ist es nicht so, dass alle Vögel täglich zu einem Misthaufen fliegen? Und musst du es dann nicht auch tun?
Nach sieben Jahren, im Winter, er konnte selbst nicht genau sagen, warum, da beschloss der Vogel eines Tages: Ich will nicht mehr zu dem Misthaufen fliegen. Und blieb weg.
Ein paar Vorräte brachten ihn über den Sommer, es war ein schöner Sommer, und wenn er an dem Misthaufen vorbeiflog, dann dachte er: Komisch, hier bist du jeden Tag hingeflogen und nun tust du es nicht mehr, und er fragte sich: Vermisst du denn gar nichts, und die Antwort war: Nein.
Jemand erzählte ihm dann, es war inzwischen Herbst, von einem viel besseren Misthaufen, kleiner war der und er roch nicht so übel, und die anderen Vögel da, die sollten alle ganz nett sein, und dann flog er wieder los, jeden Tag, wie früher, aber diesmal zu dem schöneren Misthaufen, und dann wurde es wieder Winter.
Nach sieben Jahren, im Winter, er konnte selbst nicht genau sagen, warum, da beschloss der Vogel eines Tages: Ich will nicht mehr zu dem Misthaufen fliegen. Und blieb weg.
Ein paar Vorräte brachten ihn über den Sommer, es war ein schöner Sommer, und wenn er an dem Misthaufen vorbeiflog, dann dachte er: Komisch, hier bist du jeden Tag hingeflogen und nun tust du es nicht mehr, und er fragte sich: Vermisst du denn gar nichts, und die Antwort war: Nein.
Jemand erzählte ihm dann, es war inzwischen Herbst, von einem viel besseren Misthaufen, kleiner war der und er roch nicht so übel, und die anderen Vögel da, die sollten alle ganz nett sein, und dann flog er wieder los, jeden Tag, wie früher, aber diesmal zu dem schöneren Misthaufen, und dann wurde es wieder Winter.
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Noch heute weiß ich die Telefonnummer der Anzeigenannahme unseres lokalen Käseblatts auswendig.
Die Sache war die: Wir hatten eine lange Mittagspause, und es gab da diese Telefonzelle, und wenn man nicht schon wiederWände bem Steckdosen ka Fußball spielen wollte, kam man gelegentlich auf Ideen.
So hatte man sich eines Tages kundig gemacht, wie so eine Kleinanzeige eigentlich aufgegeben wurde: Man rief an, nannte Namen und Anschrift, gab Rubrik und Text durch, wurde nach seiner Bankverbindung gefragt, die Anzeige erschien, das Geld wurde abgebucht (bitte beachten Sie die Reihenfolge). Schon hatten sich neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung aufgetan.
Ein kleiner Testlauf wurde gestartet, der darin bestand, einen harmlosen Text ("Wohnzimmerschrank, Eiche rustik., gut erh., umsth. abzug.") mit einer beliebigen Telefonnummer zu versehen, diesen unter Nennung eines Allerweltsnamens und Angabe einer plausiblen Bankverbindung durchzugeben und dabei nicht in Lachen auszubrechen.
Nachdem man am Samstagmorgen eifrig den Kleinanzeigenteil durchforstet und die Annonce entdeckt hatte, war es nicht leicht, noch zwei Tage abzuwarten, bis man am Montagfrüh endlich wieder in die Schule gehen und an den grinsenden Gesichtern der Bundesgenossen sofort erkennen konnte, dass auch diese am Wochenende Zeitung gelesen und sich ein paar Gedanken gemacht hatten.
Wie man sich denken kann, liefen die folgenden Wochen nach dem immer gleichen Schema ab: Einen Anzeigentext entwickeln, der möglichst so attraktiv formuliert war, dass er viele Menschen zum Anrufen animieren würde und für sich genommen harmlos klang; einen unverdächtigen Namen und eine realistische Bankverbindung bei der Anzeigenaufgabe nennen; eine in der Annonce abzudruckende Telefonnummer aus dem Telefonbuch heraussuchen, die zusammen mit dem Anzeigentext einen spaßigen Akkord ergab.
Ein harmloses Beispiel: "Guten Tag, Schreiner mein Name, ich wollte so eine Kleinanzeige aufgeben. Der Text: Frische Landeier tägl. günstig abzugeben, Tel. 12345. Ja, meine Adresse: X, und meine Bankverbindung, Moment: Y. Ja, danke. Ja, für Samstag."
Sie denken es sich bereits: Die Telefonnummer war die einer Familie sagenwirmal Henne, die wir dann am Montag aus unserer Zelle auch anriefen. "Guten Tag, ich habe Ihre Kleinanzeige gelesen. Ich interessiere mich für die ... wie bitte? Aber das steht doch in der ... Ich habe das doch hier vor mir: Frische Land- ... ach? Ein Fehler? Na, sowas! Auf wiederhören!", man konnte gerade noch auflegen und wieherte erst mal fünf Minuten drauflos, ehe man den anderen erklären konnte, wie bitter sich der Mann beklagt habe, dass die ganze Zeit Leute anriefen und dabei gebe es bei ihnen gar nichts zu kaufen. Einer musste es dann gleich übertreiben und noch mal anrufen: "Guten Tag, es handelt sich um Ihre Kleinanzeige. Wie jetzt, Fehler. Ich will aber Eier kaufen. Oder haben Sie keine Eier? Nicht? Sie Armer!", na ja, Neuntklässler halt, und man lachte dann doch, bis man Bauchschmerzen hatte.
Die Geschichte war nach einigen Wochen (gut erh. MAD-Hefte bei Herrn Alfred Neumann usw.) langsam ausgereizt, und nachdem man zunächst einige Ausflüge in Grenzbereiche des Absurden unternommen hatte ("Ytong-Steine, gebraucht, gut erh., ca. 21 Stück, günstig abzug."), wurde es langsam Zeit, sich wieder anderen Dingen zuzuwenden, z.B. der Störungsstelle, die man sogar kostenfrei anrufen konnte. Aber zunächst musste die finale Umdrehung der Schraube getätigt werden.
Wieder wurde eine Anzeige geschaltet, dies lief inzwischen äußerst routiniert ab, besonders witzig war der Text diesmal nicht und sollte es auch nicht sein - Ziel war vielmehr eine möglichst hohe Anruffrequenz. Der Teil "Bitte vor 7:00 oder nach 22:00 anrufen" war intern umstritten, da er womöglich Verdacht erregen konnte, wurde von der Bruderschaft aber schließlich akzeptiert und erschien auch so in der Zeitung.
Montags dann der Testanruf; man spürte, was hinter den Leuten gelegen haben musste, man äußerte Verständnis und Mitgefühl, man legte auf, man übergab den Hörer an jemanden, der das Finale garantiert nicht versauen würde, und lauschte dessen seriös vorgetragenen Worten.
"Guten Tag, Frau X, hier spricht Egon Kiesel von der Y-Zeitung. Uns ist zu Ohren gekommen, dass in unserer Kleinanzeigenabteilung ein Fehler passiert ist. Da hat es einen Dreher gegeben in der abgedruckten Telefonnummer. Wir bedauern das sehr. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, auch im Namen der Kollegen. Wie in solchen Fällen üblich, möchten wir Ihnen eine Entschädigung von 50.- DM anbieten. Diese können Sie sich morgen ab 16:00 in unserer Geschäftsstelle abholen, bitte nennen Sie einfach Ihren Namen, die Kollegen wissen bescheid. Und entschuldigen Sie bitte vielmals."
Ich hatte dann doch etwas anderes vor, am nächsten Tag um 16:00, aber was immer das auch war: es kann nicht so gut gewesen sein wie das, was ich verpasst habe.
Die Sache war die: Wir hatten eine lange Mittagspause, und es gab da diese Telefonzelle, und wenn man nicht schon wieder
So hatte man sich eines Tages kundig gemacht, wie so eine Kleinanzeige eigentlich aufgegeben wurde: Man rief an, nannte Namen und Anschrift, gab Rubrik und Text durch, wurde nach seiner Bankverbindung gefragt, die Anzeige erschien, das Geld wurde abgebucht (bitte beachten Sie die Reihenfolge). Schon hatten sich neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung aufgetan.
Ein kleiner Testlauf wurde gestartet, der darin bestand, einen harmlosen Text ("Wohnzimmerschrank, Eiche rustik., gut erh., umsth. abzug.") mit einer beliebigen Telefonnummer zu versehen, diesen unter Nennung eines Allerweltsnamens und Angabe einer plausiblen Bankverbindung durchzugeben und dabei nicht in Lachen auszubrechen.
Nachdem man am Samstagmorgen eifrig den Kleinanzeigenteil durchforstet und die Annonce entdeckt hatte, war es nicht leicht, noch zwei Tage abzuwarten, bis man am Montagfrüh endlich wieder in die Schule gehen und an den grinsenden Gesichtern der Bundesgenossen sofort erkennen konnte, dass auch diese am Wochenende Zeitung gelesen und sich ein paar Gedanken gemacht hatten.
Wie man sich denken kann, liefen die folgenden Wochen nach dem immer gleichen Schema ab: Einen Anzeigentext entwickeln, der möglichst so attraktiv formuliert war, dass er viele Menschen zum Anrufen animieren würde und für sich genommen harmlos klang; einen unverdächtigen Namen und eine realistische Bankverbindung bei der Anzeigenaufgabe nennen; eine in der Annonce abzudruckende Telefonnummer aus dem Telefonbuch heraussuchen, die zusammen mit dem Anzeigentext einen spaßigen Akkord ergab.
Ein harmloses Beispiel: "Guten Tag, Schreiner mein Name, ich wollte so eine Kleinanzeige aufgeben. Der Text: Frische Landeier tägl. günstig abzugeben, Tel. 12345. Ja, meine Adresse: X, und meine Bankverbindung, Moment: Y. Ja, danke. Ja, für Samstag."
Sie denken es sich bereits: Die Telefonnummer war die einer Familie sagenwirmal Henne, die wir dann am Montag aus unserer Zelle auch anriefen. "Guten Tag, ich habe Ihre Kleinanzeige gelesen. Ich interessiere mich für die ... wie bitte? Aber das steht doch in der ... Ich habe das doch hier vor mir: Frische Land- ... ach? Ein Fehler? Na, sowas! Auf wiederhören!", man konnte gerade noch auflegen und wieherte erst mal fünf Minuten drauflos, ehe man den anderen erklären konnte, wie bitter sich der Mann beklagt habe, dass die ganze Zeit Leute anriefen und dabei gebe es bei ihnen gar nichts zu kaufen. Einer musste es dann gleich übertreiben und noch mal anrufen: "Guten Tag, es handelt sich um Ihre Kleinanzeige. Wie jetzt, Fehler. Ich will aber Eier kaufen. Oder haben Sie keine Eier? Nicht? Sie Armer!", na ja, Neuntklässler halt, und man lachte dann doch, bis man Bauchschmerzen hatte.
Die Geschichte war nach einigen Wochen (gut erh. MAD-Hefte bei Herrn Alfred Neumann usw.) langsam ausgereizt, und nachdem man zunächst einige Ausflüge in Grenzbereiche des Absurden unternommen hatte ("Ytong-Steine, gebraucht, gut erh., ca. 21 Stück, günstig abzug."), wurde es langsam Zeit, sich wieder anderen Dingen zuzuwenden, z.B. der Störungsstelle, die man sogar kostenfrei anrufen konnte. Aber zunächst musste die finale Umdrehung der Schraube getätigt werden.
Wieder wurde eine Anzeige geschaltet, dies lief inzwischen äußerst routiniert ab, besonders witzig war der Text diesmal nicht und sollte es auch nicht sein - Ziel war vielmehr eine möglichst hohe Anruffrequenz. Der Teil "Bitte vor 7:00 oder nach 22:00 anrufen" war intern umstritten, da er womöglich Verdacht erregen konnte, wurde von der Bruderschaft aber schließlich akzeptiert und erschien auch so in der Zeitung.
Montags dann der Testanruf; man spürte, was hinter den Leuten gelegen haben musste, man äußerte Verständnis und Mitgefühl, man legte auf, man übergab den Hörer an jemanden, der das Finale garantiert nicht versauen würde, und lauschte dessen seriös vorgetragenen Worten.
"Guten Tag, Frau X, hier spricht Egon Kiesel von der Y-Zeitung. Uns ist zu Ohren gekommen, dass in unserer Kleinanzeigenabteilung ein Fehler passiert ist. Da hat es einen Dreher gegeben in der abgedruckten Telefonnummer. Wir bedauern das sehr. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, auch im Namen der Kollegen. Wie in solchen Fällen üblich, möchten wir Ihnen eine Entschädigung von 50.- DM anbieten. Diese können Sie sich morgen ab 16:00 in unserer Geschäftsstelle abholen, bitte nennen Sie einfach Ihren Namen, die Kollegen wissen bescheid. Und entschuldigen Sie bitte vielmals."
Ich hatte dann doch etwas anderes vor, am nächsten Tag um 16:00, aber was immer das auch war: es kann nicht so gut gewesen sein wie das, was ich verpasst habe.
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Der Betrunkene war auch einer von denen, die "mit den Jungs großgeworden" sind. Von der Sorte habe ich im Lauf der Jahre schon einige kennengelernt: 1993 in Mannheim z.B., als einer, der mir tatsächlich ein paar Lebensjährchen voraus hatte, mir und allen Umstehenden immer und immer wieder triumphierend entgegenhielt: "Da lagt ihr noch in den Windeln, damals bei den Beatles!"
Was mich betrifft, hatte er damit absolut recht, was ich ihm dann auch freundlich zu verstehen gab, verbunden mit der Frage, ob das denn ein Problem für ihn sei. "Jahaa! Ihr lagt da alle in den Windeln!", triumphierte er abermals und brachte damit eine gewisse Redundanz in die Konversation.
Und immer wieder ist es erstaunlich, wer alles die Beatles live gesehen hat, damals, in Hamburg, im Star Club, im Kaiserkeller, es müssen da Abend für Abend hunderte von Menschen gewesen sein, und immer andere, das würde sonst schon rein logistisch gar nicht hinhauen. Und wenn man dann nachts nach dem Konzert auf einen besoffenen Berliner trifft, der mit den Jungs großgeworden ist, obwohl er ja erst letztes Jahr nach Hamburg gezogen und ansonsten "waschechter Westberliner" ist, dann überrascht einen das nicht wirklich, denn es kann ja sein, dass er insjeheim doch schon vorher mal in Hamburg war und da mit den Jungs großgeworden ist. Man sollte so etwas nicht in Frage stellen, einerseits aus Respekt vor den Menschen und andererseits auch wenn es späte Nacht ist und man nach dem Konzert an einer Ampel, die einfach nicht grün werden will, endlose Minuten verbringen muss mit einem absoluten Beatlesfan, der halt an dem Tag nebenan beim HSV war. Manchmal passt es eben gerade nicht, und weil niemand das besser versteht als ich, beantworte ich in solchen Fällen auch gerne und geduldig Fragen. Fragen wie: "Ich bin ja mit den Jungs großgeworden, ich habe die ja damals gesehen, aber ich sage auch: Minuspunkt, eindeutiger Minuspunkt, Herr McCartney, das ist Ihnen wohl zu Kopf gestiegen. Ich meine, Hamburg hat die Jungs großgemacht, und da hat der Herr McCartney keine Zeit für den Bürgermeister. Keine Zeit, mal ins Goldene Buch zu schreiben. Bricht dem denn da ein Zacken aus der Krone. Da sage ich: So nicht. Ohne Hamburg wäre er NICHTS. Da könnte er in London oder Manchester oder ... oder ... oder Liverpool spielen und KEINER würde ihn kennen, ich meine, ist doch so. Und was hat er denn gespielt. Und hat er das gut gespielt. Und seine Frau, die war wirklich gut, ich meine nicht die mit dem appen Bein, sondern die mit beide Beine, vaschtehste. Genau: Linda, sag ich doch. Und was zahlt man denn für so ein Ticket. Wie bitte. Und ihr wart da zu viert. Zahlen Kinder die Hälfte - nicht!? - zweiter Minuspunkt, Herr McCartney. Meister, für das Geld machst du ja zwei Wochen Urlaub auf Mallorca mit Flug. Und was hat er denn für eine Band, das sind doch die Wings."
Auf diese Frage antwortete ich: "Hm, ja, hm", dann wurde es grün.
Einige Stunden vorher machte ich mir Gedanken über die Verwesung. Und zwar bin ich prinzipiell der Ansicht, dass der Mensch ein Recht auf Verwesung hat. Ich möchte niemanden daran hindern, zu verwesen, und wenn ich mal beschließe, zu verwesen, dann möchte ich schon jetzt eindringlich darum bitten, dass das respektiert wird.
Problematisch wird das Thema für mich dann, wenn ich in einem Rockkonzert von Menschen umgeben bin, die beschlossen haben, genau hier und jetzt zu verwesen. Innenraum, Bühnennähe, also dort, wo eigentlich Stehplätze sein müssten, das Konzert beginnt, man springt auf, drückt seine Begeisterung aus, und dann verwesen um einen herum plötzlich Menschen - das ist an sich schon eine merkwürdige Erfahrung, allerdings ließe sich das im Sinne eines pluralistischen Gesellschaftsideals (jeder nach seiner Fassong) durchaus tolerieren. Nun tritt das Verwesen aber inzwischen als Massenerscheinung auf, unmerklich ist aus der Minderheiten- eine Mehrheitsposition geworden, und die einstmals marginalisierte und viel zu lange nicht ernstgenommene Gruppe der Verwesenden stellt plötzlich massive Ansprüche: "Hinsetzen da vorne!", man schickt die Stasi in Gestalt einer strengen Hostess, die die Lebenden darauf hinweist, dass die Verwesenden einen Anspruch auf Verwesung haben, der auch durchgesetzt werden wird, hämisch lachen und applaudieren dann die Verwesenden, wenn die Lebenden ebenfalls niedergedrückt werden, eine Armee von Zombies, die gehässig in ihren Sitz gedrückt nach links und rechts schauen, wir haben bezahlt und wir haben ein Recht auf ein ungestörtes Verwesen, aber eine kleine Gruppe von Widerständlern hält dagegen, und wenn einer aufgeben will, reißen ihn die anderen wieder hoch, und sie halten sich gegenseitig am Leben, und die Strukturen der Verwesenden sind viel zu erstarrt, und plötzlich entsteht eine oppositionelle Bewegung, und dann waren sie hinterher plötzlich alle nie Verwesende und waren eigentlich schon immer auf der Seite der Stehenden, innerlich wenigstens.
Was mich betrifft, hatte er damit absolut recht, was ich ihm dann auch freundlich zu verstehen gab, verbunden mit der Frage, ob das denn ein Problem für ihn sei. "Jahaa! Ihr lagt da alle in den Windeln!", triumphierte er abermals und brachte damit eine gewisse Redundanz in die Konversation.
Und immer wieder ist es erstaunlich, wer alles die Beatles live gesehen hat, damals, in Hamburg, im Star Club, im Kaiserkeller, es müssen da Abend für Abend hunderte von Menschen gewesen sein, und immer andere, das würde sonst schon rein logistisch gar nicht hinhauen. Und wenn man dann nachts nach dem Konzert auf einen besoffenen Berliner trifft, der mit den Jungs großgeworden ist, obwohl er ja erst letztes Jahr nach Hamburg gezogen und ansonsten "waschechter Westberliner" ist, dann überrascht einen das nicht wirklich, denn es kann ja sein, dass er insjeheim doch schon vorher mal in Hamburg war und da mit den Jungs großgeworden ist. Man sollte so etwas nicht in Frage stellen, einerseits aus Respekt vor den Menschen und andererseits auch wenn es späte Nacht ist und man nach dem Konzert an einer Ampel, die einfach nicht grün werden will, endlose Minuten verbringen muss mit einem absoluten Beatlesfan, der halt an dem Tag nebenan beim HSV war. Manchmal passt es eben gerade nicht, und weil niemand das besser versteht als ich, beantworte ich in solchen Fällen auch gerne und geduldig Fragen. Fragen wie: "Ich bin ja mit den Jungs großgeworden, ich habe die ja damals gesehen, aber ich sage auch: Minuspunkt, eindeutiger Minuspunkt, Herr McCartney, das ist Ihnen wohl zu Kopf gestiegen. Ich meine, Hamburg hat die Jungs großgemacht, und da hat der Herr McCartney keine Zeit für den Bürgermeister. Keine Zeit, mal ins Goldene Buch zu schreiben. Bricht dem denn da ein Zacken aus der Krone. Da sage ich: So nicht. Ohne Hamburg wäre er NICHTS. Da könnte er in London oder Manchester oder ... oder ... oder Liverpool spielen und KEINER würde ihn kennen, ich meine, ist doch so. Und was hat er denn gespielt. Und hat er das gut gespielt. Und seine Frau, die war wirklich gut, ich meine nicht die mit dem appen Bein, sondern die mit beide Beine, vaschtehste. Genau: Linda, sag ich doch. Und was zahlt man denn für so ein Ticket. Wie bitte. Und ihr wart da zu viert. Zahlen Kinder die Hälfte - nicht!? - zweiter Minuspunkt, Herr McCartney. Meister, für das Geld machst du ja zwei Wochen Urlaub auf Mallorca mit Flug. Und was hat er denn für eine Band, das sind doch die Wings."
Auf diese Frage antwortete ich: "Hm, ja, hm", dann wurde es grün.
Einige Stunden vorher machte ich mir Gedanken über die Verwesung. Und zwar bin ich prinzipiell der Ansicht, dass der Mensch ein Recht auf Verwesung hat. Ich möchte niemanden daran hindern, zu verwesen, und wenn ich mal beschließe, zu verwesen, dann möchte ich schon jetzt eindringlich darum bitten, dass das respektiert wird.
Problematisch wird das Thema für mich dann, wenn ich in einem Rockkonzert von Menschen umgeben bin, die beschlossen haben, genau hier und jetzt zu verwesen. Innenraum, Bühnennähe, also dort, wo eigentlich Stehplätze sein müssten, das Konzert beginnt, man springt auf, drückt seine Begeisterung aus, und dann verwesen um einen herum plötzlich Menschen - das ist an sich schon eine merkwürdige Erfahrung, allerdings ließe sich das im Sinne eines pluralistischen Gesellschaftsideals (jeder nach seiner Fassong) durchaus tolerieren. Nun tritt das Verwesen aber inzwischen als Massenerscheinung auf, unmerklich ist aus der Minderheiten- eine Mehrheitsposition geworden, und die einstmals marginalisierte und viel zu lange nicht ernstgenommene Gruppe der Verwesenden stellt plötzlich massive Ansprüche: "Hinsetzen da vorne!", man schickt die Stasi in Gestalt einer strengen Hostess, die die Lebenden darauf hinweist, dass die Verwesenden einen Anspruch auf Verwesung haben, der auch durchgesetzt werden wird, hämisch lachen und applaudieren dann die Verwesenden, wenn die Lebenden ebenfalls niedergedrückt werden, eine Armee von Zombies, die gehässig in ihren Sitz gedrückt nach links und rechts schauen, wir haben bezahlt und wir haben ein Recht auf ein ungestörtes Verwesen, aber eine kleine Gruppe von Widerständlern hält dagegen, und wenn einer aufgeben will, reißen ihn die anderen wieder hoch, und sie halten sich gegenseitig am Leben, und die Strukturen der Verwesenden sind viel zu erstarrt, und plötzlich entsteht eine oppositionelle Bewegung, und dann waren sie hinterher plötzlich alle nie Verwesende und waren eigentlich schon immer auf der Seite der Stehenden, innerlich wenigstens.
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