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Ich habe meine Probleme mit vielen Wings-Stücken. Da gibt es neben einigem Ausschuss zwar auch schöne Melodien, doch werden diese allzuoft unter einer Soße aus Keyboards und Streichern begraben. Umgekehrt spielt man manche Songs plötzlich ganz bewusst "hart", da sollen all die Silly Love Songs wohl gebannt werden, da kommen die Heavy-Gitarren zum Einsatz und die Stimmlage wechselt ins Oh-Darling-Register. Das ist für meinen Geschmack oft zu viel und klingt gewollt, zeigt keine stilistische Variabilität, sondern wirkt unsicher und überkompensierend.
Das hier besprochene Stück geht in die Richtung und gefällt mir trotzdem. Es beginnt langweilig und hakelig, das hat man nun schon tausendmal gehört, dieses Oktavengehüpfe auf der E-Gitarrensaite, und auch das gehämmerte Keyboard und der herausgepresst-schreiende Gesang wollen meinem Gehör kein unmittelbares Wohlgefühl verschaffen. Das muss man einfach aushalten, denn zwei Strophen lang scheint alles unverbunden nebeneinanderzustehen. Dann aber folgt so etwas wie ein instrumentaler Refrain, und der ist feinster Heavy-Rock. Das Lied beginnt zu fließen, unmerklich nickt man im Takt mit dem Kopf und übersteht problemlos die Ödnis der nächsten Strophen, denn man weiß, die Erlösung wird folgen.
Das Stück stammt vom letzten Wings-Album, von vielen als schwacher Schlusspunkt dieser Irgendwie-ja-doch-Band betrachtet. Komischerweise schätze ich gerade dieses Album sehr, und es wird hier nicht zum letzten Mal eine Rolle spielen.
Platz 62: Old Siam Sir (1979).
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Dieser August will bezwungen werden. Superwetter nennen das manche, da nehme ich das nasse Tuch vom Gesicht und schnaufe verächtlich. Dickes Blut hämmert zäh durch den Schädel, lauwarmer Schwarztee mit Aspirin einzige Nahrung. Kaltschweiß.
Trotzdem mal raus, Radius erweitern. Allerdings Brasilien wohl zu weit, und da soll es auch sehr heiß sein.
Trotzdem mal raus, Radius erweitern. Allerdings Brasilien wohl zu weit, und da soll es auch sehr heiß sein.
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Ich freue mich schon auf die Wahlen im September. Ich will in meinem Mitte-Loft wohnen und mir ein Auto teilen. Aah, die gute Luft! Toll, so eine Umweltzone! Qualm und Gestank: Nicht bei uns, das kann alles draußen bleiben. Wassersparduschkopf habe ich längst. Early Adopter! Mich stört, dass die Lieferwagen trotzdem hier reindürfen. Die könnten das doch auch mit dem Fahrrad liefern oder so. Meine Pakete verschicke ich jedenfalls CO2-neutral. Ich fahre auch CO2-neutral mit der Bahn - natürlich! Und wenn ich doch mal in den Urlaub fliege, kaufe ich extra diese CO2-Zertifikate, da werden dann entsprechend Bäume gepflanzt. Da bin ich sogar im Plus, weil ich letztes Jahr dann doch nicht geflogen bin und hatte dieses Zertifikat schon gekauft. Thema Klimawandel: Ich war's jedenfalls nicht! Meine Lebensmittel kaufe ich im Bioladen. Den Unterschied merkt man einfach! Dieser weiße Zucker hat so einen synthetischen Geschmack. Zu meiner Arbeit fahre ich mit dem Fahrrad. Warum machen das nicht alle so? Wenn bloß die Autos nicht wären. Ich finde, es sollte überall Tempo 30 sein. Gut, mit dem Aufzug fahre ich manchmal: Ist aber komplett Solarstrom, das haben wir bei der Eigentümerversammlung durchgesetzt, das hätte ich nicht haben wollen, so Kohle- oder Atomstrom in meinem Haus. Unser Sommerfest war schön - und übrigens CO2-neutral: Kein Fleisch, kein Grill. Du, ich spekulier nicht mit Lebensmitteln, du. Du, ich finde Menschen irgendwie wichtiger als Banken, du. Du, ich finde "Kitas" schon auch wichtig, du. Du, ich finde Schlachthöfe nicht so gut, du. Du, ich finde Frauen als Chefs total gut, du. Du, ich finde Armut nicht so gut, du, allein schon wegen der ökologischen Folgen, ich meine, die Armen machen das ja praktisch, dass es auch diese anderen Zonen gibt und nicht nur Umweltzonen. Dämlicher Dreckspöbel.
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Da war dieser Schnitt, als Linda starb, die verlachte Linda, die immer etwas verkniffen hinter ihrem Keyboard stand und deren Begleitgesang man nicht mögen musste. Die spielt da ja nur mit, weil sie seine Frau ist!, ereiferte man sich allabendlich im Publikum, und, Überraschung: Ihr hattet recht, sie war keine Musikerin, er wollte sie trotzdem dabeihaben, obwohl ihr es alle viel besser konntet und eigentlich hättet da oben stehen müssen.
Im nachhinein rührt mich das. Wie uncool ist es, die eigene Frau mit ins Studio und auf die Bühne zu zerren! Und wie cool, das gegen alle Anfeindungen gnadenlos durchzuziehen! Mir waren Ehen und Kinder und Anhängsel immer egal, Society-Zeug, dynastisches Gehabe. Aber es gibt Fotos und Interviews aus der Zeit nach ihrem Tod, die einem das Herz brechen können, so schien er zu trauern. Es sah dann eine ganze Weile so aus, als wäre es das gewesen, da wurde der Fanclub aufgelöst und es gab düstere Andeutungen über einen endgültigen Rückzug.
Zurück kam er mit einer schnell aufgenommenen 50er-Jahre-Platte, einem Rock'n'Roll-Album. Was langweilig klingt, aber ganz hervorragend gelungen ist, denn es klingt frisch und rauh und vor allem nach Spaß, ganz im Gegenteil zu früheren Versuchen, die alten Zeiten wiederzubeleben: Das war oft schal und abgeschmackt. (Das so genannte Russische Album z. B. langweilt mich sehr.)
Zwischen die Coverversionen sind drei neue Eigenkompositionen gestreut, und das Erstaunliche ist, wie nahtlos sie sich einfügen. In Köln stellte er das neue Album vor, das war kein Konzert, aber was für ein Lebenszeichen.
Platz 63: Try Not To Cry (1999).
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I'd like to loll it all / up in a ball: Diesen sympathischen Amateur binde ich nicht für einen Lacher ein. Denn das ist ja das Schöne, dass man bei den Schrammlern oft bemerkt, ob eine Melodie etwas wert ist. Und hier haben wir schon wieder einen Song vom verhassten Album Crapola Nadir, dem Star Trek V im Werkskorpus, dem Album, das die Ideenlosigkeit des Künstlers endgültig offenlegte: Ein Has-Been, der sich an Michael Jackson ranschmeißt, um noch irgendwie bei den 80er-Kids anzukommen und dabei so peinlich wirkt wie ein Vater, der auf der Teenagerparty einfach nicht gehen will.
It goes on for what seems an eternity, one of those McCartney ballads that never gets anywhere, plodding along it’s pointless course until you realise in fact it has finished and you have been listening to nothing for the last ten minutes. [Q]Wo wir gerade beim Thema Jeijen sind: Dieses Lied hier ist exakt so ein schwülstig produziertes, aalglattes Stück Handwerk und weist in die Richtung, die für McCartney immer eine gefährliche war. Auf Nummer sicher gehen, einen Text aus der Restekiste, ich meine: We can go through our love / We can do things that they said were impossible / Through our love / We can do all that we want to do / We can go through our love / We can go through our love - schon klar! Und ich denke manchmal, es war vielleicht doch ein sinnvoller Teil des göttlichen Plans, dass er dafür so ausgiebig auf die Fresse bekommen hat: Denn da ritt er sich immer noch tiefer rein, so tief, bis der Zweifel zu nagen begann und vielleicht auch die Sorge, der Nachwelt nur als der seichte Balladenheini im Gedächtnis zu bleiben, ergo: Live-Comeback, glückliche Gesichter, Aussöhnung, Innerer Friede und noch einige richtig gute Platten.
Und dann behaupte ich doch: Das ist ein gutes Lied, in meinem Alter kann man ja dazu stehen, so einen Schmalz zu mögen. Nicht immer, dafür manchmal umso mehr. Der Herr da oben legt die schöne Melodie frei, ich aber gustiere auch den Pomp des Originals mitsamt Harfe und Jeijen. Und Star Trek V war immer mein liebster Film aus der Reihe, auch wenn ich stundenlang aufzählen konnte, was alles schlecht und falsch ist: Die paar schönen Momente darin waren mir wichtiger als der ganze Mist.
Platz 64: Through Our Love (1983).
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