Mumien, Analphabeten, Diebe.
Du hast's gut, du hast dein Leben noch vor dir.
Mittwoch, 25. Februar 2015
71@71:#35
nnier | 25. Februar 2015 | Topic Musiq
Well the Ukraine girls really knock me out.



Könnten nicht einfach Singwettbewerbe stattfinden, fragt das innere Friedenskind in mir und weiß gar nicht, ob so etwas in der Ukraine momentan möglich wäre. So ein nettes Geburtstagsständchen zum 71.! Gerade mal anderthalb Jahre ist das her, und seither sitze ich ja auch an dieser kleinen Serie hier.

Dieses Lied klingt natürlich so alt, wie es ist, nämlich von 1973. Ich muss dabei immer an Filme mit dem jungen Dustin Hoffman denken, auch wenn das Mrs. Robinson und Simon&Garfunkel waren. Aber die Erinnerung wird unscharf, die Farben verwaschen, what's the use of worrying, und dieses Lied begeistert nicht nur die Russen auf dem Roten Platz, sondern auch jede Menge freundlicher Ukrainer, die sich da was wirklich Tolles ausgedacht haben:



Hinreißend, oder? Ho! Hey-ho!

Platz 35: Mrs. Vandebilt (1973)

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Dienstag, 10. Februar 2015
71@71:#36
nnier | 10. Februar 2015 | Topic Musiq


Zu Hause im Plattenschrank stand eine Scheibe von Tom Jones, und einmal, an Silvester, sangen die Erwachsenen laut Delilah und jemand zerschmiss ein Glas Rotwein, darüber erschrak ich. Es war für mich schon als Kind eine merkwürdig zeit- und ortlose Musik, ähnlich manchen Stücken von Neil Diamond: Man spürte nicht, woher das kam, es hätte beinahe neu, aber auch schon Jahrzehnte alt sein können. Das war kein Rock, das war aber auch nicht James Last. Hätte ich damals schon einen Begriff von Las Vegas gehabt, wäre mir viel Grübelei erspart geblieben.

I saw the flickering shadows of love on her blind, dieser dramatische Beginn, spannungsgeladenes Bassdammdammdamm, dann plötzliches Schmachten und Kieksen im Refrain - und vor allem die banale Trompete, why, why, why, Delilah, trölölölölölölölölö - was für eine seltsame Mischung aus Opernpathos und Trinklied.

[Zwischentext Tiger, Witzfigur, Schlüpferschmeißen, Sex Bomb, Art of Noise - kennt eh jeder auswendig]

Ach mensch, das ist ja gar nicht Tom Jones da oben! Der wollte vor ein paar Jahren auch mal so eine wertige Altersplatte aufzunehmen, die Zutaten sind ja seit Johnny Cash bekannt: Spartanische Instrumentierung, aufs Wesentliche reduziertes Arrangement, edelreife Altersstimme. Vorgestellt wurde die Scheibe in einer Radiosendung, und ich war nicht übermäßig beeindruckt, zumal ich ständig Angst vor einem lauten und tigerhaften "Yeah!" hatte, dieser Bariton kann einem ja wirklich auf den Zahn gehen.

Bis diese Melodie erklang, denn es ist ein schöner Song, den Paul McCartney da zu einem bereits vergessenenen Familienfilm auftragskomponiert hat: Getragen, gemächlich und so delikat, dass sie sich ganz unmerklich ins Ohr setzt - und dableibt.

"Mir fehlt da noch ein Intro", soll der Filmregisseur gesagt haben, na dann schreiben wir halt eins, ist doch nix dabei. Mit diesen paar feinen Klaviernoten sammelt er mich schon ein, und dann kommt die große Produktion mit Streichorchester: Reichlich aufgetragen, aber er kann's, der Franz. Oder, kurz gesagt: Yet another overlooked late McCartney song.

Platz 36: I Want To Come Home (2009)

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Donnerstag, 5. Februar 2015
Speke you English?
nnier | 05. Februar 2015 | Topic In echt
They are proud of their way of speaking, so do not ask them to speak in English if you do not understand. [Q]



Schenkt Herr Matschkopf seiner Tochter ne kleine Reise zu Weihnachten. Sagt er: Fliegen wir in den Zeugnisferien mal nach Liverpool, kannst du noch mal Englisch sprechen, bevor du für ein Jahr nach Nordamerika gehst. (Muss er schlucken, kriegt er gleich Phantomschmerzen.) Will er den Flug einchecken, geht das stundenlang nicht, kriegt er die Krise und ist eh noch total schlapp. Merkt er, dass er den falschen Monat gebucht hat. Bucht er teuer um. Fliegen se nach Manchester, müssen se nach Liverpool, hat er n Bus gebucht, gibt er dem Fahrer das Ticket. Komm se in Liverpool an, gehn se zum Hotel und machen irgendwann ne Beatles-Bustour. Müssen se lachen, weil Georges Zwei-Zimmer-Haus in der winzigen Straße so klein aussieht, in dem die Harrisons zu sechst gelebt haben. Freut er sich wieder so, als sie an Paul McCartneys altem Haus sind. Gehn se einkaufen und ins Schnellrestaurant, sprechen die Leute immer so n heftigen Akzent. Und obwohl se das vorher gewusst haben, wundern se sich dauernd, wie schwer man das versteht. Sagen se dauernd Pardon und Sorry, I didn't get that. Müssen se zurück nach Manchester, sucht er das Ticket raus, gehn se zu dem Fernbus. Stehn se in der Schlange, gibt er der Frau das Ticket, sagt se mit ihrem starken Akzent: Sorry, sir, this is not a valid ticket for this bus. This is a ticket for a ... Magical Mystery Tour!? Muss er lachen, weil se ja zum Flughafen müssen und ihm einfällt, wie er das Ticket für beide Richtungen auf dem Hinweg beim Fahrer abgegeben hat.

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Montag, 26. Januar 2015
Unplugged
nnier | 26. Januar 2015 | Topic Ja nee
Irgendwie muss ich ins neue Jahr gekommen sein, dann saß ich an meinem Arbeitsplatz und konnte plötzlich nicht mehr denken. Ein Glas Wasser wäre nett, versuchte ich zu krächzen, bloß dass ich alleine im Büro saß und die im Flur dachten, der schläft halt ne Runde. Man bettete mich auf den Boden und fuhr mich nach Hause. Ich muss schlafen, sprach ich zu mir und schritt noch in der Jacke zur Tat.



Das war vor ein paar Tagen. Seither habe ich die Wand eingehend studiert, fühle mich von dieser Tätigkeit geradezu erfüllt und habe sie auch noch nicht abgeschlossen, das wurde mir hinreichend klar, als ich sie heute unterbrechen musste. Der Ärztin sollte ich kräftig die Hand drücken ("Fester!" - "Trau mich nicht" - "Los" - "OK, auf Ihre Verantwortung" - "Wie, mehr geht nicht?"), dann die Backen aufblasen, Stirn runzeln, blöd grinsen, Augen rollen, fast wie auf der Arbeit war das, und ich soll mal richtig abschalten.

Stecker raus, Zitronentee ans Bett! Zinksargnagel und letzter Pfennig liegen ohnehin bereit. Irgendwann, wenn keiner guckt, baue ich daraus eine Notbatterie und höre heimlich Musik.

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Donnerstag, 8. Januar 2015
Vive
nnier | 08. Januar 2015 | Topic 'umor & more
Sie vertreten eine todernste, einzige ewige Wahrheit, und der Witz [...] bedroht diese Wahrheit. Religion (und so manch andere Weltanschauung) ist Wahnsinn im Kleide der Rationalität, Satire und Komik Rationalität im Kleide des Wahnsinns. Das eine muß das andere mißverstehen. Deshalb werden Vertreter des heiligen Ernstes der Komik stets mit Zorn begegnen. Und es ist ihr gutes Recht. Solange sie dies mit denselben Waffen wie Satiriker tun: mit Wort und Bild. Und nicht mit Maschinenpistolen.

[Tim Wolff: Es lebe der Witz!]

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