Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Barfuß zum Nordpol: Euphorisches
nnier | 12. Februar 2009 | Topic In echt
Mediziner beschreiben auch subjektives Wohlbefinden Schwerkranker als Euphorie.
[Fortsetzung]

Valence! Nördliches Tor der Provence! (Steht da, wo auch alle anderen abschreiben). Tatsächlich der erste Ort, der ein wenig südliches Flair verbreitet, das Klima milder, es gibt Palmen, der Boden ist sandig, aber, ach!, die Begeisterung meines Reisegefährten vermag ich nur partiell zu teilen.

Ich weiß. Jammern macht unattraktiv und so. Bleiben wir also einfach bei den Fakten. Es gibt ein Schild. Es gibt eine Art Jugendherberge. Der Weg dorthin ist nicht mal weit. Jedenfalls für gesunde Erwachsene. Ich hingegen werde ständig von Omas mit Rollatoren überholt, beiße die Zähne zusammen, schleppe mich stumpfsinnig vorwärts, wir erreichen die ersehnte Herberge, sie wirkt seltsam unbewohnt, erste Panikgefühle kommen auf, bis schließlich doch ein Angestellter erscheint, uns den Preis nennt und, da nicht genügend Francs zur Hand und alle Wechselstuben geschlossen, nach kurzer Diskussion unsere Deutschmarks akzeptiert, wir werden in einen leeren Schlafsaal geführt, die warme Dusche kommt kaum gegen die Freudentränen an, die sie auslöst, ich schaffe es irgendwie noch bis zum Bett und verarzte notdürftig meine zerschundenen Füße, doch all das erlebe ich nur noch wie im Nebel, die Sprache versagt, endgültig übernehmen nun die Grundbedürfnisse die Herrschaft, es ist 20:00h und bis zum nächsten Morgen ist da nur noch ein tiefes, schwarzes Loch, wahrscheinlich spielen die Beatles vor der Herberge auf, während Außerirdische an uns Experimente durchführen - nur schlafen, endlich schlafen, in einem Bett, mit einer Decke, im Warmen, unbedroht von Gendarmerie und Zoll, und wenn ich zu einer Empfindung fähig gewesen wäre, ja, dann hätte man diese Euphorie nennen müssen.

[Geht irgendwann weiter]

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venice_wolf, Donnerstag, 12. Februar 2009, 18:12
jetzt wird es schön langsam spannend... aber warum heist es "zum nordpol" wenn es eindeutig gen Süden geht? diese und andere fragen plagen mich Nacht für Nacht. Einen gruss aus Venedig (auch auf dem weg zum Nordpol ?)

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nnier, Donnerstag, 12. Februar 2009, 22:18
Man muss ja nicht immer den ganz direkten Weg nehmen. Oder man kann nicht. Zum Glück ist die Kugel rund, oder wenigstens ein rotationssymmetrisches Ellipsoid, auf dem wir hier nördlicher oder südlicher vor uns hin leben, da komt man schon irgendwann irgendwo an. Und der eine, der muss am Wochenende nach Huntlosen. Der andere, der verbringt Nächte in Venedig und macht am Wochenende Sachen mit Schneeschuhen oder Motorschlitten. Viel Spaß!

Ach, eins noch wegen ellipsoid: Wäre die Erdkugel exakt kugelförmig und glatt - und man spannte ein Seil rund um den Äquator, so dass es überall exakt aufläge - und schnitte man dieses Seil auf, fügte exakt einen Meter hinzu, knotete es wieder zusammen zöge es dann gleichmäßig rundherum vom Erdboden ein wenig nach oben - wie groß wäre wohl der Abstand zwischen Erdoberfläche und Seil? Könnte eine Maus darunter hindurchschlüpfen?

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pancreases, Donnerstag, 12. Februar 2009, 23:51
Solange die Maus nicht gelb-pink-gestreifte Pillen geschluckt hat und auf über 15,9 cm angewachsen ist... diese Aufgabe wurde wohl jedem Schüler schon mindestens einmal gestellt (aber ich gebe offen zu, dass ich zu faul war, mein altes Matheheft herauszusuchen oder selbst noch mal nachzurechnen... ).

Es mag ein bisschen... komisch erscheinen, aber Ihre Erlebnisse wecken wieder meine eigene Reiselust.

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nnier, Freitag, 13. Februar 2009, 00:38
Wir damals, wir hatten gar nicht so ein langes Seil!

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vert, Freitag, 13. Februar 2009, 01:08
aber mäuse?!

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pancreases, Freitag, 13. Februar 2009, 01:23
oder die Pillen?

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nnier, Freitag, 13. Februar 2009, 10:29
Diese abgeklärte Reaktion. Wir damals, wir haben geschrien: Was, das kann nicht sein, vier-zig-tau-send-Ki-lo-me-ter und dann nur ein einziger Meter dazu, das reicht doch nicht mal für eine Ameise, und es war wirklich Arbeit, die Tatsache geistig zu integrieren.

Frau pancreases, es freut mich übrigens, dass Ihre Reiselust gekitzelt wird. (Ich kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen!)

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jean stubenzweig, Freitag, 13. Februar 2009, 03:52
Omis, ja. Aber Rollatoren? Im Valence der Achtziger? Ich nehme an, Sie haben das in Ihrem Leid mit Traktoren verwechselt. Na gut, nehme ich's nicht so genau.

Nördliches Tor. Sagen wir's doch mal so: Die Wetterscheide befindet sich kurz unterhalb von Lyon, genauer: Vienne. Nun ja, Provence ist es noch nicht. Aber ein anderes Licht wird's hier bereits, Frau Flora sieht schon ganz anders aus, und es ist auch deutlich zu hören. Denn etwa von dort an machen diese rechts und links der Straße in den Bäumen hockenden Viecher einen für den Süden typischen derartigen Krach, daß man meint, das Autochen hätte einen Antriebswellenschaden. Es ist völliger Unsinn oder vielleicht aus dem 18. Jahrhundert abgeschrieben, der da behauptet wird: «es dürfen keine störenden Geräusche in der Umgebung vorhanden sein». Und im Süden heißt es: Nördlich von Lyon lebten keine Menschen – alles Barbaren. Nicht oberhalb von Valence. Das hockt da nämlich irgendwie mittendrin, ziemlich unbeachtet. Valence: Laut Abschreibenzyklopädie Städtepartnerstadt mit Biberach an der Riß, und dann die Söhne und Töchter der Stadt – das sagt doch alles.

Aber Sie hatten ohnehin andere Probleme. Hoffentlich haben die Beatles Sie nicht geweckt.

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nnier, Freitag, 13. Februar 2009, 10:22
Die Rollatoren waren bei genauerem Hinsehen Metaphoren, da haben Sie vollkommen recht. Und geweckt wurde ich nicht, nein, allenfalls hat sich da etwas in meine Träume geschlichen.

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