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... vielleicht größten noch lebenden Musikgenies ... Schöpfer von zu Tränen rührenden Klassikern ... sich nur noch herumquälen sehe wie ein Insekt, das im Sterben liegt ... neben der Stimme schon seit vielen, vielen Jahren die Melodien und die Einfälle ausgegangen ... wirkt mittlerweile wie eine Karikatur seiner selbst, wie sein eigener Opa ... einer meiner größten Helden sich selbst zum Berufsjugendlichen, zum Egon Krenz der Popmusik degradiert ... mittlerweile jeder musikalischen Substanz entbehrt ... tatenlos zusehen, wie sich dieser einst zum Niederknien wundervolle Musiker immer und immer mehr zum Klops macht ... all das mittelmäßige und völlig beliebige Gedudel und Gefistel der letzten Jahre ... feige "Produzenten", die einem Halbgott erlauben, sich selbst dermaßen hemmungslos zu demontieren ... [Quelle*]
Wenn ich mich recht erinnere, soll Freddie Mercury in seinen letzten Monaten noch fleißig Lieder und Fragmente im Studio eingesungen haben, aus denen posthum massenhaft neue Veröffentlichungen gebastelt wurden. Salvador Dalí hat angeblich hunderte leerer Blätter auf Vorrat signiert und lebte ab.
Als Jugendlicher habe ich mich gefragt, ob künftige Technik irgendwann komplette Sänger simulieren kann, so wie Synthesizer Instrumente: Alles nur eine Frage der Auflösung und Rechenleistung, und die Fortschritte beim Sampling und der computergesteuerten Sprachausgabe zeigen ja, dass das nur noch eine Frage der Zeit ist. Also wird man aus all den Tonspuren jede beliebige Silbe und alle benötigten Daten destillieren, um den säuselnden und den rockenden McCartney und all die anderen Nuancen mit ein wenig Studiotechnik auf ewig digital weiterleben und beliebige Stücke singen zu lassen.
Mir kam all das wieder in den Kopf, als ich mir das neue Album jetzt doch schon gekauft habe: Das klang erst mal wie aus der Retorte, etwas Gedudel und kaum memorierbare Melodien, dafür elektronisches Füll- und Blendwerk. Und selbst wenn die akustische Gitarre erklang, musste ich denken: Ha, jetzt hat der Produzent die Pub-Singer-Stimme verwendet und absichtlich die Regler auf unscharf gestellt.
In der zweiten Hälfte des Albums geht es oft sehr in Richtung Fireman, McCartneys Nebenprojekt, von dem der Lack des Interessanten (Huch! Mit Elektronik!) nach wenigen Jahren doch weitgehend ab ist. Und es sind vor allem diese Stücke, die sich schon jetzt dated anhören. Man nimmt sein eigenes Hören in drei Jahren vorweg und weiß, dass man sagen wird: Tja, das haben sie damals probiert, klingt wie dieses kleine Ding aus der Cornflakesschachtel.**
Aber ich mag das Album inzwischen. Ich habe es viermal angehört, und aus dem undifferenzierten Klanghaufen schälen sich langsam die schönen Melodien. Ich weiß schon manchmal, welches Lied als nächstes kommen wird. Ich staune, wie viel stärker der harmlose Vorabsong New im Kontext des Albums wirkt. Ich laufe durch die Gegend und singe: Queenie Eye, Queenie Eye, who's got the ball / I haven't got it, it isn't in my pocket. Ich mag den kaputten Gitarrensound des Einsteigertitels und zucke nur bei einer großen Peinlichkeit zusammen, dem zunächst ganz anständigen Everybody Out There, das sich leider zu einem Whoa-Whoa-Möchtegern-Stadiongröhler auswächst, den nicht mal Coldplay für geschenkt genommen hätten.
Du kriegst den Paul nicht aus dem Paul: In einem sentimental-rührenden Nostalgiestück singt er mit zittriger Stimme über die alten Zeiten, Two Guitars Across Our Backs usw., und beschwert sich darüber, dass all die Leute, die damals nicht dabeiwaren, trotzdem eine Meinung haben: Ja, was erwartest du! Wie soll ich denn NICHT über die Beatles nachdenken! Wie soll ich denn NICHT versuchen, mir das begreiflich zu machen! Ich werde mein Leben lang nicht fertig damit!
Dann noch mal das erwähnte Queenie Eye, das auf einem alten Kinderreim basiert, für mich beim ersten Hören auch eher beliebig klang, ganz schnell aber zum geliebten Kickstarter am Morgen geworden ist: So fröhlich komme ich sonst nicht aus dem Haus. Und auch da bleibt der Paul der Paul: Lässt ein Video drehen, in dem man lauter Prominente sieht. Ja toll! Wen interessieren arrogante Models und Beaniemützen, was sind das für Pilotenbrillenträger, muss das wirklich sein, auf dass wir unseren Videokids erklären können: Der Mann da war mal ganz berühmt, deshalb kommen auch die ganzen Leute aus dem McDonalds-Magazin in seinem Video vor?
Das Coolste an dem Filmchen sind die Schlappen, die er trägt, und ich habe diesmal keine emotionale Schwerarbeit zu verrichten: Das ist schon ein ziemliches Produzentenalbum. Trotzdem wische ich mir ab und zu den Augenwinkel und bin froh, dass es mir nicht so geht wie dem da oben.
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** Wer's wissen will: So was z.B.
Wenn ich mich recht erinnere, soll Freddie Mercury in seinen letzten Monaten noch fleißig Lieder und Fragmente im Studio eingesungen haben, aus denen posthum massenhaft neue Veröffentlichungen gebastelt wurden. Salvador Dalí hat angeblich hunderte leerer Blätter auf Vorrat signiert und lebte ab.
Als Jugendlicher habe ich mich gefragt, ob künftige Technik irgendwann komplette Sänger simulieren kann, so wie Synthesizer Instrumente: Alles nur eine Frage der Auflösung und Rechenleistung, und die Fortschritte beim Sampling und der computergesteuerten Sprachausgabe zeigen ja, dass das nur noch eine Frage der Zeit ist. Also wird man aus all den Tonspuren jede beliebige Silbe und alle benötigten Daten destillieren, um den säuselnden und den rockenden McCartney und all die anderen Nuancen mit ein wenig Studiotechnik auf ewig digital weiterleben und beliebige Stücke singen zu lassen.
Mir kam all das wieder in den Kopf, als ich mir das neue Album jetzt doch schon gekauft habe: Das klang erst mal wie aus der Retorte, etwas Gedudel und kaum memorierbare Melodien, dafür elektronisches Füll- und Blendwerk. Und selbst wenn die akustische Gitarre erklang, musste ich denken: Ha, jetzt hat der Produzent die Pub-Singer-Stimme verwendet und absichtlich die Regler auf unscharf gestellt.
In der zweiten Hälfte des Albums geht es oft sehr in Richtung Fireman, McCartneys Nebenprojekt, von dem der Lack des Interessanten (Huch! Mit Elektronik!) nach wenigen Jahren doch weitgehend ab ist. Und es sind vor allem diese Stücke, die sich schon jetzt dated anhören. Man nimmt sein eigenes Hören in drei Jahren vorweg und weiß, dass man sagen wird: Tja, das haben sie damals probiert, klingt wie dieses kleine Ding aus der Cornflakesschachtel.**
Aber ich mag das Album inzwischen. Ich habe es viermal angehört, und aus dem undifferenzierten Klanghaufen schälen sich langsam die schönen Melodien. Ich weiß schon manchmal, welches Lied als nächstes kommen wird. Ich staune, wie viel stärker der harmlose Vorabsong New im Kontext des Albums wirkt. Ich laufe durch die Gegend und singe: Queenie Eye, Queenie Eye, who's got the ball / I haven't got it, it isn't in my pocket. Ich mag den kaputten Gitarrensound des Einsteigertitels und zucke nur bei einer großen Peinlichkeit zusammen, dem zunächst ganz anständigen Everybody Out There, das sich leider zu einem Whoa-Whoa-Möchtegern-Stadiongröhler auswächst, den nicht mal Coldplay für geschenkt genommen hätten.
Du kriegst den Paul nicht aus dem Paul: In einem sentimental-rührenden Nostalgiestück singt er mit zittriger Stimme über die alten Zeiten, Two Guitars Across Our Backs usw., und beschwert sich darüber, dass all die Leute, die damals nicht dabeiwaren, trotzdem eine Meinung haben: Ja, was erwartest du! Wie soll ich denn NICHT über die Beatles nachdenken! Wie soll ich denn NICHT versuchen, mir das begreiflich zu machen! Ich werde mein Leben lang nicht fertig damit!
Dann noch mal das erwähnte Queenie Eye, das auf einem alten Kinderreim basiert, für mich beim ersten Hören auch eher beliebig klang, ganz schnell aber zum geliebten Kickstarter am Morgen geworden ist: So fröhlich komme ich sonst nicht aus dem Haus. Und auch da bleibt der Paul der Paul: Lässt ein Video drehen, in dem man lauter Prominente sieht. Ja toll! Wen interessieren arrogante Models und Beaniemützen, was sind das für Pilotenbrillenträger, muss das wirklich sein, auf dass wir unseren Videokids erklären können: Der Mann da war mal ganz berühmt, deshalb kommen auch die ganzen Leute aus dem McDonalds-Magazin in seinem Video vor?
Das Coolste an dem Filmchen sind die Schlappen, die er trägt, und ich habe diesmal keine emotionale Schwerarbeit zu verrichten: Das ist schon ein ziemliches Produzentenalbum. Trotzdem wische ich mir ab und zu den Augenwinkel und bin froh, dass es mir nicht so geht wie dem da oben.
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