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Erster Akt.
Seid mal bitte still. Wir machen zum Aufwärmen ein neues Spiel. Das Spiel heißt Peter Pan.
Das kenne ich! Das kenne ich!, schreit der Junge begeistert. Ich will Peter Pan sein!
Warte mal. Ich muss das doch erst allen erklären. Das Spiel geht so: Es gibt drei Fänger.
Aber ich will Peter Pan sein! Darf ich Peter Pan sein!, schreit der Junge.
Du musst warten. Ich habe noch nicht alles erklärt. Also. Es gibt drei Fänger. Die kriegen Bänder. Die müssen dann versuchen, die anderen Kinder zu berühren.
Und ich bin Peter Pan!, schreit der Junge. Ich will Peter Pan sein!
Warte doch mal! Wenn die Fänger jemanden getroffen haben, muss der sofort stehen bleiben. Der darf nicht weiterlaufen! Man muss vor den Fängern immer weglaufen. Aber wenn man getroffen ist, bleibt man stehen und bewegt sich nicht mehr vom Fleck. OK?
Und ich bin Peter Pan!, ruft der Junge.
Sei doch mal kurz still. Wenn alle stehen und keiner mehr laufen darf, haben die Fänger gewonnen. Also man muss versuchen, sich nicht fangen zu lassen. Aber es gibt noch einen besonderen Mitspieler, das ist Peter Pan.
Das bin ich!, ruft der Junge, das will ich sein!
Lass mich mal zu Ende erklären. Die Fänger müssen vor dem Spiel kurz raus aus der Halle. Dann bestimmen die anderen heimlich einen, der Peter Pan sein soll.
Darf ich? Darf ich Peter Pan sein?, ruft der Junge.
Hör doch mal zu. Die Fänger dürfen gar nicht wissen, wer Peter Pan ist. Nämlich Peter Pan hat magische Kräfte und kann die getroffenen Kinder, die stillstehen müssen, wieder befreien. Wenn Peter Pan die berührt, dann dürfen sie wieder weiterlaufen.
Das mache ich!, schreit der Junge, können wir jetzt anfangen!
Also die Fänger sollen nicht wissen, wer das ist, also der Peter Pan muss ganz unauffällig bleiben und wie alle anderen weglaufen. Aber er muss die befreien, die sich nicht mehr bewegen dürfen, und zwar so, dass die Fänger das nicht merken, wer er ist! Nämlich wenn sie ihn treffen, dann haben sie schon fast gewonnen, dann kann er ja niemanden mehr befreien, weil er selber stehenbleiben muss!
Ja!, Ich weiß!, ruft der Junge, können wir jetzt endlich anfangen, und ich will Peter Pan sein!
Also wer will Fänger sein. Du, du, und du. OK. Ihr nimmt euch jeder ein Band und geht mal kurz raus. Wir rufen euch dann rein. So! Also, was meint ihr, wer ist Peter Pan?
Ich! Ich! Ich will das sein!, ruft der Junge.
Ja, das ist jetzt ein bisschen blöd, du hast das so oft gesagt, da denken sich die Fänger das ja gleich. Du darfst später. Jetzt erst mal jemand anders.
Zweiter Akt.
Ein Spiel findet statt. Fänger fangen Kinder, "Peter Pan" befreit sie unauffällig.
Dritter Akt.
So, jetzt geht ihr drei mal raus, ihr seid diesmal die Fänger. Wir rufen euch dann rein. So. Wer soll denn diesmal Peter Pan sein?
Ich!, ruft der Junge, ich will Peter Pan sein!
Na gut, dann bist du es jetzt. Denk dran: Die sollen das nicht merken. Du musst ganz normal vor denen weglaufen. Und dann befreist du heimlich die, die schon getroffen worden sind.
Ja!, Ja!, ruft der Junge, diesmal bin ich Peter Pan!
Musikalisches Zwischenspiel.
La-la, lalala, la la, lalala, tidüü, tidüü.
La lalala, la la, lalala, tidüü, tidüü.
La la la laaa, la la la laaa.
La la la la-ha-ha, la la la laaa.
Tü tü, tütütü. Tü tü, tütütü. Tidüü, tidüü.
Tü tü, tütütü. Tü tü, tütütü. Tidüü, tidüü.
Hum, hum, hum, hum, huuuum:
La, la, lalala, la la, lalala, tidüü, tidüü.
Vierter Akt.
Die Fänger kommen herein, alle Kinder laufen vor ihnen weg. Die ersten werden getroffen und bleiben stehen.
Ich komme!, rennt der Junge hin, schlägt sie mit großer Geste ab und ruft dabei laut und begeistert: Wuuusch!
Seid mal bitte still. Wir machen zum Aufwärmen ein neues Spiel. Das Spiel heißt Peter Pan.
Das kenne ich! Das kenne ich!, schreit der Junge begeistert. Ich will Peter Pan sein!
Warte mal. Ich muss das doch erst allen erklären. Das Spiel geht so: Es gibt drei Fänger.
Aber ich will Peter Pan sein! Darf ich Peter Pan sein!, schreit der Junge.
Du musst warten. Ich habe noch nicht alles erklärt. Also. Es gibt drei Fänger. Die kriegen Bänder. Die müssen dann versuchen, die anderen Kinder zu berühren.
Und ich bin Peter Pan!, schreit der Junge. Ich will Peter Pan sein!
Warte doch mal! Wenn die Fänger jemanden getroffen haben, muss der sofort stehen bleiben. Der darf nicht weiterlaufen! Man muss vor den Fängern immer weglaufen. Aber wenn man getroffen ist, bleibt man stehen und bewegt sich nicht mehr vom Fleck. OK?
Und ich bin Peter Pan!, ruft der Junge.
Sei doch mal kurz still. Wenn alle stehen und keiner mehr laufen darf, haben die Fänger gewonnen. Also man muss versuchen, sich nicht fangen zu lassen. Aber es gibt noch einen besonderen Mitspieler, das ist Peter Pan.
Das bin ich!, ruft der Junge, das will ich sein!
Lass mich mal zu Ende erklären. Die Fänger müssen vor dem Spiel kurz raus aus der Halle. Dann bestimmen die anderen heimlich einen, der Peter Pan sein soll.
Darf ich? Darf ich Peter Pan sein?, ruft der Junge.
Hör doch mal zu. Die Fänger dürfen gar nicht wissen, wer Peter Pan ist. Nämlich Peter Pan hat magische Kräfte und kann die getroffenen Kinder, die stillstehen müssen, wieder befreien. Wenn Peter Pan die berührt, dann dürfen sie wieder weiterlaufen.
Das mache ich!, schreit der Junge, können wir jetzt anfangen!
Also die Fänger sollen nicht wissen, wer das ist, also der Peter Pan muss ganz unauffällig bleiben und wie alle anderen weglaufen. Aber er muss die befreien, die sich nicht mehr bewegen dürfen, und zwar so, dass die Fänger das nicht merken, wer er ist! Nämlich wenn sie ihn treffen, dann haben sie schon fast gewonnen, dann kann er ja niemanden mehr befreien, weil er selber stehenbleiben muss!
Ja!, Ich weiß!, ruft der Junge, können wir jetzt endlich anfangen, und ich will Peter Pan sein!
Also wer will Fänger sein. Du, du, und du. OK. Ihr nimmt euch jeder ein Band und geht mal kurz raus. Wir rufen euch dann rein. So! Also, was meint ihr, wer ist Peter Pan?
Ich! Ich! Ich will das sein!, ruft der Junge.
Ja, das ist jetzt ein bisschen blöd, du hast das so oft gesagt, da denken sich die Fänger das ja gleich. Du darfst später. Jetzt erst mal jemand anders.
Zweiter Akt.
Ein Spiel findet statt. Fänger fangen Kinder, "Peter Pan" befreit sie unauffällig.
Dritter Akt.
So, jetzt geht ihr drei mal raus, ihr seid diesmal die Fänger. Wir rufen euch dann rein. So. Wer soll denn diesmal Peter Pan sein?
Ich!, ruft der Junge, ich will Peter Pan sein!
Na gut, dann bist du es jetzt. Denk dran: Die sollen das nicht merken. Du musst ganz normal vor denen weglaufen. Und dann befreist du heimlich die, die schon getroffen worden sind.
Ja!, Ja!, ruft der Junge, diesmal bin ich Peter Pan!
Musikalisches Zwischenspiel.
La-la, lalala, la la, lalala, tidüü, tidüü.
La lalala, la la, lalala, tidüü, tidüü.
La la la laaa, la la la laaa.
La la la la-ha-ha, la la la laaa.
Tü tü, tütütü. Tü tü, tütütü. Tidüü, tidüü.
Tü tü, tütütü. Tü tü, tütütü. Tidüü, tidüü.
Hum, hum, hum, hum, huuuum:
La, la, lalala, la la, lalala, tidüü, tidüü.
Vierter Akt.
Die Fänger kommen herein, alle Kinder laufen vor ihnen weg. Die ersten werden getroffen und bleiben stehen.
Ich komme!, rennt der Junge hin, schlägt sie mit großer Geste ab und ruft dabei laut und begeistert: Wuuusch!
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nnier | 13. November 2012 | Topic Klar jewesn
Sehe ich auch so: Tagsüber sind drei Euro ein fairer Preis, da gehört es sich nicht, den Grill mit über die Grenze zu nehmen.
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Bauernregel:
Verliert im Augustn der Bauer die Hose
War gewiss schon im Juli das Gummiband lose
(MAD wie es tönt und stöhnt, 1981)
Neulich, auf dem Rückweg, hatte ich schon ein ganzes Weilchen im Zug gesessen. Die Grenze nach Deutschland war noch nicht lange überschritten, da formte sich im Unbewussten ganz langsam eine Erinnerung. Ich war ja innerlich noch weit weg, ich hing dem allen ja noch ein wenig nach.
Zwar hatte ich bereits eine Nacht in der Zivilisation verbracht und mich mehr schlecht als recht an die Gegenwart anderer Menschen gewöhnt. Etwas aber irritierte mich zusehends, und das war nur zum Teil die Geräuschkulisse. Je länger ich in diesem Zug saß, je näher ich der großen Stadt kam, desto aufdringlicher wurden die Erinerungsfetzen. Woran lag das bloß?
"Alles voller Titten!", erkannte ich plötzlich, hatte es hoffentlich nur halblaut ausgesprochen und kam mit den Gedanken kaum hinterher.
Ich war zuvor noch nicht oft in München gewesen. Einmal 1989, im Oktober, da hatte ich zwar keine Tickets, war aber jung und hoffnungsvoll. Das andere Mal war ebenfalls kalt und grau. Ein paar Jahre waren vergangen, die Hoffnung auch. Wir waren innerdeutsch per Flugzeug angereist, ein Schwachsinn, dann fuhren wir mit U-Bahn oder Taxi nach Neuperlach und zogen unsere albernen Rollkoffer hinter uns her, deren Rädchen auf dem vereisten und mit Split gestreuten Bürgersteig ständig blockierten. All das war völlig hoffnungslos, und wir betraten ein riesiges Zweckgebäude, bekamen Zugangskärtchen und fuhren hoch, schlossen unsere Laptops an und warteten, bis die Zeit verging.
Meist fuhren wir gar nicht in diese, sondern in eine andere Stadt, aber die geklonten Businessmenschen aus Neuperlach waren trotzdem immer dabei, und zwischen allem Kick-Off und Code Walk-Through und Hot Spot Compiler begann ich mich an der Vorstellung zu wärmen, dass die smarten Softwareentwickler und Projektmanager mit ihren Anzügen und Mobiltelefonen plötzlich zur Brotzeit riefen. In diesen deprimierenden Momenten mit Telkos und Travel Arrangements zog ich immer öfter die Phantasie heran, dass der dynamische Dr. Sowieso mit dem stahlgrauen Maßanzug und den gelaserten Koteletten einen Tirolerhut aufsetzt, mit den Händen vor den Knien hin- und herwischt oder im Besprechungsraum um eine kurze Pause zum Platteln bittet.
Zur Chiffre für diese bis zum Exzess ausgereizten Szenarien wurde ein ganz bestimmtes Melodiefragment, und zwar dieses:
Ta - ta - ta - taaaaaa, ta - ta, ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta, taaaaaa ta - ta, ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta ta,
das kennen Sie bestimmt auch.
Wenn die Zeit nicht vergehen wollte, oder im Taxi, oder im Aufzug, oder auf dem Weg ins Meeting, linderte es zuverlässig den Schmerz, die ersten Töne dieses wunderbaren Liedchens so leise wie möglich zu summen, so dass bloß der Leidensgenosse es hören sollte: Ta - ta - ta - taaaaa ...
Das reichte ja schon, denn der tröstende Film im Kopf lief sofort an, wenn sie einen ins distinguierte Whisky-Lokal führten, damit man nicht mal abends seine Ruhe hatte: Guten Abend, Herr Sowieso, darf ich Ihren Mantel nehmen, der Clubbereich ist selbstverständlich reserviert, zum Einstieg empfehle ich den 98er Ardbeg, und für Ihre Gäste mach ma zerst amoi a zünftige Musi, nehmen'S Ihre Tuba bittschön, oans, zwoa: Ta - ta - ta - taaa ...
"Was man nicht alles mit ansehen muss!", empörte ich mich in meinem Bahnsitz, als das nächste erschütternde Dekolleté an mir vorbeigetragen wurde und mich aus meinen Erinnerungen riss. Und immer stieß ich mir den Kopf! Die Dirndl-Dichte nahm zu, das ließ sich nicht leugnen und wirkte durchaus seltsam im ICE zwischen all den Laptops und Anzügen - und dazu drängte sich immer stärker dieses Ta - ta - ta - taaa in mein Bewusstsein, fast unwiderstehlich.
Ich musste mich regelrecht zur Ordnung rufen: Nein, das versteht die junge Frau mit dem zu engen Oberteil vermutlich nicht auf Anhieb, wenn du jetzt aufstehst und dieses Lied anstimmst. Sie kennt womöglich nicht einmal die MAD-Cassette! Außerdem ist der Gang zwischen den Sitzen viel zu eng, um die Knie gegeneinanderzuschlagen und mit den Händen darauf hin- und herzufahren. Und ihr Gefährte mit dem kurzen Hals, dieser Stämmige, mit den Kniestrümpfen und der Lederhose, der so ein rotes Gesicht hat, ob der ein kompatibles Humorverständnis aufweist, wenn du in Pseudobayerisch deine "Bauernregeln" aufsagst? All das ist im übrigen ein dummes Klischee, schau dich um, das sind ein paar Prozent!, wahrscheinlich Zufall!, die meisten hier sehen doch völlig normal aus.
Ich verdrängte also die albernen, kindischen und klischeehaften Gedanken, räusperte mich innerlich mehrmals kräftig und nahm mir vor, die zwei Stunden Umsteigezeit zu nutzen, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Ich hatte sie ja kaum noch in Erinnerung, und was sollte ich im Bahnhof, und jetzt benimmst du dich gefälligst erwachsen und gehst ein paar Eindrücke sammeln, gerade um den Bahnhof herum kann man eine Stadt ja sehr gut kennenlernen.
Dann stieg ich aus.
Verliert im Augustn der Bauer die Hose
War gewiss schon im Juli das Gummiband lose
(MAD wie es tönt und stöhnt, 1981)
Neulich, auf dem Rückweg, hatte ich schon ein ganzes Weilchen im Zug gesessen. Die Grenze nach Deutschland war noch nicht lange überschritten, da formte sich im Unbewussten ganz langsam eine Erinnerung. Ich war ja innerlich noch weit weg, ich hing dem allen ja noch ein wenig nach.
Zwar hatte ich bereits eine Nacht in der Zivilisation verbracht und mich mehr schlecht als recht an die Gegenwart anderer Menschen gewöhnt. Etwas aber irritierte mich zusehends, und das war nur zum Teil die Geräuschkulisse. Je länger ich in diesem Zug saß, je näher ich der großen Stadt kam, desto aufdringlicher wurden die Erinerungsfetzen. Woran lag das bloß?
"Alles voller Titten!", erkannte ich plötzlich, hatte es hoffentlich nur halblaut ausgesprochen und kam mit den Gedanken kaum hinterher.
Ich war zuvor noch nicht oft in München gewesen. Einmal 1989, im Oktober, da hatte ich zwar keine Tickets, war aber jung und hoffnungsvoll. Das andere Mal war ebenfalls kalt und grau. Ein paar Jahre waren vergangen, die Hoffnung auch. Wir waren innerdeutsch per Flugzeug angereist, ein Schwachsinn, dann fuhren wir mit U-Bahn oder Taxi nach Neuperlach und zogen unsere albernen Rollkoffer hinter uns her, deren Rädchen auf dem vereisten und mit Split gestreuten Bürgersteig ständig blockierten. All das war völlig hoffnungslos, und wir betraten ein riesiges Zweckgebäude, bekamen Zugangskärtchen und fuhren hoch, schlossen unsere Laptops an und warteten, bis die Zeit verging.
Meist fuhren wir gar nicht in diese, sondern in eine andere Stadt, aber die geklonten Businessmenschen aus Neuperlach waren trotzdem immer dabei, und zwischen allem Kick-Off und Code Walk-Through und Hot Spot Compiler begann ich mich an der Vorstellung zu wärmen, dass die smarten Softwareentwickler und Projektmanager mit ihren Anzügen und Mobiltelefonen plötzlich zur Brotzeit riefen. In diesen deprimierenden Momenten mit Telkos und Travel Arrangements zog ich immer öfter die Phantasie heran, dass der dynamische Dr. Sowieso mit dem stahlgrauen Maßanzug und den gelaserten Koteletten einen Tirolerhut aufsetzt, mit den Händen vor den Knien hin- und herwischt oder im Besprechungsraum um eine kurze Pause zum Platteln bittet.
Zur Chiffre für diese bis zum Exzess ausgereizten Szenarien wurde ein ganz bestimmtes Melodiefragment, und zwar dieses:
Ta - ta - ta - taaaaaa, ta - ta, ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta, taaaaaa ta - ta, ta-ta-ta-ta-ta, ta-ta-ta-ta-ta-ta ta,
das kennen Sie bestimmt auch.
Wenn die Zeit nicht vergehen wollte, oder im Taxi, oder im Aufzug, oder auf dem Weg ins Meeting, linderte es zuverlässig den Schmerz, die ersten Töne dieses wunderbaren Liedchens so leise wie möglich zu summen, so dass bloß der Leidensgenosse es hören sollte: Ta - ta - ta - taaaaa ...
Das reichte ja schon, denn der tröstende Film im Kopf lief sofort an, wenn sie einen ins distinguierte Whisky-Lokal führten, damit man nicht mal abends seine Ruhe hatte: Guten Abend, Herr Sowieso, darf ich Ihren Mantel nehmen, der Clubbereich ist selbstverständlich reserviert, zum Einstieg empfehle ich den 98er Ardbeg, und für Ihre Gäste mach ma zerst amoi a zünftige Musi, nehmen'S Ihre Tuba bittschön, oans, zwoa: Ta - ta - ta - taaa ...
"Was man nicht alles mit ansehen muss!", empörte ich mich in meinem Bahnsitz, als das nächste erschütternde Dekolleté an mir vorbeigetragen wurde und mich aus meinen Erinnerungen riss. Und immer stieß ich mir den Kopf! Die Dirndl-Dichte nahm zu, das ließ sich nicht leugnen und wirkte durchaus seltsam im ICE zwischen all den Laptops und Anzügen - und dazu drängte sich immer stärker dieses Ta - ta - ta - taaa in mein Bewusstsein, fast unwiderstehlich.
Ich musste mich regelrecht zur Ordnung rufen: Nein, das versteht die junge Frau mit dem zu engen Oberteil vermutlich nicht auf Anhieb, wenn du jetzt aufstehst und dieses Lied anstimmst. Sie kennt womöglich nicht einmal die MAD-Cassette! Außerdem ist der Gang zwischen den Sitzen viel zu eng, um die Knie gegeneinanderzuschlagen und mit den Händen darauf hin- und herzufahren. Und ihr Gefährte mit dem kurzen Hals, dieser Stämmige, mit den Kniestrümpfen und der Lederhose, der so ein rotes Gesicht hat, ob der ein kompatibles Humorverständnis aufweist, wenn du in Pseudobayerisch deine "Bauernregeln" aufsagst? All das ist im übrigen ein dummes Klischee, schau dich um, das sind ein paar Prozent!, wahrscheinlich Zufall!, die meisten hier sehen doch völlig normal aus.
Ich verdrängte also die albernen, kindischen und klischeehaften Gedanken, räusperte mich innerlich mehrmals kräftig und nahm mir vor, die zwei Stunden Umsteigezeit zu nutzen, um ein wenig die Stadt zu erkunden. Ich hatte sie ja kaum noch in Erinnerung, und was sollte ich im Bahnhof, und jetzt benimmst du dich gefälligst erwachsen und gehst ein paar Eindrücke sammeln, gerade um den Bahnhof herum kann man eine Stadt ja sehr gut kennenlernen.
Dann stieg ich aus.
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Nehmen wir das mit der Fanta: Da entdeckte ich eines Tages, wie unglaublich gut mir diese süße Orangenlimonade aus der braungeringelten Glasflasche schmeckte, schon phantasierte ich davon, in meinem Kinderzimmer drei Wasserhähne zu haben: Einen für Fanta, einen für Cola, einen für Sprite. Ich quatschte begeistert drauflos und erzählte in allen Einzelheiten, wie ich mir das vorstellte. In der folgenden Nacht hatte ich einen intensiven Traum: Ich saß in einem (meinem?) Zimmer, das bis zur Decke mit Fanta gefüllt war, konnte hemmungslos trinken und pinkeln und dabei friedlich durch die orangefarbene Unterwasserwelt gleiten.
Die elektrische Eisenbahn fuhr in meiner Phantasie nicht auf dem Fußboden im Kreis herum. Sie schraubte sich in einer Ecke meines Zimmers in Wendelschleifen bis knapp unter die Decke, wo schmale Regalbretter an der Wand befestigt waren, auf denen die Bahn entlangratterte bis zur nächsten Ecke, dort spiralig wieder herunter bis auf den Schreibtisch, wo sie ein paar Kurven nahm, um dann über den Kleiderschrank und unter dem Bett hindurch mein Zimmer durch einen (noch zu schlagenden) Durchbruch in der Wand zu verlassen und im Flur über die Bücherregale hin zum Sockel der Treppe und von dort in die andere Etage weiterzufahren, wo das Ganze erst richtig losgehen sollte.
Vor langer Zeit betrat ich das Haus eines Herrn, der per Annonce irgendwelches Aquarienzubehör angeboten hatte. In seinem Wohnzimmer stand ein riesiges Becken, bestückt mit aufwendigster Technik und voller Schmetterlingsbuntbarsche, die sich in einem riesigen, durchlöcherten Stein verbargen und hervorgeschossen kamen, als es Futter gab. In anderen Teilen der Wohnung gab es weitere Becken, ich zählte insgeamt sechs Stück und fragte nach Kosten und Arbeitsaufwand. "Das ist nun mal mein Hobby, ich find's einfach total geil, und jetzt zeig ich dir mal was", meinte der Herr, führte mich zum Badezimmer und wies auf eine achteckige Spezialanfertigung direkt neben dem WC, ein hohes, schlankes Becken, in dem exotische Fische durch eine bemerkenswert algenfreie Pflanzenwelt glitten.
Einen Hang zur Übertreibung kann ich nicht ganz leugnen, es ging ja so weiter: Wenn mir etwas gefiel, z.B. die Musik einer Band, konnte ich mich ziemlich schwer beherrschen. Da überspielte ich mir natürlich keine Platten auf Cassette, sondern kaufte alle LPs und danach die Singles und dann die ausländischen Pressungen und dann die Kompilation, auf der kein einziges neues Lied war.
Und noch heute, wenn ich im Urlaub bin, ruft es in mir: Hier will ich auch eine Hütte haben! Und dann für immer hierbleiben! Alles andere will ich gar nicht mehr haben! Ich würde das sofort alles eintauschen!
Es gibt inzwischen eine zweite Bewusstseinsschicht in mir, die sich gelegentlich meldet und sagt: Man muss nicht alles gleich haben. Sei doch froh, dass du ab und zu hinfahren kannst. Schau, du musst dich um nichts kümmern, kein Dach abdichten, keinen Zaun herrichten, dir nicht einmal Gedanken darum machen - du bist hier ein Fremder und nur Gast, das hat auch große Vorteile, denn es erwartet niemand etwas von dir. Wer hier wem etwas gönnt oder übelnimmt oder mit wem warum verfeindet ist, bekommst du gar nicht mit und muss dich auch nicht interessieren, denn du bist ein Fremder und bald wieder weg.
Ich lese ab und zu die begeisterten Berichte der Hobbyisten: Ganze Häuser werden da statisch an ihre Grenzen gebracht, es fließen minütlich hunderte Liter Wasser durch irgendwelche Rohre, sie werden von der Zentralheizung mit erwärmt, all das ist völlig ausgeklügelt, und irgendwo ist ein ganzes Zimmer mit dicken Plexiglaswänden abgedichtet, darin schwimmen ein paar Fische.
So gesehen kann ich froh sein, dass ich nicht als junger Facharbeiter über Tarif bezahlt worden bin, sonst hätte ich vielleicht einen Golf GTI mit einer High-End-Anlage ausgestattet und den Motorraum von innen verchromt.
Oder ein eigenes Fantazimmer.
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Manchmal stelle ich mir das noch so wie früher vor - zum Beispiel, wenn man mit der Bahn fahren will: Man befragt eine (meinetwegen elektronische) Auskunft, bekommt die passenden Angebote angezeigt, wählt eines aus und bezahlt. Falls man im Besitz einer Bahncard ist, zahlt man entsprechend weniger.
Hahahahaha! Es ist natürlich ganz anders. Man wird nämlich zuerst gefragt, ob man so eine Bahncard hat, und dann zeigt einem das System nur die Angebote, die es einem zeigen möchte. Hat sich jemand überlegt: Ich fahre viel mit der Bahn, leiste mir eine Bahncard 50 und muss also für jede Fahrt nur die Hälfte zahlen - dann kann es sein, dass ihm bestimmte Angebote vorenthalten werden. Irgendwo spielt ein Algorithmus mit hinein, der sagt: Lass den mal seine 50% vom Normalpreis zahlen, wenn er übernächste Woche von Flensburg nach Freiburg fahren will, und zeige ihm nicht das Kontingent an Sparpreistickets für genau diesen Zug! Die bietest du nur anderen Leuten an.
Ein erfahrener Bahnkunde berichtete mir davon, dass er dieses ausgiebig durchgetestet habe. In seinen Kreisen ist man derzeit der Ansicht, dass eine bestimmte Bahncard ("25er, 1. Klasse") momentan die besten Ergebnisse erbringe. Und natürlich sind wir immernoch in einer frühen, eher primitiven Phase der Realitätsdifferenzierung.
Mein Informant jedenfalls musste lediglich mehrmals dieselbe Verbindung abfragen, bezüglich der Bahncard gab er dabei einmal dieses, einmal jenes an - und bekam reproduzierbar die unterschiedlichen Angebotslisten. Die Filterblase ist demnach noch sehr undicht und kann mit simplen Tricks getestet (und bei genügend Wissen auch überlistet) werden. Dennoch merke ich immer wieder, dass ich noch zu oft in dieser naiven, längst überholten "Auskunft"-Metapher denke: Als liefere eine Suchmaschine wie g**gle auf dieselbe Anfrage von Person A und Person B ein identisches Ergebnis!
Gibt man bei der Suche nach Flügen, so las ich kürzlich irgendwo, einen unscharfen Zeitraum ein, so geht die dahinterliegende Logik davon aus, dass man ein flexibler Reisender ist, dem der genaue Termin nicht so wichtig ist. Man muss ihm folglich günstige Preise bieten, damit er nicht woanders bucht (oder ein anderes Reiseziel wählt) und zeigt also bestimmte, günstige Flüge an. Sucht jemand dagegen exakt einen dieser Flüge, wird dieser für einen wesentlich höheren Preis angeboten: Der Suchende ist ja offenbar auf die Verbindung angewiesen und kann entsprechend besser abgemolken werden.
Wie gesagt sind das noch Anfänge. Yieldmanger und andere Gehirnmanipulatoren bekommen aber heute schon Erektionen, wenn sie sich die künftigen Möglichkeiten bewusst machen: Da brauchen wir gar nicht erst von den Eintrittskarten für Konzerte zu sprechen, die so verkauft werden sollen, dass der beinharte Fan so viel wie möglich zahlt, während zur selben Zeit Tickets bei Gr*upon verramscht werden. Das alles findet ja längst statt.
Aber man muss ja nicht jedem dieselbe Information in seine erweiterte Realität einblenden, da lotsen die Navigationssysteme in der Windschutzscheibe mal so und mal anders, da wissen sie längst, wie du tickst und wo deine Grenze verläuft, und wenn du meinst, dass du nur ein neues Browsertab öffnen und etwas anderes eingeben musst, erkennen sie dich und schmunzeln: Netter Versuch! Gleich nimmt er das Handy seiner Freundin und probiert's noch mal, wetten? Ah, da isser schon.
Dich aber kann keiner austricksen. Du weißt, dass sie dich am Rhythmus deiner Tastatureingaben erkennen, du unterläufst die Stimmerkennung mit Helium und suchst regelmäßig nach zufälligen Begriffen aus dem Wörterbuch. Sehr gut! Und dir ist völlig klar, dass nur dir dieser Beitrag angezeigt wird. Die anderen lesen gerade was über den "Teint", da dachte der nnier früher immer, das sei ein Körperteil: "Sie hatte einen wunderschönen Teint", und er wusste damit nichts anzufangen, davon erzählt er gerade, und wie sein Freund A. mal was vom "Teng" gesagt hat. Das übliche Blabla halt. Du musst dir dieses Blog mal mit einem Android-Smartphone aus dem D2-Netz angucken, wenn du nicht bei Faceb**k eingeloggt bist - du glaubst nicht, was da für ein Zeug steht manchmal!
Hahahahaha! Es ist natürlich ganz anders. Man wird nämlich zuerst gefragt, ob man so eine Bahncard hat, und dann zeigt einem das System nur die Angebote, die es einem zeigen möchte. Hat sich jemand überlegt: Ich fahre viel mit der Bahn, leiste mir eine Bahncard 50 und muss also für jede Fahrt nur die Hälfte zahlen - dann kann es sein, dass ihm bestimmte Angebote vorenthalten werden. Irgendwo spielt ein Algorithmus mit hinein, der sagt: Lass den mal seine 50% vom Normalpreis zahlen, wenn er übernächste Woche von Flensburg nach Freiburg fahren will, und zeige ihm nicht das Kontingent an Sparpreistickets für genau diesen Zug! Die bietest du nur anderen Leuten an.
Ein erfahrener Bahnkunde berichtete mir davon, dass er dieses ausgiebig durchgetestet habe. In seinen Kreisen ist man derzeit der Ansicht, dass eine bestimmte Bahncard ("25er, 1. Klasse") momentan die besten Ergebnisse erbringe. Und natürlich sind wir immernoch in einer frühen, eher primitiven Phase der Realitätsdifferenzierung.
Mein Informant jedenfalls musste lediglich mehrmals dieselbe Verbindung abfragen, bezüglich der Bahncard gab er dabei einmal dieses, einmal jenes an - und bekam reproduzierbar die unterschiedlichen Angebotslisten. Die Filterblase ist demnach noch sehr undicht und kann mit simplen Tricks getestet (und bei genügend Wissen auch überlistet) werden. Dennoch merke ich immer wieder, dass ich noch zu oft in dieser naiven, längst überholten "Auskunft"-Metapher denke: Als liefere eine Suchmaschine wie g**gle auf dieselbe Anfrage von Person A und Person B ein identisches Ergebnis!
Gibt man bei der Suche nach Flügen, so las ich kürzlich irgendwo, einen unscharfen Zeitraum ein, so geht die dahinterliegende Logik davon aus, dass man ein flexibler Reisender ist, dem der genaue Termin nicht so wichtig ist. Man muss ihm folglich günstige Preise bieten, damit er nicht woanders bucht (oder ein anderes Reiseziel wählt) und zeigt also bestimmte, günstige Flüge an. Sucht jemand dagegen exakt einen dieser Flüge, wird dieser für einen wesentlich höheren Preis angeboten: Der Suchende ist ja offenbar auf die Verbindung angewiesen und kann entsprechend besser abgemolken werden.
Wie gesagt sind das noch Anfänge. Yieldmanger und andere Gehirnmanipulatoren bekommen aber heute schon Erektionen, wenn sie sich die künftigen Möglichkeiten bewusst machen: Da brauchen wir gar nicht erst von den Eintrittskarten für Konzerte zu sprechen, die so verkauft werden sollen, dass der beinharte Fan so viel wie möglich zahlt, während zur selben Zeit Tickets bei Gr*upon verramscht werden. Das alles findet ja längst statt.
Aber man muss ja nicht jedem dieselbe Information in seine erweiterte Realität einblenden, da lotsen die Navigationssysteme in der Windschutzscheibe mal so und mal anders, da wissen sie längst, wie du tickst und wo deine Grenze verläuft, und wenn du meinst, dass du nur ein neues Browsertab öffnen und etwas anderes eingeben musst, erkennen sie dich und schmunzeln: Netter Versuch! Gleich nimmt er das Handy seiner Freundin und probiert's noch mal, wetten? Ah, da isser schon.
Dich aber kann keiner austricksen. Du weißt, dass sie dich am Rhythmus deiner Tastatureingaben erkennen, du unterläufst die Stimmerkennung mit Helium und suchst regelmäßig nach zufälligen Begriffen aus dem Wörterbuch. Sehr gut! Und dir ist völlig klar, dass nur dir dieser Beitrag angezeigt wird. Die anderen lesen gerade was über den "Teint", da dachte der nnier früher immer, das sei ein Körperteil: "Sie hatte einen wunderschönen Teint", und er wusste damit nichts anzufangen, davon erzählt er gerade, und wie sein Freund A. mal was vom "Teng" gesagt hat. Das übliche Blabla halt. Du musst dir dieses Blog mal mit einem Android-Smartphone aus dem D2-Netz angucken, wenn du nicht bei Faceb**k eingeloggt bist - du glaubst nicht, was da für ein Zeug steht manchmal!
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