Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Dienstag, 10. Februar 2009
32168
nnier | 10. Februar 2009 | Topic Brainphuq
Auf Tutti-Frutti-induzierter Zeitreise - klar jewesn! Was manchem der muffige Geruch des Kartoffelkellers oder der Geschmack von Hitschler-Kaubonbons, ist mir die Musik der frühen 80er, Gefühle, Erinnerungen, direkt verschaltet, Widerstand zwecklos.

Ich war zwei Wochen lang krank, hörte ständig Radio, die Hand an der Aufnahmetaste, um die BASF-Cassette mit der Beschriftung "Alles Mögliche VII" weiter zu bespielen - und zwischendurch lauschte ich dann dauernd dem wirklich guten Stück Pfüati Gott, Elisabeth, das war allerdings nach der durch das o.g. Album markierten Hochphase der Band, für die es nun schon wieder bergab ging. Wenn ich dieses Lied höre, liege ich verschwitzt in meinem Bett, Spock (in seiner Star-Trek-1-Inkarnation) richtet seinen strengen Blick auf mich, während im Hintergrund das 60-Liter-Aquarium blubbert, den beiden Trauermantelsalmlern geht's gut, und die norddeutschen Radiomoderatoren sind zu blöd, den Albumtitel Scharf wia Pepperoni zu verstehen, deshalb sagen sie in dem, was sie für einen lustig nachgemachten bayerischen Akzent halten, so was wie "Schoarf wie a Pepperoni" - völlig sinnentstellend. Neben dem Bett ein Stapel veralteter Elektronikbücher vom Flohmarkt, die ich überhaupt nicht verstehe, ein Lötkolben und ein paar Transistoren usw., aus denen ich nach irgendeiner Anleitung einen kleinen Summer und ein LED-Blinklicht zusammenbruzzle, obwohl man das im Bett nicht unbedingt machen sollte, aber ich passe ja auf.

Es waren Zeiten, in denen Schlagertexte noch nicht von blutenden Analverletzungen handelten. "Und draußen vor der großen Stadt / stehn die Nutten sich die Füße platt" (Skandal im Sperrbezirk) oder Ich schau dich an ("Showowowow-Peep-Peep"), so etwas ließ damals noch aufhorchen und wurde in Lehrer- und Elternkreisen stirnrunzelnd diskutiert. Es hat ja meist etwas rührend (manchmal auch störend) Pennälerhaftes an sich, was der Günther Sigl sich da zusammengetextet hat, Zwoa Zigaretten auf da Schu-i-to-a-lettn, mei bester Spezl und i, raus in da Früah und auf in d'Schui, sie sogt der Reißverschluss bleibt zua.

85555, 90125, 04435-2300, 32168 - schnell: Zuordnen! Zeit läuft! (Wer das für willkürliche Zahlenkombinationen hält, sei freundlich gefragt: Wo warst du damals - in Afrika?)

Wenn man zwei Wochen krank ist, dann kommt man irgendwann auf die Idee, die Zahl Eins zu nehmen und sie immer zu verdoppeln. 1, 2, 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, 512, 1024, 2048, 4096, 8192, 16384, 32768, 65536. Ich kann meinen Computer deshalb auch ganz gut verstehen, Verstehen nicht im Sinne von Rechtfertigen, sondern von Nachvollziehen. Und wenn ich unterwegs oder nachts mal gefragt werde, wieviel eigentlich 2 hoch 16 ist, antworte ich spontan: 65536. Das hat mir schon in einigen Situationen das Leben gerettet. Wobei ich nicht jede Zweierpotenz direkt weiß, denn werde ich z.B. nach 2 hoch 13 (die korrekte Schreibweise lautet "2^13") gefragt, muss ich schnell die Reihe durchgehen und dabei die Finger benutzen wie ein Grundschüler beim kleinen Einmaleins. Bisher ist es aber immer gutgegangen. Ein Tipp noch schnell zwischendurch: Wenn jemand mit einem Schachbrett unterm Arm ankommt und so scheinheilig was von Reiskörnern erzählt - aufgepasst! Ich habe Sie gewarnt. Ihre Börsenverluste sind nichts dagegen.

Sollten Sie übrigens den Eindruck gewinnen, dass ich hier frei assoziiere oder gar den Faden verliere: Ich versichere Sie (wie Kafka sagen würde), bzw. ich versichere Ihnen (wie ich sagen würde), dass dem nicht so ist. Sehen Sie sich doch diese schöne Zweierpotenzreihe noch einmal in Ruhe an. Gell - jetzt sehen Sie's auch! Zwounddreißig-sechzehn-acht! Nicht irgendeine willkürliche Kombination. Wahnsinn, das ist doch kein Zufall. Bitte? Der Reim, sagen Sie? Woher denn, der hätte das doch nun wirklich nicht erfordert! Denn auch unter, sagen wir, vierunddreißig-neunzehn-acht hätte die ganze Nacht Konjunktur herrschen können. Und - pst! Setzen Sie die Reihe mal fort. Unglaublich, oder? Das ist exakt die Vorwahl meiner geliebten Hansestadt. Muss ich noch mehr sagen?

Damals, als ich da so krank vor mich hin schwitzte, konnte ich noch nicht ahnen, dass ich mal ein Bremer werden würde, und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Günther Sigl 25 Jahre später mit zwar etwas schütter werdendem Haar, aber immer noch identischer Mimik in einem Fernsehstudio des BR sitzen, von einem unerträglichen Moderator angekündigt werden und einem mild-müde-amüsiert mitklatschenden Publikum was von Nutten singen würde.

Hätte ich das alles geahnt, dann hätte ich wahrscheinlich einiges anders gemacht. Vielleicht aber auch nicht.

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