Es hat schon etwas Gewalttätiges an sich, die weite Strecke für ein paar Tage, und doch war es wieder so: Oben hätte ich losschreien können, die Luft, das Licht, die Stille, Feuer machen, Wasser holen, eben warst du noch auf der Strecke, hast mobil gelesen und ins Telefon geschaut, jetzt stehst du vor der Hütte und die Sonne geht unter, bezieh noch schnell das Bett, atme ein, schneid ein Stück Dauerwurst ab, beiß in das würzige Brot, trink von dem kräftigen Tee, der Ofen knistert schon, hör die irrsinnige Stille, geh noch mal raus, das kannst du doch nicht fassen, das ist ja voller Sterne da oben! Hör den Bach ganz leise plätschern da hinten! Paar dünne Wolken rasen vorbei, heller Mond. Hinten Milchstraße.
Abtrieb war ja schon. Sonst, wenn sie frühmorgens zum Melken getrieben werden, lächelst du kurz im Schlaf und drehst dich glücklich um. Später, in dieser unwirklichen Zugabenzeit, klöppelt nichts mehr und die Ruhe haut dich um. Du lächelst sowieso nur noch. Riech das Holz. Das Knacksen. Das Plätschern. Das Licht unwirklich und grell. Abends diese Farben, das kannst du kaum verkraften, sitzt da und willst nur schauen. Du hast das Brot geschnitten und etwas in der Pfanne gebrutzelt. Du sitzt da und isst und starrst mit blödsinnigem Ausdruck, draußen Farbkonzert und du schöpfst Wasser in den Kessel, schaust schnell wieder raus, stellst die dampfende Tasse neben das Bett, schlupfst unter die Deck. Liest noch kurz was mit deiner Stirnlampe, rekelst dich, lauschst, richtest dich noch mal auf, drehst dich ins Kissen. Redest leise mit dir selbst.
Ich bin kein Kletterer, bin kein Bergsteiger, habe keine Kniebundhosen, keinen Karabinerhaken. Ich bin einfach gerne da oben. Gibt schöne Städte. Gibt das Meer. Dann sage ich: Schöne Stadt. Schau an, das Meer! Aber da oben, da sage ich gar nichts, höchstens beim Ankommen so etwas wie: Aargh.
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venice_wolf,
Freitag, 4. Oktober 2013, 13:07
immer die selben Fotos...
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nemorosa,
Freitag, 4. Oktober 2013, 21:00
Haben Sie irgendwann auch genug davon? Und wenn, wie lang dauert das?
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nnier,
Samstag, 5. Oktober 2013, 00:07
Ich erzähle Ihnen mal was. Da gab es ein paar Kindheitserinnerungen, die so schön waren, dass ich ihnen nicht mehr zu trauen wagte. Das alles war so lange her, dass es nicht mehr wahr sein konnte.
Trotzdem bin ich irgendwann wieder hingefahren, und nach der letzten Kurve wusste ich mir kaum zu helfen vor Überwältigung. Das ist noch gar nicht so lange her, und seitdem wird es jedes Mal noch besser und die Abstände immer kürzer.
Ich weiß auch gar nicht, ob ich hier im Blog jedes Mal davon anfangen soll, mir fehlen ohnehin die richtigen Worte. Und dann die Frage, ob ich so ein schlichtes Gemüt bin: Essen, Trinken, Schlafen, Wasserholen, Feuermachen? Himmel angucken? Holz riechen? Jaaah, denkt man da, das ist ja schön und gut für eine Woche, dann aber wieder Kühlschrank, Internet und warme Dusche. Bloß dass ich das noch nie vermisst habe.
Umgekehrt aber schon. Da stellt man sich irgendwann ein paar Fragen.
Trotzdem bin ich irgendwann wieder hingefahren, und nach der letzten Kurve wusste ich mir kaum zu helfen vor Überwältigung. Das ist noch gar nicht so lange her, und seitdem wird es jedes Mal noch besser und die Abstände immer kürzer.
Ich weiß auch gar nicht, ob ich hier im Blog jedes Mal davon anfangen soll, mir fehlen ohnehin die richtigen Worte. Und dann die Frage, ob ich so ein schlichtes Gemüt bin: Essen, Trinken, Schlafen, Wasserholen, Feuermachen? Himmel angucken? Holz riechen? Jaaah, denkt man da, das ist ja schön und gut für eine Woche, dann aber wieder Kühlschrank, Internet und warme Dusche. Bloß dass ich das noch nie vermisst habe.
Umgekehrt aber schon. Da stellt man sich irgendwann ein paar Fragen.
nemorosa,
Sonntag, 13. Oktober 2013, 18:06
Das dürften die wichtigen sein.
Schauen Sie mal: On the mountain, I am beyond desire. It is not ecstasy ... I am not out of myself, but in myself. I am. That is the final grace accorded from the mountain. (aus: Ann Shepherd, The Living Mountain, gefunden bei R. Macfarlane, The Old Ways)
(Jadoch. Fluchttendenzen.)
Schauen Sie mal: On the mountain, I am beyond desire. It is not ecstasy ... I am not out of myself, but in myself. I am. That is the final grace accorded from the mountain. (aus: Ann Shepherd, The Living Mountain, gefunden bei R. Macfarlane, The Old Ways)
(Jadoch. Fluchttendenzen.)
sturmfrau,
Montag, 7. Oktober 2013, 12:48
Kann mir vorstellen, dass man davon nicht genug bekommt.
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