Draußen explodierten jedenfalls ekstatische Freudenfeuerwerke, und drinnen sah ich meinen Vater nur noch durch das Aquarium, das im Wohnzimmer den Esstisch vom Sofa trennte. Am Kopf meines Vaters schwammen extrem kleine und stumme Fische vorbei, und wir tranken Pfefferminztee vom Vortag. Es gab bei uns keine Zeitungen, und unsere erste Telefonnummer durfte nicht weitergegeben werden. Mein Vater hatte offenbar Angst, man könnte ihm wegen irgendetwas, wegen eines Geheimnisses, so glaubte ich, zu Leibe rücken.Ein Lesetipp zwischendurch.
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Wie die Billig-Supermarktketten A*** und N**** mitteilen, werden unter anderem Käse, Joghurt und Champagner günstiger.Das Volk hungert? Dann soll es doch Kaviar fressen!
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Man wäre versucht, dem Künstler grundlegende anatomische Kenntnisse zu unterstellen, man würde ihm eventuell auch zutrauen, obendrein sogar Grundlagen der Werbepsychologie (Einführung, 90 min) besucht zu haben, bei einem Dozenten, der das Wort Sex wie die zahl Sechs ausspricht, also (dies für die Süddeutschen) mit stimmhaften S, "Machen wir uns nichts vor, meine Damunherrn, so funktioniert der Mensch nun mal, Sex sells heißt die Parole und wenn gar nix mehr geht, das geht immer - so isses doch!" Und als dann der Anruf kam von Moni mit der Jean's Boutique, "Du kannst doch Computer", ja, da hat er ihr halt den Gefallen getan und ich finde, man kann insgesamt sagen, das Ergebnis ist durchaus gelungen.
Hö hö. Das ist eigentlich ein Bild von meinem Käsebrot. Hab das natürlich nachgebessert. Hö hö. Hatte zu wenig Oberweite. Hö hö. Merkt keiner.
Hö hö. Das ist voll subtil da, die "Grünen" glaub ich, jedenfalls kam da die eine Alte und meinte, du kannst doch Computer, mach doch mal was mit Bio. Hö hö. Hab' ich das Bild noch mal genommen, etwas gedreht, eingefärbt - zack, und der erotische Subtext, hö hö, so hat der das damals immer genannt in dem Seminar, na, du siehst es ja. Den Spruch da mit der Krise, den habe ich nur mal so dazugeschrieben, als Platzhalter eigentlich, aber die haben den drinnegelassen, die fanden das besser als ihre eigenen Sachen.
Ach, das hier - das ging schnell. Ist ja urheberrechtsfrei, jedenfalls das Bild hab ich so im Internet gefunden, dann hab' ich da so "CDU" und "SPD" draufgeschrieben und das kurz umgetextet, ich find', das kommt auch ganz knackig so.
Entschuldige, hier muss ich kurz einhaken. Ich persönlich bin irritiert. Einmal sind Max und Moritz für mich durchaus Sympathieträger, die werden ja oft zu Werbezwecken verwendet, der arme Wilhelm Busch kann sich ja auch nicht mehr wehren. Also da kommen die beiden Parteien, die da angegriffen werden sollen, eigentlich ganz gut weg. Und dann, hör mal, das Versmaß,
Ach - was - muss - man - oft - von - bö - sen- also, das passt ja vorne und hinten nicht, du kannst ja mal mitklatschen, das ginge höchstens so:
Ko - a - li - ti - o - nä - ren - hör'n - und - le - sen
Ach - was - muss - man - oft - von - bö - sen- so quasiberlinerisch, aber ich weiß nicht, ob man das überhaupt ...
Ko - a - li - zjo - nä - ren - le - sen
Ey was willst du denn jetzt, die fanden das toll, die wollten das so, die haben's direkt genommen. Willst du hier jetzt mit Galileo von Fallersleben anfangen oder wie der heißt - Macker, ich mach Werbemittel, ich bin nicht Reich-Radetzky auf arte oder was, und der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler, sach ich immer, und jetzt pass mal auf, ich hab' da jetzt auch so ein Programm, damit kann man sogar Filme bearbeiten, hö hö, da hab' ich voll krass erst mal so mit Hitler und Saddam, und, wie heißt er, Stalingrad, und so einer Alten, warte, ich zeig's dir mal, hier, hö hö.
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Den Wechsel der Perspektive, das ist in der taz eine regelmäßige Übung. Kanzler Schröder saniert Holzmann? Nein, andersherum wird ein Schuh draus.Ein merkwürdiges Deutsch, nebenbei - und "Ellie" Wiesel, ein paar Klicks davor, das merkt auch kein Mensch. Leider. Denn der, der sich täglich zuverlässig und intensiv (nicht nur) um die taz gekümmert hat, hat jetzt ganz andere Probleme.
Ich hab's erst vor ein paar Tagen gelesen, was Hans Pfitzinger da auf seine stille, sympathische Weise irgendwo einschiebt:
Vorbemerkung: Dieses Netztagebuch hat seinen Schwerpunkt etwas verändert. die tageszeitung kommt schon noch vor, aber nicht mehr so häufig wie früher. Weshalb das so ist, erfahren Sie im Eintrag vom 2. Juli 2009. Ich würde mich freuen, wenn Sie als Leser trotzdem weiterhin hier vorbeischauen.Und, wenn man den genannten Eintrag heraussucht*, steht dort:
-hp
Keiner kommt hier lebend rausEs gibt so ein paar Leutchen, die einem durch ihr Schreiben auf Anhieb sympathisch sind. Hans Pfitzinger, den ich nicht persönlich kenne, ist einer davon. Ich wünsche ihm, dass es noch lange dauert, bis er hier nicht lebend rauskommt. Und bis dahin ein gutes Leben hat.
Nur damit Sie sich, treuer tazblog-Leser, nicht irgendwelche unbegründeten Sorgen machen, weil gestern kein Eintrag und keine Anmerkungen zur taz vom Dienstag kamen: Ich lebe noch. Aber es gibt begründete Sorgen, und die Pause hängt eng damit zusammen: leben tu ich schon noch, aber vielleicht nicht mehr lange. [...]
Keiner kommt hier lebend raus. Du kriegst das Deine, ich das Meine.
In meinem Fall wird's wohl ein Abgang mit Vorwarnung: Noch ein halbes Jahr, wenn ich nichts unternehme, etwas länger, ein paar Jährchen möglicherweise, wenn ich die gängigen Therapien mitmache. Aber sicher weiß das keiner. Wenige Tage nach der Diagnose, ein paar Wochen, ein halbes Jahr, oder auch Sieg und weiterleben - sicher weiß das keiner. [...]
Keiner kommt hier lebend raus - schon recht, aber ich wäre ganz gern noch ne Weile dabei geblieben.
Ich melde mich wieder - gonna make it, baby, if we try.
--
*Hans Pfitzinger verwendet keine Blogsoftware, so dass sich die einzelnen Einträge nicht verlinken lassen.
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Michael Herbig sitzt vor einem Fisch. Kopf und Schwanz ragen über den Tellerrand.Ich danke Ihnen aufs Herzlichste und verneige mich demütig bis ganz knapp über den Tellerrand.
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Aber ich mag diese Sendungen nicht, ich gehe da seit zwei, drei Jahren nicht mehr hin. Die tun so, als bringen sie den Bürgern Politik näher, aber in Wahrheit verderben sie unser Geschäft und machen es uns schwerer, weil alles so plakativ und oberflächlich ist. Sie tun so, als sei Politik ganz einfach. Ist sie aber nicht.Was 'n Schwachsinn! Natürlich ist das ganz einfach! Beispiel: Ich als PR-Berater gehe natürlich zur Frau Schickedanz und sage, pass auf, etwas weniger Nerz die Tage, und erzähl mal irgendwas von Discountern, das kommt supi volksnah rüber. Bitte? Ja, Dis-kaun-ter, genau, Beispiel ist Aldi, falls du gefragt wirst, das eine gehört doch dem Karl und das andere dem Theo. Na, das sind so Geschäfte, da kauft man ein, d.h. man läuft durch Gänge, hat einen sog. "Einkaufswagen", dahinein tut man die Waren, stellt sich dann in die Warteschlange an der Kasse, man packt das Zeug dann auf ein sog. Laufband, dann wird's hektisch, man muss die Sachen wieder in den Wagen schmeißen, die Kassiererin ist aber meist schneller, und nebenbei das Geld raussuchen. Wie? Ja, auch mit der Karte, das geht heute auch. Bitte? Platincard? Hm. Ich lass das prüfen, im Discounter aber vielleicht nicht. Nein, du packst das dann selber ein und bringst es auch zum Auto - ach, weißt du was, ich stell dir da was zusammen auf DVD und dann machmer noch a Briefing später, dass d' di ned gar so blamierst, ge, he he!
Oder dieser eine da, der jetzt noch ein paarmal im Kreis fahren will, auch ein Kunde von mir, die Leute finden den zwar sowieso alle echt toll, aber nur so präventiv, dass bloß keiner ankommt mit Steuerflüchtling usw., ich meine, mal so unter uns Klosterfrauen: 800, 900 mio und am Genfer See, nicht wahr, der soll also einfach mal was vom "Wert des Geldes" schwätzen und von den "Outlets", und ich predige es seit Jahren: Ja, so billig ist der Ich-bin-einer-von-euch-Effekt zu haben. Es ist geradezu lächerlich einfach, und zur Not mal mit einem aus dem Volk eine Bratwurst essen, Leute!, sag ich, ihr habt bei denen auf Jah-re hi-naus einen Stein im Brett! Und das verbreitet sich!
Dass die das alle nicht kapieren. Man sieht's jetzt wieder bei dieser Ministerin: Tagelang, wochenlang geht's darum, ob das den Steuerzahler 5000 oder 10000 EUR gekostet hat mit ihrem lächerlichen Dienstwagen. Und die BILD! Und der Spiegel! Und die FAZ! Und der "Fall Ulla Schmidt"! Macht euch das mal klar. Dabei wäre es so einfach, zu sagen: Ja, soll ich denn im Urlaub mit einem Leihwagen aus Dünnblech herumfahren?
Vor Jahren, das war mal witzig, vielleicht erinnert sich noch jemand an Björn Engholm, der hatte ja auch das Problem mit der Volksnähe. Ich konnt's nicht fassen: Wird er von Klaus Bednarz interviewt, kommt auch heile durch, bis am Ende dann: "Wissen Sie, was ein Pfund Margarine kostet?" - ich schwitze schon vor dem Fernseher - und er: "So drei, vier Mark", neiiiin!, und dann verfranst er sich total, "wenn es sich um ein hochwertiges Produkt handelt" und so, will sich noch irgendwie retten und bringt dann am Ende ausgerechnet: "Ich kann ihnen aber sagen, was ein paar guter italienischer Schuhe kostet!", chrr-hrr-hrr, genau was für die Zielgruppe, wir haben damals so gelacht!, aber, ich mein, eigentlich war das ja auch niedlich und damals haben die halt noch nicht alle einen PR-ler gehabt.
Mein Rat an die Freunde aus der Politik: Auch in so Fernsehsendungen immer gut betroffen tun, jemand setzt dir da z.B. plötzlich einen Arbeitslosen gegenüber und der guckt dann so traurig oder auch vorwurfsvoll, dann ist das Publikum auch erst mal voll auf seiner Seite - dann müsst ihr unbedingt und immer so tun, als könntet ihr sein konkretes Problem auch ganz persönlich lösen.
Ihm gegenüber sitzt der arbeitslose Gas- und Wasser-Installateur Wilfried Löbel. Steinmeier erzählt von seinem Bruder, der auch in Kurzarbeit ist, und seiner Cousine, die gerade ihre Arbeit verloren hat. [...] Für Löbel, der in Bad Doberan an der Ostsee wohnt, will sich Steinmeier persönlich für einen Job im nahen Rostock einsetzen und präsentiert sich als einsamer Kämpfer für die Schwachen.Wirklich. Die Leute wollen das so.
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Sollten die Titel Ihr Interesse wecken, besuchen Sie den nächstgelegenen Flohmarkt oder den Weihnachtsbasar Ihrer Kirchengemeinde. Achten Sie allerdings darauf, dass Sie exakt diesen Stapel bekommen, denn es kursieren billige Nachahmungen, die man am Vorhandensein des Titels Huberty, Ernst und Willy B. Wange: Fußball WM Deutschland 1974 erkennt.
Nach Sichtung des Stapels fiel mir ein aktuelles Sachbuch in die Hände, das ich Ihnen ebenfalls anempfehlen möchte. (Es sollte sich ganz in der Nähe des Stapels befinden - schauen Sie andernfalls aber auch im Wohnzimmer nach, ganz oben in der Anbauwand, neben den Simmel-Bänden oder ganz außen neben den Bestsellern von Reader's Digest.) Denn ausgerechnet hier, im Urlaub, sollten mir endlich die Augen geöffnet werden: Ich bin nicht Herr meines eigenen Hirnkastens!
Ein packender Report, ein Dokument zum Zeitgeist, den ich dann auch fiebrig von der ersten bis zur letzten Seite verschlang. Hätten Sie, meine Herren, bspw. geahnt, dass Ihr Verhältnis zu Frauen zu ganz wesentlichen Teilen durch sog. Schlüsselreize geprägt ist?
Das aktuelle Bildmaterial, z.T. im aufwendigen Vierfarbverfahren gedruckt, wird auch den kundigen und welterfahrenen Beobachter tief beeindrucken; so werden u.a. die Zukunft der Fahrbahn- und der Landesgrenzenmarkierung, Nachdenkliches zum Thema Burgenbau sowie die Persönlichkeit des Fernsehmoderators Stefan Raab in teilweise doch recht drastischen Bildern aufgezeigt.
Erst am Ende der viel zu kurzen Urlaubszeit entsann ich mich dann der drei Büchlein, deren Preis von je 1.- EUR exakt ihrer pixibuchartigen Anmutung entsprach und die ich auf der Hinreise unbedingt aus ihrer unwirtlichen Umgebung hatte retten müssen; sie lagen in einem Korb zwischen einer Unmenge anderer Produkte, deren gemeinsamer Nenner der genannte Preis sowie der Geruch nach ungesunden Chemikalien war.
Etwas für die Hosentasche; etwas fürs Wandern, so wie das Stück Dauerwurst. Man meint erst, sie nicht zu benötigen, und irgendwann ist man doch froh, dass man sie dabeihat.
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Da sollten Sie doch lieber Ihren Deutschlehrer fragen. Oder in einem Lexikon nachschlagen. Ja, das hat schon einen Grund. Wollen Sie, dass ich das erkläre, dass ich mich also rechtfertige? Nein, dazu sehe ich keine Veranlassung. Ich kann diese Frage nicht beantworten, weil sie von einer vollkommen falschen Voraussetzung ausgeht. Nun lesen Sie mal diesen Roman, dann werden Sie uns, mit Verlaub, überflüssige Fragen ersparen. Meinen Sie wirklich, dass ich Zeit und Lust habe, hier fünfzig Titel aufzuzählen?Ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht viel über Joachim Deutschland, aber seine unvergesslichen Worte murmele ich regelmäßig vor mich hin, morgens z.B., wenn der Wecker klingelt. Oder einfach mal so zwischendurch, im Bus, im Fahrstuhl, auf der Toilette.
Auch mit dem Herunterlassen der Hose beim Grand-Prix-Vorentscheid habe er "niemanden beleidigen wollen" sondern sich einen Spaß gemacht.Man könnte statt dessen natürlich auch in einer Zeitungskolumne Leserfragen beantworten.
(Ich hab' aber auch eine Laune heute.)
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Ich habe mich dort kürzlich festgelesen und stundenlang weitergeklickt. Und dabei noch mal einiges über die Allgegenwart der Bildmanipulation gelernt. Denn eines ist ja klar: Was einem da von TV TODAY & Co. entgegenlächelt, sind keine Menschen. Diese bilden lediglich das Rohmaterial und werden vor der Auslieferung dermaßen geschreddert und mit Schlüsselreizverstärkern angereichert, dass ich mir die allzu naheliegende Analogie zur Nahrungsmittelindustrie glatt spare.
Auch didaktische Filmchen über die erstaunlichen Möglichkeiten der computergestützten Bildfälschung habe ich mir schon mal angesehen; dennoch hat die vergnügte Stunde, die ich bei den PhotoshopDisasters verbrachte, bei mir eine viel tiefere Wirkung entfaltet. Denn erst die wirklich groben Schnitzer haben mir gezeigt, wie hoch die Wahrnehmungstoleranzschwelle ist; ein Nacken muss schon extrem verschlankt und verlängert werden, bis man stutzig wird, ein Kopf grotesk verdreht oder das Konzept der Proportionen komplett ignoriert werden, bevor man an der Wahrheit zweifelt, die fotorealistischen Bildern ja scheinbar innewohnt.
Zu einem wirklichen Vergnügen machen den Besuch in diesem Blog übrigens viele der begleitenden Texte, von denen ich einige wenige hier mal frei übersetze:
Dies bringt zärtliche Erinnerungen daran zurück, wie man mit neun Jahren keine Ahnung davon hatte, was unter den Röcken der Frauen los war.Ach, sehen Sie sich das selber an. Oder fahren Sie zwischendurch hier mal mit dem Mauszeiger hinüber: Hatten Sie nicht auch schon ganz vergessen, wie echte Menschen aussehen?
"Hey, toll, wie du die Frau da rausgelöscht hast, aber du hast da, glaube ich, ein Stückchen vergessen."
Yo! Was geht! Check mal meinen total echten Schlitten ab, wo ich ganz in echt habe!
(Am Thema vorbei, muss trotzdem mit rein:
In Frankreich bekommt man CDs anscheinend billiger, wenn man seine Fürze anzündet. Toll!Das haben Sie doch auch gleich gedacht, oder.)
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