Es gibt im Bremer "Viertel" ein Fachgeschäft für Musikinstrumente und so Zeug. Das ist eines jener paar inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte, bei denen man als Kunde den Eindruck bekommen muss, es sei eine ganz besondere Gnade, dort bedient zu werden.
Ich erwarte nicht das duckmäuserische Geschleime, das mancher gerne euphemistisch als "Dienstleistermentalität" bezeichnet und dabei doch nur rückgratloses Buckeln unterbezahlter Beschäftigter vor jedem, der evtl. mit einem Geldschein winkt, meint; ich habe gerne ein selbtbewusstes Gegenüber, und als neulich jemand in ruppigem Ton die Angestellte des Drogeriemarktes anherrschte, sie solle gefälligst zackzack seine Fotorbeiten aus der Selbstbedienungstheke heraussuchen, da er seinen Schein mit der Abholnummer verloren habe, worauf sie entgegnete, dass sie die Zeit nicht habe und er aber gerne selbst seine Tüte heraussuchen dürfe, er dann herumschrie, dass er "einen so schlechten Service noch in keinem Fotoladen" geboten bekommen habe, sprang ich der bedrängten Arbeitnehmerin zur Seite und erklärte dem Mann, dass er im Fotoladen eben auch 59 statt 9 Cent pro Bild bezahle und das ja nächstes Mal einfach wieder tun könne.
Was ich dennoch nicht verstehe, ist, wenn Kunden wie lästige Bittsteller behandelt werden. So gibt es ganz in meiner Nähe einen Elektroladen, den ich trotz einschlägiger Erfahrungen neulich wieder einmal aufsuchte, um eine Leuchtstoffröhre bestimmter Größe und Wattzahl zu kaufen. Ich hatte mir die Länge anhand der Aufschrift der zu ersetzenden in Zoll notiert und wurde folglich erst einmal angepflaumt, dass er "mit Zoll nichts anfangen" könne, woraufhin ich die Länge überschlagsmäßig in cm umrechnete, er dann knurrte, das sei aber "Bestellware" und mich herausfordernd ansah, so dass ich einen schönen Tag wünschte und wieder ging. Rein theoretisch, dachte ich beim Verlassen des Geschäfts, hätte der gute Mann mir ja den Preis und die zu erwartende Lieferzeit nennen können. Aber sein, vorsichtig formuliert: Desinteresse, vertrieb mich auch diesmal - und bei dem Herrn handelt es sich um den Inhaber, nicht etwa einen unmotivierten Angestellten.
Purer Idealismus ist es auch, der mich regemäßig in die hiesige Buchhandlung treibt, auf dass es noch lange eine im Stadtteil gebe, denn auch dort kann man jedesmal erleichtert aufatmen, wenn man, ohne sich Vorwürfe oder Genörgel anhören zu müssen, wieder rauskommt. Vielleicht haben die alle ihre guten Gründe, z.B. Ärger zu Hause oder eine kranke Mutter, aber schön ist das nicht. Nehmen wir nun noch den angestammten Schreibwaren- und Spielzeugladen hinzu, auch er kein Filialist, sondern tapferer Einzelkämpfer - und auch dort wird man stets beäugt wie ein potentieller Dieb, und fragt man vorsichtig nach Artikel X, wird einem gerne in beleidigtem Ton geantwortet, dass man den nicht habe und "wirklich nicht alles" vorrätig haben könne.
Mein idealistischer Ansatz, immer dann, wenn es preislich keinen gar zu großen Unterschied macht, möglichst lokal beim Einzelhandel zu kaufen war es dann auch, der mich zu dem besagten Musikladen trieb. Flötennoten in zweifacher Ausfertigung mussten besorgt werden, ich erkundige mich telefonisch, wurde aufgefordert, im Internet die ISBN herauszusuchen und dann per E-Mail zu bestellen, bekam nach einigen Tagen Nachricht, dass ein Exemplar da sei, fuhr hin, kaufte es, betonte, wie dringend ich auch das zweite bräuchte, man sicherte mir zu, mich zu benachrichtigen, wenn das andere eintreffe, das könne nicht lange dauern - und ja, man werde sich darum kümmern. Die langweiligen Einzelheiten kürze ich mal ab: Ich musste immer wieder anrufen, man vertröstete mich immer wieder, versprach, beim Lieferanten nachzuhaken und mich auf dem Laufenden zu halten, doch nichts geschah, so dass ich schließlich beim Internetversand orderte. Monate ist das her.
Heute abend nun rief mich eine Dame an, die in eisigem und vorwurfsvollen Ton zu mir sprach: "Sie haben mal was bei uns bestellt. Das ist noch nicht abgeholt." - "Ach, die Noten? Die brauche ich nun nicht mehr, ich habe damals lange gewartet und am Ende woanders gekauft." - "Das ist aber nicht schön, dass Sie uns das nicht gesagt haben!" - "Ja, und es war nicht schön, dass ich damals nie benachrichtigt wurde, immer selbst nachfragen musste und nur vertröstet wurde." - "Da sieht man wieder mal, dass diese Bestellungen per E-Mail einfach nichts wert sind!" Damit legte sie auf.
Und wenn ich nicht wüsste, dass mein Handeln einem höheren Zweck dient, und wenn ich nicht wüsste, dass etwa ein ama*on-Monopol grauenhafte Folgen haben wird, dann würde ich an einem solchen Tag beschließen, die anstregende Pflege der kleinen Einzelhändler einzustellen und mir alles vom Versandhandel ins Haus liefern zu lassen - aber echt.
Ich erwarte nicht das duckmäuserische Geschleime, das mancher gerne euphemistisch als "Dienstleistermentalität" bezeichnet und dabei doch nur rückgratloses Buckeln unterbezahlter Beschäftigter vor jedem, der evtl. mit einem Geldschein winkt, meint; ich habe gerne ein selbtbewusstes Gegenüber, und als neulich jemand in ruppigem Ton die Angestellte des Drogeriemarktes anherrschte, sie solle gefälligst zackzack seine Fotorbeiten aus der Selbstbedienungstheke heraussuchen, da er seinen Schein mit der Abholnummer verloren habe, worauf sie entgegnete, dass sie die Zeit nicht habe und er aber gerne selbst seine Tüte heraussuchen dürfe, er dann herumschrie, dass er "einen so schlechten Service noch in keinem Fotoladen" geboten bekommen habe, sprang ich der bedrängten Arbeitnehmerin zur Seite und erklärte dem Mann, dass er im Fotoladen eben auch 59 statt 9 Cent pro Bild bezahle und das ja nächstes Mal einfach wieder tun könne.
Was ich dennoch nicht verstehe, ist, wenn Kunden wie lästige Bittsteller behandelt werden. So gibt es ganz in meiner Nähe einen Elektroladen, den ich trotz einschlägiger Erfahrungen neulich wieder einmal aufsuchte, um eine Leuchtstoffröhre bestimmter Größe und Wattzahl zu kaufen. Ich hatte mir die Länge anhand der Aufschrift der zu ersetzenden in Zoll notiert und wurde folglich erst einmal angepflaumt, dass er "mit Zoll nichts anfangen" könne, woraufhin ich die Länge überschlagsmäßig in cm umrechnete, er dann knurrte, das sei aber "Bestellware" und mich herausfordernd ansah, so dass ich einen schönen Tag wünschte und wieder ging. Rein theoretisch, dachte ich beim Verlassen des Geschäfts, hätte der gute Mann mir ja den Preis und die zu erwartende Lieferzeit nennen können. Aber sein, vorsichtig formuliert: Desinteresse, vertrieb mich auch diesmal - und bei dem Herrn handelt es sich um den Inhaber, nicht etwa einen unmotivierten Angestellten.
Purer Idealismus ist es auch, der mich regemäßig in die hiesige Buchhandlung treibt, auf dass es noch lange eine im Stadtteil gebe, denn auch dort kann man jedesmal erleichtert aufatmen, wenn man, ohne sich Vorwürfe oder Genörgel anhören zu müssen, wieder rauskommt. Vielleicht haben die alle ihre guten Gründe, z.B. Ärger zu Hause oder eine kranke Mutter, aber schön ist das nicht. Nehmen wir nun noch den angestammten Schreibwaren- und Spielzeugladen hinzu, auch er kein Filialist, sondern tapferer Einzelkämpfer - und auch dort wird man stets beäugt wie ein potentieller Dieb, und fragt man vorsichtig nach Artikel X, wird einem gerne in beleidigtem Ton geantwortet, dass man den nicht habe und "wirklich nicht alles" vorrätig haben könne.
Mein idealistischer Ansatz, immer dann, wenn es preislich keinen gar zu großen Unterschied macht, möglichst lokal beim Einzelhandel zu kaufen war es dann auch, der mich zu dem besagten Musikladen trieb. Flötennoten in zweifacher Ausfertigung mussten besorgt werden, ich erkundige mich telefonisch, wurde aufgefordert, im Internet die ISBN herauszusuchen und dann per E-Mail zu bestellen, bekam nach einigen Tagen Nachricht, dass ein Exemplar da sei, fuhr hin, kaufte es, betonte, wie dringend ich auch das zweite bräuchte, man sicherte mir zu, mich zu benachrichtigen, wenn das andere eintreffe, das könne nicht lange dauern - und ja, man werde sich darum kümmern. Die langweiligen Einzelheiten kürze ich mal ab: Ich musste immer wieder anrufen, man vertröstete mich immer wieder, versprach, beim Lieferanten nachzuhaken und mich auf dem Laufenden zu halten, doch nichts geschah, so dass ich schließlich beim Internetversand orderte. Monate ist das her.
Heute abend nun rief mich eine Dame an, die in eisigem und vorwurfsvollen Ton zu mir sprach: "Sie haben mal was bei uns bestellt. Das ist noch nicht abgeholt." - "Ach, die Noten? Die brauche ich nun nicht mehr, ich habe damals lange gewartet und am Ende woanders gekauft." - "Das ist aber nicht schön, dass Sie uns das nicht gesagt haben!" - "Ja, und es war nicht schön, dass ich damals nie benachrichtigt wurde, immer selbst nachfragen musste und nur vertröstet wurde." - "Da sieht man wieder mal, dass diese Bestellungen per E-Mail einfach nichts wert sind!" Damit legte sie auf.
Und wenn ich nicht wüsste, dass mein Handeln einem höheren Zweck dient, und wenn ich nicht wüsste, dass etwa ein ama*on-Monopol grauenhafte Folgen haben wird, dann würde ich an einem solchen Tag beschließen, die anstregende Pflege der kleinen Einzelhändler einzustellen und mir alles vom Versandhandel ins Haus liefern zu lassen - aber echt.
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pancreases,
Dienstag, 3. Februar 2009, 22:24
Besonders allergisch reagiere ich, wenn einer meiner Mitarbeiter vom Kunden erwartet, daß dieser Verständnis für seine Probleme hat, statt daß er die Probleme des Kunden löst.
Claus Wisser (*1942), dt. Unternehmer, Chef der Wisser-Gruppe (Dienstleistungen, Textilindustrie), Frankfurt
Claus Wisser (*1942), dt. Unternehmer, Chef der Wisser-Gruppe (Dienstleistungen, Textilindustrie), Frankfurt
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nnier,
Dienstag, 3. Februar 2009, 22:40
Hm, ja, das sind so Themen ... ich weiß nicht, wer und wie der Herr Wisser ist, aber so ein Spruch könnte in seiner Allgemeinheit ja auch vom Lidl-Bezirksleiter stammen, der seine ausgebeuteten Mitarbeiter abkanzelt, wenn diese vor lauter "zu verräumender" Ware, überquellendem Pfandautomaten und Schlange an der Kasse nicht mehr ein und aus wissen. Und nicht zuletzt kommt es auch auf den Kunden an, der gerne mal den Großkotz gibt.
pancreases,
Dienstag, 3. Februar 2009, 22:59
Das stimmt natürlich.
Allerdings habe ich mich eben auch schon oft gefragt, ob es an meiner Überempfindlichkeit liegt, wenn ich einen Laden betrete und meine, sofort eine gewisse Unfreundlichkeit zu spüren... gut, nun könnte man sagen, das könnte auch an der Einrichtung oder der Tapetenfarbe liegen, aber ich meine z.B. diese Angst davor, eine/n Verkäufer/in überhaupt anzusprechen, weil man merkt, dass man dem/derjenigen sowieso nur zur Last fällt....ok, ich bin überempfindlich, vergessen wir das lieber :)
Aber um noch mal auf Ihre Antwort zurückzukommen: Das ist wie im Restaurant - da muss man den Ober natürlich auch nicht unbedingt wie seinen persönlichen Haussklaven behandeln, um ihm die Arbeit zu erleichtern...
Allerdings habe ich mich eben auch schon oft gefragt, ob es an meiner Überempfindlichkeit liegt, wenn ich einen Laden betrete und meine, sofort eine gewisse Unfreundlichkeit zu spüren... gut, nun könnte man sagen, das könnte auch an der Einrichtung oder der Tapetenfarbe liegen, aber ich meine z.B. diese Angst davor, eine/n Verkäufer/in überhaupt anzusprechen, weil man merkt, dass man dem/derjenigen sowieso nur zur Last fällt....ok, ich bin überempfindlich, vergessen wir das lieber :)
Aber um noch mal auf Ihre Antwort zurückzukommen: Das ist wie im Restaurant - da muss man den Ober natürlich auch nicht unbedingt wie seinen persönlichen Haussklaven behandeln, um ihm die Arbeit zu erleichtern...
nnier,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:03
Es hört sich nicht so an, als seien Sie da überempfindlich. Es gibt diese Läden. Und wenn ich beim Disounter oder Baumarkt oder Medienriesen die paar armen und oft wirklich überarbeiteten Menschlein sehe, nervt mich das zwar auch, aber ich bringe denen ein gewisses Verständnis entgegen. Anders die von mir oben genannten Beispiele, da nehme ich erstens für mich in Anspruch, mich höflich und korrekt verhalten zu haben und zweitens sind es eben oft die Inhaber oder direkten Angehörigen gewesen, die trotzdem sich pampig und maulig verhalten haben.
pancreases,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:08
Nun ja, jedem das, was er will - und die wollen Sie anscheinend nicht weiter als Kunden haben ;)
Und da Sie ja schon andeuteten, dass Sie auch keinen allzu großen Wert mehr auf selbige legen, könnten ja jetzt alle zufrieden sein... theoretisch...
Und da Sie ja schon andeuteten, dass Sie auch keinen allzu großen Wert mehr auf selbige legen, könnten ja jetzt alle zufrieden sein... theoretisch...
pancreases,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:14
Leider muss ich zugeben, dass ich auch keine Ahnung habe, wer das ist, und das Zitat bezog sich auch nur auf die Auslegung der Situation, wie sie nnier beschrieben hat, wohlwissend, dass man das Zitat auch anders auslegen kann, wie es Herr nnier ja auch schon ausgeführt hat - mein Fehler also, da ich auch nicht weiß, wie die Worte aus speziell Herrn Wissers Mund zu bewerten sind ...
nnier,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:15
Eben: theoretisch! Denn ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Vielfalt erhalten bleiben kann, dass solche Läden vielleicht insgesamt doch bessere Arbeitsbedingungen bieten als die großen bösen, und ich bin mir sehr sicher, dass wir uns noch umgucken werden, wenn die letzten "freien" Einzelhändler verschwunden sind. Da lebe ich dann auch mal mit deren Verschrobenheiten. Aber, Freunde der Sonne, irgendwo ist Schluss.
Nebenbei: Ihre Einrichtung kommt mir irgendwie bekannt vor!
Nebenbei: Ihre Einrichtung kommt mir irgendwie bekannt vor!
nnier,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:20
@pancreases 22:14: Huch, habe ich hier etwas überlesen? Es klingt wie eine Antwort auf etwas, das ich nicht finde. Und "Fehler" finde ich etwas hart ausgedrückt. Das Zitat kann ja seine Berechtigung haben.
pancreases,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:22
Oh ja, diesen Beitrag ihrerseits habe ich auch gelesen... das ist auch so ein Thema, über das ich sicherlich stundenlang diskutieren/mich aufregen könnte... nur eben gerade weil ich weiß, dass ich da schnell sehr emotional reagiere, halte ich mich bei so etwas lieber etwas zurück.
pancreases,
Dienstag, 3. Februar 2009, 23:38
@nnier 20:20: Langsam zweifle ich auch an meinem Verstand... stand da nicht grade noch ein Kommentar von einer anderen Person? Jetzt beginnen sich die Stimmen in meinem Kopf schon zu materialisieren ;D
monnemer,
Mittwoch, 4. Februar 2009, 11:00
Guten Morgen Herr/Frau pancreases, ich hatte gestern Abend einen fürchterlichen Streit mit einem Geschäftspartner zum Thema Arbeitsbedingungen, der damit endete, dass ich ihn rausgeschmissen habe.
Immer noch in Rage hatte ich hier einen sackdämlichen Kommentar abgelassen, den ich anschließend wieder gelöscht habe.
Ich bitte um Entschuldigung, der Kommentar hatte absolut nichts mit Ihnen oder Ihren Einlassungen zum Thema zu tun.
Immer noch in Rage hatte ich hier einen sackdämlichen Kommentar abgelassen, den ich anschließend wieder gelöscht habe.
Ich bitte um Entschuldigung, der Kommentar hatte absolut nichts mit Ihnen oder Ihren Einlassungen zum Thema zu tun.
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