... neuere Einträge
Da in Bochum über die Frage wann der nächste Bundesvorstand gewählt werden soll, ist es notwendig mit offenen Karten zu spielen. [Q]Was sich für manch einen lesen mag wie ein achtlos dahingeworfener Verbalbrocken, offenbart seine Schönheit bei genauerer Betrachtung der inneren Struktur:
Da in Bochum
/über die Frage
/wann der nächste
/Bundesvorstand gewählt werden
/soll ist es
/notwendig mit offenen
/Karten zu spielen
Da die Verfasserin so souverän mit Umlautpünktchen (man beachte die Schreibung des Dokumentennamens im verlinkten pdf!), ist es notwendig, mit offenen Ohren zu lauschen:
Da in Bobo
/ über Fafa
/ wanne nänä
/ Buvo wäh wäh
/ solle isse
/ note offe
/ Karte spiele
Ich stehe auf sowas. Man nennt es: Latente Sinnstruktur. Ihr langweiligen Spießer!
So, und um gleich noch dem naheliegenden Vorwurf zu begegnen, das gehe in dieser dehumanisierten Bürokratensprache aber völlig unter: Schaut doch einfach mal genau hin!
Dass jedoch jeden Tag mehr die Anpassung meines Denkens und Handelns an eine alte Politikervorstellung notwendig zu werden scheint, die ich ablehne und nicht bereit bin zu vollziehen, ist ein Umstand, dem ich mich nicht länger aussetzen möchte. [Q]Das ist nichts anderes als ein fulminantes Protestgedicht:
ablehne alte
/ an Anpasung aussetzen
/ bereit bin, dass dem Denkens
/ die die ein eine
/ Handelns ich ich ist
/ jeden jedoch länger
/ mehr meines mich
/ möchte nicht nicht
/ notwendig Politikervorstellung scheint
/ Tag Umstand und und
/ vollziehen werden
/ zu zu
Morgen gehe ich "Klick mich" kaufen, hoffentlich haben die noch ein Exemplar da.
Link zu diesem Beitrag (6 Kommentare) | Kommentieren [?]
Zum Glück kann ich auf jahrelange Roadie-Erfahrung zurückgreifen.
Solche CDs hört man ja doch nie an, das ist wie bei Wein- oder Whiskyproben: An dem Abend super, also kauft man begeistert eine Flasche dies und eine Kiste das. Später, zu Hause, ist es doch nur irgendein Getränk.
Oder fangen wir anders an: Wahrscheinlich gibt es mehr Musik als Wein, jedenfalls als Whisky, und ich bleibe ja doch bei denselben 10, 20 Alben, die ich höre, seit ich mit zwölf Jahren in meiner Entwicklung steckengeblieben bin. Die werden ja gar nicht erst weggeräumt, die rotieren im Abspielgerät, bis der Laserstrahl die Metallschicht irgendwann weggedampft hat.
Bloß dass es manchmal einfach nicht reicht, ein paar Euro in einen Hut zu schmeißen, ich meine: Auch wenn keiner herumgeizt, kommen bei so einem Wohnzimmerkonzert keine Reichtümer zusammen, da habe ich damals für eine Nacht als Roadie vermutlich mehr bekommen. Also lässt einen die momentane Freude über den gelungenen Abend generös die Scheinchen zücken, wenn die Begleitung sagt: Wollen wir nicht noch CDs kaufen.
Meinst du wirklich, hörst du die denn jemals an, will man erst noch sagen, vergisst es aber aber gleich wieder, denn man muss auch an die Freude und den Motivationsschub für die Künstler denken, die das mehr als verdient haben.
Inzwischen ist man ja daran gewöhnt, junge Angelsachsen vorm Haus zu treffen, diesmal ist es ein überaus höflicher Herr der ruhigeren Töne, der sich, I'm Ben from Australia, per Handschlag vorstellt, Hi, I'm nnier from next door, sagt man noch schnell und dann beginnt der erste Teil des Konzerts. Ich finde ja, in der Studio-Aufnahme klingt das zu clean, live war es sehr schön.
Wenn die Leute bitte mal der Leistung eines Künstlers in einem halben Meter Abstand mit dem entsprechenden Respekt begegnen: Man schmeißt natürlich mal eine Bierflasche auf dem Holzfußboden um, aber mitten in einem Lied einfach rauszugehen oder an einer leisen Stelle plötzlich rumzupalavern finde ich nicht so toll, da mache ich irgendwann nicht nur den Roadie, sondern den Kinski.
Diesmal konnte ich keine Live-Fotos machen, deshalb illustriere ich mit den Blätterteigteilchen, die ich mitbrachte und von denen alle das Rezept wollten. Aber ich behielt es für mich, ich kann ja schlecht den Musikern die Schau stehlen an so einem Abend! Außerdem musste ich mich auf meine Arbeit als Roadie konzentrieren.
Mir war das zu ruhig, sagte die eine noch in der Pause vor der Tür, dann bekam sie aber! Und zwar.
In so einem Wohnzimmer muss sich der Schlagzeuger mit den Blättern des Ficus Benjamini arrangieren und die Musiker checken nicht nur den Sound, sondern vor allem, wie sie sich mit einem Drittel des regulären Equipments positionieren können, ohne sich allzusehr ins Gehege zu kommen.
Das klappt erstaunlich gut, selbst das Brett mit den Effektpedalen findet noch irgendwie Platz, bloß beim ohnehin reduzierten Schlagzeug reicht es nur für die Snare oder die große Handtrommel.
Dann fetzen sie schön drauflos, Bass-Gitarre-Schlagzeug ist einfach eine tolle Besetzung, und zum Glück verfüge ich über jahrelange Roadie-Erfahrung.
Noch während nach den Stücken begeistert applaudiert wird nämlich reicht mir der Drummer die eine Trommel herüber, welche ich lässig vor mir abstelle, und bekommt von mir die andere im Tausch. Wir entwickeln bald Routine, verständigen uns mit sparsamen Gesten, eigentlich bin ich selber ja auch Musiker, jedenfalls im Herzen, und im Schlussapplaus kann ich mich nur mühsam zurückhalten, selber kurz aufzustehen und mich zu verbeugen.
Es wäre aber auch zu früh gewesen, denn natürlich werden Zugaben verlangt, und ganz zum Schluss kommt der ruhige Ben dazu und geht in einem grandiosen Jam komplett aus sich heraus. Das war super, und das wird auf den CDs nie rüberkommen.
--
http://www.myspace.com/ben.riddle
http://www.willeandthebandits.com/
--
(OK. Sie sind jetzt neugierig. Gut gefallen hat mir z.B. das folgende Stück - die kleine Holzbox, auf der da herumgeklöppelt wird, und der verfremdete Wah-Wah-Teil gegen Ende. Aber live war es noch viel besser, ehrlich!)
Solche CDs hört man ja doch nie an, das ist wie bei Wein- oder Whiskyproben: An dem Abend super, also kauft man begeistert eine Flasche dies und eine Kiste das. Später, zu Hause, ist es doch nur irgendein Getränk.
Oder fangen wir anders an: Wahrscheinlich gibt es mehr Musik als Wein, jedenfalls als Whisky, und ich bleibe ja doch bei denselben 10, 20 Alben, die ich höre, seit ich mit zwölf Jahren in meiner Entwicklung steckengeblieben bin. Die werden ja gar nicht erst weggeräumt, die rotieren im Abspielgerät, bis der Laserstrahl die Metallschicht irgendwann weggedampft hat.
Bloß dass es manchmal einfach nicht reicht, ein paar Euro in einen Hut zu schmeißen, ich meine: Auch wenn keiner herumgeizt, kommen bei so einem Wohnzimmerkonzert keine Reichtümer zusammen, da habe ich damals für eine Nacht als Roadie vermutlich mehr bekommen. Also lässt einen die momentane Freude über den gelungenen Abend generös die Scheinchen zücken, wenn die Begleitung sagt: Wollen wir nicht noch CDs kaufen.
Meinst du wirklich, hörst du die denn jemals an, will man erst noch sagen, vergisst es aber aber gleich wieder, denn man muss auch an die Freude und den Motivationsschub für die Künstler denken, die das mehr als verdient haben.
Inzwischen ist man ja daran gewöhnt, junge Angelsachsen vorm Haus zu treffen, diesmal ist es ein überaus höflicher Herr der ruhigeren Töne, der sich, I'm Ben from Australia, per Handschlag vorstellt, Hi, I'm nnier from next door, sagt man noch schnell und dann beginnt der erste Teil des Konzerts. Ich finde ja, in der Studio-Aufnahme klingt das zu clean, live war es sehr schön.
Wenn die Leute bitte mal der Leistung eines Künstlers in einem halben Meter Abstand mit dem entsprechenden Respekt begegnen: Man schmeißt natürlich mal eine Bierflasche auf dem Holzfußboden um, aber mitten in einem Lied einfach rauszugehen oder an einer leisen Stelle plötzlich rumzupalavern finde ich nicht so toll, da mache ich irgendwann nicht nur den Roadie, sondern den Kinski.
Diesmal konnte ich keine Live-Fotos machen, deshalb illustriere ich mit den Blätterteigteilchen, die ich mitbrachte und von denen alle das Rezept wollten. Aber ich behielt es für mich, ich kann ja schlecht den Musikern die Schau stehlen an so einem Abend! Außerdem musste ich mich auf meine Arbeit als Roadie konzentrieren.
Mir war das zu ruhig, sagte die eine noch in der Pause vor der Tür, dann bekam sie aber! Und zwar.
In so einem Wohnzimmer muss sich der Schlagzeuger mit den Blättern des Ficus Benjamini arrangieren und die Musiker checken nicht nur den Sound, sondern vor allem, wie sie sich mit einem Drittel des regulären Equipments positionieren können, ohne sich allzusehr ins Gehege zu kommen.
Das klappt erstaunlich gut, selbst das Brett mit den Effektpedalen findet noch irgendwie Platz, bloß beim ohnehin reduzierten Schlagzeug reicht es nur für die Snare oder die große Handtrommel.
Dann fetzen sie schön drauflos, Bass-Gitarre-Schlagzeug ist einfach eine tolle Besetzung, und zum Glück verfüge ich über jahrelange Roadie-Erfahrung.
Noch während nach den Stücken begeistert applaudiert wird nämlich reicht mir der Drummer die eine Trommel herüber, welche ich lässig vor mir abstelle, und bekommt von mir die andere im Tausch. Wir entwickeln bald Routine, verständigen uns mit sparsamen Gesten, eigentlich bin ich selber ja auch Musiker, jedenfalls im Herzen, und im Schlussapplaus kann ich mich nur mühsam zurückhalten, selber kurz aufzustehen und mich zu verbeugen.
Es wäre aber auch zu früh gewesen, denn natürlich werden Zugaben verlangt, und ganz zum Schluss kommt der ruhige Ben dazu und geht in einem grandiosen Jam komplett aus sich heraus. Das war super, und das wird auf den CDs nie rüberkommen.
--
http://www.myspace.com/ben.riddle
http://www.willeandthebandits.com/
--
(OK. Sie sind jetzt neugierig. Gut gefallen hat mir z.B. das folgende Stück - die kleine Holzbox, auf der da herumgeklöppelt wird, und der verfremdete Wah-Wah-Teil gegen Ende. Aber live war es noch viel besser, ehrlich!)
Link zu diesem Beitrag (2 Kommentare) | Kommentieren [?]
Eins ist mal wieder typisch: Erst ist es so - dann ist es wieder anders!
Als Kind merkte man recht schnell, wenn jemand aus südsprachlichen Gefilden wie Bayern oder Österreich kam. Völlig unabhängig von dem lustigen, gesprochenen Dialekt, den eh keiner vernünftig nachmachen konnte, gab es ein untrügliches Kennzeichen: Den Artikel vor dem Namen. Sagte man standarddeutsch: Da kommt Sabine, da hinten geht Herr Krause, ich soll dich von Onkel Richard grüßen, so hieß es ab einer gewissen Sprachgrenze: Da kommt die Sabine, da hinten geht der Herr Krause, ich soll dich vom Onkel Richard grüßen. Ich hatte ein Kinderbuch (ich meine, es war der Gurkenkönig von Christine Nöstlinger), in dem das nebenbei thematisiert wurde: Da schreibt der Erzähler, ein österreichischer Junge, über die Mutti und die Gabi, seine Schwester, die ihm dann regelmäßig sagt, dass das aber Dialekt sei.
Irgendwann hört man sich in so etwas rein, dann wird es umgekehrt komisch, dann fühlt es sich auf einmal falsch und nackt an, wenn man sagt: "Daniela hat mir erzählt" oder "Ich rufe Tante Waltraud an". Natürlich nicht im standarddeutschen Raum, das wäre ja peinlich und albern, wenn man plötzlich in einer norddeutschen Hansestadt anfinge, seinem Kind zu erzählen, dass man jetzt "zum" Joachim gehen werde. Und auch in der schönsten Kuhglockenumgebung vermeide ich es, die ganzen Regionalismen nachzuplappern (auch wenn ich meine stille Freude an ihnen habe). Es käme es mir andererseits jedoch seltsam vor, zu sagen, ich ginge jetzt "zu" Hansi ins Wirthaus, und ich ertappe mich dabei, dass ich wie selbstverständlich sage: Ich bin der nnier. Hoffentlich ist das nicht so eine Anbiederei, wie wenn jemand mal ein Wochenende in der Schweiz ist und gleich mit Grüezi anfängt!
Den Wolf Haas kannte ich noch nicht. Für einen kurzen Moment überfiel mich panische Angst, es könne am Ende dieser unerträgliche "Verstehen-Sie-Haas"-Schreiber von Spiegel Online sein, aber, puh, er ist es nicht. Und ich weiß auch schon nicht mehr, wie ich auf Das Wetter vor 15 Jahren aufmerksam wurde. Die kurze Inhaltsangabe jedenfalls klang interessant - dass jemand vor 15 Jahren als Jugendlicher zum letzten Mal in seinen österreichischen Urlaubsort gefahren ist und seither die dortigen Wetterdaten jedes Tages auswendig weiß. Dass es um eine unglückliche Ferienliebe geht, stand wahrscheinlich auch dabei, mein Interesse war geweckt, das Buch bestellt, doch es kam zu spät und ich musste ohne es in meinen österreichischen Urlaubsort fahren.
An mir war das tatsächlich vorbeigegangen. Zwar erinnere ich mich daran, dass jemand mir die Brenner-Kriminalromane sehr ans Herz gelegt hatte, die, wie ich jetzt kapiere, eben auch der Wolf Haas geschrieben hat - aber ich lese Krimis nur noch sehr gelegentlich, da bin ich inzwischen etwas wählerischer oder vielleicht hat sich auch nur mein Geschmack verändert. Vor15 25 sehr vielen Jahren als Jugendlicher am österreichischen Urlaubsort dagegen las ich meine erste Handvoll Jerry Cotton und war für die nächsten Jahre damit beschäftigt, hunderte von diesen Heften zu beschaffen und zu lesen.
Diesmal lagen keine Schundkrimis in der Hütte, und so blätterte ich abends mit meiner Stirnlampe in abgelegten Bildbänden wie "Traumstraßen Europas" und "Das waren die 80er Jahre", worin übrigens der Peter Scholl-Latour in kurzen Zwischenkapiteln vor sich hindräut wie eh und je. Bloß dass es lustig ist, wenn so ein Dekadenbuch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Läden liegen soll, Redaktionsschluss also vermutlich irgendwann im Sommer ist und dann während des Drucks weltgeschichtliche Umwälzungen stattfinden, die das aufwendige Werk schneller in den Ramsch befördern, als man "Makulatur" sagen kann.
Andererseits ist es eine interessante Erfahrung, noch mal die westdeutsche Perspektive von kurz davor einzunehmen: Man hätte ja wirklich nie gedacht!
Und doch war auf einmal alles anders. Genau wie jetzt wieder in Österreich! Da sagen plötzlich Leute zu einem: Ich bin Fritz. Und das ist Lisa.
Ich habe dann erst zu Hause das Buch vom Wolf Haas lesen können. Der erste Versuch endete nach ein paar Seiten damit, dass ich es genervt weglegte: Was sollte das denn? Dann aber, und das müssen Sie mir einfach glauben, musste ich mich innerlich nur ein wenig neu justieren. Ich fing noch mal von vorne an - und hatte so viel Freude wie seit langem an keinem Lesestück.
Als Kind merkte man recht schnell, wenn jemand aus südsprachlichen Gefilden wie Bayern oder Österreich kam. Völlig unabhängig von dem lustigen, gesprochenen Dialekt, den eh keiner vernünftig nachmachen konnte, gab es ein untrügliches Kennzeichen: Den Artikel vor dem Namen. Sagte man standarddeutsch: Da kommt Sabine, da hinten geht Herr Krause, ich soll dich von Onkel Richard grüßen, so hieß es ab einer gewissen Sprachgrenze: Da kommt die Sabine, da hinten geht der Herr Krause, ich soll dich vom Onkel Richard grüßen. Ich hatte ein Kinderbuch (ich meine, es war der Gurkenkönig von Christine Nöstlinger), in dem das nebenbei thematisiert wurde: Da schreibt der Erzähler, ein österreichischer Junge, über die Mutti und die Gabi, seine Schwester, die ihm dann regelmäßig sagt, dass das aber Dialekt sei.
Irgendwann hört man sich in so etwas rein, dann wird es umgekehrt komisch, dann fühlt es sich auf einmal falsch und nackt an, wenn man sagt: "Daniela hat mir erzählt" oder "Ich rufe Tante Waltraud an". Natürlich nicht im standarddeutschen Raum, das wäre ja peinlich und albern, wenn man plötzlich in einer norddeutschen Hansestadt anfinge, seinem Kind zu erzählen, dass man jetzt "zum" Joachim gehen werde. Und auch in der schönsten Kuhglockenumgebung vermeide ich es, die ganzen Regionalismen nachzuplappern (auch wenn ich meine stille Freude an ihnen habe). Es käme es mir andererseits jedoch seltsam vor, zu sagen, ich ginge jetzt "zu" Hansi ins Wirthaus, und ich ertappe mich dabei, dass ich wie selbstverständlich sage: Ich bin der nnier. Hoffentlich ist das nicht so eine Anbiederei, wie wenn jemand mal ein Wochenende in der Schweiz ist und gleich mit Grüezi anfängt!
Den Wolf Haas kannte ich noch nicht. Für einen kurzen Moment überfiel mich panische Angst, es könne am Ende dieser unerträgliche "Verstehen-Sie-Haas"-Schreiber von Spiegel Online sein, aber, puh, er ist es nicht. Und ich weiß auch schon nicht mehr, wie ich auf Das Wetter vor 15 Jahren aufmerksam wurde. Die kurze Inhaltsangabe jedenfalls klang interessant - dass jemand vor 15 Jahren als Jugendlicher zum letzten Mal in seinen österreichischen Urlaubsort gefahren ist und seither die dortigen Wetterdaten jedes Tages auswendig weiß. Dass es um eine unglückliche Ferienliebe geht, stand wahrscheinlich auch dabei, mein Interesse war geweckt, das Buch bestellt, doch es kam zu spät und ich musste ohne es in meinen österreichischen Urlaubsort fahren.
An mir war das tatsächlich vorbeigegangen. Zwar erinnere ich mich daran, dass jemand mir die Brenner-Kriminalromane sehr ans Herz gelegt hatte, die, wie ich jetzt kapiere, eben auch der Wolf Haas geschrieben hat - aber ich lese Krimis nur noch sehr gelegentlich, da bin ich inzwischen etwas wählerischer oder vielleicht hat sich auch nur mein Geschmack verändert. Vor
Diesmal lagen keine Schundkrimis in der Hütte, und so blätterte ich abends mit meiner Stirnlampe in abgelegten Bildbänden wie "Traumstraßen Europas" und "Das waren die 80er Jahre", worin übrigens der Peter Scholl-Latour in kurzen Zwischenkapiteln vor sich hindräut wie eh und je. Bloß dass es lustig ist, wenn so ein Dekadenbuch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Läden liegen soll, Redaktionsschluss also vermutlich irgendwann im Sommer ist und dann während des Drucks weltgeschichtliche Umwälzungen stattfinden, die das aufwendige Werk schneller in den Ramsch befördern, als man "Makulatur" sagen kann.
Andererseits ist es eine interessante Erfahrung, noch mal die westdeutsche Perspektive von kurz davor einzunehmen: Man hätte ja wirklich nie gedacht!
Und doch war auf einmal alles anders. Genau wie jetzt wieder in Österreich! Da sagen plötzlich Leute zu einem: Ich bin Fritz. Und das ist Lisa.
Ich habe dann erst zu Hause das Buch vom Wolf Haas lesen können. Der erste Versuch endete nach ein paar Seiten damit, dass ich es genervt weglegte: Was sollte das denn? Dann aber, und das müssen Sie mir einfach glauben, musste ich mich innerlich nur ein wenig neu justieren. Ich fing noch mal von vorne an - und hatte so viel Freude wie seit langem an keinem Lesestück.
Link zu diesem Beitrag (8 Kommentare) | Kommentieren [?]
Manchmal wünsche ich mir die Telefonbank auf dem Flur zurück. Ein schnurgebundenes Telefon, das da steht und zu dem man hingeht.
Man müsste eine Theorie der Verklumpung aufstellen, rein rechnerisch sollten sechs schnurlose Apparate für den Hausanschluss ja genügen. Aber egal, wo ich gerade bin: Wenn das Telefon vielstimmig drauflospiept, renne ich verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, quer durch die Etagen, reiße Türen auf und hebe Bettdecken hoch, man kann diese elektronischen Klänge ja sehr schlecht orten, manchmal bin ich schon ganz nahe - und dann springt der Anrufbeantworter an.
Eine Normalverteilung will sich da einfach nicht einstellen, und auch wenn ich regelmäßig alle Handapparate auf die entsprechenden Ladeschalen verteile, muss ich nur mal kurz aus dem Haus gehen, schon ist keines mehr zu finden.
Es ist mir deshalb wichtig, diese Telefone alle am Leben zu erhalten, denn noch weniger dürfen es auf keinen Fall werden. Es handelt sich um zwei Dreierensembles: Eine Billigvariante und ein Modell des bekannten Herstellers, der früher mal schöne orange Wählscheibenapparate für die Deutsche Bundespost produziert hat.
Neulich musste ich drei Akkus nachbestellen. Es war zu wiederholten Gesprächsabbrüchen gekommen. Zwei konnte ich ersetzen, das dritte Gerät aber blieb verschwunden, es musste spannungslos irgendwo liegen und konnte deshalb auch nicht über die akustische Suchfunktion geortet werden.
Wie froh war ich deshalb, als gestern jemand das schwarze Handteil doch noch in einer Schublade fand! Nun musste ich nur noch den Akku austauschen. Dann aber erkannte ich, warum es jemand beiseitegelegt hatte: Einer der beiden Stiftkontakte an der Unterseite war abgebrochen, so dass das Gerät beim Einsetzen in die Ladeschale gar keinen Kontakt bekam.
Es ist ja so: Der normale Billighersteller versieht seine Schnurlostelefone mit zwei Kontaktflächen, die auf entsprechenden Gegenstücken aufliegen, wenn man das Gerät zum Laden in die Station stellt. Nur Tante Siemens muss ankommen und sich etwas Umständliches ausdenken: Machen wir Stiftkontakte, die in geringem Abstand von einem Plastikrand umfasst sind. In die Ladeschale jedoch bauen wir gefederte Kontakflächen, die sich wiederum in einer kleinen Öffnung befinden, so dass der Stift genau in diese Führung gesteckt wird, wo er sich den begehrten Saft ziehen kann. Toll!
Vielleicht telefonieren manche Menschen temperamentvoller als ich, jedenfalls legen sie so auf: Schon oft musste ich die blöden Stiftkontakte wieder senkrecht ausrichten, denn sobald sie auch nur leicht verbogen sind, treffen sie nicht mehr ihren Gegenkontakt, ganz im Gegenteil neigten sie zu noch viel stärkerem Verbiegen, wenn man meint, das Telefon mit Gewalt dennoch so weit in die Schale quetschen zu müssen, bis das kleine Bestätigungsgeräusch ("Bleep") erklingt. Meine Appelle ("Ihr müsst das Gerät exakt senkrecht aufsetzen, herrgottnochmal, das kann doch nicht so schwer sein!") blieben selbstverständlich ohne Wirkung. Und nun war ich mit einem gänzlich abgebrochenen Stiftkontakt konfrontiert!
Sie werden lachen, aber ich habe tatsächlich probiert, den Apparat auseinanderzubauen. Natürlich war er komplett verschweißt, so dass er nicht zerstörungsfrei zu öffnen gewesen wäre. Dann aber sah ich mir die Stelle mit dem fehlenden Stift noch einmal genauer an: Schimmerte es da drinnen nicht metallisch? Ich suchte also einen Nagel mit passendem Durchmesser, kniff mit der Zange den Kopf ab und schob ihn ins Gerät. Schnell noch auf Länge gebracht, schon konnte ich den originalen Nachkriegs-Ersatzstiftkontakt testen und das Telefon erwartungsfroh auf die Ladeschale setzen: Bleep!
Nun dachte ich an den rauhen Alltag dieser armen Geräte. Es war völlig klar: Der Nagel würde von unsensiblen Zeitgenossen beim gedankenlosen Auflegen irgendwann nach innen gedrückt werden, außerdem mangelte es an seitlicher Führung, so dass er bald wieder den winzigen Federkontakt verfehlt hätte.
Zwei eingetrocknete Tuben Sekundenkleber später fand ich doch noch ein Fläschchen Super Glue Gel, das ich äußerst vorsichtig um den Nagel herum applizierte, um ihn an seiner Position zu halten und ihm zugleich mehr seitliche Stabilität zu verleihen. Eine Stunde ließ ich das Zeug trocknen, prüfte noch einmal den Sitz des Nagels, setzte das Gerät vorsichtig in die Ladeschale und freute mich über das "Bleep". Das hatte geklappt! Zufrieden ging ich schlafen.
Heute früh klingelte das Telefon, still freute ich mich an seinem Klingeln. Dann rief jemand: Hey! Was ist das denn!? Ich kann das Telefon gar nicht abnehmen!
Man müsste eine Theorie der Verklumpung aufstellen, rein rechnerisch sollten sechs schnurlose Apparate für den Hausanschluss ja genügen. Aber egal, wo ich gerade bin: Wenn das Telefon vielstimmig drauflospiept, renne ich verzweifelt von Zimmer zu Zimmer, quer durch die Etagen, reiße Türen auf und hebe Bettdecken hoch, man kann diese elektronischen Klänge ja sehr schlecht orten, manchmal bin ich schon ganz nahe - und dann springt der Anrufbeantworter an.
Eine Normalverteilung will sich da einfach nicht einstellen, und auch wenn ich regelmäßig alle Handapparate auf die entsprechenden Ladeschalen verteile, muss ich nur mal kurz aus dem Haus gehen, schon ist keines mehr zu finden.
Es ist mir deshalb wichtig, diese Telefone alle am Leben zu erhalten, denn noch weniger dürfen es auf keinen Fall werden. Es handelt sich um zwei Dreierensembles: Eine Billigvariante und ein Modell des bekannten Herstellers, der früher mal schöne orange Wählscheibenapparate für die Deutsche Bundespost produziert hat.
Neulich musste ich drei Akkus nachbestellen. Es war zu wiederholten Gesprächsabbrüchen gekommen. Zwei konnte ich ersetzen, das dritte Gerät aber blieb verschwunden, es musste spannungslos irgendwo liegen und konnte deshalb auch nicht über die akustische Suchfunktion geortet werden.
Wie froh war ich deshalb, als gestern jemand das schwarze Handteil doch noch in einer Schublade fand! Nun musste ich nur noch den Akku austauschen. Dann aber erkannte ich, warum es jemand beiseitegelegt hatte: Einer der beiden Stiftkontakte an der Unterseite war abgebrochen, so dass das Gerät beim Einsetzen in die Ladeschale gar keinen Kontakt bekam.
Es ist ja so: Der normale Billighersteller versieht seine Schnurlostelefone mit zwei Kontaktflächen, die auf entsprechenden Gegenstücken aufliegen, wenn man das Gerät zum Laden in die Station stellt. Nur Tante Siemens muss ankommen und sich etwas Umständliches ausdenken: Machen wir Stiftkontakte, die in geringem Abstand von einem Plastikrand umfasst sind. In die Ladeschale jedoch bauen wir gefederte Kontakflächen, die sich wiederum in einer kleinen Öffnung befinden, so dass der Stift genau in diese Führung gesteckt wird, wo er sich den begehrten Saft ziehen kann. Toll!
Vielleicht telefonieren manche Menschen temperamentvoller als ich, jedenfalls legen sie so auf: Schon oft musste ich die blöden Stiftkontakte wieder senkrecht ausrichten, denn sobald sie auch nur leicht verbogen sind, treffen sie nicht mehr ihren Gegenkontakt, ganz im Gegenteil neigten sie zu noch viel stärkerem Verbiegen, wenn man meint, das Telefon mit Gewalt dennoch so weit in die Schale quetschen zu müssen, bis das kleine Bestätigungsgeräusch ("Bleep") erklingt. Meine Appelle ("Ihr müsst das Gerät exakt senkrecht aufsetzen, herrgottnochmal, das kann doch nicht so schwer sein!") blieben selbstverständlich ohne Wirkung. Und nun war ich mit einem gänzlich abgebrochenen Stiftkontakt konfrontiert!
Sie werden lachen, aber ich habe tatsächlich probiert, den Apparat auseinanderzubauen. Natürlich war er komplett verschweißt, so dass er nicht zerstörungsfrei zu öffnen gewesen wäre. Dann aber sah ich mir die Stelle mit dem fehlenden Stift noch einmal genauer an: Schimmerte es da drinnen nicht metallisch? Ich suchte also einen Nagel mit passendem Durchmesser, kniff mit der Zange den Kopf ab und schob ihn ins Gerät. Schnell noch auf Länge gebracht, schon konnte ich den originalen Nachkriegs-Ersatzstiftkontakt testen und das Telefon erwartungsfroh auf die Ladeschale setzen: Bleep!
Nun dachte ich an den rauhen Alltag dieser armen Geräte. Es war völlig klar: Der Nagel würde von unsensiblen Zeitgenossen beim gedankenlosen Auflegen irgendwann nach innen gedrückt werden, außerdem mangelte es an seitlicher Führung, so dass er bald wieder den winzigen Federkontakt verfehlt hätte.
Zwei eingetrocknete Tuben Sekundenkleber später fand ich doch noch ein Fläschchen Super Glue Gel, das ich äußerst vorsichtig um den Nagel herum applizierte, um ihn an seiner Position zu halten und ihm zugleich mehr seitliche Stabilität zu verleihen. Eine Stunde ließ ich das Zeug trocknen, prüfte noch einmal den Sitz des Nagels, setzte das Gerät vorsichtig in die Ladeschale und freute mich über das "Bleep". Das hatte geklappt! Zufrieden ging ich schlafen.
Heute früh klingelte das Telefon, still freute ich mich an seinem Klingeln. Dann rief jemand: Hey! Was ist das denn!? Ich kann das Telefon gar nicht abnehmen!
Link zu diesem Beitrag (14 Kommentare) | Kommentieren [?]
Irgendwie erinnert mich das schon wieder an die Beatles.
Jedenfalls gibt es Leute, die bei einem Spaziergang 48 Steinpilze finden. Zu denen gehöre ich nicht. Einmal suche ich und finde gar nichts, und wenn dann am nächsten Tag hier ein Pilz steht und da noch einer, denke ich: Pff, die paar!, jetzt können sie mich mal, das lohnt sich ja doch nicht.
Aber dann steht schon wieder so ein Butterpilz mitten auf dem Weg, da hinten gleich noch einer - und da oben eine ganze Ansammlung!, also habe ich den Rucksack geholt und ein Messer und bin noch mal los.
"Butterpilze lasse ich meist stehen, die haben nicht so einen besonderen Geschmack, die nehme ich nur mit, wenn's unbedingt Masse sein soll", hatte ich gerade noch aus der Steinpilzfraktion gehört, und ich kann mir das schon vorstellen, so ein Steinpilz gehört einfach zum Feinsten, das man essen kann, und getrocknet adelt er jede Soße und jedes Fleischgericht. Eine Ladung Pfifferlinge: Herrlich! Eine Krause Glucke: Ganz was Besonderes, etwas eigen, aber ein Genuss!
Dagegen fällt der gemeine Butterpilz tatsächlich ab, er schmeckt vor allem als Jüngling, dann hat er auch etwas mehr Aroma als etwa der Champignon, doch ich nahm natürlich alles mit, auch die großen mit der breiten Krempe, die nicht mehr so knackig glänzten, schließlich wollte ich meine Pfanne vollkriegen.
Das war dann eine ziemliche Fummelei, draußen wurde es schon dunkel, im Kerzenlicht prüfte, reinigte und schnitt ich meine Beute, die Stiele mussten weg und die schwammigen Röhren, da blieb netto gar nicht so viel übrig, also schmiss ich eine Gemüsezwiebel in die stirnlampenbeleuchtete Pfanne auf dem Holzfeuer und ließ alles zusammen schmurgeln.
Ein paar Steinpilze hätten sicher nicht geschadet, und nicht mal Pfifferlinge waren dabei. So blieb es beim reinen Butterpilz, kein übler Kerl, sehr basic, sehr down-to-earth, nur etwas Gesellschaft kann er durchaus gebrauchen.
Im Gegensatz zu mir.
Jedenfalls gibt es Leute, die bei einem Spaziergang 48 Steinpilze finden. Zu denen gehöre ich nicht. Einmal suche ich und finde gar nichts, und wenn dann am nächsten Tag hier ein Pilz steht und da noch einer, denke ich: Pff, die paar!, jetzt können sie mich mal, das lohnt sich ja doch nicht.
Aber dann steht schon wieder so ein Butterpilz mitten auf dem Weg, da hinten gleich noch einer - und da oben eine ganze Ansammlung!, also habe ich den Rucksack geholt und ein Messer und bin noch mal los.
"Butterpilze lasse ich meist stehen, die haben nicht so einen besonderen Geschmack, die nehme ich nur mit, wenn's unbedingt Masse sein soll", hatte ich gerade noch aus der Steinpilzfraktion gehört, und ich kann mir das schon vorstellen, so ein Steinpilz gehört einfach zum Feinsten, das man essen kann, und getrocknet adelt er jede Soße und jedes Fleischgericht. Eine Ladung Pfifferlinge: Herrlich! Eine Krause Glucke: Ganz was Besonderes, etwas eigen, aber ein Genuss!
Dagegen fällt der gemeine Butterpilz tatsächlich ab, er schmeckt vor allem als Jüngling, dann hat er auch etwas mehr Aroma als etwa der Champignon, doch ich nahm natürlich alles mit, auch die großen mit der breiten Krempe, die nicht mehr so knackig glänzten, schließlich wollte ich meine Pfanne vollkriegen.
Das war dann eine ziemliche Fummelei, draußen wurde es schon dunkel, im Kerzenlicht prüfte, reinigte und schnitt ich meine Beute, die Stiele mussten weg und die schwammigen Röhren, da blieb netto gar nicht so viel übrig, also schmiss ich eine Gemüsezwiebel in die stirnlampenbeleuchtete Pfanne auf dem Holzfeuer und ließ alles zusammen schmurgeln.
Ein paar Steinpilze hätten sicher nicht geschadet, und nicht mal Pfifferlinge waren dabei. So blieb es beim reinen Butterpilz, kein übler Kerl, sehr basic, sehr down-to-earth, nur etwas Gesellschaft kann er durchaus gebrauchen.
Im Gegensatz zu mir.
Link zu diesem Beitrag (1 Kommentar) | Kommentieren [?]
... hier geht's zu den --> älteren Einträgen *
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!
* Ausgereift und gut abgehangen, blättern Sie zurück!