Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Fundamentalist
nnier | 28. März 2011 | Topic In echt


Wegen so etwas brauche ich endlich ein Fundament. Und weil die Schlüssel sonst so abgenutzt werden.

Tag für Tag, sommers wie winters, sieht man mich mit unter den Arm geklemmtem Plastikwäschekorb das Haus verlassen, mal ist es ein dunkelblauer, mal ein weißer, mal ein kleinerer und mal ein größerer, in jedem Fall aber ein gut gefüllter. Die Menschen lächeln, ich grüße freundlich, steige die kurze Treppe von der Haustür hinab, dann fummele ich mit einer Hand den Schlüsselbund aus der Hosentasche, drehe mich um und wende mich der Treppe zum Kellereingang zu, welchen ich nach wenigen Stufen erreiche und den ich dann nur noch aufschließen muss, und zwar blind, da der Eingang recht schmal ist und mir der Korb die Sicht versperrt.

Wenig später sieht man mich mit einem anderen, frisch befüllten Korb den umgekehrten Weg gehen, also raus aus der Kellertür, diese irgendwie zuziehen, Treppe hoch, umdrehen, Schlüssel aus Hosentasche fummeln, nächste Treppe hoch, Haustür blind aufschließen, Korb abstellen, Treppe runter, verlorene Wäschestücke einsammeln, Treppe hoch, Tür zu. All dies findet auf offener Straße statt, seit Tag 1, denn es gibt im Haus keinen Zugang zum Keller, der Vorbesitzer hat das mal umgebaut.

Es wäre doch wirklich toll, denkt man, wenn man auf der Rückseite des Hauses vom Balkon einfach so in den Garten und von dort aus in den Keller gehen könnte mit seiner Wäsche. Eine Treppe müsste da eigentlich hin, unbedingt!

Gut, andere Menschen sind der Meinung, dass es ohnehin ganz schön wäre, wenn man in den Garten gehen könnte, ohne erst durch den Keller zu müssen (und zwar vornerum, raus aus der Haustür, rein in die Kellertür) - die wollen da dann z.B. "im Sommer mal frühstücken" etc., da habe ich dann natürlich auch nichts gegen.

Weil die Dinge aber gut überlegt sein wollen, nutzte ich jahrein, jahraus meine Schlüssel ab, die Ideen kamen und gingen, und eigentlich müsste man zuerst, und vielleicht muss man aber davor, und vielleicht ist es besser, wenn - bis dann ungeduldigere Menschen mal wieder Fakten schaffen und beschließen: Das wird jetzt eine pragmatische und günstige Lösung, nichts Geschweißtes, nichts für die Ewigkeit, aber ich will endlich eine Treppe haben, und es ist mir egal, ob "man vielleicht lieber zuerst noch mal wegen des Balkongeländers jemanden fragt", solche Menschen kommen dann plötzlich an mit zwei Holzbalken als Treppenwangen, einer Anzahl Metallstufen sowie ein paar Befestigungswinkeln. Dann geht es Schlag auf Schlag: Kaum sind Herbst und Winter vergangen, fangen sie an, ein rechteckiges Loch zu buddeln, so, da müsse jetzt nämlich ein Fundament hin, und man müsse jetzt (Samstagabend) noch eben mit zum Baumarkt fahren, welchen man, ehe man sich's recht versieht, mit so vielen Säcken Split, Sand und Betonmischung wieder verlässt, dass man sich im Auto lieber ganz, ganz leicht macht.









Gut, man hätte noch mal fragen können, ob die Breite des rechteckigen Lochs denn auch rational hergeleitet oder mehr so intuitiv gewählt wurde, aber an und für sich ist das ein ganz schönes Fundament geworden. Und mit etwas Glück lassen sich die beiden Befestigungswinkel für die Treppenwangen ganz außen gerade noch so festdübeln, ohne die Ränder wegzusprengen. Wenn die Treppe überhaupt dahin kann, wo das Fundament ist - ich muss da nämlich erst noch jemanden fragen, wegen des Balkongeländers.

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venice_wolf, Dienstag, 29. März 2011, 12:31
Wegen solcher Action Fotos schlägt mein Herz immer stärker, und ich bekomme feuchte Augen. Wiewohl ich ein paarmal im Jahr Möbel/Küchen/Zimmer usw herumtragen und ab-aufbauen MUSS, so gehört es zu meinem Büroangestelltenpensum, Bauarbeiten oder Renowierungen in einem Objekt durchzuführen, die sonst keiner so auf die leichte Schulter nimmt... schon habe ich mich, wenn bei mir im Haus nix notwendig war, freiwillig bei Freuden angemeldet um deren alten Fliessen mittels Bohrhammer herunterzudreschen. Was für ein Gefühl, wenn man, in einer Staubwolke stehend, links und rechts nur umstürzende Fliessen sieht, dass es nur so rauscht. Rambo ist da gar nix im Vergleich und eine innerliche Zen-Ruhe tritt auf.
Und wie schätz man den scheinbar desolaten Anblick wenn man bei der Bierpause diese ganze Energie geerdet hat.
Nachdem mehrere erfolgreiche Arbeiten durchgeführt wurden, kommt es einmal - die Lebensaufgabe die einen Meilenstein setzen will. Lange denke ich schon daran, es ist etwas wo eine Baufirma einen Monat Arbeit hätte, und ich möchte es mit - fast - blanken Händen angehen.
Mit Werkezeug die man im Baumarkt um je 10 Euro bekommt.
Low cost, aber High Tech...
Soll ich weiterträumen oder auf einmal Zupacken? Hilft mir wer? ich kann Euch ja dann bei Bedarf z.B. beim Fliessenabtragen helfen

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nnier, Dienstag, 29. März 2011, 13:46
Sagen wir so, wenn es sich um ein gewisses Objekt in Höhenlage handelt, fasse ich gerne mit an und erde mich dann bei einer Brettljause. Länderübergreifendes Fliesenzerdeppern per Billigflieger ist auch machbar, ich habe da meinerseits etwas in herrlichem 70er-Jahre-Lila anzubieten.

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venice_wolf, Dienstag, 29. März 2011, 14:41
Diese Lila Farbe ist inzwischen wieder Top-aktuell! nichtdestoweniger reizt es mich, diese 6 Euro an Herrn Tony R. zu blechen, dass mein Werkzeug nicht herumsteht. Wenn dann noch ein Fritz Kola als Entgelt winkt, dann erst recht!!!
Das Objekt ist hoch, aber nicht sooo hoch gelegen... seit über 50 Jahren als Globale Rumpelkammer verwendet, wo alle die sowas schätzen nur neidisch sein können, spüre ich nun im Inneren den Drang (und Sturm) den Inhalt ans Tageslicht zu bringen und zu sortieren (Sperrmüll/Brennholz/Vintage/irgendwo schnell untergraben) und danach "einfach" alte morsche Holzböden rausziehen, Mauerwerk festigen und verputzen (aber nicht so gründlich, soll ja urig bleiben) Bodenplatte betonieren, minimale technische Leitungen und Infrastrukturen einbauen, ein paar Möbel, LED beleuchtung, bunte plexi Dachplatten anstatt graue, usw usw usw.

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venice_wolf, Freitag, 1. April 2011, 13:01
wegen der Fliessen kann geholfen werden... wenn sie gesund sind und nur die Farbe nicht passt.

http://www.selbst.de/bauen-renovieren-artikel/kueche-bad-sanitaer/waschbecken-wc/anleitung-alte-fliesen-mit-fliesenlack-beschichten-141621-Bild-1.html

selber ausprobiert, saubermachen, schmiergeln, 1X primer + 2X Epoxyemail, kostet zwar etwas aber geht x Mal biliger, schneller und sauberer als alles runterreisen, Maurer, Staub, Fluchen usw (vor allem MUSS man schnell sein, weil die 2-Komponente Farbe grausam eilig zu einem Blobähnlichen Wesen wird)

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nnier, Freitag, 1. April 2011, 17:35
Ähem. Wir nennen es Zimmer 101.

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vert, Dienstag, 29. März 2011, 12:52
was ist denn unten drüber getappst? der puma aus dem ersten bild?

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nnier, Dienstag, 29. März 2011, 13:56
Sie kennen sich aus, Herr Brehm! Und wissen Sie was: Kurz darauf stand noch eine merkwürdige Botschaft daneben von einem gewissen Kilroy.

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nnier, Dienstag, 29. März 2011, 19:02
Und alle werden flüstern: Tigerboy war hier!

(Mal so eingestreut. Separates the men from the boys.)

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monnemer, Dienstag, 29. März 2011, 16:03
Diese Netzhemd-Armierung...., meinen Sie das hält?

Als ich neulich über das Gelände eines Betonwerks schlenderte, ging es mir wie der Katze und dem Vogel. Nur stand ich halt bis zu den Knien drin. Der Heimweg mit dem Fahrrad war etwas mühsam, aber mit dem Hammer ließ sich das Zeug dann zu Hause ganz leicht von Hose und Schuhen lösen.
Vögel haben ja ganz andere Probleme: So ging der Spatz letztlich an seiner eigenen Popularität ein.

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nnier, Dienstag, 29. März 2011, 19:13
Fernmündlich befragte Schwiegerfamilienmitglieder sprachen: Da muesch mindschtns sechzg Zendimädr nuntr. Des muess jo froschdsichr sei, verstohsch. Dann machsch die groß Fläche. Des nennt mr de Fueß. Dann gohsch nuff, abbr bloß die Flächi wo d bruchsch, nit d gonse Fläch, grad so, wie d bruchsch, machsch dr en Kaschde oddr so ebbis, und verbinsch des mid ebbes Eise. Sonsch gohdrs im Froscht um zwei, drei Zändimädr nuff.

Andererseits die Kopfrechnung: 10 Säcke Betonmischung à 25 kg, 4 mal Split à 25 kg, 3 * Bausand à 25 kg = (10 + 4 + 3) * 25 Betonsandmischbausack3 und dann ist auch mal gut, erst den Split, dann den Sand, obendrauf 20 cm Beton, jetzt machen Sie mir bitte keine Angst.

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prosa, Dienstag, 29. März 2011, 20:39
was macht ihnen angst an dem bisschen verbaubarem material? und wenn was übrig bleibt ... na ja, ich weiss nicht, ob das jetzt hilfreich ist, aber in seiner erzählung 'beton' beschreibt thomas bernhard, was man aus beton noch so alles machen kann, z. b. siebenstöckige bestattungskästen à la palma de mallorca. die gehen einfach! also mir würden die sogar weniger angst machen als treppen ... da braucht man auch kein geländer und so.

p.s.: und was werden die leute sagen, wenn sie sie nicht mehr täglich sehen? wieder 'ne familie kaputt? haben sie das eigentlich bedacht?

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venice_wolf, Dienstag, 29. März 2011, 21:08
um erfolgreich kleinere/mittlere Betonmengen vermischen ist ein Bohrer mit Mixstab sehr hilfreich! Einen grossen Kübel und die Familienmischmaschine ist schon hergestellt.
Lustig, als ich sowas letztes Mal, abends, mit einem 650 W Aggregat mit einem 500W Bohrer, wo auch eine 100 W gute alte Glühlampe angeschlossen war, an der Arbeit war. Bei jeder Betätigung des Bohrers ging das Licht fast aus, von der Nachbarschaft vielleicht als TechnoParty empfunden...

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nnier, Dienstag, 29. März 2011, 22:18
Die Angst bezog sich auf den diskreten Netzhemdhinweis von Herrn M., der entweder den alten "Keilriemen kaputt, ich brauche deine Nylons"-Trick in einer anderen Version kennt ("Keine Armierungsmatten am Mann - runter mit der Netzstrumpfhose!") oder andeuten wollte, dass man Beton, der ja erstaunlich druck-, aber eben überhaupt nicht zugfest ist - vgl. Kapitel Spannbeton - zu Zwecken der dauerhaften Verbindung am besten mit einer ganzen Ladung Metall durchwirkt. Ach, man dimensioniert da immer so vor sich hin, und grundsätzlich über oder unter. Wobei ich zwischenzeitlich zu der Ansicht gelangt bin, dass evtl. auch zwei normale Gehwegplatten mit einem ganz dünnen Sand- und Zementbett gelangt hätten, denn das Treppchen mit seinen Holzwänglein und den paar gelochten Metallstufen wird schon nicht so viel Druck ausüben, dass das Fundament im hiesigen Sumpfboden versackt.

Den Mixstab übrigens besitze ich sogar, allerdings war ich der Ansicht, das ganz nach Männerart mal eben mit der Schaufel vermischen zu müssen. (Na gut, das Thema Lärmschutz spielte dabei auch eine Rolle, es war ja Sonntag). Je Bütte drei Sack Mischung plus 10 l Wasser - das war eine elende Würgerei. Die echten Arbeiter müssen da irgendwelche Tricks kennen.

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monnemer, Dienstag, 29. März 2011, 22:37
Ich hatte halt den Eindruck, dass Sie mit diesem filigranen Hasendraht vielleicht die für die Ewigkeit ausgelegte Bausubstanz verwässern könnten.
Aber zugegeben, ich habe davon keine Ahnung. Hier macht sowas meine Frau.

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nnier, Dienstag, 29. März 2011, 22:48
Während Sie ganz normal in Betonwerken umherschlendern und sich zu Hause dann noch aus den Klamotten hämmern lassen. Emanzipation 2011.

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venice_wolf, Mittwoch, 30. März 2011, 12:26
Die echten Arbeiter arbeiten ohne Handschuhe, schwitzen sich nicht tot, haben keine Hände auf den Blasen, drehen den Beton munter mit einer Hand weiter wann er richtig cremig/steif wird, wann wir Normalsterbliche schon zum drittenmal Verschnaufpause eingesetzt haben.
Zum Teil haben sie auch eine Mischmaschine mit, so eine ganz einfache wie B. hat wenn er links oder rechts herumwerkelt... vielleicht leiht er sie mir ja? würde weiterhelfen...

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